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ID1318712600

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    Plenarprotokoll 13/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Inhalt: Nachträgliche Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Anke Fuchs (Köln), Dr. Uwe-Jens Heuer, Otto Schily, Walter Link (Diepholz), Dr. Jürgen Rochlitz, Heinrich Graf von Einsiedel und Detlef Kleinert (Hannover) 16865 A, B Wahl eines Mitglieds im Beirat beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR 16865 B Erweiterung der Tagesordnung 16865 C Absetzung des Punktes 2 von der Tagesordnung 16865 D Nachträgliche Ausschußüberweisung . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) 16866 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 16866 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1998 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/8199) 16866 A d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Haushaltsrechts von Bund und Ländern (Haushaltsrechts-Fortentwicklungsgesetz) (Drucksache 13/8293) . 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Oswald Metzger, Antje Hermenau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BONDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine umfassende Haushalts- und Finanzreform: Transparenz, Wirtschaftlichkeit und parlamentarische Kontrolle (Drucksache 13/8472) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/8178, 13/8326, 13/8465, 13/8466) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/8177, 13/8179, 13/8465, 13/8467) 16866 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16866 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 16874 C Paul Breuer CDU/CSU 16883 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 16884 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16890 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 16893 B Dr. Christa Luft PDS 16897 A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16898 B Dr. Barbara Höll PDS 16898 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU 16900 D Joachim Poß SPD 16903 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 16905 C Anke Fuchs (Köln) SPD 16907 A Jürgen Koppelin F.D.P 16910 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 16912 C Susanne Jaffke CDU/CSU 16913 D Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 16915 A Hans Georg Wagner SPD 16917 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16919 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16921 C Horst Friedrich F.D.P. 16923 A Dr. Winfried Wolf PDS 16924 B Elke Ferner SPD 16925 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 16927 D Anke Fuchs (Köln) SPD 16930 A Dr. Liesel Hartenstein SPD 16930 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 16932 C Dr. Barbara Hendricks SPD 16933 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16934 D Birgit Homburger F D P. 16936 B Eva Bulling-Schröter PDS 16937 C Eckart Kuhlwein SPD 16938 C Birgit Homburger F D P. 16939 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16940 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 16942A Angelika Mertens SPD 16945 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 16946A Gert Willner CDU/CSU 16947 B Freimut Duve SPD 16948 A Achim Großmann SPD . . . 16949C, 16953 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16950 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 16952 C Klaus-Jürgen Warnick PDS 16954 B Dieter Maaß (Herne) SPD 16955 C Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch . . 16924 A Nächste Sitzung 16956 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16957* A 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 9. 9. 97 ** Behrendt, Wolfgang SPD 9. 9. 97 * Bindig, Rudolf SPD 9. 9. 97 * Borchert, Jochen CDU/CSU 9. 9. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 9. 9. 97 ** 90/DIE GRÜNEN Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 9. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 9. 9. 97 ** Friedhoff, Paul K. F.D.P. 9. 9. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 9. 9. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 9. 9. 97 Hornung, Siegfried CDU/CSU 9. 9. 97 * Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 9. 9. 97 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 9. 9. 97 Marx, Dorle SPD 9. 9. 97 Mattischeck, Heide SPD 9. 9. 97 (B) Neumann (Berlin), Kurt fraktionslos 9. 9. 97 Neumann (Bramsche), SPD 9. 9. 97 Volker Dr. Probst, Albert CDU/CSU 9. 9. 97 * Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 9. 9. 97 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 9.9.97 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schloten, Dieter SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Aachen), Ulla SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Fürth), CDU/CSU 9. 9. 97 ** Christian Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 9. 9. 97 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 9. 9. 97 Dietmar Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 9. 9. 97 Christian Sebastian, Wilhelm CDU/CSU 9. 9. 97 Josef Terborg, Margitta SPD 9. 9. 97 * Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 9. 9. 97 Tippach, Steffen PDS 9. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 9. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 9. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus-Jürgen Warnick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Den letzten Satz von Herrn Braun will ich gern aufnehmen: Für öffentliche Sitzungen bin ich sehr zu haben.
    Nun zur Rede. Als unser aller Bauminister am vorigen Donnerstag in Berlin die Ergebnisse seines dreijährigen Wirkens vorstellte, präsentierte er voller Stolz eine aus seiner Sicht hervorragende Bilanz.

