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ID1400605000

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    9. AbgeordnetenWagner?: 1
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    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
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    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrter Herr
    Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
    beraten heute in erster Lesung ein Gesetz, welches die
    Überschrift „Steuerentlastungsgesetz“ trägt.

    Schon der Titel dieses Gesetzes ist falsch und irrefüh-
    rend. Es handelt sich nämlich um ein Steuererhöhungs-
    gesetz.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Denn obwohl in den nächsten vier Jahren die Steuerein-
    nahmen nach der Steuerschätzung ohne die Steuererhö-
    hung durch die Ökosteuer um 160 Milliarden DM stei-
    gen werden, will die neue rotgrüne Koalition lediglich
    im vierten Jahr, im Jahr 2002, die Bürger um 15 Milliar-
    den DM entlasten. Selten hat es eine solch drastische
    Steuererhöhung gegeben, die ohne entsprechende Ent-
    lastungen der Bürger zu einer weiteren Strangulierung
    der Wirtschaft unseres Landes führen wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Viele Bürger haben nach dem Wahlsieg der neuen Ko-

    alition gehofft, daß diese neue Koalition zu neuen Ufern
    aufbrechen würde und daß eine Steuerreform vorgelegt
    würde, die diesen Namen tatsächlich verdient. Das Ge-
    genteil ist der Fall. Dies haben wir insbesondere Ihnen,
    Herr Bundesfinanzminister Lafontaine, zu verdanken;
    denn diese Koalition kennt einen Kanzler – der in den
    Koalitionsverhandlungen nicht anwesend war – und einen
    Regierungschef, nämlich Sie, Herr Bundesfinanzminister
    Lafontaine. Deshalb ist es gut, daß diese Debatte als zen-
    trale Debatte auch ohne Anwesenheit des Kanzlers, aber
    mit Ihrer Anwesenheit hier geführt werden kann.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Nach Ihrem Selbstverständnis, Herr Minister Lafon-

    taine, hatte in den vergangenen Jahren nicht nur
    Deutschland, sondern letztlich auch Europa auf den Ma-
    kroökonomen Oskar Lafontaine gewartet. Ich habe den
    Eindruck, daß Ihr persönliches Ziel nicht die Bundesre-
    publik Deutschland, sondern Europa ist. Sie sind hier
    auf der Durchreise und wollen zukünftig weite Teile Eu-
    ropas mit Ihrer Auffassung von Politik und Wirtschaft
    beglücken.

    Ihre Auffassung von Politik vertraut eben nicht den
    Bürgern in unserem Lande. Ihre Auffassung von Politik
    vertraut nur auf den allmächtigen, alles regelnden Staat:
    Steuerung der Konjunktur durch Nachfrage, Beschädi-
    gung der Unabhängigkeit der Bundesbank und der Eu-
    ropäischen Zentralbank, Aufweichen der Stabilitätskrite-
    rien. Damit gehen Sie das Risiko ein, die Stabilität des
    Euro langfristig zu gefährden. Das ist die falsche Politik
    zur Lösung der Probleme unseres Landes.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das jetzt vorgelegte Steuerkonzept trägt eindeutig die

    Handschrift einer strukturkonservativen SPD. Die Grü-
    nen mit ihren ursprünglichen Vorstellungen fanden so-
    wieso nicht statt. Wenn Frau Scheel erklärt, Sie wollten
    sich jetzt bemühen, dann muß ich dazu sagen: Das reicht
    nicht, Sie werden sich durchsetzen müssen! Sie haben
    sich nicht durchgesetzt, und Sie werden sich auch zu-
    künftig nicht durchsetzen, weil Ihre Politik der SPD
    ziemlich egal ist.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Staatsminister Dr. Kurt Faltlhauser (Bayern)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Denn – das möchte ich noch einmal in die Diskussion
    bringen – wo bleibt eigentlich die drastische Vereinfa-
    chung des Steuerrechts? Wo bleibt die Umsetzung des
    Bareis-Gutachtens, nämlich die Streichung aller Aus-
    nahmen, die die Grünen ursprünglich vorgesehen haben?
    Wo bleiben die deutlichen Steuersenkungen über den
    gesamten Tarif?

    Nichts ist vom Steuerkonzept der Grünen übrigge-
    blieben. Das einzige, was in diesem Steuergesetz übrig-
    geblieben ist, ist eine massive steuerliche Mehrbela-
    stung, die für die Wirtschaft seitens der neuen Koalition
    auch eingeräumt wird.

