Rede:
ID1400604400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. derbayerische: 1
    5. Staatsminister: 1
    6. der: 1
    7. Finanzen,: 1
    8. ProfessorDr.: 1
    9. Kurt: 1
    10. Faltlhauser.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Seiters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich gebe das Wort
    für Bündnis 90/Die Grünen dem Kollegen Klaus Müller.

    Klaus Wolfgang Müller (Kiel) (BÜNDNIS 90/DIE
    GRÜNEN): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine ver-
    ehrten Damen und Herren! Auch ich kann es mir nicht
    verkneifen, noch einmal auf den Kollegen Merz zurück-
    zukommen. Ich habe heute morgen gelernt, daß es ihm
    leider nicht möglich war, sich das Buch des Herrn
    Staatsministers Hombach zu leisten. Nun ist es ja so, daß
    auch Bundestagsabgeordnete von Steuersatzsenkungen
    profitieren. Ich schlage vor, daß Sie das Geld, das ab
    dem 1. Januar 1999 auch bei Ihnen mehr im Geldsäckel
    ist, für dieses Buch ausgeben und so die Wirtschaft för-
    dern. Es gibt noch mehrere andere Bücher – eines von
    dem Herrn Finanzminister, eines von den Herren Mos-
    dorf und Kleinert –, bei denen das Geld sicherlich gut
    angelegt ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Aber jetzt zum Thema: Neben der Ökosteuer und der

    Einkommensteuerreform werden wir in dieser Legisla-
    turperiode noch ein drittes Reformpaket anschieben: ei-
    ne wirtschafts- und finanzpolitisch sinnvolle Unter-
    nehmensteuerreform. Dabei stehen wir vor einer etwas
    paradoxen Situation: Einerseits klagen Unternehmen,
    Verbände und demnächst bestimmt auch die Opposition
    – Herr Solms hat damit heute schon angefangen – über
    die hohen Steuersätze für Unternehmen. Andererseits
    hat man sich im Zuge der größten Fusion der jüngeren
    deutschen Geschichte, der von Daimler und Chrysler, si-
    cherlich nicht aus ideologischen Gründen für den Steu-
    erort Deutschland entschieden. Ich bin sicher, das hat
    etwas mit der steuerpolitischen Realität in diesem Lande

    Gerda Hasselfeldt






    (A) (C)



    (B) (D)


    zu tun. Auch daran, daß der Anteil des Steueraufkom-
    mens der deutschen Wirtschaft von 1980 bis 1996 von
    27 Prozent auf 15 Prozent gesunken ist, erkennen wir,
    daß die Realität anscheinend anders ist, als es die Kla-
    gen glauben machen wollen. Wie kann das sein ange-
    sichts der vielzitierten hohen Tarife?

    Das Problem des deutschen Steuerrechtes im Bereich
    der Unternehmen ähnelt dem Dilemma bei der Einkom-
    mensteuer: Die Steuertarife sind vergleichsweise hoch,
    die Bemessungsgrundlage aber, also der ausgewiesene
    Gewinn der Unternehmen, ist im Vergleich zu anderen
    Ländern auffällig gering. Für eine seriöse Debatte in den
    kommenden Wochen und Monaten müssen wir also
    zwischen den nominellen Steuersätzen und der realen
    Steuerbelastung unterscheiden.

    Wenn wir jetzt die Steuerreform im Unternehmensbe-
    reich durchführen wollen, sind wir, so glaube ich, gut
    beraten, aus der Debatte um die Einkommensteuerre-
    form zu lernen. Kollegin Christa Luft, wir setzen nicht
    umsonst Arbeitskreise ein – nicht weil wir nicht wüßten,
    was wir sonst tun sollten, sondern weil wir die Wissen-
    schaftlerinnen und Wissenschaftler, die Unternehmerin-
    nen und Unternehmer und ihre Funktionäre von Anfang
    an dabeihaben wollen. Ob in einer Bund-Länder-
    Kommission oder im Rahmen des Bündnisses für Ar-
    beit, es sind sicherlich verschiedene Möglichkeiten
    denkbar. Aber wichtig ist eben, daß man dies nicht le-
    diglich von oben herab vorschlägt und durchsetzt, son-
    dern es gemeinsam diskutiert.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Trotz des Shareholder-value-Gedankens gilt in

