Rede:
ID1400607600

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14006

  • date_rangeDatum: 13. November 1998

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    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
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    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Heidi Lippmann-Kasten


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin!
    Meine Damen und Herren! Die Entscheidung des bereits
    abgewählten 13. Bundestages vom 16. Oktober, durch
    einen völkerrechtswidrigen Einsatz der Bundeswehr im
    Rahmen der NATO Jugoslawien gegebenenfalls zu
    bombardieren, stellte einen tiefen Einschnitt in die deut-
    sche Geschichte dar.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist dieselbe Rede wie heute morgen im Ausschuß!)


    Wer allerdings erwartet hatte, daß Rotgrün neue frie-
    denspolitische Wege beschreiten würde, der wurde arg
    enttäuscht. Der unter Mißachtung des Völkerrechts zu-
    stande gekommene Beschluß wurde, nachdem Abkom-
    men über die Entschärfung des Konflikts erzielt wurden,
    nicht etwa zurückgenommen, sondern der Angriffsbe-
    fehl wurde aufrechterhalten.

    Durch die Entsendung von Kampftruppen nach Ma-
    zedonien, über die wir in den nächsten Tagen beraten
    werden, wird Mazedonien als bisher unbeteiligtes Land
    in den Strudel des Konfliktes hineingezogen,


    (Beifall bei der PDS)

    und zwar ohne daß Mazedonien bis heute einer Statio-
    nierung zugestimmt hat. Man hofft lediglich darauf, daß
    die neue Regierung zustimmen wird.

    Die aktuelle Debatte und auch die Koalitionsverein-
    barung beweisen, daß die neue Regierung nicht den ver-
    sprochenen Wechsel bringen wird, sondern die altbe-
    kannte Machtpolitik der Regierung Kohl nahezu nahtlos
    von Kanzler Schröder und Außenminister Fischer fort-
    gesetzt wird und die Dominanz des Militärischen in der
    Außenpolitik unseligerweise fortbesteht.


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völliger Blödsinn!)


    Statt sich auf den Verfassungsauftrag des Grundgesetzes
    rückzubesinnen, wonach die Bundeswehr nur zu Vertei-
    digungszwecken eingesetzt werden darf, machen Sie
    sich durch Ihre Zustimmung zu Kampfeinsätzen im vor-
    auseilenden Gehorsam zu Befehlsempfängern der USA
    und der NATO.

    An der Verschärfung der Situation im Kosovo trägt
    die bisherige deutsche Außen- und Innenpolitik ein Teil
    Mitverantwortung, zum Beispiel auf Grund des Rück-
    nahmeabkommens, das 1996 Herr Kinkel mit Herrn

    Milosevic unterzeichnet hat, mit dem man die Apart-
    heids- und Vertreibungspolitik gegen die Kosovo-
    Albaner unterstützte. Denkbare Sanktionen unterhalb ei-
    nes militärischen Einsatzes wurden nicht ausreichend
    genutzt, und auch im Dayton-Vertrag wurde die Koso-
    vo-Frage ausgeklammert.

    Die PDS-Fraktion hat die Entsendung einer OSZE-
    Beobachtermission begrüßt.


    (Gernot Erler [SPD]: Aha!)

    Nicht einverstanden sind wir mit der Stationierung von
    Bundeswehrkräften im Rahmen eines NATO-Einsatzes.
    Denn dadurch wird der zunächst positiv erscheinende
    Ansatz der Einbeziehung der OSZE, die Ausweitung
    und Stärkung ihrer Rolle bei der zivilen Konfliktbear-
    beitung, konterkariert.

    Meine Damen und Herren, das bleibt, auch wenn sich
    die UN-Resolution 1203 als Mandat für die Überwa-
    chungs- und sogenannten Notfallmaßnahmen interpre-
    tieren lassen sollte, ein falscher Weg. Meine Fraktion
    wird dem vorliegenden Antrag nicht zustimmen.

