Rede:
ID1400606900

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14006

  • date_rangeDatum: 13. November 1998

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
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    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Bun-
    desregierung bittet heute den Deutschen Bundestag, der
    Entsendung deutscher Kräfte zur Teilnahme an einer
    NATO-Operation zur Luftüberwachung der VN-
    Sicherheitsratsresolutionen 1160 und 1199 zuzustim-
    men. Die Bundesregierung beabsichtigt, nach der Zu-

    stimmung des Deutschen Bundestages an dieser Opera-
    tion mit unbewaffneten, unbemannten und ferngesteu-
    erten Aufklärungsflugzeugen teilzunehmen.

    Für die Bedienung einschließlich des Schutzes dieses
    empfindlichen Geräts sollen bis zu 350 Soldaten einge-
    setzt werden. Darüber hinaus soll deutsches Personal im
    fliegenden NATO-Frühwarn- und -führungssystem
    AWACS eingesetzt werden.

    Ich möchte nochmals den Zusammenhang zu der
    Sondersitzung des 13. Deutschen Bundestages her-
    stellen, der in seiner letzten Sitzung beschlossen hat, an
    einer möglichen NATO-Militäraktion teilzunehmen. Die
    Konsequenz dieses Beschlusses war dann eine in letzter
    Minute erreichte Einigung zwischen dem US-
    Sondergesandten Richard Holbrooke und der Regierung
    in Belgrad. Sie hat eine Militäraktion verhindert. Diese
    geplante Militäraktion hatte zum Zweck, eine humanitä-
    re Katastrophe im Kosovo angesichts zahlloser Flücht-
    linge, zerstörter Dörfer, zerstörter Wohnungen und des
    drohenden Winters abzuwehren.

    Heute können wir sagen, daß die humanitäre Kata-
    strophe – alle vor Ort berichten dies – abgewehrt werden
    konnte. Ich denke, das ist ein erster wichtiger Erfolg.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Die Flüchtlinge sind zum überwiegenden Teil in ihre
    Dörfer und Häuser zurückgekehrt. Worauf es jetzt an-
    kommt, ist, die Abwendung der humanitären Katastro-
    phe in eine Verstetigung des friedlichen Zusammenle-
    bens, des friedlichen Alltags, des Wiederaufbaus, der
    Hilfe zum Wiederaufbau und einer politischen Lösung
    zu führen.

    Holbrooke hatte drei Körbe verhandelt. Die Umset-
    zung von allen drei Körben wird für die Abwendung der
    humanitären Katastrophe, für die Beendigung des Krie-
    ges und für eine politische Lösung letztendlich unab-
    weisbar sein. Es besteht hier ein Sachzusammenhang;
    deswegen müssen wir den Bundestag heute erneut mit
    einem Beschluß beschäftigen und werden ihn in abseh-
    barer Zukunft mit einem weiteren Beschluß zu beschäf-
    tigen haben. Ich füge gleich hinzu: Das liegt nicht an der
    Bundesregierung, sondern allein an den Problemen, die
    sich aus dem Konsultationsprozeß des NATO-Rates und
    der Beschlußfassung dort ergeben. Wir hätten dies gern
    in einem Beschluß zusammengefaßt.

    Lassen Sie mich in aller Kürze auf die Realisierung
    der drei Körbe zu sprechen kommen.

    Zum ersten, dem humanitären Korb: Mit dem nach
    Meinung westlicher Beobachter und der entsprechenden
    NATO-Stellen weitestgehend umgesetzten Rückzug der
    jugoslawischen Truppen und Sondereinheiten ist die
    Rückkehr der Flüchtlinge ermöglicht worden. Damit ist
    eine humanitäre Katastrophe abgewendet worden.

    Der zweite Korb ist die Überwachung dieses Prozes-
    ses. Auch dieser Korb ist sowohl für die Sicherheit der
    Menschen im Kosovo als auch für den Fortgang der po-
    litischen Lösung unabweisbar. Dafür hat die Bundesre-

    Hans-Ulrich Klose






    (A) (C)



    (B) (D)


    gierung in ihrer ersten Kabinettssitzung beschlossen, daß
    wir uns mit bis zu 200 zivilen Mitarbeiterinnen und Mit-
    arbeitern an der OSZE-Mission beteiligen.

