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    Plenarprotokoll 13/189 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 189. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. September 1997 Inhalt: Benennung des Abgeordneten Werner Lensing als Mitglied im Kuratorium des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung 17095 A Erweiterung der Tagesordnung 17095 A Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) . . 17095 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 17095 B Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 17095 C, 17125 C Norbert Formanski SPD 17097 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 17098 A Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 17099 B, 17125 A Dankward Buwitt CDU/CSU 17102 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17105 B Ernst Hinsken CDU/CSU 17106 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17108 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . 17109 A, 17128 C Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 17109 C, 17126 A Rolf Kutzmutz PDS 17113 A Rolf Schwanitz .SPD 17114 D Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 17116 D,17120 D Dr. Christa Luft PDS 17120 A Otto Schily SPD 17120 C Ernst Schwanhold SPD . . . . 17122 A, 17127 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . 17127 A, 17154 A Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17130 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 17131 B, 17138 B Rudolf Dreßler SPD 17134 B, 17138 B Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . 17135 B Dr. Gisela Babel F.D.P 17136 B, 17150 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17138 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 17139 A Rudolf Dreßler SPD 17139 C Ottmar Schreiner SPD 17140 C Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17142 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU . 17142 D, 17152 B Manfred Grund CDU/CSU . . 17144 A, 17153 A Dr. Gisela Babel F.D.P 17145 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17145 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 17147 C Ottmar Schreiner SPD 17149 A Dr. Hermann Kues CDU/CSU 17154 C Zusatztagesordnungspunkt 5: - Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Drucksachen 13/ 1685, 13/8488) . 17156 A - Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 GG) (Drucksachen 13/8340, 13/8488) 17156A Hansgeorg Hauser, Parl. Staatssekretär BMF 17156B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . 17157 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 17157 C Hans Michelbach CDU/CSU 17158 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17160 A Gisela Frick F.D.P 17160 D Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 17161 C Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 17162 B Detlev von Larcher SPD 17162 D Namentliche Abstimmung 17163 C Ergebnis 17173 A Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 17163 C Doris Odendahl SPD 17166 C Edelgard Bulmahn SPD 17168 A Steffen Kampeter CDU/CSU 17170 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17175 B Jürgen Koppelin F.D.P. 17176 A, 17199 B, 17203 B Dr. Karlheinz Guttmacher F.D.P. . . . . 17177 B Dr. Ludwig Elm PDS 17178 B Tilo Braune SPD 17179 C Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 17181 A Christel Hanewinckel SPD 17184 C Wilfried Seibel CDU/CSU 17186 C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17189 A Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P. 17190 B Dr. Edith Niehuis SPD 17190 D Rosel Neuhäuser PDS 17191 D Siegrun Klemmer SPD 17192 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 17195 A Horst Sielaff SPD 17197 C Albert Deß CDU/CSU 17198 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 17200 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17202 D Jochen Borchert CDU/CSU 17204 A Günther Bredehorn F.D.P. 17204 D Dr. Günther Maleuda PDS 17206 A Ilse Janz SPD 17207 A Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 17208 C Gerhard Rübenkönig SPD 17210 D Roland Sauer (Stuttgart) CDU/CSU . . 17212 C Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 17215 A Jürgen W. Möllemann F.D.P. . . . . . 17216 C Dr. Ruth Fuchs PDS 17217 C Waltraud Lehn SPD 17218 B Nächste Sitzung 17220 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 17221* A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgit Homburger (F.D.P.) zur Abstimmng über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 GG) (Zusatztagesordnungspunkt 5) 17221* C Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Otto Graf Lambsdorff (F.D.P.) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 GG) 17221* D 189. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 11. September 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 11. 9. 97 ** Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 11. 9. 97 ** 90/DIE GRÜNEN Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 11. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 11. 9. 97 * * Friedhoff, Paul K. F.D.P. 11.9. 97 Günther (Duisburg), Horst CDU/CSU 11. 9. 97 Irmer, Ulrich F.D.P. 11. 9. 97 ** Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 11. 9. 97 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 11. 9. 97 Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 11. 9. 97 Marx, Dorle SPD 11. 9. 97 Müller (Düsseldorf), SPD 11. 9. 97 Michael Dr. Probst, Albert CDU/CSU 11. 9. 97 * Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 11. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 11. 9. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 11. 9. 97 Schloten, Dieter SPD 11. 9. 97 ** Schmidt (Aachen), Ulla SPD 11. 9. 97 ** Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 11. 9. 97 ** Schmidt (Salzgitter), SPD 11. 9. 97 ** Wilhelm Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 11. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Sebastian, Wilhelm Josef CDU/CSU 11. 9. 97 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 11. 9. 97 Terborg, Margitta SPD 11. 9. 97 * Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 11. 9. 97 Vosen, Josef SPD 11. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 11. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 11. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgit Homburger (F.D.P.) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 GG) (Zusatztagesordnungspunkt 5) Ich begrüße, daß es aufgrund des langjährigen Drucks, insbesondere der Freien Demokratischen Partei, nun endlich gelungen ist, Konsens darüber zu erzielen, daß die Gewerbekapitalsteuer als Substanzsteuer unnötig Arbeitsplätze belastet und abgeschafft werden muß. Ich bedauere, daß es noch keinen parteiübergreifenden Konsens darüber gibt, daß auch die Gewerbeertragsteuer zu einer Doppelbelastung des Gewerbes und damit zu einer unnötigen Belastung von Arbeitsplätzen vor allem in den Bereichen führt, die besonders beschäftigungsintensiv sind. Obwohl ich die Ergänzung des Grundgesetzes, insbesondere im Art. 28, als überflüssig empfinde, stimme ich dem Gesetzentwurf zu, nachdem fraktionsübergreifend in der Begründung des Antrages klargestellt wird, daß die jetzt gefundene Formulierung einer späteren Abschaffung der Gewerbeertragsteuer nicht im Wege steht und daß eine Abschaffung der Gewerbeertragsteuer zu einem späteren Zeitpunkt auch keiner Grundgesetzänderung bedürfte. Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Otto Graf Lambsdorff (F.D.P.) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Art. 28 GG) - Drucksache 13/8488 - Im Hause Görresstraße 34 ist vor Eröffnung der namentlichen Abstimmung nur wenige Male der Signalruf erfolgt, so daß meine Nichtteilnahme an der Abstimmung von mir nicht zu vertreten ist. Hätte ich die Abstimmung rechtzeitig erreichen können, hätte ich mich der Stimme enthalten.
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    Rede von Claudia Nolte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gehört nur mittelbar zu meinem Geschäftsbereich, aber vielleicht darf ich - weil es jetzt um die Familien geht - der Abgeordneten Maria Eichhorn herzlich zum Geburtstag gratulieren.

