Rede:
ID1400607200

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14006

  • date_rangeDatum: 13. November 1998

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    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Es spricht jetzt der
    Bundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping.

    Rudolf Scharping, Bundesminister der Verteidi-
    gung: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
    Maßnahmen, die die internationale Staatengemeinschaft
    trifft, müssen im Zusammenhang gesehen werden. Dar-
    auf hat mein Kollege Fischer hingewiesen. Der Aufbau
    militärischen Drucks hat zu dem Abkommen zwischen
    Herrn Milosevic und Herrn Holbrooke geführt. Ich will
    an dieser Stelle sagen, damit das auch für die weiteren
    Debatten klar ist: Die Bundesrepublik Deutschland hat
    keine Schwierigkeiten mit dem serbischen Volk und
    hegt keine Animositäten und schon gar nicht Feindschaft
    gegen das serbische Volk; sie bedauert aber, daß das
    serbische Volk eine diktatorische Regierung hat, die das
    eigene Land und andere unter Druck setzt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Mit diesem Abkommen und den Folgevereinbarun-
    gen ist erstens die Verifikation am Boden, also die Mis-
    sion durch die OSZE, und zweitens die bemannte und
    unbemannte Verifikation in der Luft geregelt. Hierfür
    gibt es mehrere Rechtsgrundlagen, über die ich Sie jetzt
    informiere: Neben diesem Abkommen, das häufig er-
    wähnt wird, gibt es ein zweites zwischen dem NATO-
    Oberbefehlshaber und dem jugoslawischen General-
    stabschef; außerdem gibt es einen entsprechenden Be-
    schluß des Ständigen Rates der OSZE und schließlich
    auch die Resolution des Weltsicherheitsrates mit der
    Nummer 1203, die all dies aufgreift und bekräftigt und
    die Staatengemeinschaft ermuntert, in diesem Sinne zu
    verfahren.

    Hinsichtlich der Bedenken gegenüber einer Verifika-
    tion am Boden kann ich das Haus darüber informieren,
    daß mittlerweile alle Staaten begonnen haben, ihre Be-
    obachter zu notifizieren, also anzumelden. Das gilt übri-
    gens für alle europäischen Staaten, einschließlich Ruß-
    lands und der Ukraine, sowie für die Vereinigten Staaten
    von Amerika. Ich sage das deshalb, damit sich einzelne
    Mitglieder des Hauses oder möglicherweise eine Frakti-
    on nicht hinstellen und sich für klüger halten kann als
    die internationale Staatengemeinschaft, Rußland und die
    Ukraine eingeschlossen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Paul Breuer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Im übrigen unterliegen diese 2 000 Beobachter einer
    Gefahr. Es hat keinen Sinn, daran vorbeizureden. Die
    Gefahr ergibt sich daraus, daß in dem Abkommen zwar
    geregelt ist, daß die Bundesrepublik Jugoslawien für
    die Sicherheit der OSZE-Beobachter die Gewährleistung
    zu übernehmen hat, daß aber die UCK eigene Interessen
    verfolgt. Im Kosovo gibt es nicht nur von beiden Seiten
    verursachte Scharmützel, sondern auch den Anspruch,
    bestimmte Gebiete mit angemaßter ziviler Autorität
    zu kontrollieren. Aus diesem Widerstreit einerseits zwi-
    schen den Garantien des Abkommens und anderer-
    seits den Ansprüchen, die die UCK stellt, ergeben sich
    Risiken. Es gibt leider auch andere, aber ich wollte
    das an diesem einen Beispiel deutlich machen. Es sollte
    uns also bewußt sein, daß wir mit der Entsendung
    der Verifikateure auch ein gewisses Risiko eingehen,
    das für diese Menschen erheblich werden kann. Das ist
    – ich stimme dem Kollegen Breuer ausdrücklich zu –
    kein Spaziergang, sondern ein mit Risiko behafteter Ein-
    satz.

