Rede:
ID1324003600

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. Nun: 1
    2. gebe: 1
    3. ich: 1
    4. für: 1
    5. die: 1
    6. Bundesregierung: 1
    7. das: 1
    8. Wort: 1
    9. dem: 1
    10. Staatsminister: 1
    11. Helmut: 1
    12. Schäfer.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/240 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 240. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1998 Inhalt: Gedenkworte für die Opfer des Eisenbahnunglücks in Eschede 22105 A Erweiterung der Tagesordnung 22105 D Begrüßung des Präsidenten der Nationalversammlung der Republik Burundi, Herrn Léone Ngendakumana, und seiner Delegation 22132 B Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung Deutsche Beteiligung an der von der NATO geplanten Operation zur weiteren militärischen Absicherung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien über den 19. Juni 1998 hinaus (SFOR-Folgeoperation) (Drucksache 13/10977) 22106 A Tagesordnungspunkt 2: Schlußbericht der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SEDDiktatur im Prozeß der deutschen Einheit" (Drucksache 13/11000) . . . . 22106 B Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 22106 B Vera Lengsfeld CDU/CSU 22106 D Siegfried Vergin SPD 22109 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 22112 B Dr. Rainer Ortleb F.D.P 22113 D Dr. Ludwig Elm PDS 22115 B Rainer Eppelmann CDU/CSU 22116 C Stephan Hilsberg SPD 22116 D Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 22121 D Reinhold Hiller (Lübeck) SPD 22123 A Harmut Koschyk CDU/CSU 22124 A Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 22125 C Tilo Braune SPD 22125 D Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 22115 B Zusatztagesordnungspunkt 1: Wahlvorschlag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P. Wahl von Mitgliedern in den Stiftungsrat der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur" (Drucksache 13/10978) 22127 A Tagesordnungspunkt 3: Menschenrechtsdebatte a) Große Anfrage der Fraktionen CDU/ CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P. Umsetzung des Schlußdokuments der 2. Menschenrechtsweltkonferenz „Wiener Erklärung und Aktionsprogramm" vom Juni 1993 (Drucksachen 13/8254, 13/9595) . . . 22127 B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Regina SchmidtZadel, Rudolf Bindig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD zu der Großen Anfrage der Abge- ordneten Regina Schmidt-Zadel, Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Beschneidung von Mädchen und Frauen - Menschenrechtsverletzungen in Entwicklungsländern und Industrieländern - zu dem Antrag der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Amke Dietert-Scheuer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Genitalverstümmelungen ächten, Mädchen und Frauen schützen (Drucksachen 13/6937, 13/8281, 13/9401, 13/9335, 13/10682) 22127 B c) Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung 4. Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik in den auswärtigen Beziehungen (Drucksachen 13/8861, 13/10688) 22127 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung zur Menschenrechtspolitik in den auswärtigen Beziehungen (Drucksachen 13/6400, 13/9056) . 22127C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion der SPD Unterstützung der weltweiten Bemühungen um die Abschaffung der Todesstrafe (Drucksachen 13/6060, 13/9055) 22127 D f) Antrag der Abgeordneten Waltraud Schoppe, Rita Grießhaber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Durchsetzung des Fakultativprotokolls zum „Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau" (Frauendiskriminierungskonvention) (Drucksache 13/ 10068) 22127 D g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aachen), Dr. Edith Niehuis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Frauenrechte weltweit stärken - Reform des auswärtigen Dienstes (Drucksachen 13/3151, 13/7210) 22128 A h) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Gruppe der PDS Amt eines/einer Menschenrechtsbeauftragten des Deutschen Bundestages und Einrichtung eines beratenden Gremiums „Rat für Menschenrechte" (Drucksachen 13/4749, 13/7547) . . . 22128 A i) Beschlußempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte Adler, Doris Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Umsetzung der Aktionsplattform von Peking - Frauenpolitik der Vereinten Nationen stärken (Drucksachen 13/7070, 13/10061) . . . . . . . . . . 22128 B j) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Errichtung eines Menschenrechtsinstituts (Drucksache 13/10882) 22128 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. Einrichtung eines Deutschen Koordinierungsrats für Menschenrechte (Drucksache 13/10975) 22128 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. Verstärkung deutscher Beiträge zur Konfliktverhütung und Friedenserhaltung in Afrika (Drucksache 13/10980) 22128 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. Freilassung aller politischen Häftlinge und Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse in Nigeria (Drucksache 13/10979) 22128 C Alois Graf von Waldburg-Zeil CDU/CSU 22128 C Rudolf Bindig SPD 22130 B Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 22132 C Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. 22134 C Steffen Tippach PDS 22136 A Helmut Schäfer, Staatsminister AA . . 22137 B Ilse Falk CDU/CSU 22140 C Heide Mattischeck SPD 22142 C Heinrich Lummer CDU/CSU 22144 A Volker Neumann (Bramsche) SPD . . 22144 D Hanna Wolf (München) SPD 22146 A Volker Neumann (Bramsche) SPD . . 22147 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu den Auswirkungen der Brenner-Blockade auf den deutschen und europäischen Transitverkehr 22149 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22150 A Claus-Peter Grotz CDU/CSU 22151 A Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . 22151 D Horst Friedrich F.D.P. 22152 D Dr. Winfried Wolf PDS 22154 A Dr. Norbert Lammert, Parl. Staatssekretär BMV 22155 A Karin Rehbock-Zureich SPD 22157 B Dr. Dionys Jobst CDU/CSU 22158 C Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22159 C Renate Blank CDU/CSU 22160 C Jutta Müller (Völklingen) SPD 22161 C Georg Brunnhuber CDU/CSU 22162 C Elke Ferner SPD 22164 A Tagesordnungspunkt 4: Fragestunde (Drucksachen 13/10938 vom 12. Juni 1998 und 13/10954 vom 17. Juni 1998) 22165 A Differenzen zwischen dem Bundesminister des Auswärtigen und dem Bundesminister der Verteidigung betr. die Notwendigkeit eines UNO-Mandats für einen möglichen militärischen Einsatz der NATO im Kosovo Dringl Anfr 1 Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw StMin Helmut Schäfer AA . . . . 