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ID1400602300

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    Plenarprotokoll 14/6 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 I n h a l t : Änderung einer Ausschußüberweisung ........... 319 A Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 319 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: a) Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Steuerentlastungsgesetzes 1999/2002 (Drucksache 14/23) .............................. 319 B b) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zur Kindergeldauszahlung und zur Erstellung der Lohnsteuertabellen 1999 (Drucksache 14/28) ..................... 319 B c) Antrag der Fraktion der PDS Wiedererhebung der Vermögen- steuer (Drucksache 14/11) ................... 319 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS Besteuerung von Luxusgegenständen (Drucksache 14/27) .................................... 319 C Oskar Lafontaine, Bundesminister BMF ......... 319 C Friedrich Merz CDU/CSU ...................... 326 D, 333 A Joachim Poß SPD ................... 331 A, 331 D, 336 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. .................. 331 C Ingrid Matthäus-Maier SPD.................... 332 D, 340 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 333 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P....................... 336 C Dr. Christa Luft PDS ....................................... 338 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .......................... 341 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU .......................... 345 A Klaus Wolfgang Müller (Kiel) BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN .................................... 346 D Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) . 348 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. .............................. 350 B Hans Georg Wagner SPD ............................ 352 A Joachim Poß SPD ............................................ 353 A Peter Harald Rauen CDU/CSU........................ 354 D Dr. Barbara Höll PDS...................................... 356 C Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Drucksachen 14/16, 14/32) ......... 357 C Hans-Ulrich Klose SPD................................... 357 D Joseph Fischer, Bundesminister AA....... 358 B, 364 D Paul Breuer CDU/CSU.................................... 360 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg...... 361 C Ulrich Irmer F.D.P........................................... 363 B Heidi Lippmann-Kasten PDS .......................... 364 A Volker Rühe CDU/CSU .................................. 366 A Ernot Erler SPD............................................... 366 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Dr. Klaus Kinkel F.D.P.................................... 367 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 368 B Wolfgang Gehrcke PDS................................... 369 A Namentliche Abstimmung ............................... 369 D Nächste Sitzung ............................................... 372 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 373 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Chri- stian Simmert, Hans Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11)................... 373 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Ker- stin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans- Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller, Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voss (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Be- schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO- Luftüberwachungsoperation über dem Koso- vo (Tagesordnungspunkt 11) ........................... 374 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen..................................... 375 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 319 (A) (C) (B) (D) 6. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. November 1998 Beginn: 10.30 Uhr
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    Vizepräsidentin Petra Bläss Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 373 (A) (C) (B) (D) Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 13,11,98 Bulling-Schröter, Eva-Maria PDS 13.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 13.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13.11.98 Hartnagel, Anke SPD 13.11.98 Hovermann, Eike SPD 13.11.98 Jacoby, Peter CDU/CSU 13.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 13.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 13.11.98 Meckel, Markus SPD 13.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 13.11.98 Michelbach, Hans CDU/CSU 13.11.98 Müller (Zittau), Christian SPD 13.11.98 Dr. Pfaff, Martin SPD 13.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 13.11.98 Dr. Seifert, Ilja PDS 13.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Verheugen, Günter SPD 13.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 13.11.98 Wissmann, Matthias CDU/CSU 13.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 13.