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    Plenarprotokoll 13/202 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 202. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. November 1997 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde (Drucksache 13/8948 vom 7. November 1997) 18219A Umstellung auf schwefelarmes Kerosin MdlAnfr 4 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Walter Hirche BMU . . 18219 B ZusFr Horst Kubatschka SPD 18219 D Diskussion über die Revision der Enteignungen in der SBZ von 1945 bis 1949 in den neuen Bundesländern, insbesondere im ländlichen Raum MdlAnfr 6 Rolf Schwanitz SPD Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . . 18220 B ZusFr Rolf Schwanitz SPD 18220 C Ungleichbehandlung der Enteignungen in der SBZ in den Jahren 1945 bis 1949 im Gesamtsystem der Ausgleichsregelungen für Kriegsfolgen und jüngste Gesetzesänderungen MdlAnfr 30, 31 Hans-Joachim Hacker SPD Antw PStSekr'in Irmgard Karwatzki BMF 18221 A, C ZusFr Hans-Joachim Hacker SPD . . . 18221 B, C ZusFr Rolf Schwanitz SPD 18221 D Umsetzung des Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetzes einschließlich der Flächenerwerbsverordnung MdlAnfr 32, 33 Dr. Gerald Thalheim SPD Antw PStSekr'in Irmgard Karwatzki BMF 18222A, C ZusFr Dr. Gerald Thalheim SPD . . . . 18222B, D ZusFr Hans-Joachim Hacker SPD . . . . 18223 A Absage der letzten beiden Sitzungen des Beirats für Ausbildungsförderung; Vorlage des Berichts nach § 35 BAföG MdlAnfr 9, 10 Doris Odendahl SPD Antw PStSekr Bernd Neumann BMBF . . 18223B, 18224 D ZusFr Doris Odendahl SPD 18223C, 18225 A ZusFr Stephan Hilsberg SPD 18224 B ZusFr Horst Kubatschka SPD 18224 C Ergebnisse der 15. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks; wirtschaftliche und soziale Situation der Studierenden MdlAnfr 11, 12 Tilo Braune SPD Antw PStSekr Bernd Neumann BMBF . . 18225B, 18226 A ZusFr Tilo Braune SPD . . . . 18225B, 18226A ZusFr Horst Kubatschka SPD 18225 C ZusFr Doris Odendahl SPD 18225 D ZusFr Stephan Hilsberg SPD 18226 C ZusFr Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18226 D ZusFr Horst Kubatschka SPD 18227 C ZusFr Jörg Tauss SPD 18227 D ZusFr Heinz Schmitt (Berg) SPD . . . 18228 A Unterstützungsmaßnahmen für Rußland bei der Implementierung des Chemiewaffenübereinkommens; Einbindung ausstehender Staaten MdlAnfr 17, 18 Gernot Erler SPD Antw StMin Helmut Schäfer AA 18228B, 18229 B ZusFr Gernot Erler SPD . . . . 18228C, 18229 C Restriktive Praxis bei der Ausstellung von Visa für Bundesbürger zum Besuch Moskaus MdlAnfr 19 Heinz Schmitt (Berg) SPD Antw StMin Helmut Schäfer AA . . . . 18230 A ZusFr Heinz Schmitt (Berg) SPD . . . 18230 B ZusFr Gernot Erler SPD 18230 D Asyl- und abschiebungsrelevante Lage im Irak seit Juni 1997; Gespräche mit Kurden aus dem Nordirak in Bonn MdlAnfr 23, 24 Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . . . 18231B, 18232 A ZusFr Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18231 D, 18232B Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu Finanzproblemen bei der staatlichen Rentenversicherung 18232 C Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18232 C Peter Keller CDU/CSU 18233 D Ottmar Schreiner SPD 18234 C Dr. Gisela Babel F.D.P 18236 A Petra Bläss PDS 18237 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 18238 C Gerd Andres SPD 18240 A Volker Kauder CDU/CSU 18241 C Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18242 B Andreas Storm CDU/CSU 18243 B Ulrike Mascher SPD 18244 A Manfred Grund CDU/CSU 18245 A Anke Fuchs (Köln) SPD 18246 B Wolfgang Vogt (Düren) CDU/CSU . . 18247 C Nächste Sitzung 18248 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 18249* A Anlage 2 Ungleichbehandlung von schichtdienstleistenden Soldaten gegenüber schichtdienstleistenden Beamten sowie tagesdienstleistenden Soldaten im Hinblick auf den Dienstzeitausgleich MdlAnfr 1 Dr. Elke Leonhard SPD SchrAntw PStSekr Dr. Klaus Rose BMVg 18249* C Anlage 3 Anzahl der nach ihrem Erwerbsleben Sozialhilfe beziehenden Selbständigen MdlAnfr 2 Manfred Grund CDU/CSU SchrAntw PStSekr'in Dr. Sabine Bergmann-Pohl BMG 18250* A Anlage 4 Berücksichtigung der Natur- und Umweltschutzinteressen der Anwohner beim geplanten Ems-Sperrwerk bei Gandersum; Bereitstellung von Bundesmitteln MdlAnfr 3 Ulrike Mehl SPD SchrAntw PStSekr Johannes Nitsch BMV 18250* B Anlage 5 Einbeziehung des deutschen Mittelstandes in die Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere Exportförderung von Umwelttechnologien MdlAnfr 5 Dr. Elke Leonhard SPD SchrAntw PStSekr Klaus-Jürgen Hedrich BMZ 18250* C Anlage 6 Veröffentlichung der auf europäischer Ebene neugefaßten Normen durch einen Monopolinhaber; Verbot von Kopierrechten MdlAnfr 7, 8 Dr. Barbara Hendricks SPD SchrAntw PStSekr Dr. Heinrich L. Kolb BMWi 18251* B Anlage 7 Koppelung des EU-Beitritts Tschechiens an den uneingeschränkten Erwerb von Immobilien und Land durch EU-Bürger MdlAnfr 14 Dr. Egon Jüttner CDU/CSU SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 18251* D Anlage 8 Verlagerung weiterer Bundeseinrichtungen, insbesondere der Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes von Bonn nach Berlin MdlAnfr 15, 16 Hans Wallow SPD SchrAntw StMin Helmut Schäfer AA . . 18252* A Anlage 9 Vorliegen der Voraussetzungen zur Anerkennung als deutsche Volkszugehörige nach § 6 Abs. 2 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) für die russische Spätaussiedlerin Frau L. H. MdlAnfr 20 Markus Meckel SPD SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 18252* C Anlage 10 Illegale Einreise von Italien nach Deutschland; Wiederaufnahme von Grenzpersonenkontrollen MdlAnfr 25, 26 Jürgen Augustinowitz CDU/CSU SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 18252* D Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. November 1997 18219 202. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 12. November 1997 Beginn: 13.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binding, Rudolf SPD 12. 11.97 Catenhusen, SPD 12.11.97 Wolf-Michael Dreßler, Rudolf SPD 12. 11. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 12. 11. 97 Dr. Guttmacher, F.D.P. 12. 11. 97 Karlheinz Hoffmann (Chemnitz), SPD 12. 11. 97 Jelena Hovermann, SPD 12.11.97 Eike Dr.-Ing. Kansy, CDU/CSU 12. 11. 97 Dietmar Klose, Hans-Ulrich SPD 12. 11. 97 Kriedner, Arnulf CDU/CSU 12. 11. 97 Kurzhals, Christine SPD 12. 11. 97 Lamers, Karl CDU/CSU 12. 11. 97 Lehn, Waltraud SPD 12. 11. 97 LeutheusserSchnarrenberger, F.D.P. 12. 11. 97 Sabine Lotz, Erika SPD 12. 11. 97 Marx, Dorle SPD 12. 11. 97 Reschke, Otto SPD 12. 11. 97 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 12. 11. 87 Scherhag, CDU/CSU 12.11.97 Karl-Heinz Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 12. 11. 97 90/DIE GRÜNEN Schütze (Berlin), CDU/CSU 12. 11. 97 Diethard Schumann, Ilse SPD 12. 11. 97 Seuster, Lisa SPD 12. 11. 97 Singer, Johannes SPD 12. 11. 97 Steindor, Marina BÜNDNIS 12. 11. 87 90/DIE GRÜNEN Vosen, Josef SPD 12. 11. 97 Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Klaus Rose auf die Frage der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard (SPD) (Drucksache 13/8948 Frage 1): Wie erklärt sich die Bundesregierung die Ungleichbehandlung von schichtdienstleistenden Soldaten gegenüber schichtdienstleistenden Beamten sowie die Ungleichbehandlung von schichtdienstleistenden Soldaten gegenüber tagesdienstleistenden Soldaten im Hinblick auf den Wegfall des Dienstausgleichs für Dienst an Feiertagen von Soldaten im Schichtdienst durch Streichung der Gewährung eines Tages „Freistellung vom Dienst" für gesetzliche Wochenfeiertage (BMVg FüH I 5 -Az 19-02-20 vom 29. August 1997; BMVg VR I 3 - Az 19-02-20/ 04 vom 30. November 1995)? Der Gleichheitssatz des Grundgesetzes gebietet, tatbestandlich Gleiches rechtlich gleich zu behandeln. Ungleiches dagegen kann je nach seinen eigengearteten Tatbeständen unterschiedlich behandelt werden; nur eine willkürliche, d. h. sachfremde Differenzierung ist verboten. Die Arbeitszeit der Bundesbeamten ist im Bundesbeamtengesetz und der Arbeitszeitverordnung geregelt. Danach vermindert sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden für jeden gesetzlichen Feiertag, der auf einen Wochentag fällt, um die darauf entfallende Arbeitszeit. Dies gilt auch für Beamte im Schichtdienst, ohne Rücksicht darauf, ob und wie lange der Beamte an dem Wochenfeiertag tatsächlich Dienst leisten muß. Dienstleistungen des Beamten an einem Feiertag sind durch Freizeit auszugleichen. Für Soldaten gibt es keine gesetzliche, nach Stunden bemessene Arbeitszeitregelung. Im Rahmen der täglichen und der wöchentlichen „Arbeitszeit" richtet sich die durch Dienstpläne abgeforderte Dienstleistung nach den Erfordernissen des militärischen Dienstes. Mit dem Begriff „Mehrarbeit" wird für die Soldaten die besondere zeitliche Belastung bezeichnet, die über die wöchentliche, d. h. von montags bis sonntags festgesetzte Rahmendienstzeit von 46 Stunden hinausgeht. Diese wöchentliche Rahmendienstzeit, die Pausen einschließt, gilt als Bemessungsgrundlage für Dienstzeitausgleich und kann durch die tatsächliche zeitliche Inanspruchnahme durch Dienst über- oder unterschritten werden. Im Sinne dieser Definition ist ein genereller Anspruch auf Freizeitausgleich für Schichtdienst an Wochenfeiertagen nicht geboten. Dies bestätigt auch das Truppendienstgericht Süd in seinem Beschluß vom 18. Dezember 1996. Auch aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz ergibt sich kein Anspruch auf Freizeitausgleich für geleisteten Schichtdienst an Wochenfeiertagen, da in der Nichtgewährung solchen Freizeitausgleiches keine unsachgemäße Ungleichbehandlung schichtdienstleistender Soldaten im Vergleich zu den außerhalb des Schichtdienstes eingesetzten Soldaten zu sehen ist. Die Erschwernis des Schichtdienstes auch zu ungünstiger Zeit wird nach 18250* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. November 1997 der Erschwerniszulagenverordnung finanziell und nach der Soldatenurlaubsverordnung durch Zusatzurlaub abgegolten. Im übrigen haben auch Soldaten im „Normaldienst" an Wochenfeiertagen Dienst ohne Freizeitausgleich zu leisten, wenn ihre wöchentliche Rahmendienstzeit nicht überschritten wird. Allein die für das soldatische Dienstverhältnis unzutreffende Annahme, ein Feiertag sei grundsätzlich dienstfrei, führt zu der Vorstellung einer Ungleichbehandlung. Die Voraussetzungen für Dienstzeitausgleich - Wochenrahmen von Montag bis Sonntag und Überschreiten der Wochenrahmendienstzeit von 46 Stunden - ist für alle Soldaten gleichermaßen anzuwenden. Dabei bestimmen die dienstlichen Erfordernisse den Alltag und können ohne Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Der Führungsstab des Heeres sah im Rahmen einer Einzelfallprüfung Veranlassung, den nachgeordneten Bereich auf diese bestehenden Grundsätze mit seinem Schreiben vom 29. August 1997 nochmals hinzuweisen. Anlage 3 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Sabine Bergmann-Pohl auf die Frage des Abgeordneten Manfred Grund (CDU/CSU) (Drucksache 13/8948 Frage 2): Liegen der Bundesregierung Statistiken darüber vor, wie viele Selbständige nach ihrem Erwerbsleben Sozialhilfe beziehen? Die amtliche Sozialhilfestatistik weist nicht aus, wieviele Selbständige nach ihrem Erwerbsleben ergänzend oder vollständig Sozialhilfe beziehen. Dagegen ist aus der Sozialhilfestatistik zu entnehmen, wieviele Bedarfsgemeinschaften, mit mindestens einem Haushaltsangehörigen, der eine selbständige Arbeit ausübt, deren Haupteinkommensquelle „Einkünfte aus selbständiger Arbeit" sind, zum Stichtag ergänzend laufende Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen (HLU) erhalten. Ende 1995 gab es in Deutschland 1769 Bedarfsgemeinschaften (aktuell verfügbare Angaben), deren Haupteinkommensart Einkünfte aus selbständiger Arbeit waren, und denen aufstockende HLU gewährt wurde. Dies waren 1,38 Promille aller Bedarfsgemeinschaften in der Sozialhilfe. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Johannes Nitsch auf die Frage der Abgeordneten Ulrike Mehl (SPD) (Drucksache 13/8948 Frage 3): Wie wirkt die Bundesregierung im Rahmen der vom Land Niedersachsen eingerichteten Arbeitsgruppe darauf hin, daß bei dem zur Sicherung des Werftstandortes Papenburg an der Ems geplanten Sperrwerk bei Gandersum, Landkreis Leer, die Interessen der Anwohner in bezug auf den Natur- und Umweltschutz hinreichend berücksichtigt werden, und in welcher Höhe werden Bundesmittel dafür bereitgestellt? Das Emssperrwerk bei Gandersum ist eine Planung des Landes Niedersachsen. Zur Zeit wird das Planfeststellungsverfahren von der Bezirksregierung Weser-Ems durchgeführt, in dem auch den Belangen des Natur- und Umweltschutzes Rechnung getragen wird. Besondere Bundesmittel werden hierfür nicht bereitgestellt. Die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung des Bundes hat in der niedersächsischen Arbeitsgruppe, die der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens diente, die Belange der Bundeswasserstraße Ems im Interesse der Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs, der Sicherheit der Bundeswasserstraße und als Eigentümer aus fiskalischer Sicht vertreten und tut dies auch im laufenden Planfeststellungsverfahren. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus-Jürgen Hedrich auf die Frage der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard (SPD) (Drucksache 13/8948 Frage 5): Welche Initiativen sieht die Bundesregierung vor, um den deutschen Mittelstand stärker in die Entwicklungsarbeit einzubeziehen, und sind Elemente der Exportförderung von Umwelttechnologien Bestandteil derselben? Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit erfüllt auf dem Wirtschaftssektor - und das gilt prinzipiell auch für die Unternehmen des deutschen Mittelstandes - eine Mittler- und Katalysatorfunktion. Dazu wird ein mit Beteiligung der deutschen Wirtschaft entwickeltes, breites Instrumentarium von Ausbildungsmaßnahmen, Beratungen, Finanzierungen und Beteiligungen eingesetzt, um die Entwicklung des Handels und des privaten Unternehmertums in den Partnerländern zu unterstützen. Durch solche staatlich geförderten Programme werden vielfache Multiplikatoreffekte erzielt, die auch der deutschen Wirtschaft, einschließlich den Mittelstandsunternehmen, zugute kommen. Die Entwicklungszusammenarbeit trägt damit in hohem Maße zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland bei. Diese Orientierung ist in der „Entwicklungspolitischen Konzeption des BMZ" (Oktober 1996) enthalten und wird im „Sektorübergreifenden Konzept: Privatwirtschaftsförderung in den Partnerländern des BMZ" (Sept. 1996) weiter konkretisiert. Beispielhaft für Instrumente, die für den deutschen Mittelstand unmittelbare Bedeutung haben, sind folgende: Niederlassungs- und Technologieprogramm: Dieses über die KfW durchgeführte Förderprogramm richtet sich gezielt an deutsche KMU, die in Entwicklungsländern investieren wollen. Gewährt werden unter bestimmten Voraussetzungen zinsgünstige Kredite für entwicklungswichtige Maßnahmen der Errichtung, Erweiterung oder des Erwerbs von Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen. Die Förderung umfaßt auch die notwendigen vorbereitenden Untersuchungen über die grundlegenden Voraussetzungen eines konkreten Investitionsvorhabens. DEG-Studienfonds: Um mittelständischen Unternehmen sachgerecht, kompetent und schnell zu helfen, hat die DEG darüber hinaus vor kurzem einen Studienfonds eingerichtet, aus dem investitionsvorbereitende Maßnahmen und insbesondere die Erarbeitung von Feasibilitystudien mitfinanziert werden können. Kammer, Verbands- und Sparkassenpartnerschaften: Im Rahmen von Partnerschaften werden Selbsthilfeeinrichtungen der Privatwirtschaft in Partnerländern, insbesondere des Handwerks, der Klein- und Mittelindustrie sowie Spar- und Kreditinstitutionen, die das Sparen fördern und Kleinunternehmern Zugang zu Krediten verschaffen, unterstützt. Ziel des Partnerschaftsprogramms sind die innere Stabilisierung und die strukturelle Erweiterung der Selbsthilfe/Selbstverwaltungseinrichtungen. Partner auf deutscher Seite sind Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Wirtschaftsverbände sowie Sparkassen samt ihrer verbandsmäßigen Organisation und ähnliche Institutionen des Kreditwesens. Betriebliche Ausbildung: Im Rahmen dieses Programms werden über die GTZ betriebliche und außerbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen deutscher Unternehmen in Partnerländern gefördert. Die unmittelbare Förderung des Exports deutscher Unternehmen, also auch des Exports von Umwelttechnologien, gehört allerdings nicht zu den Aufgaben des BMZ. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Heinrich L. Kolb auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Barbara Hendricks (SPD) (Drucksache 13/8948 Fragen 7 und 8): Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, daß alle auf europäischer Ebene z. Z. neugefaßten Normen, deren Anwendung für Betriebe unabdingbar ist, je einzeln für 78 DM bei einem Monopolinhaber in Berlin zu erwerben sind, ohne daß damit auch nur das Recht auf betriebsinterne Kopie verbunden wäre? Hält die Bundesregierung es für mit unserer Wirtschaftsordnung vereinbar, daß zwingend anzuwendendes Regelwerk, das durch öffentliche Institutionen geschaffen wird, ausschließlich durch Monopol-Inhaber zugänglich gemacht wird? Die Fragen beziehen sich offenbar auf die Normen des Europäischen Komitees für Normung (CEN) und des Europäischen Komitees für elektrotechnische Normung (CENELEC). Mitglieder von CEN/CENELEC sind die nationalen Normenorganisationen. In Deutschland ist dies das DIN. Das Deutsche Institut für Normung e.V. und das CEN/CENELEC sind private Organisationen. Die nationalen Normenorganisationen haben die europäischen Normen in ihrem Land verfügbar zu machen. Zu diesem Zweck überträgt ihnen CEN/ CENELEC die Befugnis zur Nutzung des Urheberrechts an diesen Normen. Die Arbeit von CEN/CENELEC wird weitgehend von den nationalen Normenorganisationen finanziert. Diese refinanzieren sich zu einem erheblichen Teil durch den Verkauf der Normen. Die Preise der DIN-Normen sind nach Preisgruppen gestaffelt. Sie werden vom Präsidium des DIN festgelegt, in dem alle interessierten Kreise, auch die Bundesregierung, vertreten sind. Die Vervielfältigung erworbener Normen für innerbetriebliche Zwecke ist zu einem reduzierten Preis möglich. Der Vertrieb der Normen erfolgt über eine Tochtergesellschaft des DIN. Wenn Rechtsvorschriften die Anwendung europäischer Normen zwingend vorschreiben, läßt DIN es zu, daß solche Normen erlaubnis- und lizenzgebührenfrei vervielfältigt werden. Nach Auffassung der Bundesregierung ist die Verwertung der Nutzungsrechte an den Normen durch Verkauf und Beschränkung des Kopierrechts zur Finanzierung der Normungsarbeit erforderlich und in dem jetzigen Rahmen nicht zu beanstanden. Anlage 7 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Frage des Abgeordneten Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) (Drucksache 13/8948 Frage 14): Haben der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Klaus Kinkel, oder ein anderer Vertreter der Bundesregierung im Rat der Europäischen Union oder in einem anderen Gremium jemals darauf hingewirkt oder verlangt, daß im Rahmen der Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union die Tschechische Republik verpflichtet wird, noch vor ihrem Beitritt in die Europäische Union den uneingeschränkten Erwerb von Immobilien und Land einschließlich landwirtschaftlicher Flächen in der Tschechischen Republik durch Bürger der Europäischen Union zu ermöglichen? Die Verhandlungen über den Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union haben noch nicht begonnen. Über die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen wird voraussichtlich der Europäische Rat in Luxemburg im Dezember dieses Jahres entscheiden. Bislang bestand daher für die Bundesregierung kein Anlaß, ihre Verhandlungsposition für die 18252* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 202. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. November 1997 Beitrittsverhandlungen festzulegen oder hierzu öffentlich Stellung zu nehmen. Anlage 8 Antwort des Staatsministers Helmut Schäfer auf die Fragen des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 13/8948 Fragen 15 und 16): Wie begründet die Bundesregierung die geplante Verlegung der Aus- und Fortbildungsstätte (ASF) des Auswärtigen Amts von Bonn nach Berlin (ins Schloß Niederschönhausen) angesichts der Tatsache, daß diese Bundeseinrichtung nicht zu den laut Berlin/Bonn-Gesetz (Drucksache 12/6614) nach Berlin zu verlagernden Einrichtungen des Bundes zählt, und geht die Bundesregierung davon aus, daß zukünftig weitere, nach der erwähnten Gesetzeslage nicht zum Umzug vorgesehene Bundeseinrichtungen per einfacher Weisung durch einen Bundesminister nach Berlin verlagert werden können? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß für die beabsichtigte Verlagerung der Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amts eine Änderung des Berlin/Bonn-Gesetzes notwendig ist, und mit welchem Ansatz sind die Kosten für die geplante Verlagerung im Kostentableau der Bundesregierung für den Bonn-Berlin-Umzug enthalten? Zu Frage 15: Bei der Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amts handelt es sich nicht um eine eigenständige „Bundeseinrichtung", sondern um eine organisatorisch, personell und haushaltsmäßig in das Auswärtige Amt integrierte Unterabteilung. Durch die geplante Verlegung nach Berlin (in die Nebengebäude, nicht in das Schloß Niederschönhausen!) werden die Regelungen des Berlin/Bonn-Gesetzes und der umzugsrelevante Personalschlüssel des Auswärtigen Amts demzufolge 83 % der Bediensteten nach Berlin umziehen und 17 % in Bonn verbleiben werden, nicht berührt. Vielmehr gewährleistet eine interne Umschichtung innerhalb des Auswärtigen Amts den Verbleib einer entsprechenden Zahl anderer hochqualifizierter Arbeitseinheiten in Bonn. Der zweite Dienstsitz des Auswärtigen Amts in Bonn wird somit in ungeschmälertem Umfang erhalten bleiben. Ausschlaggebend für die Verlegung nach Berlin war, daß eine praxisbezogene Aus- und Fortbildung nur im Verbund und in unmittelbarer Nähe der Zentrale des Auswärtigen Amtes durchgeführt werden kann. Bereits heute werden etwa 60 % der Lehr- und Vortragsveranstaltungen von den Leitern und Angehörigen der operativen Arbeitseinheiten des Auswärtigen Amtes bestritten. Zu Frage 16: Die beabsichtigte Verlagerung der Aus- und Fortbildungsstätte, die ein integraler Bestandteil des Auswärtigen Amts ist, erfordert keine Änderung des Berlin/Bonn-Gesetzes (s. o.). Die Verlagerungskosten sind in den jeweiligen Ansätzen des Kostentableaus zum Berlin/Bonn-Gesetz enthalten. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Markus Meckel (SPD) (Drucksache 13/8948 Frage 20): Sind im Fall der Spätaussiedlerin aus der Russischen Föderation, Frau L. H., in deren sowjetischem Inlandspaß seit den stalinistischen Repressalien der 40er Jahre eine andere als die deutsche Nationalität verzeichnet war, die Voraussetzungen zur Anerkennung als deutsche Volkszugehörige nach § 6 Abs. 2 Bundesvertriebenengesetz (BVFG) erfüllt, sofern man die Ausnahmeregelung in § 6 Abs. 2 Satz 2 heranzieht? Die Erklärung zur deutschen Nationalität ist nach § 6 Abs. 2 des Bundesvertriebenengesetzes notwendige Voraussetzung für die Annahme der deutschen Volkszugehörigkeit. Diese Voraussetzung gilt aber nach § 6 Abs. 2 Satz 2 BVFG als erfüllt, wenn das Bekenntnis zum deutschen Volkstum (Erklärung zur deutschen Nationalität) mit Gefahr für Leib und Leben oder schwerwiegenden beruflichen oder wirtschaftlichen Nachteilen verbunden gewesen wäre, jedoch aufgrund der Gesamtumstände der Wille, der deutschen Volksgruppe und keiner anderen anzugehören, unzweifelhaft ist. Grundsätzlich war auch in der ehemaligen UdSSR eine Erklärung zur deutschen Nationalität möglich und zumutbar. Ob die Voraussetzungen des § 6 Abs. 2 Satz 2 BVFG vorliegen, beurteilt sich nach den Gesamtumständen des Einzelfalles. Die Entscheidung hierüber treffen die in den Ländern zuständigen Vertriebenen- bzw. Spätaussiedlerbehörden im Rahmen des Verfahrens auf Ausstellung einer Bescheinigung für Spätaussiedler nach § 15 Abs. 1 des Bundesvertriebenengesetzes. Anlage 10 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Augustinowitz (CDU/ CSU) (Drucksache 13/8948 Fragen 25 und 26): Bewertet die Bundesregierung die illegale Einreise nach Deutschland von Personen, die in Italien aufgegriffen worden sind und denen dort die faktische Möglichkeit gegeben wird, in andere Länder der Europäischen Union weiterzureisen (FAZ vom 5. November 1997), als eine Sonderlage, die nach dem Schengener Abkommen eine zeitlich begrenzte Wiederaufnahme von Grenzpersonenkontrollen erlaubt? Beabsichtigt die Bundesregierung, in gesonderten Gesprächen mit der italienischen Regierung m dieser Problematik eine dauerhafte Sachlösung zu erreichen, oder mit welchen anderen Maßnahmen wird die Bundesregierung die illegale Einreise von Personen nach Deutschland auf dem beschriebenen Weg verhindern? Zu Frage 25: Die Bundesregierung verfolgt die Entwicklung illegaler Einreisen von Personen aus dem vorderasiatischen Raum vorwiegend über die Türkei, Griechenland, Italien und Frankreich nach Deutschland mit großer Sorge. Die Grenzen der Staaten, die auf dieser Route liegen, erfüllen offensichtlich nicht in ausreichendem Maße die Funktion, illegale Einreisen wirksam zu verhindern. In dem hauptsächlich betroffenen Grenzraum zwischen Deutschland und Frankreich sind deshalb bereits eine Reihe von grenzpolizeilichen Maßnahmen ergriffen worden. Dazu gehören die Einrichtung einer Sonderermittlungsgruppe des Bundesgrenzschutzes, die Verstärkung des regulären Personals um eine Einsatzhundertschaft und einen Aufklärungszug sowie abgestimmte Maßnahmen zwischen Bundesgrenzschutz, der Landespolizei und der Behörden auf französischer Seite. In diesem Zusammenhang wird derzeit ebenfalls die Durchführung verdachtsunabhängiger Personenkontrollen an den Binnengrenzen gemäß Artikel 2 Abs. 2 des Schengener Durchführungsübereinkommens geprüft. Zu Frage 26: Die Verhinderung illegaler Einreisen ist nach Auffassung der Bundesregierung eine Angelegenheit, in der die betroffenen Staaten zu einer engen Kooperation aufgerufen sind. So tragen die Schengen-Staaten für die Sicherung ihrer Außengrenzen wegen der Rückwirkungen auf die Innere Sicherheit der Partner eine besondere Verantwortung. Dies ist gerade vor dem Hintergrund der jüngst erfolgten Inkraftsetzung des Schengener Durchführungsübereinkommens für Italien, Österreich und Griechenland zu unterstreichen. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung bereits die betroffenen Partnerstaaten dazu aufgefordert, die notwendigen Schritte einzuleiten, um den Zustrom illegaler Einreisen nach West- und Mitteleuropa zu bremsen. Dazu gehört auch die Rückführung von Drittstaaten, die über kein Aufenthaltsrecht verfügen, oder wenn eine Rückführung nicht möglich ist, zumindest die Verhinderung einer Weiterreise. Die Bundesregierung wird daher sowohl den bilateralen Kontakt zu den genannten Staaten als auch die EU- und Schengen-Gremien nutzen, um die entsprechende Zusammenarbeit mit den Partnerstaaten zu vertiefen.
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    Rede von Ottmar Schreiner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte von dieser Stelle heute den Kollegen Rudolf Dreßler, der hier in Bonn im Krankenhaus liegt, sehr herzlich grüßen. Er hätte hier heute ansonsten geredet. Vielleicht ist dieser Vorgang für uns alle Anlaß, hin und wieder darüber nachzudenken, ob wir nicht gelegentlich etwas kürzertreten sollten.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Nach dem Beitrag des Kollegen Keller fällt es sehr schwer, in der Sache ruhig zu bleiben. Der Kollege Keller hat jetzt als Lösung vorgeschlagen, die vorgezogene Umfinanzierung und die Rentenkürzungen bereits im nächsten Jahr vorzunehmen.
    Ich will Ihnen, lieber Kollege Keller, aus der „Süddeutschen Zeitung" von heute zitieren, wie Ihre Partei, die CSU, das sieht. - Überschrift: Die CSU wendet sich gegen die Bonner „Renten-Farce". - Es heißt dort:
    Finanzminister Erwin Huber meinte, es gäbe nach wie vor „keine überzeugenden Gründe für ein Vorziehen der Rentenreform" . ... Ein Münchner Kabinettsmitglied sagte der Süddeutschen Zeitung, es gebe in Bayern „großen Unmut über diese sagenhafte Farce, daß die CDU in Bonn auf Druck der FDP alle Absprachen über den Haufen wirft, während unser
    - beklagenswerter -
    Parteichef Theo Waigel in München auf einer Partei-Vorstandssitzung davon nichts mitbekommt".