22165 A ZusFr Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22165 B Vorbehalt der Notwendigkeit eines Parlamentsbeschlusses vor einer deutschen Beteiligung an einem Militäreinsatz der NATO seitens des Bundesministers der Verteidigung gegenüber den NATO-Verteidigungsministern vor Zustimmung zu den Manövern über Albanien und Mazedonien Dringl Anfr 2 Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw PStSekr Bernd Wilz BMVg . . . . 22165 D ZusFr Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22166 A Neuakzentuierung deutscher Europapolitik MdlAnfr 8 Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw StMin Bernd Schmidbauer BK . . 22167 A ZusFr Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22167 A Kontrolle thailändischer Wirtschaftsmanager auf dem Frankfurter Flughafen durch Beamte des BGS MdlAnfr 15, 16 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw PStSekr Manfred Carstens BMI . . 22167 D, 22168 B ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . 22168 A, 22168 B Nächste Sitzung 22169 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 22171* A Anlage 2 Entsorgung der abgebrannten Brennelemente des Atomkraftwerks Biblis; Rücknahmeverpflichtungen insbesondere in bezug auf die Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague MdlAnfr 5, 6 - Drs 13/10938 - Klaus Hagemann SPD SchrAntw PStSekr Ulrich Klinkert BMU . 22171* B Anlage 3 Brief des Bundeskanzlers und des französischen Staatspräsidenten im Vorfeld des Europäischen Rates in Cardiff MdlAnfr 7 - Drs 13/10938 - Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN SchrAntw StMin Bernd Schmidbauer BK 22171* C Anlage 4 Politisches Konzept zur Lösung des Kosovo-Problems; NATO-Einsatz ohne ein UN- Mandat MdlAnfr 9, 10 - Drs 13/10938 - Gernot Erler SPD SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . . 22171* D Anlage 5 Erlaß einer Verordnung über „Voraussetzungen, Art und Umfang von Leistungen zur Verhütung des Entstehens, der Verschlimmerung oder des Wiederauflebens von Berufskrankheiten"; Regelung der Rentenversicherungsleistungen für Arbeitnehmer MdlAnfr 11 - Drs 13/10938 -Hans Büttner (Ingolstadt) SPD SchrAntw PStSekr Horst Günther BMA . 22171* C Anlage 6 Zusätzlicher Kostenaufwand für kleine und mittlere Unternehmen durch die Unfallverhütungsvorschriften betr. Betriebsarzt und Arbeitssicherheit MdlAnfr 12, 13 - Drs 13/10938 - Dr. Egon Jüttner CDU/CSU SchrAntw PStSekr Horst Günther BMA . 22171* D Anlage 7 Anzahl der Beförderungen im Bereich der obersten Bundesbehörden im Zeitraum 1. Januar bis 31. Mai 1998 im Vergleich zum Vorjahr MdlAnfr 14 - Drs 13/10938 - Hans Büttner (Ingolstadt) SPD SchrAntw PStSekr Manfred Carstens BMI 22173* B Anlage 8 Einheitliche Verwaltungspraxis bei der Bearbeitung der Anträge nach dem Vertriebenenzuwendungsgesetz hinsichtlich der Ausschlußgründe „Erhalt von Bodenreformland" sowie „Unterbrechung des Wohnsitzes in der DDR" MdlAnfr 19, 20 - Drs 13/10938 - Gisela Schröter SPD SchrAntw PStSekr'in Irmgard Karwatzki BMF 22173* C Anlage 9 Arbeitsverträge für Zivilbeschäftigte bei militärischen Einrichtungen auf fremdem Boden, insbesondere beim Truppenübungsplatz Vogelsang für Belgier MdLAnfr 21, 22 - Drs 13/10938 -Helga Kühn-Mengel SPD SchrAntw PStSekr'in Irmgard Karwatzki BMF 22174* A 240. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 17. Juni 1998 Beginn: 13.00 Uhr (Die Abgeordneten erheben sich)
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 17. 6. 98 Heyne, Kristin BÜNDNIS 17. 6. 98 90/DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 17. 6. 98 Jelena Hovermann, Eike SPD 17. 6. 98 Kolbe, Manfred CDU/CSU 17. 6. 98 Kramp-Karrenbauer, CDU/CSU 17. 6. 98 Annegret Krautscheid, Andreas CDU/CSU 17. 6. 98 Kriedner, Arnulf CDU/CSU 17. 6. 98 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 17. 6. 98 Otto Leidinger, Robert SPD 17. 6. 98 Meckel, Markus SPD 17. 6. 98 Probst, Simone BÜNDNIS 17. 6. 98 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 17. 6. 98 Rennebach, Renate SPD 17. 6. 98 Rübenkönig, Gerhard SPD 17. 6. 98 Rupprecht, Marlene SPD 17. 6. 98 Schenk, Christina PDS 17. 6. 98 Schlee, Dietmar CDU/CSU 17. 6. 98 Singer, Johannes SPD 17. 6. 98 Verheugen, Günter SPD 17. 6. 98 Welt, Jochen SPD 17. 6. 98 Wester, Hildegard SPD 17. 6. 98 Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Ulrich Klinkert auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Hagemann (SPD) (Drucksache 13/10938 Fragen 5 und 6): Wohin wurden bislang die abgebrannten Brennelemente des Atomkraftwerkes Biblis jeweils verbracht, und wohin sollen sie in Zukunft gemäß Entsorgungsvorsorgenachweis verbracht werden? Welche Rücknahmeverpflichtungen bestehen hierbei insbesondere in bezug auf die Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague? Zu Frage 5: Abgebrannte Brennelemente des Kernkraftwerkes Biblis wurden bisher zur Wiederaufarbeitung zur Anlagen zum Stenographischen Bericht COGEMA in La Hague/Frankreich und zur BNFL in Sellafield/Großbritannien verbraucht. Gemäß der vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zum Stichtag 31. Dezember 1997 durchgeführter Entsorgungsumfrage sollen Brennelemente des Kernkraftwerkes Biblis in Zukunft zur Wiederaufbereitung zur COGEMA und zur BNFL sowie zur Zwischenlagerung in die deutschen Zwischenlager Ahaus und Gorleben verbracht werden. Zu Frage 6: Die bei der Wiederaufbereitung anfallenden radioaktiven Abfälle sind in die Bundesrepublik Deutschland vertragsgemäß zurückzuführen. Die Bundesregierung hat sich in einem völkerrechtlich verbindlichen Notenwechsel verpflichtet, der Rückführung der Abfälle keine Hindernisse in den Weg zu legen. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Bernd Schmidbauer auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Helmut Lippelt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 13/10938 Frage 7): Spiegelt der Brief des Bundeskanzlers und des Präsidenten der Französischen Republik im Vorfeld des Europäischen Rates in Cardiff insofern eine Wende der deutschen Europapolitik wider, als einerseits die Bundesregierung die bisherige europäische Integration für schon zu weitgehend erachtet, andererseits jetzt von der Bundesregierung die belgisch-französisch-italienische Position für eine - im Hinblick auf die Erweiterung der Europäischen Union - notwendige baldige Reform der europäischen Institutionen unterstützt wird? Nein. Anlage 4 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Gernot Erler (SPD) (Drucksache 13/10938 Fragen 9 und 10). Welches politische Konzept zur Lösung des Kosovo-Problems verfolgt derzeit die Bundesregierung und zwar sowohl gegenüber der Regierung in Belgrad wie gegenüber den Repräsentanten der Kosovo-Albaner in Prischtina? Hält die Bundesregierung einen NATO-Einsatz im Kosovo auch ohne ein Mandat der Vereinten Nationen für politisch sinnvoll, und auf welche