    Ich warne ausdrücklich davor, daß die heutige Ent-
    scheidung zu einem Präzedenzfall dafür wird, künftige
    humanitäre, zivile Missionen generell durch das Militär
    zu unterstützen. An die neue Regierung appelliere ich:
    Verzichten Sie auf eine bellizistisch ausgerichtete Poli-
    tik, und beenden Sie Ihre Politik militärischer Interven-
    tionen! Dann werden Sie auch unsere Unterstützung be-
    kommen.


    (Ulrich Irmer [F.D.P.]: Darauf legen wir keinen Wert!)


    Danke.

    (Beifall bei der PDS)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Frau Kollegin Lipp-
mann-Kasten, das war Ihre erste Rede in diesem Hohen
Hause. Ich gratuliere Ihnen dazu.


(Beifall bei der PDS – Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ist total daneben gegangen!)


In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und im Sinne
eines flüssigen Ablaufs der namentlichen Abstimmung
bitte ich um Ruhe in diesem Haus.

Jetzt hat noch einmal Bundesminister Joseph Fischer
das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Verehrte
    Kolleginnen und Kollegen! Die Bundesregierung wurde
    von der CDU/CSU-Fraktion nachdrücklich gebeten – da
    wir keinen Formalstreit wollen und es aus unserer Sicht
    darüber nichts zu streiten gibt, komme ich diesem
    Wunsch im Einverständnis mit den anderen Fraktionen
    gerne nach –, eine aktuelle Unterrichtung über die Irak-
    Krise zu geben. Wir haben darüber heute morgen im
    Auswärtigen Ausschuß bereits ausführlich unterrichtet

    Ulrich Irmer






    (A) (C)



    (B) (D)


    und diskutiert. Ich will in der gebotenen Kürze die
    wichtigsten Punkte hier vortragen.

    Wir sehen die Zuspitzung der Lage im Irak als sehr,
    sehr ernst an. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß es in
    der kommenden Woche zu einer sehr ernsten Konfron-
    tation kommen könnte.

    Die Bundesregierung unterstützt vorbehaltlos die
    Position des Sicherheitsrates. Alle Mitglieder des Si-
    cherheitsrates verurteilen das Vorgehen des Irak und
    fordern den Irak auf – der Sicherheitsrat vertritt, wenn
    man die jetzige Situation mit der Situation in der letzten
    Irak-Krise vor etwa einem halben Jahr vergleicht, eine
    sehr einmütige Haltung –, die Resolution des Sicher-
    heitsrates und die Vereinbarung zwischen dem UN-
    Generalsekretär Kofi Annan und der irakischen Regie-
    rung vollständig und rückhaltlos zu erfüllen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte vor der Abstimmung in aller Kürze, es ist
    wirklich nur im Telegrammstil möglich, – –


    (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie schleudern ja!)


    – Ich schleudere nicht. Sie wollten die Unterrichtung.
    Ich wußte ganz genau, daß es nicht um eine Unterrich-
    tung geht. Ich dachte mir, daß wir uns in einer solch zu-
    gespitzten Situation, in einer solchen Krise zumindest
    darin einig sind, daß wir die Position des Sicherheitsra-
    tes inhaltlich voll unterstützen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich weiß gar nicht, wo es da ein Schleudern gibt.
    Wenn es am Ende zu einem Zusammenprall kommt,

    ist es, so sage ich Ihnen, allein die Schuld der irakischen
    Regierung


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    und eines, wie ich finde, verbrecherischen Regimes,

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der PDS)


    dessen Vorgehensweise von der Völkergemeinschaft
    und auch von der Volksrepublik China, von Rußland,
    von Frankreich, von allen ständigen und nichtständigen
    Mitgliedern abgelehnt wird.


    (Zuruf)

    – Dies ist eine ernsthafte Unterrichtung in einer Situa-
    tion, in der es unter Umständen in der nächsten Woche
    eine militärische Konfrontation geben kann, die das, was
    seit dem Golfkrieg im Bereich des Denkbaren ist, durch-
    aus übersteigen kann. Solch eine Unterrichtung quittie-
    ren Sie – seien Sie mir nicht böse – mit nicht gerade sehr
    kompetenten Zwischenrufen. Deshalb frage ich mich,

    was der Wunsch nach Unterrichtung in diesem Hause
    wirklich soll.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich dachte, Sie wollten eine ernsthafte Unterrichtung
    haben.

