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ID1400506600

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 14/5 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 197 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Rössel, Dr. Christa Luft, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der PDS Novellierung des Gesetzes über die Fest- stellung der Zuordnung von ehemals volkseigenem Vermögen (Vermögenszu- ordnungsgesetz) und des Zuordnungser- gänzungsgesetzes (Drucksache 14/17)........ 197 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Rolf Kutzmutz, Dr. Christa Luft, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS Ansiedlung einer Airbus-Fertigungs- stätte in Mecklenburg-Vorpommern (Drucksache 14/25) .................................... 197 B Matthias Wissmann CDU/CSU ....................... 197 C Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi .... 200 B Paul K. Friedhoff F.D.P. .................................. 202 D Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 205 C Rolf Kutzmutz PDS ......................................... 208 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU ............................... 209 D Ernst Schwanhold SPD.................................... 211 B Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 213 D Ernst Hinsken CDU/CSU ............................ 215 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS ............................... 216 C Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thü- ringen).............................................................. 217 C Rolf Schwanitz, Staatsminister BK ................. 219 C Dr. Ilja Seifert PDS...................................... 220 D Cornelia Pieper F.D.P...................................... 222 D Dr. Michael Luther CDU/CSU........................ 223 D Sabine Kaspereit SPD...................................... 225 D Manfred Grund CDU/CSU.......................... 227 A Zusatztagesordnungspunkt 2 (in Verbin- dung mit Tagesordnungspunkt 1): Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Ulla Jelpke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS Abschaffung des Flughafenverfahrens (§ 18 a AsylVfG) (Drucksache 14/26)....... 228 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU........................ 228 C Otto Schily, Bundesminister BMI ................... 232 B Dr. Guido Westerwelle F.D.P....... 237 B, 248 B, 258 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN............................................. 240 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 240 D Petra Pau PDS.................................................. 242 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, BMJ ..................... 243 D Wolfgang Zeitlmann CDU/CSU............. 246 A, 249 A Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ... 248 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 249 B Sebastian Edathy SPD ..................................... 250 D II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 Dr. Norbert Lammert CDU/CSU..................... 252 C Dr. Michael Naumann, Beauftragter der Bundesregierung BK........................................ 254 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.. 257 A, 259 A Dr. Evelyn Kenzler PDS.................................. 259 C Ausschußüberweisung ..................................... 260 C Dr. Gerhard Friedrich (Erlangen) CDU/CSU .. 260 C Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . 262 C Jürgen W. Möllemann F.D.P. .......................... 266 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 267 B Maritta Böttcher PDS....................................... 269 B Thomas Rachel CDU/CSU....................... 270 B, 272 B Edelgard Bulmahn SPD ................................... 271 D Stephan Hilsberg.............................................. 272 C Tagesordnungspunkt 9 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des von den Abgeordneten Christine Ostrowski, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung der wohngeldrechtlichen Regelungen – Wohngeldanpassungsgesetz (Drucksa- che 14/19)................................................... 274 C Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ................. 274 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN................................................. 276 B Franz Müntefering, Bundesminister BMV ...... 276 C Horst Friedrich (Bayreuth) F.D.P. ................... 279 C Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ............................................. 281 A Dr. Winfried Wolf PDS ............................... 282 B Christine Ostrowski PDS ................................. 283 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU ............. 284 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU ................ 285 B Iris Gleicke SPD .............................................. 287 B Ausschußüberweisung ..................................... 288 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 288 D Simone Probst, Parl. Staatssekretärin BMU .... 291 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU ............................................................. 291 D Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/ CSU ............................................................. 293 D Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN............................................................. 294 A Birgit Homburger F.D.P. ................................. 294 D Monika Griefahn SPD ................................. 295 D Ulrike Mehl SPD ............................................. 296 B Angela Marquardt PDS ................................... 298 C Michael Müller (Düsseldorf) SPD................... 299 D Horst Seehofer CDU/CSU............................... 301 C Karl-Heinz Funke, Bundesminister BML........ 304 D Siegfried Hornung CDU/CSU ..................... 306 A Ulrich Heinrich F.D.P...................................... 307 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 308 D Kersten Naumann PDS.................................... 310 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU.. 311 C Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN............................................................. 313 B Matthias Weisheit SPD.................................... 314 C Ulrich Heinrich F.D.P.................................. 315 A Nächste Sitzung ............................................... 316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 317 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 197 (A) (C) (B) (D) 5. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Matthias Weisheit Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 12. November 1998 317 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bleser, Peter CDU/CSU 12.11.98 Bohl, Friedrich CDU/CSU 12.11.98 Bulling-Schröter, Eva PDS 12.11.98 Geiger, Michaela CDU/CSU 12.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 12.11.98 Hartnagel, Anke SPD 12.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 12.11.98 Kemper, Hans-Peter SPD 12.11.98 Meckel, Markus SPD 12.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 12.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 12.11.98 Schütze (Berlin), Diethard W. CDU/CSU 12.11.98 Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 12.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Verheugen, Günter SPD 12.11.98 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 12.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Voß, Sylvia Ingeborg BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 12.11.98 Wiesehügel, Klaus SPD 12.11.98 Zierer, Benno CDU/CSU 12.11.98 * —————— * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentari- schen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Zeitlmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Frau Präsiden-
    tin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bun-
    desinnenminister Schily, Ihr Wunsch in Ehren, daß Sie
    viele Themen der Innenpolitik im Konsens angehen
    wollen. Ich möchte für unsere Seite die grundsätzliche
    Bereitschaft zum Gespräch signalisieren. Aber ich füge
    hinzu: Wir haben sehr viele Vorbehalte angesichts der
    diesbezüglichen Koalitionsvereinbarungen und Ihrer er-
    sten Äußerungen in der Öffentlichkeit.

    Wenn ich an Ihre Erklärung denke, die Sie hier zur
    Frage der Überwachung der PDS abgegeben haben,
    dann meine ich: Da werden Sie wohl kaum auf Zustim-
    mung von uns rechnen können. Dies ist mehr als
    schwach. Sie argumentieren, es ist vertrackt, daß man
    jemanden überwacht, der in einem Land Teil einer Re-
    gierungskoalition ist. Es leuchtet mir überhaupt nicht
    ein, was Sie damit erreichen wollen.

    Das gleiche gilt für Ihren Vorschlag, man könne hier
    im Parlament Fragen stellen. Sie tun so, als sei die Kon-
    trolle durch ein Verfassungsschutzorgan durch Fragen
    im Parlament zu ersetzen – als gäbe es irgendeinen
    Dummen, der auf irgendwelche Fragen so antworten
    würde, daß er sich mit seinen Antworten selbst in Ver-
    dacht bringt.


    (Zuruf von der SPD: Nicht alles verdrehen, Herr Zeitlmann!)


    Ich halte dies für einen völlig falschen Ansatz.
    Herr Kollege Westerwelle, einen Hinweis möchte ich

    Ihnen schon geben: Sie können ja glauben, daß diejeni-
    gen, die F.D.P. wählten, damit auch die Frage der
    Staatsangehörigkeit entschieden haben. Aber jeder
    weiß, es gab auch andere entscheidende Kriterien. Ich
    finde es nicht redlich, wenn hier der Eindruck erweckt
    wird – Sie haben formuliert, man dürfe „den deutschen

    Paß nicht weiter verwehren“ –, das alte Staatsbürger-
    schaftsrecht und die damit einhergehende Einbürge-
    rungspraxis habe irgend jemandem etwas verwehrt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Wie viele Beispiele wollen Sie denn?)


    Wir beziehen uns ja entscheidend auf die Einbürge-
    rung der Türken in Deutschland. Ich rate Ihnen drin-
    gend: Gehen Sie einmal der Frage nach, welche Rechte
    die 50 000 Deutschen, insbesondere die Frauen, in der
    Türkei haben. Was haben sie für Erbrechte, was für
    Bürgerrechte, welche Chancen haben sie im Fall des
    Ablebens des türkischen Ehepartners? – Dann reden wir
    noch einmal über Integration von Minderheiten in unse-
    rem Lande.

