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ID1400517100

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    Plenarprotokoll 14/5 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 197 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Rössel, Dr. Christa Luft, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der PDS Novellierung des Gesetzes über die Fest- stellung der Zuordnung von ehemals volkseigenem Vermögen (Vermögenszu- ordnungsgesetz) und des Zuordnungser- gänzungsgesetzes (Drucksache 14/17)........ 197 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS Ansiedlung einer Airbus-Fertigungs- stätte in Mecklenburg-Vorpommern (Drucksache 14/25) .................................... 197 B Matthias Wissmann CDU/CSU ....................... 197 C Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi .... 200 B Paul K. Friedhoff F.D.P. .................................. 202 D Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 205 C Rolf Kutzmutz PDS ......................................... 208 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU ............................... 209 D Ernst Schwanhold SPD.................................... 211 B Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 213 D Ernst Hinsken CDU/CSU ............................ 215 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 216 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen).............................................................. 217 C Rolf Schwanitz, Staatsminister BK ................. 219 C Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 220 D Cornelia Pieper F.D.P...................................... 222 D Dr. Michael Luther CDU/CSU........................ 223 D Sabine Kaspereit SPD...................................... 225 D Manfred Grund CDU/CSU.......................... 227 A Zusatztagesordnungspunkt 2 (in Verbin- dung mit Tagesordnungspunkt 1): Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS Abschaffung des Flughafenverfahrens (§ 18 a AsylVfG) (Drucksache 14/26)....... 228 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 228 C Otto Schily, Bundesminister BMI ................... 232 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P....... 237 B, 248 B, 258 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN............................................. 240 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 240 D Petra Pau PDS.................................................. 242 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, BMJ ..................... 243 D Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU............. 246 A, 249 A Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 248 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 249 B Sebastian Edathy SPD ..................................... 250 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 Dr. Norbert Lammert CDU/CSU..................... 252 C Dr. Michael Naumann, Beauftragter der Bundesregierung BK........................................ 254 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 257 A, 259 A Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 259 C Ausschußüberweisung ..................................... 260 C Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 260 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 262 C Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 266 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 267 B Maritta Böttcher PDS....................................... 269 B Thomas Rachel CDU/CSU....................... 270 B, 272 B Edelgard Bulmahn SPD ................................... 271 D Stephan Hilsberg.............................................. 272 C Tagesordnungspunkt 9 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des von den Abgeordneten Christine Ostrowski, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der wohngeldrechtlichen Regelungen – Wohngeldanpassungsgesetz (Drucksa- che 14/19)................................................... 274 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ................. 274 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 276 B Franz Müntefering, Bundesminister BMV ...... 276 C Horst Friedrich (Bayreuth) F.D.P. ................... 279 C Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ............................................. 281 A Dr. Winfried Wolf PDS ............................... 282 B Christine Ostrowski PDS ................................. 283 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ............. 284 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU ................ 285 B Iris Gleicke SPD .............................................. 287 B Ausschußüberweisung ..................................... 288 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 288 D Simone Probst, Parl. Staatssekretärin BMU .... 291 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU ............................................................. 291 D Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/ CSU ............................................................. 293 D Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN............................................................. 294 A Birgit Homburger F.D.P. ................................. 294 D Monika Griefahn SPD ................................. 295 D Ulrike Mehl SPD ............................................. 296 B Angela Marquardt PDS ................................... 298 C Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 299 D Horst Seehofer CDU/CSU............................... 301 C Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML........ 304 D Siegfried Hornung CDU/CSU ..................... 306 A Ulrich Heinrich F.D.P...................................... 307 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 308 D Kersten Naumann PDS.................................... 310 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU.. 311 C Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN............................................................. 313 B Matthias Weisheit SPD.................................... 314 C Ulrich Heinrich F.D.P.................................. 315 A Nächste Sitzung ............................................... 316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 317 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 197 (A) (C) (B) (D) 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Matthias Weisheit Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 317 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bleser, Peter CDU/CSU 12.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 12.11.98 Bulling-Schröter, Eva PDS 12.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 12.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 12.11.98 Hartnagel, Anke SPD 12.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 12.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 12.11.98 Meckel, Markus SPD 12.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 12.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 12.11.98 Schütze (Berlin), Diethard W. CDU/CSU 12.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 12.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Verheugen, Günter SPD 12.11.98 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 12.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Voß, Sylvia Ingeborg BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 12.11.98 Wiesehügel, Klaus SPD 12.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 12.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentari- schen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Siegfried Hornung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Minister, Sie
    waren gestern auf dem Deutschen Raiffeisentag und ha-
    ben dort ein Grußwort gesprochen. Ich habe aufmerk-
    sam zugehört und muß sagen, daß Sie dort zu der künf-
    tigen Agrarpolitik nichts Konkretes – auch nicht in
    Richtung Europa – gesagt haben.

