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ID1400408900

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    Plenarprotokoll 14/4 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 4. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 I n h a l t : Nachträgliche Glückwünsche zu den Geburts- tagen der Abgeordneten Ulrike Mascher, Wolfgang Behrendt und Werner Lensing .... 131 A Erweiterung der Tagesordnung........................ 131 B Absetzung der Punkte 5 und 8 von der Tages- ordnung............................................................ 131 B Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und PDS Bestimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Frak- tionen (Drucksache 14/21)......................... 131 C Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und PDS Einsetzung von Ausschüssen (Drucksa- che 14/22)................................................... 131 C Tagesordnungspunkt 1: Fortsetzung der Aussprache zur Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers ...... 131 D Dr. Hermann Kues CDU/CSU......................... 131 D Walter Riester, Bundesminister BMA ............. 135 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU............ 138 B Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P......................... 139 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN................................................................. 141 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU .................144 A, 153 A Dr. Heidi Knake-Werner PDS ......................... 146 D Ulla Schmidt (Aachen) SPD.......................149 B, 153 C Rainer Brüderle F.D.P. .................................... 154 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 155 A Johannes Singhammer CDU/CSU................... 156 D Peter Dreßen SPD ...................................... 157 D Adolf Ostertag SPD......................................... 159 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU................. 161 B Tagesordnungspunkt 6 (in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1): Erste Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Solidarität in der gesetz- lichen Krankenversicherung (Drucksache 14/24) ......................................................... 162 A Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU ................................................................. 162 A Andrea Fischer, Bundesministerin BMG......... 163 D Dr. Dieter Thomae F.D.P................................. 167 B Rudolf Dreßler SPD......................................... 168 B Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/ CSU............................................................ 171 A Dr. Ruth Fuchs PDS ........................................ 172 D Wolfgang Zöller CDU/CSU ............................ 174 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 4. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 Gudrun Schaich-Walch SPD............................ 175 D Wolfgang Zöller CDU/CSU....................... 176 B Ulf Fink CDU/CSU ......................................... 178 A Ausschußüberweisung Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU .... 179 C Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ........................................................... 182 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU............................................................ 182 D Hubert Hüppe CDU/CSU........................... 184 A Ina Lenke F.D.P............................................... 186 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ........................................................ 187 B Petra Bläss PDS............................................... 189 B Maria Eichhorn CDU/CSU.............................. 190 C Hildegard Wester SPD..................................... 192 A Nächste Sitzung ............................................... 194 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten ........... 195 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 4. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 131 (A) (C) (B) (D) 4. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 Beginn: 9.00 Uhr
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    Hildegard Wester Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 4. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. November 1998 195 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 11.11.98 Bulling-Schröter, Eva PDS 11.11.98 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 11.11.98 Hartnagel, Anke SPD 11.11.98 Homburger, Birgit F.D.P. 11.11.98 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 11.11.98 Kanther, Manfred CDU/CSU 11.11.98 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 11.11.98 Nolting, Günther Friedrich F.D.P. 11.11.98 Otto (Frankfurt), Hans-Joachim F.D.P. 11.11.98 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 11.11.98 Reichard (Dresden), Christa CDU/CSU 11.11.98 Schütze (Berlin), Diethard W. CDU/CSU 11.11.98 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.98 Vaatz, Arnold CDU/CSU 11.11.98 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.98 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 11.11.98
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Maria Eichhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Die Aussage des jetzigen Bundes-
    kanzlers vor einigen Wochen über den Aufgabenbereich
    von Familien-, Senioren-, Frauen- und Jugendpolitik –
    er hat sie als „sonstiges Gedöns“ bezeichnet – war wohl
    wirklich ernst gemeint. Denn die Regierungserklärung
    dazu war sehr deutlich: nur sehr wenige und dann noch
    unverbindliche Aussagen.