    (Beifall)

    Für mich war in diesem Haushaltsjahr wichtig, gleichermaßen Prioritäten zu setzen, wichtige Ansätze zu halten und dennoch einen Sparbeitrag leisten zu können, was nach der Natur der Sache nicht leichtfällt.
    Das Gesamtvolumen für mein Ressort beträgt 11,7 Milliarden. Der größte Teil ist, wie all die Jahre schon, gesetzlich gebunden. Der Rückgang um 2,5 Prozent beruht vor allen Dingen auf dem Auslaufen von Übergangsregeln beim Kindergeld und der Minderung beim Ansatz des Unterhaltsvorschußgesetzes.
    Wir haben bei dem Zuzug von Aussiedlern einen deutlichen Rückgang, weiterhin auch weniger Kriegsdienstverweigerungsanträge, wodurch wir Einsparungen von jeweils 27 und 40 Millionen DM haben.
    Auf der anderen Seite ist es mir gelungen, die freiwillige Rückkehr von bosnischen Flüchtlingen auch im nächsten Jahr mit über 12 Millionen DM zu fördern. Es war ursprünglich geplant, dieses Programm nur ein Jahr laufen zu lassen. Aber mir war es wichtig, dieses erfolgreiche REAG-Programm auch darüber hinaus noch fortzusetzen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Ziel meiner Politik besteht darin, mitzuhelfen, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, das von Solidarität, von Wärme und von einem guten Miteinander der Generationen geprägt ist. Ob jung, ob alt, jeder soll die Möglichkeiten haben, sich in dieser Gesellschaft entfalten und einbringen zu können. Dabei können wir Anregungen geben und Signale setzen.
    In der Seniorenpolitik sehe ich einen Schwerpunkt darin, Wohnkonzepte zu entwickeln, die sich an den Bedürfnissen und Lebenslagen älterer Menschen orientieren und dabei ihre Wohnbedingungen und die notwendigen Infrastruktureinrichtungen berücksichtigen. Dem dient das Modellprogramm: „Wohnkonzepte der Zukunft für ein selbstbestimmtes Leben im Alter" , weil wir eben wissen, daß viel auch von der örtlichen Siedlungsstruktur abhängt, ob Menschen in ihrer gewohnten Umgebung, wie sie es wünschen, bleiben können, was Hilfsnetze und Selbstbestimmung bei den Senioren stärkt, private Hilfsnetze aktiviert und damit auch ehrenamtliches Engagement fördert.
    Wir haben gerade im Seniorenbereich in den Seniorenbüros ganz wichtige Ansätze geschaffen, die dazu dienen, daß Seniorinnen und Senioren Anlaufstellen haben, in denen sie sich betätigen und ehrenamtlich engagieren können. Wir fördern zur Zeit 37 dieser Einrichtungen. Aber was ich besonders schön finde, ist, daß sich außerhalb dieses Bundesmodells 50 weitere solcher Büros gebildet haben, was zeigt, daß dies angenommen wird und daß dies ein Impuls ist, der Menschen zusammenführt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Was bei solchen Bundesmodellen oft nicht gelang, hier aber sehr erfolgreich gelungen ist, ist, daß auch nach Auslaufen der Bundesförderung, die wir 1998/ 99 vornehmen müssen, die Weiterführung dieser Seniorenbüros zu 90 Prozent auf Dauer abgesichert ist.
    Wie bei den Älteren so ist es auch bei den Jüngeren: Sie wollen sich gesellschaftlich engagieren. Sie wollen sich einbringen und wissen, daß sie gebraucht werden. Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, wie wichtig es für junge Menschen ist, daß sie Bewährungsfelder haben. Auch sie brauchen Ansprechpartner und Unterstützung, wenn sie sich einbringen wollen. Ich denke, optimal sind die Freiwilligen Jahre, die wir dafür geschaffen haben. Es ist richtig, daß wir noch nicht ganz gewährleisten können, daß alle Nachfragen nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Freiwilligen Ökologischen Jahr abgedeckt werden, obwohl wir im nächsten Jahr erstmals über die 10000-Stellen-Grenze kommen werden und wir damit in den letzten vier Jahren das Platzangebot für das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr verdoppelt haben. Ich werde dieses Programm deshalb mit 1,8 Millionen DM aufstocken, so daß wir bei 21,5 Millionen DM sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich den Ländern und den Trägern danken, die an der Erfolgsgeschichte dieser Freiwilligen Jahre mitgewirkt haben. Sie waren dafür notwendig.
    So wie wir erwarten, daß sich junge Menschen für die Gesellschaft engagieren, genauso ist auch die Gesellschaft in der Verantwortung, jungen Menschen Lebensperspektiven zu eröffnen. Dabei stehen Ausbildungs- und Arbeitsplätze ganz oben an. Es ist gar keine Frage: Die beste Jugendpolitik kann die negativen Folgen nicht wegbügeln, die auf Grund von Nichtzurverfügungstellung von Ausbildungsplätzen und den daraus folgenden Konsequenzen entstehen.