    Ich habe die „dlz“ gelesen, der Sie ein fast hervorra-
    gendes Interview gegeben haben. Davon könnte ich
    viele Passagen unterstreichen. Anschließend habe ich
    aber dem „Ernährungsdienst“ entnommen, daß das, was
    Sie zuvor gesagt hatten, bereits wieder Vergangenheit
    ist. Ich habe das heute im Internet überprüft. Dort richtet
    sich alles, was im Zusammenhang mit Steuerfragen an-
    gekündigt wird, gegen die Landwirtschaft. Meine Frage
    ist: Wer hat recht? Was kommt auf die Bauern zu?
    Schon ab 1. Januar soll die Pauschalierung in Schritten
    fallen. Ich hätte gern die Antwort darauf. Was ist rich-
    tig?

    Karl-Heinz Funke, Bundesminister für Ernährung,
    Landwirtschaft und Forsten: Nun warten Sie mal in Ru-
    he ab! Dann werden Sie sehr schöne – vielleicht paßt
    Ihnen das gar nicht – Antworten auf diese Fragen be-
    kommen. Daß ich in einem Grußwort beim Deutschen
    Raiffeisenverband nicht in extenso die Agrarpolitik dar-
    stelle, gebietet schon der Anstand. Dann müßte ich aus
    einem Grußwort eine anderthalbstündige Rede machen.
    Das geht doch gar nicht anders.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber wenn Sie wollen, bin ich jederzeit bereit, auch
    Einzelheiten zu erläutern. Da habe ich überhaupt keine
    Bedenken.

    Meine Damen und Herren, was die Agenda anbe-
    langt, sind wir sehr wohl der Auffassung, daß wir sie er-
    stens verabschieden müssen und daß es zweitens – das
    steht auch so in der Koalitionsvereinbarung – noch Än-
    derungsbedarf gibt. Das ist doch unstrittig. Es handelt
    sich im übrigen um einen Entwurf. Die bisherige Hal-
    tung der Bundesregierung, ständig nein zu sagen, hat
    uns in Brüssel auch im Verhältnis zu den anderen Län-
    dern der Europäischen Union in eine sehr mißliche Lage
    gebracht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Es waren fünf Länder, die nein gesagt haben!)


    Ich will dazu jetzt nicht mehr sagen, um nicht zukünfti-
    ge Verhandlungen zu erschweren. Aber ich könnte sehr
    schön darüber berichten, was die Agrarminister aus an-
    deren Ländern dazu sagen, daß die Bundesregierung
    immer nur nein gesagt hat. Das erschwert die Situation
    gewaltig. Sie hätte sich schon im Vorfeld an der Diskus-
    sion beteiligen sollen. Andere Länder haben längst ihre
    Vorschläge abgeliefert. Von Deutschland ist offiziell
    überhaupt nichts vorhanden. Fragen Sie einmal den
    Agrarkommissar Fischler, was er dazu sagt!


    (Beifall des Abg. Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das so zu sagen ist nun wirklich nicht in Ordnung und
    entspricht auch nicht den tatsächlichen Verhältnissen.


    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Sie haben die Haltung von Borchert doch unterstützt!)


