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    Plenarprotokoll 13/176 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 176. Sitzung Bonn, Freitag, den 16. Mai 1997 Inhalt: Absetzung des Punktes 5 von der Tagesordnung 15855 A Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes (Drucksache 13/7494) 15855 A Tagesordnungspunkt: Vereinbarte Debatte zu den Ergebnis- sen der neuesten Steuerschätzung . . 15855 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 15855 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 15860 B Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15863 C Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 15864 B Dr. Gregor Gysi PDS 15866 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 15869 A Dr. Norbert Wieczorek SPD 15872 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 15874 C Rudoll Scharping SPD 15875 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15878 C Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 15881 A Karl Diller SPD 15886 C Nächste Sitzung 15886 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 15887* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 11 (Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes) Editha Limbach CDU/CSU 15887* D Regina Schmidt-Zadel SPD 15888* A Halo Saibold BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15888* D Dr. Dieter Thomae F.D.P 15889* D Wolfgang Bierstedt PDS 15890* A Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 15890* D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 15891* B 176. Sitzung Bonn, Freitag, den 16. Mai 1997 Beginn: 15.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behrendt, Wolfgang Bierstedt, Wolfgang Bindig, Rudolf SPD PDS SPD SPD SPD 16. 5.97 * 16. 5. 97 16. 5. 97 * 16. 5. 97 16. 5. 97 Blunck, Lilo SPD CDU/CSU SPD 16. 5. 97 16. 5. 97 * 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 Börnsen (Ritterhude), SPD F.D.P. Arne SPD CDU/CSU BÜNDNIS Braune, Tilo 90/DIE GRÜNEN Bühler (Bruchsal), Klaus Ferner, Elke Gansel, Norbert Genscher, Hans Dietrich Grasedieck, Dieter Dr. Jobst, Dionys Dr. Kiper, Manuel Krautscheid, Andreas Kriedner, Arnulf CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU PDS 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 * 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 16. 5. 97 Lenzer, Christian CDU/CSU SPD 16. 5. 97 16. 5. 97 * 16. 5. 97 Dr. Maleuda, Günther Marten, Günter F.D.P. 16. 5. 97 Meckel, Markus Möllemann, Jürgen W. Mosdorf, Siegmar SPD 16. 5. 97 Müller (Zittau), Christian Neumann (Bramsche), SPD Volker SPD Pesch, Hans-Wilhelm Dr. Probst, Albert CDU/CSU CDU/CSU SPD Dr. Rappe (Hildesheim), SPD BÜNDNIS Hermann 90/DIE GRÜNEN Reschke, Otto Dr. Rochlitz, Jürgen Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16. 5. 97 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 16. 5. 97 Schönberger, Ursula BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16. 5. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Schultz (Everswinkel) Reinhard SPD CDU/CSU SPD 16. 5. 97 Dr. Schwarz-Schilling, Christian SPD 16. 5. 97 Dr. Skarpelis-Sperk, Sigrid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16. 5. 97 Steen, Antje-Marie Steindor, Marina 16. 5. 97 16. 5. 97 Verheugen, Günter Wallow, Hans SPD 16. 5. 97 Wolf (Frankfurt), SPD 16. 5. 97 Margareta BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16. 5. 97 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 11 (Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes) Editha Limbach (CDU/CSU): Gestern, am 15. Mai 1997, trat die europaweite Regelung zur Kennzeichnung neuartiger Lebensmittel in Kraft. Diese Verordnung dient mit ihren Zulassungs- und Kennzeichnungsvorschriften, die nicht zuletzt auch auf unser Drängen und die beharrlichen Verhandlungen der Bundesregierung zurückzuführen sind, sowohl dem freien Warenverkehr im Binnenmarkt als auch dem Schutz und der Information der Verbraucherinnen und der Verbraucher in Europa. Es wäre gut, wenn wir auch für die Kennzeichnung von Aromen und Zusatzstoffen ein so gutes Ergebnis erzielen könnten. Aber heute geht es zunächst einmal um die schnelle und effektive Umsetzung des Erreichten. Das vorgeschriebene Zulassungsverfahren für Neuartige Lebensmittel, vor allem für gentechnisch veränderte Lebensmittel, bedarf entsprechender Durchführungsverordnungen. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf der Koalition soll das Bundesgesundheitsminsterium ermächtigt werden, durch eine Rechtsverordnung das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin oder das Robert-Koch-Institut als zuständige Behörde zu bestimmen. Damit wird sichergestellt, daß die erforderlichen Prüfungen mit hohem Sachverstand durchgeführt werden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion erwartet zügige Beratung im Ausschuß, damit die Umsetzung der entsprechenden Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates sowie der Richtlinie des Rates über Lebensmittelhygiene möglichst bald erfolgt. Regina Schmidt-Zadel (SPD): Nach langwierigen und zähen Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament und dem Ministerrat der Europäischen Union sind die beschlossenen Bestimmungen der Verordnung über neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten in Kraft getreten. Der uns heute vorliegende Gesetzentwurf der Koalition versucht dieser Verordnung gerecht zu werden. Es werden rechtliche Grundlagen geschaffen, die die Möglichkeit eröffnen, dem Robert-Koch-Institut oder dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin Zuständigkeiten zur Durchführung der Verordnung über neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten zuzuweisen und Verfahrensvorschriften zur Durchführung dieser Verordnung zu erlassen. Es ist erfreulich, daß nach einer solch langen Anlaufphase von insgesamt sieben Jahren zumindest ein in Grundsätzen positiv zu bewertendes Ergebnis zustande gekommen ist. Die SPD setzte sich im Vorfeld dieser Übereinkunft uneingeschränkt dafür ein, daß der Verbraucherschutz und die persönlichen Gesundheitsinteressen der Bürger berücksichtigt werden sollten. Der grundlegende Durchbruch wurde nunmehr erzielt - weitere Schritte zu einem unfassenden gesundheitlichen Verbraucherschutz müssen jetzt folgen! Insbesondere bei Nahrungsmitteln sind die Maßstäbe für strenge Sicherheitskontrollen und Überwachung besonders hoch anzusetzen. Gerade vor dem Hintergrund der Lebensmittelskandale der Vergangenheit - denken Sie hier an gepanschte Weine, an pestiziddurchsetzte Babykost oder gar an das alles überlagernde Skandalthema der letzten Monate: die transmissiblen spongiformen Enzephalopathien, auch BSE genannt - erschien im Bereich des Lebensmittelrechts eine zufriedenstellende Lösung auch bei gentechnisch veränderten Produkten erforderlich. Transparenz im Entscheidungsverfahren und Vertrauen der Bürger in uns Politiker besaßen somit oberste Priorität - gerade bei diesem sensiblen Thema. Durch die neue Regelung haben die Verbraucher in vielen Fällen nun die Möglichkeit, zwischen gentechnisch manipulierten und „normalen" Lebensmitteln zu wählen. Ich betone an dieser Stelle bewußt „in vielen Fällen", denn leider bietet die vorliegende Verordnung bei genauerer Betrachtung Anlaß zur Kritik. Viele Zusatzstoffe fallen nämlich nicht unter die Kennzeichnungspflicht der Verordnung. Darüber hinaus wird die Kennzeichnungspflicht auch nur dann angewandt, wenn ein Nachweis über eine gentechnische Manipulation vorgelegt werden kann. Diese Regelung reicht nicht aus! Es kann doch nicht angehen, daß Lebensmittelherstellern die Möglichkeit gegeben wird, ihre Produkte nicht kennzeichnen zu müssen, obwohl genmanipulierte Produkte verwendet werden. Diese Regelung wird in Zukunft eher dazu führen, daß Lebensmittelhersteller mehr Geld investieren, um Wege ausfindig zu machen, auf welche Art und Weise die gentechnische Manipulation nicht mehr nachweisbar zu machen ist, anstatt das Geld für die Optimierung der Produktion „natürlicher" Lebensmittel zu verwenden. Für die SPD steht in diesem Zusammenhang fest, daß ein wirklich umfassender gesundheitlicher Verbraucherschutz nur dann gewährleistet wird, wenn die wichtige Kennzeichnungspflicht auf alle Produkte angewandt wird. Aus diesem Grunde bewertet die SPD die Verordnung der Europäischen Union als einen ersten wesentlichen Schritt in die richtige Richtung. Handlungsbedarf besteht jedoch noch, und der Appell an die Lebensmittelhersteller genmanipulierte Rohstoffe bei der Produktion möglichst auszuschließen oder die hergestellten Erzeugnisse zumindest freiwillig über die gesetzliche Verpflichtung hinaus zu kennzeichnen, bleibt unverändert bestehen. Lassen Sie mich noch kurz auf eine mögliche Entwicklung nach der Umsetzung der Verordnung hinweisen, die uns in naher Zukunft beschäftigen könnte. Durch die Verordnung der Europäischen Union hat also der Bürger durch die Deklarationspflicht grundsätzlich die Möglichkeit, bei vielen Produkten zwischen gentechnisch manipulierten und „normalen" auszuwählen. Hierbei stellt sich aber die Frage, ob die Verbraucher diese vermeintliche Entscheidungsfreiheit auch nutzen können. Es ist nämlich davon auszugehen, daß im Zuge dieser neuen Technologie solche Produkte billiger angeboten werden als herkömmliche Nahrungsmittel. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, dann werden viele Bürgerinnen und Bürger vor dem Hintergrund der zunehmenden Armut und Einkommensausfälle in der Bundesrepublik Deutschland praktisch dazu gezwungen, Produkte zu kaufen, die sie eigentlich wegen gesundheitlicher Bedenken sonst meiden würden. Halo Saibold (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Tatsache, daß wir heute im Deutschen Bundestag diesen Gesetzentwurf in erster Lesung debattieren, ist nicht den Urhebern zuzuschreiben. Heimlich, still und leise - so wie das schleichende Eindringen gentechnisch hergestellter Enzyme, Lebensmittelzutaten oder genmanipulierter Sojaprodukte auf den Markt - wollte die Regierungskoalition noch vor wenigen Wochen eine Gesetzesänderung durch das Parlament ziehen, welche die notwendigen nationalen Anpassungen unseres Lebensmittelrechtes an die heute in Kraft getretene Novel-Food-Verordnung der EU ermöglichen sollte. Heimlich, still und leise, weil sie uns wohl suggerieren will, daß mit der Verabschiedung der europäischen Verordnung nun auf nationaler Ebene an der Schraube „Einführung gentechnischer Lebensmittel" nicht mehr zu drehen ist. Wir sehen das nicht so. Heimlich, still und leise wohl auch aus Angst, daß die Öffentlichkeit eins und eins zusammenzählen könnte und erkennt, daß diese Regierung und die zuständigen Behörden auf das Inkrafttreten der doch ansonst sehnsüchtig erwarteten Verordnung nicht entsprechend vorbereitet sind. Nun ist die Katze also doch aus dem Sack und es zeigt sich, daß zwar ab heute die Novel-Food-Verordnung als durchgreifendes europäisches Recht gilt, aber weder die nationalen Zuständigkeiten geregelt sind noch ein angemessenes Verfahren existiert, wie die Länder, in deren Zuständigkeitsbereich die Durchführung der Verordnung und deren Überwachung fällt, beteiligt werden. Wenn morgen in der EU gentechnische Lebensmittel nach der Novel-Food-Verordnung zugelassen werden sollen, trifft das Zulassungsverfahren auf ein bloßes Provisorium nicht endgültig geklärter Kompetenzen. Noch nicht einmal die Frage nach der für Novel Food zuständigen nationalen Behörde ist abschließend geklärt. Auch mit dem Text des vorliegenden Gesetzentwurfes bleibt offen, wann und warum denn nun das BgVV zuständig sein soll und wann das RKl. Und wenn man es munkeln hört, daß das RKG als Gentechnikbehörde mit der Lebensmittelbehörde um die Zuständigkeit konkurriert, muß sich Herr Seehofer fragen lassen, ob er seinen Stall noch im Griff hat. Weiterhin bleibt unklar, welche der Länderbehörden nun überhaupt für eine Erstprüfung des „neuartigen Lebensmittels" zuständig ist, auf deren Basis entschieden werden muß, ob nach Art. 7 bzw. 13 der Verordnung zugelassen werden muß. Die Frage nach der „Gleichwertigkeit" des neuartigen Lebensmittels mit gewohnten Produkten muß hier ja vorab geklärt werden. Aber bisher sind nur wenige Lebensmittelüberwachungsbehörden von ihrer Ausrüstung her in der Lage, den Anforderungen an die Analytik und Labortechnik zur Prüfung und Überwachung von Novel Food zu genügen. Die Konsequenz aus der Summe der Versäumnisse lautet: Bis dieses heute debattierte Gesetz den Bundestag passiert hat, wird sich Novel Food bei uns noch monatelang im rechtlich grauen Raum abspielen. Dabei soll mit dem vorliegenden Änderungsgesetz erst die Ermächtigungsgrundlage für eine entsprechende Rechtsverordnung geschaffen werden, wodurch endgültige Rechtsklarheit sich noch weiter verzögern wird. Die Verantwortung für diesen untragbaren Zustand liegt einzig und allein beim Gesundheitsministerium. Ganz davon abgesehen wäre die Vorlage dieses Gesetzes selbst eine Angelegenheit des zuständigen Ministeriums gewesen; da hat wohl die Regierungsfraktion einem vor lauter Gesundheitsreform paralysierten Herrn Seehofer auf die Sprünge helfen müssen. Daß diese Aufgaben auf Sie zukommen, Herr Seehofer, das war doch spätestens im Januar dieses Jahres klar, wenn nicht schon im November 1996, als sich der Vermittlungsausschuß zwischen EP und Kommission auf den nun verabschiedeten Verordnungskompromiß einigte. Wenn das Wort Mogelpackung auf gesetzliche Vorschriften zutrifft, dann auf die Novel-Food-Verordnung. Sie ist heute in Kraft getreten, ohne daß von der Kommission und den Mitgliedstaaten abschließend festgelegt wurde, welche wissenschaftlichen Kriterien für eine Zulassung erfüllt sein müssen und wie die Kennzeichnungsvorschriften ausgestaltet werden. Nach Schätzungen von Initiativen und Verbänden müssen 80 Prozent aller mit Gentechnik in Berührung gekommenen Lebensmittel auch mit der Novel-Food-Verordnung nicht gekennzeichnet werden. Wir alle wissen, daß gentechnische Enzyme, Zusatzstoffe und Extraktionsmittel gar nicht erfaßt werden und deshalb auch nicht gekennzeichnet werden müssen. Und Sie geben derweil Entwarnung und tun so, als wäre alles paletti. Aus unserer Sicht hätte die Verordnung in dieser Form gar nicht verabschiedet werden dürfen. Vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern geht es um mehr als nur die eigene Gesundheit. Sie wollen verantwortungsbewußt handeln und Risiken für Pflanzen, Tiere, Boden, Wasser und Luft in der ganzen Produktionskette ausschließen. Sie wollen mit dem Kauf eines Produktes nicht den Weg der weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft unterstützen. Die Novel-Food-Verordnung weist eine Reihe weiterer Defizite auf: Sie mißachtet das Vorsorgeprinzip und die Anforderungen des Verbraucherschutzes, die technologische Notwendigkeit neuartiger und gentechnischer Lebensmittel muß nicht geprüft werden, und ökologische und soziale Folgen werden nicht berücksichtigt. Bündnis 90/Die Grünen werden deshalb weiterhin vehement für gentechnikfreie Produkte kämpfen. Dr. Dieter Thomae (F.D.P.): Jeder von uns nimmt jeden Tag Nahrung zu sich. Um so wichtiger ist es, im Bereich der Lebensmittel den Verbraucherschutz zu gewährleisten und größtmögliche Sicherheit zu schaffen. Das gilt insbesondere für neuartige Produkte. Die EU hat daraus die Konsequenzen gezogen und in Verordnungen über neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten sowie über die Lebensmittelhygiene Anwendungsstandards für die europäischen Länder geschaffen. Dadurch wird in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft einheitlich geltendes Recht gewährleistet, das dem Verbraucherschutz dient und Handelshemmnisse beseitigt. Alle Lebensmittel, die durch den Einsatz neuer Technologien oder unter Verwendung neuer Rohstoffe hergestellt werden, dürfen nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn sie keine Gefahr für den Verbraucher darstellen, keine Irreführung bewirken und sich bei Lebensmitteln aus gentechnisch veränderten Organismen von konventionellen Produkten nicht so unterscheiden, daß sie bei normalem Verzehr Ernährungsmängel verursachen können. Um diese Verordnung in der Bundesrepublik Deutschland praktikabel anwenden zu können, fehlt zur Zeit jedoch die Ermächtigungsgrundlage. Es ist nicht, wie ursprünglich angenommen, möglich, diese Angelegenheit auf dem Verwaltungsweg zu regeln, sondern wir müssen die Ermächtigungsgrundlage im Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz schaffen. Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und das Robert-Koch-Institut müssen in die Lage versetzt werden, die Verordnungen des Europäischen Parlamentes zügig umzusetzen. Ziel ist es, die auf nationaler Ebene erforderlichen Schritte des Zulassungsverfahrens möglichst zügig, koordiniert und sicher durchführen zu können. Dort, wo es notwendig ist, müssen deshalb Verfahrensvorschriften zur Durchführung der Verordnungen erlassen werden können. Das gleiche gilt für die Schulungsbestimmungen über Lebensmittelhygiene, die in Form von spezifizierten Regelungen umgesetzt werden müssen. Mit dieser Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes schaffen wir die Grundlage dafür, daß die europäischen Sicherheitsstandards im nationalen Bereich vernünftig umgesetzt werden können. Wolfgang Bierstedt (PDS): Es ist eine Farce, daß wir über die Frage der Kennzeichnung und der Sicherheitskriterien für gentechnisch hergestellte und veränderte Lebensmittel hier debattieren müssen, während die Novel-Food-Verordnung heute morgen in Kraft getreten ist. Diese Frage nur aus dem formalen Anlaß einer Verordnungsermächtigung anschließend zu behandeln zeigt, daß allein Vollzug gemeldet werden soll, um inhaltlicher Kritik möglichst aus dem Weg zu gehen. Denn zweifellos ist die europäische Novel-FoodVerordnung ein Thema, daß viele Bürgerinnen und Bürger interessiert,. insbesondere deshalb, weil sie keinerlei Interesse am Verzehr von Gen-Nahrungsmitteln haben, sondern diese Lebensmittel bei ihnen Ängste auslösen. So hatten sie zumindest darauf gehofft, diese Nahrungsmittel in den Regalen erkennen zu können. Leider war dies eine trügerische Hoffnung; eine wirklich umfassende Kennzeichnungspflicht von Gen-Nahrungsmitteln wird es nicht geben - auch wenn dies von der Bundesregierung wissentlich falsch in alle Welt hinausposaunt wird. Tatsächlich werden auch in der Bundesrepublik schon Lebensmittel verkauft, die mit Hilfe der Gentechnik entstanden sind. Genetisch veränderter Soja und. Mais werden bereits seit Monaten importiert, ohne daß die Bundesregierung sich für eine Kennzeichnung oder gar einen Importstop engagiert hätte. Dies beweist ihren mangelnden Willen, für verbraucherfreundliche Regelungen einzutreten. Die Novel-Food-Verordnung ist völlig unzureichend, sowohl im Hinblick auf die Kennzeichnungspflicht gentechnischer Nahrungsmittel als auch im Hinblick auf die erforderlichen Sicherheits- und Umweltprüfungen für das Inverkehrbringen solcher Lebensmittel. Es kann doch nicht sein, daß die Verordnung Enzyme, Aromen und Zusatzstoffe - aller Voraussicht nach der größte Markt für Gentechnik in Lebensmitteln - überhaupt nicht erfaßt. Wenn zugleich unterlassen wird, Großlieferungen von Nahrungsmitteln danach zu differenzieren, ob Teile mit Hilfe der Gentechnik entstanden sind oder nicht, dann wird doch jede sogenannte Kennzeichnungspflicht zur Makulatur. Zumal Nahrungsmittel nur dann gekennzeichnet werden müssen, wenn sie „nicht mehr gleichwertig" mit herkömmlichen Nahrungsmitteln sind und diese Veränderung „wissenschaftlich nachweisbar" ist. Abgesehen davon, daß praktikable Nachweismethoden bislang kaum zur Verfügung stehen, bleibt doch die konkrete Regelung, was als gleichwertig zu gelten hat und welche Grenzwerte hierfür gelten sollen, vollkommen offen. In der Verordnung werden keine verbindlichen Sicherheitskriterien formuliert; sicher ist demgegenüber, daß Umweltprüfungen nicht zwingend vorgeschrieben sind. Erneut wird deutlich, daß die ökologischen Gefahren des Einsatzes der Gentechnik nicht wahrgenommen werden bzw. nicht wahrgenommen werden sollen. Unserer Meinung nach müssen bei einem Einsatz der Gentechnik im Lebensmittelbereich nicht nur die möglichen gesundheitlichen Gefährdungen berücksichtigt werden, sondern auch die sozialen und ökologischen Folgewirkungen des Einsatzes dieser Technologie. Die Verordnung wird diesen Anforderungen jedoch in keiner Weise gerecht, auch gibt sie keine Antwort auf die noch immer offene Frage des Sinnes genmanipulierter Nahrungsmittel zum Beispiel aus ernährungsphysiologischer Sicht, Kostensenkungen bei Herstellung, Transport und Lagerung und - in Verbindung mit der Patentierung von Genen - erhöhte Gewinnchancen für die Lebensmittelindustrie, das sind die Gründe für diesen Einsatz der Gentechnik. Eine wirklich umfassende Kennzeichnung wäre ein Minimalziel gewesen. So wie die Verordnung jetzt gültig ist, muß das begründete Engagement gegen Gen-Nahrungsmittel andere Formen finden. Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit: Mit dem Dritten Gesetz zur Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes werden die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, um die Zuständigkeit für bestimmte Maßnahmen zur Durchführung der EG-Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten von den grundsätzlich für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Bundesländern auf das Robert-Koch-Institut bzw. auf das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin zu übertragen. Außerdem wird die gesetzliche Ermächtigung geschaffen, die europäische Lebensmittelhygiene-Richtlinie vollständig in deutsches Recht umzusetzen. Nach langjährigen und schwierigen Verhandlungen in Brüssel konnte die EG-Verordnung über neuartige Lebensmittel zum Abschluß gebracht werden. Dieser Verhandlungserfolg wurde sowohl von den Koalitionsparteien als auch von der SPD, aber auch von seiten der Verbraucherschaft und der Lebensmittelwirtschaft zu Recht begrüßt, weil hiermit für neuartige Lebensmittel europaweit einheitlich strenge Vorschriften zum Gesundheitsschutz sowie umfas- sende Kennzeichnungsvorschriften zur Information des Verbrauchers geschaffen wurden. Die in allen Mitgliedstaaten unmittelbar geltende EG-Verordnung trat bereits am 15. Mai 1997 in Kraft. Die Änderung des deutschen Lebensmittelrechtes ist erforderlich, weil das in der EG-Verordnung vorgesehene Zulassungsverfahren auf nationaler Ebene beginnt und auf Gemeinschaftsebene fortgeführt wird. Im Interesse einer innerhalb Deutschlands einheitlichen Handhabung auf hohem wissenschaftlichen Niveau besteht Einvernehmen zwischen Bund und Ländern, daß die nationale Erstprüfung von den fachlich besonders qualifizierten Bundesbehörden, nämlich dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und dem Robert-Koch-Institut durchzuführen ist. Die formalen Voraussetzungen für diese Zuständigkeitszuweisung schafft der vorliegende Gesetzentwurf. Die Durchführung der EG-Verordnung wird - wie dies vorauszusehen war - in der Anfangsphase noch eine Reihe von Fragen zur Auslegung der materiellen Regelungen aufwerfen. Dies gilt sicherlich auch für den Bereich der Kennzeichnung. Zu den die Auslegung des materiellen Inhalts der EG-Verordnung betreffenden Problemen sind weitere Beratungen auf Gemeinschaftsebene zwischen der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten geplant. Dies gilt auch hinsichtlich der Frage, ob Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Sojabohnen und Maiskörner enthalten, kennzeichnungspflichtig sind. Diese Erzeugnisse sind bereits nach anderen EG- Vorschriften zugelassen worden, so daß in diesem Fall nicht die Kennzeichnungsvorschriften der EG- Verordnung über neuartige Lebensmittel gelten. Die Bundesregierung unterstützt die Bemühungen, auch für diese Produkte gemeinschaftseinheitliche Bestimmungen mit dem Ziel einer umfassenden und praktikablen Kennzeichnung zu erlassen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 711. Sitzung am 25. April 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Drittes Gesetz zur Verbesserung des Wahlrechts für die Sozialversicherungswahlen und zur Änderung anderer Gesetze (3. Wahlrechtsverbesserungsgesetz - 3. WRVG) - Gesetz zu dem Geheimschutzübereinkommen der WEU vom 28. März 1995 - Gesetz zu dem Übereinkommen vom 28. April 1995 über den Beitritt der Republik Österreich zu dem am 19. Juni 1990 unterzeichneten Übereinkommen zur Durchführung des Übereinkommens von Schengen vom 14. Juni 1985 (Gesetz zum Beitritt der Republik Österreich zum Schengener Durchführungsübereinkommen) - Gesetz zu dem übereinkommen vom 5. September 1980 über die Ausstellung von Ehefähigkeitszeugnissen - Gesetz zu dem Obereinkommen vom 13. November 1991 zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften über die Vollstreckung ausländischer strafrechtlicher Verurteilungen - Gesetz zu dem Abkommen vom 20. Juni 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Vereinten Nationen und dem Sekretariat des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen über den Sitz des Sekretariats des Übereinkommens und zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes - Gesetz zu dem Abkommen vom 5. Mai 1995 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Hongkong über den Fluglinienverkehr - Erstes Gesetz zur Änderung des Asylbewerberleistungsgeseizes - Gesetz über das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in kriminalpolizeilichen Angelegenheiten (Bundeskriminalamtgesetz - BKAG) Zu dem letztgenannten Gesetz hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bekräftigt, daß die Gesetzgebungszuständigkeit des Bundes für die internationale Verbrechensbekämpfung (Artikel 73 Nr. 10 GG) nur die grenzüberschreitende Verfolgung strafbarer Handlungen und die Amtshilfe deutscher Behörden auf Ersuchen ausländischer Behörden im Rahmen der Strafverfolgung, nicht aber den Bereich der Gefahrenabwehr umfaßt und daß § 3 BKAG einem unmittelbaren Dienstverkehr der Länderpolizeien mit ausländischen Dienststellen im Bereich der Gefahrenabwehr nicht entgegensteht. Begründung: Dem Bund steht nach Artikel 73 Nr. 10 des Grundgesetzes eine ausschließliche Gesetzgebungskompetenz im Bereich der internationalen Verbrechensbekämpfung zu. Der Begriff „Internationale Verbrechensbekämpfung" umfaßt jedoch nur die grenzüberschreitende Verfolgung strafbarer Handlungen und die Amtshilfe deutscher Behörden auf Ersuchen ausländischer Behörden im Rahmen der Strafverfolgung (von Münch, Kommentar zum Grundgesetz, Rd.Nr. 69 zu Artikel 73; von MangoldtKlein, Kommentar zum Grundgesetz, Anm. XVII, 2c). Der Bereich der Gefahrenabwehr wird hiervon nicht umfaßt. Zwar geht der Bundestag, wie sich aus der Beschlußempfehlung und dem Bericht seines federführenden Innenausschusses zu Artikel 1 § 3 Abs. 2 und 3 (internationaler Dienstverkehr) ergibt, davon aus, daß nicht jeder internationale Dienstverkehr dem BKA vorbehalten sein soll und den Belangen der Länder durch die klarstellende Regelung in § 1 Abs. 3 BKAG Rechnung getragen sei (BT-Drs. 13/7208, S. 39). Der Wortlaut des § 3 Abs. 2 stellt jedoch nicht in hinreichender Deutlichkeit dar, daß j 3 BKAG nicht den in Länderzuständigkeit fallenden Bereich der Gefahrenabwehr umfaßt und somit nicht dem unmittelbaren Dienstverkehr der Länderpolizeien mit ausländischen Dienststellen in diesem Bereich entgegensteht. Insoweit bedarf es einer Bekräftigung durch den Bundesrat. Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 6. Mai 1997 ihre Große Anfrage „Zwischenbilanz zum Abbau von sozialen Leistungen - Auswirkungen auf die Betroffenen und das gesellschaftliche Klima" -Drucksache 13/7220 - zurückgezogen. Des weiteren hat die Fraktion der SPD mit Schreiben vom 14. Mai 1997 ihren Antrag „Investieren in eine lebenswerte Zukunft: Die Modernisierung des dualen Systems vorantreiben" - Drucksache 13/ 6743 - zurückgezogen. Die Abgeordneten Anni Brandt-Elsweier, Ingrid Matthäus-Maier, Dr. Rita Süssmuth und Verena Wohlleben haben den Gesetzentwurf „Entwurf eines ... Strafrechtsänderungsgesetzes - §§ 177 bis 179 StGB (... StrÄndG)" - Drucksache 13/7324 - nachträglich unterschrieben. Der Abgeordnete Heinrich Lummer hat seine Unterschrift zu dem Antrag „Eckpunkte für die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen" - Drucksache 13/6591- zurückgezogen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Unfallverhütung und das Unfallgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland 1994 - Unfallverhütungsbericht Arbeit 1994 - - Drucksachen 13/3091, 13/3528 Nr. 1.2 - - Unterrichtung durch die Bundesregierung Beschäftigung Schwerbehinderter bei den Bundesdienststellen - Drucksachen 13/5132, 13/5550 Nr. 1.5 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/3938 Nr. 1.3 Drucksache 13/4636 Nr. 1.2 Drucksache 13/5295 Nr. 1.6 Drucksache 13/7017 Nr. 1.13 Innenausschuß Drucksache 13/6454 Nr. 1.10 Drucksache 13/7117 Nr. 2.16 Drucksache 13/7216 Nr. 2.20 Rechtsausschuß Drucksache 13/4678 Nr. 2.8 Drucksache 13/5056 Nr. 2.9 Drucksache 13/6152 Nr. 2.1 Finanzausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 2.16 Drucksache 13/7017 Nr. 2.43 Drucksache 13/7117 Nr. 2.4 Drucksache 13/7117 Nr. 2.18 Drucksache 13/7216 Nr. 2.29 Drucksache 13/7306 Nr. 2.2 Drucksache 13/7306 Nr. 2.3 Haushaltsausschuß Drucksache 13/7017 Nr. 2.12 Drucksache 13/7017 Nr. 2.14 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/7117 Nr. 2.1 Drucksache 13/7117 Nr. 2.8 Drucksache 13/7117 Nr. 2.12 Drucksache 13/7117 Nr. 2.17 Drucksache 13/7216 Nr. 2.24 Drucksache 13/7216 Nr. 2.27 Drucksache 13/7216 Nr. 2.28 Drucksache 13/7216 Nr. 2.30 Drucksache 13/7306 Nr. 2.8 Drucksache 13/7306 Nr. 2.10 Drucksache 13/7306 Nr. 2.13 Drucksache 13/7306 Nr. 2.17 Drucksache 13/7306 Nr. 2.21 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 13/4466 Nr. 2.26 Drucksache 13/5555 Nr. 2.6 Drucksache 13/5866 Nr. 1.2 Drucksache 13/7017 Nr. 1.4 Drucksache 13/7017 Nr. 1.11 Drucksache 13/7117 Nr. 2.5 Drucksache 13/7117 Nr. 2.6 Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 13/4921 Nr. 2.29 Drucksache 13/7017 Nr. 1.7 Drucksache 13/7017 Nr. 1.8 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 13/6766 Nr. 2.19 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/7017 Nr. 2.5 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/6766 Nr. 2.2 Drucksache 13/7017 Nr. 2.4 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/6861 Nr. 2.2 Drucksache 13/7017 Nr. 1.10 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/6861 Nr. 1.6 Drucksache 13/6861 Nr. 1.7 Drucksache 13/7017 Nr. 1.2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Matthäus-Maier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Nein, das macht der Rudolf Scharping.


Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Dann hat jetzt der Kollege Rudolf Scharping, SPD, das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rudolf Scharping


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Jetzt habe ich 75 Minuten Reden von Koalitionsvertretern gehört und bin noch weniger schlau als gestern abend. Denn es ist hier nicht eine einzige konkrete Information zu dem gegeben worden, was an Fragen wirklich auf dem Tisch ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Gestern abend sagte der Bundesfinanzminister in den „Tagesthemen", man habe bereits einen Haushaltsvorbehalt, natürlich könne man eine Haushaltssperre veranlassen usw. Zu der Frage Steuererhöhungen sagte er, in einer solchen Situation könne niemand alles ausschließen.
    Dann sagte die „AFP" gestern abend in der Zusammenfassung dessen, was die Koalitionsfraktionen gemacht haben, daß sich der F.D.P.-Fraktionschef scharf gegen Steuer- und Abgabenerhöhungen gewandt habe, während die Unionsfraktion gesagt habe, daß Steuererhöhungen nicht ausgeschlossen werden könnten. Das sei aber keine Sollbruchstelle der Koalition.
    Ich will Ihnen etwas sagen: Wenn Sie hier 75 Minuten nur Nebelkerzen zünden, anstatt dem deutschen Volk und dem Parlament Auskunft über die Entscheidungen, die Sie treffen wollen, zu geben, ist das eine Verhöhnung des Parlaments, eine Mißachtung der Bevölkerung und ein Mißbrauch der parlamentarischen Möglichkeiten.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Daß Regierungserklärungen zur Vernebelung dienen, ist bekannt. Aber es wird unverantwortlich, wenn 18 Milliarden DM in 1997, 32 Milliarden DM

