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    Plenarprotokoll 13/186 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 186. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. August 1997 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt: Erklärung durch die Bundesregierung: Die Hochwasserkatastrophe an der Oder und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung 16823 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1: a) Vereinbarte Debatte zur Hochwasserkatastrophe an der Oder 16823 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 16823 D Dr. Manfred Stolpe, Ministerpräsident (Brandenburg) 16826 C Ulrich Junghanns CDU/CSU 16827 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16829 D Jürgen Türk F.D.P 16831 A Rolf Kutzmutz PDS 16832 C Dr. Mathias Schubert SPD 16833 C Tagesordnungspunkt 2: a) Vereinbarte Debatte zu Steuern und Arbeitsplätzen 16835 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 GG) (Drucksache 13/8340) 16835 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16835 B Dr. Henning Voscherau, Präsident des Senats (Hamburg) 16839 C Johannes Selle CDU/CSU 16841 A Dr. Gerhard Stoltenberg CDU/CSU . 16841 D, 16842 A Dr. Gerhard Stoltenberg CDU/CSU . . . 16845 B Hans-Peter Repnik CDU/CSU 16845 D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16848 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 16852 A Joachim Poß SPD 16852 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16853 A Peter Dreßen SPD 16855 D Dr. Gregor Gysi PDS 16856 C Dr. Peter Struck SPD 16859 C Joachim Hörster CDU/CSU 16859 D Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zum Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform (Drucksachen 13/901, 13/7000, 13/7570, 13/7579, 13/8325) 16860 B b) Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zum Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/8178, 13/8326) 16860 C c) Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zum Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/8177, 13/8179, 13/8327) 16860 C Nächste Sitzung 16861 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16863* A Anlage 2 Erklärung nach §31 GO der Abgeordneten Bernd Reuter, Barbara Imhof, Erika Lotz, Erwin Horn, Brigitte Lange, Gerhard Rübenkönig, Gerd Höfer, Berthold Wittich, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. R. Werner Schuster, Alfred Hartenbach, Joachim Tappe (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform 16864* A 186. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. August 1997 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 5. 8.97 Barnett, Doris SPD 5. 8. 97 Beck (Bremen), BÜNDNIS 5. 8. 97 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Bierstedt, Wolfgang PDS 5. 8. 97 Börnsen (Ritterhude), SPD 5. 8. 97 Arne Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 5. 8. 97 Böttcher, Maritta PDS 5. 8. 97 Bredehorn, Günther F.D.P. 5. 8. 97 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 5. 8. 97 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 5. 8. 97 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Caspers-Merk, Marion SPD 5. 8. 97 Conradi, Peter SPD 5. 8. 97 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 5. 8. 97 Graf von Einsiedel, PDS 5. 8. 97 Heinrich Eppelmann, Rainer CDU/CSU 5. 8. 97 Faße, Annette SPD 5. 8. 97 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 5. 8. 97 Andrea 90/DIE GRÜNEN Friedrich, Horst F.D.P. 5. 8. 97 Ganseforth, Monika SPD 5. 8. 97 Geiger, Michaela CDU/CSU 5. 8. 97 Gilges, Konrad SPD 5. 8. 97 Gloser, Günter SPD 5. 8. 97 Großmann, Achim SPD 5. 8. 97 Günther (Plauen), F.D.P. 5. 8. 97 Joachim Gysi, Andrea PDS 5. 8. 97 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 5. 8. 97 Hartmann, Hanns-Peter PDS 5. 8. 97 Hauser (Esslingen), Otto CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Hellwig, Renate CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Höll, Barbara PDS 5. 8. 97 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 5. 8. 97 Dr. Jens, Uwe SPD 5. 8. 97 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 5. 8. 97 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 5. 8. 97 Kauder, Volker CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Kiper, Manuel BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 5. 8. 97 Körper, Fritz Rudolf SPD 5. 8. 97 Kolbow, Walter SPD 5. 8. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bi! einschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 5. 8. 97 Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 5. 8.97 Lemke, Steffi BÜNDNIS 5. 8.97 90/DIE GRÜNEN Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Löwisch, Sigrun CDU/CSU 5. 8. 97 Marschewski, Erwin CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Meister, Michael CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 5. 8. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 5. 8. 97 Mogg, Ursula SPD 5. 8. 97 Müller (Berlin), PDS 5. 8. 97 Manfred Neumann (Bramsche), SPD 5. 8. 97 Volker Onur, Leyla SPD 5. 8. 97 Dr. Penner, Willfried SPD 5. 8. 97 Dr. Pfaff, Martin SPD 5. 8. 97 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 5. 8. 97 Richter, Roland CDU/CSU 5. 8. 97 Robbe, Reinhold SPD 5. 8. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 5. 8. 97 Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 5. 8. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 5. 8. 97 Dr. Scheer, Hermann SPD 5. 8. 97 Schild, Horst SPD 5. 8. 97 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 5. 8. 97 Schumann, Richard SPD 5. 8. 97 Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 5. 8. 97 Gmünd), Dieter Seidenthal, Bodo SPD 5. 8. 97 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Stadler, Max F.D.P. 5. 8. 97 Steen, Antje-Marie SPD 5. 8. 97 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 5. 8. 97 Tippach, Steffen PDS 5. 8. 97 Titze-Stecher, Uta SPD 5. 8. 97 Voigt (Frankfurt), SPD 5. 8. 97 Karsten D. Wagner, Hans Georg SPD 5. 8. 97 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 5. 8. 97 Welt, Jochen SPD 5. 8. 97 Wester, Hildegard SPD 5. 8. 97 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 5. 8. 97 Wilz, Bernd CDU/CSU 5. 8. 97 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 5. 8. 97 Wolf (München), Hanna SPD 5. 8. 97 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bernd Reuter, Barbara Imhof, Erika Lotz, Erwin Horn, Brigitte Lange, Gerhard Rübenkönig, Gerd Höfer, Berthold Wittich, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. R. Werner Schuster, Alfred Hartenbach, Joachim Tappe (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform (Drucksache 13/8325) Das Ergebnis des Vermittlungsausschusses bezüglich der Kompensation für den Wegfall der Gewerbekapitalsteuer ist aus unserer Sicht nicht ausreichend befriedigend für einen Teil hessischer Kommunen. Die Ursache liegt darin, daß CDU/CSU und F.D.P. verhindert haben, daß 2,3 % der Umsatzsteuer den Gemeinden zur Kompensation zur Verfügung gestellt werden, wie es der SPD-Forderung entsprach. Vielmehr wollten CDU/CSU und F.D.P. ursprünglich nur 1,9 % zur Verfügung stellen. Angesichts des Verhaltens der Parteien der Bundesregierung mußte die 2,2 %-Kompensation als Kompromiß erst durchgekämpft werden. Es ist ein Erfolg der sozialdemokratischen Seite, daß die Gewerbeertragsteuer - entgegen Forderungen der F.D.P. - grundgesetzlich abgesichert wird und entsprechend sichergestellt wird, daß zur kommunalen Selbstverwaltung eine den Kommunen zustehende wirtschaftskraftbezogene und mit Hebesatzrecht versehene Steuerquelle gehört. Wir stimmen deshalb den Gesamtregelungen zu, auch weil die ostdeutschen Länder ohne entsprechenden Beschluß die Gewerbekapitalsteuer hätten einführen müssen.
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    Rede von Franziska Eichstädt-Bohlig