    – Ihnen paßt das alles nicht; das weiß ich.
    Wir haben in der Agrarministerkonferenz gemeinsam

    gesagt: So nicht! Es hat aber keiner in der Agrarmi-
    nisterkonferenz gesagt: In Bausch und Bogen weg da-
    mit! Nein! Es wäre auch völlig unsinnig, das zu tun,
    weil es keinen gibt, der einen Gegenentwurf zur Agenda
    hätte auf den Tisch legen können. Vielmehr ist die
    Agenda Grundlage der Diskussion. Dann können wir
    Produkt für Produkt, Feld für Feld durchdiskutieren und
    Änderungen herbeiführen.

    Im übrigen: Wen kritisieren Sie da eigentlich? Daß es
    die Agenda gibt, entspricht einem Beschluß aller natio-
    nalen Regierungschefs, der Ende 1995 in Madrid gefaßt
    wurde. Der Kanzler hat doch daran mitgewirkt, den
    Auftrag gegeben, eine Fortschreibung der Agrarpolitik
    unter anderem vor dem Hintergrund beginnender WTO-
    Verhandlungen und des Beitritts der mittel- und osteu-
    ropäischen Länder zu besorgen.


    (Peter Bleser [CDU/CSU]: Aber nicht so!)

    Das hat die Kommission erfüllt. Nun müssen wir über
    das, was sie vorgelegt hat, diskutieren und können nicht
    so reden, wie Sie das hier tun. Das ist einfach nicht in
    Ordnung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sonst müßten Sie den ehemaligen Kanzler kritisieren,
    daß er diesen Beschluß der Regierungschefs von 1995
    mit gefaßt hat.

    Bundesminister Karl-Heinz Funke






    (A) (C)



    (B) (D)


    Meine Damen und Herren, es ist völlig klar: Eine lei-
    stungsstarke und wettbewerbsfähige Land-, Forst-
    und Ernährungswirtschaft ist für uns das Ziel der
    Agrarpolitik. Ich nenne ausdrücklich auch die Ernäh-
    rungswirtschaft, weil wir nicht nur den Urproduktions-
    sektor sehen, sondern selbstverständlich die ganze Er-
    nährungswirtschaft, Ernährungsindustrie, also ein-
    schließlich des vor- und nachgelagerten Bereiches, der
    mit Landwirtschaft verbunden ist.

    Es ist auch für uns ein gesamtgesellschaftliches An-
    liegen, das Wirtschafts- und Beschäftigungspotential
    des Agrarsektors nicht nur zu erhalten, sondern auszu-
    bauen, auch und gerade unter dem Gesichtspunkt der
    Multifunktionalität der Landwirtschaft; ich glaube, ich
    brauche hier nicht zu erläutern, was wir bis dato ge-
    meinsam darunter verstanden haben.

    Mit anderen Worten: Wir setzen ausdrücklich auf
    unternehmerisch denkende und handelnde Landwirte,
    die sich aber auch der Verantwortung vor der Natur, vor
    der Umwelt bewußt sind, die sich selbstverständlich
    dem technischen Fortschritt stellen, die sich zum Bei-
    spiel auch dessen bewußt sind, daß es heute um Tier-
    schutz, um artgerechte Haltung geht. Das alles gehört
    dazu. Wenn ich diese Stichworte genannt habe, können
    Sie daraus eigentlich schon folgern, welche Schwer-
    punkte wir bei der Agenda-Diskussion setzen werden,
    im übrigen auch bei den folgenden WTO-
    Verhandlungen, was die schon angesprochenen Stan-
    dards anbelangt.

    Wir werden, auch was die Finanzierung der gemein-
    samen Agrarpolitik angeht, aktiv mitmachen. Wir wer-
    den die Ungereimtheiten, die es in der Tat gibt – pau-
    schale Preissenkungen bestimmter Größenordnungen
    über gewisse Zeiträume –, zu diskutieren, auch zu korri-
    gieren haben – ich sage das ausdrücklich –, aber sehr
    unterschiedlich, nach den jeweiligen Produkten.