    Rudolf Scharping
    im nächsten Jahr, wieder 32 Milliarden DM im darauffolgenden Jahr usw. fehlen. Was wollen Sie konkret tun? Gibt es einen Nachtragshaushalt, oder gibt es ihn nicht? Verzichten Sie auf die Absenkung des Solidaritätszuschlages, oder verzichten Sie nicht? Senken Sie die Lohnnebenkosten, oder senken Sie sie nicht? Machen Sie eine solide finanzierte Steuerreform, oder machen Sie sie nicht? Sperren Sie die Ausgaben für Bürokratie und Verwaltung, oder tun Sie das nicht?
    Herr Bundeskanzler, wenn man so vor dem Desaster einer seit Jahren betriebenen fehlerhaften Politik steht, dann ist es nicht mehr zu verantworten und in keiner Hinsicht zu vertreten, daß die Herren Gerhardt, Schäuble und Waigel hier so tun, als sei das Volk, als sei die Opposition, als sei die Inflation oder anderes schuld. Sie sind für den Zustand, in dem sich die Staatskasse befindet, verantwortlich!

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Was da alles an faulen Ausreden kommt: Die Steuerschätzung sei eine Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten der Länder und des Bundes, und wer da alles beteiligt sei. Wer liefert denn die Grundlagen für die Steuerschätzung? Das ist der Bundeswirtschaftsminister. Der ist bekanntlich genauso unfähig wie der Bundesfinanzminister. Beide stecken tief im Wettbewerb um den Spitzenplatz.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)