    Bundesministerin Claudia Nolte
    Ein junger Mensch darf bei seiner ersten Berührung mit der Erwachsenenwelt nicht die Erfahrung machen, nicht gebraucht zu werden. Deshalb genießt dieses Thema für uns oberste Priorität. Alles, was die Bundesregierung, was Politik in einem dualen Ausbildungssystem für mehr Ausbildungsplätze tun kann, hat sie getan.
    Mein Haus bemüht sich mit einem neuen Projekt der Jugendsozialarbeit darum, gerade schwervermittelbaren Jugendlichen eine Chance zu geben. Denn das ist das Hauptdilemma: Ohne Qualifizierung ist die Chance sehr, sehr gering, späterhin einen Arbeitsplatz zu finden. Wir wissen, daß 80 Prozent aller arbeitslosen Jugendlichen keine Ausbildung haben. Deshalb ist mir das Thema so ernst.
    Ich kann Sie von der Opposition beim besten Willen nicht aus der Verantwortung entlassen. Alles, was Ihnen einfällt, ist eine Ausbildungsplatzabgabe, staatliches System, obwohl wir wirklich genügend Erfahrung haben, gerade aus alten Zeiten, wie hervorragend man seitens des Staates am Markt vorbei planen und fördern kann. Mit Ihrer Dauerblockade im Bundesrat verhindern Sie, daß wir Maßnahmen für mehr Wachstum und Beschäftigung durchsetzen können, wie zum Beispiel die Steuerreform -

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    das war das Thema der letzten Tage -, wo es sich gezeigt hat, daß Sie nicht in der Lage sind, zu erkennen, daß wir dramatische Veränderungen erleben und daß wir darauf mit Veränderungen, mit Reformen, reagieren müssen. Andere Länder machen uns das vor: Sie verbessern ihre Wettbewerbssituation. Es wird Zeit, daß auch wir das tun.
    Deshalb sage ich: Sie tun doch uns keinen Gefallen damit.

    (Siegrun Klemmer [SPD ]: Das ist auch nicht unsere Aufgabe!)

    Vielmehr sollten Sie an die jungen Leute denken,

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: So weit denken sie leider nicht!)

    die eine Ausbildung brauchen. Lassen Sie sich für die jungen Menschen in die Pflicht nehmen, daß wir in den Reformen vorwärtskommen.

    (Dr. Edith Niehuis [SPD]: Das Thema ist ein bißchen verfehlt! Gegenruf des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das paßt Ihnen nicht, weil es stimmt!)

    - Nein, das gehört genau zu diesem Thema, wenn es darum geht, den jungen Menschen Zukunftschancen zu eröffnen.
    Ganz sicher spielt diese Frage auch bei dem anderen vieldiskutierten Thema eine Rolle, nämlich bei der Kinder- und Jugendkriminalität. Auch da wird sehr häufig das Argument Ausbildungs- und Arbeitsplätze angeführt. Ich möchte allerdings davor warnen: Es gibt keine Monokausalität zwischen Jugendarbeitslosigkeit, Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Denn es muß weiterhin gelten: Auch schwierige Lebenslagen sind kein Grund und keine Rechtfertigung für Gewalt und kriminelles Handeln. Es muß jedem klar sein, daß man sich auch in schwierigen Lebenssituationen an das Gesetz halten muß.
    Es gibt inzwischen eine ganze Reihe guter, erfolgreicher Projekte vor Ort, wo es gerade um die Verknüpfung von Jugendhilfe, Polizei und Justiz geht, um Jugendkriminalität zu verhindern. Wir haben beim Deutschen Jugendinstitut eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die die Vielzahl der Einzelmaßnahmen, die es in diesem Bereich inzwischen gibt, evaluieren und sie einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung stellen soll, damit wir nicht doppelt arbeiten müssen.
    Ich habe letzte Woche, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, an Sie gedacht. Ich bin neugierig, was Sie zu den Überlegungen eines Ihrer Kanzlerkandidaten sagen, das Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre herabzusetzen. Ich habe von Ihnen keinen Widerspruch gehört.

    (Katrin Fuchs [Verl] [SPD]: Dann haben Sie aber nicht hingehört!)

    Ich bin sehr neugierig, wie viele Wendungen Sie bis zum 27. September nächsten Jahres noch machen möchten. Ich halte es trotzdem für angemessen, daß auch Sie eine sachliche Debatte in dieser Frage führen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in den letzten Wochen viel darüber gehört, daß Kinder und Jugendliche Täter sind. Die Realität ist aber: Sie sind wesentlich häufiger Opfer. Es muß uns allen ein großes Anliegen sein, ihnen Schutz zu geben. Für mich ist besonders der Schutz vor sexuellem Mißbrauch, Kinderpornographie und Kinderprostitution wichtig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deshalb dränge ich auch auf die notwendige Verschärfung des Sexualstrafrechts. Wir sind uns über die vereinbarten Maßnahmen und die Notwendigkeit dieser Maßnahmen wie schnellere Sicherungsverwahrung, Heraufsetzung von Mindest- und Höchststrafen und schärfere Voraussetzungen für vorzeitige Haftentlassungen einig. Dann lassen Sie uns diese auch schnell verabschieden. Es tut nicht gut, diese an andere Dinge zu knüpfen und es damit eventuell zu verzögern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Für mich ist jedoch klar: Eine Verschärfung des Strafrechts allein genügt nicht. Deshalb habe ich die in meinem Haushalt für Aufklärung und Prävention zur Verfügung stehenden Mittel für 1998 fast verdreifacht. Wir werden schwerpunktmäßig den Aufbau eines Krisentelefonnetzes für Kinder und Jugendliche in den neuen Ländern weiter fördern.

    (Katrin Fuchs [Verl] [SPD]: Kindergärten und Jugendzentren wären sinnvoller!)

    Wir werden verstärkt die Kinderschutzverbände unterstützen und Multiplikatoren in der Jugendarbeit fördern und entsprechende Literatur erstellen.
    Dicht daran angelehnt ist der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt. Mein Haus wird im Rah-

    Bundesministerin Claudia Nolte
    men der nationalen Umsetzung der Aktionsplattform der 4. Weltfrauenkonferenz eine repräsentative Umfrage zu dem Thema „Gewalt gegen Frauen" durchführen. Es gibt hier ein unwahrscheinlich hohes Dunkelfeld.
    Eine Rechtstatsachenuntersuchung zur richterlichen Zuweisung der Ehewohnung bei Getrenntlebenden ist inzwischen in Auftrag gegeben. Ich werde auch das Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt fortführen. Wir werden eine Koordinierungsstelle für Frauenhäuser einrichten. Gerade weil es ein wichtiges Thema ist, müssen konzentriert Maßnahmen erfolgen.
    Entsprechend dem Ziel der nationalen Strategie muß es außerdem gelingen, Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Frauen sind gerade in den neuen Bundesländern immer noch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer; deshalb hier auch unsere besondere Anstrengung, sie auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen. Dem dient vor allen Dingen unser Projekt „Neue Wege der Arbeitsplatzbeschaffung". Wir werden dies unter finanzieller Beteiligung der neuen Länder bis 1998 verlängern.
    Es ist schon ein innovativer Ansatz, hier die Aktivitäten der Wirtschafts- und Strukturpolitik der Landkreise mit frauenpolitischen Orientierungen und Zielsetzungen zu verzahnen, womit wir vor Ort ganz neue Entwicklungsprozesse erleben.
    Gleiche Rechte und gleiche Chancen müssen zum Lebensalltag von Frauen und Männern, in Familie und Beruf und Gesellschaft gehören. Deshalb brauchen wir nicht nur eine akademische Diskussion, die die Fachverbände und die Politik führen - wir brauchen uns nicht überzeugen zu lassen -, sondern wir brauchen darüber eine gesamtgesellschaftliche Debatte. Diese soll unterstützt werden durch unseren Ideenwettbewerb „Frauen gefragt", der sowohl Teil der bundesweiten Kampagne zur Umsetzung der Beschlüsse der 4. Weltfrauenkonferenz als auch Teil dieses Dialogs ist.
    Partnerschaft und Teilhabe ist bei uns nicht ein Thema allein für Frauen. Wir brauchen auch Männer, die sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Dem wird die 6. Gleichberechtigungskonferenz im Januar 1998 dienen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe nie einen Zweifel daran gelassen, daß ein Schwerpunkt meiner Arbeit die Familie ist: die Stärkung unserer Familien, die Förderung und Stärkung ihrer Leistungsfähigkeit. Ich finde, daß der Ansatz richtig ist, daß es vor allen Dingen um die Schaffung eines kinder- und familienfreundlichen Klimas vor Ort geht. Dort leben die Familien, dort werden die Lebensbedingungen von Familien gestaltet und viele Entscheidungen getroffen, die auf die Entfaltungsmöglichkeiten von Kindern und Familien besonderen Einfluß haben.
    Sie wissen, ich habe in diesem Jahr mit den kommunalen Spitzenverbänden den Bundeswettbewerb „Kinder- und familienfreundliche Gemeinde" durchgeführt. Ich fand es sehr beachtlich, was dieser für eine Mobilität in Gang gesetzt hat, wie engagiert vor Ort daran mitgearbeitet worden ist, um gute Beiträge für diesen Wettbewerb zu liefern. Es war mir persönlich in der letzten Woche eine große Freude, hervorragende Konzepte auszeichnen zu können. Ein weiteres Ziel dieses Wettbewerbs hat sich bestätigt: Wir haben daraus einen Meinungs- und Erfahrungsaustausch über kinder- und familienfreundliche Maßnahmen initiieren können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich glaube schon, daß es sich angesichts der dramatischen Veränderungen im Aufbau der Altersstruktur unserer Bevölkerung zunehmend als Standortfaktor für die Kommunen erweisen wird, ob sie ein kinder- und familienfreundliches Klima aufweisen können. Deshalb sind nicht nur der Bund, sondern gerade auch Länder, Kommunen, Schulen, Arbeitgeber, Städteplaner, Vermieter und Architekten gefordert, in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich Familien zu fördern.
    Erziehungsgeld, Erziehungsurlaub und die Anerkennung von Erziehungsjahren in der Rentenversicherung waren und sind weitere wichtige Kernbereiche bei der Unterstützung der Familien. Hierzu zähle ich auch die für 1998 geplante Rentenreform mit der vorgesehenen besseren Anerkennung von Erziehungsleistungen in der Rente.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Erwerbsarbeit und Familienarbeit sind gleichwertig. Dieser Vorgabe dient das Ziel der 100prozentigen Anrechnung der Erziehungsjahre.
    Mit dem neuen Familienleistungsausgleich entlasten wir Familien jetzt um jährlich 13 Milliarden DM zusätzlich. Wir werden in diesem Jahr rund 50 Milliarden DM im Rahmen von Kindergeld und Kinderfreibeträgen aufwenden.
    Ohne Zweifel, liebe Kolleginnen und Kollegen - das geht mir nicht anders als anderen auch -, fällt mir in diesem Zusammenhang vieles ein, was man in meinem Ressortbereich noch alles machen könnte, wenn man Geld hätte.

    (Lachen der Abg. Hanna Wolf [München] [SPD])

    Ich finde aber, wir können uns nicht der Tatsache verschließen, daß man in Zeiten, wo nicht soviel Geld da ist, sparsam haushalten muß, um eben nicht auf Kosten nachwachsender Generationen zu leben. Sparen bedeutet, daß man nicht alles, was man sich in einem engen zeitlichen Rahmen gewünscht hätte, verwirklichen kann. Ich erinnere nur an die Erhöhung der Einkommensgrenzen beim Erziehungsgeld, die notwendig ist und die ich gerne gesehen hätte. Ich sehe hier Handlungsbedarf, sobald wieder finanzielle Spielräume vorhanden sind.
    Mich ärgert in diesem Zusammenhang aber schon maßlos, was ich hier manchmal an Heuchelei von Ihnen von der SPD erfahre.

    (Dr. Edith Niehuis [SPD]: Mäßigen Sie sich! Hanna Wolf [München] [SPD]: Ihre ganze Rede ist nichts anderes als Heuchelei!)


    Bundesministerin Claudia Nolte
    Gerade in diesem Rahmen wird hier immer wieder gefordert, die Einkommensgrenzen und das Erziehungsgeld zu erhöhen und was weiß ich nicht alles. Sie stellen hier Forderungen an den Bund auf, aber in den Ländern, in denen Sie Verantwortung tragen, kürzen Sie entweder das Landeserziehungsgeld oder schaffen es wie in Rheinland-Pfalz gleich ganz ab. Das finde ich schlicht und ergreifend unredlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Christel Hanewinckel [SPD]: Landeserziehungsgeld ist etwas anderes als Bundeserziehungsgeld!)

