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ID1318504900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/185 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 185. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. Juni 1997 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde, für die Aktuelle Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 8. September 1997 16733 A Begrüßung einer Delegation der Knesset des Staates Israel 16733 B Tagesordnungspunkt 11: Erklärung durch die Bundesregierung zum Europäischen Rat in Amsterdam sowie zum Weltwirtschaftsgipfel in Denver und zur Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen . . 16733 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 16733 C Rudolf Scharping SPD 16739 C Karl Lamers CDU/CSU 16743 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16746 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P 16749 B Dr. Gregor Gysi PDS 16751 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16743 D Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 16756 B Hartmut Schauerte CDU/CSU 16758 B Ernst Schwanhold SPD 16760 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16761 C Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 16763 C Birgit Homburger F D P. 16764 D Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1999) (Drucksache 13/8011) 16766 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Rudolf Dreßler, Ulrike Mascher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Strukturreform statt Leistungskürzungen in der Alterssicherung (Drucksache 13/8032) 16766 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 19: Antrag der Abgeordneten Andrea Fischer (Berlin), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den Generationenvertrag neu verhandeln (Drucksache 13/8036) 16766 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 20: Antrag der Gruppe der PDS: Rentenversicherung stabilisieren und Reform 2000 vorbereiten (Drucksache 13/8044) 16767 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 16767 A Rudolf Dreßler SPD 16772 A, 16789 C Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . 16775 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16777A, 16799 D Dr. Gisela Babel F.D.P 16780 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16781 C Peter Dreßen SPD 16783 A Petra Bläss PDS 16783 D Julius Louven CDU/CSU 16786 B Ulrike Mascher SPD 16789 D Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16792 D Walter Hirche F.D.P 16793 D Gerd Andres SPD 16795 A Maria Eichhorn CDU/CSU 16796 A Margot von Renesse SPD . . . 16797 B, 16800 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 16798 C, D Heidemarie Lüth PDS 16801 A Volker Kauder CDU/CSU . . . 16801 D, 16806 D Ottmar Schreiner SPD 16803 C, 16807 A Hartmut Schauerte SPD 16805 D Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 16807 C Zusatztagesordnungspunkt 21: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu möglichen atomaren Verseuchungen des Meerwassers bei La Hague durch die Wiederaufbereitung deutschen Atommülls 16809 C Ursula Schönberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16809 D Dr. Renate Hellwig CDU/CSU 16810 C Jutta Müller (Völklingen) SPD 16811 B Birgit Homburger F D P. 16812 C Rolf Köhne PDS 16813 B Horst Kubatschka SPD 16813 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16814 D Dr. Jürgen Rochlitz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16815 D Walter Hirche, Parl. Staatssekretär BMU 16816 D Arne Fuhrmann SPD 16818 A Wolfgang Behrendt SPD 16818 D Nächste Sitzung 16819 D Berichtigung 16819 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 16821* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 16821 C 185. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. Juni 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 146. Sitzung, Seite 13 263 C, letzte Zeile: Statt „Drucksache 13/5555 Nr. 1.18" ist „Drucksache 13/5555 Nr. 2.21 " zu lesen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 27. 6. 97 * Bachmaier, Hermann SPD 27. 6. 97 Behrendt, Wolfgang SPD 27. 6. 97 * Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 27. 6. 97 Blunck, Lilo SPD 27. 6. 97 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 27. 6. 97 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 27. 6. 97 Caspers-Merk, Marion SPD 27. 6. 97 Graf von Einsiedel, PDS 27. 6. 97 Heinrich Fink, Ulf CDU/CSU 27. 6. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 27. 6. 97 * Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 27. 6. 97 Dr. Heuer, Uwe-Jens PDS 27. 6. 97 Horn, Erwin SPD 27. 6. 97 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 27. 6. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Jacob, Willibald PDS 27. 6. 97 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 27. 6. 97 * Knoche, Monika BÜNDNIS 27. 6. 97 90/DIE GRÜNEN Leidinger, Robert SPD 27. 6. 97 Limbach, Editha CDU/CSU 27. 6. 97 Lohmann (Witten), Klaus SPD 27. 6. 97 Marten, Günter CDU/CSU 27. 6. 97 * Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 27. 6. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 27. 6. 97 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 27. 6. 97 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 27. 6. 97 * Reschke, Otto SPD 27.6. 97 Ronsöhr, CDU/CSU 27.6.97 Heinrich-Wilhelm von Schmude, Michael CDU/CSU 27. 6. 97 * Schultz (Everswinkel), SPD 27. 6. 97 Reinhard Seibel, Wilfried CDU/CSU 27. 6. 97 Simm, Erika SPD 27. 6. 97 Terborg, Margitta SPD 27. 6. 97 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 27. 6. 97 Vosen, Josef SPD 27. 6. 97 Wohlleben, Verena SPD 27. 6. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 27. 6. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Abgeordnete Dr. Gisela Babel hat ihre Unterschrift zu dem Antrag „Eckpunkte für die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen" - Drucksache 13/6591- zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Bericht der Bundesregierung über die Förderung der Frauen im Bundesdienst (Berichtszeitraum 1992 bis 1994) - Drucksache 13/5991 - Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Jahresgutachten 1994 des wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen „Welt im Wandel: Die Gefährdung der Böden" - Drucksache 13/2221 - Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Europäischen Parlaments 1996 - Drucksachen 13/7370, 13/7535 Nr. 1.2 - - Unterrichtung durch die Bundesregierung 57. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Union (Berichtszeitraum: 1. Januar bis 31. Dezember 1996) - Drucksachen 13/7168, 13/7460 NL 2 - Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Innenausschuß Drucksache 13/7456 Nr. 2.5 Rechtsausschuß Drucksache 13/4466 Nr. 2.32 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/7306 Nr. 1.1 Drucksache 13/7456 Nr. 2.7 Drucksache 13/7541 Nr. 1.2 Drucksache 13/7541 Nr. 1.3 Drucksache 13/7541 Nr. 1.4 Drucksache 13/7541 Nr. 1.5 Drucksache 13/7541 Nr. 1.6 Drucksache 13/7541 Nr. 1.7 Drucksache 13/7541 Nr. 2.1 Drucksache 13/7541 Nr. 2.9 Drucksache 13/7541 Nr. 2.11 Drucksache 13/7541 Nr. 2.14 Drucksache 13/7541 Nr. 2.20 16822* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 185. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Juni 1997 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/3216 Nr. 1.4 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/4466 Nr. 2.3 Drucksache 13/6766 Nr. 2.20 Drucksache 13/6861 Nr. 2.15 Drucksache 13/7017 Nr. 2.6 Drucksache 13/7456 Nr. 1.5 Drucksache 13/7541 Nr. 2.7 Drucksache 13/7706 Nr. 2.12 Drucksache 13/7867 Nr. 1.6 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/7017 Nr. 1.3 Drucksache 13/7456 Nr. 1.1
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Andrea Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Junge Leute stellen schon seit vielen Jahren kritische Anfragen an die Rentenpolitik. Immer haben sie darauf die Antwort erhalten, es gebe kein Problem, sie sollten hübsch fein stille sein; denn wir wissen es alle: Die Rente ist sicher.
    Dann kommt endlich Bewegung in die Diskussion, aber mit ehrlichen Antworten ist es wieder nichts. Statt dessen werden sie konfrontiert mit einer Debatte, die das Nettorentenniveau zum Dreh- und Angelpunkt der Rentenpolitik hochstilisiert und alle anderen Fragen vernachlässigt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Was ist denn der Grund für die Skepsis der jungen Leute in Sachen Rentenversicherung? Sie zweifeln an einem fairen Beitrags-Leistungs-Verhältnis, und sie fragen sich, wie bei einem anderen demographischen Aufbau der Gesellschaft ihre Renten eines Tages finanziert werden können, ohne daß dann ihre Kinder und Enkelkinder überfordert werden.
    Zweifellos gibt es auch viele Scharlatane auf dem Markt der Rentenpolitik. Aber deren Chancen, die Menschen einzufangen, werden größer, wenn die besonnenen Rentenpolitiker keine guten Antworten auf die kritischen Anfragen finden.
    Altere Menschen nehmen die Tatsache, daß sich junge Menschen Gedanken um die Rente machen, oft mit Unverständnis auf: Haben diese jungen Leute denn keine anderen Sorgen? Haben sie eine spießige Versorgungsmentalität, daß sie sich schon in der Jugend Gedanken um die Rente machen? - Ich glaube nicht, daß wir es hier mit einer Frühvergreisung der heutigen Jugend zu tun haben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.])

    Wir haben es mit kritischen Anfragen zu tun, die symbolisch auf eine Neuverständigung unserer Gesellschaft drängen. Alle reden vom demographischen Wandel, aber die Auseinandersetzung mit den Folgen für unsere Gesellschaft findet nicht statt. Wie wird es denn sein, in einer Gesellschaft zu leben, in der wesentlich mehr ältere Menschen das Bild prägen? Wie verändert sich dadurch unsere Lebensweise, wie verändern sich die Werte, die Umgangsformen?

    (Julius Louven [CDU/CSU]: So ist das!)

    Nehmen wir doch die Skepsis der Jugend, die sich am Rentensystem entzündet, als einen wertvollen
    Hinweis darauf, daß unsere Gesellschaft eine Auseinandersetzung verweigert. Denn so richtig es ist, daß die aktuellen Probleme der Rentenpolitik von der falschen Politik der Bundesregierung verursacht sind: Ich halte es für unklug, der Diskussion mit dem Verweis auszuweichen, daß die demographische Veränderung doch frühestens in 20 Jahren auftreten werde. Ich glaube, wir sollten diese Debatte noch viel intensiver führen, und zwar nicht nur in der Rentenpolitik.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])

    Viele Sorgen der jungen Menschen beziehen sich aber nicht nur auf die ferne Zukunft, sondern sind hochaktuell. Die jungen Menschen haben ein Leben vor sich, in dem sie vielen beruflichen Risiken ausgesetzt sein werden, in dem sie immer offenbleiben müssen für Veränderungen, wollen sie nicht zu den Verlierern auf dem Arbeitsmarkt zählen. Der Zugang und die Qualität der Bildung sind zur Zeit ihr größtes Problem, und im Moment steht auch ihre Zukunft auf dem Spiel.
    Was wird den Jugendlichen geboten? Wie alles, was die Bundesregierung derzeit macht, ist die Rentenreform wieder eine hilflose Reaktion auf selbstgeschaffene Probleme. Wieder müssen der Standort und die Globalisierung herhalten, um erst einmal nichts anderes zu begründen als tiefgreifende Einschnitte in die soziale Sicherung.
    Die aktuellen Probleme der Rentenpolitik gehen auf das Konto der Bundesregierung:

    (Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Das ist aber ein bißchen sehr schlicht, Frau Fischer!)

    Sie haben die Beitragszahlungen zwischen den Sozialversicherungsträgern hin- und hergeschoben. Sie haben die Rentenüberleitung aus Beitrags- und nicht aus Steuergeldern finanziert. Sie haben eine Arbeitsmarktlage zu verantworten, in der die Rentenversicherung zum Ausfallbürgen der Sozialpolitik wird.
    Nun greifen Sie vordergründig die kritischen Debatten um die Zukunft der Rentenversicherung auf und suchen doch nur einen Vorwand, ein weiteres Mal Sparpolitik zu betreiben. Sie versprechen, mit den vorgelegten Maßnahmen eine relative Beitragssatzstabilität zu erreichen. Aber es war Ihre Politik, die die Beitragssätze in den letzten Jahren in immer neue Höchststände getrieben hat, und es war ebenfalls Ihre Politik, die die steuerliche Belastung so angezogen hat, daß den Menschen die Puste ausgeht und deren Abgabefähigkeit an die Schmerzgrenze gestoßen ist.
    Sie können von Ihrer Verantwortung nicht ablenken, indem Sie sich jetzt als Problemlöser aufspielen, noch dazu wenn Ihre Lösungsvorschläge nicht gut sind. Was ist Ihr Angebot? Sie versprechen eine Stabilisierung der Beitragsentwicklung und verschweigen, daß Sie dafür die Rentenversicherung bis zur Unkenntlichkeit entstellen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na, na, na!)