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche, Christian Simmert, Hans-Christian Ströbele und Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Die Entscheidung heute kann nicht herausgelöst wer- den aus dem Kontext des von der NATO ohne UNO- Mandat aufgebauten Drohszenarios gegenüber der Bun- desrepublik Jugoslawien, über dessen deutsche Beteili- gung noch der 13. Deutsche Bundestag am 16. Oktober 1998 abgestimmt hat. Wir haben diese Selbstmandatie- rung der NATO als Verstoß gegen internationale Völ- kerrechtskonventionen abgelehnt. Bombardierungen wären sicherlich kein geeignetes Mittel gewesen, die Situation der Flüchtlinge zu verbessern. Selbstverständ- lich begrüßen wir jede Verbesserung ihrer Situation nachdrücklich, insbesondere daß sie vor dem Winter noch aus den Wäldern zurückkehren konnten. Der Einsatz der OSZE-Beobachter zur Überwachung ist ein Schritt ziviler Konfliktbewältigung – auch nach unserer Auffassung sind die eingesetzten multinationa- len Peace-keeping-Einheiten unter Leitung der OSZE die geeigneten Kräfte für die Schaffung eines Sicher- heitssystems auch im Kosovo. Aber wir können nicht übersehen, daß mit dem heute zur Abstimmung anste- henden Beschluß über den „Einsatz bewaffneter Streit- kräfte mit dem deutschen Beitrag zu der NATO- Luftüberwachungsoperation“ die Fortsetzung der völ- kerrechtswidrigen militärischen Drohung vom Oktober ist und eine Militäraktion der NATO. Dies gilt genauso für den für kommende Woche geplanten Beschluß über die Stationierung einer NATO-Interventionstruppe. Auch für diese Militäraktionen in und gegen Serbien gibt es kein UNO-Mandat. Der Resolution des Sicher- heitsrates 2203/98 vom 24. Oktober 1998 ist ein solches Mandat nicht zu entnehmen. Außerdem handelt es sich nach unserer bisherigen Kenntnis bei der geplanten Bundeswehrbeteiligung an dieser Interventionstruppe um einen Out-of-area-Einsatz von Krisenreaktionskräf- ten, was wir aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen. Nicht die Bundeswehr, der der frühere Verteidigungs- minister Rühe gegen unsere Überzeugung und unser Votum immer mehr Aufgaben im Zusammenhang mit der deutschen Außenpolitik zugewiesen hat, ist die rich- tige Instanz, um solchen Schutz sicherzustellen. Hinzu kommt, daß die friedlichen Mittel zur Kon- flikteindämmung, auf die wir seit Jahren bei der leider absehbaren Eskalation des Konflikts hingewiesen haben, von der vergangenen Bundesregierung, bei weitem nicht ausgeschöpft worden sind – von effektivem Embargo konnte keine Rede sein. Stattdessen wurden weiter Flüchtlinge in die Krisenregion abgeschoben. Die Auf- rüstung der UCK wurde und wird nicht effektiv unter- bunden. Von Teilen der Öffentlichkeit wird dies als Signal internationaler Unterstützung nicht nur der Auto- nomiebestrebungen, sondern auch deren gewaltsamer Durchsetzung interpretiert. Dies hat konfliktverschär- fende Wirkung. Hier besteht dringender Handlungsbe- darf, dem die alte Bundesregierung nicht nachgekom- men ist und dessen sich die neue Regierung jetzt an- nehmen muß. Da wir zwar vom Grundsatz her den Einbezug der OSZE in die Konfliktbewältigung begrüßen, den Kon- text von NATO-Aktionen und Strategie, in dem dieser Einbezug steht, ablehnen, werden wir diesem Antrag nicht zustimmen. 374 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 (A) (C) (B) (D) Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Winfried Hermann, Kerstin Müller (Köln), Gila Altmann (Aurich), Angelika Beer, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell, Klaus Wolfgang Müller (Kiel), Claudia Roth (Augsburg), Christian Sterzing, Sylvia Ingeborg Voß (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Deutsche Beteiligung an der NATO-Luftüberwachungsoperation über dem Kosovo (Tagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zur deutschen Beteiligung an der NATO-Luftüberwa- chungsoperation über dem Kosovo trotz ernsthafter Be- denken zu. Auf Grundlage der VN-Sicherheitsratsresolution 1203 und des Beschlusses des Ständigen Rats der OSZE vom 24./25. Oktober wird in den nächsten Wochen eine OSZE-Verifikationsmission für ein Jahr im Kosovo tätig werden. Aufgabe der unbewaffneten Beobachter ist die Überwachung des Waffenstillstandes und militärischer Bewegungen, die Begleitung von Polizeikräften, die Unterstützung internationaler Organisationen bei der Flüchtlingsrückkehr, die Wahlüberwachung und Unter- stützung beim Aufbau der Selbstverwaltung im Kosovo. Mit 2 000 Beobachtern, darunter jeweils 200 aus Deutschland und Rußland, ist es die bisher größte Ope- ration der OSZE. Ihr Gelingen ist die entscheidende Voraussetzung für die Einleitung eines stabilen Frie- densprozesses im Kosovo. Zur Ergänzung, Effektivierung und Absicherung der OSZE-Mission auf dem Boden führt die NATO über dem Kosovo eine Luftüberwachungsoperation mit un- bewaffneten Aufklärungsflugzeugen und unbemannten tieffliegenden ,,Drohnen“ durch. Die Bundeswehr soll unter anderem eine Drohnenbatterie stellen, die mit ge- ringen, bewaffneten Sicherungskräften in Mazedonien stationiert sein würde. Grundlage der Luftüberwa- chungsoperation ist das zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO am 15. Oktober abgeschlos- sene Abkommen. Die NATO plant darüber hinaus eine Notfalltruppe („extraction force“) von circa 1 200 bis 1 500 Soldaten für den Fall, daß die für die Sicherheit der OSZE- Beobachter verantwortlichen serbischen Behörden diese nicht mehr gewährleisten. Wenn Leib und Leben von Beobachtern durch eine der Konfliktparteien gefährdet sind, bei Geiselnahme oder wenn eine Evakuierung durch die OSZE nicht mehr möglich