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ID1400516200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/5 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 197 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Rössel, Dr. Christa Luft, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der PDS Novellierung des Gesetzes über die Fest- stellung der Zuordnung von ehemals volkseigenem Vermögen (Vermögenszu- ordnungsgesetz) und des Zuordnungser- gänzungsgesetzes (Drucksache 14/17)........ 197 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS Ansiedlung einer Airbus-Fertigungs- stätte in Mecklenburg-Vorpommern (Drucksache 14/25) .................................... 197 B Matthias Wissmann CDU/CSU ....................... 197 C Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi .... 200 B Paul K. Friedhoff F.D.P. .................................. 202 D Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 205 C Rolf Kutzmutz PDS ......................................... 208 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU ............................... 209 D Ernst Schwanhold SPD.................................... 211 B Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 213 D Ernst Hinsken CDU/CSU ............................ 215 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 216 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen).............................................................. 217 C Rolf Schwanitz, Staatsminister BK ................. 219 C Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 220 D Cornelia Pieper F.D.P...................................... 222 D Dr. Michael Luther CDU/CSU........................ 223 D Sabine Kaspereit SPD...................................... 225 D Manfred Grund CDU/CSU.......................... 227 A Zusatztagesordnungspunkt 2 (in Verbin- dung mit Tagesordnungspunkt 1): Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS Abschaffung des Flughafenverfahrens (§ 18 a AsylVfG) (Drucksache 14/26)....... 228 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 228 C Otto Schily, Bundesminister BMI ................... 232 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P....... 237 B, 248 B, 258 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN............................................. 240 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 240 D Petra Pau PDS.................................................. 242 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, BMJ ..................... 243 D Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU............. 246 A, 249 A Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 248 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 249 B Sebastian Edathy SPD ..................................... 250 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 Dr. Norbert Lammert CDU/CSU..................... 252 C Dr. Michael Naumann, Beauftragter der Bundesregierung BK........................................ 254 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 257 A, 259 A Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 259 C Ausschußüberweisung ..................................... 260 C Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 260 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 262 C Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 266 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 267 B Maritta Böttcher PDS....................................... 269 B Thomas Rachel CDU/CSU....................... 270 B, 272 B Edelgard Bulmahn SPD ................................... 271 D Stephan Hilsberg.............................................. 272 C Tagesordnungspunkt 9 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des von den Abgeordneten Christine Ostrowski, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der wohngeldrechtlichen Regelungen – Wohngeldanpassungsgesetz (Drucksa- che 14/19)................................................... 274 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ................. 274 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 276 B Franz Müntefering, Bundesminister BMV ...... 276 C Horst Friedrich (Bayreuth) F.D.P. ................... 279 C Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ............................................. 281 A Dr. Winfried Wolf PDS ............................... 282 B Christine Ostrowski PDS ................................. 283 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ............. 284 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU ................ 285 B Iris Gleicke SPD .............................................. 287 B Ausschußüberweisung ..................................... 288 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 288 D Simone Probst, Parl. Staatssekretärin BMU .... 291 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU ............................................................. 291 D Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/ CSU ............................................................. 293 D Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN............................................................. 294 A Birgit Homburger F.D.P. ................................. 294 D Monika Griefahn SPD ................................. 295 D Ulrike Mehl SPD ............................................. 296 B Angela Marquardt PDS ................................... 298 C Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 299 D Horst Seehofer CDU/CSU............................... 301 C Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML........ 304 D Siegfried Hornung CDU/CSU ..................... 306 A Ulrich Heinrich F.D.P...................................... 307 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 308 D Kersten Naumann PDS.................................... 310 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU.. 311 C Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN............................................................. 313 B Matthias Weisheit SPD.................................... 314 C Ulrich Heinrich F.D.P.................................. 315 A Nächste Sitzung ............................................... 316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 317 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 197 (A) (C) (B) (D) 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Matthias Weisheit Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 317 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bleser, Peter CDU/CSU 12.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 12.11.98 Bulling-Schröter, Eva PDS 12.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 12.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 12.11.98 Hartnagel, Anke SPD 12.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 12.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 12.11.98 Meckel, Markus SPD 12.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 12.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 12.11.98 Schütze (Berlin), Diethard W. CDU/CSU 12.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 12.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Verheugen, Günter SPD 12.11.98 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 12.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Voß, Sylvia Ingeborg BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 12.11.98 Wiesehügel, Klaus SPD 12.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 12.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentari- schen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulrike Mehl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen! Frau Kollegin Homburger, ich
    finde es lustig, daß Sie eben sagten: Ich glaube, wir le-
    ben in verschiedenen Welten. Das habe ich oft gedacht,
    wenn ich Sie reden hörte, als wir in der Opposition wa-
    ren. Nun machen wir das einmal mit umgekehrten Vor-