Rechtsgrundlage könnte sich ein solcher NATO-Einsatz ohne VN-Mandat berufen? Zu Frage 9: Die Lage im Kosovo hat sich in den letzten Wochen dramatisch zugespitzt. Unter Beteiligung regulärer Einheiten der VJ versuchen die serbischen Sicherheitskräfte eine „Pufferzone" an der Grenze zu Albanien zu schaffen und schrecken dabei nicht vor exzessiver Gewalt gegen die Zivilbevölkerung zurück. Belgrad treibt damit die Kosovo-Albaner zunehmend in die Hände der radikalen Kräfte und fördert das Entstehen einer organisierten Guerillabewegung. Es geht für uns deshalb darum, alles zu unternehmen, eine friedliche Lösung des Kosovo-Konfliktes herbeizuführen und die Stabilität und Sicherheit der Nachbarländer, insbesondere Albaniens und Mazedoniens, zu sichern und zu stärken. Oberstes Ziel bleibt für uns und die übrigen Staaten der Kontaktgruppe eine Verhandlungslösung. Die Kontaktgruppe hat am 12. Juni durch Forderungen gegenüber Belgrad den politischen Rahmen hierfür abgesteckt. Der Europäische Rat hat am 15. Juni in Cardiff diese Forderungen bestätigt: - Ende der Aktionen gegen Zivilisten und Rückzug der Sicherheitskräfte; - Internationale Beobachtung, die die Einhaltung des Verzichts auf Gewalt gewährleisten soll; - Rückkehrmöglichkeiten für die Flüchtlinge und freier Zugang für Hilfsorganisationen; - Zügige Fortschritte im Dialog mit der Führung der Kosovo-Albaner. Die von Präsident Milosevic nach seinem Gespräch mit Präsident Jelzin gemachten Zusagen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nun müssen den Worten aber auch Taten folgen. Wir werden genau beobachten müssen, wie die Zusagen umgesetzt werden. Beide Seiten müssen einem kontinuierlichen Dialog mit internationaler Beteiligung zustimmen, um vertrauensbildende Maßnahmen zu diskutieren und eine politische Lösung für die Probleme des Kosovo zu finden. Hierbei muß es einen klaren Zeitplan für rasche Fortschritte geben. Ein politischer Dialog wird aber auch nicht in Gang kommen, wenn weiterhin von Mitgliedern der albanischen Gemeinschaft Gewaltakte verübt werden. Wir erwarten daher von der kosovo-albanischen Führung, daß sie ihre Ablehnung von Gewalt und terroristischen Aktionen unmißverständlich deutlich macht. Es muß eine Statusregelung gefunden werden, die sowohl die territoriale Integrität der Bundesrepublik Jugoslawien respektiert als auch die berechtigten Anliegen der Kosovo-Albaner statusrechtlich absichert. Die Menschen- und Bürgerrechte aller Einwohner des Kosovos müssen gewahrt werden. Zu Frage 10: Die Bundesregierung unterstützt die britischen Bemühungen zur Erreichung eines Mandates des VN- Sicherheitsrates. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Horst Günther auf die Frage des Abgeordneten Hans Büttner (Ingolstadt) (SPD) (Drucksache 13/10938 Frage 11): Hat die Bundesregierung inzwischen von ihrer Ermächtigung gemäß § 9 Abs. 6 des Siebten Buches Sozialgesetzbuch Gebrauch gemacht und eine Verordnung über „Voraussetzungen, Art und Umfang von Leistungen zur Verhütung des Entstehens, der Verschlimmerung oder des Wiederauflebens von Berufskrankheiten" erlassen und dabei auch Leistungen für Arbeitnehmer entsprechend § 31 Abs. 1 Nr. 2 des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch (Rentenversicherung) geregelt, und wenn nein, warum nicht? Die neu erlassene Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) vom 31. Oktober 1997 enthält in § 3 die Regelungen über „Leistungen zur Verhütung des Entstehens, der Verschlimmerung oder des Wiederauflebens von Berufskrankheiten" . § 9 Abs. 6 Nr. 1 SGB VII als Ermächtigungsnorm für diese Vorschrift ist die inhaltlich identische Nachfolgevorschrift des § 551 Abs. 4 Nr. 4 Reichsversicherungsordnung. Dementsprechend enthielten auch die Vorgänger-Verordnungen der geltenden Berufskrankheiten-Verordnung stets diese sog. § 3-Leistungen. Die Vorschrift hat grundsätzlich eine präventive Zielrichtung, nämlich die Vermeidung von Gesundheitsschäden vor Eintritt des Versicherungsfalls „Berufskrankheit". Sie ist nicht anwendbar, wenn eine Erkrankung droht, die nicht in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen ist. Die Unfallversicherungsträger sind durch § 3 BKV verpflichtet, „mit allen geeigneten Mitteln" der Gefahr des Entstehens, des Wiederauflebens oder der Verschlimmerung einer Berufskrankheit entgegenzuwirken. Ihnen steht hierbei nach Rechtsprechung und langjähriger Praxis ein weiter Gestaltungsspielraum zu. Zu den Leistungen in diesem Zusammenhang zählen selbstverständlich auch alle medizinischen Maßnahmen nach den §§ 26 ff. SGB VII - nämlich vorbeugende ambulante und stationäre Heilbehandlung einschließlich z. B. heilklimatischer Kuraufenthalte. Die von Ihnen angesprochenen „stationären medizinischen Leistungen nach § 31 des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch zur Sicherung der Erwerbsfähigkeit für Versicherte, die eine besonders gesundheitsgefährdende, ihre Erwerbsfähigkeit ungünstig beeinflussende Beschäftigung ausüben", sind nach altem wie nach neuem Recht von der Berufskrankheiten-Verordnung erfaßt. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Horst Günther auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) (Drucksache 13/10938 Fragen 12 und 13): Ist der Bundesregierung bekannt, welche kostenmäßigen Auswirkungen die Unfallverhütungsvorschrift 123 der Berufsgenossenschaften (VBG 123) hinsichtlich der Inanspruchnahme eines Betriebsarztes auf kleine und mittlere Unternehmen hat, und welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um eine Entlastung für diese Unternehmen zu erreichen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß Kleinunternehmer und Freiberufliche nach VBG 122 an Kursen für Arbeitssicherheit teilnehmen müssen und dadurch mit einem zusätzlichen Kostenaufwand belastet werden? Zu Frage 12: Die Kosten aus der Inanspruchnahme eines Betriebsarztes aufgrund der Unfallverhütungsvorschrift „Betriebsärzte" (VBG 123) hängen davon ab, welches Betreuungsmodell gewählt wird und welches Preis-Leistungsverhältnis sich aus den jeweiligen vertraglichen Vereinbarungen ergibt. Dies hängt von der Ausgestaltung des jeweiligen Einzelfalles ab. Allgemeine Aussagen zu kostenmäßigen Auswirkungen sind daher nicht möglich. Das vorausschauende Einbringen von Sicherheits- und Gesundheitsschutzaspekten als selbstverständlicher Bestandteil in die betrieblichen Abläufe ist jedenfalls immer billiger und für den Arbeitgeber wirtschaftlicher als eine spätere „Reparatur" bereits entstandener Gesundheitsschäden. Zu Frage 13: Es trifft nicht zu, „daß Kleinunternehmer und Freiberufler nach der Unfallverhütungsvorschrift ,Fachkräfte für Arbeitssicherheit' (VBG 122) an Kursen für Arbeitssicherheit teilnehmen müssen". Einige Unfallversicherungsträger bieten als