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Die aktuelle Notlage an der Oder hat tatsächlich die Menschen in unserem Land enger zusammenrücken lassen, ist auf viele zupackende Hände und auf viel Hilfsbereitschaft gestoßen. Alle Vorredner haben es schon gesagt - auch ich selbst habe mich vor Ort davon überzeugen können -: Die Organisation und die Zusammenarbeit bei der Deichsicherung sind wirklich großartig. Die Arbeit wird trotz vielfacher Erschöpfung

    Franziska Eichstädt-Bohlig
    mit großem Engagement, hervorragender Umsicht und großem Durchhaltevermögen organisiert. Das gilt auch für die Sicherungs- und Räumungsarbeiten im Hinterland. Ich möchte auch für unsere Fraktion allen Beteiligten von Bundeswehr, Grenzschutz, Technischem Hilfswerk, Landes- und Gemeindeverwaltungen, Feuerwehr, Polizei und den vielen freiwilligen Helfern ganz herzlich für ihre großartige Leistung, ihre Ausdauer und Entschlossenheit danken, mit der sie dem Wasser immer wieder Einhalt gebieten. Wir hoffen alle, daß das zumindest am Oderbruch auch wirklich gelingt, wenn es schon in der Ziltendorfer Niederung nicht gelingen konnte.
    Ich möchte mich ganz besonders bei den beiden brandenburgischen Ministern Matthias Platzeck und Alwin Ziel bedanken; denn ich glaube wirklich - das war vor Ort zu spüren -, daß ihr fortdauernder persönlicher Einsatz ganz wesentlich dazu beiträgt, daß am Oderbruch die Dämme gehalten werden und alle derartig engagiert zusammenarbeiten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der F.D.P. und der PDS)