    zeichen. Es ist schön, daß Ihnen der Satz auch eingefal-
    len ist.


    (Beifall bei der SPD )

    – Sie haben auch recht. Ich glaube, wir leben in der Tat
    in verschiedenen Welten, und ich freue mich darauf, daß
    wir jetzt über neue Perspektiven der Umweltpolitik
    sprechen können und nicht immer nur Defizite, Ver-
    säumnisse und Stillstand anprangern müssen.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir, die SPD und die Bündnisgrünen, werden ge-

    meinsam mit dieser Bundesregierung beweisen, daß wir
    es besser machen können


    (Ina Lenke [F.D.P.]: Und teurer!)

    und daß mit der Stagnation und sogar dem Rückschritt
    der letzten Jahre Schluß ist. Wir wollen eine zukunfts-
    weisende Umweltpolitik. Frau Homburger, wir diskutie-
    ren ja heute nicht zum erstenmal darüber. Sie wissen
    schon, was wir einbringen werden. Ganz so nebulös, wie
    Sie es beschrieben haben, ist es für Sie sicherlich nicht.


    (Birgit Homburger [F.D.P.]: Es steht aber nicht drin!)


    Wir wollen jedenfalls nicht, daß uns die Europäische
    Union überholt, die Sie nämlich erst durch Mahnungen
    der Kommission oder durch Urteile des Europäischen
    Gerichtshofs auf Trab gebracht hat.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich dachte, Sie hätten uns auf Trab gebracht!)


    Da gibt es einige Richtlinien, die Sie unzureichend oder
    überhaupt nicht umgesetzt haben, weswegen Sie vor
    dem Europäischen Gerichtshof standen oder dies zu-
    mindest angedroht wurde.

    Wir wollen keine Umwelt- und Energiepolitik, die
    unseren Kindern und Enkeln untragbare Risiken über-
    läßt. Deshalb steigen wir aus der Atomwirtschaft aus
    und in die ökologische Steuerreform ein.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen den Beweis dafür liefern, daß wirksame
    Umweltpolitik eben nicht den Standort Deutschland ge-
    fährdet. Im Gegenteil, wir werden zeigen, daß die Ver-
    knüpfung von Arbeit und Umwelt zum Motor für ein
    neues, umweltverträgliches Wirtschaften und zu einem
    Anreiz für neue Technologien und Dienstleistungen
    wird. Wir wollen neuen Fortschritt konkret machen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was heißt das denn konkret?)


    Wir schaffen mit dem Einstieg in die ökologische
    Steuerreform – selbst wenn ich dazu sagen muß, daß
    ich mir persönlich einen mutigeren Start gewünscht
    hätte – einen Anreiz zu Energieeinsparung und Ressour-
    censchonung. Dieses Geld nutzen wir nicht zum Stopfen
    von Haushaltslöchern, sondern zur Senkung der Lohn-
    nebenkosten und damit zur Verschränkung von Arbeit
    und Umwelt. Das ist schon lange überfällig.


    (Beifall bei der SPD)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich bin der festen Überzeugung, daß sich der Erfolg
    dieser Bundesregierung nicht nur an der erfolgreichen
    Bekämpfung der Arbeitslosigkeit messen lassen muß.
    An der Schwelle zum nächsten Jahrtausend stehen wir
    noch vor ganz anderen Herausforderungen. Um die
    weltweiten Probleme – Klimaveränderungen, Ozonaus-
    dünnung, Wasserverschmutzung, Versauerung von Bö-
    den und die Probleme des Meeresschutzes – in den Griff
    zu bekommen, muß es uns schnellstens gelingen – das
    Stichwort ist mehrfach genannt worden –, das Leitbild
    der Agenda 21, die nachhaltige Entwicklung, umzuset-
    zen. Das ist dann auch die beste Wirtschafts- und Be-
    schäftigungspolitik.