Alternative zur Regelbetreuung das sogenannte „Unternehmermodell" an. Bei diesem Modell hat der Unternehmer die Möglichkeit, in Seminarveranstaltungen einschlägige Arbeitsschutzkenntnisse selbst zu erwerben. Macht er hiervon Gebrauch, kann die im Rahmen der Regelbetreuung vorgesehene Einsatzzeit auf die Hälfte reduziert werden, bzw. muß eine sicherheitstechnische Beratung nur noch im Bedarfsfall in Anspruch genommen werden. Selbstverständlich kann der Unternehmer auch auf andere Betreuungsformen zurückgreifen. Er kann beispielsweise einen eigenen Mitarbeiter zur Fachkraft ausbilden lassen, einen externen sicherheitstechnischen Dienst beauftragen oder sich einem berufsgenossenschaftlichen Dienst anschließen. Denkbar ist auch die Bildung sogenannter ,,pools" von kleineren Betrieben, die über gemeinsame Betreuungsverträge häufig günstigere Konditionen für eine Betreuung erhalten. Welche Alternative der Unternehmer unter Berücksichtigung der betrieblichen Gegebenheiten auswählt, liegt allein in seiner Entscheidung. Die kostensenkenden Möglichkeiten sind sicherlich häufig noch nicht ausgeschöpft. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Manfred Carstens auf die Frage des Abgeordneten Hans Büttner (Ingolstadt) (SPD) (Drucksache 13/10938 Frage 14): Wie viele Beförderungen wurden im Bereich der obersten Bundesbehörden - aufgeschlüsselt nach den einzelnen Ressorts - im Zeitraum zwischen 1. Januar 1998 und 31. Mai 1998 vorgenommen, und wie hoch waren die Vergleichszahlen - aufgeschlüsselt nach den einzelnen Ressorts - im Vergleichszeitraum des Jahres 1997? Die von Ihnen erbetenen Zahlen werden in den üblichen Statistiken nicht erfaßt. Das Bundesministerium der Finanzen führt jedoch auf Bitten des Haushaltsausschusses eine Erhebung über die Beförderungen/Höhergruppierungen bei den obersten Bundesbehörden (alle Besoldungs- und Vergütungsgruppen) in 1998 durch. Der Bericht wird im Laufe des Monats Juni 1998 dem Haushaltsausschuß zugeleitet. Ich bitte um Verständnis, daß ich wegen des damit verbundenen erheblichen Aufwandes von einer gesonderten Umfrage abgesehen habe. Ich werde Ihnen jedoch unverzüglich einen Abdruck des für den Haushaltsausschuß erarbeiteten Berichts zuleiten. Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki auf die Fragen der Abgeordneten Gisela Schröter (SPD) (Drucksache 13/10938 Fragen 19 und 20): Wird die Bundesregierung im Nachgang zum Schreiben der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesministerium der Finanzen, Irmgard Karwatzki, vom 4. Mai 1998 an die zuständigen Minister der neuen Länder Initiativen ergreifen, um eine einheitliche Verwaltungspraxis bei der Bearbeitung der Anträge nach dem Vertriebenenzuwendungsgesetz hinsichtlich der Ausschlußgründe „Erhalt von Bodenreformland" sowie „Unterbrechung des Wohnsitzes in der DDR" sicherzustellen, und wenn ja, welche? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß die notwendige einheitliche Verwaltungspraxis einer gesetzlichen Präzisierung der Auslegungsspielräume hinsichtlich der genannten Ausschlußgründe bedarf, und wie begründet sie ihre Auffassung? Zu Frage 19: Auf Initiative des Bundesministeriums der Finanzen haben sich die Vertreter der neuen Bundesländer, denen die Durchführung des Vertriebenenzuwendungsgesetzes obliegt, bei einer Besprechung in Berlin am 10. Juni 1998 auf der Grundlage meines Schreibens vom 4. Mai 1998 auf eine einheitliche Verwaltungspraxis geeinigt. Diese Verwaltungspraxis wird derzeit präzisiert. Die Bundesregierung betrachtet damit die Angelegenheit für erledigt. Zu Frage 20: Die Bundesregierung teilt diese Auffassung nicht. Eine einheitliche Verwaltungspraxis ist gewährleistet. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki auf die Fragen der Abgeordneten Helga Kühn-Mengel (SPD) (Drucksache 13/10938 Fragen 21 und 22): Ist die Bundesregierung bereit, sich im Rahmen einer nach § 82 des NATO-Truppenstatuts vorgesehenen Überprüfung desStatus der Beschäftigten dafür einzusetzen, daß Arbeitsverträge für Zivilbeschäftigte bei militärischen Einrichtungen auf fremdem Boden (z. B. Vogelsang) grundsätzlich nur unter dem Recht des jeweiligen Aufnahmestaates abgeschlossen werden können? Trifft es zu, daß beispielsweise beim Truppenübungsplatz Vogelsang durch sog. Belgische Verträge Beschäftigte zu Lasten des deutschen Fiskus Vergünstigungen im Bereich der Mehrwert- und Mineralölsteuer sowie durch bis zu 30 % günstigere Einkaufsmöglichkeiten erhalten und möglicherweise so zu Lasten des deutschen Fiskus ein Anreiz geschaffen wird, das deutsche Tarifrecht zu verlassen und Arbeitsverträge nach belgischem Recht mit deutlich schlechterem sozialen Schutzniveau zu akzeptieren, und sieht die Bundesregierung insoweit Handlungsbedarf? Zu Frage 21: Für die bei den Streitkräften der Entsendestaaten beschäftigten örtlichen Arbeitskräfte gilt nach Artikel IX Absatz 4 NATO-Truppenstatut ausdrücklich, daß sich die Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, insbesondere die Löhne und Gehälter, die Zuschläge und die Arbeitsschutzbedingungen nach dem Recht des Aufenthaltsstaates bestimmen. Nur bei Vorliegen bestimmter, enger Voraussetzungen können die Streitkräfte der Entsendestaaten als sogenanntes ziviles Gefolge auch Zivilpersonen im Sinne von Artikel I Absatz 1 b des NATO-Truppenstatuts beschäftigen, die einen besonderen Status genießen und für die in der Regel das Recht des jeweiligen Entsendestaates gilt. Die Regierungen der Unterzeichnerstaaten des NATO-Truppenstatuts streben keine Revision des NATO-Truppenstatuts an. Zu Frage 22: Davon ausgehend, daß eine Revision des NATO- Truppenstatuts nicht anzustreben ist, sind Lieferungen und sonstige Leistungen nur an in der Bundesrepublik Deutschland stationierte ausländische Truppen oder deren ziviles Gefolge unter bestimmten Voraussetzungen abgabenbegünstigt. Alle übrigen Personen sind nicht berechtigt, Lieferungen und sonstige Leistungen abgabenbegünstigt zu empfangen. Danach besteht für diesen Personenkreis kein Anreiz Arbeitsverträge nach belgischem Recht zu schließen. Darüber hinaus wirkt die Bundesregierung darauf hin, daß die Vergünstigungen nach dem Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut (ZA-NTS) nur von den dazu berechtigten Personen in Anspruch genommen werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Steffen Tippach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Werter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die Vielzahl der anläßlich der heutigen Debatte aufgesetzten Abstimmungsvorlagen zeigt einerseits, wie intensiv die Befassung mit dem Thema Menschenrechte seitens aller Parteien dieses Parlaments ist. Andererseits wird aber auch deutlich, wie selten letztendlich dann auch darüber diskutiert wird.