    Meine Damen und Herren, die Frau Ausländerbeauf-
    tragte hat hier und heute den Begriff der „Unumkehr-
    barkeit der Zuwanderung“ gebraucht. Im Zusammen-
    hang damit wurde mit keiner Silbe auf die Rückkehr von
    Bürgerkriegsflüchtlingen eingegangen; weder in der
    Koalitionsvereinbarung noch in sonstigen Erklärungen
    der neuen Regierung findet sich dazu etwas. Wer wie
    Sie angesichts von 7,3 Millionen Ausländern in diesem
    Lande davon spricht, man müsse nun die Tore öffnen,
    ist, so glaube ich, auf einem falschen Weg, letztlich auf
    dem Weg in eine andere Republik. Sie tun so, als ob der
    Paß nur Integrationsmittel ist. Er kann hilfreich sein,
    wenn er am Ende des Integrationsprozesses gewährt
    wird. Aber wenn man so tut, als liege in der Verweige-
    rung des Passes der Casus knacktus für mangelnde Inte-
    gration, dann liegt man mit Sicherheit falsch.

    Meine Damen und Herren, ich will noch ein paar
    Punkte aus der Rechtspolitik aufnehmen; zunächst –
    Herr Rüttgers hat es bereits erwähnt – zur Leitlinie der
    Koalitionsvereinbarung, Alltagskriminalität „bürokra-
    tiearm“ zu bestrafen. Allein die Wortwahl „Alltagskri-
    minalität“ ist schon bedenklich, ähnlich wie der Begriff
    „Bagatelldelikt“.


    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Das stimmt!)


    Es gab in der Presse Berichte, Sie wollten den Laden-
    dieb dadurch strafen, daß Sie ihm den doppelten Wa-
    renwert als Strafe abverlangen. Damit reduzieren Sie die
    Abschreckung und schaffen nur Anreize: Wenn Sie sol-
    che Wege beschreiten, wird Ladendiebstahl zum Rou-
    lettespiel. Ich glaube, daß Sie ohne die Abschreckung
    einer wirklichen Strafe keinen Erfolg haben werden.

    Es heißt darüber hinaus, Drogenkonsum und Drogen-
    besitz werden künftig straffrei gestellt. Damit geben Sie
    Anreiz zum Konsum. Sie erreichen mit staatlicher He-
    roinabgabe nur eines: daß die Abhängigen in ihrer
    Sucht gestärkt werden. Auch im Ausland hat man be-
    wiesen, daß nicht alle Abhängigen in ein kontrolliertes
    Programm einbezogen werden können. Das wird andere
    Wege der Beschaffung – mit der Folge steigender Kri-
    minalität – öffnen.

    Die Kinder- und Jugendkriminalität braucht eine
    starke Prävention und eine konsequente Verfolgung. Da-
    für sind in der Jugendsozialarbeit viele Modellprojekte

    Bundesministerin Dr. Herta Däubler-Gmelin






    (A) (C)



    (B) (D)


    der Prävention notwendig, wie sie z. B. in Bayern an den
    Schulen gemacht werden.

    Ich freue mich, daß Sie die Sicherheitspartnerschaf-
    ten fördern wollen. Ich halte das für einen richtigen
    Weg. Aber Sie dürfen nicht darin fortfahren, die Klein-
    kriminalität, die immer am Anfang steht, kleinzureden,
    und Sie dürfen die Abschreckung durch Strafe, ein Ele-
    ment der Prävention, nicht negieren.

    Meine Damen und Herren, ein Wort fehlt in den bis-
    herigen Akten zur Koalitionsvereinbarung: Mit keinem
    Wort mehr ist von Ausländerkriminalität die Rede. Dies
    kann man bedauern. Aber es ist im Sinne der neuen
    Bundesregierung logisch. Denn Ihre Pläne zur doppel-
    ten Staatsangehörigkeit haben deutlich gemacht, daß
    Sie von einer großen Einbürgerungswelle ausgehen, daß
    Sie letztlich Millionen von Menschen – denkt man an
    die Jugendlichen – die deutsche Staatsbürgerschaft auf-
    drängen wollen.