    (Dr. Klaus Röhl [F.D.P.]: Mit Recht!)

    Aus meiner Sicht hat er wieder einmal vergessen, die rosarote Brille abzusetzen.

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Er hätte ja Ihre leihen können!)

    Dabei meine ich, vorhin die Forderung nach fairer Differenzierung in der Bewertung gehört zu haben.
    Nun kann man ihm nicht absprechen, daß einiges von dem, was er als Erfolg der Bundesregierung verkauft, tatsächlich zur Verbesserung des Wohnungsangebotes beigetragen hat. Doch das ist wie immer nur die halbe Wahrheit. Die vielen Millionen Menschen, die sich mit den Schattenseiten seiner Politik herumschlagen müssen, würden den Klang seiner Siegesfanfaren wohl auch empfindlich stören.
    Die Verlierer bundesdeutscher Gesetzgebung haben im Bauminister jedenfalls keinen Anwalt ihrer Interessen, und der Verlierer gibt es viele - seien es die Hunderttausende von Mieterinnen und Mietern, deren Wohnungen der Deutschbau, der Frankfurter Siedlungsgesellschaft, der Bahn, der Post, der Bundeswehr oder - im Osten - der TLG gehörten und zum Verkauf anstehen bzw. oft unter Preis an kaufkräftige Investoren verhökert wurden;

    (Widerspruch bei der F.D.P.)

    seien es die Menschen, deren Hunderttausende Wohnungen immer noch der Zwangsprivatisierung nach Altschuldenhilfegesetz unterliegen

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Das sind Töne!)

    und die schon seit vielen Jahren die bange Frage stellen, welcher Zwischenerwerber sich an ihren Wohnblöcken auf ihre Kosten gesundstoßen werde; seien es die vielen Wohngeldempfänger im Westen unseres Landes, denen trotz vollmundiger Töpferischer Versprechungen das Wohngeld indirekt immer weiter gekürzt wurde; seien es die immer noch über 1 Million Bürger Ostdeutschlands, die als verbliebene Opfer des verheerenden Prinzips Rückgabe vor Entschädigung auch nach sieben Jahren Einheitsversuch in unsicheren Wohn- und Nutzungsverhältnissen leben müssen, die Mieterinnen und Mieter, die vor allem im Altbaubestand großer Städte in Wohnungen leben, in die auf Grund eines Restitutionsantrages seit 1990 keine müde Mark für dringend notwendige Instandhaltung geflossen ist. Alles versehentlich vergessen, Herr Töpfer?
    Aber Sie bevorzugen wohl, sich auf die Seite der Gewinner zu schlagen - Gewinner wie die kapitalkräftigen Banken und Immobiliengesellschaften, wie die westdeutschen Rechtsanwälte, Ärzte und Vermögensberater, die mit mehr als großzügigen Steuergeschenken à la Sonder-MA Ost am Markt vorbei superteure Villenviertel in den sächsischen oder brandenburgischen Boden geknallt haben: mit zweistelligem Milliardenaufwand steuerfinanzierter Leerstand. Kein Wort in des Bauministers Erfolgsstory zu den 452 000 Wohnungen, die in Ostdeutschland leerstehen und die in starkem Kontrast zu den Neubauzahlen von insgesamt nur 375 000 Wohnungen im Zeitraum von 1991 bis 1995 stehen.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Das aus PDS-Mund!)

