Rede:
ID1400606000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. für: 1
    4. dieCDU/CSU-Fraktion: 1
    5. hat: 1
    6. der: 1
    7. Kollege: 1
    8. Peter: 1
    9. Rauen.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen
    und Herren! Weil hier einige mit Zahlen, Daten, Fakten
    und Wahrheiten auf Kriegsfuß stehen, möchte ich zu-
    nächst einmal etwas zu den Steuersenkungsspielräu-
    men sagen, die wir auf Grund der neuen Steuerschät-
    zung haben. Sie hat gegenüber der Mai-Schätzung fest-
    gestellt, daß wir in diesem Jahr unter anderem
    900 Millionen DM weniger an die EU abführen müssen,
    der Bund 700 Millionen DM mehr zu erwarten hat, bei
    den Ländern 2,4 Milliarden DM mehr eingehen sollen
    und die Gemeinden insbesondere als Nachzahlung aus
    der Gewerbesteuer 4,9 Milliarden DM mehr erhalten.
    Das ergibt Schätzabweichungen von insgesamt
    7,8 Milliarden DM. Für 1999 kommen die Steuerschät-
    zer zu folgendem Ergebnis: für den Bund minus 1 Mil-
    liarde DM, für die Länder minus 1,2 Milliarden DM, für
    die Gemeinden plus 1,1 Milliarden DM. Das heißt im
    Klartext: Der Steuersenkungsspielraum beim Bund für
    1998 und 1999, den der frühere Bundesfinanzminister
    Waigel, auf das Jahr bezogen, noch mit rund 1,5 Milli-
    arden DM beziffert hat, wird durch die Steuerschätzung
    keineswegs vergrößert, sondern eher verringert. Das ist
    die Feststellung, die hier zu treffen ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Von Abgeordneten dieses Hauses – nicht von Kon-

    junkturforschern, auch wenn sie Professoren sind, die
    offensichtlich die Zusammenhänge nicht kennen –, ob
    sie jetzt Hasselfeldt oder Thiele heißen, muß ich die
    Kenntnis des Art. 115 des Grundgesetzes verlangen.


    (Carl-Ludwig Thiele beck!)


    Danach haben wir den Spielraum von 20 bis
    30 Milliarden DM für Steuersenkungen eben nicht. Das
    ist die Wahrheit, meine Damen und Herren, die hier
    festzustellen ist. Wir haben diesen Steuersenkungsspiel-
    raum nicht.


    (Beifall bei der SPD)

    Historische Wahrheit ist aber, Herr Kollege Thiele,

    daß die alte Koalition ein umsetzungsfähiges Steuerre-
    formkonzept nicht vorgelegt hat.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Doch!)

    Ihre Vorschläge waren unfinanzierbar.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Stimmt nicht!)

    Sie haben aus wahltaktischen Gründen der Bevölkerung
    eine Schaufensterauslage ohne Preisauszeichnung prä-
    sentiert.


    (Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Das war eine gute Steuerreform!)


    Für diese Absicht hatte Waigel in seinem Haushalt kei-
    nerlei Vorsorge getroffen.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Wir haben die Bürger entlastet!)


    Das hat er doch am 2. September in seiner Haushaltsre-
    de, in seinen Ausführungen zur „symmetrischen Finanz-
    politik“ hier festgestellt. Das heißt: Wenn Sie bei der

    Bundestagswahl noch einmal gewonnen hätten, was der
    Wähler ja Gott sei Dank verhindert hat, dann hätten Sie
    erst noch die Entscheidung über die Finanzierung treffen
    müssen. Dabei hätten Sie dann die Mehrwertsteuererhö-
    hung ins Auge fassen müssen, die Sie ja schon angekün-
    digt hatten, die bereits im Konzept enthalten war. Ich
    frage mich nur, was Herr Philipp vom Handwerksver-
    band,


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Philipp hat recht!)


    der unser Konzept so kritisiert, dazu sagt. Natürlich
    hätten Sie das nur mit einer Mehrwertsteuererhöhung
    finanzieren können, was im Moment, wie wir wissen,
    für die Binnenkonjunktur Gift wäre.


    (Beifall bei der SPD)

    Sie hätten Ausgaben streichen müssen, ohne konkret sa-
    gen zu können, welche.

    Nein, meine Damen und Herren, der wesentliche
    Unterschied zwischen alter und neuer Regierung ist der:
    Bei Kohl, Waigel & Co. galt nur das Versprechen, das
    gebrochene Wort. Wir halten unser Wort. Das ist der
    wesentliche Unterschied.