    Andrea Fischer (Berlin)

    Die Beitragsentlastung über die Erhöhung des Bundeszuschusses steht doch noch in den Sternen, denn Sie können noch gar nicht sagen, woher Sie das Geld nehmen wollen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie bleiben unter Ihrem Niveau, Frau Fischer!)

    Angesichts der Gemengelage in der zerstrittenen Regierungskoalition besteht hier kaum Anlaß zum Optimismus, daß das Versprechen eines höheren Bundeszuschusses mehr als ein vordergründiges Einlenken angesichts der seit langem bekannten Kritik werden könnte.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Was sagt denn die F.D.P. dazu, daß für diese Erhöhung des Zuschusses eine Mineralölsteuererhöhung von 2 Prozent notwendig wäre?
    Die Erwerbsunfähigkeitsrente reduzieren Sie zu einem kümmerlichen Schatten ihrer selbst. Über die Berufsunfähigkeitsrente können Sie auch mit uns reden, aber die von Ihnen bezüglich der Erwerbsunfähigkeitsrente geplanten Veränderungen werden auf unseren erbitterten Widerstand stoßen. Sie geben die Sicherungsfunktion dieser Rentenart einfach auf; dann können Sie die Erwerbsunfähigkeitsrente auch gleich abschaffen, wenn die betroffenen Rentnerinnen und Rentner ohnehin alle zusätzlich zum Sozialamt gehen müssen.
    Die blanke Rentenniveausenkung ist mit uns nicht zu machen,

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    denn Sie versprechen den Menschen Beitragssatzstabilität, ohne ihnen offen zu sagen, daß Ihr Weg - dabei muß man die Leistungskürzung aus dem Wachstumsförderungsgesetz des letzten Jahres mit beachten - dazu führt, daß das Leistungsniveau der Rentenversicherung nach unten hin offengelassen wird.
    Herr Minister Blüm, ich hätte es mir auch nicht träumen lassen, daß eine wankende Bundesregierung sich noch einmal auf die Grünen stützen muß, aber das können wir nicht tragen; da muß ich Ihre Hoffnung enttäuschen. Als Kronzeugen stehen wir Ihnen für Ihr Gesetzeswerk nicht zur Verfügung.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zuruf von der F.D.P.: Das ist aber schade! Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Die Rede war am Anfang so gut!)