    Dies alles nicht zu sehen und nicht zu sagen, trotz unbestreitbarer Verbesserungen der Wohnqualität bei einem Teil - ich betone: bei einem Teil - der Bevölkerung, ist entweder fehlender Realitätssinn oder bewußte wahltaktische Schönfärberei.
    Auch der Haushaltsansatz für 1998 läßt wohnungspolitisch nichts Gutes erahnen. Weiter verschlechterte Bedingungen für den sozialen Wohnungsbau, mangelhafte Finanzausstattung der Städte und Ge-

    Klaus-Jürgen Warnick
    meinden sowie massenhafter Verlust von Mietpreis-und Belegungsbindungen bei Sozialwohnungen sprechen eine deutliche Sprache.
    Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau, eine töpfersche Tradition seit seinem Amtsantritt, sollen erneut radikal reduziert werden. Aus unserer Sicht wäre statt dessen eine Erhöhung notwendig gewesen.
    Das Thema Wohngeld hat sich mittlerweile zum Trauerstück dieser Regierung entwickelt - wir sind heute schon mehrfach darauf eingegangen - und steht stellvertretend für die vielen anderen gebrochenen Versprechungen. Obwohl sich jeder Haushaltslaie an Hand der bisher vorliegenden Daten mühelos ausrechnen kann, daß die Ansätze für das Wohngeld auch 1998 nicht ausreichend sind, lügt sich die Koalition wieder in die eigenen Finanzen.
    Daß ich bei 2,515 Milliarden DM, die per 31. August 1997 für das Wohngeld aufgebracht werden mußten, zum Ende des Jahres bei knapp 3,8 Milliarden DM lande, kann selbst ein mathematisch nicht besonders begabter Grundschüler schnell ermitteln. Da reichen die avisierten 3,5 Milliarden DM für 1998 nie aus. Oder wollen Sie uns allen Ernstes erklären, daß für das nächste Jahr weniger Wohngeld benötigt wird, weil die Zahl der Arbeitslosen und der Sozialhilfeempfänger spürbar zurückgeht? Wir würden es den Betroffenen von Herzen wünschen.
    Die traurige Wahrheit ist, daß die Zahl der wohngeldberechtigten Menschen durch Ihre verfehlte Politik eher weiter steigen wird; es sei denn, Sie verringern die Zahl der Anspruchsberechtigten durch eine Verschlechterung der Wohngeldregelungen, was genau das Gegenteil von dem wäre, was Sie seit Jahren versprechen.
    Wir lehnen Ihr Modell der Haushaltssanierung durch den krampfhaften und hektischen Verkauf von möglichst auch der letzten bundeseigenen Wohnung strikt ab. Mit solchen völlig untauglichen Instrumenten die Lücken im Haushalt 1997 und 1998 wenigstens oberflächlich zu stopfen, ist wohnungspolitisch mehr als unsinnig und hinterläßt eine schwere Hypothek für die Zukunft.
    Zum Bonn-Berlin-Umzug möchte ich auf Grund der knappen Zeit nur zwei Sätze sagen. Wir fordern weiter einen möglichst schnellen und sparsamen Umzug. Trotzdem und deshalb sehen wir verschiedene Einsparmöglichkeiten, über die wir in den Ausschußberatungen reden müssen.
    Natürlich stellt sich wie immer die Frage der Finanzierbarkeit unserer Forderungen. Die Lösung kann nicht im Einzelplan 25 gesucht und gefunden werden; sie kann nur in einem völlig anderen Grundansatz der Verteilung des produzierten Reichtums durch eine radikal veränderte Steuerpolitik bestehen.
    Sollten unsere Änderungsvorschläge keine Mehrheit finden, was uns natürlich maßlos verwundern würde, lehnen die demokratischen Sozialisten den Einzelplan 25 aus den vorgenannten Gründen ab.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der PDS Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Weder demokratisch noch sozialistisch!)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dieter Maaß.

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    Rede von Dieter Maaß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In Ihrer Begründung zum Nachtragshaushaltsgesetz 1997 weist die Bundesregierung auf die anhaltende Investitionsschwäche hin. Doch anstatt Anreize für Investitionen zu geben, erreicht sie mit dem vorliegenden Haushaltsentwurf 1998 genau das Gegenteil. Damit kommen wir zu einer anderen Bewertung als Sie, Herr Minister Töpfer.
    Der vorliegende Entwurf des Einzelplanes 25 ist ein Beweis dafür. Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau werden um weitere 30 Prozent im Jahr 1998 gekürzt. Insgesamt geht die Förderung von 2,01 Milliarden DM auf weniger als 1,4 Milliarden DM zurück. Es ist die konsequente Fortsetzung einer Politik, die auf die Abschaffung des sozialen Wohnungsbaus zusteuert. Dies wird mit uns nicht zu machen sein.