    Ich habe es an anderer Stelle schon gesagt: Hierin
    liegt ein entscheidender Schritt nach vorne für die Rolle
    der OSZE im Peacekeeping, das heißt im Überwachen
    des Friedens, in der Durchsetzung des Friedens mit zi-
    vilen Mitteln in Europa. Ich sehe hier ebenfalls einen
    großen Fortschritt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS und der F.D.P.)


    Der Kollege Scharping und das Auswärtige Amt
    werden je 80 Personen, das Bundesinnenministerium
    wird 40 Personen – jeweils als Höchstgrenze – bereit-
    stellen und in den Kosovo entsenden. Die Entsendung
    wird im Dezember, nachdem alle Vorarbeiten getroffen
    sind und die Einstellungen entsprechend abgeschlossen
    wurden, vorgenommen werden.

    Wenn man sich dazu durchringt, diesen Schritt zu tun
    – ich sehe in diesem zivilen Peacekeeping einen wirk-
    lich historischen Durchbruch –, dann wird es entschei-
    dend sein, daß man den Menschen, die man dort hin-
    schickt, optimale Bedingungen schafft. Ich weiß, sehr
    viele Kolleginnen und Kollegen – auch und gerade auf
    der linken Seite des Hauses – haben, als sie in der Son-
    dersitzung zugestimmt haben, auf Grund der rechtlichen
    Aspekte und auch der politischen Folgen, die sich daraus
    ergeben können, offene Fragen gehabt. Ich weiß, es gibt
    nach wie vor Fragen und Probleme in diesem Zusam-
    menhang. Ich bitte aber alle, die sich mit der Zustim-
    mung schwertun, zu bedenken, daß die Verifikation der
    OSZE-Mission daran hängt, daß die militärische, aber
    unbewaffnete Luftraumüberwachung ebenfalls stattfin-
    det.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Die Bundesregierung bittet Sie heute um Ihre Zu-
    stimmung; denn es geht nicht nur um die Verifikation
    am Boden; vielmehr muß diese Verifikation am Boden
    durch eine militärische, aber unbewaffnete Luft-
    raumüberwachung gestützt werden. Da es sich hier um
    hochgeheimes Gerät handelt – der Kollege Scharping
    wird noch auf das Erfordernis einer klaren Vereinbarung
    mit der Regierung in Makedonien zu sprechen kommen
    –, wird es hier ebenfalls zum Einsatz von bewaffneten
    Kräften seitens der Bundeswehr zwecks Bewachung des
    unbemannten Fluggeräts kommen. Der Fall, der hier
    eingetreten ist, ist konstitutiv. Deswegen muß der Ge-
    setzgeber, der Deutsche Bundestag, darüber abstimmen.
    Ich hoffe, Sie werden mit Ja stimmen.

    Lassen Sie mich noch auf den dritten und, ich glaube,
    schwierigsten Punkt zu sprechen kommen, den Korb 3,
    die politische Lösung. Wir müssen davon ausgehen, daß
    die beiden beteiligten Konfliktparteien sich ausschlie-
    ßende, hochsymbolisch aufgeladene Interessen verfol-
    gen. Die albanische Seite will die Unabhängigkeit, die
    Sezession des Kosovos. Ich kenne keine politische Kraft
    in Belgrad, die bereit ist, dies zu akzeptieren.

    Wir haben hier eine sehr schwierige Situation. Die
    Haltung des Westens ist klar definiert. Die Haltung des
    Westens, die der Bundesrepublik Deutschland, die der
    Vorgängerregierung und auch die dieses Hauses war
    immer die, daß wir Sezession, Unabhängigkeit nicht
    unterstützen; vielmehr unterstützen wir die Durchset-
    zung der Menschenrechte und ein weitgehendes Auto-
    nomiestatut, allerdings im Rahmen der Bundesrepublik
    Jugoslawien. Dies ist Gegenstand der Holbrooke-
    Milosevic-Vereinbarung.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie des Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.])


    Gestern habe ich, wie ich heute den Ausschüssen be-
    richtete – auch hier möchte ich es noch einmal erwähnen
    –, in einem Gespräch im Ministerium mit Vertretern der
    Kosovo-Albaner aus Pristina und auch mit hier lebenden
    Exilalbanern auch darauf hingewiesen, daß wir mit gro-
    ßer Sorge die Entwicklung von Gewalteinsatz auf alba-
    nischer Seite sehen. Der Friedensprozeß setzt Gewalt-
    verzicht auf beiden Seiten voraus.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der SPD, der F.D.P. und der PDS)


    Damit es in diesem Friedensprozeß im Interesse der
    Bevölkerung tatsächlich zu positiven Ergebnissen kom-
    men kann, brauchen wir jetzt diese OSZE-Mission und
    die dazu notwendige Luftraumüberwachung. Sie ist Be-
    standteil dieser Mission. Wir brauchen jetzt vor allen
    Dingen eine Einigung über das entsprechende Statut, ein
    Autonomiestatut für die Dauer von drei Jahren. Auf
    der Grundlage dieses Statuts kann dann im Kosovo ein
    konstitutioneller Prozeß beginnen, begründend auf frei-
    en Wahlen, begründend auf einem aus diesen freien
    Wahlen hervorgegangenen Regionalparlament, begrün-
    dend auf einer eigenen Justiz, begründend auf einer
    eigenen Polizei. Ich denke, das ist es, was jetzt angegan-
    gen werden muß. Hier liegen allerdings noch erhebliche
    Schwierigkeiten. Nur glaube ich nicht, daß wir, ohne
    daß wir hier zu einem positiven Abschluß kommen, tat-
    sächlich eine Entwicklung hin zu dauerhafter Gewalt-
    freiheit und zu Frieden in dieser Region erleben werden.
    An einer solchen Entwicklung haben wir aber großes
    Interesse.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich bitte Sie also, dem Antrag der Bundesregierung
    zuzustimmen. Ich möchte auch all diejenigen, die aus
    nachvollziehbaren Gründen mit einem Ja Schwierigkei-
    ten haben, bitten, nochmals über ihre Entscheidung
    nachzudenken. Ich sage Ihnen ganz persönlich – das
    gilt für den Kollegen Scharping und für den Kollegen
    Schily –:


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Was sagen Sie als Außenminister?)


    Wir schicken unbewaffnete zivile Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeiter in eine sehr schwierige Mission. Die Bun-
    desregierung tut dies als Ganzes; aber ich betone auch

    Bundesminister Joseph Fischer






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    die persönliche Seite. Gerade dann, wenn wir politisch
    von der Notwendigkeit einer stärkeren Rolle der OSZE
    überzeugt sind, müssen wir den Menschen, die bereit
    sind, dieses Risiko in unserem Auftrag einzugehen, op-
    timale Bedingungen schaffen. Dazu gehört ein Ja zur
    heutigen Beschlußvorlage.

    Ich bedanke mich.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Das Wort hat jetzt
der Abgeordnete Paul Breuer, CDU/CSU.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Paul Breuer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Die CDU/CSU-
    Fraktion unterstützt den Antrag der Bundesregierung
    betreffend die Beteiligung der Bundeswehr an der
    NATO-Luftraumüberwachungsoperation über dem Ko-
    sovo. Es geht uns darum, daß Deutschland seinen ver-
    antwortungsvollen und verantwortungsbewußten Beitrag
    dazu leistet, daß die Menschen im Kosovo nicht nur vor
    der humanitären Katastrophe geschützt werden, die sich
    hier angedeutet hatte und zum Teil schon eingetreten
    war, sondern auch auf Dauer eine Lebens- und Friedens-
    perspektive im Kosovo erhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.])


    Es wäre natürlich gut gewesen, Herr Minister Fischer,
    wenn wir heute auch über die Entsendung der Schutz-
    und Evakuierungstruppe, der sogenannten Extraction
    Force, hätten debattieren und entscheiden können. Aber
    es ist richtig: Die Zeitabläufe bei der NATO ließen dies
    nicht zu. Gleichwohl müssen wir heute beides im Zu-
    sammenhang debattieren und würdigen.

    Meine Damen und Herren, für uns muß feststehen,
    daß Milosevic im Abkommen mit dem US-Sonder-
    botschafter Holbrooke nicht zu derart weitreichenden
    Zugeständnissen, wie sie zustande gekommen sind, hätte
    gebracht werden können, wenn nicht auch der Deutsche
    Bundestag, wenn nicht Deutschland seine Verantwor-
    tung in der Art und Weise wahrgenommen hätte, wie
    wir es getan haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen ist es für mich unverständlich – wir werden
    im Laufe der Debatte sicherlich noch einiges dazu hö-
    ren –, daß es in diesem Hause nach wie vor Kollegen
    gibt, die meinen, die Debatte von gestern über Rechts-
    grundlagen usw. erneut führen zu müssen.

    Wir müssen heute sagen: Es war ein Erfolg der inter-
    nationalen Staatengemeinschaft, es war ein Erfolg insbe-
    sondere der NATO, Milosevic zu diesen Zugeständnis-
    sen zu bringen. Wir können das, was wir heute einleiten,
    nur auf der Basis dieses Prozesses, der unter Druck zu-
    stande kam, weiter beraten.

    Es ist wichtig, daß wir nun den zweiten Schritt tun,
    indem wir unseren Willen bekunden, die Einhaltung die-
    ser Zusagen auch wirkungsvoll zu überwachen. Solange

    nicht eindeutig nachprüfbar ist, inwieweit die Bundesre-
    publik Jugoslawien in allen vereinbarten Teilen die Zu-
    sagen einhält, muß die Drohkulisse der NATO so beste-
    henbleiben, wie sie besteht.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Der Abzug der serbischen Sicherheitskräfte, der wohl
    weitestgehend erfolgt ist – das wurde auch von der Bun-
    desregierung deutlich gemacht –, ist nur der erste
    Schritt. Vorrangig wird sein, wie rasch die Modalitäten
    dafür geschaffen werden können, daß alle Flüchtlinge,
    die zum Teil nach wie vor in den Wäldern hausen müs-
    sen, die Angst haben und vom Winter bedroht sind, in
    ihre zerstörten Dörfer oder andere Liegenschaften zu-
    rückkehren können.

    Ich begrüße ausdrücklich, daß sich die neue Bundes-
    regierung zur, wie sie sagt, Kontinuität deutscher Au-
    ßen- und Sicherheitspolitik bekennt. Aber es muß
    schon erlaubt sein, darauf hinzuweisen, daß es die alte
    Koalition war, die die neue Verantwortungsrolle
    Deutschlands in der Staatengemeinschaft zu Beginn der
    90er Jahre maßgeblich befördert hat, und daß Sie damals
    auf einer anderen Seite gestanden haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ohne uns hätten das Ansehen Deutschlands in der Welt
    und die Berechenbarkeit der deutschen Außen- und Si-
    cherheitspolitik damals schweren Schaden erlitten.

    Wir nehmen die innere und äußere Anpassungsfähig-
    keit des neuen Außenministers zur Kenntnis. Der Lernpro-
    zeß, den Sie, Herr Minister Fischer, vollzogen haben, ist
    nun in gleichem Maße auch von Ihren Kolleginnen und
    Kollegen in der bündnisgrünen Fraktion nachzuvollziehen.

    Ich möchte darauf hinweisen – weil man es muß –,
    daß am 16. Oktober bei der Abstimmung des alten Bun-
    destages immerhin nur 26 von 47 Mitgliedern der Grü-
    nen-Fraktion dem Einsatz zugestimmt haben. Das war
    etwas mehr als die Hälfte. Bei so wenig Unterstützung
    aus den eigenen Reihen von einer Kontinuität der Politik
    zu reden, das, Herr Minister Fischer, ist schon etwas
    verwegen. Auch das muß deutlich gesagt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir werden schon genau darauf achten, und zwar

    heute wie in Zukunft, ob die neue Bundesregierung in
    der Lage ist,


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das dürfen Sie auch!)


    für Auslandseinsätze hier im Deutschen Bundestag, in
    diesem Hohen Hause, die erforderlichen Mehrheiten si-
    cherzustellen. Um es klar zu sagen, Herr Kollege
    Schlauch: Wir stellen uns unserer Verantwortung, gar
    keine Frage; das wissen Sie auch. Aber wir sind natürlich
    nicht dazu bereit, Unstimmigkeiten bei Ihnen durch unse-
    re Stimmen zu überdecken. Wir achten genau darauf und
    werden Sie in namentlicher Abstimmung fordern.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Bundesminister Joseph Fischer






    (A) (C)



    (B) (D)


    Spielen Sie also bitte nicht – da möchte ich Sie per-
    sönlich ansprechen, Herr Minister – die Qualität des
    heute und in der kommenden Woche zu beratenden Ein-
    satzes herunter! Sie sprachen eben von einem zivilen
    Peacekeeping. Dieser Einsatz, und zwar sowohl die
    Luftverifikation wie der Einsatz am Boden, der Einsatz
    der 2 000 OSZE-Beobachter ist eine höchst gefährliche
    Unternehmung und kein Weihnachtsspaziergang.

    Wenn ich heute in der „Bild“-Zeitung lese – sicher
    etwas falsch, etwas überzogen dargestellt –, daß die
    Bundesrepublik Jugoslawien Waffeneinkäufe bei der
    Russischen Föderation tätige – ich denke, ich weiß es
    richtig einzuschätzen; da besteht nach wie vor ein Rü-
    stungsabkommen –, dann weiß ich, daß deutsche Streit-
    kräfte dort auch modernsten Waffensystemen begegnen
    können.

    Wenn man weiß, daß es ständig – täglich – Provoka-
    tionen zwischen UCK und serbischen Sicherheitskräften
    gibt – wir sehen beide Seiten –, dann weiß man, in wel-
    ches schwierige Szenario jeder einzelne OSZE-
    Beobachter dort jeden Tag kommen kann, dann weiß
    man, wie notwendig es ist, daß bewaffnete Streitkräfte
    als Schutz- und Evakuierungstruppe, und zwar gut aus-
    gebildet, bestausgebildet, zur Verfügung stehen. Hier
    dann von einem zivilen Peacekeeping zu reden, könnte,
    wenn man es so verstehen will, schon dazu dienen, daß
    Sie Ihren Leuten, insbesondere in der Grünen-Fraktion,
    verkaufen wollen, daß das alles einfach sei, und daß Sie
    eine hohe Zustimmungsrate bekommen wollen. Das ist
    nicht zugelassen. Wir müssen den Menschen in unserem
    Lande, den Beobachtern und den Soldaten, schon klar
    sagen, daß es um eine gefährliche Operation geht. Nur
    wenn wir dies feststellen, besteht auch mental die Si-
    cherheit, daß diese Menschen wohlbehalten wieder nach
    Hause kommen können.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Das ist verantwortliche Politik, meine Damen und Her-
    ren.

    In diesem Zusammenhang will ich eines sagen: Wenn
    es darum geht, die deutschen Truppenteile für die
    Schutz- und Evakuierungstruppe festzustellen, zu identi-
    fizieren – das wird ja in der kommenden Woche gesche-
    hen –, dann fordern wir schon, daß es die Besten sind,
    die die Bundeswehr hat. Das heißt dann, daß in der Ein-
    satzreserve – die braucht man nicht nach Mazedonien zu
    schicken – das Kommando Spezialkräfte vorgehalten
    wird. Das sind die in bestimmten Szenarien am besten
    ausgebildeten Soldaten. Es kann nicht sein, daß deshalb,
    weil die Grünen-Fraktion in der Vergangenheit etwas
    dagegen hatte, daß diese Truppen aufgestellt werden,
    möglicherweise davon abgesehen wird. Auch das will
    ich hier deutlich feststellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Ein letztes Wort zur Finanzierung des Einsatzes.
    Dieser Einsatz kostet viel Geld. Er wird – so schreiben
    Sie es ja in der Vorlage – in diesem Jahr das Geld des
    Verteidigungsetats kosten; das soll aus dem Einzelplan
    14 erwirtschaftet werden. Ich spreche jetzt einmal mit

    der Sprache, in der die SPD-Opposition – jetzt in der
    Regierung – in der Vergangenheit mit uns geredet hat.
    Sie haben den damaligen Finanzminister, den Kollegen
    Dr. Waigel, ständig dazu aufgefordert, daß er das Geld
    aus dem Gesamthaushalt geben solle. Ich fordere auch
    Sie jetzt dazu auf. Sollten Sie, Herr Minister Scharping,
    damit Schwierigkeiten haben: Unsere Unterstützung ist
    Ihnen sicher.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)