    Frau Ministerin, ich habe heute die Regierungserklä-
    rung nochmals nachgelesen, weil ich dachte, ich hätte
    vielleicht das eine oder andere überhört. Es finden sich
    dazu nur ganz wenige Sätze – leider. Kein Wort zum
    Stellenwert der Familie, dafür aber wurde das Ziel in der
    Koalitionsvereinbarung genannt, daß alle auf Dauer an-
    gelegten Lebensformen künftig Anspruch auf Schutz
    und Rechtssicherheit haben. Soll das die neue Familien-
    politik sein?


    (Zurufe von der PDS: Ja!)

    Wir lehnen dieses gesellschaftspolitische Experiment als
    indiskutabel ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ganz bewußt haben die Väter und Mütter des Grund-

    gesetzes Ehe und Familie in Art. 6 unter den besonde-
    ren Schutz des Staates gestellt. Wir werden daran fest-
    halten und dafür kämpfen, daß sie die tragenden Leitbil-
    der unserer Gesellschaft bleiben und die notwendige
    staatliche Unterstützung weiter erhalten. Denn nicht zu-
    letzt wegen der demographischen und sozialen Heraus-
    forderungen wird die Solidarität innerhalb der Familie
    auf Dauer noch stärker gefordert sein.

    Die Ankündigungen der neuen Bundesregierung aus
    dem Wahlkampf werden nur halbherzig erfüllt. Ich be-
    grüße natürlich die Erhöhung des Kindergeldes.


    (Zurufe von der SPD: Ah!)


    Petra Bläss






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wenn Sie, Frau Ministerin Bergmann, jedoch noch zu
    Ihren Schlußfolgerungen aus dem Zehnten Jugendbe-
    richt stehen, müßten Sie eigentlich besonderen Wert
    darauf legen, daß das Kindergeld gerade für Mehrkin-
    derfamilien stärker erhöht wird. Ihr Versprechen, Fami-
    lien mehr zu fördern, werden Sie jedoch nicht einhalten,
    wenn die Kindergelderhöhung durch Veränderungen
    beim Ehegattensplitting gegenfinanziert wird. Dies be-
    deutet lediglich Umverteilung und die Bestrafung der
    Frauen, die wegen der Kindererziehung auf eine Er-
    werbstätigkeit verzichten.

    Ich vermisse auch eine klare Aussage in der Koali-
    tionsvereinbarung zur Anhebung der Einkommens-
    grenze für die Gewährung des Erziehungsgeldes bzw.
    des Elterngeldes, wie Sie es nennen. Daß dieses Ziel für
    Sie keinerlei Priorität hat, Frau Bergmann, ist aus Ihren
    Ausführungen sehr deutlich geworden. Wenn Sie das
    dritte Jahr Erziehungsgeld vorhin grundsätzlich in Frage
    gestellt haben, dann zeigt das Ihre wahre Einstellung.
    Wir erwarten jetzt von Ihnen, daß Sie das tun, was Sie
    vorher in der Opposition immer eingefordert haben,
    nämlich die Einkommensgrenzen sofort anzuheben.


    (Hanna Wolf [München] [SPD]: Das ist ja wirklich kühn!)


    Was die Weiterentwicklung der Kinderbetreuungs-
    möglichkeiten angeht, so sind in erster Linie die Bun-
    desländer gefordert. Wir erwarten von der neuen Regie-
    rung auf Grund ihrer engen politischen Bindung zu vie-
    len Ländern jetzt Fortschritte. Dabei können Sie sich die
    unionsregierten Länder ruhig zum Vorbild nehmen, zum
    Beispiel Bayern.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn ich jedoch in diesen Tagen lese, daß Niedersach-
    sen die Zuschüsse für die Kindergärten binnen zwei Jah-
    ren um über 60 Millionen DM kürzen will, so muß ich
    feststellen: Sie tun das genaue Gegenteil von dem, was
    Sie ankündigen.