    Um so wichtiger wird es sein, daß die Verifikation in
    der Luft funktioniert. Da wird eine Drohnenbatterie der
    Bundeswehr entsandt; diese Informationen haben Sie
    alle. Deswegen will ich mich jetzt auf den Hinweis be-
    schränken, daß die Stationierung dieser Batterie erst er-
    folgen wird, wenn es zu einer entsprechenden Vereinba-
    rung mit der mazedonischen Regierung gekommen ist.
    Dazu konnte es wegen des Regierungswechsels in die-
    sem Lande nicht kommen. Er hat nicht so gut funktio-
    niert wie hier. Aber das ist eine eher scherzhafte Bemer-
    kung am Rande.

    Ich möchte darauf aufmerksam machen – damit
    komme ich auf eine Bemerkung zurück, die ich in der
    ersten Debatte am Dienstag schon gemacht habe –, daß
    wir für politische Lösungen nur ein sehr enges Zeitfen-
    ster haben. Auch wenn das Abkommen eine Zeit von
    drei Jahren vorsieht und wenn jetzt für ein halbes Jahr
    Entscheidungen innerhalb der OSZE oder der NATO
    getroffen werden, für die politische Lösung gibt es ver-
    mutlich nur ein sehr enges Zeitfenster. Es gibt hier eine
    gegenseitige Verantwortung. Man muß das auf mehreren
    Seiten klarmachen. Deswegen will ich in diesem Zu-
    sammenhang sagen, daß Waffenlieferungen gleich wel-
    chen Staates – das gilt auch für Rußland – und aus wel-
    chen Motiven auch immer in dieses Gebiet hinein ange-
    sichts der Chance eines Friedensprozesses ein unver-
    antwortliches Verhalten darstellen. Dabei ist es ganz
    egal, von wem es kommt.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Ich will auch deutlich machen, daß beispielsweise in-
    nerhalb der OSZE die Weigerung Rußlands, im Rahmen
    der OSZE-Maßnahmen auch eine unabhängige Bericht-
    erstattung durch Journalisten aus dem Kosovo heraus zu
    ermöglichen, die Situation ebenfalls eher erschwert als
    erleichtert.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Denn für eine demokratische Entwicklung braucht man
    mehreres, darunter auch eine unabhängige und freie
    Presse.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, vor dem Hintergrund des
    engen Zeitfensters, eines nicht sehr konsistenten Ver-
    haltens einzelner Staaten und der Risiken, die dadurch
    entstehen, wird es um so wichtiger sein, auch die Ent-
    scheidungen sorgfältig vorzubereiten, die sich mit der
    sogenannten Notfalltruppe ergeben werden. Ich will Sie
    darüber informieren, daß im Militärausschuß der NATO
    die entsprechenden Operationspläne abgeschlossen sind.
    Das geschah gestern abend und ist heute dann folgerich-
    tig im Verteidigungsausschuß wie im Auswärtigen Aus-
    schuß berichtet worden.

    Ich greife diesen Gesichtspunkt deshalb auf, weil aus
    den Planungen der NATO und aus den Absichten aller
    Mitgliedstaaten ganz eindeutig hervorgeht, daß mit
    dieser Notfalltruppe nichts verbunden ist, was militäri-
    sche Intervention bedeuten würde. Der Auftrag ist viel-
    mehr absolut klar: den OSZE-Beobachtern im Falle
    eines Risikos, das sehr verschieden eintreten kann, die
    Hilfe zu geben, die sie brauchen, und sie notfalls aus den
    Gebieten, in denen sie bedroht sind, herausholen zu
    können.

    Ich weiß, welche Diskussionen hier und da darum
    herumgeflochten werden. Ich will deswegen in aller
    Deutlichkeit sagen: Es ist eine Notfalltruppe, die helfen
    soll, gegebenenfalls auch zu evakuieren. Sie hat aber
    keinen Auftrag, die OSZE-Mission in dem Sinne durch-
    zusetzen, daß militärisch interveniert würde.


    (Zuruf des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU])


    Ich sage das in aller Deutlichkeit, weil hier im Hause
    häufiger einmal das Wort der militärischen Intervention
    eine Rolle gespielt hat.

    Mit Blick auf aktuelle Berichterstattung und weil Sie
    schon etwas dazwischenrufen, Herr Kollege Rossma-
    nith, will ich auch sagen: Es gibt jetzt Gerüchte über ei-
    nen angeblichen Geheimbericht. Das Bundesministeri-
    um der Verteidigung pflegt nicht nur in diesem Jahr,
    sondern seit vielen Jahren die gute Praxis, die Ausschüs-
    se regelmäßig über die Umstände des Einsatzes der Sol-
    daten im Rahmen von SFOR zu informieren. In diesem
    Zusammenhang ist dem Verteidigungsausschuß bzw.
    seinem damaligen Vorsitzenden am 15. Oktober ein Be-
    richt zur Verfügung gestellt worden, der referiert, was
    Diplomaten aus den Kreisen Moskauer Militärattachés
    beispielsweise in Belgrad hören. Das wird heute öffent-
    lich als ein angeblicher Geheimbericht dargestellt. Das
    ist er nicht. Diese Darstellung könnte man noch hinneh-
    men. Aber die Prüfung von Fragen, die sich mit mögli-
    chen Luftschlägen der NATO ergeben, die Gott sei
    Dank nicht erforderlich geworden sind, in einen Zu-
    sammenhang mit der Aufstellung einer Notfalltruppe zu
    bringen, die die OSZE-Beobachter schützen soll, was

    Bundesminister Rudolf Scharping






    (A) (C)



    (B) (D)


    etwas Grundverschiedenes und etwas ganz anderes ist,
    ist in jeder Hinsicht unzulässig


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    und erweckt übrigens auch in der Öffentlichkeit den
    Eindruck, als wolle man gewissermaßen herbeischrei-
    ben, was von keinem der NATO-Partner gewollt ist,
    nämlich militärische Intervention gewissermaßen „auf
    Teufel komm raus“.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn man
    diese Maßnahmen alle im Zusammenhang sieht, dann
    bleibt am Schluß nur eine einzige Feststellung: Wenn wir
    es mit der Verifikation und mit dem Schutz der Men-
    schen, die sie in unserem Auftrag übernehmen, ernst mei-
    nen, wenn wir es mit dem Friedensprozeß, der eine Chan-
    ce, aber noch längst keine Gewißheit ist, ernst meinen,
    wenn wir es mit den über 50 000 Menschen, die die Wäl-
    der verlassen konnten, aber noch keine dauerhafte Sicher-
    heit in ihren Wohngebieten haben, ernst meinen, dann ist
    es dringend erforderlich, daß wir neben den Maßnahmen,
    die unter Begleitung des Militärs getroffen werden und
    auch getroffen werden müssen, die politischen Bemühun-
    gen unterstützen und verstärken, damit das – so befürchte
    ich – leider nur sehr schmale Zeitfenster, das uns zur Ver-
    fügung steht, genutzt wird und die eingesetzten Menschen
    nicht länger als unbedingt erforderlich einem Risiko aus-
    gesetzt sind, das sie jetzt eingehen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der PDS)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat der
Abgeordnete Ulrich Irmer, F.D.P.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Irmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Da-
    men und Herren! Die F.D.P.-Fraktion wird dem Antrag
    der Bundesregierung zustimmen. Dieser Antrag ist die
    logische Folge des Beschlusses, den der 13. Deutsche
    Bundestag am 16. Oktober gefaßt hat.

    Ich möchte auf eines hinweisen: Das Beste an dem
    Beschluß vom 16. Oktober ist jetzt, in der Rückschau,
    daß die damals als möglich beschlossene militärische
    Zwangsmaßnahme bisher nicht ergriffen werden mußte.
    Richtig ist es aber, daß die Drohkulisse aufrechterhalten
    bleiben muß, weil wir nicht wissen, wie sich ein unbere-
    chenbares Regime wie das von Milosevic in Zukunft
    verhalten wird.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Manchmal erlebt man ja Situationen, die einen etwas
    gespenstisch anmuten.


