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    Plenarprotokoll 13/169 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 169. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 17. April 1997 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abgeordneten Dr. Helmut Lippelt, Johannes Nitsch und Werner Labsch 15215 A, B Erweiterung der Tagesordnung 15215 B Absetzung von Punkten von der Tagesordnung 15215 C Nachträgliche Ausschußüberweisungen 15215 D Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts (Drucksache 13/7274) 15216 A b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Michaele Hustedt, Gila Altmann (Aurich), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung der Energiewirtschaft (Drucksache 13/5352) . . . 15216 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Elektrizitätswirtschaft (Drucksache 13/7425) 15216 B Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 15216 B Volker Jung (Düsseldorf) SPD 15218 D Gunnar Uldall CDU/CSU 15222 A Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15224D, 15232 D Paul K. Friedhoff F.D.P 15227 B Rolf Köhne PDS 15229 A Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 15230D, 15233 B Dietmar Schütz (Oldenburg) SPD . . . . 15233 D Ernst Hinsken CDU/CSU . . . 15235D, 15243 C Werner Labsch SPD 15238 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 15239 C Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD 15241 C, 15244 A Tagesordnungspunkt 4: Große Anfrage der Abgeordneten Dr Uwe Jens, Anke Fuchs (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Insolvenzen in der deutschen Wirtschaft (Drucksachen 13/1488, 13/ 2416) 15244 C Ernst Schwanhold SPD . . . . 15244 C, 15251 D Hartmut Schauerte CDU/CSU . 15247 C, 15251 D, 15252 B Anke Fuchs (Köln) SPD 15251 A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15252 C Paul K. Friedhoff F.D.P 15254 C Dr. Christa Luft PDS 15256 B Ernst Schwanhold SPD 15256 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 15258 A Ernst Schwanhold SPD 15259 B Sabine Kaspereit SPD 15260 D Hansjürgen Doss CDU/CSU 15263 A Uwe Hiksch SPD 15265 D Zusatztagesordnungspunkt 3: Vereinbarte Debatte zur Iran-Politik 15267 B Rudolf Seiters CDU/CSU 15267 B Dr. Christoph Zöpel SPD 15268 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15271 B Ulrich Irmer F.D.P 15272 C Steffen Tippach PDS 15273 C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 15274 C Ruprecht Polenz CDU/CSU 15277 A Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 15278 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . 15279 C Jürgen Möllemann F.D.P. (Erklärung nach § 30 GO) 15280 C Tagesordnungspunkt 18: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (Drucksache 13/6724) 15281 C b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 21. Dezember 1993 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über den Durchgangsverkehr von Exekutivorganen und die Durchbeförderung von Häftlingen (Drucksache 13/7285) 15281 D c) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der ehem. Carl-SchurzKaserne in Bremerhaven (Drucksache 13/7204) 15281 D Zusatztagesordnungspunkt 4: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren Antrag der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Arbeits- und sozialrechtlicher Schutz für abhängige Selbständige (Drucksache 13/7421) 15281 D Tagesordnungspunkt 19: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes (Drucksachen 13/5292, 13/6693) . . . 15282 A b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung von Rechtsakten der Europäischen Gemeinschaften auf dem Gebiet der Energieeinsparung bei Haushaltsgeräten (Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz) (Drucksachen 13/6723, 13/7395) 15282 B c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung von Rechtsvorschriften auf dem Gebiet der Seeschiffahrt (Drucksachen 13/6438, 13/7409) 15282 C d) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Weingesetzes (Drucksachen 13/6830, 13/7408) 15283 A e) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 20. November 1995 zur Gründung einer Assoziation zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und dem Staat Israel andererseits (Drucksachen 13/6616, 13/7393, 13/ 7394) 15283 B f) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zu dem Schengener Übereinkommen vom 19. Juni 1990 betreffend den schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen (Drucksachen 13/6671, 13/7325) 15283 C g) Antrag der Abgeordneten Gila Altmann (Aurich), Franziska EichstädtBohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Fahrrad-Fahrbereitschaft für den Deutschen Bundestag in Bonn (Drucksache 13/3328) 15283 D h) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses - zu dem Antrag der Abgeordneten Gunter Weißgerber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig - zu dem Antrag der Abgeordneten Erika Steinbach, Dr. Klaus Dieter Uelhoff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU, der Abgeordneten Thomas Krüger, Gunter Weißgerber, Uta Titze-Stecher, Wolfgang Thierse und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Ina Albowitz, Dr. Max Stadler, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig (Drucksachen 13/6114, 13/7059, 13/ 7212) 15284 A i) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Mitteilung der Kommission - Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa (Drucksachen 13/6129 Nr. 1.24, 13/ 7223) 15284 C j) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sammelübersicht 181 zu Petitionen (Wiedergutmachungsleistungen) (Drucksache 13/6984) 15284 C k) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 193 zu Petitionen (Abschiebestopp für zairische Flüchtlinge) (Drucksache 13/7277) . . 