Rede von
Ernst
Hinsken
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Verehrte Frau Kollegin
Wolf, ich nehme Ihnen ja ab, daß Sie der Meinung sind,
daß man die Meisterprüfung als Eingangsvorausset-
zung dafür, sich selbständig zu machen, nicht mehr
braucht. Sie haben diese Linie immer vertreten. Heißt
das, daß Sie sich bei den Koalitionsverhandlungen dahin
gehend durchgesetzt haben, daß man die Meisterprüfung
als Eingangsvoraussetzung für die Selbständigkeit zu-
künftig nicht mehr braucht? Ich kann mir nicht vorstel-
len – da kann ich dem Kollegen Schwanhold überhaupt
nicht folgen –, daß, wenn jemand weiß, daß über Aus-
nahmetatbestände die Möglichkeit gegeben ist, sich
trotzdem selbständig zu machen, davon nicht ausgiebig
Gebrauch gemacht wird.
Margareta Wolf (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN): Verehrter Herr Kollege Hinsken, ich er-
warte schon von einem Oppositionspolitiker – zudem
von einem ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretär –,
daß er die Koalitionsvereinbarung der neuen Regierung
gelesen hat. Dort können Sie nachlesen, daß wir die
Voraussetzungen für mehr Selbständigkeit im Handwerk
verbessern werden, daß wir berufsbegleitend die Mög-
lichkeit eröffnen, die Meisterprüfung zu machen. Kolle-
ge Schwanhold hat sich mit dem Satz durchgesetzt – das
haben Sie soeben schon gehört –: Der große Befähi-
gungsnachweis bleibt erhalten.
Zusammengefaßt heißt dies nichts anderes, als daß
wir uns im Zuge der Europäisierung des Gewerberechtes
und im Zuge einer neuen Existenzgründungswelle im
Handwerk dafür einsetzen werden, den Zugang zum
Handwerk zu erleichtern. Sie kennen meine Vorstellung:
Wir müssen überlegen, ob wir das nicht so wie die Fran-
zosen tun, indem wir zum Beispiel die nicht gefahrge-
neigten Berufe vom Zwang der Meisterprüfung als Vor-
aussetzung für Selbständigkeit befreien und sagen, man
könne den Meister als eine Art Qualitätssiegel machen.
Dies könnte, wie ich meine, zum Beispiel für den Beruf
des Maskenbildners bzw. der Maskenbildnerin gelten,
der jetzt Bestandteil der Handwerksrolle B ist.
Wir wollen diesen Bereich auf der europäischen Ebe-
ne zugunsten einer Qualitätssicherung ein wenig dere-
gulieren. Wir wollen natürlich nicht, daß das nicht vor-
handene Handwerksrecht Spaniens in Europa Referenz-
recht wird. Wir wollen mehr Anreize schaffen für Exi-
stenzgründungen, und zwar gerade im klassischen
Dienstleistungsbereich rund ums Haus. Sie können das
in unserer Koalitionsvereinbarung nachlesen.
– Er stellt immer zwei Fragen. Das kennen wir schon.