    Wenn gespart werden muß, muß man es ehrlich bekennen. Man kann nicht auf der einen Seite Forderungen aufstellen und sagen, daß man es machen muß, und auf der anderen Seite klammheimlich die Leistungen an die Familien zurückschrauben. Das ist schlicht und ergreifend unredlich.

    (Arne Fuhrmann [SPD]: Das haut uns wieder völlig aus dem Rahmen!)

    Auch in der Haushaltsdebatte ist das ja deutlich geworden: In der Generalaussprache und gegenüber dem Finanzminister sagen Sie noch, wir nähmen zu viele Schulden auf und sparten zu wenig. In den Beratungen der einzelnen Ressorts - so verlief es jedenfalls an den letzten beiden Tagen - wird dann der jeweilige Fachminister dafür kritisiert, daß er zu viel einspart. Ich denke, daß diese Taktik nicht aufgeht und die Bürgerinnen und Bürger das erkennen werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Auch hier gilt: Für Familien ist das Erwerbseinkommen die Haupteinnahmequelle. Man kann es durch keine staatlichen Transferleistungen irgendwo ersetzen. Deshalb ist es so entscheidend, daß wir Rahmenbedingungen dafür schaffen, daß Familien wieder mehr Chancen haben, um ihren eigenen Unterhalt zu erwirtschaften, und daß wir mehr Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Dazu brauchen wir niedrigere Steuern und niedrigere Abgaben.

    (Dr. Edith Niehuis [SPD]: Das nach 14 Jahren!)

    Deshalb schadet Ihre Blockadepolitik im Bundesrat den Interessen der Familien.

    (Beifall bei der CDU/CSU Dr. Edith Niehuis [SPD]: Warum sind denn die Abgaben so hoch?)

    Ich kann nur hoffen, daß Sie diese destruktive Haltung gerade um der Familien willen aufgeben.

    (Ilse Janz [SPD]: 17 Steuererhöhungen! Wer hat die denn gemacht? Der Weihnachtsmann oder Ihre Regierung?)

    Ich fürchte nur, daß wir damit nicht viel Erfolg haben werden. Wir werden aber dafür sorgen, daß die Menschen es erfahren.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Kollegin Christel Hanewinckel, SPD.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christel Hanewinckel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Vielen Menschen in unserer Gesellschaft geht es gut. Aber es gibt Menschen, die Hilfe und Förderung brauchen und die einen Anspruch auf Chancengleichheit haben. Hierfür zu sorgen ist die zentrale Aufgabe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Die SPD hat stets davor gewarnt, dieses Ressort zu einer Alibiveranstaltung verkommen zu lassen. Unsere Befürchtungen sind eingetreten. Es gibt kaum Fortschritte für die Zielgruppen dieses Ressorts, dafür aber an vielen Stellen Rückschritte.
    Zur gegenwärtigen Lage. Die Bilanz der Jugendpolitik ist bedrückend. In der Shell-Studie steht: Die gesellschaftliche Krise hat die Jugend erreicht. Das größte Problem für die Jugendlichen ist die fatale Situation bei den Ausbildungsplätzen und die drohende Arbeitslosigkeit danach. Die Bundesregierung und die Wirtschaft tragen die Verantwortung dafür, daß für viele Jugendliche der erste Schritt ins Berufsleben mit der Arbeitslosigkeit beginnt.
    Mit dem Schlagwort „Vorfahrt für die Jugend" ist es nicht getan. Niemand kann der Jugend Werte glaubhaft vermitteln, wenn die jungen Leute spüren müssen, daß man sie nicht für wertvoll hält, und wenn die Aktien höher im Kurs stehen als die Jugendlichen. So wird zunehmende Gewaltbereitschaft erklärbar. Aber nicht nur die Jugend nimmt Schaden; das schadet unserer Gesellschaft insgesamt und schmälert auch unsere wirtschaftlichen Perspektiven.
    Die Reaktion der Jugendministerin darauf: Appelle und lautes Nachdenken, ob man die Vergabe von Aufträgen an Unternehmen an deren Ausbildungsbereitschaft koppeln sollte, - wie wir in der vorigen Debatte gehört haben - eine alte Forderung der SPD. Aber die Frau Ministerin ließ sich prompt vom Bildungsminister zurückpfeifen. Daß es nun doch eine Bevorzugung ausbildender Betriebe geben soll, hat das Kabinett beschlossen. Ich bin sehr gespannt, was am Ende dabei herauskommt.
    Meine Damen und Herren, die Frauen fragen sich: Wann wird endlich die Ergänzung von 1994 in Art. 3 des Grundgesetzes umgesetzt? Tatsächlich werden nämlich die Frauen zunehmend aus dem Arbeitsmarkt ausgegrenzt, müssen außerdem Einbußen bei der Rente und durch die Gesundheitsreform hinnehmen.
    Die Familien schließlich tragen die Lasten der knappen Kassen, und die sogenannte Seniorenpolitik ist aus diesem Haus auf Herrn Blüm übergegangen.
    Die Ministerin beteiligt sich an der Politik zu Lasten derer, die sie eigentlich zu vertreten hat. Schauen wir uns den Etat des Ministeriums und die Kompetenzen von Frau Nolte an, dann wird deutlich: Frau Nolte muß mithelfen, die Politik dieser Bundes-

    Christel Hanewinckel
    regierung zugunsten der Gutgestellten zu kaschieren; das ist ihre Hauptaufgabe.