    Sie haben in so eklatanter Weise alle Qualitätsnormen der Rentenversicherung verletzt, daß wir das niemals mitmachen werden. Sie zerstören die Legitimation der kollektiven Alterssicherung. Über das Rentenniveau läßt sich mit uns nur auf der Grundlage eines gänzlich anderen Konzepts reden. Für das aber sind Sie nicht offen, denn Sie sind ganz verblendet von Ihren selbst geschaffenen Sparzwängen.
    Rentenpolitik heute muß mutig und vorausschauend sein. Sie muß Solidarität stiften und organisieren, sie muß soziale Sicherung auf veränderte Bedingungen paßgenau machen. Sie muß Teil einer Modernisierungsstrategie sein.
    Dafür muß man aber erst einmal begreifen, worin die Veränderungen bestehen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Individualisierung und Flexibilisierung von Beschäftigungsverhältnissen sind die bestimmenden Muster der Gesellschaftsveränderung, und diese Tendenzen werden sich in Zukunft verstärken. Darauf müssen wir uns alle einrichten.
    Wer die soziale Sicherung an diese Veränderungen nicht anpaßt, der verspielt die Legitimationsgrundlage von kollektiver sozialer Sicherung.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das emanzipatorische Potential, das in diesen Veränderungen liegt, verkehrt sich in sein Gegenteil, wenn man mit den Risiken dieser Entwicklung allein gelassen wird. Individualisierung darf eben nicht zum Drahtseilakt mit ständiger Absturzgefahr werden. Das ist die zentrale Aufgabe sozialer Politik für das nächste Jahrtausend.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das ist auch mein zentraler Vorwurf an Sie: Sie haben die Bedeutung der Rentenversicherung für die Gestaltung unserer Gesellschaft, für den Arbeitsmarkt, das Geschlechterverhältnis und das Bildungssystem ausgeblendet. Sie machen technokratische Rentenpolitik ohne Zukunftsvision.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wer von jungen Menschen Flexibilität, Mobilität und hohe Qualifikation verlangt, kann die Sicherung dieser Erwerbsmuster nicht vernachlässigen. Wer von jungen Menschen eine optimistische Entscheidung für Kinder verlangt, darf ihnen keine nachteiligen Folgen dieser Entscheidung für ihre Alterssichrung zumuten. Wer aus arbeitsmarkt- und geschlechterpolitischen Gründen eine verstärkte Umverteilung von Arbeitszeit will, darf die Menschen mit den Folgen des damit verbundenen Einkommensverzichts für das Alter nicht allein lassen.
    Deshalb steht im Mittelpunkt unseres Rentenkonzepts die Absicherung unstetiger Lebens- und Erwerbsverläufe. Die geltende Norm einer lebenslangen Erwerbstätigkeit mit durchschnittlichem Einkommen war für Frauen schon immer nicht zu erreichen; heute und mehr noch in Zukunft wird sie auch für immer mehr Männer nicht mehr zu erreichen sein. Hier liegt die entscheidende Zukunftsaufgabe der Rentenpolitik.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wir wollen nicht länger Defizite von bestimmten Gruppen, wie zum Beispiel Frauen, mit unzulänglichen Mitteln und mäßigem Erfolg ausgleichen, sondern wir machen die frühere Abweichung zur Norm, so daß ein Defizit erst gar nicht entsteht. Dafür wollen wir neben der selbstverständlichen, einfach nur zu spät in den Blick genommenen Erhöhung der Anrechnung von Kindererziehungszeiten neue Typen von Beitragszeiten, insbesondere in Form der Erhöhung von niedrigen Einkommen auf Grund von Teilzeitarbeit und in Form eines Bildungskontos, einführen.

    Andrea Fischer (Berlin)

    In einem zweiten Schritt soll die Gesamtleistungsbewertung durch die Regel ersetzt werden, daß nur noch 40 von insgesamt 49 Jahren der Lebenszeit zwischen 16 und 65 Jahren in die Rentenberechnung eingehen. Damit würden sich eventuelle weitere Lücken im Beitragsverlauf auf die Rentenhöhe nicht nachteilig auswirken.
    Beide Maßnahmen zusammen sollen bewirken, daß niedrige Altersrenten vermieden werden. Die Rentenversicherung soll dadurch zu einem Garanten werden, daß sich die Menschen auf die kommenden Veränderungen des Erwerbslebens einlassen können, ohne um ihre Alterssicherung fürchten zu müssen. Alles in allem bedeutet das eine deutliche Leistungsausweitung.
    Da wir aber zugleich darauf achten müssen, daß die Rentenausgaben nicht in einem Maße steigen, das die heutigen und die künftigen Beitragszahler überfordert, haben wir in unserem Konzept verschiedene Finanzierungsvorschläge gemacht.
    Zum einen wollen wir die Beitragsbelastung durch eine Erhöhung des Bundeszuschusses so rasch wie möglich senken. Dafür brauchen wir den Einstieg in eine Ökosteuer. Meine Damen und Herren von der Koalition, genau hier stoßen Sie mit Ihrem isolierten Rentenkonzept an Grenzen, weil Sie es nicht mehr mit anderen Reformvorhaben verbinden können.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Widerspruch bei der F.D.P.)

    Wir halten die langsame Absenkung des Nettorentenniveaus für notwendig. Wir halten das für besser, als sich auf lange Frist eine Erhöhung des Renteneintrittsalters als Option offenzuhalten. Materiell bedeuten beide Vorschläge dasselbe. Bei dem einen Vorschlag wird eine niedrigere Rente auf eine längere Laufzeit verteilt. Bei dem anderen Vorschlag bleibt die Rentenhöhe zwar gleich, die Rente wird aber auf eine kürzere Laufzeit verteilt.
    Wenn man aber bereits heute mit einer moderaten Absenkung des Rentenniveaus beginnt, hat man den Vorteil, daß der Generationenvertrag unter maßvoller Beteiligung aller in ein neues Gleichgewicht gebracht wird.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Zuruf von der CDU/CSU: Hören Sie mal zu, Herr Dreßler!)