    Wir werden nicht darauf warten, bis uns die Wissen-
    schaft die letzten Beweise für Umweltkatastrophen lie-
    fert, wie wir das an einigen Beispielen sehen können.
    Klimaschutzpolitik darf nicht zu einem Kuhhandel ver-
    kommen, bei dem CO2-Minderungspotentiale gegenheiße Luft getauscht werden.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir brauchen eine zwischenstaatliche und nationale
    Feinabstimmung der Umweltvorsorge. Das beweist auch
    das katastrophale Unglück der „Pallas“ im Wattenmeer,
    das heute schon mehrmals genannt worden ist. Wir wer-
    den dieses Thema in der nächsten Woche im Umwelt-
    ausschuß auf der Tagesordnung haben.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn alles vorbei ist, wachen Sie auf! Warum hat das denn so lange herumgedümpelt?)


    Wir werden uns die Problematik genauestens anse-
    hen, und im übrigen traue ich dem Kollegen Carstensen
    zu, daß es ihm tatsächlich ums Thema geht. Auch steht
    für uns nicht die Schuldfrage im Mittelpunkt; denn dann
    müßten Sie, die Sie bisher für diesen Bereich zuständig
    gewesen sind, mit an den Pranger.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben das Schiff wahrscheinlich auch noch angesteckt!)


    Vielmehr wäre es schön, wenn wir klären könnten, wie
    wir das gemeinsam umsetzen, was wir seit Jahren for-
    dern, nämlich eine europäische Coast guard zu schaffen.
    Dabei können Sie uns gern unterstützen.


    (Beifall bei der SPD)

    Die Umweltpolitik ist eine Querschnittsaufgabe. Sie

    muß zum integralen Bestandteil aller sozialen, wirt-
    schaftlichen und politischen Bereiche werden. Dazu
    brauchen wir auch eine Umweltbildungsoffensive, die
    eine Grundlage für neue Ideen und kreative Lösungen
    schafft, aber auch den Spalt zwischen Wissen und Han-
    deln beseitigt, den wir in der Umweltpolitik immer be-
    klagen.

    Um diesen wichtigen Weg hin zu einer nachhaltigen
    Wirtschaft einschlagen zu können, bietet der ausgehan-
    delte Koalitionsvertrag durchaus eine gute Grundlage.
    Ich möchte die wichtigsten Punkte in aller Kürze an-
    sprechen.

    Erstens. Wir werden gemeinsam mit den unter-
    schiedlichen gesellschaftlichen Gruppen eine nationale
    Nachhaltigkeitsstrategie, eine nationale Agenda 21, er-
    arbeiten, in der anspruchsvolle Ziele festgelegt werden,
    deren Erreichen an Hand von nachvollziehbaren Krite-
    rien und zeitlichen Vorgaben überprüfbar gemacht wird.
    Dazu werden wir auf die Ergebnisse der Enquete-
    Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“
    zurückgreifen und auf ihnen aufbauen.

    Zweitens. Wir werden das zersplitterte Umweltrecht
    in einem Umweltgesetzbuch zusammenfassen. Um-
    weltrecht muß zum einen überschaubar und zum ande-
    ren für alle Betroffenen auch wirklich verstehbar sein.
    Das soll aber bitte ohne Zurückfahren der vorhandenen
    Standards geschehen – eher im Gegenteil.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Herr Kollege Lippold hatte es angesprochen: Wir setzen
    dabei auch auf freiwillige Selbstverpflichtungen; die ha-
    ben wir nie in Bausch und Bogen verdammt.


    (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist neu!)


    Wir müssen aber die Standards erhalten. Das ist der
    Punkt.


    (Ute Kumpf [SPD]: Darum geht es!)