ist, soll sie die Beobachter herausholen können. Die in Mazedonien stationierte Notfalltruppe hat ausdrücklich keinen Interventions- und Erzwingungsauftrag. Die Bundes- wehr soll hierzu zwischen 100 und 200 Soldaten stellen. Auch wenn sich die humanitäre Lage inzwischen ent- spannt hat, ein Großteil der Binnenflüchtlinge wieder in Dörfern lebt und humanitäre Organisationen sich frei bewegen können, so bleibt der Waffenstillstand doch brüchig und das Konfliktpotential hoch brisant. In schlimmer Erinnerung ist die Vergeiselung von UN- PROFOR-Soldaten in Bosnien im Jahr 1995, die zu einem Markstein bei der Diskreditierung und Schwä- chung der UN in Bosnien wurde. Angesichts dieser hohen Risiken ist die militärische Notfallvorsorge im Interesse der Beobachter und der Autorität der sie ent- sendenden internationalen Staatengemeinschaft unver- zichtbar und völkerrechtlich nicht zweifelhaft. Ohne ei- ne solche, nur mit militärischen Mitteln realisierbare Notfallvorbereitung wäre die Entsendung der zweitau- send zivilen Beobachter in das latente Kriegsgebiet nicht zu verantworten – außer man wollte bewußt das Risiko einer Wiederholung des UNPROFOR-Traumas in Kauf nehmen. Ohne die Beobachtermission wäre der Waffen- stillstand und die Flüchtlingsrückkehr ohne Chance, wäre ein Wiederaufflammen der Kämpfe spätestens im Frühjahr vorprogrammiert. Insofern sind Beobach- termission am Boden, Luftüberwachung und Notfall- vorsorge untrennbare Bestandteile des friedensbe- wahrenden und im Kern von der OSZE getragenen Ein- satzes. Der Antrag der Bundesregierung schließt ausdrück- lich an den Beschluß des Bundestages vom 16. Oktober (13. Legislaturperiode) an. Unsere Zustimmung zum jetzigen Antrag der Bundesregierung darf allerdings in keiner Weise als nachträgliches Einverständnis zur An- drohung eines NATO-Luftangriffes ohne klares UN- Mandat verstanden werden. Wir bleiben dabei, daß ein Mandat von UN bzw. OSZE Mindestvoraussetzung für Kriseneinsätze von Militär sein sollte und daß alle Be- mühungen in Richtung einer Selbstmandatierung der NATO zersetzend auf die internationale Ordnung wir- ken und einem internationalen Recht der Stärkeren Vor- schub leisten. Die bevorstehende OSZE-Mission ist nicht nur un- verzichtbar für einen langfristigen Friedensprozeß und die Herstellung der Menschenrechte im Kosovo. Sie ist zugleich eine Bewährungsprobe für die OSZE als der einzigen gesamteuropäischen Sicherheitsinstitution, die bisher weitgehend im Schatten der NATO und des öffentlichen Interesses stand. Insofern begrüßen wir die OSZE-Beobachtermission als doppelten Beitrag zum Frieden in Europa und zur Zivilisierung der Außen- politik. Die enormen praktischen Anforderungen an die OS- ZE-Mission zeigen zugleich, wie hochaktuell die im Koalitionsvertrag festgelegte Absicht der neuen Bundes- regierung ist, die personelle und finanzielle Ausstattung der OSZE zu stärken, Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich von Peacekeeping, Peacebuilding und Frie- densfachdiensten zu schaffen und die Entwicklung des Instruments internationaler Polizeieinsätze voranzu- treiben. Fortschritte bei der Krisenprävention und zivi- len Konfliktbearbeitung sind die Voraussetzung dafür, daß sich Bosnien, Kosovo nicht ständig wieder- holen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 6. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. November 1998 375 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 731. Sitzung am 6. No- vember 1998 der vom Deutschen Bundestag am 26. Oktober 1998 beschlossenen unveränderten Weiter- geltung der 1. Gemeinsamen Geschäftsordnung des Bundestages und des Bundesrates für den Ausschuß nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) vom 5. Mai 1951 (BGBl. II S. 103), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 16. Mai 1995 (BGBl. I S. 742), gemäß Artikel 77 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes, 2. Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1102), zuletzt geändert laut Bekanntmachung vom 20. Juli 1993 (BGBl. I S. 1500), gemäß Artikel 53a Absatz 1 Satz 4 des Grundgesetzes und der 3. Geschäftsordnung für das Verfahren nach Artikel 115d des Grundgesetzes vom 23. Juli 1969 (BGBl. I S. 1100), gemäß Artikel 115d Absatz 2 Satz 4 des Grundgesetzes zugestimmt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen bzw. von einer Be- ratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 1.6 Drucksache 13/7216 Nr. 2.22 Drucksache 13/7867 Nr. 1.3 Drucksache 13/8106 Nr. 1.5 Drucksache 13/9086 Nr. 1.14 Drucksache 13/9819 Nr. 2.14 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/6766 Nr. 2.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.5, 2.9, 2.11 Drucksache 13/7216 Nr. 2.3, 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.16, 2.20, 2.23 Drucksache 13/7541 Nr. 2.17 Drucksache 13/7706 Nr. 2.5 Drucksache 13/9312 Nr. 1.8, 1.11, 1.13 Drucksache 13/9477 Nr. 2.11, 2.12, 2.17, 2.20, 2.24, 2.25 Drucksache 13/9668 Nr. 1.3, 1.5 Drucksache 13/11106 Nr. 2.13, 2.14, 2.16 Drucksache 13/11204 Nr. 2.8 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/3668 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/8615 Nr. 2.59, 2.75
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Merz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Es ist immer so,
    wenn man frei spricht und kein ausformuliertes Manu-
    skript hat