    Gleichzeitig möchte ich gegenüber allen betroffenen Bewohnern, den Betrieben, den Landwirten, den Beschäftigten und allen Menschen vor Ort unser Mitgefühl und unsere Hilfsbereitschaft zum Ausdruck bringen. Ich denke, wir werden noch intensiv daran arbeiten, zu Spendensammlungen aufzurufen und Unterstützung zu mobilisieren.
    Sehr nachdrücklich und engagiert möchte ich aber auch für die in Tschechien und in Polen sehr viel stärker betroffenen Menschen sprechen. Gerade die Hochwasserkatastrophe lehrt uns, daß Oder und Neiße uns nicht trennen, sondern verbinden. Insofern ist diese Katastrophe auch ein Stück weit ein politisches Symbol. Das sollten wir ernst nehmen und zum Positiven wenden. Wir sollten die Zusammenarbeit weiter konstruktiv entwickeln und sollten gerade in diesem Bereich von Oder und Neiße die Renaturierung - ich danke dem Bundeskanzler dafür, daß er dieses Wort so deutlich ausgesprochen hat - vor Ort aktiv unterstützen und betreiben. Darum sollten wir neben der Hilfe und der Solidarität für die Menschen in Brandenburg nicht die Hilfe und die Solidarität für die Menschen in Slubice, in Breslau, in Ratibor, Olmütz und in den vielen kleinen Ortschaften vergessen.
    Ich meine aber, daß wir die Hilfsinstrumente sehr genau prüfen müssen. Ich sehe die gleichen Probleme, die eben auch Herr Ministerpräsident Stolpe angesprochen hat: Das 200-Millionen-Kreditprogramm wird in der Form, wie es jetzt aufgelegt wird, nicht greifen. Denn zu viele Betriebe und zu viele Haushalte sind auf Grund der Investitionen der letzten Jahre zur Zeit hoch verschuldet und können sich derzeit nicht weiter verschulden. Es müssen also Modifikationen vorgenommen und weitere Lösungen entwickelt werden. Ich denke - auch da sind sich offenbar alle Fraktionen einig, und auch der Herr Bundeskanzler hat es ausgesprochen -, daß wir weiterhin Geld brauchen, das in Form von direkten verlorenen
    Zuschüssen gewährt wird, damit alles wieder repariert werden kann.
    Mir ist wichtig, daß wir die Menschen nicht nur durch aktuelle Hilfe unterstützen, sondern daß wir eine bewußte und aktive Nachfrage nach Wirtschaftsgütern aus Brandenburg und aus der Oderregion hervorrufen und bewußtere Konsumenten in diesem Bereich werden. Das gilt vor allen Dingen für meine Heimatstadt Berlin. Ich hoffe, daß wir auch in dieser Form wirtschaftliche Unterstützung leisten.
    Mir ist außerdem wichtig - ich bedauere, daß darüber bisher zu wenig gesprochen worden ist -, daß wir den Anlaß der Hochwasserkatastrophe sehr ernst nehmen. Natürlich sind die extrem starken, plötzlichen und anhaltenden Regenfälle der letzten Wochen das auslösende Moment, doch die Ursachen für die vielen Schäden haben wir Menschen selber mit unseren vielfachen Eingriffen in den Naturhaushalt zu verantworten.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Insofern bitte ich darum, daß wir den Satz von Bundeskanzler Kohl „Wir müssen den Flüssen ihren Raum geben" sehr ernst nehmen. Ich hoffe, daß dementsprechende Zeichen auch noch in dieser Legislaturperiode gesetzt werden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ich möchte es ganz konkret sagen: Andere Flußausbauprojekte und insbesondere das Projekt Nr. 17 Deutsche Einheit sehen weitere Kanalisierungs- und Flußregulierungsmaßnahmen vor. Oder und Warthe sollen im Rahmen der transeuropäischen Netze ausgebaut werden, für Elbe, Havel, Saale, Donau, Weser und weitere Flüsse gilt das gleiche. Unsere Forderung ist einfach - damit bekommen wir auch Mittel frei -: Stoppen wir diese Projekte schnellstmöglich und beschränken die Flußregulierungsmaßnahmen auf wenige unumgängliche Ausbaumaßnahmen! Statt dessen sollten wir die Frachtschiffe, ihre Technik und Bauweise so fortentwickeln, daß sie sich den Flüssen anpassen, statt die Flüsse auf eine von der Rheinschiffahrt gesetzte Europanorm zu zwingen. Damit schaffen wir nur mehr Schäden, ähnliche vielleicht, wie sie jetzt bei der Oder aufgetreten sind, obwohl dort bisher kaum neuere Ausbaumaßnahmen vorgenommen wurden. Wenn wir aber so wie bisher an den Flüssen weiterbauen, werden wir uns demnächst nicht mehr streiten müssen, ob wir Jahrhundert- oder Jahrtausendkatastrophen haben, denn solche Katastrophen werden regelmäßig auftreten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS)