    Wir werden also eine offensive Diskussion führen.
    Ich bin überzeugt, daß wir auch mit den anderen Län-
    dern entsprechende Resultate erzielen können. Die öster-
    reichische EU-Präsidentschaft faßt gegenwärtig die
    Diskussion, die auf europäischer Ebene bisher gelau-
    fen ist, zusammen. Sie wird Absichten formulieren
    und Aussichten eröffnen, denen wir uns anzuschließen
    haben.

    Wir werden neben Naturschutz, Umweltschutz, Ver-
    braucherschutz und Tierschutz eine Agrarumweltpoli-
    tik betreiben, weil sie in meinen Augen heute dazuge-
    hört. In einigen Ländern macht man es weitestgehend
    schon.


    (Albert Deß [CDU/CSU]: In Bayern!)

    – Nein, nicht nur in Bayern. In Bayern macht man viel,


    (Ernst Schwanhold [SPD]: Aber auch manchen Quatsch!)


    Herr Kollege Deß – darüber brauchen wir nicht zu
    streiten –, aber das passiert nicht nur dort, sondern auch
    woanders.

    Jemandem aus Niedersachsen den Stellenwert der
    Landwirtschaft im Zusammenhang mit dem des Agrar-

    standortes Deutschland erklären zu wollen, hieße, Eulen
    nach Athen zu tragen. Das muß ich Ihnen einmal sagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Das ist unbestritten in der ganzen Bundesrepublik
    Deutschland. Ich lade sogar die bayerischen Kollegen
    ein, sich einmal dort umzusehen, ganz zu schweigen von
    Kollegen aus anderen Ländern.

    Ich brauche die Stichworte nicht mehr aufzugreifen.
    Ich denke, daß ich mit den bisher angeführten Stich-
    worten genug deutlich gemacht habe. Ich mußte auf Ihre
    Rede, Herr Kollege Seehofer, ein bißchen mehr einge-
    hen. Deshalb kann ich hier nicht all das vortragen, was
    ich eigentlich vortragen wollte.


    (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist schade!)


    – Ja, das werden wir bei entsprechender Gelegenheit,
    Herr Kollege Carstensen, nachholen. – Wenn Sie hier
    ein Bild malen, als ginge es um den Abbruch der ländli-
    chen Räume oder ähnliches, dann bitte ich Sie: Schauen
    Sie sich im Lande um! Landwirtschaft stellt sich – gera-
    de auch als wichtiger Faktor im ländlichen Raum – so
    vielfältig dar, daß man nicht an einigen Stichworten
    Aufbruch oder Abbruch diskutieren kann, wenn man
    sachlich bleiben will.


    (Peter Bleser [CDU/CSU]: Das wissen wir doch jetzt!)


    – Wenn Sie das wußten, dann weiß ich nicht, warum Sie
    das den Kollegen Seehofer haben vortragen lassen. Ich
    beziehe mich ja nur auf seine Stichworte.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Behauptung jedenfalls, daß die jetzige Regie-
    rungsmehrheit nicht Anwalt landwirtschaftlicher Inter-
    essen sei, ist eine schiere Propagandaformel und nichts
    anderes. Seien Sie sicher: Die Landwirte draußen im
    Lande, die wissen wollen, wie es ab dem 1. April 2000
    weitergehen soll, fallen auf solche Propagandaformeln
    nicht mehr herein. Sie haben genug davon, vor allen
    Dingen deshalb, weil solche Formeln während Ihrer Re-
    gierungszeit Ersatz für politisches Handeln waren.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Kollege Heinrich.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrich Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine
    lieben Kolleginnen und Kollegen! Man kann ja ruhig auf
    andere Regierungserklärungen verweisen, aber, Herr
    Minister Funke, Tatsache ist, daß Bundeskanzler Schrö-
    der, der einmal den landwirtschaftlichen Bereich in Nie-
    dersachsen als den zweitwichtigsten Bereich nach der

