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ID1318705800

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    Plenarprotokoll 13/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Inhalt: Nachträgliche Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Anke Fuchs (Köln), Dr. Uwe-Jens Heuer, Otto Schily, Walter Link (Diepholz), Dr. Jürgen Rochlitz, Heinrich Graf von Einsiedel und Detlef Kleinert (Hannover) 16865 A, B Wahl eines Mitglieds im Beirat beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR 16865 B Erweiterung der Tagesordnung 16865 C Absetzung des Punktes 2 von der Tagesordnung 16865 D Nachträgliche Ausschußüberweisung . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1998 (Haushaltsgesetz 1998) (Drucksache 13/8200) 16866 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1997 bis 2001 (Drucksache 13/8201) 16866 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1998 (Nachtragshaushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/8199) 16866 A d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortentwicklung des Haushaltsrechts von Bund und Ländern (Haushaltsrechts-Fortentwicklungsgesetz) (Drucksache 13/8293) . 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Oswald Metzger, Antje Hermenau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BONDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine umfassende Haushalts- und Finanzreform: Transparenz, Wirtschaftlichkeit und parlamentarische Kontrolle (Drucksache 13/8472) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/8178, 13/8326, 13/8465, 13/8466) 16866 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zum Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/8177, 13/8179, 13/8465, 13/8467) 16866 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16866 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 16874 C Paul Breuer CDU/CSU 16883 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 16884 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16890 A Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. . 16893 B Dr. Christa Luft PDS 16897 A Helmut Wieczorek (Duisburg) SPD . 16898 B Dr. Barbara Höll PDS 16898 D Gerda Hasselfeldt CDU/CSU 16900 D Joachim Poß SPD 16903 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 16905 C Anke Fuchs (Köln) SPD 16907 A Jürgen Koppelin F.D.P 16910 C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 16912 C Susanne Jaffke CDU/CSU 16913 D Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 16915 A Hans Georg Wagner SPD 16917 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 16919 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16921 C Horst Friedrich F.D.P. 16923 A Dr. Winfried Wolf PDS 16924 B Elke Ferner SPD 16925 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 16927 D Anke Fuchs (Köln) SPD 16930 A Dr. Liesel Hartenstein SPD 16930 B Arnulf Kriedner CDU/CSU 16932 C Dr. Barbara Hendricks SPD 16933 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16934 D Birgit Homburger F D P. 16936 B Eva Bulling-Schröter PDS 16937 C Eckart Kuhlwein SPD 16938 C Birgit Homburger F D P. 16939 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16940 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 16942A Angelika Mertens SPD 16945 A Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . 16946A Gert Willner CDU/CSU 16947 B Freimut Duve SPD 16948 A Achim Großmann SPD . . . 16949C, 16953 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16950 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . 16952 C Klaus-Jürgen Warnick PDS 16954 B Dieter Maaß (Herne) SPD 16955 C Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch . . 16924 A Nächste Sitzung 16956 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16957* A 187. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. September 1997 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 9. 9. 97 ** Behrendt, Wolfgang SPD 9. 9. 97 * Bindig, Rudolf SPD 9. 9. 97 * Borchert, Jochen CDU/CSU 9. 9. 97 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 9. 9. 97 ** 90/DIE GRÜNEN Eßmann, Heinz Dieter CDU/CSU 9. 9. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 9. 9. 97 ** Friedhoff, Paul K. F.D.P. 9. 9. 97 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 9. 9. 97 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 9. 9. 97 Hornung, Siegfried CDU/CSU 9. 9. 97 * Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 9. 9. 97 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 9. 9. 97 Marx, Dorle SPD 9. 9. 97 Mattischeck, Heide SPD 9. 9. 97 (B) Neumann (Berlin), Kurt fraktionslos 9. 9. 97 Neumann (Bramsche), SPD 9. 9. 97 Volker Dr. Probst, Albert CDU/CSU 9. 9. 97 * Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 9. 9. 