    (Hans-Ulrich Köhler [Hainspitz] [CDU/ CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)

    - Sie werden gleich hören, wo das überall stimmt.
    Die Gesetzentwürfe der Bundesregierung zur Steuerreform sind eine familien- und frauenpolitische Nullnummer. Statt die Familien zu fördern, das Kindergeld, wie es notwendig wäre, auch 1998 zu erhöhen, wird weiterhin mit Milliarden die Hausfrauenehe subventioniert. Von Frau Nolte sind keine Gegenkonzepte und nicht einmal laute Proteste zu hören. Sie schweigt, wenn Familien, ältere Menschen, Frauen und Jugend benachteiligt werden, während die mit den dicken Taschen wie Hamster immer noch mehr erhalten.

    (Erika Reinhardt [CDU/CSU]: Die alte Neiddebatte!)

    Die Folgen lassen sich nicht mehr verdecken.
    Die Armut in der Bundesrepublik und insbesondere in den neuen Bundesländern nimmt zu. Vor allem in den östlichen Bundesländern zeigt sich ein bedrückendes Bild. „Menschen im Schatten" - so haben die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie ihre Untersuchung vom Mai 1997 genannt. Schwarz auf weiß wird hier die alarmierende Situation in den neuen Ländern dokumentiert. Auch wenn der größere Teil der Bevölkerung eine Verbesserung der Lebensbedingungen erreicht hat, muß eine rapide steigende Zahl von alleinerziehenden Frauen, Familien mit mehreren Kindern und jungen Menschen von Sozialhilfe leben. Sie bilden eine neue Schicht von entmutigten Menschen. Sie werden durch diese Bundesregierung hilfsbedürftig gemacht und damit aus der Gesellschaft ausgegrenzt.
    Wie sieht es nun mit Frau Noltes Zusagen und Versprechungen aus? Frau Ministerin, zu Beginn dieser Legislaturperiode haben Sie zum Beispiel angekündigt, die Einkommensgrenzen beim Erziehungsgeld anzuheben. Sie wollten 1995 den Zustand von 1986 wieder erreichen. Damals, bei der Einführung des Erziehungsgeldes - ich erinnere Sie -, erhielten noch fast neun von zehn der jungen Eltern das volle Erziehungsgeld. Heute sind es höchstens noch vier von zehn. Nun legen Sie den Haushalt für 1998 vor, und es zeigt sich: In dieser Legislaturperiode werden die Einkommensgrenzen für das Erziehungsgeld nicht erhöht werden; denn in diesem Titel ist nichts von Ihnen vorgesehen. Sie haben einen der wenigen Bereiche, in denen Sie eine Gesetzgebungskompetenz haben, einfach nicht genutzt.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Wollen Sie die Schulden erhöhen?)

    Frau Ministerin, Sie haben außerdem in Ihrer Rede zum Haushalt 1995 öffentlich versprochen, Verbesserung beim Unterhaltsvorschuß für Alleinerziehende zu erreichen und für eine familienfreundliche Anpassung des Wohngeldes zu sorgen. Nichts davon haben Sie eingehalten. Heute reden Sie nur noch davon, Sie wollten mithelfen. Ich denke, Sie sind Ministerin und haben etwas zu entscheiden und zu sagen. Von „Mithelfen" kann dann nicht die Rede sein, wenn es darum geht, Veränderungen in diesem Lande wirklich herbeizuführen.
    Ihr Argument - wer soll das bezahlen? - sticht einfach nicht. Bekämpfen Sie die immer unverschämtere Steuerhinterziehung, stopfen Sie endlich die Steuerschlupflöcher und beseitigen Sie vor allen Dingen die Steuerungerechtigkeit!

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Sie werden dann Finanzmittel haben, um das Kindergeld zu erhöhen, um das Erziehungsgeld zu retten und um die Kinder von Alleinerziehenden finanziell zu sichern.
    Ich habe noch nicht herausgefunden, ob es Frau Nolte mehr an Ideen oder an Durchsetzungskraft mangelt.

    (Hanna Wolf [München] [SPD]: An beidem!)