    Das ist eine Frage der Fairneß. Die jungen Menschen, die im Alter ein insgesamt nicht mehr so hohes Rentenniveau erreichen können, wären in ihrem aktiven Leben wenigstens von zu hohen Beitragszahlungen verschont.
    Ich bin sicher, daß die heutigen Rentnerinnen und Rentner Verständnis dafür haben; denn es geht schließlich um ihre eigenen Kinder und Enkelkinder. Würde man das Renteneintrittsalter erst in 20 oder 30 Jahren erhöhen, wären davon dieselben betroffen, die zuvor ihr Leben lang hohe Beiträge gezahlt haben.
    Im Konzept der Bündnisgrünen werden niedrigere Renten systematisch erhöht, die Gesamtausgaben
    aber begrenzt, wovon hohe Renten betroffen sein werden. Das führt selbstverständlich zu einer geringeren Differenzierung der Rentenhöhen, aber nicht zu einer Einheitsrente.
    Wir sehen darin auch keine Verletzung der Beitrag-Leistung-Äquivalenz; denn wir stellen den herrschenden Leistungsbegriff in der gesetzlichen Rentenversicherung in Frage. Bislang galt als Leistung nur, was sich in Beiträgen vom Arbeitseinkommen niederschlug. Aber auch Kindererziehung und Bildung sind gesellschaftlich erwünschte Leistungen.
    Arbeitsumverteilung muß uns allen ein Anliegen sein. Deswegen kann man nicht eine vermeintlich geringere Leistung, die sich in einem geringen Einkommen ausdrückt, mit niedrigen Renten bestrafen.
    Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen erreichen wir eine wirklich eigenständige Alterssicherung der Frauen. Deshalb werden Witwen- und Witwerrenten an Bedeutung verlieren. Wer selber eine ausreichende Rente hat, braucht keine Absicherung mehr durch eine abgeleitete Rente. Deshalb wollen wir die Hinterbliebenenrenten in viel stärkerem Maß anrechnen, als dies heute geschieht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Auch von seiten der Bundesregierung wird - wenn auch meist nur still und leise - gesagt, es bestehe Reformbedarf bei den Hinterbliebenenrenten. Ich sage Ihnen aber schon heute: Sie können hier nur etwas machen, wenn Sie gleichzeitig den Ausbau der eigenständigen Anwartschaften vorantreiben. Dafür reichen bessere Kindererziehungszeiten allein nicht aus. Sie haben sich offensichtlich von dem Ziel der eigenständigen Alterssicherung der Frauen längst verabschiedet.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Völlig!)

    Kommen wir noch einmal auf die mutige Rentenpolitik zurück. Die Debatte um den Aufbau eines Teilkapitalstocks wurde nicht zuletzt aus den Reihen der CDU/CSU stark belebt.

    (Julius Louven [CDU/CSU]: Aber nicht beschlossen!)

    - Genau, schlußendlich sind Sie doch wieder nicht gesprungen. Ich weiß um die vielen Schwierigkeiten, die mit der Umsetzung der Idee verbunden sind. Aber hier geht es um langfristige Vorsorge.
    Hier läge eine Chance für die Politik, Vertrauen und Unterstützung der Jugend wiederzugewinnen. Wir wissen doch, wie schlecht es um das Ansehen der Politik bei den jungen Menschen steht. Wir müssen zeigen, daß Politiker in der Lage sind, über die nächste Legislaturperiode hinaus zu denken und langfristig die Zukunft zu sichern.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.])