15284 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundesregierung zur Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen in China im Rahmen der gemeinsamen Außenpolitik der EU 15285 A Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15285 A Heinrich Lummer CDU/CSU 15286 A Rudolf Bindig SPD 15287 A Ulrich Irmer F.D.P 15288 A Steffen Tippach PDS 15289 A Reinhard Freiherr von Schorlemer CDU/ CSU 15289 D Günter Verheugen SPD 15290 D Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 15292 A Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15293 D Dr. Dietrich Mahlo CDU/CSU 15294 C Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 15295 C Hartmut Koschyk CDU/CSU 15296 C Volker Neumann (Bramsche) SPD . . 15297 C Tagesordnungspunkt 5: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Fortsetzung der Sanierung der Braunkohlegebiete in den neuen Ländern - zu dem Antrag der Abgeordneten Christoph Matschie, Richard Schuhmann (Delitzsch), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sanierung des Wasserhaushaltes in den Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohlerevieren - zu dem Antrag der Abgeordneten Christine Kurzhals, Gunter Weißgerber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Braunkohlesanierungsgesellschaften erhalten - Beschäftigungsverhältnisse sichern - zu dem Antrag der Abgeordneten Vera Lengsfeld, Antje Hermenau, Werner Schulz (Berlin) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Braunkohlereviere ökologisch sanieren (Drucksachen 13/5588, 13/4850, 13/5225, 13/5721, 13/6776) 15298 D Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär BMU 15299 A Christoph Matschie SPD . . . 15300 A, 15306 B Rolf Köhne PDS 15300 A Christoph Matschie SPD 15301 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15302 C Jürgen Türk F.D.P 15303 D Rolf Köhne PDS 15304 D Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU . 15305 C Christine Kurzhals SPD 15307 C Arnold Vaatz, Staatsminister (Sachsen) 15309 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Robert Leidinger, Ottmar Schreiner, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur vollen Absicherung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Krankheitsfall (Drucksache 13/6843) 15311 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . 15311 A, 15317 B Julius Louven CDU/CSU 15313 A Ottmar Schreiner SPD 15313 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15314 C Dr. Gisela Babel F.D.P 15316A, 15316 C Rolf Köhne PDS 15316 C Dr. Heidi Knake-Werner PDS 15317 D Peter Ramsauer CDU/CSU 15319 A Erika Lotz SPD 15321 C Rudolf Kraus, Parl. Staatssekretär BMA 15323 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Kerstin Müller (Köln), Amke Dietert-Scheuer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rückkehr bosnischer Flüchtlinge (Drucksache 13/7284) 15324 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Freimut Duve, Günter Graf (Friesoythe), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Abschiebepraxis von Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina (Drucksache 13/7424) 15324 B Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15324 C Erwin Marschewski CDU/CSU . . . . 15325 D Günter Graf (Friesoythe) SPD 15327 A Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 15329 B Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch . . . 15329 C Cornelia Schmalz-Jacobsen F.D.P. . . 15329 D Ulla Jelpke PDS 15331 B Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 15332 A Tagesordnungspunkt 9: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht des Bundesministers für Verkehr über Maßnahmen auf dem Gebiet der Unfallverhütung im Straßenverkehr 1994 und 1995 - Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr 1994/95 -; Übersicht Rettungswesen 1994 und 1995 (Drucksachen 13/4826, 13/5550 Nr. 1.1, 13/7034) 15332 C b) Antrag der Abgeordneten Rita Grießhaber, Albert Schmidt (Hitzhofen) und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Heraufsetzung der Deliktsfähigkeit von Kindern im Straßenverkehr (Drucksache 13/5302) 15332 D c) Antrag der Abgeordneten Karin Rehbock-Zureich, Elke Ferner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Verbesserung der Situation von Kindern im Straßenverkehr (Drucksache 13/6535) 15332 D d) Große Anfrage der Abgeordneten Elke Ferner, Annette Faße, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Geschwindigkeit und Verkehrssicherheit im Straßenverkehr (Drucksachen 13/4464, 13/6703) 15333 A Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 15333 A Heide Mattischeck SPD 15334 C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15336 B Horst Friedrich F.D.P. 15337 C Dr. Winfried Wolf PDS 15338 D Manfred Carstens, Parl. Staatssekretär BMV 15339 D Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . . . . 15340 B Karin Rehbock-Zureich SPD 15342 A Michael Jung (Limburg) CDU/CSU . . 15343 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 15344 D Tagesordnungspunkt 11: Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Uwe-Jens Heuer, Dr. Ludwig Elm, weiterer Abgeordneter und der Gruppe der PDS: Einsetzung einer EnqueteKommission „Gleichstellung von Menschen mit Behinderung" (Drucksachen 13/813, 13/3152) 15345 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Petra Bläss, Dr. Ruth Fuchs, Heidemarie Lüth und der Gruppe der PDS: Auftrag zur Erweiterung des Vierten Berichtes der Bundesregierung zur Lage der Behinderten und zur Entwicklung der Rehabilitation (Drucksache 13/7422) . . . 15345 D Petra Bläss PDS 15346 A, 15352 A Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . 15347 A Petra Bläss PDS 15347 C Karl Hermann Haack (Extertal) SPD . . 15348 D Uwe Lühr F.D.P 15350 B Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15351 A Heinz Schemken CDU/CSU 15352 B Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Beseitigung der rechtlichen Diskriminierung von Prostituierten (Drucksache 13/6372, 13/ 7440 [Berichtigung]) 15353 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15353 D Ilse Falk CDU/CSU 15355 B Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD 15356 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 15357 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15358 D Christina Schenk PDS 15359 B Horst Eylmann CDU/CSU 15359 D Ingrid Holzhüter SPD 15361 A Tagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Rolf Schwanitz, Friedhelm Julius Beucher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Strafrechtliche Aufarbeitung des SED-/DDR-Unrechts und der vereinigungsbedingten Wirtschaftskriminalität (Drucksache 13/7281) 15361 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag des Abgeordneten Gerald Häfner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verbesserung der Strafverfolgung für DDR-Regierungs- und Vereinigungskriminalität (Drucksache 13/ 7423) 15362 A Rolf Schwanitz SPD 15362 A Dr. Michael Luther CDU/CSU 15363 C Gerald Häfner BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15365 C Jörg van Essen F.D.P. 15366 D Wolfgang Bierstedt PDS 15367 D Rainer Funke, Parl. Staatssekretär BMJ 15368 C Nächste Sitzung 15369 D Berichtigung 15369 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 15371* 169. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 17. April 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 168. Sitzung, Seite 15 204 D, 9. Zeile von unten: Statt „6,5 Milliarden DM" ist „6,5 Millionen DM" zu lesen. Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Blunck, Lilo SPD 17. 4. 97 Duve, Freimut SPD 17. 4. 97 Dr. Eid, Ursula BÜNDNIS 17. 4. 97 90/DIE GRÜNEN Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 17. 4. 97 Gansel, Norbert SPD 17. 4. 97 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 17. 4. 97 Götz, Peter CDU/CSU 17. 4. 97 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 17. 4. 97 90/DIE GRÜNEN Homburger, Birgit F.D.P. 17. 4. 97 Horn, Erwin SPD 17. 4. 97 Dr. Jacob, Willibald PDS 17. 4. 97 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 17. 4. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 17. 4. 97 Koppelin, Jürgen F.D.P. 17. 4. 97 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 17.4. 97 Lehn, Waltraud SPD 17. 4. 97 Mosdorf, Siegmar SPD 17. 4. 97 Purps, Rudolf SPD 17. 4. 97 Reschke, Otto SPD 17. 4. 97 Schloten, Dieter SPD 17. 4. 97 Dr. Stoltenberg, Gerhard CDU/CSU 17. 4. 97 Such, Manfred BÜNDNIS 17. 4. 97 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 17. 4. 97 Wallow, Hans SPD 17. 4. 97 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 17. 4. 97 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 17. 4. 97 Margareta 90/DIE GRÜNEN
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    Rede von Freiherr Reinhard von Schorlemer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn wir die Lage der Menschenrechte in der Volksrepublik China verantwortungsbewußt und zielorientiert diskutieren wollen, dann sollten wir uns gemeinsam - so hoffe ich - in den Sätzen wiederfinden, die unser Bundespräsident anläßlich seines Staatsbesuchs in China gesagt hat. Er führte dort unter anderem aus:
    Die universelle Beachtung der Menschenrechte ist wesentlicher Bestandteil der deutschen Außenpolitik ... Auffassungsunterschiede in dieser für beide Seiten wichtigen Frage sollten aber nicht einer ausgewogenen und differenzierten Einschätzung der politischen und rechtlichen Entwicklung Chinas in den letzten Jahren im Wege stehen.
    Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf die sehr sachliche Diskussion hinweisen, die wir gestern zu diesem Thema mit dem Bundeskanzler im Auswärtigen Ausschuß geführt haben.
    Die CDU/CSU-Fraktion bedauert, daß sich die EU- Staaten auf der diesjährigen Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen in Genf nicht auf eine gemeinsame Position haben verständigen können. Dennoch ist es sachfremd, ungerecht und falsch, der Bundesregierung eine Mitschuld oder eine Mitver-