    Ottmar Schreiner
    In der Bonner Koalition gehe es zu „wie im Irrenhaus".

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Meine Damen und Herren, das ist die offizielle Kommentierung durch die bayerische CSU, für die Sie hier anscheinend nicht geredet haben. Man fragt sich ja, wenn die Koalition hier in Bonn ein beklagenswertes „Irrenhaus" ist, wie die CSU in München vermeldet, ob Sie Wärter oder Insasse dieses Hauses sind. Das muß die CSU-Landesgruppe ihrerseits einmal klären, wie sie ihre Rolle in diesem Irrenhaus definiert.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich will zunächst noch einige Sätze zu dem von Ihnen in den letzten Wochen immer wieder vorgetragenen Vorwurf sagen, die sozialdemokratische Mehrheit im Bundesrat sei für die nun unabdingbare Erhöhung des Rentenbeitragssatzes auf 21 Prozentpunkte zum 1. Januar des nächsten Jahres verantwortlich. An diesem Vorwurf ist überhaupt nichts dran!

    (Beifall bei der SPD)

    Die Bundesregierung hat niemals auch nur die geringste Anstrengung unternommen, den Anstieg des Beitragssatzes im kommenden Jahr zu verhindern. Das Rentenreformgesetz sollte erst 1999 in Kraft treten. Selbst wenn es vorgezogen würde, könnten die Leistungskürzungen zur Verbesserung der Liquidität und zur Vermeidung des Beitragsanstiegs im Jahre 1998 praktisch keinen Beitrag leisten. Niemals haben Bundesregierung und Koalition die Erhöhung des Bundeszuschusses und der Mehrwertsteuer schon für die Zeit ab 1998 vorgeschlagen, sondern immer erst ab 1999. Insoweit ist die vorgesehene Erhöhung des Beitragssatzes auf 21 Prozent ausschließlich im Verantwortungsbereich der Bundesregierung und der sie tragenden Mehrheit hier im deutschen Parlament zu suchen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Der Bundeskanzler selbst hat vor wenigen Tagen gesagt, der Anstieg auf 21 Prozent sei nicht hinnehmbar, sei nicht verantwortbar. Wenige Tage später läßt er im Bundeskabinett genau dieses beschließen. Welch ein Tollhaus, kann man da nur sagen!