    Auch Ihr Haus scheint in dieser schwierigen Lage nicht helfen zu können. Jetzt veranstalten Sie wieder und wieder öffentliche Wettbewerbe, um zum Beispiel frauenpolitische Ideen an Land zu ziehen. Manchmal erinnert mich das an Zeiten der DDR, an die berühmte Messe der Meister von morgen.

    (Heiterkeit bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der PDS)

    Schmücken Sie sich nicht mit fremden Federn der familienfreundlichen Betriebe oder Gemeinden! Nehmen Sie die Feder in die Hand, schreiben Sie Ihren Haushalt neu! Oder noch besser: Geben Sie die Feder aus der Hand!
    Mit Ideen kann Ihnen die SPD-Fraktion schnell und zuverlässig helfen. Daran ändern auch Ihre Sprüche von der Blockadepolitik nichts. Unsere Konzepte liegen auf dem Tisch. Ich nenne nur als Beispiele: Elterngeld und Elternurlaub, eigenständige soziale Sicherung der Frau, Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit, Umlagefinanzierung von Ausbildungsplätzen, Ausweitung der Frauenförderung auf die Wirtschaft und ein Renten- und Steuerkonzept, das Frauen und Familien nicht benachteiligt.
    Aber Frau Nolte tut ja selbst dann nichts, wenn es nichts kostet. Sie machen nicht einmal den Versuch, durch konzeptionelle Sacharbeit in den eigenen Reihen etwas zu bewegen und öffentlich auch da zu überzeugen, wo es nichts kostet. Sie sind nicht bereit, mit uns zusammen die körperliche und seelische Gewalt gegen Kinder zu ächten, wenn sie von Eltern ausgeht. Wie soll ein Kind eigentlich zwischen erlaubten und unerlaubten Schlägen und Bedrohungen unterscheiden können? Kämpfen Sie doch mit uns für ein Züchtigungsverbot! Das wäre eine we-

    Christel Hanewinckel
    sentliche Präventionsmaßnahme gegen die Gewalt in der Gesellschaft.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Beziehen Sie mit uns die geringfügig Beschäftigten in die Sozialversicherung ein! Betroffen sind vor allem Frauen, besonders die Frauen, die dank Ihres Arbeitsförderungsgesetzes keine Förderung mehr erfahren. Das wäre eine Maßnahme, die eine mittelbare Diskriminierung von Frauen unmittelbar beseitigen würde. Sie hätte vor allen Dingen den Charme, daß sie die Bundesregierung nichts kostet und hätte zudem den Vorteil, die notleidenden Kassen Ihres Kollegen Arbeitsministers etwas aufzubessern.
    Die Behauptung, daß die Frauen ohne Sozialversicherung nur ein bißchen hinzuverdienen wollen, bleibt ein Märchen. Vielmehr haben sie oft überhaupt keine andere Wahl. Die Rechnung müssen sie dann später bezahlen, wenn sie durch die immer größer werdenden Löcher des sozialen Netzes fallen.
    Zugegeben: Die Kompetenzen des Ministeriums könnten größer sein. Es gibt aber Bereiche, wo die Ministerin und die Bundesregierung bei sich selbst anfangen könnten. Aber noch nicht einmal das geschieht. Drei Jahre nach Inkrafttreten des Frauenfördergesetzes, das einstmals als Durchbruch in der Frauenförderung gefeiert wurde, haben noch immer nicht alle Bundesministerien einen Frauenförderplan, obwohl sie dazu verpflichtet wären. Ausgerechnet ihre Vorgängerin und Urheberin des Frauenfördergesetzes, Frau Merkel, hat noch keinen solchen Plan in ihrem jetzigen Ressort. Seit Inkrafttreten des Frauenfördergesetzes ist dort der Frauenanteil in den Leitungspositionen sogar gesunken. Auch im Amt des Herrn Bundeskanzlers, der gerne die Frauenförderung auf seine Fahnen schreibt, ist bis heute kein Frauenförderplan in Kraft.
    Frau Ministerin, fordern Sie endlich die Erfüllung der gesetzlichen Verpflichtung bei Ihren Kabinettskollegen ein! Ziehen Sie endlich die Konsequenzen aus den Erfahrungen, die Sie in den Ministerien und auch in Ihrer Partei machen mußten! Sie sind an der Reihe, und es ist an der Zeit, daß Sie endlich die Quote einführen; denn ohne Quote gibt es keinen Fortschritt.
    Wir sind weit von einer Gesellschaft entfernt, die den Kindern und Jugendlichen faire Zukunftschancen einräumt, Familien schützt, der älteren Generation die erfOrderliche Würdigung ihrer Lebensleistung und Sicherung bietet und die berufliche sowie persönliche Entwicklungschancen für Frauen und Männer gerechter verteilt. Der Umbau von der männlichen zur menschlichen Gesellschaft steht weiterhin aus.
    Frau Nolte, Sie haben sich mit diesen Ungerechtigkeiten längst arrangiert. Ich empfinde Ihr Nichtstun als eine weitere Zumutung für unsere Demokratie.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)