97 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 9.9.97 Irmingard 90/DIE GRÜNEN Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schloten, Dieter SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Aachen), Ulla SPD 9. 9. 97 ** Schmidt (Fürth), CDU/CSU 9. 9. 97 ** Christian Schmitt (Langenfeld), BÜNDNIS 9. 9. 97 Wolfgang 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 9. 9. 97 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 9. 9. 97 Dietmar Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 9. 9. 97 Christian Sebastian, Wilhelm CDU/CSU 9. 9. 97 Josef Terborg, Margitta SPD 9. 9. 97 * Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 9. 9. 97 Tippach, Steffen PDS 9. 9. 97 Dr. Wittmann, Fritz CDU/CSU 9. 9. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 9. 9. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an der 98. Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union
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    Rede von Dr. Winfried Wolf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Dem Verkehrsetat kommt im doppelten Sinn strategische Bedeutung zu. Da ist dessen Funktion für die Binnenkonjunktur - dieser Etat enthält mehr Investitionen als andere -, und da ist dessen umweltpolitische Bedeutung: Mit keinem anderen Etat läßt sich deutlicher belegen, ob diese Regierung fortgesetzt in Richtung Zerstörung marschiert oder ob eine Wende - hier die Verkehrswende - eingeschlagen wird. Das wird bereits dadurch deutlich, daß das Finanzvolumen des Etats 12 fünfunddreißigmal größer als dasjenige des Umweltressorts ist.
    Der Einzelplan 12 erweist sich hinsichtlich dieser beiden strategischen Aspekte als Nullnummer und Luftnummer. Die Investitionen im Verkehrsetat werden zurückgefahren; damit leistet er in Zeiten einer Stagnation auf dem Binnenmarkt einen aktiven Beitrag zur Steigerung der Erwerbslosenzahlen. Der Etat konkretisiert zum zweiten erschreckend deutlich, daß diese Regierung gewillt ist, ihre umweltzerstörerische Politik noch zu steigern.
    Der Straßenneubau wird ungebremst fortgesetzt. Umgekehrt gibt es die vom Kollegen Wagner genannten Sperrvermerke bei den Schieneninvestitionen; darüber hinaus werden die Bundesmittel für den Bau neuer Schienenwege reduziert: 1998 von 3,5 auf 3 Milliarden DM. Das Schienennetz wird in den Jahren 1996 und 1997 insgesamt um 2 000 Kilometer abgebaut.
    Sie, Herr Wissmann, sagen, im Verkehr gelte der „Vorrang Schiene". Oft sagt Atmosphärisches mehr als nackte Zahlen. Der Verkehrsetat 1998 kommt auf 249 Seiten. Davon befassen sich gerade einmal 15 mit dem Schienenverkehr. Dem Straßenverkehr werden gleich doppelt so viele Seiten vorbehalten, und dann bekommen wir frei Hohes Haus als Begleittext zum Haushalt den „Straßenbauplan für die Bundesfernstraßen 1998", in dem auf 202 Seiten all diese orgiastischen Betonergüsse festgehalten werden, mit denen Sie die Natur und die Bevölkerung im Jahr 1998 beglücken wollen. Da finden sich so faszinierende Details wie auf Seite 103, wonach 1998 auf der Autobahn A 13 eine „Erneuerung der Fahrbahndecke von km 69,0 bis 82,5/linke Rifa" - Richtungsfahrbahn - für 10 Millionen DM stattfinden werde. Wo bitte, frage ich Sie, Herr Wissmann, wird Vergleichbares für den Schienenverkehr festgehalten? Hier gibt es im Haushalt 1998 nur Pauschalzahlen. Der seit drei Jahren von der Opposition geforderte detaillierte Jahresplan für Schienenwege wird uns weiter vorenthalten.
    Gestatten Sie mir, ergänzend zu dem, was bisher von den anderen Oppositionsparteien gesagt wurde, drei spezielle Aspekte hervorzuheben.
    Erstens. Dieser Etat dokumentiert erneut, daß mit der Bahnprivatisierung der Schienenverkehr gegen den Prellbock zu fahren droht. Die Verschuldung der Deutschen Bahn AG wird sich allein durch neue Darlehen des Bundes im Jahr 1998 um 2,2 Milliarden DM erhöhen. Ende 1998 wird die DB AG bereits einen Schuldenberg von 27 Milliarden DM haben. Das sind in vier Jahren zwei Drittel von dem, was die Bundesbahn zuvor in 40 Jahren an Schulden akkumuliert hat.
    Gleichzeitig wird im Einzelplan 12 auf Seite 183 festgehalten, daß das Rückfahren der Bahnaltschulden, die im Bundeseisenbahnvermögen zusammengefaßt sind, just dann gestoppt wird, wenn es beginnen sollte: im Jahre 1998. Damit explodieren jedoch die Schulden in diesem Schattenhaushalt. Sie stiegen bereits seit der Bahnprivatisierung von 65 auf 78,4 Milliarden DM.
    Zweitens. Sie verstecken im Titel 861 31- Kapitel 12 02 - einen Skandal, auf den Gila Altmann schon aufmerksam machte: Der Transrapid muß von der Bahn komplett finanziert werden. In diesem Posten sind Verpflichtungsermächtigungen bis zum Jahr 2003 in Höhe von 5,7 Milliarden DM für Investitionen in den Fahrweg der Magnetschnellbahn Hamburg-