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben in der vorigen Woche von seiten der SPD noch einmal versucht, Ihnen einen sehr maßvollen Gesamtvorschlag zu machen, um die lähmende Stagnation hier in Bonn zu überwinden.
    Um im kommenden Jahr die drohende Beitragserhöhung auf 21 Prozent zu verhindern, schlagen wir Ihnen deshalb erneut vor:
    Erstens. Der Bundeszuschuß zur Rentenversicherung wird bereits zum 1. Januar 1998 im Umfang eines Beitragspunktes erhöht, wobei zunächst die externen versicherungsfremden Leistungen zu erstatten sind. Die Finanzierung erfolgt über eine maßvolle
    Anhebung von Verbrauchsteuern schon im Jahre 1998. Beides hat die SPD schon im Vermittlungsverfahren zur Steuerreform gefordert.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Die sogenannte Rentenreform 1999, die bereits gegen die Stimmen der SPD verabschiedet worden ist, darf unter keinen Umständen auf 1998 vorgezogen werden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Warum nicht?)

    Die Rentenkürzungen werden von der SPD kategorisch abgelehnt. Über die Zukunft dieses Gesetzes und alternative Vorschläge anderer Parteien müssen die Wählerinnen und Wähler in der kommenden Bundestagswahl im September 1998 entscheiden können.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Drittens. Es müssen Sofortmaßnahmen zum Stopp des Mißbrauchs der 610-DM-Beschäftigungsverhältnisse ergriffen werden, die bereits zum 1. Januar 1998 in Kraft gesetzt werden müssen.

    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Wie denn?)

    - Die Geringfügigkeitsgrenze könnte zum Beispiel von 610 auf 300 oder 200 DM abgesenkt und in Zukunft nicht mehr der Einkommensentwicklung angepaßt werden. Dann hätten Sie einen sinnvollen Einstieg zur Lösung dieses für die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung immer schwieriger werdenden Problems.

    (Beifall bei der SPD)

    Im übrigen haben Redner der Koalition vor anderthalb Jahren bei der ersten Lesung des SPD-Gesetzentwurfes hinsichtlich der Lösung der Probleme der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse hier im Deutschen Bundestag offen eingeräumt, daß es massive Mißbräuche gebe, und zugesagt, daß die Koalition in absehbarer Zeit eigene Vorstellungen vorlegen werde. Inzwischen sind anderthalb Jahre ins Land gegangen, ohne daß Sie irgendeinen Vorschlag hier im Deutschen Bundestag präsentiert haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Deshalb halten wir es für angemessen, zumindest eine Teillösung dieses Problems mit in das Gesetzespaket zur Rentenreform hineinzunehmen. Das würde Sie unter gar keinen Umständen überfordern.
    Meine Damen und Herren, ich will schließen mit dem Gedanken: Wir reichen Ihnen noch einmal die Hand, um einen Weg aus der Malaise zu finden. Wir haben einen Vorschlag gemacht, der Sie in keinem einzigen Punkt überfordert. Dieser Vorschlag ist ernst gemeint. Wenn Sie auch diesen Vorschlag ablehnen werden, dann sind Sie in der Tat nichts anderes mehr als eine reine Negativkoalition, die mit ih-

    Ottmar Schreiner
    ren Mehrheiten hier im deutschen Parlament sinnvolle Vorschläge ablehnen kann,

    (Walter Hirche [F.D.P.]: Sie vernichten Arbeitsplätze!)

    aber ihrerseits nicht mehr in der Lage ist, irgendwelche positiven Handlungsmöglichkeiten zur Lösung der großen Probleme unseres Landes zu präsentieren.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun gebe ich der Abgeordneten Dr. Gisela Babel das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gisela Babel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich beginne mit einer Bemerkung an Herrn Schreiner: Die Renten werden nicht gekürzt.

    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: So ist es!)

    Sie werden in dem Maße langsamer erhöht, wie sich die Nettolohnsteigerung entwickelt. Es ist also festzuhalten: Die Renten werden nicht gekürzt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Der Beitragssatzanstieg auf 21 Prozent kam auch für die Liberalen überraschend.

    (Lachen und Widerspruch bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Bei den Koalitionsverhandlungen zur Rentenreform im April dieses Jahres ist uns noch das Sinken des Beitragssatzes in Aussicht gestellt worden.

    (Zuruf von der SPD: Die Koalition ist eine reine Wundertüte!)

    In der Öffentlichkeit tobt mittlerweile die Meinungsschlacht: Eine Ursachenforschung findet statt, Rezepte werden angeboten, und die Systemdiskussion bricht wieder aus. Dies alles hilft nicht viel weiter.
    Ich will einmal auf einige Tatsachen hinweisen, die angesichts dieses Nebels schon nicht mehr wahrgenommen werden. Die F.D.P. steht zu den in der Rentenreform getroffenen Entscheidungen. Sie steht zum Spargesetz, dem Rentenstrukturgesetz und zur Mehrwertsteuererhöhung um einen Prozentpunkt, um dadurch einen höheren Bundeszuschuß finanzieren zu können.