    Die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungs-
    kosten für alle Familien – nicht nur für Alleinerziehen-
    de – wäre wichtig. Aber ich frage: Ist das eine
    Wunschvorstellung, die Sie, Frau Ministerin, in einem
    Interview geäußert haben, oder werden Sie diese Vor-
    stellung im Rahmen der Steuerreform auch unterbringen
    können?

    Nachdem zwei Vorrednerinnen das Thema RU 486
    angesprochen haben, eine deutliche Stellungnahme von
    mir. Ich bin gegen die politische Auseinandersetzung,
    weil damit der fatale Eindruck erweckt wird, daß es
    wichtiger ist, über Abtreibungsmethoden zu reden, statt
    das gesellschaftliche Bewußtsein für den Schutz des
    ungeborenen Lebens zu fördern.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [F.D.P.])


    Die immer wieder hochstilisierte Frage der Einführung
    von RU 486 verkehrt die Absicht, für den Schutz des
    ungeborenen Lebens zu sorgen, ins Gegenteil. Die Tö-

    tung ungeborenen Lebens wird doch, so wie bisher über
    dieses Thema diskutiert wird, nur verharmlost.


    (Widerspruch bei der SPD)

    Erst recht eignet sich diese Diskussion nicht zur frauen-
    politischen Profilierung.


    (Christina Schenk [PDS]: Doch, sehr!)

    In Ihrer Koalitionsvereinbarung beschreiben Sie den

    sogenannten Aufbruch in der Frauenpolitik. Eine neue
    Programmatik kann ich jedoch nicht erkennen. Ich bin
    angesichts der vielfältigen Kritik an unserer Gleichbe-
    rechtigungspolitik positiv überrascht, daß Sie in vielen
    Punkten genau unseren Weg fortführen wollen. Das
    zeigt doch, daß wir den richtigen Weg beschritten hat-
    ten. Daß manches Ziel nicht gleich vollständig erreicht
    wird, ist eine leidvolle Erfahrung, die Sie, verehrte Kol-
    leginnen von der Regierungskoalition, jetzt bereits bei
    der Vergabe der Ämter selbst erleben. Zwischen An-
    spruch und Wirklichkeit kann schnell eine Lücke entste-
    hen. Solange es in Zeiten der Opposition nur um verbale
    Beteuerungen zur Machtbeteiligung von Frauen ging,
    waren SPD und Grüne stets sehr freigiebig. Wenn es
    aber tatsächlich um die Besetzung von Positionen geht,
    dann zeigt sich, wie schwierig es sein kann, die Theorie
    in der Praxis durchzusetzen.

    Tatsächlich neu ist Ihr Ziel, ein Gleichberechti-
    gungsgesetz für die private Wirtschaft auf den Weg zu
    bringen. Wir wissen alle um die damit verbundenen
    Probleme. Ich bin gespannt, ob Sie dieses Vorhaben
    durchsetzen werden. Wir hoffen, daß sich die Frauen-
    und Jugendministerin im Bündnis für Arbeit das not-
    wendige Gehör verschaffen wird, damit die Frauen-
    förderung in den Unternehmen weitere Impulse erhält.
    Gleiches gilt natürlich für die Schaffung von Ausbil-
    dungsplätzen. Für uns bleibt es ein besonderes jugend-
    politisches Anliegen, die Beschäftigungsmöglichkeiten
    benachteiligter junger Menschen zu verbessern.


    (Beifall der Abg. Wolfgang Dehnel [CDU/ CSU] und Hans-Michael Goldmann [F.D.P.])