    (Zurufe von der SPD)

    – Entschuldigung –, daß man Gefahr läuft, mißverstan-
    den zu werden. Ich will das noch einmal ausdrücklich
    klarstellen: Ich bezweifle nicht, daß Sie nach dem Ge-
    setzestext, der uns gegenwärtig vorliegt – das ändert sich
    ja immer wieder –,


    (Widerspruch bei der SPD)

    die Absicht haben, die Steuersätze des Körper-
    schaftsteuergesetzes bereits im nächsten Jahr zu senken.


    (Klaus Lennartz [SPD]: Ist das so schwer, einen Fehler zuzugeben?)


    Ich lege aber Wert auf die Feststellung – ich bleibe
    dabei –, daß die Bilanz zwischen Entlastung und Bela-
    stung – –


    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das hat er gesagt! Das ist der Punkt!)


    – Wir können das ja gemeinsam, Frau Matthäus-Maier,
    im Protokoll noch einmal nachlesen. Ich habe gesagt
    und bleibe auch dabei, daß für das Jahr 1999, für das
    Jahr 2000 und für das Jahr 2001 – vor dem Zeitpunkt,
    für den Sie eine weitere Absenkung der Körper-
    schaftsteuersätze vage in Aussicht stellen; das steht nicht
    in diesem Gesetzentwurf –, für diese drei Jahre, für die
    Wirtschaft und damit für die Arbeitsplätze in Deutsch-
    land nicht eine geringere, sondern eine höhere Steuer-
    belastung kommt. Das ist die Konsequenz Ihres Gesetz-
    entwurfes.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Davon, Frau Matthäus-Maier, habe ich nicht nur nichts
    zurückzunehmen, sondern den Nachweis, daß dies so ist,
    werden wir Ihnen Jahr für Jahr in den nächsten drei Jah-
    ren von dieser Stelle aus führen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Joachim Poß [SPD]: Solms! Er hat noch nicht einmal den Gesetzentwurf gelesen! Er hat lesen lassen! Herr Solms, lesen Sie mal selbst!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Liebe Kolleginnen
und Kollegen, um die Atmosphäre ein wenig zu besänf-
tigen, erlaube ich mir, der Kollegin Kerstin Müller herz-
lich zu ihrem 35. Geburtstag zu gratulieren.


(Beifall)

Ich freue mich, daß Sie Ihren Geburtstag mit uns zu-
sammen verbringen. Alles Gute für Sie!

Nun erteile ich das Wort der Kollegin Christine
Scheel, Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christine Scheel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Nachdem
    wir ja jetzt geklärt haben, wer lesen oder wer nicht lesen
    kann, Herr Solms, denke ich, daß wir zur Senkung von
    Unternehmensteuern 1999 an dieser Stelle zumindest
    keine so klaren Aussagen mehr zu machen brauchen. Ich
    brauche das alles nicht noch einmal vorzulesen. Ich den-
    ke, Sie wissen jetzt mittlerweile, wo es steht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Herr Merz, ich finde es allerdings etwas eigenartig,

    wenn Sie sagen, Sie hätten hier in freier Rede natürlich
    Schwierigkeiten gehabt, die Zuordnung der Steuersatz-
    senkungen auf die nächsten Jahre klar vorzutragen oder
    das klar im Hinterkopf zu haben. Wir waren ja auch lan-
    ge genug in der Opposition. Jetzt sind wir Regierungs-
    parteien. Man sollte doch einmal von folgendem ausge-
    hen – das muß man wirklich einmal sagen, gerade an die
    Adresse der Steuerfachleute; das gilt für Herrn Solms
    genauso, wie es für Herrn Merz gilt –: Die Leute, die
    sich hier hinstellen und zu einer Steuerreform reden, die
    jetzt von SPD und Bündnis 90/Die Grünen vorgelegt
    worden ist und die in kürzester Zeit zuwege gebracht
    worden ist, sollten wenigstens wissen, wie die Steuersät-
    ze in den nächsten Jahren aussehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Mit einem Punkt, Herr Merz, ist es mir als Frau – ich
    sage das wirklich bewußt – sehr ernst: Sie haben in Ih-
    ren Ausführungen Herrn Lafontaines Ehefrau, Christa
    Müller, angesprochen. Anscheinend ist es für Sie uner-
    träglich, daß eine Frau so denken kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Eine weitere Bemerkung vorab: Ich dachte eigentlich,
    die CDU habe gelernt, daß die Vergleiche der Bundes-
    länder, mit denen Sie durch alle Lande gezogen sind,


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Die tun weh, Frau Scheel!)


    Ihnen im Wahlkampf nicht dienlich waren. Denn
    schließlich haben sie nicht dazu geführt, daß Sie die
    Wahl gewonnen haben. Ich glaube, auch in dieser De-

    Ingrid Matthäus-Maier






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    batte nutzen sie nichts; denn sie bringen uns in keiner
    Weise weiter.

    Zum Gesetzentwurf selbst: Dieser Gesetzentwurf ist
    solide durchgerechnet und sauber finanziert. Das ist der
    große Unterschied zu den Entwürfen, mit denen wir es
    in der Vergangenheit, in der letzten Legislaturperiode,
    zu tun hatten.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Mit diesem Gesetzentwurf wird die Investitionskraft der
    Unternehmen gestärkt, und die Binnennachfrage wird
    entsprechend nachhaltig belebt. Es ist, Herr Merz, in
    keiner Weise richtig, wenn Sie sagen, damit werde nur
    Nachfragepolitik betrieben. In diesem Gesetzentwurf ist
    vielmehr ein ausgewogenes Verhältnis von angebots-
    und nachfrageorientierter Politik verankert.

    Wir haben im Wahlkampf immer gesagt, daß wir die
    Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen entlasten
    wollen, daß wir das Zusammenleben mit Kindern be-
    günstigen wollen. Das haben wir hier umgesetzt. Zudem
    wurde – dies ist für die Ländervertreter, Herr Faltlhau-
    ser, sehr wichtig – der sehr schwierigen Situation der öf-
    fentlichen Haushalte Rechnung getragen. Auf Grund
    dieser angespannten Haushaltslagen mußte in der ersten
    und zweiten Stufe eine strikte Aufkommensneutralität
    gewahrt werden, und erst in der dritten Stufe konnte eine
    Nettoentlastung von rund 15 Milliarden DM vorgesehen
    werden. Das ist richtig und finanzpolitisch äußerst ver-
    nünftig.

    Nun zu dem Punkt, der immer wieder angesprochen
    wird, nämlich inwiefern die Entlastung bei der Ein-
    kommensteuer mit dem Ziel der Senkung der Lohnne-
    benkosten und der Erhebung von Ökosteuern vereinbar
    ist. Ich finde, diese Bereiche müssen zumindest punktu-
    ell in Verbindung gesehen werden. Schließlich kommt
    es doch darauf an, was den Leuten am Schluß bleibt.
    Das ist es, was interessiert. Die Zahlen aus bestimmten
    Teilbereichen, die irgendwo herumschwirren, verunsi-
    chern die Leute nur.

    Alleinerziehende mit zwei Kindern und 2 500 DM
    brutto im Monat werden, Stand 1998, insgesamt mit 277
    DM an Steuern und Abgaben belastet. Nach der Umset-
    zung der ökologisch-sozialen Steuerreform und der
    Einkommensteuerreform wird ebendiese alleinerzie-
    hende Mutter oder dieser alleinerziehende Vater mit
    zwei Kindern um monatlich 127 DM entlastet. Ich den-
    ke, das ist ein Schritt in die richtige Richtung; damit
    wird – unter Einbeziehung der Erhebung der Ökosteuern
    und der Senkung der Einkommensteuern – in diesen
    Einkommensgruppen der richtige Effekt erzielt.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Um der Kritik vorzubeugen, wir hätten die Tarife
    weiter senken sollen: Natürlich wäre dies wünschens-
    wert gewesen; das wissen alle. Aber das Erbe der Kohl-
    Regierung – das muß auch in diesem Zusammenhang
    betont werden – hat uns im Haushalt keinen Spielraum
    gelassen. Der Bundeshaushalt weist allein für 1999 ge-
    genüber der Waigelschen Vorstellung Risiken in Höhe

    von mehr als 10 Milliarden DM aus, und den Ländern
    und Kommunen geht es – ich denke, ich kann das be-
    urteilen – auch nicht besser.

    Eine alte Mär, mit der wir vielleicht endlich einmal
    aufräumen sollten, ist: Wir haben die Finanzierung des-
    wegen so geplant, weil wir den öffentlichen Kassen –
    wie es in den Petersberger Beschlüssen der alten
    Koalition vorgesehen war – Einnahmeausfälle in Höhe
    von 57 Milliarden DM ersparen wollten. Herr Waigel
    hat damit – das ist das Problem – immer wieder
    Begehrlichkeiten geweckt, die in keiner Weise erfüllt
    werden konnten. Es waren schlicht unseriöse
    Vorschläge, mit denen er und auch andere aus der CDU,
    CSU und F.D.P. durch den Wahlkampf gezogen sind.
    Die Finanzpolitik steht jetzt endlich wieder auf einer
    soliden Grundlage.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, auch im Wirtschaftsbe-
    reich haben wir insgesamt gute Ergebnisse erzielt. Der
    Spitzensteuersatz für gewerbliche Einkünfte wird im
    nächsten Jahr, wie gesagt – das haben wir jetzt alle ge-
    lernt –, auf 45 Prozent und im Jahr 2000 auf 43 Prozent
    gesenkt. Die Körperschaftsteuer – das ist jetzt klar –
    wird im nächsten Jahr von 45 auf 40 Prozent gesenkt.

    Natürlich streben wir eine Unternehmensteuerre-
    form an. Demnächst wird dafür eine Arbeitsgruppe ein-
    gesetzt. Diese Unternehmensteuerreform hat als Ziel die
    rechtsformunabhängige Besteuerung von Unternehmen,
    und zwar mit einem Steuersatz von etwa 35 Prozent. Es
    wäre natürlich wunderbar – dafür werden wir uns ge-
    meinsam einsetzen –, wenn diese Reform nicht erst im
    Jahr 2002, sondern schon im Jahr 2000 umgesetzt wer-
    den könnte.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir gehen auch einen Schritt in Richtung Gleichbe-
    handlung aller Einkunftsarten, indem wir zukünftig zum
    Beispiel – das ist ein heikles Thema, das weiß ich; ich
    nenne es trotzdem – Einkünfte in der Landwirtschaft
    über einen bestimmten Sockel ähnlich bzw. gleich be-
    handeln wie gewerbliche Einkünfte. Wir haben hier na-
    türlich auch eine soziale Komponente eingeführt: Klei-
    nen bäuerlichen Familienbetrieben bis zu 15 Hektar soll
    die Durchschnittsbesteuerung erhalten bleiben. Das ist
    auch in Ordnung so.

    Insgesamt – auch das muß man einmal zur Kenntnis
    nehmen – gehen wir einen sehr mutigen Schritt in
    Richtung Steuervereinfachung und Abbau von Steuer-
    vergünstigungen. Es gibt über 70 Maßnahmen zur Be-
    reinigung der Bemessungsgrundlage. Das ist vom Um-
    fang, von der Dimension her die größte Steuerreform,
    die in der Geschichte der Bundesrepublik jemals mit
    einer solch affenartigen Geschwindigkeit – positiv gese-
    hen – und so gut durchgerechnet vorgelegt worden ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Christine Scheel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Außerdem ist es gelungen – da hatten Sie angeblich
    immer Ihre Probleme –, durch eine frühzeitige Einbin-
    dung der Bundesländer in die Beratungen sicherzu-
    stellen, daß im Bundesrat die nötigen Abstimmungser-
    gebnisse erzielt werden können, um diese Reform sehr
    schnell auf den Weg zu bekommen.

    Es gibt einen negativen Begleiteffekt der Diskussio-
    nen, die in den letzten Tagen, in den letzten Wochen ge-
    führt worden sind. Man muß feststellen, daß die Erar-
    beitung dieses Konzeptes teilweise regelrecht zu einem
    Spießrutenlaufen geworden ist. Ich meine, es ist ziem-
    lich einmalig, daß, bevor ein Gesetz im Entwurf vor-
    liegt, von allen möglichen Gruppen und Kreisen aus der
    Opposition, aus der Bevölkerung und vor allen Dingen
    von einigen wenigen aus der Wirtschaft Kritik geübt
    wurde, Nebelkerzen ins Blaue geworfen wurden. In den
    laufenden Beratungen müssen sie aber feststellen, daß
    sich einige der Vorbehalte und auch Teile der Kritik er-
    übrigen. Dies ist natürlich etwas schwierig, weil so be-
    stimmte Stimmungen erzeugt werden.

    Es ist auch unwahr, daß insbesondere die kleinen und
    mittleren Unternehmen die Hauptlast dieser Reform zu
    tragen haben. Kleine und mittlere Unternehmen werden
    entlastet, und zwar in einer Größenordnung von etwa
    4 Milliarden DM. Belastet werden Großunternehmen
    und Konzerne. Das sind genau die, die in den letzten
    Jahren einen Gestaltungsspielraum genutzt haben. Das
    hatte mit Steuergerechtigkeit und mit leistungsgerechter
    Besteuerung überhaupt nichts mehr zu tun. Das fahren
    wir zurück, um die Gerechtigkeit auch innerhalb des
    Unternehmensbereiches wiederherzustellen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Dünner Beifall! Viel zu spät!)


    Die Gesamtgewinnbelastung der Unternehmen wird
    übrigens nicht geschmälert; es gibt eine zeitliche Ver-
    schiebung bei der Besteuerung. Heute werden sehr früh
    stille Reserven gebildet, die am Ende der Besteuerung
    irgendwann wieder aufgelöst werden. Dies wollen wir in
    der nächsten Zeit verhindern. Das ist auch richtig.

    So zeigt dieser Entwurf, daß die meisten Befürchtun-
    gen auch in der Frage der Unternehmensbesteuerung
    unbegründet sind und daß gerade im Bereich des Mittel-
    standes einiges getan wird.

    Ich sage Ihnen noch ein Beispiel. Unternehmerische
    Verluste bleiben trotz neuer Mindestbesteuerung voll
    verrechenbar. Der Verlustrücktrag wird für Verluste
    bis 2 Millionen DM auf ein Jahr begrenzt. Bis En-
    de 2000 bleibt dies erhalten; dann haben wir sehr niedri-
    ge Steuersätze, dann ist das in Ordnung. Der Verlust-
    vortrag bleibt weiter unbegrenzt möglich. Die Mär, daß
    die kleinen und mittelständischen Unternehmen von den
    Möglichkeiten, die sie heute haben, nicht mehr Ge-
    brauch machen können, ist einfach falsch. Deswegen ist
    es notwendig und richtig, hier zu sagen, daß wir selbst-
    verständlich die ganze Zeit vor allem an die kleinen und
    mittelständischen Unternehmen gedacht haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es ist auch für die Arbeitgeber sinnvoll, daß wir vom
    1. Januar an die Kindergeldauszahlungen nicht mehr
    über die Arbeitgeber vornehmen. Dies wird nach Be-
    rechnungen des Deutschen Industrie- und Handelstages
    eine Entlastung von 60 Millionen DM bei den Verwal-
    tungskosten bringen. Das ist, finde ich, ein gutes Ange-
    bot an die Arbeitgeber.


    (V o r s i t z : Vizepräsident Rudolf Seiters)

    Wenn hier von der Opposition immer wieder der

    Topf aufgemacht wird, wir würden die Unternehmen in
    der Bundesrepublik Deutschland über Gebühr schröp-
    fen, so möchte ich Ihnen in Erinnerung rufen, Herr Dr.
    Waigel, daß in den – –


    (Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: Ich habe gar nichts gesagt!)


    – Ich sagte ja: Ich rufe in Erinnerung. Ich habe nicht ge-
    sagt, daß Sie etwas gesagt haben. Ich möchte nur bitten,
    daß Sie sich in Erinnerung bringen, daß die alte Regie-
    rung


    (Dr. Theodor Waigel [CDU/CSU]: So alt waren wir nicht! – Detlev von Larcher [SPD]: Die abgewählte Regierung!)


    in den Petersberger Steuerbeschlüssen zum Beispiel
    Regelungen zum Thema außerordentliche Einkünfte
    hatte. Das hatten Sie in gleicher Form vorgesehen, wie
    wir es jetzt tun: Wegfall des halben durchschnittlichen
    Steuersatzes, statt dessen progressionsmildernde Be-
    steuerung durch rechnerische Verteilung auf fünf Jahre.
    Deswegen braucht es hier von seiten der jetzigen Oppo-
    sition überhaupt kein Geschrei zu geben. Das ist das,
    was damals sinnvoll war; das haben wir übernommen.
    Was nicht sinnvoll war, haben wir eben anders gestaltet.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Aus bündnisgrüner Sicht sind die wesentlichen Re-
    formziele bei der Einkommensteuer erreicht worden: die
    dringende Entlastung von Durchschnittsverdienern,
    Aufkommensneutralität, Lichtung des Steuerdschungels.
    Aber in einigen Punkten wären wir – das müssen wir der
    Ehrlichkeit halber sagen; ich finde es gut, daß wir das so
    handhaben können – natürlich gern weitergegangen. Das
    ist klar.

    Wir hätten gerne eine stärkere Erhöhung des Kinder-
    geldes gehabt, um den Kinderfreibetrag überflüssig zu
    machen. Aber wir denken, daß wir in den nächsten Jah-
    ren noch Zeit genug haben, um gemeinsam einen Schritt
    weiterzukommen.


    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: 2010!)

    Nachbesserungsbedarf gibt es aus unserer Sicht auch

    bei der Kilometerpauschale. Nach wie vor setzen wir
    uns für eine verkehrsmittelunabhängige Entfernungs-
    pauschale ein, die auch den Benutzern öffentlicher Ver-
    kehrsmittel gerecht wird.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Walter Hirche [F.D.P.]: Durchsetzen muß man sich in der Regierung!)


    Christine Scheel






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Wir wissen ja, daß die heutige Kilometerpauschale miß-
    brauchsanfällig ist und weit über den realen Kosten
    liegt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [F.D.P.]: Setzen Sie doch einmal etwas durch!)


    Wir wollen uns auch weiterhin für eine weitere Ab-
    senkung des Spitzensteuersatzes stark machen, um ver-
    stärkt Impulse für ausländische Unternehmen, die hier
    investieren und bei denen es auch darum geht, was der
    Manager verdient und wie hoch er besteuert wird, zu
    setzen.

    Zusammenfassend möchte ich sagen, daß vom vor-
    gelegten Steuerentlastungsgesetz mit Sicherheit Impulse
    für mehr Beschäftigung und Binnennachfrage ausgehen
    werden. Daß die bisher in der Bundesrepublik Deutsch-
    land geäußerten Befürchtungen im Ausland so über-
    haupt nicht gesehen werden, wie Sie das immer gern
    darstellen, zeigt ein Artikel aus der „Financial Times“
    vom 13. Oktober 1998. Dort steht geschrieben:

    Dieser Steuerplan gibt einigen Grund zur Hoff-
    nung. Er ist ziemlich vernünftig und stufenweise
    vielleicht unvermeidbar angesichts des ungünstigen
    globalen Wirtschaftsklimas. Aber seine Betonung
    auf Transparenz ist ein definitiver Schritt in die
    richtige Richtung. Die Entscheidung, den Plan fis-
    kalisch neutral zu halten, ist ebenso begrüßens-
    wert. Mit einer Staatsverschuldung von immerhin
    2,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts hat Deutsch-
    land nicht viel Spielraum für Neuverschuldung.


    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sehr gut!)

    Das ist eine Aussage, die deutlich macht, wie wir im
    Ausland wahrgenommen werden. Ich finde es sehr
    schön, daß das so ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Außerdem scheint die Börse die Aufregung der kon-
    servativen Kreise nicht ganz zu teilen. Der DAX hat sich
    soweit konsolidiert; die Baisse ist überwunden.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Aber nicht mehr lange! Noch so eine Rede, und der DAX bricht ab!)


    Das hat sicherlich damit zu tun, Herr Glos, daß im Un-
    ternehmensbereich jetzt das nachgeholt wird, was woan-
    ders längst üblich ist, nämlich eine objektivierte Gewinn-
    ermittlung mit reeller Ausweisung der tatsächlichen Ge-
    winnsituation der Unternehmen. Das ist eine Anpassung
    an internationale Standards, die sonst von der Industrie
    immer eingefordert wurde. Dies tun wir. Ich sage: Die
    Sache ist rund und schafft Steuergerechtigkeit in diesem
    Land. Wir sind auf einem verdammt guten Weg.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)