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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/195 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 195. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 2. Oktober 1997 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 17573 A Zur Geschäftsordnung Dr. Gregor Gysi PDS 17573 B Rolf Schwanitz SPD 17574 C Jörg van Essen F.D.P. 17575 A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17575 B Joachim Hörster CDU/CSU 17576 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Vereinbarte Debatte: Maßnahmen für mehr Beschäftigung in Deutschland . 17577 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung des Aktionsprogramms für Investitionen und Arbeitsplätze sowie des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung - Reformen für Investitionen und Arbeitsplätze (Drucksache 13/8464) 17577 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 17577 B Rudolf Scharping SPD 17581 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 17584 A Peter Conradi SPD 17585 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17589 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 17591A, 17598A Dr. Hermann Otto Sohns F.D.P. . . . . 17593 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17595A Dr. Barbara Höll PDS 17596A Rudolf Dreßler SPD 17597 D Hans-Peter Repnik CDU/CSU . 17601 C, 17604 A Dr. Peter Struck SPD 17603 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/ 7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/ 8178, 13/8326, 13/8465, 13/8466, 13/ 8592) 17604 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/ 7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/ 8177, 13/8179, 13/8327, 13/8465, 13/ 8467, 13/8593 [neu]) 17604 D Namentliche Abstimmungen 17605A, B Ergebnisse 17607B, 17612C Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Verfahren b) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 1996 - Vorlage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 1996) (Drucksache 13/7352) 17605 C c) Antrag des Bundesministeriums für Wirtschaft: Rechnungslegung über das Sondervermögen des Bundes „Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes" für das Wirtschaftsjahr 1996 (Drucksache 13/8562) . . . 17605 C d) Antrag der Abgeordneten Rolf Köhne, Eva Bulling-Schröter, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS: Neuordnung und Demokratisierung der Elektrizitätswirtschaft (Drucksache 13/8553) . 17605 C e) Antrag der Abgeordneten Angelika Beer, Amke Dietert-Scheuer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Unterbindung der Lieferung von Beobachtungs- und Aufklärungsgeräten zur mobilen Grenzüberwachung einschließlich Satellitentelefonen an die Türkei (Drucksache 13/ 8564) 17605D f) Antrag der Abgeordneten Amke Dietert-Scheuer, Angelika Beer, Cem Özdemir und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aktive Außenpolitik der Bundesregierung zum Schutz der Menschenrechte in der Türkei (Drucksache 13/8565) 17605 D g) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zur Überprüfung des Bedarfsplans für die Bundesschienenwege (Drucksache 13/ 8389) 17606 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Kristin Heyne, Gila Altmann (Aurich), Albert Schmidt (Hitzhofen) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einbeziehung der EU-rechtlich vorgeschriebenen Trassenpreise in das Finanzkonzept für den Transrapid (Drucksache 13/8631) 17606 A Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph Matschie, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umweltverträglichkeitsprüfung bei WismutSanierungsprojekten (Drucksachen 13/ 2651, 13/5863) 17606B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Eva BullingSchröter, Dr. Ruth Fuchs, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Ausweitung des Sanierungsauftrages der Wismut GmbH (Drucksachen 13/ 4836, 13/5864) 17606 C c bis e) Beratung der Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 238, 239 und 241 zu Petitionen (Drucksachen 13/8566, 13/8567, 13/ 8569) 17606 C Zusatztagesordnungspunkt 7: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Verordnung der Bundesregierung: Aufhebbare Neunundreißigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung (Drucksachen 13/7916, 13/ 8095 Nr. 2, 13/8637) 17607 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Verordnung der Bundesregierung: Zustimmungsbedürftige Verordnung über den Klärschlamm-Entschädigungsfonds (Drucksachen 13/8292, 13/8507 Nr. 2.1, 13/ 8646) 17607 A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans Martin Bury, Ernst Schwanhold, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung von Unternehmensübernahmen (Übernahmegesetz) (Drucksache 13/8164) . . 17609 C Hans Martin Bury SPD 17609 D Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/ CSU 17614 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17616B Rainer Funke F D P. 17617 C Dr. Barbara Höll PDS 17618 C Hansgeorg Hauser, Parl. Staatssekretär BMF 17619 D Hans Michelbach CDU/CSU 17621 C Zusatztagesordnungspunkt 8: Aktuelle Stunde betr. Konsequenzen für die Drogenpolitik in der Bundesrepublik nach der Schweizer Volksabstimmung 17623 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17622 D Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . 17623D Gudrun Schaich-Walch SPD 17625 A Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. 17626B Ulla Jelpke PDS 17627 C Hubert Hüppe CDU/CSU 17628 B Angelika Mertens SPD 17629 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17630 C Beatrix Philipp CDU/CSU 17631 C Dr. Hans-Hinrich Knaape SPD 17633 A Johannes Singer SPD 17633 D Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 17635A Nächste Sitzung 17637 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 17639 *A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 17639 *D 195. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 2. Oktober 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 2. 10. 97 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 2. 10. 97 Sabine Böttcher, Maritta PDS 2. 10. 97 Borchert, Jochen CDU/CSU 2. 10. 97 Duve, Freimut SPD 2. 10. 97 Faße, Annette SPD 2. 10. 97 Formanski, Norbert SPD 2. 10. 97 Francke (Hamburg), CDU/CSU 2. 10. 97 Klaus Friedhoff, Paul K. F.D.P. 2. 10. 97 Fuchs (Verl), Katrin SPD 2. 10. 97 Geiger, Michaela CDU/CSU 2. 10. 97 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 2. 10. 97 Graf (Friesoythe), Günter SPD 2. 10. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 2. 10. 97 Heyne, Kristin BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Hoffmann (Chemnitz), SPD 2. 10. 97 Jelena Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 2. 10. 97 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 2. 10. 97 Kühn-Mengel, Helga SPD 2. 10. 97 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 2. 10. 97 Otto Lenzer, Christian CDU/CSU 2. 10. 97 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 2. 10. 97 Klaus W. Dr. Luft, Christa PDS 2. 10. 97 Marten, Günter CDU/CSU 2. 10. 97 * Marx, Dorle SPD 2. 10. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 2. 10. 97 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 2. 10. 97 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 2. 10. 97 Poppe, Gerd BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Probst, Albert CDU/CSU 2. 10. 97 Reschke, Otto SPD 2. 10. 97 Richwien, Roland CDU/CSU 2. 10. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Rüttgers, Jürgen CDU/CSU 2. 10. 97 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 2. 10. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Köln), Volkmar SPD 2. 10. 97 Seibel, Wilfried CDU/CSU 2. 10. 97 Dr. Stadler, Max F.D.P. 2. 10. 97 Terborg, Margitta SPD 2. 10. 97 Thönnes, Franz SPD 2. 10. 97 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 2. 10. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 2. 10. 97 Wohlleben, Verena SPD 2. 10. 97 Zapf, Uta SPD 2. 10. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 2. 10. 97 *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 716. Sitzung am 26. September 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 und 106) - Zweites Gesetz zur Änderung des Seefischereigesetzes - Drittes Gesetz zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch (Drittes SGB VI - Anderungsgesetz - 3. SGB VI - ÄndG) - Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) - Gesetz zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig - Gesetz über die Anwendung von Normen für die Übertragung von Fernsehsignalen (Fernsehsignalübertragungs-Gesetz - FÜG) - Gesetz zu dem Vertrag vom 21. Dezember 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über den Durchgangsverkehr von Exekutivorganen und die Durchbeförderung von Häftlingen - Gesetz zu dem Europa-Abkommen vom 10. Juni 1996 zur Gründung einer Assoziation zwischen den im Rahmen der Europäischen Union handelnden Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Slowenien andererseits - Gesetz über Bodenabfertigungsdienste auf Flugplätzen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß - Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die 96. Interparlamentarische Konferenz vom 16. bis 21. September 1996 in Peking - Drucksachen 13/6189, 13/6760 Nr. 1.2 - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarats für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1996 - Drucksachen 13/6195, 13/6589 Nr. 1 - - Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates über die Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates vom 23. bis 27. September 1996 in Straßburg und die Debatte der Erweiterten Parlamentarischen Versammlung über die Aktivitäten der OECD am 25. September 1996 - Drucksachen 13/6576, 13/6858 Nr. 1 —
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Im fünften Buch des Werkes „Wilhelm Meisters Lehrjahre" erteilt uns Goethe folgenden Rat: Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und - wenn es möglich zu machen wäre - ein vernünftiges Wort sprechen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Also, Herr Kollege Scharping, lassen Sie uns ein vernünftiges Wort sprechen!