    Als im Sommer die Pornohändlerringe im Internet
    aufgedeckt wurden, war das Entsetzen groß. Weiterer
    Handlungsbedarf wurde von allen Seiten angemahnt.
    Deshalb bin ich jetzt doch sehr verwundert, daß diese
    Regierung zum Jugendmedienschutz keinerlei Aussage
    trifft. Der Schutz von Kindern vor Gewalt muß ein ju-
    gendpolitischer Schwerpunkt bleiben. Vor allem kommt
    es darauf an, daß die nationalen Schutzvorschriften
    durch internationale Vereinbarungen flankiert werden.
    Die Weichen dafür hat die bisherige Bundesregierung
    gestellt. Wir fordern die neue Bundesregierung auf, im
    nächsten Jahr die deutsche EU-Präsidentschaft zu nut-
    zen, um auf europäischer und internationaler Ebene zu
    klaren Ergebnissen in diesem Bereich zu kommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Frau Ministerin, Sie haben die gewaltfreie Erziehung
    angesprochen. Wir sind natürlich für gewaltfreie Erzie-

    Maria Eichhorn






    (B)



    (A) (C)



    (D)


    hung, aber wir sind gegen die Kriminalisierung der El-
    tern. Dagegen wehren wir uns.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Diese Argumentation habe ich noch nie gehört!)


    Meine Damen und Herren, die Wählerinnen und
    Wähler werden die Arbeit von Rotgrün nicht mehr wie
    bisher an Worten, sondern jetzt an Taten messen. Wir
    werden Ihre Politik in dieser Legislaturperiode kritisch
    begleiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
letzte Rednerin hat die Kollegin Hildegard Wester von
der SPD-Fraktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hildegard Wester


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Am 27. September dieses Jahres
    haben die Bürgerinnen und Bürger sehr deutlich ge-
    macht, daß sie einen Politikwechsel wünschen. Dieses
    Ereignis hat unter anderem dazu geführt, daß wir gestern
    die Regierungserklärung des Bundeskanzlers Schröder
    zur Kenntnis nehmen durften – wir natürlich sehr er-
    freut. Ich höre aber, daß einige Kolleginnen hier im
    Hause wesentliche Kapitel vermissen, die sich mit der
    Stellung der Frau in der Gesellschaft beschäftigen,
    was bei uns natürlich auf völliges Unverständnis stößt.
    Denn ich lese sehr wohl – und habe das auch gehört –,
    daß Herr Schröder sehr Wesentliches zu dieser Position
    gesagt hat. Aber ich kann sehr gut nachvollziehen, daß
    Sie damit nicht sehr einverstanden sind; denn es hat sehr
    viel mit Ihrem Rollenverständnis zu tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Herr Schröder hat nämlich eindeutig die Chancen-
    gleichheit für Frauen in Beruf und Familie eingefordert.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das dürfte nicht so besonders auf Ihr Einverständnis
    stoßen.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Ich möchte noch eine Bemerkung zu dem machen,

    was Frau Eichhorn gesagt hat. Ich habe nirgendwo ge-
    hört – weder in der Regierungserklärung noch in irgend-
    einer Rede vorher, noch in irgendeiner Äußerung einer
    unserer Kolleginnen oder eines unserer Kollegen –, daß
    wir gegen den Schutz der Familie im Grundgesetz sind.


    (Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal die entsprechenden Protokolle nach!)


    Wir werden natürlich dafür streiten. Wir haben aber
    nicht die Einstellung, daß Einelternfamilien irgendwel-
    che Ausnahme- oder Randerscheinungen oder sogar ex-
    perimentelle Lebensformen sind. Vielmehr nehmen wir
    die Lebenswirklichkeit so, wie sie ist, und versuchen,

    die Rahmen für die Menschen zu stecken, in denen sie
    zu leben wünschen. Das haben sie uns durch die Art,
    wie sie leben, sehr deutlich gemacht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Die Bürger haben am 27. September Rotgrün ge-
    wählt, weil sie sich in erster Linie gewünscht haben, daß
    die Arbeitslosigkeit massiv bekämpft wird. Ich kann
    der neuen Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und
    Jugend nur recht geben, wenn sie sagt, daß der Abbau
    der Arbeitslosigkeit der Schlüssel zu einer erfolgreichen
    Politik in unserem Bereich ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vor allem viele Frauen haben ihre Hoffnung in eine
    rotgrüne Koalition gesetzt und dies durch ihre Stimmab-
    gabe dokumentiert. Viele junge Menschen sind diesem
    Beispiel gefolgt. Wir freuen uns sehr darüber und sehen
    in diesem erwiesenen Vertrauen eine Bestätigung und
    Anerkennung unserer Arbeit auch in den vergangenen
    Legislaturperioden.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir nehmen diesen Auftrag an, zumal wir gut vorbe-