    Dr. Winfried Wolf
    ) Berlin enthalten, alle in Form von Darlehen an die Deutsche Bahn AG. Das heißt: Der Bund fördert zerstörerische Konkurrenz zur Bahn und läßt die Bahn dafür durch jährliche Defizite im konventionellen Schienenverkehr und durch „transrapide" Überschuldung doppelt zahlen.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Drittens. Abschließende Worte zu den Binnenschiffahrtswegen: Herr Wissmann, Sie hatten nun zwei Monate Zeit, sich Gedanken zu den Überschwemmungen im Odergebiet zu machen und dies im Einzelplan 12 zu dokumentieren. Doch was finden wir dort? Das Projekt 17, der Ausbau von Havel und Mittellandkanal, wird fortgesetzt. Erneut werden beträchtliche Summen in Flußbegradigungen gesteckt, weitere Schäden den noch verbliebenen Flußauen zugefügt, anstatt diese Gelder in den Hochwasserschutz und in eine umweltverträgliche Gestaltung von Flußläufen und Kanälen zu investieren.
    Der Kanzler sagte auf der Sondersitzung des Bundestages einen einzigen vernünftigen Satz: Man müsse den Flüssen ihren Raum lassen. - Einzelplan 12 dokumentiert nüchtern: Auch dies ist eine Null- und Luftnummer. Diese Regierung gewährt der Natur nicht Raum. Sie entwickelt ihre Wasserbaukunst aus Beton weiter.
    Geben wir das Schlußwort zum Einzelplan 12 dem klugen Bertolt Brecht:
    In den Jahrzehnten vor der Sintflut
    kamen kleinere Fluten.
    Die Wasserbaukunst entwickelte sich.
    In einem bestimmten Jahr
    Galt die Gefahr vor den Fluten als endgültig überwunden.
    Im nächsten Jahr
    kam die Sintflut. Sie ersäufte
    Alle Dämme und alle Dammbauer.

    (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Nun gebe ich das Wort der Abgeordneten Elke Ferner.

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    Rede von Elke Ferner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Herr Wissmann, was Sie eben zu Beginn Ihrer Rede gesagt haben, läßt erahnen, daß es jetzt auf die Landtagswahl in Hamburg zugeht; sonst hätten Sie sich wahrscheinlich nicht ausgerechnet die Schiffahrtspolitik herausgegriffen. Ich muß Sie fragen: Wer hat denn in den letzten 15 Jahren in Bonn regiert und es in der Hand gehabt, die deutschen Seehäfen zu stärken?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Das war nicht die SPD-Bundestagsfraktion; das war
    die Koalition aus CDU/CSU und F.D.P. Das gleiche
    gilt für das, was im Zuge der Steuerreform mitgeregelt werden muß. Seit Jahren fordern wir, daß der sogenannte Montageerlaß im Steuerrecht eingeführt wird, um eben die Wettbewerbssituation der deutschen Seeschiffahrt zu stärken. Wiederum von der Koalition ist blockiert worden, daß hier in den letzten 15 Jahren etwas geschehen ist.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Wenn Herr Kalb anfängt, einige wenige Sozialdemokraten zu zitieren, dann muß ich sagen, daß Ihnen Ihre eigenen Argumente mittlerweile ausgegangen zu sein scheinen; sonst hätten Sie vielleicht etwas dazu gesagt, wie Sie sich eine umweltverträgliche Verkehrspolitik für die nächsten vier Jahre vorstellen. Dazu haben wir kein Wort gehört.
    Wenn man sieht, wie widersprüchlich - auch eben wieder - Sie sich verhalten - Herr Kalb sagt, er ist, wenigstens für den PKW, strikt gegen streckenbezogene Gebühren; Horst Friedrich hat das gerade begrüßt -, dann muß man sagen: Bringen Sie Ordnung in Ihren eigenen Laden, bevor Sie anfangen, an uns herumzukritisieren!