    Deutschland der handelsrechtliche Bilanzierungsgrund-
    satz: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Deswe-
    gen sollten wir gemeinsam diskutieren, wie wir es in
    Zukunft mit der Bewertung von immateriellem Vermö-
    gen, materiellem Anlagevermögen, Wertpapieren, Ver-
    bindlichkeiten und mit der Rückstellungsbildung halten
    wollen. Fragen der Bilanzierungsvorschriften und das
    Verhältnis von Steuer- und Handelsrecht werden wir
    sehr sorgsam diskutieren müssen, da das sehr viele Un-
    ternehmen betrifft. Sinnvoll wäre hier eine Umkehr der
    Beweislast. Das heißt, je breiter wir die Bemessungs-
    grundlage machen, je realitätsnäher die Bilanzierung,
    desto weiter können die Grenzsteuersätze sinken. Ich bin
    froh, daß sowohl Bundeswirtschaftsminister Müller ge-
    stern als auch Finanzminister Lafontaine heute ausge-
    führt haben, daß unser Ziel eine schrittweise Reduzie-
    rung der Sätze auf 35 Prozent ist. Mit konstruktiver Un-
    terstützung der Verbände und vielleicht sogar der Oppo-
    sition werden wir dieses Ziel, so glaube ich, erreichen.

    Zumindest in dem Ziel müßten wir uns mit dem ehe-
    maligen Finanzminister Herrn Dr. Theo Waigel eigent-
    lich einig sein, der im August letzten Jahres an dieser
    Stelle ausführte:

    Wir brauchen das Stopfen der Schlupflöcher, damit
    mehr Geld zur Schaffung von arbeitsplatzschaffen-
    den Investitionen eingesetzt wird als zur Suche nach
    dem günstigen Steuersparmodell.

    Ich kann nur sagen: Dieses Ziel, Herr Waigel, verfolgen
    auch wir.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Internationale Vergleichbarkeit und Vereinfachung ist
    unser Ziel. Die internationale Vergleichbarkeit ist insbe-
    sondere auch deshalb von Bedeutung, da in der Wirt-
    schaftspolitik die Zeit der Nationalstaaten längst vorbei
    ist. Wenn wir wirksam politisch gestalten wollen, dann
    im europäischen Rahmen.

    In einer europäischen Steuerharmonisierung liegt
    die politische Aufgabe der kommenden Jahre.


    (Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Selbstverständlich gehören dazu ein stabiler Euro und
    eine unabhängige und transparente Europäische Zentral-
    bank.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Eine europäische Einigung über die steuerliche Be-
    handlung von Kapital und Gewinnen eröffnet auch den
    nationalen Regierungen neue Gestaltungsmöglichkeiten.
    Kapitalflucht und Betriebsverlagerungen verlieren dann
    einen Teil ihres Schreckens. Ich gehe davon aus, daß die
    europäische Steuerpolitik und -harmonisierung ein we-
    sentliches Thema der deutschen Ratspräsidentschaft sein
    wird.

    Im Hinblick auf die Europäische Union ist noch ein
    anderer Punkt von Bedeutung. Spätestens mit der EU-
    Osterweiterung wird die Weiterentwicklung des euro-
    päischen Finanzsystems auf der Tagesordnung stehen.
    Auch wenn die Fragen einer europäischen Steuerhoheit
    verfassungsrechtlich und die Diskussion eines Finanz-
    ausgleichs politisch nicht ganz einfach sind, sollten wir
    uns dieser Debatte stellen.

    Aber auch auf deutscher Ebene ist die Finanzverfas-
    sung reformbedürftig. Gerade die Gemeinden haben
    unter dem steuersystematisch sinnvollen Wegfall der
    Gewerbekapitalsteuer gelitten. Auch wenn die Einnah-
    meausfälle durch höhere Umsatzsteueranteile teilweise
    kompensiert worden sind – ein Autonomieverlust war es
    allemal. In unseren Augen sind Städte und Gemeinden
    im Hinblick auf die Agenda 21 wichtige Träger des
    Nachhaltigkeitsprozesses. Hier müssen wir wieder
    Handlungsspielräume schaffen. Deshalb haben wir uns
    im Koalitionsvertrag entschlossen, die Finanzkraft der
    Gemeinden zu stärken und das Gemeindefinanzsystem
    einer umfassenden Prüfung zu unterziehen.

    Wir haben uns vorgenommen, die Neuordnung der
    Finanzverfassung für das Jahr 2005 vorzubereiten. Dafür
    wollen wir eine Enquete-Kommission einrichten. Im
    Vordergrund stehen dabei natürlich finanzpolitische
    Fragen, insbesondere, wie es für alle Länder wieder at-
    traktiv sein kann, zusätzliche Einnahmen zu erzielen.

    Ich möchte den Bogen aber gerne noch etwas weiter
    spannen und an die Antrittsrede des neuen Bundesrats-
    präsidenten, Herrn Ministerpräsident Eichel, vor einer
    Woche anknüpfen. Ich stimme ihm ausdrücklich zu, daß
    die Bundesländer nicht zu „regionalen Verwaltungskör-
    perschaften des Bundes absinken“ dürfen. Ich kann mir
    vorstellen, daß das auch auf die Unterstützung der CDU
    trifft.