    Ein zentraler Bestandteil der heutigen Diskussion ist zweifellos die Drucksache 13/8861 mit dem sperrigen Namen „4. Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik in den Auswärtigen Beziehungen". Der Name ist schon deswegen so sperrig, weil sich die Bundesregierung nach wie vor weigert, Menschenrechtsverletzungen im Inland zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn darüber Bericht zu erstatten.
    Seit der Vorlage des letzten Menschenrechtsberichts hat sich leider nicht allzuviel zum Positiven verändert, weder an der Form des Berichts noch an der weltweiten Intensität von Menschenrechtsverletzungen und schon gar nichts an den Antworten der Bundesregierung darauf. Sicherlich gibt es einige Fortschritte, die im Bericht auch ausgiebig dargestellt werden. Da wäre zum Beispiel die Deklaration zum Schutz der Menschenrechtsverteidiger, die nach 13 Jahren nun endlich vor einer Ratifizierung stehen könnte. Ob die Erklärung allerdings mehr wert ist als das Papier, auf dem sie steht, wird sich auch in der Bundesrepublik bald zeigen, nämlich dann, wenn es um Asyl für verfolgte Menschenrechtsverteidiger geht, zur Not auch in den Botschaften im Ausland. Ein verstärktes Engagement der Bundesregierung beim Schutz von Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten gegen den weltweit verbreiteten Terror auch von nichtstaatlichen Akteuren ist dabei ebenfalls gefordert.
    Positiv sind auch die Fortschritte bei der Ächtung der Todesstrafe, zumindest die Bemühungen darum, zu bewerten. Symptomatisch für die Selektivität des gesamten Berichts ist allerdings, daß die USA als selbsternannter Verteidiger der vielzitierten westlichen Wertegemeinschaft mit keinem Wort erwähnt werden, obwohl sie nach China zu den Hauptanwendern dieser barbarischen Strafe zählen, und das mit steigender Tendenz.
    Auch die Bemühungen um die Einrichtung eines ständigen internationalen Staatsgerichtshofs im Rahmen der Vereinten Nationen sind eine wichtige Unterstützung im weltweiten Kampf zur Stärkung der Menschenrechte. Zu hoffen bleibt, daß sich die Bundesregierung bei der seit Anfang dieser Woche in Rom tagenden Abschlußkonferenz tatsächlich für eine handlungsfähige Institution einsetzen wird, wie vom Außen- und vom Justizminister erneut beteuert.
    Die offenkundigen Mängel und Versäumnisse, die sich an Hand des 4. Menschenrechtsberichts zeigen, sind nach wie vor leider ungleich zahlreicher. Immer wieder wurde hier im Parlament und durch die im
    Forum Menschenrechte vertretenen Nicht-Regierungsorganisationen kritisiert, daß in diesem Bericht erstens die menschenrechtliche Relevanz der Innenpolitik völlig ausgeblendet wird und zweitens die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte ein Schattendasein führen. Daß diese regelmäßige Kritik keinerlei Wirkung auf die Bundesregierung zu haben scheint, relativiert auch die Ernsthaftigkeit der immer wieder geäußerten Lobpreisungen der Arbeit der Nicht-Regierungsorganisationen.
    Wie ernst die Bundesregierung ihr Bekenntnis zur Unteilbarkeit der Menschenrechte nimmt, wird immer dann klar, wenn es um eine Stärkung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte geht, die seit jeher ein stiefmütterliches Dasein fristen. Bislang zieht sich die Bundesregierung in ihrem Einsatz für die überfällige Einrichtung eines Fakultativprotokolls für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte auf die Position zurück, daß zu bezweifeln sei, ob ein Individualbeschwerdeverfahren nach dem vorliegenden Entwurf zur verbesserten Umsetzung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte beitragen werde, und daß diese Rechte im übrigen nicht justitiabel seien. Einmal abgesehen davon, daß letzteres nicht für alle Rechte zutrifft, ist kaum zu erwarten, daß sich mit diesem Maß an Engagement jemals ein Stellenwert erreichen läßt, der diesen Rechten gebührt.
    Nachdem auf der letztjährigen Menschenrechtskonferenz in Genf den Mitgliedstaaten das Fakultativprotokoll im Entwurf zugeleitet wurde, hat sich gerade die Bundesregierung bemüht, die Schaffung justitiabler Grundlagen zu verhindern, indem sie das Protokoll als maximalistisch und nicht umsetzbar denunziert hat. Hier halte ich ein Umdenken für dringend geboten, gerade auch angesichts der Skrupellosigkeit, mit der große Bevölkerungsgruppen weltweit ihrer mickrigsten Lebensgrundlagen beraubt werden. Erinnert sei nur an das perfekte Zusammenspiel der nigerianischen Machthaber mit Shell auf Kosten der Ogoni und an Berichte, nach denen die kolumbianische Armee ebenfalls von Ölkonzernen finanziert werde, womit das Volk der U'wa dem im Falle der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen angekündigten Selbstmord einen Schritt näher sein dürfte. All dies läßt nicht erwarten, daß die Staaten plötzlich dem umfassenden Schutz der Bevölkerung nachkommen, auf den sie sich vor 20 Jahren im Sozialpakt verpflichtet haben.
    Ähnliches gilt für die Rechte der Frauen. Wenn die Bundesregierung die Ergebnisse von Peking und Wien ernst nehmen würde, müßte sie als erstes ihre Asylpraxis ändern. Abschiebungen traumatisierter Vergewaltigungsopfer nach Bosnien dürften ja wohl kaum nachdrückliche Gegenmaßnahmen gegen Menschenrechtsverletzungen an Frauen sein, wie sie das Abschlußprotokoll von Wien forderte.

    (Dr. R. Werner Schuster [SPD]: Da hat er recht!)

    Dies gilt auch für die zynischen Ablehnungsbegründungen bei Asylanträgen afghanischer Frauen, in denen auf die Nichtsingularität ihres Schicksals verwiesen wird, ganz zu schweigen von der men-

    Steffen Tippach
    schenverachtenden Regelung, mißhandelten ausländischen Ehefrauen kein eigenständiges Aufenthaltsrecht zu gewähren, es sei denn, ihnen ist durch die erduldete Gewalt beispielsweise ein Körperglied abhanden gekommen, was dann unter Umständen als Härtefall gelten kann.
    Generell ist gerade die deutsche Asylpolitik Kritikpunkt zahlreicher internationaler Organisationen, gerade auch der Vereinten Nationen. Erst vor wenigen Wochen äußerte sich das Antifolterkomitee der Vereinten Nationen besorgt über die Zahl der Mißhandlungen in deutschem Polizeigewahrsam. Zudem kritisierte das Komitee die Behandlung von Ausländern in Abschiebehaft. Auch ist die Bundesregierung nach wie vor nicht bereit, die UN-Kinderrechtskonvention vollständig umzusetzen.