    Ich wollte Ihnen nochmals klarmachen, daß es nun
    vor allem beim Irak liegt, der Arbeit der UN-
    Abrüstungsbehörde entgegenzukommen, sie aktiv zu
    unterstützen, um die Aufhebung der schwer auf dem
    Land lastenden Maßnahmen des Boykotts und der Isola-
    tion, die vor allen Dingen die Bevölkerung treffen, zu
    erreichen. Hier betreibt die irakische Regierung ein zy-
    nisches Spiel mit den Schwächsten in der eigenen Be-
    völkerung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS)


    Die Aufhebung dieser Maßnahmen ist gebunden an
    die volle Erfüllung der UN-Sicherheitsratsresolution.
    Das ist die Haltung der Bundesregierung. Ich möchte
    hier noch einmal klarmachen, warum. Die Haltung des
    Irak ist nicht akzeptabel. Wir unterstützen die Haltung
    des Sicherheitsrates. Die Präsidentschaft des Sicher-
    heitsrates haben gegenwärtig die USA inne. Insofern
    unterstützen wir selbstverständlich alle Bemühungen,
    um einen Zusammenprall zu verhindern. Wir haben mit
    Frau Albright und mit Präsident Clinton gesprochen, der
    Bundeskanzler hat gestern noch mit Präsident Clinton
    telefoniert. Ziel der US-Regierung ist es, eine militäri-
    sche Konfrontation zu verhindern. Das bedeutet, daß der
    Irak auf die Grundlage der Erfüllung der Sicherheitsrats-
    resolution zurückgehört.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS)


    Sie werden hieraus keine kleinliche parteipolitische
    Münze schlagen können. Das verspreche ich Ihnen.

    Ich möchte hier nochmals klarmachen, meine Damen
    und Herren: Das atomare Potential des Irak ist weitest-
    gehend erfaßt und zerstört. Das sogenannte atomare
    Dossier kann nach Meinung der UN-Abrüstungskom-
    mission geschlossen werden. Beim Lenkwaffen-Dossier
    gibt es noch Probleme, gibt es noch offene Fragen, auch
    wenn sie weitestgehend abgearbeitet sind. Bei den Che-
    miewaffen gibt es noch sehr ernste Fragen, die aller-
    dings nach Meinung von Herrn Butler, dem Leiter der
    UN-Abrüstungskommission für den Irak, innerhalb von
    drei bis vier Monaten hätten abgearbeitet werden kön-
    nen. Dann wäre in der Tat die Möglichkeit eröffnet ge-
    wesen, zumindest eine teilweise Aufhebung des von den
    Vereinten Nationen angeordneten Boykotts gegenüber
    dem Irak zu beraten und dann auch zu beschließen. Bei
    den biologischen Waffen sind nach wie vor noch sehr
    viele ernste Fragen offen. Das ist die Situation. Der Irak
    hat sich aus dieser Zusammenarbeit verabschiedet, ob-
    wohl die UN-Abrüstungsbehörde seinen Vorstellungen
    immer wieder entgegengekommen ist. Daß er sich dar-

    Bundesminister Joseph Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    aus verabschiedet hat, ist die eigentliche Ursache der
    Krise.

    Ich sage Ihnen nochmals: Wenn es auch manchmal
    schwierig ist, die Dinge zu Ende zu denken, kann es
    nicht akzeptiert werden – niemand im UN-Sicherheits-
    rat, weder ein ständiges noch ein nicht ständiges Mit-
    glied, ist bereit, das zu akzeptieren – daß Massenver-
    nichtungsmittel in den Händen von Saddam Hussein
    verbleiben. Das kann nicht akzeptiert werden.


    (Beifall im ganzen Hause)

    Hier muß die irakische Führung wissen, daß die Völker-
    gemeinschaft – ich betone nochmals: alle Mitglieder des
    UN-Sicherheitsrates – nicht bereit ist, dieses zu akzep-
    tieren. Ich entnehme Ihrem Beifall, daß Sie hier die
    Haltung der Bundesregierung unterstützen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS)