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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/185 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 185. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. Juni 1997 Inhalt: Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde, für die Aktuelle Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 8. September 1997 16733 A Begrüßung einer Delegation der Knesset des Staates Israel 16733 B Tagesordnungspunkt 11: Erklärung durch die Bundesregierung zum Europäischen Rat in Amsterdam sowie zum Weltwirtschaftsgipfel in Denver und zur Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen . . 16733 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 16733 C Rudolf Scharping SPD 16739 C Karl Lamers CDU/CSU 16743 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16746 A Dr. Helmut Haussmann F.D.P 16749 B Dr. Gregor Gysi PDS 16751 C Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 16743 D Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 16756 B Hartmut Schauerte CDU/CSU 16758 B Ernst Schwanhold SPD 16760 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16761 C Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 16763 C Birgit Homburger F D P. 16764 D Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung (Rentenreformgesetz 1999) (Drucksache 13/8011) 16766 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Rudolf Dreßler, Ulrike Mascher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Strukturreform statt Leistungskürzungen in der Alterssicherung (Drucksache 13/8032) 16766 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 19: Antrag der Abgeordneten Andrea Fischer (Berlin), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den Generationenvertrag neu verhandeln (Drucksache 13/8036) 16766 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 20: Antrag der Gruppe der PDS: Rentenversicherung stabilisieren und Reform 2000 vorbereiten (Drucksache 13/8044) 16767 A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 16767 A Rudolf Dreßler SPD 16772 A, 16789 C Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . . . . 16775 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16777A, 16799 D Dr. Gisela Babel F.D.P 16780 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16781 C Peter Dreßen SPD 16783 A Petra Bläss PDS 16783 D Julius Louven CDU/CSU 16786 B Ulrike Mascher SPD 16789 D Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16792 D Walter Hirche F.D.P 16793 D Gerd Andres SPD 16795 A Maria Eichhorn CDU/CSU 16796 A Margot von Renesse SPD . . . 16797 B, 16800 C Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 16798 C, D Heidemarie Lüth PDS 16801 A Volker Kauder CDU/CSU . . . 16801 D, 16806 D Ottmar Schreiner SPD 16803 C, 16807 A Hartmut Schauerte SPD 16805 D Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 16807 C Zusatztagesordnungspunkt 21: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zu möglichen atomaren Verseuchungen des Meerwassers bei La Hague durch die Wiederaufbereitung deutschen Atommülls 16809 C Ursula Schönberger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16809 D Dr. Renate Hellwig CDU/CSU 16810 C Jutta Müller (Völklingen) SPD 16811 B Birgit Homburger F D P. 16812 C Rolf Köhne PDS 16813 B Horst Kubatschka SPD 16813 D Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/ CSU 16814 D Dr. Jürgen Rochlitz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16815 D Walter Hirche, Parl. Staatssekretär BMU 16816 D Arne Fuhrmann SPD 16818 A Wolfgang Behrendt SPD 16818 D Nächste Sitzung 16819 D Berichtigung 16819 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 16821* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 16821 C 185. Sitzung Bonn, Freitag, den 27. Juni 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 146. Sitzung, Seite 13 263 C, letzte Zeile: Statt „Drucksache 13/5555 Nr. 1.18" ist „Drucksache 13/5555 Nr. 2.21 " zu lesen. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 27. 6. 97 * Bachmaier, Hermann SPD 27. 6. 97 Behrendt, Wolfgang SPD 27. 6. 97 * Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 27. 6. 97 Blunck, Lilo SPD 27. 6. 97 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 27. 6. 97 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 27. 6. 97 Caspers-Merk, Marion SPD 27. 6. 97 Graf von Einsiedel, PDS 27. 6. 97 Heinrich Fink, Ulf CDU/CSU 27. 6. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 27. 6. 97 * Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 27. 6. 97 Dr. Heuer, Uwe-Jens PDS 27. 6. 97 Horn, Erwin SPD 27. 6. 97 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 27. 6. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Jacob, Willibald PDS 27. 6. 97 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 27. 6. 97 * Knoche, Monika BÜNDNIS 27. 6. 97 90/DIE GRÜNEN Leidinger, Robert SPD 27. 6. 97 Limbach, Editha CDU/CSU 27. 6. 97 Lohmann (Witten), Klaus SPD 27. 6. 97 Marten, Günter CDU/CSU 27. 6. 97 * Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 27. 6. 97 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 27. 6. 97 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 27. 6. 97 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 27. 6. 97 * Reschke, Otto SPD 27.6. 97 Ronsöhr, CDU/CSU 27.6.97 Heinrich-Wilhelm von Schmude, Michael CDU/CSU 27. 6. 97 * Schultz (Everswinkel), SPD 27. 6. 97 Reinhard Seibel, Wilfried CDU/CSU 27. 6. 97 Simm, Erika SPD 27. 6. 97 Terborg, Margitta SPD 27. 6. 97 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 27. 6. 97 Vosen, Josef SPD 27. 6. 97 Wohlleben, Verena SPD 27. 6. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 27. 6. 97 * * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Abgeordnete Dr. Gisela Babel hat ihre Unterschrift zu dem Antrag „Eckpunkte für die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen" - Drucksache 13/6591- zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Bericht der Bundesregierung über die Förderung der Frauen im Bundesdienst (Berichtszeitraum 1992 bis 1994) - Drucksache 13/5991 - Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Jahresgutachten 1994 des wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen „Welt im Wandel: Die Gefährdung der Böden" - Drucksache 13/2221 - Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Europäischen Parlaments 1996 - Drucksachen 13/7370, 13/7535 Nr. 1.2 - - Unterrichtung durch die Bundesregierung 57. Bericht der Bundesregierung über die Integration der Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Union (Berichtszeitraum: 1. Januar bis 31. Dezember 1996) - Drucksachen 13/7168, 13/7460 NL 2 - Amtliche Mitteilung ohne Verlesung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Innenausschuß Drucksache 13/7456 Nr. 2.5 Rechtsausschuß Drucksache 13/4466 Nr. 2.32 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/7306 Nr. 1.1 Drucksache 13/7456 Nr. 2.7 Drucksache 13/7541 Nr. 1.2 Drucksache 13/7541 Nr. 1.3 Drucksache 13/7541 Nr. 1.4 Drucksache 13/7541 Nr. 1.5 Drucksache 13/7541 Nr. 1.6 Drucksache 13/7541 Nr. 1.7 Drucksache 13/7541 Nr. 2.1 Drucksache 13/7541 Nr. 2.9 Drucksache 13/7541 Nr. 2.11 Drucksache 13/7541 Nr. 2.14 Drucksache 13/7541 Nr. 2.20 16822* Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 185. Sitzung. Bonn, Freitag, den 27. Juni 1997 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/3216 Nr. 1.4 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/4466 Nr. 2.3 Drucksache 13/6766 Nr. 2.20 Drucksache 13/6861 Nr. 2.15 Drucksache 13/7017 Nr. 2.6 Drucksache 13/7456 Nr. 1.5 Drucksache 13/7541 Nr. 2.7 Drucksache 13/7706 Nr. 2.12 Drucksache 13/7867 Nr. 1.6 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/7017 Nr. 1.3 Drucksache 13/7456 Nr. 1.1
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Helmut Haussmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Wir reden heute über das Problem, daß wichtige Ziele von Bürgern, nämlich Arbeit, Umwelt, Sicherheit, nicht mehr erreichbar sind mit den traditionellen nationalen Formen der Politik. Das heißt, daß alle Parteien die Aufgabe haben, den Menschen klarzumachen, daß ihre Ziele nur durch stärkeres internationales Denken, durch globales Verständnis erreichbar sind.
    Die größte Gefahr, die ich derzeit in der deutschen Diskussion sehe, ist folgende: Wirtschaft und Wissenschaft globalisieren sich, aber ein Teil der deutschen Diskussion wird immer provinzieller.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir haben ausreichende Beispiele. Ganz nah liegt der Gedanke an Hannover, leider auch der an München. Nur, beim Euro-Populismus gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen Herrn Stoiber und Herrn Schröder: Herr Stoiber ist wenigstens in der Lage, in seinem Bundesland die Maastricht-Kriterien zu erfüllen; Herr Schröder ist dazu nicht in der Lage.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das eigentlich Beruhigende für mich und die F.D.P. ist: Es gab noch nie Bundeskanzler, die sich in einer so wichtigen internationalen Frage populistisch verhalten haben. Insofern werden die Ambitionen von Herrn Schröder und von Herrn Stoiber an diesem Projekt scheitern. Denn bei einem so wichtigen internationalen Projekt braucht man Klarheit, braucht man Verläßlichkeit.