    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen werden wir unsere Steuerreform in drei
    Stufen in den Jahren 1999, 2000 und 2002 umsetzen.

    Was erreichen wir damit? Damit nähern wir uns dem
    Verfassungsgebot der Besteuerung nach der wirtschaft-
    lichen Leistungsfähigkeit, das bei Ihnen in den letzten
    Jahren und Jahrzehnten unter die Räder gekommen ist.
    Die alte Bundesregierung und insbesondere die F.D.P.
    haben das Steuerrecht verwüstet, aber hier spielen sie
    sich als große Reformer auf. So sind die Tatsachen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Jetzt ist es an der Zeit, die wahren Leistungsträger
    der Gesellschaft zu entlasten: Arbeitnehmer und Fami-
    lien, aber auch den Mittelstand. Es darf doch nicht so
    weitergehen, daß die Finanzierung unserer Gemein-
    schaftsaufgaben nur noch von Arbeitnehmern, Verbrau-
    chern und Teilen des Mittelstandes vorgenommen wird.
    Wir dürfen nicht akzeptieren, daß Krankenschwestern,
    Handwerker, Industriefacharbeiter und Ingenieure weiter
    die Lastesel der Nation sind, die sie bei Ihnen waren.


    (Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Deshalb muß man sie auch entlasten!)


    Unsere Steuerreform ist auch mutig. Darauf ist schon
    hingewiesen worden. Steuersubventionen von mehr als
    40 Milliarden DM abzubauen, gegen den Widerstand
    der Betroffenen, ist ein mutiger Schritt. Bei Stoltenberg
    waren es 18 Milliarden DM, Herr Kollege Faltlhauser.

    Unser Entwurf unterscheidet sich in entscheidenden
    Punkten von Ihrer Vorlage:


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Deshalb jubeln auch alle!)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Unsere Steuerreform führt zu mehr Steuergerechtigkeit,
    sie ist solide finanziert, sie ist wirtschaftspolitisch ver-
    nünftig – alles Anforderungen, die Ihr Konzept nicht er-
    füllt hat. Ihr Konzept hätte – was Sie genau wissen – da-
    zu geführt, daß Bund, Länder und Kommunen eine un-
    gedeckte Finanzierungslücke von über 50 Milliarden
    DM hätten hinnehmen müssen. Sie hätten hier den
    Staatsruin beschlossen. Das war doch unsolide bis zum
    gehtnichtmehr, was Sie sich geleistet haben.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Kritik der Verbände nehmen wir doch locker

    hin. Was hat denn der BDI zu dem Gesetzentwurf der
    alten Regierung geschrieben? „Im Unternehmensbereich
    sehen wir nur Verlierer“, hat der BDI 1997 geschrieben,
    wobei er die Vorschriften zur Objektivierung der Ge-
    winnermittlung meinte, die Abschaffung des halben
    durchschnittlichen Steuersatzes für außerordentliche
    Gewinne. Das hat er angesprochen, aber auch die Be-
    schneidung des Verlustvortrages, was Sie vorhatten. Das
    haben wir gar nicht vor. Eine Verschlechterung der Be-
    dingungen bei der degressiven Abschreibung wollten
    Sie durchsetzen. Dagegen haben wir uns gewehrt. In un-
    serem Konzept hat die degressive Abschreibung Be-
    stand. Das heißt, unser Entwurf, wenn man die Sicht des
    BDI zugrunde legt, ist in diesen Teilbereichen wirt-
    schaftsfreundlicher als Ihr Entwurf. Ich bedauere nur,
    daß der BDI, der zu den Wahlverlierern gehört, und spe-
    ziell Herr Henkel nicht die Kraft aufbringen, das auch
    einmal sachlich festzustellen.


    (Beifall bei der SPD)

    Im übrigen ist eine wie auch immer geartete Steuer-

    und Abgabenreform kein Wundermittel zur Bekämpfung
    der Arbeitslosigkeit und auch keine Jobmaschine. Das
    gilt für jedes Konzept.


    (Zuruf von der SPD: Das haben wir immer gesagt!)


    Herr Lafontaine hat heute morgen zu Recht darauf hin-
    gewiesen. Seriöse wirtschaftswissenschaftliche Untersu-
    chungen haben ergeben – egal, ob man Ihr Konzept, das
    nicht finanzierbar ist,


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Doch!)

    oder unseres zugrunde legt –, daß man, wenn es gutgeht,
    150 000 bis 250 000 Arbeitsplätze schaffen kann.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Ist das denn nichts?)


