Rede:
ID1400608200

insert_comment

Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14006

  • date_rangeDatum: 13. November 1998

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 10:30 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:58 Uhr

  • fingerprintRedner ID: Nicht erkannt

  • perm_identityRednertyp: Präsident

  • short_textOriginal String: Vizepräsidentin Petra Bläss: info_outline

  • record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 0

  • subjectLänge: 8 Wörter
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. jetztder: 1
    5. Abgeordnete: 1
    6. Klaus: 1
    7. Kinkel,: 1
    8. F.D.P.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Gernot Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr
    verehrten Damen und Herren! Ich sehe einen Unter-
    schied, Herr Kollege Rühe, zwischen Ihrer Position und
    der, die der Bundesaußenminister dargelegt hat. Der
    Bundesaußenminister hat deutlich gemacht, daß es auch
    in einer solchen prekären Situation vernünftiger ist, noch
    einmal in einem Restoptimismus auf eine Lösung zu
    setzen, die eben nicht zu einem militärischen Einsatz
    führt. Sie dagegen machen hier nichts weiter als einen
    Appell, der darauf abzielt, einer anderen Lösung zuzu-
    stimmen. Dazu muß ich sagen: Ich finde das, was Herr
    Fischer hier vorgetragen hat, sympathischer


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Hier geht es nicht um Sympathie!)


    und konstruktiver, und ich finde, daß das in einer besse-
    ren deutschen Tradition steht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben in den letzten Stunden und Tagen durch-
    aus noch Signale bekommen, die anzeigten, daß es eine
    Möglichkeit gibt, in letzter Minute noch ein Einlenken
    der irakischen Führung zu erreichen. Herr Fischer hat
    mit aller notwendigen Deutlichkeit hier zum Ausdruck
    gebracht, daß es keine andere Möglichkeit gibt. Unsere
    Appelle richten sich an niemand anderen als an die ira-

    Bundesminister Joseph Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    kische Führung, als an Saddam Hussein selbst. Er hat es
    in der Hand, Unheil von seinem Land und seiner Bevöl-
    kerung abzuwenden. Darüber sind wir uns doch hof-
    fentlich einig.

    Wir sind uns auch darüber einig – das hat Herr Fi-
    scher deutlich gesagt –, daß es einfach nicht akzeptabel
    ist – es ist vor allem deshalb nicht akzeptabel, weil hier
    die Autorität der Vereinten Nationen, der Weltorgani-
    sation, auf dem Spiel steht –, daß sich der Irak einseitig
    aus seinen Verpflichtungen verabschiedet hat. Aber es
    gab auch Signale in den letzten Stunden, die darauf hin-
    deuteten, vielleicht durch eine Vermittlung, um die ge-
    radezu gebeten wurde, einen Ausweg aus der Falle, die
    hier entstanden ist, zu finden.

    Herr Rühe, leider haben Sie dazu gar nichts gesagt.
    Das heißt, ich hab den Eindruck, daß Sie eher wünschen,
    daß es hier zu einer solchen Auseinandersetzung kommt.


    (Lebhafter Widerspruch bei der CDU/CSU – Paul Breuer [CDU/CSU]: Unglaublich! – Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Eine bodenlose Unterstellung! Setzen Sie sich hin! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Pfui! – Schäm dich!)


    Herr Rühe, warum haben Sie denn dem Außenmini-
    ster nicht zugestimmt, daß bis zum letzten Moment – ich
    habe darauf gewartet, daß Sie, Herr Rühe, das sagen –
    hier verhandelt wird? Ich habe nur festgestellt, daß eine
    solche Äußerung nicht gekommen ist.


    (Paul Breuer [CDU/CSU]: Peinlich! – Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Blamabel!)


    Ich möchte noch etwas Grundsätzliches zu der gan-
    zen Politik gegenüber dem Irak anmerken. Wir haben
    heute morgen hier eine sehr akzeptable und sehr ver-
    nünftige Diskussion mit dem Außenminister im Aus-
    wärtigen Ausschuß geführt. Wir müssen auch darüber
    nachdenken, daß die bisherige Politik des Embargos den
    Irak in eine Situation von individueller Ausweglosigkeit
    geführt hat. Es ist eine grundsätzliche Überlegung, ob es
    richtig ist, eine solche Situation aufrechtzuerhalten. Es
    muß auch in Zukunft wieder die Möglichkeit geben, ein
    politisches Mittel in der Hand zu haben.

    Wir haben eine ganz ähnliche Situation bei Milosevic
    in der Bundesrepublik Jugoslawien.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Aufhören!)