    Wir müssen dies kontrollieren können. Es reicht nicht,
    wenn diejenigen, die sich freiwillig selbst verpflichtet
    haben, zwar erklären, daß sie das Ziel erreicht haben,
    das aber gar nicht kontrollierbar ist.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Überprüfbar muß es sein!)


    Hier sollte übrigens nach unserer Auffassung die Bun-
    desregierung mit einem guten Beispiel vorangehen. Ein
    wichtiges Instrument ist das Öko-Audit. Auch die öf-
    fentlichen Verwaltungen können es jetzt anwenden. Ich
    meine, daß die Bundesregierung dies auf allen Feldern
    tun sollte, um damit auch eine Vorbildfunktion für Län-
    der und Kommunen wahrzunehmen.

    Drittens. Wir werden uns für eine Vorsorgepolitik
    beim Gewässerschutz stark machen. Wir müssen Ober-
    flächen- und Grundwasserschutz unter Anwendung der
    besten verfügbaren Technik EG-weit durchsetzen


    (Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])

    und zum Ökosystemschutz ausbauen. Das Thema steht
    schon in nächster Zeit im Zusammenhang mit der Was-
    ser-Rahmenrichtlinie auf der Tagesordnung. Wir werden
    da die Anregungen des Europäischen Parlaments gerne
    aufgreifen.

    Viertens. Auch der Bodenschutz muß stärker am
    Vorsorgeprinzip ausgerichtet werden. Dazu werden wir
    gemeinsam mit den Ländern die Entwürfe der Boden-
    schutz- und Altlastenverordnung überarbeiten und Kon-
    zepte zur Entsiegelung und Renaturierung von Flächen
    einbeziehen.

    Fünftens. Wir werden mit der Kreislaufwirtschaft
    Ernst machen – das können wir uns, Frau Kolle-

    Ulrike Mehl






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    gin Homburger, dann ja gemeinsam im Ausschuß an-
    schauen –, auf den Aufbau von Stoffkreisläufen in der
    industriellen Produktion setzen und die ökologische Ge-
    staltung von Produkten fördern. Dieser Bereich ist näm-
    lich absolut unterentwickelt.


    (Beifall bei der SPD)

    Sechstens. Wir werden das Bundesnaturschutzge-

    setz novellieren und die Ziele und Grundsätze neu fas-
    sen, indem wir einen Vorrang für Naturschutz auf min-
    destens 10 Prozent der Fläche verwirklichen,


    (Birgit Homburger [F.D.P.]: Zirka 10 Prozent!)


    um das europäische Biotopverbundsystem Natura 2000
    voranzubringen, das Verbandsklagerecht für anerkannte
    Naturschutzverbände verankern und den Ausverkauf
    von Schutzgebieten in den neuen Bundesländern stop-
    pen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS – Zuruf von der SPD: Nur die F.D.P. wird nicht unter Naturschutz gestellt!)


    Im übrigen brauchen wir ein neues Konzept für die Si-
    cherung unseres nationalen Naturerbes. Es muß darüber
    diskutiert werden, in welcher Form das geschehen kann.
    Eine bundesweite Stiftung ist sicherlich nicht die
    schlechteste Lösung, aber das muß noch geklärt werden.

    Um längerfristig eine flächendeckend umwelt-
    freundliche Land- und Forstwirtschaft zu verwirkli-
    chen,


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das haben wir schon!)


    werden wir gemeinsam mit den Land- und Forstwirten,
    Herr Kollege, die gute fachliche Praxis konkretisieren
    und Möglichkeiten eröffnen, ökologische Leistungen zu
    honorieren. Das ist immer unser Ziel gewesen. Dazu
    wollen wir die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und
    Küstenschutz und die Chancen der Agenda 2000 nutzen.


    (Beifall bei der SPD)

    Siebtens. Wir werden auch – das haben wir in den

    ganzen Diskussionen um das Energiewirtschaftsgesetz
    immer gefordert – endlich erneuerbare Energien so
    stark fördern, wie es angemessen ist, und die enormen
    Potentiale zur Energieeinsparung im Gebäudebereich
    nutzen, für den Ausbau der Kraft-Wärme-Koppelung
    sorgen und ein 100 000-Dächer-Solarprogramm in Gang
    bringen.