    (Lachen bei der SPD)

    Was machen Sie in den Fällen – das steht mit keiner

    Silbe in dem Gesetzentwurf –, in denen Eltern diese
    Staatsangehörigkeit gar nicht wollen?


    (Jörg Tauss [SPD]: Ein bißchen mehr Niveau!)

    Sie negieren, daß es eine breite Integrationsleistung der
    deutschen Bevölkerung gegeben hat und daß zum Inte-
    grieren der Wille der Ausländer gehört, die integriert
    werden sollen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wenn ich auf diesen Willen abstelle, muß ich sagen, daß
    Aufenthaltsdauer und Geburtsort nicht der maßgebende
    Anknüpfungspunkt sind.

    Der Innenminister hat hier gesagt, daß Sprachkennt-
    nisse der Einzubürgernden selbstverständlich sind, daß
    er aber dagegen ist, das in das Gesetz hineinzuschreiben.
    Wie wollen Sie dann die Sprachkenntnisse einbeziehen?
    Wo ist Ihr Konzept, um die dann entstehenden Loyali-
    tätskonflikte zu lösen?


    (Norbert Geis [CDU/CSU]: So ist es!)

    Wer zwei Pässe hat, hat natürlich zwei Möglichkei-

    ten.

    (Norbert Geis [CDU/CSU]: Der integriert sich dann nicht!)

    Er kann wirklich – wie Herr Schäuble gesagt hat – Rosi-
    nen picken. Es gibt genügend praktische Fälle, die das
    zeigen; es gibt genügend Menschen, die sich darauf be-
    rufen.

    Wie lösen Sie den Familiennachzug bei Doppel-
    staatlern? Jetzt beginnt in der Wissenschaft eine breite
    Diskussion darüber, wie groß die Zuwanderung bei einer
    Doppelstaatlichkeit von derzeitigen Ausländerfamilien
    sein wird.

    Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen voraus: Mit
    den geplanten Gesetzen wird Deutschland als Zuwande-
    rungsland attraktiver. Sie erreichen eine Sogwirkung.


    (Norbert Geis [CDU/CSU]: So ist es!)


    Die Aufnahmefähigkeit Deutschlands wird überstrapa-
    ziert. Wir haben Schulklassen mit einem Ausländeranteil
    von 50 Prozent, zum Teil von 90 Prozent.


    (Dieter Wiefelspütz [SPD]: Was schließen Sie daraus, Herr Zeitlmann?)


    All dies wird hier negiert. Sie arbeiten – das sage ich in
    aller Deutlichkeit – gegen die Bevölkerung und ihre
    Meinungsbildung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die doppelte Staatsangehörigkeit als Regelfall ist mit

    Sicherheit der falsche Ansatz. Damit negiere ich nicht,
    daß es in der Praxis derzeit viele funktionierende Fälle
    der Doppelstaatsangehörigkeit gibt.


    (Norbert Geis [CDU/CSU]: 500 000!)

    – Ja, 500 000 mögen es sein. – Wie man dies als Argu-
    ment für die Einführung der Regeldoppelstaatsangehö-
    rigkeit bringen kann, ist mir schleierhaft.

    Meine Damen und Herren, ein Punkt ist allerdings
    mehr als bedenklich. In Ihrer Koalitionsvereinbarung
    sagen Sie expressis verbis, Sie wollen den Rechtsextre-
    mismus bekämpfen. Mit keiner Silbe sprechen Sie mehr
    vom Linksextremismus.


