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    Plenarprotokoll 13/186 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 186. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. August 1997 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt: Erklärung durch die Bundesregierung: Die Hochwasserkatastrophe an der Oder und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung 16823 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 1: a) Vereinbarte Debatte zur Hochwasserkatastrophe an der Oder 16823 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 16823 D Dr. Manfred Stolpe, Ministerpräsident (Brandenburg) 16826 C Ulrich Junghanns CDU/CSU 16827 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16829 D Jürgen Türk F.D.P 16831 A Rolf Kutzmutz PDS 16832 C Dr. Mathias Schubert SPD 16833 C Tagesordnungspunkt 2: a) Vereinbarte Debatte zu Steuern und Arbeitsplätzen 16835 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 28 GG) (Drucksache 13/8340) 16835 A Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16835 B Dr. Henning Voscherau, Präsident des Senats (Hamburg) 16839 C Johannes Selle CDU/CSU 16841 A Dr. Gerhard Stoltenberg CDU/CSU . 16841 D, 16842 A Dr. Gerhard Stoltenberg CDU/CSU . . . 16845 B Hans-Peter Repnik CDU/CSU 16845 D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16848 C Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 16852 A Joachim Poß SPD 16852 D Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16853 A Peter Dreßen SPD 16855 D Dr. Gregor Gysi PDS 16856 C Dr. Peter Struck SPD 16859 C Joachim Hörster CDU/CSU 16859 D Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zum Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform (Drucksachen 13/901, 13/7000, 13/7570, 13/7579, 13/8325) 16860 B b) Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zum Steuerreformgesetz 1998 (Drucksachen 13/7242, 13/7775, 13/8020, 13/8177, 13/8178, 13/8326) 16860 C c) Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zum Steuerreformgesetz 1999 (Drucksachen 13/7480, 13/7917, 13/8022, 13/8023, 13/8177, 13/8179, 13/8327) 16860 C Nächste Sitzung 16861 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 16863* A Anlage 2 Erklärung nach §31 GO der Abgeordneten Bernd Reuter, Barbara Imhof, Erika Lotz, Erwin Horn, Brigitte Lange, Gerhard Rübenkönig, Gerd Höfer, Berthold Wittich, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. R. Werner Schuster, Alfred Hartenbach, Joachim Tappe (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform 16864* A 186. Sitzung Bonn, Dienstag, den 5. August 1997 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 5. 8.97 Barnett, Doris SPD 5. 8. 97 Beck (Bremen), BÜNDNIS 5. 8. 97 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Bierstedt, Wolfgang PDS 5. 8. 97 Börnsen (Ritterhude), SPD 5. 8. 97 Arne Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 5. 8. 97 Böttcher, Maritta PDS 5. 8. 97 Bredehorn, Günther F.D.P. 5. 8. 97 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 5. 8. 97 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 5. 8. 97 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Caspers-Merk, Marion SPD 5. 8. 97 Conradi, Peter SPD 5. 8. 97 Dr. Dregger, Alfred CDU/CSU 5. 8. 97 Graf von Einsiedel, PDS 5. 8. 97 Heinrich Eppelmann, Rainer CDU/CSU 5. 8. 97 Faße, Annette SPD 5. 8. 97 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 5. 8. 97 Andrea 90/DIE GRÜNEN Friedrich, Horst F.D.P. 5. 8. 97 Ganseforth, Monika SPD 5. 8. 97 Geiger, Michaela CDU/CSU 5. 8. 97 Gilges, Konrad SPD 5. 8. 97 Gloser, Günter SPD 5. 8. 97 Großmann, Achim SPD 5. 8. 97 Günther (Plauen), F.D.P. 5. 8. 97 Joachim Gysi, Andrea PDS 5. 8. 97 Dr. Hartenstein, Liesel SPD 5. 8. 97 Hartmann, Hanns-Peter PDS 5. 8. 97 Hauser (Esslingen), Otto CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Hellwig, Renate CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Höll, Barbara PDS 5. 8. 97 Dr. Hoyer, Werner F.D.P. 5. 8. 97 Dr. Jens, Uwe SPD 5. 8. 97 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 5. 8. 97 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 5. 8. 97 Kauder, Volker CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Kiper, Manuel BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 5. 