    (Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])

    Wir werden auch die Marktchancen für regenerative und
    heimische Energien verbessern. Bei Ihnen stand das
    immer nur auf dem Papier; in der Wirklichkeit ist es
    nicht umgesetzt worden. Wir werden das jetzt tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Achtens. Wir werden uns international für anspruchs-

    volle Umweltqualitätsziele und gegen Umweltdumping
    einsetzen. Umweltstandards müssen auch in die Politik
    der WTO, des IWF, der Weltbank und in das Multilate-

    rale Investitionsabkommen integriert werden. Das ist so,
    wie es jetzt vorliegt, noch nicht diskutabel.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich komme zum Schluß. Liebe Kolleginnen und

    Kollegen, wir müssen die drängenden Umweltprobleme
    endlich anpacken und den Umbau zum nachhaltig um-
    weltverträglichen Wirtschaften einleiten. Das geht na-
    türlich nicht in drei Wochen, auch nicht in drei Monaten.
    Deutschland muß aber endlich die praktische Umset-
    zung einer Nachhaltigkeitspolitik in der ersten Reihe
    vollziehen und nicht nur auf dem Papier Versprechun-
    gen machen. Das werden wir tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt die Abgeordnete Angela Marquardt.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Angela Marquardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine
    Damen und Herren! Erfreut habe ich doch zur Kenntnis
    genommen, wie oft über die Perspektiven von jungen
    Menschen in den letzten Tagen gesprochen wurde.
    Wenn dann allerdings in der Regierungserklärung die
    Begriffe Natur- und Umweltschutz überhaupt nicht vor-
    kommen und Kanzler Schröder sagt, ökonomische Lei-
    stungsfähigkeit sei der Anfang von allem, so sind an ihm
    langjährige Diskussionen auch unter jungen Leuten
    wohl spurlos vorbeigegangen. Denn nicht die Ökono-
    mie, sondern die natürlichen Grundlagen sind der An-
    fang von allem. So ist es nicht verwunderlich, daß die
    Enttäuschung über die fehlende Konsequenz der Um-
    weltpolitik der neuen Regierung bei den im Umweltbe-
    reich Engagierten und den Verbänden nicht zu überhö-
    ren ist.


    (Beifall bei der PDS – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Bei uns auch nicht!)


    Den Koalitionsvertrag bezeichnet der BUND zu Recht
    als Pakt der Halbherzigen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Natürlich erkennen wir an, daß Sie sich in den Berei-

    chen des klassischen Natur- und Umweltschutzes und im
    Umweltrecht neue und teilweise auch ehrgeizige Ziele
    gesetzt haben: das Vorhaben, ein ausgedehntes Biotop-
    Verbundsystem zu schaffen, oder der Stopp des Ausver-
    kaufs von Schutzgebieten in den neuen Bundesländern.


    (Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Jedoch steht für mich zum Beispiel die Aussage zur
    Bio- und Gentechnologie im Kontrast zu solchen kon-
    kreten Festlegungen. Die verantwortbaren Innovati-
    onspotentiale dieser Technologien hervorzuheben und
    zugleich den frommen Wunsch nach angemessenem
    Raum für alternative Verfahren zu äußern, das klingt für
    mich nach einem ganz faulen Kompromiß auf Kosten
    der Ökologie.


    (Beifall bei der PDS)


    Ulrike Mehl






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die ökologischen Gefahren von Feldfreisetzung und von
    faktischen Freisetzungen in den Sicherheitsstufen S 1
    und S 2 nach dem Gentechnikgesetz sind oftmals doku-
    mentiert. Der wirkliche Stopp sämtlicher Freisetzungen
    und die Verschärfung des Gentechnikgesetzes wären
    hier und EU-weit die richtigen Zielsetzungen gewesen.