    Hier haben wir kein politisches Mittel mehr in der Hand.
    – Ich sehe Herrn Kinkel. Sie haben uns einmal im Aus-
    wärtigen Ausschuß über Gespräche mit Milosevic be-
    richtet. Sie haben gesagt: Er hat mir geantwortet: Ihr
    könnt machen, was ihr wollt, ihr könnt mir nicht mehr
    weh tun; ihr könnt mich mit nichts mehr bedrohen. –
    Deswegen waren auch die Möglichkeiten reduziert, mit
    ihm überhaupt ein Agreement, einen Konsens zu finden.
    Leider verhält es sich ähnlich – das ist eine grundsätzli-
    che Frage – in bezug auf den Irak.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Es reicht! – Schwätzer!)


    Deswegen müssen wir gemeinsam darüber nachdenken.
    Solche Fragen, wie es überhaupt zu solchen Fallen
    kommen kann, in der Außenpolitik mitzubedenken, ist
    wichtiger, als einseitige Forderungen zu stellen, die
    meines Erachtens spekulativ sind.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Schlechteste Rede des Tages!)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat jetzt
der Abgeordnete Klaus Kinkel, F.D.P.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Kinkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Auch ich bin in der Tat der
    Meinung, daß wir eine sehr zugespitzte Situation in der
    Region haben. Anders als im Februar, wo es relativ lan-
    ge danach aussah, daß die Situation durch politisch-
    diplomatische Gespräche bereinigt werden könnte, ist
    die Situation diesmal komplizierter, weil eben Saddam
    Hussein zum wiederholten Male das, was er dem Gene-
    ralsekretär der Vereinten Nationen fest zugesagt hatte,
    nicht eingehalten hat. Das ist der entscheidende Unter-
    schied.

    Trotzdem glaube ich, daß wir uns hier im Haus ge-
    meinsam – deshalb bin ich an das Rednerpult gegangen
    – über folgende Verfahrensweisen einig sein sollten:

    Erstens. Es muß alles, aber auch wirklich alles ver-
    sucht werden, um auf politisch-diplomatischem Wege zu
    einer Lösung zu kommen. Deshalb fordere ich Kofi
    Annan nochmals auf – ich habe das heute schon an an-
    derer Stelle getan –, unverzüglich in den Irak zu reisen
    und genau wie im Februar den Versuch zu machen, doch
    noch in letzter Minute zu einer politisch-diplomatischen
    Lösung zu kommen, zumal der Irak erklärt hat, daß er zu
    solchen Gesprächen mit Kofi Annan bereit ist. Das ist
    Aufgabe des Generalsekretärs. Der Sicherheitsrat sollte
    nicht nur darüber reden, sondern ihm den Auftrag ertei-
    len, hinzureisen und diese letzte politisch-diplomatische
    Anstrengung zu machen, um doch noch zu einer friedli-
    chen Lösung zu kommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Zweitens. Wenn das nicht gelingt, dann allerdings

    glaube ich, daß es diesmal wirklich zwingend notwendig
    ist, Saddam Hussein zu zeigen, wohin die Reise zu ge-
    hen hat. Denn – ich habe mich mit der Materie auch
    selbst sehr beschäftigt; was der Kollege Fischer vorhin
    erklärt hat, ist zutreffend – wir haben nach wie vor ab-
    solute Unsicherheit im Bereich der biologischen Waf-
    fen. Was das für die Region und für die Welt bedeuten
    kann, brauche ich hier nicht auszumalen.

    Das würde bedeuten, daß wir, wenn die Amerikaner
    bereit sind und die notwendige Rechtsgrundlage gege-
    ben ist – ich glaube, daß sie gegeben ist; ich habe mich
    gestern noch einmal damit beschäftigt –, auf Grund der
    Sicherheitsratsresolution 687 – vor allem der alten,
    aber auch der neuen Resolution vom 5. November –

    Gernot Erler






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    politische und logistische Unterstützung zu leisten
    haben. Zu mehr werden wir nicht gefordert werden, aber
    das ist notwendig; die alte Bundesregierung hat es im
    Februar zugesagt.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Dazu sollten wir uns in einer so ernsten Situation dann
    aber gemeinsam bereit finden.

    Deshalb nochmals mein Appell – ich glaube, es sollte
    unser aller Appell sein –, alles politisch und diploma-
    tisch Mögliche zu versuchen. Für meine Begriffe hat ne-
    ben Rußland und Frankreich, die Einfluß haben, im
    Grunde – wenn überhaupt – nur Kofi Annan die Chance,
    die Sache nochmals zu wenden.

    Deshalb der Appell an den Sicherheitsrat: Gebt ihm
    den Auftrag! Redet nicht immer nur darüber, sondern
    gebt ihm in der Funktion als Sicherheitsrat den klaren
    Auftrag, dorthinzureisen! Im Sicherheitsrat wird näm-
    lich immer herumgeredet – heute kann ich das einmal
    deutlich sagen. Gebt ihm den Auftrag, als Generalse-
    kretär dorthinzureisen und eine diplomatische, politische
    Lösung zu suchen. Wenn das allerdings keinen Erfolg
    hat, müssen diejenigen, die handeln, wissen, daß sie un-
    sere politische und logistische Unterstützung haben.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)