    Ebenso trägt die Bundesregierung durch etliche Vorbehaltserklärungen zu diversen Menschenrechtsabkommen nicht dazu bei, daß ihre Menschenrechtspolitik als durchgängig glaubwürdig empfunden wird. Von Glaubwürdigkeit in der Durchsetzung der vielgepriesenen Querschnittsaufgabe Menschenrechte ist ebenfalls nichts zu spüren, wenn man die grundsätzliche Politik der Bundesregierung gegenüber Folterstaaten wie Indonesien und der Türkei betrachtet. Dabei wird deutlich, daß sich hinter der Menschenrechtsrhetorik eine gegensätzliche, an handfesten strategischen und wirtschaftlichen Interessen orientierte Politik verbirgt, so etwa, wenn Bundeskanzler Kohl dem indonesischen Diktator noch nach seinem Rücktritt ein Telegramm sendet, in dem er dem „lieben Freund" Suharto für den „wichtigen Beitrag zur Stabilität" des Landes dankt, eine Stabilität, die auf Hunderttausenden von Toten errichtet wurde. Sowohl Indonesien als auch die Türkei sind zudem Beispiele dafür, daß aus Sicht der Bundesregierung Rüstungsexporte in Menschenrechte verletzende Länder kein Problem darstellen.
    Fazit der an Hand des Berichts dokumentierten deutschen Menschenrechtspolitik ist, daß die Übereinstimmung von Wort und Tat nach wie vor bei weitem nicht gegeben ist. Der heute ebenfalls vorliegende Antrag der PDS-Gruppe zur Einrichtung eines Amtes eines Menschenrechtsbeauftragten des Bundestages könnte diese Diskrepanz durchaus überbrücken helfen. Ich werbe um Ihre Zustimmung zu diesem Antrag.
    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der PDS)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun gebe ich für die Bundesregierung das Wort dem Staatsminister Helmut Schäfer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der 17. Juni bleibt ein unvergeßliches Datum der deutschen Geschichte. Ich finde es gut, daß wir an diesem Tag, den wir in diesem Hause jahrelang feierlich als Gedenktag begangen haben, nicht nur an den gewaltfreien Aufstand deutscher Bürger gegen Unterdrückung und Gewalt, sondern auch an die Einhaltung der Menschenrechte weltweit erinnern. Gerade auf Grund der schrecklichen Erfahrungen der jüngsten deutschen Geschichte sind wir uns doch wohl alle in diesem Parlament darin einig - bei allen Gegensätzen -, daß das Thema Menschenrechte für uns einen ganz besonders hohen Stellenwert hat, und zwar sowohl für unseren Staat selbst als auch für unsere Außenpolitik. „Die Würde des Menschen ist unantastbar" - das ist das erste Gebot unserer Verfassung und unserer Politik.
    Als ich vor einigen Monaten im Ermeler-Haus in Berlin mit dem Sonderberichterstatter für die Vereinten Nationen, Amor, sprach, ging es dabei um Deutschland. Es spielte unser Verhältnis zu den Minderheiten in unserem Land eine Rolle, auch unsere politische Einstellung zu religiösen Gruppierungen, die im Vergleich zu den etablierten Kirchen in diesem Land nicht immer die gleiche Behandlung zu erfahren meinen. Ich habe versucht, Herrn Amor meine Meinung zu den Problemen, die es bei uns gibt, sehr offen zu sagen, ich habe deutlich gemacht, daß hier sicherlich auch manches Defizit bestehen mag und daß vielleicht manche Aufgeregtheit, die es in letzter Zeit gegeben hat, überflüssig war. Immerhin - das sollten Sie vielleicht auch einmal als positives Ergebnis zur Kenntnis nehmen - hat der Bericht, den der Sonderberichterstatter nach einer sehr ausgedehnten Reise durch Deutschland und nach Gesprächen, die er mit allen Seiten und allen Fraktionen geführt hatte, verfaßt hat, ein sehr positives Bild gezeichnet. Das heißt, er hat sehr deutlich gemacht, daß Behauptungen, die ja größtenteils aus Deutschland selbst kommen und die dann in der Welt den Eindruck erwecken, daß die Situation bei uns viel schlechter sei, als sie tatsächlich ist, nach seiner Beurteilung der Lage so nicht stimmen.
    Es ist andererseits natürlich richtig, daß wir, bevor wir in vielen Ländern der Welt auf die Einhaltung der Menschenrechte drängen können, die Lage bei uns in Ordnung bringen müssen. In diesem Zusammenhang ist mir, Kollege Bindig, beim Wort vom „Weltverbesserer" immer noch nicht so ganz wohl. Ich mag das nicht so sehr. Weil es ja bei dem Wort „Weltverbesserer" so etwas gibt wie die moralische Apriori-Vorstellung, man habe etwas zu verbessern, das heißt, man sei besser. Daran habe ich mich immer ein bißchen gestoßen: Wenn die Moral zu groß wird, wenn dieses „Ich weiß, was ihr machen müßt" zu stark in den Vordergrund tritt, dann kommen allerdings auch manche Vorbehalte gegenüber den Deutschen auf. Das sollten wir bitte nicht vergessen - bei allem anderen, das Sie natürlich inhaltlich auch mit diesem Wort verbinden.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Wir brauchen doch eine gemeinsame Wertebasis!)

    - Ja, nur bei aller Liebe zu dem, was Sie wollen - sollten wir das Wort „Weltverbesserer" nicht unbedingt als den entscheidenden Begriff in den Mittelpunkt stellen.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Wir sollten das endlich einmal positiv wenden!)


    Staatsminister Helmut Schäfer
    Nun glaube ich, daß wir sicher, bevor wir in vielen Ländern der Welt auf die Einhaltung der Menschenrechte drängen können, zu Hause dafür zu sorgen haben, daß Rassismus und Fremdenfeindlichkeit keine Chance haben. Ich glaube aber, daß sich das nicht darin erschöpfen darf, sich auf die Bekämpfung mehr oder weniger starker rechtsradikaler Gruppierungen zu konzentrieren. Vielmehr haben wir etwas stärker die Wurzeln dieses Übels anzugehen. Ich glaube, daß die Ignoranz und die Verrohung von Jugendlichen in Deutschland, die oft zu solchen fremdenfeindlichen Ausschreitungen geführt haben, mehr mit mangelnder Erziehung und fehlenden Vorbildern als möglicherweise mit der Kenntnis von „Mein Kampf" zu tun haben. Es ist sicherlich nicht ganz in Ordnung, wenn das immer in eine völlig andere Verbindung gestellt wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es hat auch etwas zu tun mit der erschreckend wachsenden Zahl von Analphabeten in diesem Land. Ich habe neulich bei der „Stiftung Lesen" in Mainz zur Kenntnis nehmen müssen, daß der Anteil der sekundären Analphabeten unter unseren Jugendlichen etwa 15 Prozent beträgt, mit wachsender Tendenz. Die Vermittelbarkeit in Lehrstellen wird nicht deshalb immer schwieriger, weil die Industrie keine Stellen hat, sondern weil einige auf Grund dieser Tatsache nicht mehr vermittelbar sind. Ich glaube, hier, bei der zunehmenden Ignoranz, müssen wir ansetzen und nicht immer nur bei der Frage rechtsradikaler Gefahren.