8. 97 Körper, Fritz Rudolf SPD 5. 8. 97 Kolbow, Walter SPD 5. 8. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bi! einschließlich Kossendey, Thomas CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 5. 8. 97 Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 5. 8.97 Lemke, Steffi BÜNDNIS 5. 8.97 90/DIE GRÜNEN Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Löwisch, Sigrun CDU/CSU 5. 8. 97 Marschewski, Erwin CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Meister, Michael CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 5. 8. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 5. 8. 97 Mogg, Ursula SPD 5. 8. 97 Müller (Berlin), PDS 5. 8. 97 Manfred Neumann (Bramsche), SPD 5. 8. 97 Volker Onur, Leyla SPD 5. 8. 97 Dr. Penner, Willfried SPD 5. 8. 97 Dr. Pfaff, Martin SPD 5. 8. 97 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 5. 8. 97 Richter, Roland CDU/CSU 5. 8. 97 Robbe, Reinhold SPD 5. 8. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 5. 8. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 5. 8. 97 Schäfer (Mainz), Helmut F.D.P. 5. 8. 97 Schaich-Walch, Gudrun SPD 5. 8. 97 Dr. Scheer, Hermann SPD 5. 8. 97 Schild, Horst SPD 5. 8. 97 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 5. 8. 97 Schumann, Richard SPD 5. 8. 97 Dr. Schulte (Schwäbisch CDU/CSU 5. 8. 97 Gmünd), Dieter Seidenthal, Bodo SPD 5. 8. 97 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 5. 8. 97 Dr. Stadler, Max F.D.P. 5. 8. 97 Steen, Antje-Marie SPD 5. 8. 97 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 5. 8. 97 Tippach, Steffen PDS 5. 8. 97 Titze-Stecher, Uta SPD 5. 8. 97 Voigt (Frankfurt), SPD 5. 8. 97 Karsten D. Wagner, Hans Georg SPD 5. 8. 97 Dr. Warnke, Jürgen CDU/CSU 5. 8. 97 Welt, Jochen SPD 5. 8. 97 Wester, Hildegard SPD 5. 8. 97 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 5. 8. 97 Wilz, Bernd CDU/CSU 5. 8. 97 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 5. 8. 97 Wolf (München), Hanna SPD 5. 8. 97 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bernd Reuter, Barbara Imhof, Erika Lotz, Erwin Horn, Brigitte Lange, Gerhard Rübenkönig, Gerd Höfer, Berthold Wittich, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. R. Werner Schuster, Alfred Hartenbach, Joachim Tappe (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuß) zu dem Gesetz zur Fortsetzung der Unternehmenssteuerreform (Drucksache 13/8325) Das Ergebnis des Vermittlungsausschusses bezüglich der Kompensation für den Wegfall der Gewerbekapitalsteuer ist aus unserer Sicht nicht ausreichend befriedigend für einen Teil hessischer Kommunen. Die Ursache liegt darin, daß CDU/CSU und F.D.P. verhindert haben, daß 2,3 % der Umsatzsteuer den Gemeinden zur Kompensation zur Verfügung gestellt werden, wie es der SPD-Forderung entsprach. Vielmehr wollten CDU/CSU und F.D.P. ursprünglich nur 1,9 % zur Verfügung stellen. Angesichts des Verhaltens der Parteien der Bundesregierung mußte die 2,2 %-Kompensation als Kompromiß erst durchgekämpft werden. Es ist ein Erfolg der sozialdemokratischen Seite, daß die Gewerbeertragsteuer - entgegen Forderungen der F.D.P. - grundgesetzlich abgesichert wird und entsprechend sichergestellt wird, daß zur kommunalen Selbstverwaltung eine den Kommunen zustehende wirtschaftskraftbezogene und mit Hebesatzrecht versehene Steuerquelle gehört. Wir stimmen deshalb den Gesamtregelungen zu, auch weil die ostdeutschen Länder ohne entsprechenden Beschluß die Gewerbekapitalsteuer hätten einführen müssen.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


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    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler, ich danke Ihnen ausdrücklich für Ihre Ausführungen, für die klaren Zusagen, die Sie namens der Bundesregierung dort gegeben haben, aber auch für Ihr persönliches Engagement in dieser großen Belastung, die wir an der Oder erfahren.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir kämpfen jetzt 19 Tage gegen das Hochwasser an der Oder. Jeder kennt nun die Bilder von der Flutkatastrophe, die vielen ihr Hab und Gut nahm, bei der Hunderte ihr Haus verloren.