    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das ist doch richtig!)

    Wir beharren aber auch auf der getroffenen Entscheidung, daß beide Teile zeitgleich in Kraft treten sollen:

    (Beifall bei der F.D.P.)

    entweder beides zum 1. Januar 1999 - so hatten wir
    das beschlossen - oder, wenn wir es vorziehen können, früher, also in Form eines neuen Blitzgesetzes,
    welches die Strukturreform früher in Kraft treten läßt.

    (Zurufe von der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich darf noch einmal etwas zu den Ursachen sagen. Die Beitragsausfälle sind zum ersten Folge von Prozessen, die wir teilweise mit Gesetzen in Gang gesetzt haben und im Grunde für gut halten. Wir wollten nämlich Kosten senken und hatten dies über den Weg der Absenkung der Lohnfortzahlung vorgesehen. Diese Absenkung ist zwar nicht in den Tarifverträgen verwirklicht worden; aber sie wurde kompensiert. Den Unternehmen sind hier Kosten in einer Größenordnung von 10 Milliarden DM von der Schulter genommen worden; entsprechend geringer waren die Beiträge.
    Zweiter Punkt: Betriebe und Tarifpartner sind flexibler geworden; sie regeln die Arbeitszeiten nun intelligenter. Es gibt jetzt Arbeitszeitkonten, die sich auf das Jahr beziehen. Danach wird in arbeitsreichen Zeiten mehr gearbeitet als in arbeitsarmen. Das ist ein ganz vernünftiger Vorgang. Aber: Auch hier gehen Beiträge verloren.
    Zum dritten: Die Rentenversichung muß nicht nur Beitragsausfälle verkraften. Sie hat auch höhere Ausgaben als vermutet.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: „Als vermutet"?)

    Warum? Weil wir die Schleuse bei der Frühverrentung - das sage ich an die Adresse aller Parteien, Frau Fuchs - zu spät geschlossen haben. Und dies ist ganz kräftig genutzt worden, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Der Beitragssatzanstieg ist also durchaus erklärbar. Auch die Arbeitslosigkeit trägt ihren Teil dazu -bei.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Aber nur einen kleinen!)

    Aber, meine Damen und Herren: Nicht zu den Ursachen gehören die 610-DM-Jobs, wie man der Öffentlichkeit glauben machen will.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Aber sicher doch!)

    Der Beitragssatzanstieg ist von den Gegnern dieser Arbeitsverhältnisse zum Halali auf die geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse genutzt worden. Der Beitragssatzanstieg soll nun herhalten, den 610-DM-
    Verträgen den Garaus zu machen. Ich sage Ihnen noch einmal: Eine Verteuerung dieser Beschäftigungsverhältnisse taugt nicht zur Lösung der Finanzprobleme in der Rentenversicherung, eher im Gegenteil.

    (Beifall bei der F.D.P. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sieht der Kanzler ganz anders! Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und von der SPD)

    Eines will ich hier noch festhalten, weil viele sagen, daß das, was die Koalition vorgeschlagen hat, nichts nütze oder nicht helfe: Die Rentenreform tritt erst

    Dr. Gisela Babel
    1999 in Kraft - vielleicht können wir sie vorziehen - und wirkt nur langsam: Die Reform der Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsrente tritt im Jahr 2000 stufenweise in Kraft. Die Berücksichtigung der demographischen Entwicklung wird sich erst im Jahr 2015 voll auswirken. Die beschlossene Anhebung der Altersgrenzen bei Frühverrentung wirkt erst im Jahre 2000. - Das heißt: Die einzige Möglichkeit, den Beitragssatzanstieg kurzfristig zu verhindern, ist eine Erhöhung des Bundeszuschusses. Ein solch schnelles Handeln probieren wir nun.
    Zum Angebot der SPD soviel: Das, was Sie hier verkünden, Herr Schreiner, ist im Grunde nicht so ganz neu.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Was Sie sagen, ist auch nicht neu!)

    Immerhin aber haben Sie gesagt, daß auch Sie den Beginn vorziehen würden. Sie würden also mittragen, daß mit dieser gemeinsamen Entschließung ein Beitragssatzanstieg auf 21 Prozent verhindert werden soll. Das finde ich positiv; das will ich auch einmal festhalten. Ich appelliere also an die SPD, der Erhöhung der Mehrwertsteuer im Bundesrat zuzustimmen. Aber, meine Damen und Herren, dann kann Ihnen doch egal sein, wann das Rentenstrukturgesetz, dem Sie eh nicht zustimmen - weder heute noch morgen, noch übermorgen - und von dem Sie sagen, daß Sie es im Wahlkampf thematisieren wollen, in Kraft tritt.

    (Gerd Andres [SPD]: Das könnt ihr ganz allein machen!)

    Sie können die Bürger im Wahlkampf darüber befragen.
    Wir brauchen eine Lösung, von der wir sagen können, daß sie generationenverträglich ist. Es kann nicht sein, daß unsere Maßnahmen nur die Beitragszahler, die Erwerbstätigen belasten und die Rentner völlig außen vor lassen. Ich glaube, diese Politik sollte von der Koalition auch im Zusammenhang mit der Steuer betrieben werden.
    Mein letzter Satz, Herr Präsident: Wir stehen zu Gesprächen mit der Opposition sowohl über Rente als auch über Steuern zu jeder Zeit, Tag und Nacht, bereit. Bitte nehmen Sie diese Bereitschaft zur Kenntnis!
    Ich bedanke mich.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)