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Daß diese Koalition am Ende ist, läßt sich nicht nur an dem diesjährigen Sommertheater ablesen. Ihre Handlungsunfähigkeit bei der Bekämpfung der steigenden Arbeitslosigkeit, bei der Steuer- und Rentenreform wird durch diesen Haushaltsentwurf noch gekrönt.
    Der Verkehrshaushalt ist völlig unakzeptabel. Er könnte, wenn die richtigen Akzente gesetzt würden, einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Sicherung von Beschäftigung leisten. Er könnte auch in die Zukunft gerichtet sein.
    Die Reden und Taten des Ministers aber stehen nicht ein einziges Mal in Einklang. Wenn dem anders wäre, dann könnte vielleicht sogar eine Trendwende in der Verkehrspolitik erreicht werden. Denn:
    ... liegt die zentrale Herausforderung für die kommenden Jahre darin, Verkehr im Spannungsfeld „Mensch - Umwelt - Wirtschaft" so zu gestalten, daß unsere Mobilität auf Dauer ökonomisch und ökologisch tragfähig ist. ... Daher muß es in der Verkehrspolitik jetzt darum gehen, Wirtschafts- und Verkehrswachstum zu entkoppeln. ... bei steigendem Transportvolumen sollen die Fahrleistungen nur noch unterproportional steigen, wenn nicht gar langfristig konstant bleiben oder sinken. ... Wenn wir jedoch drastische Verkehrsverbote sowie andere Auflagen und Einschränkungen schon in naher Zukunft vermeiden wollen, müssen wir jetzt handeln und den Verkehr mit marktwirtschaftlichen Instrumenten besser organisieren.
    Das kommt Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Koalition, offensichtlich nicht bekannt vor.

    Elke Ferner
    Das hat der Bundesverkehrsminister in der „FAZ" vom 4. August dieses Jahres zum besten gegeben.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Dazu kann ich nur sagen: Verbal scheint er ja hinzugelernt zu haben, der Verkehrsminister. Der Haushaltsentwurf aber, Herr Wissmann, spricht eine andere Sprache. Sie haben längst vor den realen Zukunftsaufgaben kapituliert. Sie haben weder Perspektiven noch Lösungen für die anstehenden Probleme. Sie wursteln weiter wie bisher.
    Von meiner Kollegin Altmann und meinem Kollegen Wagner ist soeben schon die Bahnpolitik angesprochen worden. Auch ich will hierzu noch etwas sagen. Herr Wissmann, wenn Sie mit Ihrer bahnfeindlichen Politik so weitermachen, dann, so sage ich Ihnen, setzen Sie die Bahnreform, die wir vor vier Jahren gemeinsam beschlossen haben, aufs Spiel.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Wissmann, Sie haben es zu verantworten, daß der Ansatz für den Schienenneu- und -ausbau mehr als halbiert worden ist. 1994 standen noch 6,4 Milliarden DM zur Verfügung. Jetzt sind es gerade noch 3 Milliarden DM. Wie wollen Sie denn eigentlich mit 3 Milliarden DM eine Schienenvorrangpolitik betreiben, wenn für den Straßenbau nach wie vor über 8 Milliarden DM zur Verfügung stehen? Wie ist es denn, Herr Wissmann, mit den Bahnreformgesetzen in Einklang zu bringen, daß die Bahn jetzt mit eigenen Mitteln, für die sie Kredite aufnehmen muß, die gesetzlichen Verpflichtungen des Bundes übernimmt? Was ist denn das für eine Politik? Ich sage Ihnen: Das ist glatter Gesetzesbruch, was hier passiert.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Herr Wissmann, Sie bauen damit einen Schattenhaushalt auf; denn nicht mehr der Finanzminister, sondern der Bahnvorstand muß das Geld aufnehmen. Wenn Sie so weitermachen, befürchte ich, daß Sie die Bahn genauso ruinieren, wie die Koalition den Bundeshaushalt ruiniert hat.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Mit dieser Politik entziehen Sie der Bahn das Geld für die Erneuerung der Fahrzeuge und Lokomotiven oder für die Erweiterung der Güterverkehrkapazitäten - sei es auf der Strecke, sei es durch den Bau von Güterverkehrszentren.