    Erinnern wir uns: Am 8. Juli gibt es Anzeichen für eine Hochwasserkatastrophe. Am 9. Juli werden bei uns in Brandenburg erste Maßnahmen eingeleitet. Am 17. Juli erreicht die Flutwelle Brandenburg, und zwar am Zusammenfluß von Neiße und Oder. Bei Ratzdorf liegt an diesem Tag der Pegel mit 6,20 Meter vier Meter über normal. Die Deiche werden mit Sandsäcken verstärkt. Es bilden sich Sickerstellen, die sofort abgedichtet werden.
    Noch einmal gibt es dann starke Regenfälle. Eine zweite Flutwelle kündigt sich an. Am 23. Juli bricht der Deich bei Brieskow-Finkenheerd, am 24. Juli bei Aurith. Die Ziltendorfer Niederung ist auf eine Fläche von rund 6 000 Hektar überflutet. Die Ortschaften Aurith, Kunitzer Loose und der Ziltendorfer Ortsteil Thälmann-Siedlung versinken im Wasser. Die Bedrohung für das Siedlungsgebiet nördlich von Frankfurt, das Oderbruch, wächst. Lebus, Reitwein, Zollbrücke und vor allem Hohenwutzen heißen nun die Orte, deren Bilder in aller Medien sind.
    Noch werden die Deiche gehalten. Dahinter, 6 Meter unter dem Oderpegel, liegt der Lebensraum für mehr als 20 000 Menschen. Seit vorgestern, am 17. Tag der Hochwasserkatastrophe, wird begründete Hoffnung stärker als Furcht. Die Pegelstände sinken, allerdings sehr, sehr langsam. Für eine Entwarnung ist es zu früh; denn noch drücken die Wassermassen mit enormer Kraft auf die durchweichten Deiche. Noch ist auch nicht abzusehen, wann das Wasser aus den Überflutungsgebieten wieder abfließen wird.
    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir kämpfen gegen eine Hochwasserkatastrophe, wie sie in der über tausendjährigen Geschichte Brandenburgs bisher nicht überliefert ist. Zum Glück kämp-

    Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe
    fen wir nicht allein. Überall gibt es ein vorbildliches Zusammenwirken vieler Freiwilliger aus der Region und zahlreicher Helfer aus Brandenburg, Berlin und allen Teilen der Bundesrepublik. Mitglieder der Freiwilligen und Berufsfeuerwehren, des Technischen Hilfswerkes, des Roten Kreuzes, des Bundesgrenzschutzes und vor allem der Bundeswehr arbeiten Hand in Hand. Ihnen allen gilt Dank und Bewunderung.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Diese Menschen vereint jetzt der Wille, die ganz große Katastrophe, nämlich den Untergang des Oderbruchs, zu verhindern. Die Menschen rücken im Kampf gegen die Naturgewalten zusammen. Ossis und Wessis erleben angesichts der existentiellen Herausforderung, daß sie zusammengehören. An den Deichen der Oder hat die deutsche Nation im Jahre sieben der Einheit ihre Bewährungsprobe bestanden.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben erfahren, daß Frauen und Männer in der größten Not ihren Nachbarn nicht vergessen. Wir haben erfahren, daß Solidarität ein warmes Wort voll lebendiger Hilfsbereitschaft ist. Wir erfahren diese Solidarität auch durch die vielen Geld- und Sachspenden. Wir sind für diese Hilfen sehr dankbar; denn Geld wird gebraucht, um die erste Not derjenigen zu lindern, die in den überfluteten Häusern alles zurücklassen mußten. Darunter sind viele, die bis zuletzt den Deich verteidigten und darüber das eigene Habe vernachlässigten. Das Geld wird zum Wiederaufbau eines Landstriches gebraucht, der nach dem Abzug des Wassers ohne Hilfe nicht mehr lebensfähig wäre.
    Diese Bundestagssitzung setzt ein Zeichen der Hoffnung. Bundestag und Bundesregierung bestätigen den Wiederaufbau der Oderregion als nationale Aufgabe; denn Brandenburg allein wäre hiermit völlig überfordert.