    (Beifall bei der SPD)

    1993 stellte der Bund noch 4 Milliarden DM zur Verfügung; für dieses Jahr war es nur noch die Hälfte, wobei Sie gegen unseren Protest das Treuhandvermögen des Bergarbeiterwohnungsbaus dem Bund übertrugen. Die Rücknahme der Fördermittel hat zur Folge, daß viele Menschen in unserem Land benachteiligt werden, die aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, sich auf dem Wohnungsmarkt zu versorgen. Mit sozialer Gerechtigkeit hat diese Politik wirklich nichts mehr zu tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie dem sozialen Bereich schon so wenig Beachtung schenken, müssen Sie doch zumindest den Investitionen den Vorrang geben. Doch nach Angabe des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes gingen die Bauaufträge im ersten Quartal um sieben Prozent zurück, insgesamt ein Minus an Bauinvestitionen von 2,5 Prozent. Die Auswirkungen sind: 60 000 bis 80 000 Bauarbeiter verlieren in diesem und im nächsten Jahr ihren Arbeitsplatz. Ihre Gegenstrategie, durch Sozialabbau eine bessere Angebotssituation zu schaffen, muß scheitern, weil Sie die Nachfrageseite zu sehr vernachlässigen.
    Falsch ist auch Ihre Politik, in dieser Situation die Städtebaufördermittel nicht zu erhöhen. Eine Forderung des Finanzministers war es sogar, die Städtebaufördermittel um 10 Prozent von 600 Millionen DM auf 540 Millionen DM zu senken. Das Bauministerium konnte dies gerade noch verhindern, allerdings zu dem Preis, daß die Förderung des sozialen Wohnungsbaus um diese 60 Millionen DM zusätzlich gekürzt wird.
    In jeder Rede der letzten Jahre zum Haushaltsentwurf versuchen wir, Ihnen deutlich zu machen, wie

    Dieter Maaß (Herne)

    wichtig diese Mittel für die Städtebauförderung, die Beschäftigung, den Erhalt unserer Innenstädte, die Renaturierung von Gewässern und die Wiedernutzbarmachung von Industriebrachen sind - um nur einige Beispiele zu nennen. Wir werden anläßlich der Beratungen im Ausschuß dazu einen Antrag stellen. Wir hoffen auf Unterstützung der Fachleute in den Koalitionsfraktionen, die in der Sache mit uns darin einig sind.
    Meine Damen und Herren, Anlaß zu massiver Kritik haben wir Sozialdemokraten auch hinsichtlich der Beschlüsse zum Wohngeld, der sich Städtetag und Deutscher Mieterbund anschließen. Seit 1990 ist das Wohngeld nicht angepaßt worden, obwohl die Mieten in diesem Zeitraum um zirka 30 Prozent gestiegen sind.
    In dieser Situation muß der Bauminister rund 400 Millionen DM in 1998 beim Wohngeld einsparen. Der Finanzminister hat ihn dazu verdonnert, eine sogenannte Strukturnovelle zum pauschalierten Wohngeld für Sozialhilfeempfänger zu basteln, mit der dieses Ziel erreicht werden soll.
    In der entsprechenden Kabinettsvorlage heißt es lapidar:
    Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau wird beauftragt, eine Wohngeldstrukturnovelle so rechtzeitig vorzulegen, daß das Gesetz zum 1. Januar 1998 in Kraft treten kann.
    Die Novelle soll durch Einführung von HöchstBetragsregelungen beim pauschalierten Wohngeld zu einer Begrenzung der Wohngeldausgaben auf 3,5 Milliarden DM beim Bund führen. Eine Erhöhung des Tabellenwohngeldes ist nicht vorgesehen. Doch genau dies wäre erforderlich.
    Es sind eben nicht nur immer die roten Schwarzmaler, die Ihre Politik, Herr Minister, und die der Bundesregierung kritisieren. Es sind insbesondere die Bürger und Politiker vor Ort, die mit den unsozialen Folgen Ihrer Kürzungen im Sozialbereich zu kämpfen haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Begründung Ihrer Politik gipfelt in der Feststellung, die Sozialämter seien zu großzügig im Umgang mit diesen Mitteln. Eine Rückfrage beim Sozialamt Ihres Wohnortes wird Sie eines anderen belehren.
    Deshalb fordern wir Sie auf: Sorgen Sie für bessere wirtschaftliche Verhältnisse in unserem Land, damit die Zahl der Sozialhilfeempfänger deutlich sinkt, und bekämpfen Sie nicht die Menschen, die dieser Hilfe bedürfen!