    Auf diese Art können wir Mittel sowohl für die anstehenden Maßnahmen zur Soforthilfe im eigenen Land als auch für transnationale Hilfsmaßnahmen und für Renaturierungsmaßnahmen freibekommen. Allein das Projekt Nr. 17 bindet insgesamt 4 Milliarden DM. Die Beträge, über die wir hier heute reden, sind wesentlich bescheidener. Von daher fordere ich alle Beteiligten auf, hier schnell und richtig zu handeln.

    Franziska Eichstädt-Bohlig
    Unsere wichtigsten Aufgaben heißen:
    Erstens - da sind wir uns alle einig - müssen wir unbürokratisch und großzügig nicht nur in Brandenburg, sondern auch in Tschechien und Polen - auch zusammen mit der EU - schnell hellen.
    Zweitens - auch darüber müssen wir demnächst diskutieren - dürfen wir den Hochwasserschutz nicht nur als Landesaufgabe betrachten, sondern müssen ihn zur Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Län-dem machen. Es geht nicht, daß jedes Land für sich allein im Binnenverhältnis vor sich hin werkelt.
    Drittens. Wir müssen aus der Katastrophe lernen und endlich die weiteren Flußausbauprojekte stoppen oder modifizieren.
    Viertens. Die transnationale Zusammenarbeit zur Renaturierung des Oder-Neiße-Flußsystems und auch zur Wiederaufforstung und naturnahen Bewirtschaftung des Riesengebirges muß als ernste Aufgabe begriffen und umgehend in Angriff genommen werden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Kollege Jürgen Türk.

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    Rede von Jürgen Türk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An der Oder sieht es wirklich schlimm aus. Deshalb brauchen diese Region und ihre Menschen unsere Hilfe und Solidarität.
    Da ist der Eigenheimbauer - Familie gegründet, Haus gebaut, hohe Kredite aufgenommen -, den die Flut überraschte. Da sind die Existenzgründer im mittelständischen Bereich, im landwirtschaftlichen Bereich in dieser vom Aufschwung nicht gerade begünstigten Region. Sie haben Risikobereitschaft gezeigt und die Ärmel hochgekrempelt. Gerade jetzt, wo sie anfangen, die Früchte ihrer harten Arbeit einzufahren und schwarze Zahlen zu schreiben, stehen sie wieder vor dem Nichts. All diese Menschen brauchen jetzt eine neue Chance und unsere Solidarität.
    Und diese Solidarität gibt es noch. Sie war jetzt zu entdecken, und darüber bin auch ich froh. Das hat die Benefiz-Veranstaltung von ARD und „Bild" -Zeitung am Sonntag in Berlin gezeigt. Aus der ganzen Republik kommen Mitgefühl, Spenden und Anfragen, wie man helfen kann. Wenn man diese Unterstützung spürt - so sagten mir Betroffene -, fällt der Neuanfang leichter.
    Da spendete zum Beispiel eine Stadtratsfraktion in Bad Honnef - welche Partei, das ist jetzt nicht entscheidend, denn dieses Thema ist tatsächlich nicht für den Wahlkampf geeignet - spontan 500 DM, weil die Honnefer wissen, was eine Hochwasserkatastrophe bedeutet.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

    Das Ausmaß der Katastrophe wäre aber sehr viel größer, wenn wir nicht diese großartigen Bundeswehrsoldaten hätten. Man kann das wirklich nicht oft genug sagen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Als Bürger aus Brandenburg war ich nicht nur Sandsäcke füllen, sondern ich war auch an dem bis zur Krone abgerutschten Damm in Hohenwutzen. Dort habe ich die Soldaten schuften gesehen, wie sie zum Beispiel Stützpfeiler aus Sandsäcken bauten. Sie arbeiteten bis zur Erschöpfung und immer unter Lebensgefahr; das muß man sich einmal deutlich machen. Das ist echte Lebensgefahr; denn niemand konnte und kann garantieren, daß der Damm gerade in dieser Flußbiegung hält, weil das Wasser dort stärker als sonst üblich gegen den Damm und in die Bisamrattenlöcher drückt.
    Sie bauen im sumpfigen Hinterland Straßen, da die ausgezeichneten Hubschrauberpiloten nicht alle benötigten Sandsäcke heranschaffen können.
    Diese jungen Kerle wollen helfen, und sie kamen aus allen Gegenden Deutschlands. Hier war kein Platz für Ossi-Wessi-Gerede, und das war gut so.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich möchte - das kann ich, glaube ich, im Namen des gesamten Hauses hier erklären - einfach danke sagen. Herr Rühe, Sie haben eine tolle Truppe.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das ist nicht nur Rühes Truppe, das ist unsere Truppe!)