    Das gesamte Ausmaß der Schäden kann heute niemand genau beziffern. Die Schätzungen einiger Versicherungen nennen Milliardenbeträge. Das ist wohl nicht übertrieben; denn 160 Kilometer Deiche müssen verläßlich gesichert werden, Unmassen Schlamm sind zu beseitigen, der Boden muß entseucht werden und Leitungen aller Art sind wiederherzustellen. Straßen und Brücken sind zu erneuern, Gebäude sind zu stabilisieren oder völlig neu zu bauen. Entlang der Oder geht es darum, die Lebens- und Erwerbsmöglichkeiten der Menschen wiederherzustellen und zu schützen und darüber hinaus der Natur ihr Recht zu lassen.
    Bei den Hilfen muß berücksichtigt werden, daß die meisten Betroffenen, auch die rund 800 Unternehmen, keine Sicherheiten für Kredite bieten können. So könnte es geschehen, daß die Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau gar nicht genügend in Anspruch genommen werden können. Deshalb sollten wir noch überprüfen, ob die Laufzeit verlängert werden kann. Wichtig wären auch eine Haftungsentlastung der Kreditnehmer und eine Verringerung der
    Tilgungsraten für die meist ohnehin bereits kreditüberbelasteten Bürgerinnen und Bürger.
    Mit der Bundesanstalt für Arbeit haben wir bereits die Eckpunkte eines Sonderprogramms verabredet, das für etwa 3 000 Arbeitsplätze ausgelegt ist. Die Arbeitsämter sind bereit, einen Lohnkostenzuschuß zu gewähren. Das Land wird den Zuschuß zu den Lohnkosten aufstocken, so daß die Lohnkosten nahezu schon finanziert sind. Offen ist dabei noch die Finanzierung der Sachkosten. Ich denke, daß auch dafür ein Weg gefunden wird. Ich bitte, die Arbeitsämter zu bestärken, schnell und flexibel zu handeln, um die notwendigen Projekte und Lösungswege zu finden.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Noch größere Not hat Polen und Tschechien getroffen. Es ist für mich eine beglückende Erfahrung, wie bei uns trotz eigener Sorgen Hilfe für diese Nachbarn geleistet wird. Es ist aber auch nötig, gemeinsam aus der Katastrophe Schlußfolgerungen zu ziehen. Deutschland, Polen und Tschechien sollten gemeinsam mit der Europäischen Union ein Europaprojekt „Lebensraum Oder" starten, in dem es um den Schutz der Menschen, einen sinnvollen Umgang mit der Natur und wirtschaftliche Existenzgrundlagen gehen sollte. Ein solches Vorhaben könnte europäische Solidarität und Integration befördern.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS und des Abg. Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.])

    Ich weiß seit heute morgen, daß die polnische Regierung ausdrücklich ihre Bereitschaft dazu erklärt hat.
    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich danke Ihnen allen. Durch Ihre Anteilnahme, Ihre Hilfe und Ihre Besuche erfahren wir hautnah das vereinte Deutschland. Das sind gute Signale zur richtigen Zeit. Noch geht der Kampf gegen das Wasser weiter. Aber gemeinsam können wir es schaffen.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall im ganzen Hause)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Es spricht jetzt der Kollege Ulrich Junghanns.

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    Rede von Ulrich Junghanns


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bilder, Filme, Berichte und Kommentare zur Hochwasserkatastrophe an der Oder in Tschechien, in Polen und hierzulande in Brandenburg kann keiner mehr zählen. Eigentlich ist - so mutet es an - alles jedem berichtet, gesagt und gezeigt. Aber weil es letztlich nicht darauf ankommt, nur tagaktuell informiert zu sein, sondern darauf, die richtigen politischen, wirtschaftlichen und auch privaten Folgerungen aus den Ereignissen zu ziehen, und weil es nicht geschehen darf, daß sich - wie so oft in unserer mediengestützten und -geprägten Welt - mit dem Fortgang der Ereignisse die notwendige öffentliche Debatte von den örtlichen Tatsachen und Erfordernissen

    Ulrich Junghanns
    abhebt und entfernt, möchte ich aus persönlichen Erlebnissen der letzten 14 Tage - ich wohne in Frankfurt an der Oder und habe die Flutkatastrophe mit ihren verschiedenen Schicksalen erlebt - einige Erfahrungen, Gedanken und Hoffnungen einbringen. Das kann nicht erschöpfend sein; denn wir stehen noch mitten im Kampf gegen die Fluten, und die Oder läßt einem keine Zeit für umfassende Vorbereitungen.