    Es geht also gerade nicht darum, die Probleme bei der Einführung eines Kapitalstocks zum Totschlagargument zu machen, sondern es geht im Gegenteil darum, daran zu arbeiten, dafür eine gute und tragfä-

    Andrea Fischer (Berlin)

    hige Form zu finden. Das wäre ein Signal gewesen. Sie haben das wieder verbockt.
    Wir müssen dringend Maßnahmen gegen die Flucht aus den Sozialversicherungssystemen ergreifen, die sich in Scheinselbständigkeit und ungesicherten, prekären Beschäftigungsverhältnissen ausdrückt. Die Rentenversicherung muß zu einer Bürgerversicherung werden, bei der alle mitmachen. Dazu bedarf es gesetzlicher Maßnahmen; das ist klar. Aber vor allem bedarf es dazu einer Politik, die die Rentenversicherung attraktiv macht; denn die Flucht ist ja auch ein Indiz für das Unbehagen am System. Auch deshalb ist es so dringend erforderlich, eine wirklich große Rentenreform zu machen. Aber eine abgewirtschaftete Bundesregierung ohne Reformfähigkeit hat dazu nicht mehr die Kraft. Sie richten großen Schaden in bezug auf das Zutrauen in die Zukunftsfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme an. Nur wenn wir den Sozialstaat modernisieren, werden wir ihn bewahren. Sie verspielen die Solidaritätsbereitschaft; denn die Menschen werden nur dann Mitglied in der Sozialversicherung sein wollen, wenn sie sich darin aufgehoben und gut geschützt fühlen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Michaela Geiger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Dr. Gisela Babel, F.D.P.-Fraktion.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gisela Babel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Koalitionsfraktionen CDU/ CSU und F.D.P. bringen heute den Gesetzentwurf zur Rentenreform ein. Ziel dieser Reform ist es, die gesetzliche Alterssicherung Rente für die Zukunft sicher, verläßlich und bezahlbar zu machen. Das läßt sich nicht allein mit Umfinanzierung, wie die Opposition meint, erreichen, sondern dazu bedarf es auch vernünftiger Sparmaßnahmen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ziel ist es weiterhin, die Beitragsschraube, die sich immer schneller dreht, anzuhalten und zu einem neuen Ausgleich zwischen Beitragszahlern - das sind die Erwerbstätigen - und den Rentnern zu kommen; Stichwort: ein fairer Generationenvertrag.
    Daß es gerade die Beschäftigungsprobleme sind - sie spielten übrigens in der Rede von Herrn Dreßler noch nicht einmal am Rande eine Rolle -, die Strukturmaßnahmen erfordern, spricht nämlich für die Strukturmaßnahmen und nicht gegen sie.
    Herr Dreßler, ich denke, daß Sie sich in Ihrem Debattenbeitrag völlig mit der Fortschreibung der Oppositionsrolle begnügt haben. Denn Sie haben es nicht für nötig gehalten - das ist ja in der Tat auch sehr schwierig -, uns das Rentenkonzept der SPD einmal in irgendeiner Weise plausibel darzustellen. Dazu hatten Sie keine Zeit. Ich finde, das ist charakteristisch. Entsprechend Ihrer hohen polemischen Begabung haben Sie sich nur mit Norbert Blüm auseinandergesetzt, aber nicht mit sich selbst und mit dem, was Ihre Partei vorschlägt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und schon gar nicht mit der Sache!)

    Die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen haben schon im letzten Jahr im Wachstums- und Beschäftigungspakt Sparmaßnahmen eingeleitet. Ich mache hier keinen Schmus. Es handelte sich dabei um Sparmaßnahmen, und zwar auch um solche, die gewisse Härten mit sich gebracht haben: Abschläge bei der Frühverrentung, Heraufsetzung des Rentenzugangsalters, Senkung der Anrechenbarkeit der Ausbildungszeiten. Wir gehen jetzt mit der Gesetzesnovelle an die langfristigen Strukturmaßnahmen. Dazu wird die Rentenformel geändert.
    Meine Damen und Herren, es ist eine schwerwiegende politische Entscheidung, die wir hier treffen. Das Motiv ist das gleiche wie bei den Reformen in allen anderen sozialen Sicherungssystemen: die Belastung des Faktors Arbeit zu senken, Beschäftigung zu sichern und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Frau Babel, warum werden die Beiträge wieder erhöht?)