    Schließlich gehört dazu auch - ich weiß, daß das wieder entsprechend aufgenommen wird -: die wachsende Veroberflächlichung unserer Jugend durch immer anspruchsloser werdende Medienangebote. Die Verharmlosung von Gewalt in unseren Medien führt zu der dumpfen Vorstellung - hier ist vom Schutz der Frauen gesprochen worden -, daß Gewalt etwas mit männlicher Kraftmeierei zu tun habe. Dies zeigt sich bis hin zur Mode. Ich halte diese Gefahr für mindestens so groß wie die Befürchtung, daß extremistische Parteien wieder Zulauf bei der Jugend finden.
    Zwischen der Beachtung der Menschenrechte in einer Gesellschaft und der Sicherheit der Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, besteht ein enger Zusammenhang. Arbeit für die Menschenrechte leistet daher einen wichtigen Beitrag zu internationalem Frieden und Sicherheit.
    Das hat die Hochkommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Frau Robinson, hier in Bonn am 26. Mai 1998 auf einem großen internationalen Symposium zu Menschenrechtsfeldmissionen gesagt, zu dem die Bundesregierung eingeladen hatte. Frau Robinson ist sich bewußt, daß ihr Amt auch deshalb zustande gekommen ist, weil sich die Bundesregierung für die Schaffung dieses Amtes eingesetzt hat. Insofern ist sie sehr gerne nach Deutschland gekommen; denn sie weiß, wie stark wir bei aller Kritik auf diesem Felde aktiv sind.
    Das Treffen war ein Erfolg, weil es ein wichtiger Gedankenaustausch war zu neuen Wegen, wie wir
    diese Missionen verbessern und stärken können. Frau Robinson hat natürlich recht, wenn sie sagt: Menschenrechtspolitik ist Friedenspolitik. Wo Krieg ist, werden die Menschenrechte immer mit Füßen getreten.
    Wir behandeln in dieser Woche erneut die Fortsetzung der Beteiligung der Bundeswehr an der SFOR-
    Friedensmission im ehemaligen Jugoslawien. Ich glaube, daß Bundeswehr und SFOR geholfen haben, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die Menschen in Sarajevo, in Mostar, in Brcko wieder zu ihrem Recht auf eine friedvolle Zukunft ihrer angestammten Heimat kommen. Wir danken dafür unseren Soldaten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Es wäre hilfreich, wenn Ihre Fraktion, Frau Kollegin Dietert-Scheuer - Sie haben ja vorhin sehr heftige Kritik an unserer Politik geübt -, mit einer Sprache sprechen würde, wenn es um die Leistung unserer Soldaten geht. Ich habe die Schreie des Herrn Trittin in Berlin am vergangenen Mittwoch noch in übler Erinnerung.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Es fällt mir sehr schwer, zu verstehen, daß auf der einen Seite Herr Trittin vor einer Masse von Menschen, die mit Mao-Fahnen aufgetreten sind - eine etwas überholte politische Vorstellung -, gegen die Bundeswehr auftritt und auf der anderen Seite Herr Fischer den Einsatz im Kosovo fordert. Das ist schon etwas widersprüchlich.

    (Gerd Poppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist nicht Mitglied unserer Fraktion!)

    - Herr Kollege Poppe, ich habe nie begriffen, daß sich das Bündnis 90 überhaupt als Teil dieser Fraktion verstanden hat.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat völlig zu Recht gefordert, das kommende Jahrhundert zum „Zeitalter der Vorbeugung" zu machen. Er meint damit natürlich die Konfliktprävention. Daß der Schutz der Menschenrechte eine ganz wesentliche Prävention von Konflikten ist, wissen wir. Dabei ist uns aber bewußt, daß die Förderung und der Schutz der Menschenrechte keineswegs nur die Aufgabe von Bundesregierungen sein kann, sondern daß das Parlament eine ganz entscheidende Rolle spielt. Das haben Sie getan. Ich danke Ihnen gerade an diesem Tag ausdrücklich für das, was Sie geleistet haben, gleichgültig aus welcher Fraktion Sie stammen. Sie haben gemeinsam - wir haben es zum Teil auch gemeinsam erlebt - im Ausland wesentlich dazu beigetragen, die Arbeit der Bundesregierung zu unterstützen.
    Hier darf aber nicht nur das Parlament gelobt werden. Auch die Nicht-Regierungsorganisationen haben in dem Zusammenhang einen ganz großen Beitrag geleistet. Aber im Gegensatz zu Ihnen, Herr

    Staatsminister Helmut Schäfer
    Kollege Bindig - ich habe das in der Anhörung gesagt -, habe ich Bedenken, wenn Sie eine weitere bürokratische Institution mit hohen Bundeszuschüssen schaffen wollen. Da machen sich ausgerechnet die unabhängigen Nicht-Regierungsorganisationen vom Haushalt des Bundes abhängig. Ich weiß nicht, ob das ihrer Arbeit auf Dauer nutzt und tatsächlich dazu beitragen wird, neue Zusammenfassungen zu schaffen. Ich habe immer ein bißchen Angst bei der Schaffung solcher Institutionen, in denen man unter einem gemeinsamen Dach versucht, zum Teil sehr unterschiedliche Politiken zu betreiben, die man dann vom Staat finanzieren läßt. Möglicherweise unterscheiden wir uns in verschiedenen Punkten nicht, Herr Bindig, in diesem Punkt aber schon.
    Lassen Sie mich noch einmal sagen, daß der 4. Menschenrechtsbericht, der hier zum Teil kritisiert worden ist, auch erhebliche Erfolge und Fortschritte nachweisen kann. Die vertraglichen und politischen Verpflichtungen zur Durchsetzung und Sicherung der Menschenrechte sind erheblich verbessert worden. Ich darf als jüngstes Beispiel die Deklaration zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern erwähnen, die gerade auf der 54. Versammlung der Menschenrechtskommission in Genf angenommen worden ist. Das heißt, damit gibt es eine wichtige Berufungsgrundlage und auch größere Sicherheit für alle, die sich oft auch unter Lebensgefahr für die Durchsetzung der Menschenrechte einsetzen.
    Meine Damen und Herren, Menschenrechtsnormen allein genügen nicht. Menschenrechtsverletzungen müssen verfolgt und bestraft werden. Sie haben das zum Ausdruck gebracht. Ich hoffe mit Ihnen, daß auf der Staatenkonferenz in Rom, die vorgestern eröffnet wurde, Fortschritte bei der Errichtung eines ständigen internationalen Strafgerichtshofs erzielt werden. Wir setzen uns dort mit großem Nachdruck für die baldige Errichtung eines effektiven, funktionsfähigen und unabhängigen internationalen Strafgerichtshofs ein, der über die vier Kernverbrechen, nämlich Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen des Angriffskrieges, zu Gericht sitzen soll, wenn nationale Gerichte diese Verbrechen - aus welchen Gründen auch immer - nicht verfolgen. Der Aufbau einer ständigen internationalen Strafgerichtsbarkeit soll zu mehr Gerechtigkeit und dadurch auch zur Sicherung des Friedens in unserer Welt beitragen.