    (Horst Friedrich [F.D.P.]: Eine reine Behauptung!)

    Die Modernisierung der Bahnhöfe bleibt bis auf wenige Prestigeobjekte ebenfalls auf der Strecke.

    (Horst Friedrich [F.D.P.]: Das ist nicht wahr!)

    - Wer hier sagt, das sei nicht wahr, ist offensichtlich
    schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit der Bahn gefahren. Denn die Realität von Bahnreisenden sieht so
    aus: Verspätungen durch Lokschäden, überaltertes Wagenmaterial im Nahverkehr und defekte Rolltreppen in den Bahnhöfen sind an der Tagesordnung.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Das ist der Alltag der Fahrgäste der Deutschen Bahn AG, nur weil der Bund seiner Investitionsverpflichtung nicht nachkommt und der Bahn Geld entzogen wird, um in andere Bereiche zu investieren.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Lieber Kollege Friedrich, wir brauchen jetzt keine Streichungen und Kürzungen bei der Bahn. Wir benötigen Investitionen für die Zukunft und für mehr Arbeitsplätze. Das leistet dieser Haushalt eben nicht.
    Ich betone aber auch: Das ist zum Glück der letzte Haushalt, für den Sie verantwortlich sind. Sonst würden Sie es noch fertigbringen, den Schieneninvestitionstitel komplett auf Null zu bringen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Sie stehen finanzpolitisch so an der Wand, daß Sie auch noch die Tilgung der Altschulden der Bahn einfach aussetzen. Meine Kollegin Ingrid Matthäus-Maier hat es heute früh schon angesprochen; ich wiederhole es: Das ist ein Verhalten, das sich sonst nur Entwicklungsländer an der Schwelle eines Staatsbankrotts leisten. Ob der Bundesrat - es ist ja ein zustimmungspflichtiges Gesetz - dieses Spiel dann mitmacht, bleibt abzuwarten.
    Sie gehen aber in Ihrem Haushalt noch einen Schritt weiter. Mit Deckungsvermerken beim Schienenbautitel öffnen Sie einen Verschiebebahnhof in Richtung Straßenbautitel von immerhin 150 Millionen DM. Die KV-Förderung für Dritte - auch das ist schon gesagt worden - soll nur aus dem Schienenbautitel und aus dem Wasserstraßenbautitel gespeist werden. Wollen Sie die Straße nicht mit den KV-Terminals vernetzen? Wir hatten hier bei den letzten Haushaltsberatungen im Ausschuß eigentlich schon Einigkeit. Außerdem - das halte ich haushaltspolitisch für äußerst bedenklich - erlauben Sie mit einem Deckungsvermerk den Abfluß von Investitionsmitteln, die für den Schienenbau vorgesehen sind, zur Deckung von Verwaltungsausgaben des BEV, die Sie wiederum künstlich nach unten gerechnet haben. Da man Ihre Politik mittlerweile kennt und weiß, wie es dann weitergeht, prognostiziere ich, daß bei dem Ist 1998 - soweit das noch von Ihnen verausgabt werden kann - für die Schieneninvestitionen am Ende keine 3 Milliarden DM mehr stehen werden, sondern daß möglicherweise sogar noch weniger als 2,5 Milliarden DM ausgegeben werden.

    (Horst Friedrich [F.D.P.]: An wem liegt das wohl?)