    Wenn man sich bedankt, dann dürfen auch die anderen nicht vergessen werden - ich will das wiederholen -: die Leute vom Bundesgrenzschutz, die vielen Feuerwehrleute, das Technische Hilfswerk und die Taucher von der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft, die unter Lebensgefahr Folienbahnen zur besseren Wasserdruckverteilung unter Wasser anbringen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Nicht vergessen darf man auch die vielen freiwilligen Helfer auf den Sandsackfüllplätzen. Sie kommen zum Beispiel aus Berlin. Sie haben auf diesen Plätzen sogar ihre Zelte aufgeschlagen.
    Damit die Hilfe anhält, müssen wir als Parlament jetzt aktiv werden, bevor die Katastrophe wieder aus den Schlagzeilen gerät. Das Sofortprogramm der Bundesregierung und der Brandenburger Hilfsfonds waren lebenswichtig. Hinzufügen will ich auch das Drei-Länder-Hochwasseraktionsprogramm, das Staatssekretär Walter Hirche vorgeschlagen hat. Jetzt muß es darum gehen, die Menschen beim Wiederaufbau zu unterstützen.
    Die Schadensbeseitigung und die Beseitigung der Überschwemmungsursachen wird - das ist jetzt schon abzusehen - Milliarden kosten. Diese Gelder, Herr Ministerpräsident, kann Brandenburg natürlich nicht selber aufbringen. Deshalb sollten wir ein Hilfs-

    Jürgen Türk
    programm einrichten. Ich fordere die Länder und Kommunen auf, sich an diesem Hilfsprogramm, an dieser nationalen Aufgabe - wie das hier wiederholt gesagt wurde -, zu beteiligen; denn Solidarität bedeutet, daß alle ihren Beitrag leisten.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die Haushaltslage ist überall schlecht: im Bund, in den Ländern und in den Kommunen. Aber wenn es jemandem schlechtgeht, muß zusammengelegt werden. Das heißt für mich Solidarität. Denn dieser Wiederaufbau und der verbesserte Hochwasserschutz - in dieser Auffassung kann ich den Bundeskanzler nur unterstützen - ist eben eine nationale Aufgabe. Es wäre wünschenswert und ein Zeichen des Funktionierens des Föderalismus, wenn wir uns über Parteigrenzen hinweg darüber einigen könnten.
    Das schließt nicht aus, daß wir uns mit wirksamer - ich betone: mit wirksamer - Hilfe überbieten. Ich kann mir gut vorstellen, daß die Wirtschaftsverbände - das hat zum Beispiel die Handwerkskammer Cottbus mit 250 000 DM getan -, die Landwirtschaftsverbände und auch die Banken und Versicherungen in diesen Wiederaufbaufonds einzahlen. Der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung setzen heute ein Zeichen und sagen der Hochwasserregion Hilfe mit einem Gesamtvolumen von zunächst 500 Millionen DM zu. Ich freue mich, daß wir wenigstens diese Hilfe heute parteiübergreifend regeln konnten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Bei aller innerdeutschen Solidarität sollten wir Tschechien und Polen in der Not nicht vergessen. Die Hochwasserkatastrophe zeigt, daß endlich mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit begonnen werden muß. Das Hochwasseraktionsprogramm kann und muß der Anfang sein. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit in grenzüberschreitenden Modellregionen muß eingebettet in konkrete Projekte folgen. So stelle ich mir das vor. Hier muß aus der Not eine Tugend gemacht werden und schon jetzt von einer „als-ob"-EU-Mitgliedschaft von Polen und Tschechien ausgegangen werden.
    Wenn jetzt richtigerweise mit einem Hochwasseraktionsplan begonnen wird, darf natürlich die Neiße nicht fehlen. Wir hatten nur Glück, daß es in diesem Einflußgebiet nicht so stark geregnet hat. Darum möchte ich das Wiederaufbau- und Hochwasseraktionsprogramm nicht nur als nationale Aufgabe verstanden wissen, sondern auch und gerade als Bewährungschance für Europa; denn in der Not erkennt man seine Freunde.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie des Ministerpräsidenten Dr. Manfred Stolpe [Brandenburg])