    Die schwere Befindlichkeit der Betroffenen an den Ufern der Oder in unserer Region ist nicht oder bestenfalls halbwegs in Zeitungsüberschriften zu fassen. Diese schwere Betroffenheit und schwere Befindlichkeit der Mitbürger in unserer Region äußert sich vor allem in bangen Fragen, Fragen des alten Mannes, der am Rande der überfluteten Ziltendorfer Niederung steht, mir, ohne es zu sehen, die Richtung seines Hauses angibt und sagt: Es ist untergegangen. Ich habe wieder alles verloren. Wie soll es nur weitergehen? Wo soll ich noch hin? - Dann sind da die Fragen der Evakuierten aus den Oderbruch-Dörfern, die hinter den Dämmen - der Ministerpräsident hat es gesagt - acht Meter unter der Wasserlinie hoffen und bangen und fragen: Wird der Deich halten? Was soll geschehen, wenn er nicht hält?
    Keiner hätte geahnt oder geglaubt, daß die Deiche einmal so in Gefahr geraten - haben sie doch 250 Jahre lang gehalten! Aber dieses Bangen - Tag und Nacht - und diese unbeantworteten Fragen lähmen nicht. Im Gegenteil: So wie es in Ratzdorf angepackt und mit großen Hilfen bewältigt wurde, nehmen die Menschen in der Oderregion die Herausforderung der Natur allerorts an. Sie kämpfen dafür, daß Gefahren abgewendet und Schäden verhindert werden. Selbstlos wird bis zur Erschöpfung füreinander eingestanden und geholfen: Beim Dammbau in Ziltendorf, Wiesenau, Frankfurt/Oder, an der Ziegelstraße und am Kuhweg, bei Reitwein und Hohenwutzen; Tag und Nacht werden Säcke gefüllt, zuletzt vor allen Dingen in Altreetz und Groß Neuendorf, um die Dörfer nur beispielhaft zu nennen.
    Diejenigen, für die es letztlich um alles geht, empfinden doppelt und dreifach, was Hilfe in fast auswegloser Situation bedeutet. Der Bundeskanzler hat sehr eindrucksvoll aufgezeigt, daß und wie das Menschenmögliche getan wird, um Schaden abzuwenden. Als aus dieser Region Kommender möchte ich Ihnen sagen, was die Menschen dort empfinden. Sie empfinden große Dankbarkeit für die großartigen Leistungen. Niemand bei uns vermag sich vorzustellen, was geschehen wäre, wenn nicht die Bundeswehr, der BGS, das THW und die anderen Hilfsorganisationen gemeinsam mit den Feuerwehren und den vielen Freiwilligen in einer beispiellosen „Muskel-Kraftanstrengung'' an den Bollwerken - an den Dämmen und Deichen - gearbeitet hätten. Allein hätten wir das nicht schaffen können!
    Der Dank richtet sich natürlich zuallererst an die Helfer, an die Soldaten, die auf der Straße, auf dem Dorf oder an Hof und Haus mithelfen. Er richtet sich aber genauso an die Kommandeure, die sich selbst auferlegt haben, nicht ausgewechselt zu werden, sondern die für sich gesagt haben: Diesen Katastropheneinsatz werden wir vom ersten bis zum letzten
    Tage leiten. Für diese Standhaftigkeit sind die Menschen sehr dankbar.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich will sie nennen: General von Kirchbach und Korvettenkapitän Mauersberger von der Bundeswehr, den Leitenden Polizeidirektor Hasslinger und Polizeidirektor Reimann vom BGS sowie vom THW die Kameraden Tiesler und Wieland, der als Deichläufer jedem in Frankfurt/Oder bekannt ist. Genauso gehen mein Dank und meine Anerkennung an die Feuerwehr und an die freiwilligen Helfer. Sie gehen an alle Katastrophenstäbe und an die Deichgrafen mit Matthias Platzeck an der Spitze. Sie haben Großes, Beispielgebendes geleistet und leisten es.