    (Dr. Helmut Kohl [CDU/CSU]: Sehr wahr! Sehr gut!)


    Wenn ich höre, wie Herr Außenminister Fischer das
    vorschlägt und gut begründet, überkommt mich ein we-
    nig die Erinnerung


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Wehmut!)


    an eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt.
    Was haben wir uns in diesem Hause alles anhören müs-
    sen! Ich will einmal daran erinnern, daß wir seinerzeit,
    als die Rechtsgrundlage für die Beteiligung der Bun-
    deswehr an friedenserhaltenden Maßnahmen noch unge-
    klärt war, der SPD vorgeschlagen haben, man möge
    durch eine Klarstellung im Grundgesetz diese Zweifel
    beseitigen, und daß die SPD dies abgelehnt hat, nicht
    weil sie rechtliche Bedenken hatte, sondern weil sie es
    politisch nicht wollte. Das ist erst wenige Jahre her.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich habe noch im Ohr, wie insbesondere eine Kolle-

    gin und ein Kollege aus der Fraktion Bündnis 90/Die
    Grünen – ich nenne sie mit Namen –, Frau Kollegin
    Beer – sie nickt zustimmend; danke, Frau Kollegin –
    und der Kollege Ludger Volmer, uns, als wir die Betei-
    ligung Deutscher an den AWACS-Einsätzen beschlos-
    sen haben, vorgehalten haben, wir täten dies nicht aus
    humanitären Gründen, wir täten dies nicht, um den Frie-
    den zu erhalten, sondern wir täten dies ganz bewußt und
    bösartig, um die deutsche Außenpolitik zu militarisieren.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Und heute klatschen sie!)


    Und heute steht der frühere Fraktionssprecher und jetzi-
    ge Außenminister, Joseph Fischer, vor uns und emp-
    fiehlt uns dringend – in Richtung seiner Fraktion fast be-
    schwörend – die Zustimmung zu dem Vorschlag der
    Bundesregierung. Ich kann nur sagen: Ich freue mich
    über diese Entwicklung. Aber ich sage in Abwandlung
    eines alten Spruches: Welch eine Wendung durch
    Joschkas Fügung.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch et-
    was sehr Ernstes sagen. Herr Fischer hat auf den dritten
    Korb der Vereinbarungen Holbrooke-Milosevic hinge-
    wiesen. Wir müssen uns über eines klar sein: Wir haben
    immer betont, militärische Maßnahmen können nur das
    letzte Mittel sein, wenn politische Maßnahmen nicht ge-
    fruchtet haben. Ich beschwöre alle Beteiligten, eine
    Friedenslösung für den Kosovo zu suchen. Ich rege an,
    daß die Staatengemeinschaft ein zweites Dayton-
    Abkommen initiiert und vorbereitet. In diesen Prozeß
    müssen alle Interessen eingebunden werden. Die Posi-
    tionen stehen sich heute unversöhnlich gegenüber. Die
    einen wollen nicht Autonomie, sondern Unabhängigkeit,
    die anderen sagen: An unserem Staatsverband wird kei-
    nen Deut gerüttelt. Hier muß, auch durch äußeren
    Druck, eine Vereinbarung politischer Natur zustande
    kommen. Ansonsten werden wir Jahr für Jahr, auch in
    ferner Zukunft, hier stehen und werden immer wieder
    solche Beschlüsse zu fassen haben wie heute.

    Auch das Völkerrecht muß weiterentwickelt werden.
    Das Völkerrecht ist nicht darauf eingestellt, daß es Kon-
    flikte innerhalb von Staaten gibt. Wir müßten im Völ-
    kerrecht für Situationen wie im Kosovo Regeln entwik-

    Bundesminister Rudolf Scharping






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    keln, wonach eine Bevölkerung ihre legitimen Rechte
    wahrnehmen kann, ohne sich aus einem Staatsverband
    zu lösen.

    Ich wiederhole: Die F.D.P.-Fraktion stimmt der Vor-
    lage der Bundesregierung zu.

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne ten der CDU/CSU)