    (Beifall bei der PDS)

    Lassen Sie mich drei Punkte herausheben:
    Natürlich unterstützen wir Ihre Bemühungen, den

    Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb dieser Legis-
    laturperiode umfassend und unumkehrbar gesetzlich zu
    regeln. Allerdings hätten wir doch schon gerne konkre-
    tere Ausstiegsfristen gehört – in guter Erinnerung an den
    einmal gefaßten 10-Jahres-Beschluß der SPD. Auch
    vermissen wir Festlegungen zum Abschalten von
    Schrottmeilern, die weit älter als 18 oder 19 Jahre sind,
    und zur Endlagerfrage. Ebenfalls hörten wir nichts über
    die Beendigung der Genehmigungsverfahren für die Pi-
    lotkonditionierungsanlage in Gorleben und den Schacht
    Konrad. Werden Sie deren Inbetriebnahme verhindern?
    Wir hoffen, daß es nicht bei Ihren vollmundigen Aus-
    stiegsbekundungen bleiben wird. Wir fordern einen zeit-
    nahen Einstieg in den Ausstieg.


    (Beifall bei der PDS)

    Nehmen wir auch die Ökosteuer. Was als Königs-

    weg hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise inklusi-
    ve der Lösung der Arbeitsmarktprobleme und der Sanie-
    rung der Sozialversicherungssysteme verkauft wird und
    was auch ein dem ökologischen Umbau dienendes In-
    strument sein könnte, endet leider wie immer unter dem
    Druck von Industrie und Lobbygruppen als reine Entla-
    stungsdiskussion. Kein Wort mehr über die Verwendung
    eines Teils der Einnahmen aus höheren Energiepreisen
    für den ökologischen Umbau! Diese Ökosteuer auf
    Samtpfoten wird nicht den notwendigen Druck in Rich-
    tung Energieeinsparung, effizientere Energienutzung
    und Modernisierung der Produktionsstrukturen entfalten.
    Vor allem aber fehlt diesem Konzept aus Sicht der PDS
    jede soziale Kompensation, wie etwa die Förderung ei-
    nes flächendeckenden, preiswerten ÖPNV aus den Mit-
    teln der Benzinpreiserhöhung, was ja möglich wäre.


    (Beifall bei der PDS)

    Als letzter Punkt, ganz aktuell: die Klimapolitik.

    Schon im Vorfeld der gerade stattfindenden Konferenz
    in Buenos Aires hat sich Umweltminister Trittin bewußt
    in die Kontinuität der Vorgängerregierung gestellt. Al-
    lein die Verabschiedung eines verbindlichen Zeit- und
    Arbeitsplans hält er nun schon für einen Erfolg. Im Ge-
    gensatz zu Umweltverbänden und dem umweltpoliti-
    schen Sprecher der Grünen ist er der Ansicht, daß bis zu
    50 Prozent der Reduktion aus den sogenannten flexiblen
    Instrumenten bestritten werden könnten.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So etwas nennt man opportunistisch!)


    Lassen Sie mich zum Schluß sagen: So sieht für uns
    eine konsequente Klimapolitik nicht aus. Wir meinen: Je
    leichter die Industriestaaten – immerhin Hauptverursa-
    cher der Klimaveränderungen – ihre nationalen Pflichten

    auf billigem Wege im Ausland erfüllen können, um so
    mehr schwindet der Druck, die eigene Art des Wirt-
    schaftens und des Lebensstils auch hier in Deutschland
    zu verändern. Wir erwarten, daß Deutschland auf EU-
    Ebene auf eine anspruchsvolle Regelung hinwirkt, um
    die selbstgesetzten Reduktionsziele zu erreichen, die
    Reduzierung aus den flexiblen Instrumenten auf höch-
    stens 30 Prozent festzuschreiben und in diesem Sinne
    Druck auf die USA auszuüben.

    Ein persönlicher Satz zum Schluß: Das wäre für mich
    das mindeste, um wirklich zu einem Politikwechsel zu
    kommen – und nicht nur zu einem Regierungswechsel.
    Für diesen Politikwechsel möchte ich hier in diesem
    Hause in den nächsten vier Jahren streiten, egal wie oft
    ich persönlich noch in einem Verfassungsschutzbericht
    auftauchen werde.


    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)