    (Beifall bei der SPD Hildebrecht Braun [Augsburg] [F.D.P.]: Das ist genau das, was wir machen!)

    Wenn die angekündigte Reform des Wohngeldes als wesentlichen Inhalt die Kürzung der Mittel zur Folge hat, sind alle unsere Befürchtungen wieder bestätigt. Die Reformen dieser Regierung und der sie tragenden Parteien führen immer zu Belastungen der Bürgerinnen und Bürger. Mit Ihrer Absicht machen Sie deutlich, in welche Richtung Ihr Entwurf zum Wohngesetzbuch, der sogenannten Reform des sozialen Wohnungsbaus, geht: Es kommt zu höheren finanziellen Belastungen der Mieter und zum Rückzug des Bundes bei der Abfederung der unsozialen Härten.
    Um diese Folgen müssen sich dann die Länder, vornehmlich aber die Gemeinden kümmern, wobei die finanzschwächsten die höchsten Lasten zu tragen hätten. Die Präsidentin des Deutschen Städtetages, Frau Petra Roth - übrigens keine Sozialdemokratin -, befürchtet zu Recht, daß sich die Städte gegen den schleichenden Einstieg in ein kommunales Wohngeld zur Wehr setzen werden. Wir Sozialdemokraten werden dabei an ihrer Seite sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, zu den Ausgaben für Investitionen gehört die Sanierung und Fertigstellung des Gebäudes an der Kurt-Schumacher-Straße, des Schürmannbaus. Was aber kommt nach der Sanierung? Wird der Bau fertiggestellt? Zieht die Deutsche Welle ein? Wann entscheidet das Kabinett endlich über die Prüfung der Alternativstandorte, die der Kanzler in Auftrag gegeben hat? Denn Bonn und auch die Deutsche Welle brauchen Planungssicherheit.
    Der Minister setzt zuversichtlich auf den Erfolg seiner Klage gegen die Schädiger. Eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes in jüngster Vergangenheit ist aber erst einmal gegen ihn ausgegangen. Der Bund werde die gleichgelagerten Vergütungsforderungen als Vorleistung erbringen, so der Minister. Diese Kosten sollen dann ebenfalls von den verantwortlichen Firmen übernommen werden. Jetzt wird also ein Gerichtsurteil abgewartet. Wann rechnet das Ministerium mit einer Entscheidung? Wenn das Urteil vorliegt, ist es dann maßgebend für den Weiterbau des Gebäudes?
    Mit konzeptioneller Politik hat dies alles nichts mehr zu tun. Wenn es richtig ist, daß Politik an Symbolik gebunden ist, dann ist diese Bauruine mitten im Regierungsviertel bezeichnend für diese Bundesregierung und leider auch für die sie tragenden Parteien.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Die Bauruine macht symbolhaft deutlich: Diese Bundesregierung ist verbraucht; sie hat nicht mehr die Kraft, Probleme zu lösen. Der Haushaltsentwurf, vorgelegt von einem Finanzminister auf Abruf, , ist ein weiterer Beweis dafür.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)