    Klaus Wolfgang Müller (Kiel)







    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wir sollten deshalb neu über die Verzahnung und
    Aufgabenverteilung von Bund und Ländern und über
    die Funktion der Mischfinanzierungen und Gemein-
    schaftsaufgaben nachdenken. Die Rahmen- und die kon-
    kurrierende Gesetzgebung dürfen die Länder nicht zu
    gefesselten Tigern machen. Es geht bei der Diskussion
    auch um eine größere Transparenz und um erweiterte
    parlamentarische Spielräume für unsere Kolleginnen
    und Kollegen in den Länderparlamenten.

    Aufgabenzuweisungen seitens des Bundes dürfen in
    Zukunft nicht mehr allein zu Lasten von Ländern und
    Gemeinden gehen und diese mit den Kosten belasten.
    Wir erinnern uns nur ungern an die Nebenwirkungen des
    Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz oder die
    Verpflichtungen aus dem Bundesnaturschutzgesetz. Das
    Konnexitätsprinzip – auf deutsch: „Wer bestellt, der be-
    zahlt“ – muß gelten, insbesondere solange Länder und
    Gemeinden nicht über eigene Einnahmespielräume ver-
    fügen.

    Im Rahmen der Enquete-Kommission sollten wir uns
    Gedanken über das steuerpolitische Trennsystem ma-
    chen, ohne dabei allerdings die berechtigten Interessen
    der Länder an stabilen Steuereinnahmen zu ignorieren.
    Wir werden uns Gedanken über die Gratwanderung der
    Länder zwischen Pluralität und Wettbewerb untereinan-
    der machen müssen.

    Ich gehe davon aus, daß wir hier über Fraktionsgren-
    zen hinweg eine konstruktive Debatte erleben werden,
    inklusive der Beiträge der Ministerpräsidentin und Mini-
    sterpräsidenten von Bayern bis Schleswig-Holstein.

    Rotgrün hat sich für die kommenden vier Jahre viel
    vorgenommen. Wie heißt es so schön: Packen wir's an!

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der
bayerische Staatsminister der Finanzen, Professor
Dr. Kurt Faltlhauser.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr
    Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt nicht nur
    in Kirchen und in barocker Umgebung Weihrauchfaß-
    schwenker. Die gibt es auch – das wissen wir alle – in
    der Politik:


    (Detlev von Larcher [SPD]: Das haben wir 16 Jahre erlebt!)


    Die neugewählte Finanzausschußvorsitzende, Frau
    Scheel, hat sich heute in die Reihe der politischen Weih-
    rauchschwenker eingereiht, indem sie verkündet hat:
    Diese Steuerreform ist die größte, die bisher in der Bun-
    desrepublik Deutschland vorgelegt wurde, sozusagen die
    GröStaZ.

    Das fordert natürlich einen Vergleich heraus. Wir
    müssen in das Jahr 1982 zurückgehen. Damals ist der

    Bundeskanzler, der jetzt hier in den Reihen sitzt, mit ei-
    ner Steuerreform angetreten, die in drei Stufen umge-
    setzt wurde und ein Entlastungsvolumen von
    44 Milliarden DM umfaßte, 44 Milliarden DM in einer
    Zeit, in der das Steueraufkommen insgesamt etwas mehr
    als die Hälfte von heute ausmachte. Sie müssen das
    Ganze also etwa auf 88 Milliarden DM Nettoentlastung
    verdoppeln. Dann wollen Sie das, was Sie heute vorle-
    gen, damit vergleichen?

    Was wichtiger ist: Gestartet wurde diese Steuerre-
    form damals schon mit einem ersten Schritt von
    11 Milliarden DM Nettoentlastung.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da war der Haushalt aber noch besser!)


    Der Kollege Uldall hat erst neulich noch einmal eine
    Zusammenstellung gemacht. Die würde ich Ihnen emp-
    fehlen. Danach gab es mehr als 10 Milliarden DM
    Steuerentlastung für die Wirtschaft. Das Ergebnis: In
    einer langanhaltenden wirtchaftlichen Wachstumsent-
    wicklung wurden Arbeitsplätze geschaffen. Das war in
    den 80er Jahren das Resultat der drei Stufen einer – auch
    systematisch – vernünftigen Steuerreform.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Jetzt sagt der neue Finanzminister Lafontaine: Mit

    Steuern alleine kann man ja letztlich keine Arbeitsplät-
    ze schaffen; das wird die wirtschaftliche Entwicklung
    nicht entsprechend beeinflussen. Herr Lafontaine – Herr
    Schlauch, unterbrechen Sie einmal kurz die Unterhal-
    tung, dann kann er zuhören –, genau das Gegenteil ha-
    ben aber alle wirtschaftswissenschaftlichen Gutachten in
    den 80er Jahren bestätigt: Durch die vernünftig gestal-
    tete Nettoentlastung der Bürger wurden damals tatsäch-
    lich Arbeitsplätze geschaffen. Sogar das Institut von
    Herrn Flaßbeck, das DIW, hat damals bestätigt, daß dies
    das Ergebnis der Steuerpolitik war. Heute wollen Sie
    gewissermaßen zur Steuerpolitik sagen, sie könne so-
    wieso nicht helfen, aber nur, weil Sie einen Vorschlag
    gemacht haben, der völlig unzureichend ist.

    Natürlich haben Sie, Frau Matthäus-Maier, 5 Prozent
    Senkung der Körperschaftsteuersätze für 1999 ange-
    kündigt. Haben wir denn vergessen, daß die Bundesre-
    gierung, die am 27. September abgelöst wurde, die Kör-
    perschaftsteuer um 16 Prozentpunkte gesenkt hat? Das
    waren noch Zeiten: 16 Prozent! Das sind große Schritte.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Genau das wurde damals gemacht: Entlastung der
    Wirtschaft zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Und heute
    – wir haben es genau nachgerechnet – das Gegenteil: Ih-
    re Steuerreform führt zu einer Belastung der Wirt-
    schaft von insgesamt 16,5 Milliarden DM.

    Damit wollen Sie die Konjunktur und die Wettbe-
    werbsfähigkeit dieses Landes fördern? Ich glaube, es ist
    der gegenteilige Weg, den Sie gehen. Ich habe von Ge-
    rechtigkeit gehört. Vor den Wahlen, Herr Lafontaine,
    habe ich immer gehört, Sie wollen Arbeitsplätze schaf-
    fen! Hätten Sie doch das Instrument des Steuerrechts

    Klaus Wolfgang Müller (Kiel)







    (A) (C)



    (B) (D)


    genutzt, um Arbeitsplätze zu schaffen! Sie haben die Sa-
    che hier völlig verfehlt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: So spricht der Mann an Stoibers Seite!)

    Die große Reform in den 80er Jahren, die ich gerade

    erwähnt habe, und die Petersberger Beschlüsse verdie-
    nen vom Volumen und vom Konzept her den Begriff
    „groß“, Frau Scheel. Das, was hier vorgelegt wird, kön-
    nen Sie bestenfalls als Mickymausreform darstellen.


    (Detlev von Larcher [SPD]: Diese undankbaren Wähler! Ihr wart so gut und seit nicht gewählt worden!)


    Lassen Sie mich noch etwas zur Unausgewogenheit
    des Konzeptes sagen. Wir haben errechnet, Herr Lafon-
    taine, daß die Unternehmer, die vom Steueraufkommen
    insgesamt 21 Prozent erbringenen, 77 Prozent der ge-
    samten Gegenfinanzierung tragen. Im übrigen – das sage
    ich insbesondere als Bayer –: Die Landwirtschaft, die
    bisher 1 Prozent des Steueraufkommens erbringt, wird
    jetzt durch die Gegenfinanzierung mit 3 Prozent bela-
    stet. Eine Verdreifachung der steuerlichen Belastung –
    das nenne ich Bauernlegen, meine Damen und Herren.

    Mir ist aber jetzt eine zweite Anmerkung zum neuen
    Finanzminister noch wichtiger. Herr Lafontaine, Sie ha-
    ben heute hier ausdrücklich noch einmal betont: Sie
    wollen die Unabhängigkeit der Bundesbank und des
    künftigen Systems der europäischen Zentralbanken nicht
    antasten. Gleichzeitig haben Sie gesagt – ich habe genau
    mitgeschrieben –, daß Sie in Zukunft Haushalts- und
    Geldpolitik abstimmen wollen.


    (Bundesminister Oskar Lafontaine: Ja und?)

    Die Haushaltspolitik ist Aufgabe der Exekutive, dieses
    Finanzministeriums und dieser Regierung, und des Bun-
    destages. Sie ist Aufgabe der Politik. Die Philosophie
    der Geldpolitik in diesem Land und jetzt auch in Europa
    ist, daß Geldpolitik alleine von der Bundesbank und in
    Zukunft von der Europäischen Zentralbank gemacht
    wird, alleine und unbeeinflußt. Wer abstimmen will, will
    beeinflussen. Wer abstimmen will, will die Unabhän-
    gigkeit dieses Systems gezielt aushöhlen. Das ist der
    Punkt! Sie haben es hier gesagt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Dieser Punkt verstößt auch gegen den Artikel 108 des
    Maastrichter Vertrages, in dem es ausdrücklich heißt –
    ich erlaube mir, Herr Lafontaine, das vorzulesen –:

    Die Organe und Einrichtungen der Gemeinschaft – –

    (Bundesminister Oskar Lafontaine: Ich kenne ihn!)

    – Offenbar nicht.