    Den einfachen Bürgern wird vorgegaukelt, daß eine
    Steuerentlastung für sie stattfinde. Aber nicht einmal das
    ist richtig. In der Steuertabelle der Koalition wird das zu
    versteuernde Einkommen in D-Mark miteinander vergli-
    chen. Dabei unterschlagen Sie die schleichende Steuer-
    erhöhung durch den Progressionstarif. Eine Familie mit
    zwei Kindern und 60 000 DM zu versteuerndem Ein-
    kommen wird in drei Jahren ein erheblich höheres steu-
    erpflichtiges Einkommen haben als in diesem Jahr. Bei
    einer Steigerung der Bruttolohns um 4 Prozent hat eine
    Familie mit zwei Kindern bei erhöhtem Kindergeld im
    Jahr 2001 300 DM mehr Steuern zu zahlen als derzeit.
    Wenn ein Ehepaar keine Kinder hat, dann haben diese
    Bürger in unserer Gesellschaft sogar 1 000 DM mehr
    Steuern zu zahlen, als sie es derzeit tun müssen. Das ist
    keine Entlastung der Bürger; das ist ein schamloses Ab-
    kassieren der Bürger durch den Staat.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    In den nächsten vier Jahren steigen die Steuerein-

    nahmen um 160 Milliarden DM, um etwa 20 Prozent
    des derzeitigen Steueraufkommens. Davon lediglich
    15 Milliarden DM zurückzugeben bedeutet mehr Staats-
    einnahmen, Abzocken der Bürger. Die Neue Mitte wird
    von Ihnen als Melkkuh der Nation betrachtet.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Herr Thiele, Herr Thiele!)


    Herr Bundesfinanzminister, ich frage Sie: Wie sollen
    auf diesem Wege die von Ihrer Regierung propagierten
    neuen Arbeitsplätze entstehen? Wie sollen mit diesem
    Steuerreformkonzept die Weichen für die Zukunft unse-
    res Landes so gestellt werden, daß mehr in zukünftige
    Arbeitsplätze investiert wird? Wie sollen bei diesem
    Steuerkonzept ausländische Investoren ermutigt werden,
    in Deutschland und nicht in anderen – auch europäi-
    schen – Mitbewerberländern zu investieren? Das wird
    mit diesem Konzept nicht passieren!

    Sehr geehrter Herr Finanzminister, das Problem in
    Deutschland besteht nach wie vor nicht darin, daß wir
    zuwenig Staatseinnahmen haben; vielmehr besteht das
    Problem darin, daß wir zu viele Staatsausgaben haben.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ein ernster Sparwille ist bei Ihnen nicht vorhanden. Die
    Sanierung der öffentlichen Haushalte über die Ausga-

    benseite findet nicht statt. Deshalb wird nach Ihrem Re-
    zept die Staatsquote nicht sinken. Das ist der Punkt, der
    allerorts vermißt wird. Es kann doch nicht angehen, daß
    der Sozialstaat weiter ausufert. Diejenigen, die Vorsorge
    betreiben, werden höher belastet, während diejenigen,
    die keine Vorsorge betreiben, durch einen ausufernden
    Sozialstaat zu Lasten der Leistungsfähigen in unserem
    Land belohnt werden.

    Zugleich entdecken Sie neue Mehrbelastungen in
    Ihrem Haushalt in Höhe von 10 Milliarden DM im
    Jahr 1999. Wenn man sich die Pressemeldungen genauer
    anschaut – den Haushaltsentwurf haben wir ja bis heute
    nicht –, dann kann man feststellen, daß von den
    10 Milliarden DM angeblicher Mehrbelastung allein
    3 Milliarden DM dadurch entstehen, daß Bremen und
    das Saarland zusätzlich mit 3 Milliarden DM beglückt
    werden sollen.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Selbstbediener!)


    Sie, Herr Finanzminister Lafontaine, haben sich
    schon in Ihrer Zeit als Ministerpräsident des Saarlandes
    vom Bund die Kosten Ihrer politischen Führung bezah-
    len lassen. Daß Sie nun auch als neuer Finanzminister
    eine Morgengabe in dieser Größenordnung Ihrem Nach-
    folger im Saarland – zu Lasten aller anderen Steuerzah-
    ler, zu Lasten der neuen Bundesländer, die dringend auf
    Hilfe angewiesen sind, und zu Lasten von Investitionen
    im neuen Haushalt – zukommen lassen, das ist schon ei-
    ne besondere Form der Vetternwirtschaft.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die F.D.P. bekennt sich zur freien und zur sozialen
    Marktwirtschaft. Aber Leistung muß sich in unserem
    Lande auch lohnen, und das kann nicht dadurch erfol-
    gen, daß für diejenigen, die Leistung erbringen, die
    Steuerlast erheblich erhöht wird. Die F.D.P. hat in der
    vergangenen Legislaturperiode darauf gedrängt, daß die
    Bürger um 30 Milliarden DM netto entlastet werden.
    Das, Frau Matthäus-Maier, hat – ebenso wie die Erhö-
    hung des Kindergeldes – nicht die SPD durchgesetzt.
    Wenn Sie ehrlich sind, dann werden Sie zugeben müs-
    sen, daß die Mehrheit in den letzten vier Jahren bei der
    Koalition aus CDU/CSU und F.D.P. und nicht bei Ihnen
    war.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Was haben wir kämpfen müssen im Finanzausschuß!)


    Diese Koalition hat den Familienleistungsausgleich
    durchgesetzt und die Leistungen für Kinder in unserer
    Gesellschaft von 70 DM auf 220 DM erhöht.


    (Beifall bei der F.D.P.)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Kollege Thie-
le, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten
Wagner?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carl-Ludwig Thiele


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ja.

    Carl-Ludwig Thiele






    (B)



    (A) (C)



    (D)