    Reinhard Freiherr von Schorlemer
    antwortung für die Uneinigkeit der Europäer auf der diesjährigen Menschenrechtskonferenz zuzuweisen.

    (Rudolf Bindig [SPD]: Sie haben doch keine Ahnung!)

    Denn bereits im Vorfeld

    (Rudolf Bindig [SPD]: Im Vorfeld hat Deutschland mitgearbeitet!)

    zeichnete sich ab, daß ein Konsens zur Einbringung einer gemeinsamen China-Resolution nicht mehr erreicht werden konnte, vor allem auch wegen der eindeutigen Weigerung der französischen Regierung.
    Auch wenn eine gemeinsame europäische Resolution zu den Menschenrechten. in China nicht zustande kam, fand die europäische Position zur Menschenrechtslage in China ihren Niederschlag in dem Statement, das von der EU-Präsidentschaft am 8. April 1997 dort vorgetragen worden ist. Dabei wurde nichts unter den Teppich gekehrt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wenn Sie gerade die Reaktion der Chinesen auf dieses Statement noch einmal nachlesen, dann stellen Sie fest, daß dieser Bericht seine Wirkung nicht verfehlt hat.
    Meine Damen und Herren, obwohl wir die uneinheitliche Position der EU-Staaten auf der UN-Menschenrechtskonferenz bedauern, ist sie vertretbar, und zwar nicht nur weil wir aus Solidarität gegenüber den Franzosen meinten, so handeln zu müssen. Der französische Staatspräsident Chirac wird in der „Neuen Zürcher Zeitung" mit der Aussage zitiert, diese Art von Entschließungen hätten ihre Nützlichkeit überlebt.
    Die Bundesrepublik hat mit ihrer Entscheidung auch der Tatsache Rechnung getragen, daß die Volksrepublik China in den letzten Wochen und Tagen Signale gegeben hat, die Menschenrechtslage im eigenen Lande zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist interessant, daß Australien - relativ nahe bei China gelegen -

    (Zuruf von der SPD: Relativ!)

    inzwischen einen vereinbarten Dialog aufgenommen hat, obwohl Australien zuvor noch ein engagierter Anhänger von Resolutionen war. Auch Kanada

    (Zuruf von der SPD: Auch relativ nahe bei China!)

    hat sein Abstimmungsverhalten in diesem Jahr geändert.
    Menschenrechte sind keine innere Angelegenheit. Das ist keine Aussage von mir, sondern eine Maxime, die auch die Volksrepublik China auf der UN-Menschenrechtskonferenz in Wien grundsätzlich anerkannt hat. Deswegen ist es keine Einmischung in innere Angelegenheiten, wenn sich die europäischen
    Staaten und das Europäische Parlament immer wieder zu Menschenrechtsfragen in China äußern.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Ich muß in dieser Debatte auch die Sorge des Vatikans vortragen,

    (Lachen bei der SPD Wilhelm Schmidt daß die römisch-katholischen Christen in China nach wie vor mit Repressalien verfolgt werden. (Karsten D. Voigt [Frankfurt] [SPD]: Ich bitte, die evangelischen nicht zu vergessen!)


    (Salzgitter] [SPD]: Ist das Ihre Aufgabe?)

    Ich spreche davon, weil eine Delegation des Auswärtigen Ausschusses in der letzten Woche dort war und uns das vorgetragen worden ist.
    Ich weiß, daß der Bundeskanzler und der Außenminister - genauso wie der Bundespräsident anläßlich seines Besuches in China - diese Fragen bei jedem Gespräch mit verantwortlichen chinesischen Politikern immer wieder in eindrucksvoller Weise vorgetragen haben. Man muß bei unserem Außenminister anerkennend hervorheben, daß er bei Menschenrechtsfragen nicht immer nur das rein nach diplomatischen Geschick geschriebene, sondern auch das offen und hart gesprochene Wort gewählt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der chinesische Dissident Harry Wu hat die Bundesrepublik aufgefordert, die guten wirtschaftlichen Beziehungen selbstbewußt auch für Zugeständnisse in Menschenrechtsfragen einzusetzen. Das muß geschehen.
    Ich halte es für legitim und auch erfolgversprechend, chinesische Forderungen nach Zurückhaltung in Menschenrechtsfragen mit dem selbstbewußten Hinweis zu beantworten, daß die wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland ebenso wie die Außenpolitik durch einen breiten gesellschaftlichen Konsens legitimiert sein müssen und daß dieser Konsens gefährdet ist, wenn Menschenrechtsfragen ausgeblendet werden. Eine solche Argumentation macht deutlich, daß es nicht darum gehen kann, daß der Westen sein abendländisches Menschenbild China aufzwingt, sondern darum, daß er China von der Notwendigkeit der Einhaltung der Menschenrechte überzeugt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Günter Verheugen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Günter Verheugen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte mit fünf ehernen Grundsätzen der Menschenrechtspolitik beginnen:

    Günter Verheugen
    Menschenrechtspolitik ... braucht Prinzipienfestigkeit, braucht Mut, Beharrlichkeit und einen langen Atem.

    (Beifall bei der SPD)

    Es gibt leider auch, und zwar zu häufig, politischen Widerstand gegen eine aktive Menschenrechtspolitik. Gerade diejenigen, die etwas zu verbergen haben, versuchen immer wieder, die Arbeit der UN-Sonderberichterstatter zu verhindern oder mindestens massiv zu erschweren.

    (Beifall bei der SPD)

    Die stille Diplomatie kann und darf die öffentliche Kritik nicht ersetzen.

    (Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Sehr gut!)

    Deshalb müssen wir Menschenrechtsverletzungen auch den Ländern gegenüber in aller Klarheit und Offenheit ansprechen und durchzusetzen versuchen, mit denen uns Partnerschaft, ja, Freundschaft verbindet. In diesem Zusammenhang nenne ich Länder wie die Volksrepublik China, Indonesien und auch die Türkei.
    China muß akzeptieren, daß es in Menschenrechtsfragen kritisiert wird.
    Meine Damen und Herren, alles, was ich bisher gesagt habe, waren wörtliche Zitate von Bundesaußenminister Dr. Klaus Kinkel aus dem Jahre 1996.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die meisten davon stammen aus dem Plenum des Deutschen Bundestages.
    Ich muß Ihnen sagen, daß selbst für die Verhältnisse dieser Regierung die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der China-Politik unerträglich groß geworden ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wenn man schon eine solche Politik betreibt, wie sie durch das Verhalten der Bundesregierung in Genf sichtbar geworden ist, dann soll man wenigstens ruhig sein und nicht eine so große Klappe haben, wie Sie sie in den letzten Jahren in dieser Frage gehabt haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Helmut Lippelt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Die Frage, die uns interessiert, ist: Was hat sich eigentlich verändert? Es muß ja etwas passiert sein, wenn Herr Kinkel im vergangenen Jahr, am 16. April, in Genf bei der Menschenrechtskonferenz darauf hingewiesen hat, daß man sich mit China in einem intensiven Dialog um Besserung bemüht habe, leider kein substantieller Erfolg erreicht worden sei und deswegen -jetzt kommt der entscheidende Satz - die Europäische Union und die USA einen Resolutionsentwurf zur Menschenrechtslage in China vorgelegt haben.
    Frage, Herr Dr. Kinkel: Haben Sie aufgehört, mit China darüber zu reden? Oder hat es irgendwelche substantiellen Fortschritte gegeben? Weswegen sonst haben Sie in diesem Jahr keinen Resolutionsentwurf vorgelegt? Das steht in völligem Gegensatz zu dem, was Sie noch im vergangenen Jahr für richtig gehalten haben.

    (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])

    Ich möchte Ihnen gerne erklären, warum aus unserer Sicht Druck in der Menschenrechtsfrage richtig und notwendig bleibt, auch wenn es um ein Mitglied des Sicherheitsrates mit Vetorecht und um den großen Zukunftsmarkt China geht.
    Ich erinnere Sie an das Beispiel der KSZE vor etwas über 20 Jahren. Durch beharrlichen Druck ist es gelungen, die damalige Sowjetunion und den Warschauer Pakt dazu zu bringen, auch den Menschenrechtskorb in der KSZE-Schlußakte zu unterschreiben. Das war für viele Menschen in der damaligen Sowjetunion, den Staaten des Warschauer Pakts und nicht zuletzt auch der ehemaligen DDR die Grundlage, auf die sie sich jahrelang berufen haben. Daraus sind die Bürgerrechtsbewegungen entstanden, die einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet haben, daß dieses kommunistische Staatensystem zusammengebrochen ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Es sage niemand, einer aktiven Menschenrechtspolitik könne es nicht gelingen, große politische Veränderungen zu erreichen. Wir haben in Europa andere Beispiele.
    Ich plädiere entschieden dafür, China in dieser Frage unter Druck zu halten. Gerade weil es China unangenehm ist, international unter Druck gesetzt zu werden, muß es geschehen. Nur so wird es möglich sein, China zu bewegen, zum Beispiel die Menschenrechtspakte zu unterschreiben und so die Berufungsgrundlage zu schaffen.
    Lassen Sie mich zum Schluß kommen. Man soll ja immer die Quellen der fernöstlichen Spruchweisheit benutzen. Ich habe in meinem Buch über die chinesischen Sprichwörter nachgeschlagen. Ich habe sehr viele Sprichwörter; wir könnten noch sehr viele Debatten führen.
    Zu dem deutschen Verhalten, erst große Worte zu schwingen und dann nichts zu tun, sagen die Chinesen: Das Füchschen spielt den Tiger. - Zu dem Wohlverhalten gegenüber China in der Hoffnung, man könne damit etwas verändern, sagen sie: Auf den Baum steigen, um Fische zu fangen.
    Wer auch immer es gewesen ist, der die ursprüngliche Haltung des Auswärtigen Amtes verändert hat, der französische Präsident oder der deutsche Bundeskanzler - ich vermute einmal, es war der Bundeskanzler; weil es nicht direkt den Weisungen des französischen Präsidenten unterliegt -, der muß sich ein besonders altes und schönes chinesisches Sprichwort

    Günter Verheugen
    sagen lassen: Der Leithammel kann die ganze Herde in die Irre führen.
    Danke schön.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)