    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


    Der wird einfach totgeschwiegen. Im Gegenteil: Sie
    wollen die PDS sogar aus der Beobachtung nehmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Die Regelung, die Sie im Bereich der Zuwanderung

    treffen – eine neue Altfallregelung –, steht extrem im
    Widerspruch zu dem, was wir auf der letzten Innenmini-
    sterkonferenz gemeinsam getragen und gemeinsam als
    letzte Altfallregelung festgehalten haben. Hier wird eine
    neue zusätzliche Instanz im Asyl- und Flüchtlingswesen
    eingeführt: Härtefallregelung. Es läuft letztlich auf die
    Härtefallkommissionen des Landes NRW hinaus –
    eine weitere Instanz. Das heißt im Ergebnis: eine weitere
    staatliche Ebene zur Prüfung von Zuwanderung. Sie
    belohnen durch Altfallregelungen letztlich die ganz Raf-
    finierten, die nach Ablehnung untertauchen. Ich halte
    dies für eine komplette Fehlentwicklung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, der letzte Punkt betrifft

    die eingetragene Lebenspartnerschaft. Ich glaube,
    Frau Ministerin, daß das bei weitem kein europäischer
    Standard ist. Selbst in Frankreich wird derzeit heftig
    darüber gestritten. Sie haben ja mitbekommen, daß es
    dort bisher an einer parlamentarischen Mehrheit für die
    eingetragene Lebenspartnerschaft fehlt.

    Ich kann mir nicht erklären, wie Sie erreichen wollen,
    daß heterosexuelle Partnerschaften diese neue Institution
    nicht nutzen werden. Sie bekommen dann logischerwei-
    se zwei Ebenen: eine, wenn Sie so wollen, halbe Ehe
    und eine Ehe und dazwischen die Verfassung. Dann aber
    gegen Adoption zu sein ist genauso unlogisch. Entweder

    Wolfgang Zeitlmann






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    – oder. Deswegen halte ich die gesamte Regelung der
    Lebenspartnerschaft für mehr als bedenklich.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, 70 Prozent der in Europa

    Lebenden haben keine solche Regelung. Wieso Sie in
    Europa Vorreiter sein und eine europäische Regelung
    einführen wollen und sich dabei auf Standards in Europa
    berufen, ist mir unerklärlich.

    Wer wie die Frau Ausländerbeauftragte Beck hier
    von der Unumkehrbarkeit der Zuwanderung spricht und
    offensichtlich keinen Beauftragten für die Rückführung
    der Bosnienflüchtlinge ernennen will, der lädt zu noch
    mehr Zuwanderung und zu noch mehr Attraktivität ein.


    (Widerspruch der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – Dann müssen Sie, Frau Beck, abgewogener formulie-
    ren. Sie haben hier von der Unumkehrbarkeit der Zu-
    wanderung gesprochen, die Sie erreichen wollen. Dies
    ist der falsche Weg.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir sind in der Tat der Meinung, daß Bürgerkriegs-

    flüchtlinge nur auf Zeit hier sein sollen und nach Ende
    ihres Bürgerkriegs eine Rückführung ermöglicht und
    durchgesetzt werden muß. Mit keiner Silbe ist bisher auf
    dieses Thema in diesem Hause eingegangen worden.
    Deswegen fürchte ich, daß in der Innen- und Rechts-
    politik eine andere Republik auf uns zukommt, die wir
    in der Opposition mit Ihnen mit Sicherheit nicht wollen
    und auch nicht mittragen werden.

    Herzlichen Dank!

    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Zu einer Kurz-
intervention erteile ich dem Abgeordneten Westerwelle
das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Guido Westerwelle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin!
    Herr Kollege Zeitlmann, Sie haben mich selber ange-
    sprochen. Ich habe mich noch einmal kurz zu Wort ge-
    meldet, weil Sie mir die Empfehlung gegeben haben, ich
    möge mich doch einmal über das Staatsangehörigkeits-
    recht in der Türkei informieren.

    Natürlich weiß ich, wie die Rechte der Deutschen und
    die Rechte von Ausländern in der Türkei sind. Aber ich
    bin nicht für die Modernisierung des Staatsangehörig-
    keitsrechts in Deutschland, um der Türkei einen Gefal-
    len zu tun, sondern um unserer deutschen Gesellschaft
    einen Gefallen zu tun.


    (Beifall bei der F.D.P., der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)