    Bundesminister Karl-Heinz Funke






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    Automobilindustrie dargestellt hat, kein Wort über die
    Landwirtschaft verloren hat.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Er hat diesen wichtigen Bereich völlig vernachlässigt. Er
    hat nichts über die Osterweiterung im Zusammenhang
    mit der Landwirtschaft gesagt, nichts über die Agenda
    2000. Er hat nichts über eine WTO-Runde gesagt, die es
    in der nächsten Zeit zu bestehen gilt. Er hat auch nichts
    dazu gesagt, welche Herausforderungen insbesondere
    auf die deutsche Landwirtschaft zukommen werden,
    wenn er in 49 Tagen – von heute an gerechnet – die Prä-
    sidentschaft in der Europäischen Union übernimmt.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das ist der Punkt. Wir haben heute eine Regierungser-
    klärung von Bundeskanzler Schröder und nicht eine Re-
    gierungserklärung von sonst irgend jemandem in der
    Vergangenheit zu diskutieren.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sonst irgend jemand? Wenn das Kohl gehört hätte! Das ist undankbar!)


    Ich sage Ihnen: Das, was Sie, Herr Minister Funke,
    hier abgeliefert haben, vor allem im allerletzten Teil Ih-
    rer Rede, in dem Sie dargestellt haben, wie Sie zur
    Landwirtschaft stehen, stellt genau das Gegenteil von
    dem dar, was Sie uns hier im Rahmen der Steuerreform
    schwarz auf weiß vorgelegt haben.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es gehört schon ein ganz gehöriges Stück Unverfroren-
    heit dazu, Herr Minister, wenn Sie so reden, obwohl Sie
    wissen, daß der deutschen Landwirtschaft auf Grund der
    nationalen Agrarpolitik – nach dem, was heute vorliegt –
    mehrere Milliarden DM verlorengehen.

    Man muß einmal überlegen, wie so etwas überhaupt
    zustande kommt. Natürlich war nicht der Minister daran
    beteiligt, sondern diejenigen, die das Steuerkonzept aus-
    gearbeitet haben. Diese haben keine Ahnung von der
    Landwirtschaft, keine Ahnung von der Existenznot, in
    der sich viele Betriebe befinden. Zusätzlich diese soge-
    nannte Verbreiterung der Bemessungsgrundlage in einer
    solchen Radikalität anzukündigen, ist schon schamlos!


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das geht einher mit den beiden Worten „modern“ und
    „sozial“, die wir von Bundeskanzler Schröder in den
    zwei Stunden der Regierungserklärung so häufig gehört
    haben.

    All die flankierenden Maßnahmen, die in der jüngsten
    Vergangenheit steuerlicherseits zusätzlich erweitert
    wurden, um den Strukturwandel abzufedern – denn dem
    Strukturwandel kann sich niemand entziehen –, sollen
    jetzt gestrichen werden, und zwar mit dem Zusatz „mo-
    dern und sozial“. Damit haben wir eine Situation, die
    sich nicht nur arbeitsplatzvernichtend, sondern auch ab-
    solut unsozial darstellt.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Hinzu kommen noch die Ankündigungen im Umwelt-
    schutz und im Tierschutz. Wo wollen Sie bei den ein-
    seitigen Belastungen, die Sie angekündigt haben, denn
    Halt machen? Das muß man sich schon fragen.

    Die Richtigkeit meiner Aussage von vor der Wahl,
    daß die Landwirte die ersten sein werden, die Opfer
    einer rotgrünen Regierung sind, zeigt sich bereits heute,
    bei dieser Debatte zur Aussprache der Regierungserklä-
    rung.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich zum Schluß noch einmal klar sagen,

    daß diese Bundesregierung völlig unvorbereitet in die
    schwierigen Runden der Agenda 2000 geht; dies ist für
    uns gefährlich. Auch die Aussagen von dem Herrn Mi-
    nister gerade waren so vage und so unbedeutend, daß
    man von dieser Debatte nichts, aber auch gar nichts mit
    nach Hause nehmen kann. Herr Minister, Sie sind die
    Exekutive und vertrauen darauf, daß wir im Parlament
    die Dinge in Ihrem Sinne verändern! Sie, meine Damen
    und Herren, sind aufgefordert, eine Vorlage aufzulegen,
    die Sie durchsetzen wollen. Sie aber setzen auf uns. Das
    ist ein trauriges Stück, das Sie hier abliefern.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)