    (Jörg Tauss [SPD]: Aber Sie haben doch nach rechts geguckt! Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ein Lied!)

    - Wir haben Ihnen ruhig zugehört. Der Ratschlag ist nicht schlecht, obwohl es schwerfällt - wie wir gerade gehört haben -, ein vernünftiges Wort zu sprechen. Jetzt wollen wir es einmal versuchen.
    Sie haben mich zitiert, und Sie stellen falsche Behauptungen auf. Ich möchte Sie bitten: Nehmen Sie das zurück! Bringen Sie die Sache in Ordnung! Unterstellen Sie mir nicht, ich würde hier gegen meine Überzeugung abstimmen! Diese Unterstellung ist nicht in Ordnung. Lassen Sie sie bleiben!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich stimme so ab, wie es mir mein Gewissen gebietet, und nicht anders. Um Ihnen zu gefallen, werde ich nicht das Gegenteil tun. Das war der erste Punkt.

    (Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein vernünftiges Wort!)

    Der zweite Punkt ist: An einer Stelle waren Sie nahe dran, die Wahrheit zu streifen.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich will Ihnen genau sagen, wo. Ich habe gesagt:
    Wenn wir eine Strukturreform bei der Rentenversicherung und bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer zustande bringen würden, dann wäre ich persönlich dafür - ich habe ausdrücklich gesagt, daß das meine persönliche Meinung ist und daß sie nicht abgestimmt ist -, die Reform trotz der Meinungsverschiedenheiten nicht scheitern zu lassen.

    (Jörg Tauss [SPD]: Das ist okay!)

    Sie haben gesagt: Wenn man auf diesen Vorschlag eingegangen wäre, hätte man bei der Steuerreform vielleicht etwas erreichen können. - Wir haben aber gar nichts erreicht. Die Haltung der SPD war nach meinem Vorschlag zunächst nicht geschlossen, aber am Ende völlig klar: Es gibt unter gar keinen Umständen eine Strukturreform bei der Einkommen-und Körperschaftsteuer. Das ist die Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Rudolf Scharping [SPD]: Da haben Sie weder die Wahrheit getroffen noch sie gestreift!)

    - Es mag ja sein, daß Sie sich bemüht haben. Es mag sein, daß sich einige Ministerpräsidenten im Vermittlungsausschuß bemüht haben, etwas zu erreichen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Der Niedersachse war es nicht!)

    Aber es ist ganz sicher so gewesen - so jedenfalls haben mich meine Freunde aus dem Vermittlungsausschuß unterrichtet -, daß der Abgeordnete aus Uelzen - um Herrn Schröder zu zitieren -, der noch nie seinen Wahlkreis gewonnen hat, schon frühzeitig den Antrag gestellt und immer mit Lafontaine telefoniert hat, damit nur ja nicht die Gefahr besteht, daß es im Vermittlungsausschuß eine Bewegung hin zur Einigung gibt. So ist die Wahrheit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie haben auch in Ihrer Rede hier wiederum lediglich den Vorschlag der Umfinanzierung gemacht. Etwas anderes ist Ihnen nicht eingefallen: Steuern erhöhen, um den Sozialversicherungsbeitrag zu senken.
    Man kann ja in der Frage der Mineralölsteuer unterschiedlicher Meinung sein; das ist doch nicht so aufregend. Aber unsere Position war immer - ich habe das von dieser Stelle aus schon oft gesagt -: Eine Umfinanzierung kann nicht der Ersatz für eine Strukturreform sein. Sie kann nur dazukommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das ist der Unterschied zwischen additiv und alternativ. Sie wollen an Stelle einer Strukturreform bei der Sozialversicherung wie bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer nur eine Umfinanzierung. Das ist völlig unzureichend.

    (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Das reicht doch nicht aus!)

    Das ist die gemeinsame Position aller Mitglieder der CDU und der CSU und, wie ich vermute, auch der F.D.P., also der Koalition als Ganzes.

    (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Sehr richtig!)


    Dr. Wolfgang Schäuble
    Sie haben übrigens nur das Vermittlungsergebnis von Anfang August noch einmal vorgelegt. Neues ist Ihnen nicht eingefallen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wenn es doch richtig ist!)

    - Aber Sie haben doch gesagt, es wäre Bewegung möglich gewesen. Die Bewegung ist jedenfalls in dem Vermittlungsergebnis, das Sie durchgesetzt haben, nicht zu erkennen, sondern das ist die reine Blockade.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Sie sollten lieber singen! Gegenruf von der CDU/CSU: Das ist das Niveau!)

    - Das Thema dieser Debatte ist doch mehr Beschäftigung in Deutschland. Lassen Sie uns doch ernsthaft über die Argumente und die Alternativen auseinandersetzen.

    (Dr. Michael Bürsch [SPD]: Dazu ist die Senkung des Soli nicht geeignet!)

    Ich glaube, es ist in Deutschland inzwischen unbestritten - diese Erkenntnis setzt sich im übrigen auch bei Ihnen zunehmend durch -, daß wir ohne strukturelle Reformen unseres Einkommen- und Körperschaftsteuerrechts und unserer Systeme sozialer Sicherung nicht mehr Beschäftigung in Deutschland erreichen. Deswegen ist die Blockade dieser Reformen falsch.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deshalb können Sie sie nicht mit der Umfinanzierung überdecken oder durch sie ersetzen, sondern diese kann nur zusätzlich hinzukommen.
    Im übrigen hat Ihnen der Bundesfinanzminister gerade angekündigt, daß wir nächste Woche den Gesetzentwurf einbringen, um den Rentenversicherungsbeitrag um einen Prozentpunkt senken zu können. Dem können Sie dann zustimmen. Wenn Sie weitere strukturelle Reformen mittragen wollen: Im federführenden Ausschuß ist gerade die Renten-strukturreform verabschiedet worden. Nächste Woche werden wir hier darüber debattieren und sie verabschieden. Nur, wenn Sie glauben, es könne alles so bleiben, wie es ist - die Staatsquote müsse nicht verändert werden; sie wird durch Umfinanzierungsmodelle nicht verändert -, dann haben Sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt und dann sind Sie unfähig, Rahmenbedingungen für mehr Beschäftigung in Deutschland zu erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Daß Sie das inzwischen zunehmend selbst erkennen, wird doch daran sichtbar, daß der SPD-Vorsitzende Lafontaine vor einiger Zeit gesagt hat - nachdem er bisher gesagt hat, man brauche den Spitzensteuersatz überhaupt nicht zu senken, weil er glaubt, Neid sei ein wirkungsvolles Stimulans -, man solle wenigstens einen Mindeststeuersatz von 15 oder 20 Prozent für alle Steuerpflichtigen einführen. Das ist nun das Gegenteil einer sachlich richtigen Steuerpolitik. Sie, Herr Kollege Scharping, haben doch in der vergangenen Woche gesagt, man solle nun schnell einen Gesetzentwurf machen, um Steuerschlupflöcher zu schließen. Um Himmels willen, warum haben Sie ihn denn im Vermittlungsverfahren verhindert?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Unterschied ist doch sehr einfach. Wir haben gesagt: Steuerschlupflöcher schließen, um Steuersätze zu senken. Sie haben das verhindert und sagen jetzt: Steuerschlupflöcher schließen, ohne Steuersätze zu senken. Ein paar Tage danach sind Sie ja zurückgepfiffen worden. Das sind merkwürdige Sitten; Herr Hörster, das fangen wir bei uns nicht an, das ist klar.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich habe die Agenturmeldung vom 1. Oktober vorliegen, daß die SPD vorerst keinen eigenen Entwurf zu einem Gesetz zur Schließung von Steuerschlupflöchern vorlegen wird, wie es der Fraktionschef Scharping in der vergangenen Woche angekündigt hatte,

    (Rudolf Scharping [SPD]: Vorsicht! Vorsicht!)

    weil der Fraktionsgeschäftsführer Struck am Mittwoch erklärt hat, dazu müßten die Vorstellungen der SPD in diesem Bereich konkretisiert werden. Dazu seien aber noch Beratungen im SPD-Präsidium und mit den SPD-regierten Ländern notwendig.
    Dazu braucht man doch gar nichts weiteres zu sagen. Es ist doch klar: Auch dies wird Lafontaine blokkieren. Das besagt die Erklärung von Struck; so einfach ist das.


Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege Dr. Schäuble, gestatten Sie dem Kollegen Conradi eine Zwischenfrage?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich möchte gerne den Gedanken zu Ende führen, Herr Präsident. - Herr Scharping, wenn wir Bewegung erreichen wollen, dann können wir es nicht so machen, wie Sie es heute versucht haben. Vielmehr müssen wir dann darüber reden, was in diesem Lande wirklich an strukturellen Reformen notwendig und möglich ist. Erst dann werden diese Debatten dazu führen, daß wir mehr Beschäftigung - oder jedenfalls die Rahmenbedingungen für mehr Beschäftigung - erreichen.
    Bitte sehr.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Hans Büttner [Ingolstadt] [SPD]: Machen Sie doch den ersten Schritt!)