    (Beifall im ganzen Hause)

    Es ist bei dieser Oderflut nicht schwer - lassen Sie es mich einmal mit ein bißchen Pathos sagen -, Helden zu finden. Den Helden ist aber allen eigen, daß sie keine Helden sein wollen. Sie wollen den Sieg über diese Fluten erringen. Unseren Deich - so die Soldaten -, den müssen wir halten.
    Wir fühlen und erleben, daß die Bundesregierung gemeinsam mit dem Land Brandenburg alles nur Mögliche für die Katastrophenbekämpfung tut. Wir spüren vor allem, daß der Bundeskanzler mit den fachlich befaßten Ministern vor Ort ist und damit einen wichtigen Antrieb, einen wichtigen Impuls für Mut und Zuversicht in die Zukunft verleiht. Herr Bundeskanzler, ich möchte Ihnen an dieser Stelle danke sagen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, wir haben nicht nur gelernt, daß zweieinhalb Schaufeln Sand in einen Sandsack gehören und daß nicht klares, sondern trübes Wasser von den Gefahren für die Deiche zeugt, sondern auch und vor allem, miteinander in der Lage zu sein, das schier Unmögliche zu schaffen. Das gilt für das Miteinander auf den Deichen und auf dem Sandsackplatz; aber das gilt insbesondere für das Miteinander der Verantwortlichen in unserem Staat - von der Kommune über die Landkreise und das Land bis zum Bund. Diese Erfahrung möchte ich von dieser Stelle aus ausdrücklich hervorheben und würdigen, Herr Ministerpräsident. Für unsere Region entlang der Oder und für die Menschen in diesem wunderschönen Landstrich wurde und wird von allen politisch Verantwortlichen nicht nur einem Strang, sondern auch am selben Ende des Stranges gezogen. Das gibt uns die Zuversicht, daß wir erfolgreich sein werden. Diese Kraft muß über den Tag hinausreichen, und es muß eine gründliche Auswertung des Katastrophenverlaufs vorgenommen werden. Wir konnten auf diese extreme Situation nicht vorbereitet sein, und deshalb ist es so wichtig, nicht nur aus den Stärken, sondern auch aus den Schwächen und Mängeln zu lernen.
    Wenn die Kameras abgeschaltet werden, gilt es, in der Hilfe nicht nachzulassen. Die betroffenen Bedürftigen hoffen und bauen auf die zugesagte Hilfe. Das Wort des Bundesministers Rühe „Wenn das Wasser geht, die Soldaten bleiben" ist in aller Munde. Es ist

    Ulrich Junghanns
    oft die einzige Antwort auf die unbeantworteten Fragen.
    Streit um große Summen hilft nicht. Die Betroffenen wenden sich davon eher ab. Sie haben keinen Sinn dafür. Wichtig ist jetzt, das Notwendige zu leisten und daß die Hilfe aus vielen Hilfsorganisationen und Spendenveranstaltungen bei den Bedürftigen auch ankommt.
    Hilfe materieller und finanzieller Art, die sich an den Problemfällen orientiert, die die soziale und wirtschaftliche Lage der betroffenen Bedürftigen berücksichtigt, ist vonnöten. Da gibt es den Rentner - ich will ihn beispielhaft nennen -, der sein Haus verloren hat. Er ist 68 Jahre alt und weiß nicht, wohin. Da gibt es den Eigenheimbauer, der gerade mit seinem Bau fertig ist und nun mit der Tilgung beginnen wollte. Jetzt fängt er mit seinem Fertigteilhaus praktisch wieder von vorn an.
    Da gibt es die Handwerker, die Bäcker, die ihre Betriebe im evakuierten Gebiet schließen mußten. Da gibt es die Bauernvereinigung in der Ziltendorfer Niederung. Die gesamte Ackerfläche -4000 Hektar - steht unter Wasser, so daß die Ernte verloren ist. 80 Bauern sind betroffen, 18 Familien wurden evakuiert.