    Die Politik der Bundesregierung und ihrer Partner in der Europäischen Union zielt über ein Moratorium auf die weltweite Abschaffung der Todesstrafe. Ich teile das, was dazu gesagt worden ist. Auch hier kann - wie in anderen Fällen - nicht Doppelmoral unsere Politik bestimmen. Wir müssen überall für die Abschaffung der Todesstrafe eintreten.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Wir haben uns auch als Europäische Union in verschiedenen Staaten immer wieder eingesetzt, wenn es darum ging, Menschen vor der Todesstrafe zu retten. Das ist die Politik der Europäischen Union. Sie wird in enger Zusammenarbeit mit den Nicht-Regierungsorganisationen fortgesetzt.
    Es geht uns auch um eine weltweite Ächtung der Folter. Die Zahl der Folterungen ist noch immer sehr hoch. Oft werden gerade die, die für die Menschenrechte eintreten, erniedrigt, gequält und gefoltert. Zum Kampf gegen die Folter gehört auch die Fürsorge für die Opfer, denen unser Mitempfinden und unsere Hilfe gelten. Mit dem für die Betreuung von Folteropfern geschaffenen Fonds der Vereinten Nationen konnten im vergangenen Jahr rund 59 000 Menschen unterstützt werden. Seit vielen Jahren leistet die Bundesregierung Beiträge zu diesem Folteropferfonds und unterstützt die Arbeit von deutschen Behandlungszentren für Folteropfer.
    Am 26. Juni, dem Gedenktag der Vereinten Nationen für Folteropfer, wird erstmals weltweit der vielen Männer und Frauen gedacht, die Opfer von Folter geworden sind. Ich bin beeindruckt von dem außerordentlichen Engagement, mit dem die Mitarbeiter in allen deutschen Behandlungszentren ihre schwierige und oft sehr belastende Arbeit verrichten. Wir sollten ihnen unsere besondere Anerkennung aussprechen.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Schließlich komme ich zu dem Thema, das meine Vorrednerinnen und Vorredner angesprochen haben, dem Schutz der Menschenrechte von Frauen, das heißt dem Schutz von Frauen vor Gewalt, Benachteiligung und Diskriminierung. Das ist Gott sei Dank ein wachsendes Anliegen der Völkergemeinschaft. Es darf nicht sein - ich gebe Ihnen da völlig recht -, daß traditionelle, soziale, religiöse oder kulturelle Besonderheiten immer wieder für die Rechtfertigung der Diskriminierung von Frauen herhalten müssen. Weltweit sind Frauen auf Grund solcher Behauptungen und Gepflogenheiten immer noch schlimmsten Diskriminierungen ausgesetzt.
    Als ein besonders scheußliches Beispiel weise ich noch einmal auf die fast völlige Entrechtung der Frauen in den von Taliban-Milizen kontrollierten Gebieten in Afghanistan hin. Das ist unerträglich und von uns nicht hinzunehmen.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Daß die Bundesregierung dem Schutz von Kindern besondere Aufmerksamkeit widmet, wissen Sie vor allen Dingen dadurch, daß wir bei dem Stockholmer Aktionsprogramm zum Schutz vor sexueller Ausbeutung von Kindern eine ganz wesentliche Rolle gespielt haben. Wir haben auch die Initiative ergriffen, damit im April dieses Jahres, also erst vor kurzem, in Straßburg die erste internationale Nachfolgeveranstaltung zu diesem sehr wesentlichen Thema durchgeführt werden konnte.
    Wir unterstützen den Sonderbeauftragten des Generalsekretärs für Kinder in bewaffneten Konflikten, Otunnu, finanziell und politisch. Im Frühjahr konnten in Genf die Verhandlungen über ein den Schutz von Kindern vor Krieg ausweitendes Zusatzprotokoll zur Kinderkonvention fast abgeschlossen werden.
    Die Bundesregierung beteiligt sich aktiv an den Beratungen der Internationalen Arbeitsorganisation über eine Konvention zur Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit und setzt ihre finan-

    Staatsminister Helmut Schäfer
    zielle Förderung des Programms der Internationalen Arbeitsorganisation zur Bekämpfung der Kinderarbeit fort.
    Der 50. Jahrestag der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in diesem Jahr gibt uns nicht nur Anlaß, dieses Jubiläum feierlich zu begehen, sondern gleichzeitig auch darüber nachzudenken und mit besten Kräften dazu beizutragen, wie der Menschenrechtsschutz künftig weiter gestärkt werden kann. Dies war auch Ziel des internationalen Kolloquiums auf dem Petersberg vor wenigen Wochen unter Leitung des Bundesaußenministers.
    Die Menschenrechtsfeldmissionen haben eine wichtige Aufgabe übernommen: in den verschiedenen Ländern zu helfen, Ursachen und Folgen der Krisen zu bekämpfen, und auch gemeinsam mit nationalen Menschenrechtsinstitutionen Hilfe für den Aufbau und die Stärkung des Rechtsstaats zu leisten. Erste Erfolge konnten in Ruanda und Burundi - wir haben den Parlamentspräsidenten hier gehabt -, im ehemaligen Jugoslawien, in Georgien, Kambodscha und Kolumbien erzielt werden.
    Die Menschenrechtshochkommissarin benötigt aber dringend weitere finanzielle Mittel - das ist nicht das einzige; es wurden hier heute andere Felder angesprochen -, da rund 1 Prozent des regulären UN-Haushalts für Menschenrechte nicht ausreichend sind. Denken wir daran: Präventive Menschenrechtspolitik ist immer besser als die spätere Beilegung bewaffneter Konflikte. Sie ist natürlich auch - wenn man das in dem Zusammenhang sagen darf - kostengünstiger. Das sollte man immer bedenken.
    Zum Schluß: Der Schutz der Menschenrechte bleibt auch in Zukunft ein ganz wesentlicher Teil unserer Politik. Dies wird nicht nur mit Verurteilungen und öffentlicher Brandmarkung, mit Resolutionen und Attacken gehen können. Dies wird natürlich auch den Dialog, die Verständigung mit den Kräften in Ländern brauchen, die die Menschenrechte scheinbar total verletzten. Sie wissen, daß auch ein Dialog mit China und dem Iran sinnvoll ist. Es ist wichtig, daß wir uns dann, wenn es einen Neuanfang wie zur Zeit in Nigeria gibt, dafür einsetzen, daß sich die Verhältnisse nachhaltig bessern.
    Ich habe während meiner außenpolitischen Tätigkeit als Beauftragter für humanitäre Hilfe und Menschenrechte in bescheidenem Umfang an dieser Politik Anteil genommen. Es ist klar, daß das nicht furchtbar viel sein konnte. Dies war auch nur ein Teil meiner Tätigkeit. Aber es war vielleicht ein ganz besonders herausragender Teil.
    Ich darf Ihnen allen herzlich für Ihre große Unterstützung, gelegentlich aber auch für die Geduld, die Sie da oder dort mit mir hatten, danken. Ich werde in meiner neuen Heimatstadt Berlin von der Tribüne des Reichstages aus ihre weiteren Bemühungen um die Menschenrechte mit großem Interesse verfolgen.
    Danke schön.

    (Beifall im ganzen Hause)