    Für manche Kritiker ist das, was wir hier tun, noch zuwenig und halbherzig, für die Opposition ist es zuviel. Ich denke, verantwortliche Politik kommt nicht umhin, die Rentenreform mit in diese notwendige Sparpolitik einzubeziehen.
    Einer der Vorwürfe aus den Reihen der Opposition lautet, es handele sich hierbei gar nicht um eine Reform; eine Reform wäre sie nur, wenn man sie einvernehmlich - wie im Jahre 1989 - beschlossen hätte und wenn sie auf einem breiten politischen Konsens beruht hätte.
    Meine Damen und Herren, diesen breiten politischen Konsens wünschte ich mir heute auch.

    (Rudolf Dreßler [SPD]: Ach nein!)

    Aber wenn er nicht erreichbar ist, darf sich die Regierung nicht daran hindern lassen, das Notwendige zu beschließen. Sicher ist, daß es damals wichtige Korrekturen gab, vor -allem die Abwendung von der bruttolohnbezogenen Rente hin zur nettolohnbezogenen Rente. Das ist übrigens noch eine Tat meines Vorgängers Julius Cronenberg, der nicht müde wurde, diesen Punkt einzufordern, bis er schließlich auch kam.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Aber wir erkennen heute, daß damals keineswegs alle Entwicklungen scharf genug gesehen wurden, etwa die ständig steigende Lebenszeit der Leistungsbezieher oder die enorme Abhängigkeit der Rentenfinanzen von der Beschäftigungssituation, die heute zu schweren Einbrüchen führt.
    Heute sehen wir das klarer. Heute sehen wir auch mit größerer Beklommenheit, daß die Probleme, die wegen der demographischen Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten auftreten, nach wie vor ungelöst sind. Die damalige Debatte ließ keine Kritik an

    Dr. Gisela Babel
    einem Rentenversicherungsbeitrag von 26 Prozent oder 28 Prozent im Jahre 2030 erkennen. Das hat man damals schlankweg für akzeptabel gehalten. Wir halten es heute nicht mehr für akzeptabel.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir sagen: Eine junge Generation will Auskunft, und sie will, daß die heutige Politik verantwortlich handelt, indem sie die Weichen stellt, daß das nicht eintritt. Beitragsstabilität als Garant für einen fairen Generationenvertrag ist eine heutige Erkenntnis und Forderung. Die jetzige Generation soll etwa das gleiche für die Alterssicherung aufbringen wie die nachfolgende.
    Noch etwas fällt auf, wenn man die damalige Debatte nachliest: Die sozialen Probleme der Altersarmut - sie sind übrigens geringer als die Armutsprobleme der Jugend, insbesondere der jungen Familien -, die Probleme der Alterssicherung der Frauen und das Problem der unterbrochenen Lebensläufe sind Stichworte, die damals schon angesprochen worden sind. Was nicht erörtert wurde, ist, daß die Lösung dieser Probleme einen Abschied von diesem System bedeutet. Darauf komme ich noch zu sprechen.
    Zurück zur Gesetzesnovelle: Sparmaßnahmen müssen auch in der Rentenversicherung vorgenommen werden, deswegen werden die Renten in Zukunft langsamer steigen. Damit wird ihr Niveau im Vergleich zum Nettolohn sinken. Ich habe überhaupt keine Probleme zu sagen, daß die Renten damit in Zukunft ein niedrigeres Niveau haben. Von der Sprache her habe ich keine Probleme damit, Herr Dreßler.

    (Zuruf von der SPD: Eher von der Sache her!)

    Der Streitpunkt ist der Anspruch an die gesetzliche Rentenversicherung, eine Alterssicherung zu garantieren, also eine Alterssicherung zu sein. Die Frage bleibt, wie diese Aufgabe nach wie vor erfüllt werden kann.
    Vor allem die unterbrochenen Arbeitsbiographien stellen ein großes Problem dar. Frau Fischer, eine Rentenversicherung, die bei nur halbem Arbeitsvolumen eine volle Rente gewährt, gibt die Leistungsbezogenheit auf. Damit sinken Sie, Frau Fischer, in die Arme von Herrn Biedenkopf. Es ist ganz klar: Das kann die Rentenversicherung nicht leisten, damit ist die Weiche für eine Versicherung gestellt, die, über Steuern oder über Beiträge finanziert, nivelliert ist.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU Andrea Fischer [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch!)

    Das ist ein Systemwechsel zum Versorgungssystem.