    reitet sind. Wir haben in der SPD-Bundestagsfraktion
    umfangreiche Vorarbeiten geleistet, die die neue Regie-
    rung jetzt umsetzen kann. Die Vereinbarungen im Ko-
    alitionsvertrag, die Regierungserklärung des Bundes-
    kanzlers und das, was wir eben von der Ministerin
    Bergmann gehört haben, zeigen, daß wir ernst machen
    wollen und daß wir jetzt endlich zur Tat schreiten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb sagen wir der Bundesregierung, insbesondere
    Frau Ministerin Bergmann, unsere Unterstützung bei ih-
    rer Arbeit zu.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Wir wissen genau, daß gerade Frauen große Erwar-
    tungen an uns haben. Sie haben sich in ihrer Mehrheit
    schon sehr lange von dem veralteten Familienbild verab-
    schiedet, das noch immer in vielen konservativen Sonn-
    tagsreden herumgeistert. Sie haben sich anders entschie-
    den. Wir werden dem Rechnung tragen.

    Gesellschaftlicher Konsens und soziale Gerechtigkeit
    sind ohne Gleichstellung der Geschlechter nicht denk-
    bar. Deshalb werden wir den Stillstand der vergangenen
    Jahre beenden und entsprechend dem Verfassungsauf-
    trag die Position der Frauen im Berufsleben stärken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mit einem Gleichstellungsgesetz werden wir endlich
    auch die Privatwirtschaft zur Frauenförderung ver-
    pflichten. Unsere Vorstellungen dazu liegen seit Jahren
    vor. Sie sind bereit, eingebracht zu werden.

    Maria Eichhorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    Der Amsterdamer Vertrag hat Klarheit geschaffen,
    daß Frauenförderung im Einklang mit europäischem
    Recht steht. Wir werden auch die europarechtlichen
    Vorgaben einbeziehen und die Lohngerechtigkeit zwi-
    schen Männern und Frauen herstellen. Es darf nicht da-
    bei bleiben, daß die bestausgebildete Frauengeneration
    ein Drittel weniger verdient als ihre männlichen Kolle-
    gen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Es darf auch nicht dabei bleiben, daß Frauen überwie-
    gend auf schlechter gesicherten Arbeitsplätzen sitzen. Es
    ist ein Märchen, daß Frauen nur ein bißchen hinzuver-
    dienen wollen und dankbar wären, wenn sie wenigstens
    in geringfügiger Beschäftigung statt in sozial gesicher-
    ten Teilzeitberufen arbeiten könnten.

    An dieser Stelle möchte ich eine Bemerkung zu der
    neuen Kollegin aus der F.D.P.-Fraktion machen: Mir ist
    einfach unerklärlich, wie die Bekämpfung von Schein-
    selbständigkeit und die Einbeziehung von geringfügi-
    gen Beschäftigungsverhältnissen in die Sozialversiche-
    rungspflicht die Existenzgründung von Frauen verhin-
    dern oder erschweren sollten. Natürlich ist es uns ein
    Anliegen, Existenzgründungen zu fördern. Das ist ein
    wesentlicher Bestandteil unserer Politik zur Bekämp-
    fung der Arbeitslosigkeit und unserer Politik der Frauen-
    förderung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Es ist gut, daß die neue Regierung dies unmittelbar
    aufgreift und den Mißbrauch bei den geringfügigen Be-
    schäftigungen beseitigen will. Ich habe mit Genugtuung
    gehört, daß der Herr Bundeskanzler in seiner Regie-
    rungserklärung auch den Abbau der Pauschalbesteue-
    rung bei geringfügiger Beschäftigung angekündigt hat.
    Eines muß klar sein: Die Neuregelung bei der geringfü-
    gigen Beschäftigung darf nicht nur dazu dienen, die So-
    zialkassen mit Beiträgen zu füllen. Sie muß auch den
    vielen gering beschäftigten Frauen in Ost und West
    mehr soziale Gerechtigkeit und mehr soziale Sicherheit
    bringen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben den Sozialabbau zu Lasten der Frauen
    immer wieder kritisiert. Auch die damit verbundenen
    Hoffnungen müssen eingelöst werden. Zu einer Politik,
    die auf Gleichheit und Partnerschaftlichkeit ausgerichtet
    ist, gehört eine Gestaltung der Arbeitswelt, die es Frauen
    und Männern erleichtert, Familie und Erwerbstätigkeit
    miteinander zu vereinbaren. Wir werden dazu mit fami-
    liengerechten flexiblen Arbeitszeiten für Frauen und
    Männer Raum schaffen. Dies muß Gegenstand bei den
    Gesprächen des Bündnisses für Arbeit sein. Denn dort
    sitzen die Hauptakteure zusammen.

    Wir werden die dringend notwendige Runderneue-
    rung des Erziehungsgeldes und des Erziehungsurlaubs
    durchsetzen, wie wir sie bereits mit unserem Konzept

    „Elterngeld und Elternurlaub für Mütter und Väter“ vor-
    gelegt haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Der Erziehungsurlaub wird zu einem Elternurlaub mit
    einem Erziehungszeitkonto umgewandelt, so daß beide
    Elternteile die Chance auf Teilzeit haben. Die Wahl-
    möglichkeiten werden für beide Elternteile erweitert,
    und damit wird eine Voraussetzung für eine partner-
    schaftliche Kindererziehung geschaffen. Darüber hinaus
    wollen wir Wege finden, wie Elternurlaub auch für Vä-
    ter attraktiv gemacht werden kann. Auch Männer haben
    ein Recht auf Rollenwandel.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der PDS – Walter Hirche [F.D.P.]: Das ist neue Toleranz!)


    – Davon sollten Sie lernen.
    Wenn Frauen oder Männer sich entschieden haben,

    ihre Kinder allein zu erziehen, oder die Umstände es
    nicht anders ermöglichen, werden wir dazu beitragen,
    ihre Situation zu erleichtern. Dazu gehört nicht nur die
    Erhöhung des Kindergeldes.

    Hierzu eine Bemerkung: Wir erhöhen das Kinder-
    geld deutlich, natürlich auch für Eltern mit mehr als
    zwei Kindern. Denn jede Familie, die mehr als zwei
    Kinder hat, also drei oder vier oder fünf Kinder, hat na-
    türlich auch ein erstes und ein zweites Kind. Sonst geht
    das rechnerisch nicht. So wird auch da die Erhöhung
    bemerkbar werden.


    (Beifall bei der SPD – Walter Hirche [F.D.P.]: Zum erstenmal wird Adam Riese akzeptiert!)


    Es gehört aber nicht nur die Erhöhung des Kindergel-
    des dazu; Alleinerziehende brauchen endlich auch be-
    darfsdeckende Unterhaltssätze für ihre Kinder.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dabei ist die finanzielle Ausstattung nur ein Teil ei-
    ner erfolgreichen Kinder- und Jugendpolitik. Die Mini-
    sterin wird die Diskussion über den Zehnten Kinder-
    und Jugendbericht aufnehmen und Handlungsschritte
    aus den Empfehlungen der Sachverständigen ableiten.
    Das begrüßen wir sehr, weil sich die Auseinanderset-
    zung über diesen Bericht bisher im Wegleugnen der
    Armut erschöpft hat.