    (Otto Schily [SPD]: Welche Ambitionen hat der Stoiber?)

    Deshalb müssen wir dafür sorgen, daß bei den Kriterien die Zahlen vor dem Komma, nicht die nach dem Komma stimmen. Deshalb muß man den Bürgern erklären, daß eine Inflationsrate unter 2 Prozent ein Hinweis auf den stabilen Euro ist, und sollte keine Kommadiskussion führen.
    Herr Schröder hat sich in Sachen Populismus ja mittlerweile an die Spitze gesetzt. In seinem jüngsten Interview zieht er an allen anderen Populisten vorbei, indem er inzwischen eine Verschiebung der Währungsunion von bis zu fünf Jahren fordert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

    Man muß sich das einmal vorstellen: Die Währungsunion beginnt dann im Jahre 2004. Herr Schröder wäre dann bereits im Pensionsalter. Dies ist eine gewisse Beruhigung für dieses wichtige Projekt.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten [CDU/CSU])

    Wenn ich Herrn Fischer so höre, wird mir erneut klar: Es ist wichtig, wer auf solchen internationalen Konferenzen ein so wichtiges Land persönlich repräsentiert. Da ist die deutsche Außenpolitik beim Außenminister Kinkel in guten Händen. Ich kann mir richtig vorstellen, wie Herr Fischer auf internationalen Gipfeln Frau Albright klarmacht, was Sache ist - der Vorsitzende einer Partei, die eine lange Tradition des Antiamerikanismus gepflegt hat,

    (Zurufe von der SPD: Oh!)

    die in der Bosnien-Frage eine völlige Kehrtwendung vollzogen hat, die noch vor kurzer Zeit gegen die NATO insgesamt war und die zunächst auch den Maastricht-Vertrag abgelehnt hat. Herr Fischer, Sie haben hier eine große Kurve vollzogen, einen riesigen Umfaller hinter sich.

    (Jörg van Essen [F.D.P.]: Umfallerpartei!)

    Bis heute ist völlig offen, ob Ihre Fraktion dem Amsterdamer Vertrag zustimmt. Ich kann da nur Herrn Scharping loben, der sofort erklärt hat: Die Sozialde-

    Dr. Helmut Haussmann
    mokraten werden den neuen Vertrag ratifizieren. Insofern haben wir eine Zweidrittelmehrheit. Daher kommt es auf die innerparteiliche Diskussion der Grünen nicht an. Nur, Ihr großer Anspruch, in der Weltpolitik mitzubestimmen, erfordert zunächst einmal eine Klärung im eigenen Laden,

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    eine moderne, aufgeklärte Politik und Verständnis für die wichtigste Weltmacht, nämlich für Amerika. So weit sind Sie in Ihrer eigenen Partei noch lange nicht.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie auf dem Weltwirtschaftsgipfel Herr Schröder als Bundeskanzler Deutschland repräsentieren würde, ein Mann, der das wichtigste europäische Projekt als Monopolywährung bezeichnet hat und der nicht einmal in der Lage ist, in seinem eigenen Bundesland für Ordnung zu sorgen und die Maastricht-Kriterien zu erfüllen. Insofern bin ich beruhigt, daß auch in Zukunft auf Weltwirtschaftsgipfeln Bundeskanzler Kohl, Außenminister Kinkel, Finanzminister Waigel und Wirtschaftsminister Rexrodt unser Land repräsentieren werden.
    Meine Damen und Herren, entscheidend ist - und das ist zu kurz gekommen -, daß es auf Dauer eine neue Weltordnung gibt. Dafür bestehen nur zwei Möglichkeiten: Entweder bleiben die Vereinigten Staaten von Amerika die einzige Weltmacht, oder es entsteht eine andere Staatenverbindung in Asien oder in Europa, die in der Lage ist, eine globale Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika einzugehen.
    Wer sich ärgert, daß das Umweltthema zu kurz kommt, wer sich ärgert, daß sich die Amerikaner hegemonial verhalten, wer sich ärgert, daß die Amerikaner ihre Art der Wirtschaftspolitik zum Vorbild machen, der muß zunächst zu Hause, hier vor Ort, dafür sorgen, daß wir erneut so fit, so wettbewerbsfähig werden, um international eine wichtige Rolle spielen zu können.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es ist der eigentliche Skandal, daß Sie hier große Reden halten, daß Sie von uns selbstbewußtes Auftreten fordern, Sie aber zugleich in einer Dauerblockade dafür sorgen, daß wir uns weder in der Steuer- noch in der Renten- oder Sozialpolitik für den Weltmarkt fit machen können.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das ist das eigentliche Ärgernis, und aus dieser Diskussion werden wir Sie nicht entlassen. Es ist einfach lächerlich, wenn wir auf internationalen Konferenzen rechtfertigen müssen, warum wir immer noch eine Gewerbekapitalsteuer haben. Wer, wie gestern
    die Diskussion wieder gezeigt hat, für dieses Dauertheater, diesen Skandal,

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das müßt Ihr gerade sagen! Ihr habt doch das Dauertheater in der Koalition! Das ist doch abenteuerlich! Ihr von der F.D.P. seid doch die Bremser!)

    die Gewerbekapitalsteuer nicht abzuschaffen, verantwortlich ist, der hat jedes Recht verwirkt, auf internationaler Ebene zu fordern, Deutschland solle härter auftreten.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Ihr innenpolitisches Verhalten und Ihr internationaler. Anspruch passen einfach nicht zusammen.
    Wenn wir den Amsterdamer Gipfel darauf testen, inwieweit die Europäer für eine internationale, globale Partnerschaft mit Amerika fit werden, so gibt es zwei wesentliche Fortschritte. Auch hier möchte ich noch einmal ausdrücklich für die vorbereitenden Verhandlungen Herrn Hoyers danken.
    Wir haben im Bereich des Europäischen Parlaments deutliche Fortschritte erreicht. Das ist ganz entscheidend. Das Europäische Parlament ist jetzt in 23 Bereichen in Mit-Entscheidungsverfahren einbezogen. Der Chef der Europäischen Kommission hat eine stärkere Stellung - das ist für seine Außenvertretung im globalen Bereich von allergrößter Bedeutung -, und wir haben im Innen- und Rechtsbereich den Weg zu mehr gemeinschaftlichen Lösungen gebahnt. Dies ist ein wesentlicher qualitativer Fortschritt.
    Nicht zufrieden sind wir im institutionellen Bereich. Auf diesem Feld müssen wir weiter arbeiten; denn dies ist die Voraussetzung für die Erweiterung der Europäischen Union nach Mittel- und Osteuropa. Wir müssen darauf achten, daß die Länder in Mittel-und Osteuropa nicht den Eindruck bekommen, wir würden durch mangelnden Reformwillen im institutionellen Bereich, im Bereich der Agrarpolitik, im Bereich der Finanzpolitik, die Erweiterung der EU nach Mittel- und Osteuropa auf die lange Bank schieben.

    (Beifall der Abg. Heidemarie WieczorekZeul [SPD])

    Wir sind vital daran interessiert, es liegt im ureigensten Interesse der westeuropäischen Länder, die mittel- und osteuropäischen Länder aus demokratischen Gründen, aus Sicherheits-, aber vor allem auch aus ökonomischen Gründen innerhalb eines kurzen Zeitraums zu integrieren.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Darauf müssen wir auch die deutsche Bevölkerung vorbereiten. Die Erweiterung nach Mittel- und Osteuropa bedeutet einen weiteren Schub an Strukturwandel; er bedeutet mehr Wettbewerb für Arbeitnehmer, für Freiberufler, für Landwirte. Wenn wir die Menschen nicht sehr früh auf die Vorteile einer Erweiterung vorbereiten, werden wir erneut - wie bei der europäischen Währung - ein Problem damit bekommen, daß die Menschen nicht verstehen, warum die europäische Integration so wichtig ist.

    Dr. Helmut Haussmann
    Ein weiterer wesentlicher Erfolg - das will ich auch noch einmal ausdrücklich an Herrn Waigel gerichtet sagen - ist die unveränderte Durchsetzung des Stabilitätspaktes. Es ist eigentlich tragisch, daß dieser wesentliche Fortschritt jetzt schon wieder in der deutschen Innenpolitik so zerredet wird. Die Durchsetzung des Stabilitätspaktes heißt für Menschen und Märkte: Die Voraussetzungen für einen stabilen Euro sind dauerhaft klar, der Euro kommt. Ich kann nur an das anschließen, was Herr Lamers zu Recht gesagt hat.
    Das Reden von einem weichen Euro ist unverantwortlich, meine Damen und Herren. Ganz im Gegenteil: Dank der niedrigen Inflationsrate, dank der niedrigen Zinsen, dank eines möglichen großen Währungsgebietes gegenüber dem Dollar, dank des neuen Präsidenten Duisenberg, der nächste Woche sein Amt antritt, sind alle institutionellen und personellen Voraussetzungen dafür gegeben, daß die europäische Währung von Anfang an im fairen Wettbewerb mit dem Dollar zu einer stabilen Währung für Europa wird und damit eine entscheidende Voraussetzung für mehr Arbeitsplätze für Europäer und für Deutsche.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das ist ein entscheidender Fortschritt. Den sollten wir nicht kleinreden.
    Stabilität beginnt zu Hause. Wer eine neue Weltordnung will, der muß wissen, ob Amerika im nächsten Jahrhundert alleine bleibt, ob Asien der zweite Partner wird oder Europa. Wir dürfen nicht unterschätzen, daß die Flexibilität der Asiaten, die Nähe im pazifischen Bereich, ihre wirtschaftliche Dynamik und ihre Offenheit aus amerikanischer Sicht sehr attraktiv sind. Wenn wir Europäer uns nicht anstrengen, geschlossener aufzutreten, den Binnenmarkt mit einer stabilen Währung zu vollenden, dann dürfen wir uns nicht beklagen, wenn sich die Amerikaner in ihrer weltweiten Politik stärker auf Asien konzentrieren.
    Die Chancen für die Europäer sind nach wie vor gegeben. Das erfordert aber, daß man die Menschen auf globale, auf internationale Zusammenhänge vorbereitet und daß man provinzielle politische Diskussionen unterläßt, die die Ängste nur schüren würden. Die Globalisierung ist insgesamt eine große Chance für ein Exportland wie die Bundesrepublik. Es gibt daran nichts Negatives. Der wirkliche Gewinner der Globalisierung ist aber die dritte Welt.
    Wir müssen unsere Systeme, unsere Sozial-, Steuer- und Bildungssysteme, so vorbereiten, daß die Deutschen im internationalen Wettbewerb bestehen können und damit am Schluß Gewinner und nicht Verlierer sind.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächsten Redner rufe ich den Abgeordneten Dr. Gregor Gysi auf.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Andrea Lederer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Da ich eine sehr begrenzte Redezeit habe, kann ich mich leider nur kurz zu Denver äußern. Wahr ist, daß ein positives Element des Gipfels von Denver darin bestand, daß Rußland erstmalig teilnehmen konnte. Damit sind mit Ausnahme von China, glaube ich, die wichtigsten wirtschaftlich und politisch starken Staaten bei dieser Konferenz vertreten. Man muß allerdings hinzufügen, daß die Teilnahme Rußlands natürlich das Geschenk für die Zustimmung zur NATO-Osterweiterung ist, also mehr ein Deal als ein inneres Bedürfnis ist.
    Davon abgesehen muß man feststellen, daß gerade dieser Gipfel am wenigsten gebracht hat - zumindest am wenigsten an irgendwelchen nennenswerten Fortschritten. Es ist schon vom Kollegen Fischer, aber auch vom Kollegen Scharping darauf hingewiesen worden, daß hinsichtlich der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung, hinsichtlich des Umweltschutzes nichts erreicht worden ist, und zwar nicht, weil die mächtigsten Staaten dazu nicht in der Lage wären, sondern weil sie es nicht wollen. Das ist das Entscheidende.

    (Beifall bei der PDS)

    Es gab dort keinen einzigen Vertreter, der hätte sagen können: Ich komme hier mit einem vorbildlichen Ergebnis und erwarte, daß sich die anderen Länder dem Schritt für Schritt anschließen - auch Sie nicht, Herr Bundeskanzler. Der Umweltschutz in der Bundesrepublik ist deutlich zurückgegangen, sowohl im Bewußtsein als auch tatsächlich. Die Emissionswerte werden schlechter. Viele andere Dinge, die hier schon genannt worden sind, wären hinzuzufügen. Deshalb konnte diesbezüglich gar kein Fortschritt erreicht werden.
    Aber auch in der Finanzpolitik ist letztlich nichts herausgekommen; denn die Spekulation geht weiter. Sie haben keine Instrumente zur Eindämmung der Spekulation eingeführt. Auch Sie werden zugeben müssen, Herr Waigel, daß es zum Beispiel noch immer die Idee eines amerikanischen Nobelpreisträgers gibt, endlich eine internationale Transfersteuer einzuführen, um die Spekulation einzudämmen. Nichts dergleichen ist in Denver besprochen worden, geschweige denn herausgekommen.

    (Beifall bei der PDS)

    Was Beschäftigung und die soziale Frage betrifft - die standen in Denver nicht einmal zur Debatte. Wenn sich die wichtigsten Staatschefs dieser Welt treffen und dabei nicht über die soziale Frage auf unserem Erdball sprechen und auch nicht darüber, wie man das Beschäftigungsproblem lösen kann, dann ist dieser Gipfel einfach verfehlt. Man kann sagen: Außer Spesen nichts gewesen. Das ist die traurige Tatsache von Denver.

    (Beifall bei der PDS)

    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf einen Bericht der UNO eingehen, einen Bericht, der mich erschüttert hat. Er ist in der „Frankfurter Rundschau" vom 13. Juni 1997 wiedergegeben worden. Da heißt es, daß die Zahl der Obdachlosen, der Ar-

    Dr. Gregor Gysi
    beitslosen und der Armen weltweit angestiegen ist, auch und gerade in den Industriestaaten. Dort heißt es auch:
    Andererseits ist die Zahl der Dollarmilliardäre
    - ich wiederhole: Dollarmilliardäre; ein Dollarmilliardär besitzt 1 000 Millionen Dollar -
    zwischen 1989 und 1996 von 157 auf 447 gestiegen.
    - Jetzt hören Sie genau zu! -
    Die zehn reichsten Personen der Welt besitzen 133 Milliarden Dollar, anderthalbmal soviel wie die Nationaleinkommen der 48 am wenigsten entwickelten Länder zusammen.
    Das heißt, daß zehn Menschen auf diesem Erdball anderthalbmal soviel besitzen wie 48 Staaten. Ich sage Ihnen: Solange das so ist und solange das zunimmt, bleiben demokratische Sozialistinnen und Sozialisten auf dieser Welt erforderlich.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Denn es kann einfach nicht gerecht sein und es kann nicht richtig sein, wenn eine Struktur einen solch riesigen Unterschied zwischen Arm und Reich hervorruft. Das kann auf dieser Erde durch nichts - auch durch kein Leistungsprinzip - erklärt werden.

    (Beifall bei der PDS)

    Ein Gipfel, der daran nichts ändert und daran auch nichts ändern will, hat versagt.
    Ich möchte jetzt wieder zu Deutschland zurückkommen. Deutschland ist, was die Lebensqualität betrifft, laut der zitierten UNO-Statistik von Platz 18 auf Platz 19 zurückgefallen und liegt jetzt zum Beispiel deutlich hinter Spanien. Es heißt dort:
    Schuld daran sind die hohe Arbeitslosigkeit, die Zunahme der Einkommensarmut und die im Vergleich zu anderen Industrienationen schlechtere Ausbildung. Der Prozentsatz weiblicher Spitzenkräfte im Beruf ist in Deutschland um die Hälfte niedriger als beispielsweise in Kanada oder den USA.
    Das heißt, auf all diesen Gebieten ist die Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestaaten stark zurückgefallen. Ich sage Ihnen: Wenn dieses Defizit dieser Bundesregierung zuzuschreiben ist, wird es höchste Zeit, daß die Politik grundsätzlich geändert wird.

    (Beifall bei der PDS)

    Sie werden es nicht verhindern können, daß Menschen wie ich und andere immer wieder die soziale Frage sowohl weltweit als auch national auf die Tagesordnung setzen. Eine Welt, in der es solche Unterschiede gibt, wie ich sie Ihnen dargestellt habe, kann nicht gerecht sein. Mit Ihrer gesamten Steuerpolitik und mit Ihrer gesamten Sozialpolitik treiben Sie diese Entwicklung immer weiter voran, nämlich daß sich der Reichtum bei immer weniger Menschen häuft und die Armut bei immer mehr Menschen zunimmt.
    Das muß gestoppt werden; hier brauchen wir endlich einen anderen Ansatz in der Politik.

    (Beifall bei der PDS)

    Ich will jetzt etwas zu Amsterdam sagen. Es hat dort gewisse kleine Fortschritte gegeben, aber dabei handelt es sich meist um Fortschritte, die gegen den Willen der Bundesregierung durchgesetzt worden sind. Ich meine zum Beispiel die Verhinderung der Militarisierung der EU durch die WEU; allerdings ist das durch andere Staaten, nicht etwa durch Deutschland, verhindert worden.
    Ich denke dabei weiter an die Tatsache, daß wir jetzt wenigstens ein Beschäftigungskapitel haben, wenn es auch leider unverbindlich ist und wenn es auch leider dank der Einwände der Bundesregierung ohne Geld und ohne Instrumente auskommen muß. Ich finde, es ist schon ein starkes Stück, wenn sich ein Bundeskanzler hinstellt und in bezug auf das wichtigste Thema, das wir sowohl in Deutschland als auch in Europa haben, sagt: Na schön, ein Kapitel darf aufgenommen werden, es darf aber nichts kosten; es darf dafür keine zusätzlichen Instrumente geben. Ich frage: Wie wollen Sie denn ohne Geld Beschäftigungslosigkeit, das heißt Massenarbeitslosigkeit, bekämpfen? Das geht weder in Europa, noch geht es in Deutschland.

    (Beifall bei der PDS)

    Ich kann auch nicht zustimmen, wenn Herr Fischer und Herr Scharping hier erklären, es sei ganz wichtig, daß es keine Beschäftigungsprogramme auf europäischer Ebene geben dürfe. Es kann im Bereich der Infrastruktur und in anderen Bereichen durchaus sehr sinnvoll sein, Beschäftigungsprogramme zu starten. Das hier generell abzulehnen und dem Kanzler diesbezüglich eine Koalition anzubieten, halte ich für verfehlt. Das will ich ganz deutlich sagen.

    (Beifall bei der PDS)

    Das Beschäftigungskapitel verdanken wir der französischen Regierung. Es gibt leider noch nicht viel her; ich bin auch nicht sehr optimistisch, was die Folgekonferenz betrifft.

    (Vorsitz : Vizepräsident Hans-Ulrich Klose)

    Ich füge noch etwas hinzu: Wissen Sie, was ein Signal an die europäischen Völker gewesen wäre? Anstatt diesem Stabilitätsfetischismus mit diesen 3,00 Prozent, die Sie immer gepredigt haben und an die Sie sich jetzt nicht mehr halten - deshalb haben Sie auch einen Konflikt mit Ihrem Herrn Stoiber -, zu huldigen, hätten Sie eigentlich sagen sollen: Als Kriterium nehmen wir, daß ein Land nicht mehr als 3,00 Prozent Arbeitslose haben darf. Das wäre ein erstrebenswertes Ziel gewesen.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Tun Sie doch nicht so, als ob die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit nicht auch etwas mit Stabilität in der Wirtschaft und der Finanzwelt zu tun hat!
    Nun stehen wir vor der Frage, wie es mit der Demokratieentwicklung in Europa weitergeht. Es war dieser Bundeskanzler, der immer dafür eingetreten

    Dr. Gregor Gysi
    ist, daß wir in der Europäischen Union Mehrheitsentscheidungen brauchen, daß man sich von kleineren Staaten nicht vorschreiben lassen dürfe, wie die Entwicklung weitergehen soll.
    Wir waren immer für das Einstimmigkeitsprinzip zur Sicherung der Souveränität dieser kleineren Staaten. Interessant ist es schon, daß der Bundeskanzler an dem Tag, an dem ein anderer Wind aus Europa wehte, wo er befürchten mußte, einmal überstimmt werden zu können, plötzlich zum Vorreiter des Einstimmigkeitsprinzips wurde und es in wichtigen Fragen wie der Industriepolitik, der Strukturpolitik und der Asylpolitik konsequent ablehnt, daß es Mehrheitsentscheidungen gibt.

    (Beifall bei der PDS)

    Sie wissen, was das heißt: Das heißt bei aller Erweiterung der Rechte des Europaparlaments, daß das Europaparlament in entscheidenden Fragen nichts zu sagen hat. Dort, wo das Einstimmigkeitsprinzip gilt, ist das Europaparlament nicht gefragt.
    Hier kommen wir zu einem Problem, das bisher im Bundestag nur ganz wenig erörtert worden ist, nämlich zu der Tatsache, daß wir Montesquieus Prinzip der Gewaltenteilung aufgeben. Es gibt ein Doppelkonstrukt: Das Europaparlament ist keine wirkliche Legislative der Europäischen Union, den nationalen Parlamenten werden meist nur Verträge vorgelegt, und dann bekommt das Ganze einen völkerrechtlichen Charakter. Damit gibt es keine Gestaltungsmöglichkeit, sondern nur noch die Möglichkeit, ja oder nein zu sagen, wie das nun einmal bei völkerrechtlichen Verträgen der Fall ist.
    Insofern wird die Legislative national, aber auch europäisch zurückgedrängt, und die Exekutive aus den Nationalstaaten übernimmt legislative Funktionen im EU-Ministerrat und in den Kommissionen. Das kann keine gute demokratische Entwicklung sein.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Herr Fischer, ich muß Ihnen sagen: Meines Erachtens ist es ein wenig naiv, zu sagen: Absolute Priorität hat jetzt der Euro, und um Demokratie, um soziale und demokratische Grundrechte für die Europäerinnen und Europäer kümmern wir uns später. Solchen Illusionen sind die Linken schon oft verfallen.
    Wir wollen eine Verfassung, die die Grundrechte politisch und sozial für die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union festschreibt. Das ist die Voraussetzung, bevor man zu einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion kommt.

    (Beifall bei der PDS)

    Deshalb sage ich Ihnen eines: Man kann den Euro nationalistisch kritisieren wie Herr Stoiber.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oder sozialistisch!)

    Das ist jedoch ein falscher Ansatz, und er wird unsere
    Kritik finden. Man kann ihn zweifellos auch sozusagen stabilitätsfetischistisch kritisieren, auch das ist nicht unser Punkt.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oder sozialistisch!)

    Unser Punkt ist, daß wir mit dem Euro den Rest Europas, die anderen Staaten, die nicht daran teilnehmen, weiter abdrängen. Der Euro ist kein Integrationsmittel, er ist ein Desintegrationsmittel.
    Unsere Kritik betrifft die politischen und demokratischen Defizite, aber vor allem die Tatsache, daß die steuerlichen, die ökologischen, die sozialen und die juristischen Standards in Europa ganz unterschiedlich sind. Mit einer Binnenwährung erzwingen Sie die Angleichung, aber Sie erzwingen sie nach unten. Das wird zu sozialen Eruptionen führen.
    Herr Fischer, damit schaffen Sie die Voraussetzung für viele Gauweilers.

    (Beifall bei der PDS Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Gysi, es ist ausgesprochen dummes und törichtes Zeug, was Sie da reden!)

    Das ist das Problem. Sie entziehen dem Gauweiler nicht die Basis, Sie schaffen die Basis für viele Gauweilers.

    (Beifall bei der PDS)