    Wenn Sie dann sagen, schuld sei die Blockade des Bundesrates und dergleichen mehr: Wer hat denn hier die Aufstellung eines neuen Haushaltes blokkiert? Wer hat denn schon bei der Verabschiedung des Haushaltes gesagt, es werden 20 Milliarden DM fehlen? Das war die SPD, das war Karl Diller, das waren viele andere. Wer hat gesagt, das sei doch alles gepfuscht, geschwindelt, gelogen und schwarzgemalt?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer war das denn wohl?)

    - Das waren Sie.
    Wenn das stimmt, dann muß ich sagen: Moment mal! Entweder, Herr Kollege Waigel, waren Sie damals völlig uninformiert - dann sind Sie fehl am Platze. Oder Sie waren damals gut informiert - dann sind Sie erst recht fehl am Platze. Denn einen uninformierten, unfähigen oder die Öffentlichkeit täuschenden Finanzminister können wir nicht gebrauchen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Nun ist das leider die Fortsetzung einer Linie. Ich spreche Sie, Herr Bundeskanzler, ganz bewußt an. Ich habe ja noch in Grenzen nachvollziehen können, daß Sie 1990 im Überschwang des Wahlkampfes und der gerade vollzogenen deutschen Einheit vieles vielleicht gar nicht gesehen haben, was ein realistisch und kühl kalkulierender und denkender Politiker
    hätte sehen müssen. Jedenfalls hat Herr Lafontaine es besser gesehen als Sie.