    Es geht aber auch um jene Bauern, die in den evakuierten Gebieten mit hohen Vieh- und Futtertransportkosten konfrontiert sind. Auch in den Aufnahmebetrieben kommt es zu Streßsituationen und damit zu Leistungsabfällen bzw. zu zusätzlichen Kostenaufwendungen. Wir müssen insbesondere bei der Landwirtschaft unter den Bedingungen der Evakuierung an die abgebenden und die aufnehmenden Betriebe denken. Dafür ist ein finanzieller Rahmen abgesteckt.
    Ich bin für die Betonung des Bundeskanzlers, daß wir uns an den Problemen orientieren, sehr dankbar. An den Problemen orientieren heißt - ich bin dem Bundesminister für Finanzen sehr dankbar, der das heute morgen in der Sondersitzung der befaßten Ausschüsse hervorgehoben hat -, daß wir die Haftungsfreistellung erhöhen werden. Das muß natürlich mit der Erhöhung der notwendigen Leistungen und Beiträge der Landesregierung einhergehen.
    Ich möchte hervorheben, daß die Laufzeiten verlängert werden und daß andere Programme wie das sogenannte Modernisierungsprogramm der MW mit 25jähriger Laufzeit und fünf tilgungsfreien Jahren vielleicht insbesondere für den Privatmann eine günstigere Lösung darstellen. Ich möchte die Landesregierung animieren, vorhandene wirtschaftliche Förderprogramme auf die Oderregion zu konzentrieren. Ich glaube, zu einer solchen solidarischen Leistung wären alle, die damit in Brandenburg befaßt sind, bereit und fähig.
    Ich bitte, nicht zu vergessen, daß sich die Gemeinden selbst in einer großen finanziellen Notlage befinden und trotz dankenswerter Kostenentlastung durch die Einsatzkräfte nicht wissen, wie Reparaturen an öffentlichen Einrichtungen, an Straßen und Betrieben außerhalb des Wohnungsbaus finanziert werden sollen. Ich bin der Auffassung, daß wir auch auf diesem Gebiet sehr eng und schnell zusammenkommen müssen.
    Das, was mit dem Blick über die Oder hinweg gesagt worden ist, kann ich nur unterstreichen. Natürlich fragen mich die Bürger, warum es ein abgestimmtes Katastrophen- und Frühwarnsystem nicht schon früher gegeben hat. Jetzt müssen wir nach vorn schauen. Das, was gestern von den Ministern für Umwelt unter Federführung von Ministerin Merkel in Frankfurt/Oder ausgehandelt wurde, ist ein solides und sicheres Fundament dafür, daß das Notwendige schnell geschieht.
    Denn alle, die jetzt an der Oderregion kämpfen und die Bilder aus unseren benachbarten Staaten sehen, bekommen mit, wie wichtig und hilfreich es ist, daß in Deutschland so eng zueinander gestanden wird. Das ist nicht überall der Fall, aber diesen Beistand möchte ich von dieser Stelle über die Grenze hinweg nach Polen und Tschechien zusagen; denn wir wollen gemeinsam unsere Zukunft an diesem Fluß gewinnen.
    250 Jahre Oderdeiche werden gefeiert. Daß diese Feier in eine solche Kraftanstrengung münden muß, gehört vielleicht zur Eigenart solcher Katastrophen. Ich weiß nicht, ob es ein Jahrhundert- oder ein Jahrtausendhochwasser ist, das wir gegenwärtig erleben und dessen Gefahren wir von uns abzuwenden versuchen. Aber ich weiß eines, nämlich daß es zu der Feier gehört, sich um diese Deiche zu sorgen, daß es das Anliegen unserer Generation sein muß, sie fit zu machen, zu stabilisieren und zu vitalisieren für die Aufgabe, für die sie vor 250 Jahren errichtet worden sind. Ich glaube, auch auf diese Aufgabenstellung kann man das Wort unseres Hauses, wonach die Katastrophenbekämpfung an der Oder eine nationale Aufgabe ist, beziehen.
    Mit dem Blick nach vorn kann ich nur eines betonen: Für Entwarnung ist noch keine Zeit. Aber die Tatsache, daß uns diese große Hilfe zuteil wird, und die Erfahrung der Menschen, bisher schier Unmögliches geleistet zu haben, begründen unsere Zuversicht, daß wir das jetzt noch auf uns Wartende meistern werden und letztlich als Sieger aus dem Kampf gegen die Oderfluten hervorgehen werden.
    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)