    Das ist gut für die Menschen, die davon profitieren, aber
    das geht auch nicht von heute auf morgen. Unserem
    Konzept werden dieselben Qualitäten zugetraut. Ich
    kann Ihnen da eine einschlägige RWI-Untersuchung
    zeigen.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Von Herrn Flaßbeck!)


    – Nein, die wäre dann vom DIW. Sie kennen sich da of-
    fenbar nicht so gut aus.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [F.D.P.]: Ich kenne mich gut aus!)


    Meine Damen und Herren, es muß endlich Schluß
    damit sein, daß Sie den Standort schlechtreden. Erin-
    nern wir uns: Das Bundeswirtschaftsministerium hat erst
    vor wenigen Monaten – fast verschämt – gemeldet, daß
    Deutschland aus der Sicht internationaler Investoren
    konkurrenzfähig ist und die ausländischen Investitionen
    in Deutschland kräftig gestiegen sind.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Wer hat das denn hingekriegt?)


    Unsere Steuerreform wird einen geeigneten Beitrag so-
    wohl zur dauerhaften Stabilisierung der wirtschaftlichen
    Entwicklung als auch zur Wiederherstellung einer ge-
    ordneten Finanzwirtschaft leisten. Darauf lege ich gro-
    ßen Wert: Unsere Steuerreform ist ein Beitrag zur Wie-
    derherstellung des inneren Friedens in unserem Volke,
    indem endlich mehr Steuergerechtigkeit verwirklicht
    wird.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort für die
CDU/CSU-Fraktion hat der Kollege Peter Rauen.


(Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Endlich jemand, der aus der Praxis kommt! – Zuruf von der SPD: Jetzt wird wieder die Mittelstandsarie gesungen!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Rauen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Trotz einer
    Ankündigung von Bundeskanzler Schröder, in den Ko-
    alitionsvereinbarungen Nachbesserungen für den Mittel-
    stand vorzunehmen, ist das Gesetz noch schlimmer ge-
    worden, als ursprünglich anzunehmen war.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: So ist es!)

    Dieses Gesetz kassiert den Mittelstand ab; es entlastet
    ihn nicht, sondern belastet ihn ganz massiv. Herr La-
    fontaine, Sie haben vor ein paar Tagen gesagt, daß nur
    die Verbände gegen das Gesetz seien und die Unter-
    nehmer selbst nichts dagegen sagen würden. Frau Matt-
    häus-Maier, für mich braucht nicht Herr Henkel zu spre-
    chen. Ich bin seit 32 Jahren selbständiger Bauunterneh-
    mer und habe alle Höhen und Tiefen eines Unterneh-
    mers erlebt.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Tiefen gab es bei Kohl! Jetzt gibt es wieder Höhen!)


    Ich habe Geld verdient, war aber auch in Gefahr, in
    Konkurs zu gehen und vor dem Nichts zu stehen. Ich
    weiß also sehr genau, wovon ich hier rede. Wenn Sie,
    Herr Poß, sagen, daß die Gewinnermittlungsvorschriften
    in aller Regel die kleinen und mittleren Unternehmen
    nicht betreffen würden, dann ist dieses ausweislich des
    Gesetzentwurfes unwahr, irreführend und fast schon zy-
    nisch.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Joachim Poß






    (A) (C)



    (B) (D)


    Welchen Begriff haben Sie überhaupt vom Mittel-
    stand? Der Mittelstand in Deutschland umfaßt die
    Eigentümer-Unternehmer, vom Einzelhändler bis hin
    zum modernen 500-Mann-Betrieb im Maschinen- und
    Anlagenbau. Das sind 98 Prozent aller Unternehmen, sie
    erwirtschaften über 50 Prozent des Bruttoinlandspro-
    duktes, in ihnen arbeiten zwei Drittel aller Menschen,
    und sie bilden über 80 Prozent unserer jungen Menschen
    aus. Es sind die Betriebe, die von 1983 bis 1990 in den
    alten Bundesländern 3 Millionen und von 1991 bis 1996
    – ebenfalls in den alten Bundesländern – über 1 Million
    zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen haben; auch in den
    neuen Bundesländern tragen diese Betriebe maßgeblich
    zur Beschäftigung bei.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wer diese Betriebe be- und nicht entlastet, vernichtet
    mittelfristig Arbeitsplätze. Genau das tut diese Reform.

    Ausweislich Ihrer Zahlen im Gesetzentwurf entlasten
    Sie die Wirtschaft in der dreistufigen Reform durch Ta-
    rifsenkungen um ca. 13 Milliarden DM, während Sie
    gleichzeitig durch veränderte Gewinnermittlungsvor-
    schriften die Wirtschaft um ca. 35 Milliarden DM bela-
    sten. Sie holen sich dieses Geld teilweise bei den großen
    Konzernen, vor allem aber – trotz aller Dementis, Be-
    teuerungen und Täuschungen – überwiegend beim Mit-
    telstand. Die Abschaffung des hälftigen Steuersatzes bei
    Betriebsveräußerungen trifft den Mittelstand ins Mark,


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Ohne Senkung des Steuersatzes!)


    vor allem die Hunderttausende von Unternehmern, die
    alles in den Betrieb gesteckt haben, um Arbeitsplätze zu
    schaffen und zu sichern, und die den Betriebswert als
    Altersversorgung angesehen haben.


    (Joachim Poß [SPD]: Schauen Sie sich die Verteilungswirkung mal an!)


    – Herr Poß, auch wir hatten die Abschaffung des hälfti-
    gen Steuersatzes des § 34 Einkommensteuergesetz vor-
    gesehen, jedoch mit der Maßgabe, daß sich der durch-
    schnittliche Steuersatz dann zwischen den Grenzen von
    15 und 39 Prozent bewegt und nicht zwischen 23,9 und
    53 Prozent liegt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Erneuter Zuruf des Abg. Joachim Poß [SPD])


    – Halten Sie jetzt einmal den Mund, Herr Poß!
    Auch der ab 2002 vorgesehene Tarif von 19,9 Pro-

    zent Eingangssteuersatz und 48,5 Spitzensteuersatz mil-
    dert diese Zumutung für den Mittelstand nur unwesent-
    lich. Mit der Abschaffung der Sonderabschreibungen
    und der Ansparabschreibung ab dem Jahr 2000 bzw.
    2001 treffen Sie die Kleinbetriebe mit einem Einheits-
    wert unter 400 000 DM zutiefst in ihrer Liquidität, ohne
    sie andererseits maßgeblich zu entlasten. Für den Mittel-
    stand sind jedoch vor allem die Maßnahmen der Gegen-
    finanzierung gravierend, die bei der alten Bundesregie-
    rung nicht vorgesehen waren. Ich kann den Sachverhalt
    aus zeitlichen Gründen nur an zwei Beispielen deutlich
    machen:

    Erstes Beispiel: Mit der Streichung der Teilwertab-
    schreibung legen Sie nicht nur die Axt an das Steuer-
    recht, Sie gefährden damit auch die Existenz vieler Be-
    triebe.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie zwingen Betriebe nicht nur, sich in der Steuerbi-

    lanz besser darzustellen, als sie sind – wenn Sie dies in
    der Handelsbilanz täten, würden Sie sich strafbar ma-
    chen, sogar möglicherweise wegen Konkursverschlep-
    pung ins Gefängnis gehen –, Sie zwingen sie sogar, auf
    Waren oder Betriebsanlagen, die nichts mehr wert sind,
    Steuern zu zahlen. Was muß demnächst ein Textilhänd-
    ler mit Modeartikeln tun, die nicht mehr zu verkaufen
    sind und daher nichts mehr wert sind? Sie zwingen ihn,
    die Ware zum Einkaufspreis zu bilanzieren und damit
    Steuern zu zahlen, obwohl er durch diese Waren keine
    Einnahmen hat.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


    Was soll ich als Bauunternehmer mit genormten Ge-
    rüst- und Schalungsteilen tun, die auf drei Jahre abge-
    schrieben werden, die aber nach einem Jahr kaputt sind?
    Ich muß sie weiter bilanzieren, Steuern zahlen und nach
    Liquidität suchen, um die neuen Gerüst- oder Scha-
    lungsteile zu kaufen, damit meine Leute arbeiten kön-
    nen.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: So ist es! – Detlev von Larcher [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


    Das ist schlicht und einfach die Wahrheit über das, was
    Sie mit der Teilwertabschreibung bewirken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Die Wahrheit wollen die nicht hören!)


    Zweites Beispiel: Begrenzung des Verlustrücktrags
    auf ein Jahr, Rückführung auf 2 Millionen DM und Ab-
    schaffung ab dem Jahr 2001. Das ist ein Frontalangriff
    auf die Existenz moderner mittelständischer Betriebe.

    Ich habe einen Betrieb in Baden-Württemberg vor
    Augen, den ich kürzlich besucht habe. Er wurde vor
    16 Jahren gegründet; er hat 280 hochbezahlte Speziali-
    sten als Mitarbeiter und beschäftigt sich mit modernstem
    Anlagenbau und der Entwicklung von Prototypen, die in
    der ganzen Welt reißenden Absatz finden. Der Gründer
    und Firmenchef nannte mir als die beiden Probleme für
    seine Firma, erstens qualifizierte Mitarbeiter zu finden
    und zweitens – auf Grund überbordender Gewährlei-
    stungs- und Bürgschaftsverpflichtungen – Kapital zu be-
    schaffen. Dieser Betrieb verdient gutes Geld, bezahlt
    viel Steuern, läuft aber auch permanent Gefahr, auf
    Grund der Produktenhaftpflicht – zum Beispiel in Ame-
    rika – ein oder zwei Geschäftsjahre total „in den Sand zu
    setzen“. Dieser Betrieb soll nun nicht mehr – ansonsten
    verkraftbare – Verluste auf ein oder zwei Jahre zurück-
    tragen können, um sich Liquidität beim Finanzamt zu
    besorgen, Liquidität, die er möglicherweise bei den
    Kreditinstituten nicht mehr bekommt. Das gilt glei-

    Peter Harald Rauen






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    chermaßen für Hunderttausende von mittelständischen
    Betrieben.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Genau so!)

    Wer solche Gewinnermittlungsvorschriften durchsetzen
    will, hat vom Mittelstand in Deutschland keine Ahnung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, viel aufschlußreicher im

    Rahmen der Gegenfinanzierung ist aus meiner Sicht eine
    Maßnahme, die Sie nicht durchführen, obwohl die alte
    Bundesregierung den Mut dazu hatte. Ich spreche von
    der Begrenzung der Verlustvorträge auf 50 Prozent
    der Gewinne bei einem Freibetrag von 2 Millionen DM
    für mittelständische Betriebe. Ihr Verzicht auf diese Ge-
    genfinanzierung begünstigt nicht den Mittelstand. Im
    Gegenteil: Er begünstigt ausschließlich die Großindu-
    strie, die es verstanden hat, durch Mantelkäufe nach dem
    Umwandlungssteuerrecht unter anderem große Verluste
    preiswert einzukaufen. Daß es in Deutschland zur Zeit
    Verlustvorträge in Höhe von zirka 400 Milliarden DM
    gibt, hat nur zum Teil mit operativen Verlusten zu tun,
    in hohem Maße aber mit diesen Mantelkäufen. Mit die-
    sen Verlustvorträgen ist in Deutschland teilweise ein
    schwunghafter Handel getrieben worden, weil man sich
    damit leicht Liquidität verschaffen konnte.


    (Joachim Poß [SPD]: Da können wir uns vielleicht noch einigen!)


    Ein großes deutsches Unternehmen hatte – Stand En-
    de 1996 – einen Verlustvortrag in Höhe von 16,6 Milli-
    arden DM. Dieses Unternehmen hat in 1997 ausweislich
    des eigenen Geschäftsberichtes einen Gewinn von 4,3
    Milliarden DM gemacht. Zahlung von Körperschaft-
    und Gewerbeertragsteuer: null DM. Stünde das Gesetz
    der alten Bundesregierung im Gesetzblatt, würde dieser
    Konzern 1998 bei einem gleichen Gewinn 2,15 Milliar-
    den DM mit Verlusten verrechnen können, aber von den
    anderen 2,15 Milliarden DM Körperschaft- und Gewer-
    beertragsteuer in Höhe von über 1 Milliarde DM zahlen.
    Ich kann Ihnen aus der Erinnerung fünf ähnlich gela-
    gerte Fälle großer deutscher Konzerne nennen.

    Von dieser Maßnahme läßt die neue Bundesregierung
    die Finger. Es ist ja auch einfacher, Zehntausende klei-
    ner Betriebe mit der Novellierung der Sonder- und An-
    sparabschreibung um Liquidität zu bringen,


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das hat System!)


    als sich mit den Interessen derjenigen anzulegen, mit
    denen man jahrelang im gleichen Aufsichtsrat gesessen
    hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich muß zum Schluß kommen. Die rund 3 Millionen

    selbständigen Unternehmen des Mittelstandes werden
    dies alles sehr genau beobachten. Wer in Deutschland
    gegen den Mittelstand Arbeitslosigkeit abbauen will,
    mag bei der Arbeitsbewirtschaftung möglicherweise Er-
    folge vorweisen können, nicht aber bei der Zunahme
    von Arbeitsplätzen bzw. von Beschäftigung, was zu
    mehr Zahlungen von Steuern und Abgaben führen wür-
    de, wodurch letztlich der Staat finanziert wird.

    Ich bleibe dabei: Dieser Gesetzentwurf zur Steuerre-
    form ist ein Mittelstands- und Arbeitsplatzvernichtungs-
    programm.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)