    Der Sperrvermerk ist schon angesprochen worden. Was heißt das denn? Soll das heißen, daß in 1998 möglicherweise überhaupt kein Geld mehr ausgegeben werden soll? Wird die Bahn erst einmal so lange vorfinanzieren, bis sie quasi nicht mehr kreditwürdig ist, um dann vielleicht den Rest noch mit Bundesmit-

    Elke Ferner
    teln zu decken? Nein, das ist keine seriöse Politik, was Sie hier machen, liebe Kollegen und Kolleginnen von der Koalition, das ist Nebelkerzenwerferei, das ist Verschleierung. Sie sind mit Ihrer Politik am Ende.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Wenn dann jetzt noch einmal Ortsumgehungen angesprochen werden und betont wird, der Straßenbautitel sei um 100 Millionen DM aufgestockt worden, dann muß man wirklich sagen: Sie sind in den Wahlkreisen umhergezogen und haben gesagt: Unsere Ortsumgehung ist im vordringlichen Bedarf, und jenes ist im vordringlichen Bedarf. Dabei haben Sie aber verschwiegen, daß der Bedarfsplan kein Finanzierungsplan ist, sondern eben nur ein Bedarfsplan. Sie können jetzt Ihre Versprechungen nicht mehr einhalten. Deshalb wird bei der Schiene munter gekürzt, beim Straßenbau aber wird sogar noch was draufgelegt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ein unrühmlicher Punkt für diese Koalition ist der Lärmschutz an bestehenden Schienenwegen. Einer Ihrer Beamten, Herr Wissmann, schreibt in einer Stellungnahme an den Petitionsausschuß:
    Für das Bundesministerium für Verkehr bleibt die Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen auch unter dem Gesichtspunkt der Förderung des umweltfreundlichen Verkehrsmittels Eisenbahn ein wichtiges verkehrs-, umwelt- und gesundheitspolitisches Ziel. Es wird sich deshalb weiterhin dafür einsetzen, eine haushaltsrechtliche Lösung für die Finanzierung einer Lärmsanierung an Schienenwegen zu schaffen.
    Was finden wir im Haushalt?

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nichts!)

    Zum wiederholten Male keine müde Mark. Deshalb kann man hier nur sagen, Herr Wissmann: Im Ankündigen sind Sie Weltmeister, beim Umsetzen sind Sie Schlußlicht.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Das ist keine Politik, die die Bevölkerung versteht, und das wird die Bevölkerung auch nicht akzeptieren. Was Sie hier betreiben, Herr Wissmann, ist auch keine Schienenvorrangpolitik und schon gar keine umweltverträgliche Verkehrspolitik. Ihre Verkehrspolitik kommt wirklich einer Bankrotterklärung gleich.
    Ein weiterer Sargnagel für die Bahn ist Ihr unseriöses Transrapidfinanzierungskonzept. Sie entlassen die Industrie nun völlig aus dem Risiko und bürden es alleine der Bahn und dem Bund auf. Dafür muß dann am Ende nicht nur die Bahn zahlen, die zusätzliche Kosten hat, sondern wahrscheinlich werden wir alle, die ganze Bevölkerung, dafür geradestehen müssen. Es werden Strecken stillgelegt werden, es werden höhere Fahrpreise verlangt werden, und es wird eine Verschlechterung des Angebotes geben, nur damit dieses unwirtschaftliche Projekt auf der Strecke von Hamburg nach Berlin gebaut wird, obwohl die Industrie kein Risiko einzugehen bereit ist.
    Zu der Führerscheinrichtlinie will ich jetzt nur soviel sagen, daß Sie, weil Sie wieder einmal Angst vor der eigenen Courage und Angst um Mehrheiten in Ihrer Koalition gehabt haben, kurz vor den Ferien noch nicht einmal mehr in der Lage waren, einen einfachen Änderungsantrag meiner Fraktion hier abzulehnen. Wir werden die Diskussion, wenn es um das Thema Drogen im Verkehr geht, auch in der nächsten Ausschußsitzung wieder führen. Sie werden wieder Gelegenheit haben, darüber abzustimmen. Ich bin gespannt, wann Sie sich endlich trauen, auch hier im Plenum über die Absenkung der Promillegrenze abzustimmen.
    Bei dem, was Sie hier machen, bleibt die Verkehrssicherheit auf der Strecke. Auch die internationale Glaubwürdigkeit bleibt auf der Strecke, genauso wie die Glaubwürdigkeit der Koalition mit diesem Haushalt auf der Strecke bleibt. Sie sind überhaupt nicht in der Lage, einen zukunftsfähigen Haushalt vorzulegen. Sie sind ein Zukunftsrisiko geworden, und das wird Gott sei Dank im Herbst nächsten Jahres beendet sein.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)