    (Beifall bei der SPD Lachen bei der CDU/ CSU und der F.D.P.)

    Dennoch habe ich nicht verstanden, daß Sie im Jahr 1990 nach der Bundestagswahl Ihre Regierungserklärung nicht genutzt haben, um dem deutschen Volk reinen Wein einzuschenken, klar zu sagen: Wir stehen jetzt vor einem schweren, harten Weg; er wird Opfer verlangen, und wir werden diese Opfer in den Grenzen der Zumutbarkeit und nach dem Maßstab der Gerechtigkeit von allen verlangen. Statt dessen haben Sie die Sozialkassen mißbraucht, die Beiträge hochgetrieben, mitgeholfen, die Arbeitsplätze zu vernichten, und gleichzeitig die Vermögensteuer abgeschafft. Das war ein unerträglich falscher Weg.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    1994 haben Sie sich gerade mal so, mehr mit Überhangmandaten als mit Wählervertrauen, über die Hürde gerettet.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Na! Na!)

    Anstatt dann die Chance zu nutzen, dem deutschen Volk reinen Wein einzuschenken, haben Sie wieder so getan, als könne man immer so weitermachen. Jetzt ist das Loch mittlerweile so groß, daß Theo Waigel, Helmut Kohl und die gesamte Koalition völlig problemlos darin Platz haben. Das will nun etwas heißen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben 1996 erneut die Chance versäumt. Anstatt dem Volk reinen Wein einzuschenken, die Wahrheit zu sagen und Realismus an den Tag zu legen, haben Sie in der „Operation Landtagswahlen" der F.D.P. die Absenkung des Solidaritätszuschlages versprochen, damit die F.D.P. über die 5 Prozent kommt und Ihre Koalition gerettet werden konnte. Da kann ich nur sagen: Sie haben die Erfordernisse des Staates den Bedingungen Ihrer Koalition und dem parteipolitischen Interesse untergeordnet. Das ist ein schlimmer Vorwurf, der leider auch noch begründet ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Statt sich heute auf eine absehbar schwierige Situation vorzubereiten, realistisch zu sein, klar zu sein, kommen von Ihnen Nebelkerzen und Beschimpfungen. Sie haben überhaupt keine Konzeption.
    Das erste, was erforderlich wäre - Herr Bundeskanzler, ich fordere Sie dazu auf -, ist, hier klar etwas zu sagen. Denn eben hat jemand gesagt: Nein, einen neuen Haushalt brauchen wir nicht; gestern aber hat Herr Glos gesagt - nun kommt es auf den nicht sonderlich an, aber immerhin hat er es gesagt -,

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Na, na!)


    Rudolf Scharping
    es gebe einen Nachtragshaushalt. Was gilt jetzt? Kommt ein neuer Haushalt, oder kommt er nicht?
    Ich fordere Sie auf, auch klar zu sagen, wie Sie den denn ausgestalten wollen. Was wollen Sie denn tun? Wollen Sie nur buchhalterisch festlegen, was an Mindereinnahmen und Mehrausgaben erforderlich ist, was das für die Neuverschuldung bedeutet usw. Das Parlament und das Volk haben Anspruch auf eine klare Antwort. Wir wollen von Ihnen wissen: Gibt es diese, oder gibt es sie nicht?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wenn in diesem Jahr 18 Milliarden, im nächsten Jahr 32 Milliarden und im darauffolgenden noch einmal 32 Milliarden DM fehlen, muß man fragen: Wollen Sie nun den Solidaritätszuschlag wirklich absenken? Ich sage einmal in Richtung auf die F.D.P.: Nun seien Sie mal nicht allzu ängstlich! Auf einen Umfaller mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht mehr an.

    (Beifall bei der SPD)

    Hier hätten Sie doch die gute Gelegenheit, den Umfaller als eine staatspolitische Notwendigkeit zu begründen. Ich würde sogar auf den Vorwurf verzichten.
    Wenn der Solidaritätszuschlag nicht gesenkt wird, ist das ein Signal für die Solidarität im Osten Deutschlands, ein Signal für den Willen zu Unannehmlichkeit, für Realismus und finanzielle Stabilität. Also fordere ich Sie auf: Verzichten Sie auf den Unfug! Wir können den Solidaritätszuschlag senken, wenn die Staatskasse wieder in Ordnung ist, aber nicht um eine Klientel zu bedienen, nur damit die F.D.P. wieder in die Parlamente kommt.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    In dem Zusammenhang muß ich fragen: Wie wollen Sie das mit der Bundesbank jetzt machen? Wie wollen Sie das machen mit den Telekom-Aktien?

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Wenn man Ihnen das auch noch erklären muß!)

    Schauen Sie, jeder, der sich darum kümmert, weiß, internationale Kapitalmärkte werden im Herbst durch einige Großemissionen ohnehin stark beansprucht. Man muß fürchten, wenn Sie an der Börse verkaufen, dann wird das nur zu Kursabschlägen führen. Im übrigen provozieren Sie das Risiko, daß Sie wegen Prospekthaftung bei den Kleinanlegern, die sich getäuscht fühlen müssen, dann auch noch in Regreß genommen werden.
    Wenn Sie allerdings bei institutionellen Anlegern etwas tun wollen, muß ich Ihnen sagen, auch dann ist das Vertrauen in die Verläßlichkeit Ihrer Position deutlich eingeschränkt. Also frage ich mich - unabhängig von der Kursentwicklung und den Risiken, die auftauchen mögen und vermutlich von Ihnen mit provoziert werden -: Was wollen Sie denn jetzt eigentlich? Nennen Sie doch einmal hier im Deutschen Bundestag klipp und klar nicht eine lange Linie von
    Beteiligungen des Bundes, die wir kennen - das war eine eindrucksvolle Liste -, sondern sagen Sie, was Sie konkret tun wollen.
    Herr Bundeskanzler, ich frage Sie - den Finanzminister überfordert es ja offenkundig -: Wie wollen Sie jetzt mit dem Aktienbesitz des Bundes bei der Deutschen Telekom umgehen?

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wird dieses Jahr verkauft oder nicht? Wieviel und an wen wird dieses Jahr verkauft? Welche Vorstellungen haben Sie? Klarheit an den Märkten ist jetzt das Notwendige, damit die eingetretene Verunsicherung, die Einschränkung von Glaubwürdigkeit und Verläßlichkeit an den Märkten wieder beseitigt werden kann, die Sie mit Ihren hektischen Aktionen hervorgerufen haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Wie sieht es mit der Bundesbank aus? Ein Bundesfinanzminister - der seit Wochen wissen kann, welche Ergebnisse die Steuerschätzungen haben werden, aber wochenlang alles bestreitet - fliegt wie ein Teppichhändler schnell einmal mit dem Hubschrauber nach Frankfurt und überrascht einen Zentralbankrat. Die zweitgrößte Industrienation der Erde ist auf Export, auf das Vertrauen internationaler Investoren und anderes angewiesen, damit ihre Arbeitsplätze, ihre Ausbildungsplätze und ihr sozialer Zusammenhalt erhalten und gestärkt werden können. Wie können Sie sich ein so schauerliches Bild selbst zumuten, in einer Notaktion wie ein Getriebener nach Frankfurt zu fliegen, anstatt verläßliche und klare Politik zu betreiben und mit den Menschen Offenheit zu praktizieren?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich will Ihnen ersparen, was Sie 1981/82 hier im Deutschen Bundestag alles gesagt haben: über die Verwendung des Bundesbankgewinns, über die Monetarisierung und über vieles andere, was am Ende nur Geldschöpfung bedeutet. Nur, nachdem der Kollege Schäuble beklagt hat, daß wegen mangelnder Inflation die Steuereinnahmen zurückbleiben, beschleicht mich ein gewisser Verdacht, was mit der Monetarisierung, dem Bundesbankgewinn und den vielen Operationen, die Sie vorhaben, gemeint sein könnte.
    Der Verdacht beschleicht mich: Sie haben mit Ihrer Finanzpolitik das Ziel der Stabilität und der glaubwürdigen Verfolgung dieses Ziels in erheblichem Umfang beschädigt. Jetzt sind Sie dabei, es auf den internationalen Finanzmärkten und gegenüber den internationalen Investoren auch noch zu beschädigen - ein völlig unverantwortlicher Weg.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Also, Herr Bundeskanzler, meine erste Frage war: Gibt es jetzt einen neuen Haushalt, ja oder nein? Meine zweite Frage: Wird der Solidaritätszuschlag gesenkt, oder kommen Sie vielleicht zu einer verantwortungsbewußteren Position angesichts der finan-

    Rudolf Scharping
    ziellen Lage unseres Landes und seiner öffentlichen Haushalte? Verlangen Sie von der F.D.P., daß sie endlich die Bedienung ihrer Klientel einstellt. Sie hat die Chance, den Umfaller entsprechend zu maskieren.

    (Beifall bei der SPD - Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Wer bezahlt denn den Soli?)

    Drittens: Steuerreform. Ziehen Sie diese Vorschläge zurück! Es ist nicht mehr zu vertreten, was Sie vorgelegt haben.

    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Haben Sie Schäuble nicht zugehört?)

    In einer solchen Zeit 57 Milliarden DM an zusätzlichen Ausfällen einzuplanen ist genauso unverantwortlich wie die Täuschung, die Sie vornehmen. Soll es jetzt so kommen, daß Sie erst 1998 die Steuern erhöhen, damit Sie sie 1999 vielleicht wieder ein bißchen senken können? Haben Sie tatsächlich die Absicht, zum 1. Januar 1998 die Mehrwertsteuer zu erhöhen? Haben Sie die Absicht, zum 1. Januar 1998 oder zu einem anderen Termin in 1998 die Mineralölsteuer oder eine andere Verbrauchsteuer zu erhöhen? Sagen Sie hier einmal klipp und klar, ob Sie diese Absicht haben. Denn dann wird ganz offenkundig, daß Sie erkennbar nichts anderes im Kopf haben, als neuerlich einen steuerlichen Betrug vorzunehmen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir haben Ihnen mehrfach eine solide finanzierte Steuerreform vorgeschlagen, eine Steuerreform, die Familien, Leistungsträger und Normalverdiener entlastet und den investierenden Unternehmen hilft. Leider sind Sie darauf bisher nicht eingegangen.
    Schließlich viertens: Haben Sie die Absicht oder haben Sie nicht die Absicht, noch in diesem Jahr mit uns eine gemeinsame Entscheidung zur Senkung der Lohnnebenkosten zu treffen? Wir schlagen Ihnen das erneut ausdrücklich vor.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, was die Regierung heute hier geboten hat, schafft keine Klarheit, sondern verunsichert weiter. Was die Regierung heute hier geboten hat, zeigt: Diese Koalition ist sich in der Sache tief uneinig, zu konsequentem, zukunftsfähigem Handeln unfähig. Was die Regierung und die Koalition heute hier geboten haben, macht überdeutlich: Diese Koalition ist der größte, der schlimmste Schaden für die Entwicklung der Zukunft unseres Landes. Sie haben die öffentlichen Kassen ruiniert, Sie haben die Arbeitslosigkeit auf einen Nachkriegshöchststand gebracht, Sie haben die Zukunftsvorsorge so niedrig wie nie zuvor in Deutschland gehalten. Sie schonen diejenigen, die zur Solidarität beitragen müßten, und belasten diejenigen, die Ihrer Politik nicht ausweichen können.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das muß sich in Deutschland ändern. Ich glaube nicht, Herr Bundeskanzler, daß Sie, wenn Sie jetzt reden, irgend etwas an Änderungen ankündigen. Also müssen wir uns leider darauf einrichten: Es bleibt bei den Unklarheiten. Es wird von Ihnen irgendwann nicht nur gepfiffen, sondern auch geschworen werden müssen. Dann haben wir die Ergebnisse auf dem Tisch. Es ist schon jetzt abzusehen: Sie werden für das deutsche Volk schlecht sein. Aber Sie bekommen die Quittung dafür. Das können Sie von hier aus mit nach Hause nehmen.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS)