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    Plenarprotokoll 13/164 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 164. Sitzung Bonn, Freitag, den 14. März 1997 Inhalt: Zusätzliche Ausschußüberweisungen . . 47771 A Zusatztagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte zur Beschäftigungssituation und zu den Perspektiven des Steinkohlebergbaus . . . . 14771 A Rudolf Scharping SPD 14771 B, 14796 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . 14775 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14781 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 14784 A, 14787 B, 14797 A Norbert Formanski SPD . . . . 1478 6D, 14800 A Dr. Gregor Gysi PDS 14787 C Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 14790 A Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 14791 D, 14796 A Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . . 14794 D Peter Jacoby CDU/CSU 14795 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 14797 B Hans Berger SPD 14799 C Tagesordnungspunkt 14: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes (Drucksache 13/7015) 14800 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Marianne Klappert, Ernst Bahr, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes (Drucksache 13/2523) 14801 A c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ulrike Höfken, Steffi Lemke und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Tierschutzgesetzes (Drucksache 13/ 3036) 14801 A d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Tierschutzbericht 1997; „Bericht über den Stand der Entwicklung des Tierschutzes" (Drucksache 13/7016) . 14801 A e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Tierschutzbericht 1995; „Bericht über den Stand der Entwicklung des Tierschutzes" (Drucksachen 13/350, 13/774 Nr. 2, 13/3562) 14801 B f) Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Steffi Lemke und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Beendigung der tierquälerischen Robbenjagd (Drucksache 13/4141) 14801 B g) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Sielaff, Marianne Klappert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Abschaffung der Käfigbatteriehaltung von Legehennen in der Europäischen Union - zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Steffi Lemke und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verbot der Käfighaltung von Legehennen (Drucksachen 13/5210, 13/4039, 13/ 7022) 14801 C h) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Abgeordneten Steffi Lemke, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Umfassender Schutz für Meeressäuger (Drucksachen 13/5007, 13/ 7046) 14801 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Marina Steindor, Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Verbot des Klonens von Tieren (Drucksache 13/7160) 14801 D Jochen Borchert, Bundesminister BML 14801 D Marianne Klappert SPD 14803 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14806 B Günther Bredehorn F.D.P. 14808 A Eva Bulling-Schröter PDS 14810 C Meinolf Michels CDU/CSU 14811 D Matthias Weisheit SPD 14814 C Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/ CSU 14816 A Ulrike Mehl SPD 14817 C Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Karl Hermann Haack (Extertal), Klaus Kirschner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Rehabilitation, Prävention, Kuren - für eine vernünftige und moderne Gesundheitspolitik (Drucksache 13/7174) 14819 C Karl Hermann Haack (Extertal) SPD . . 14819 D Roland Richter CDU/CSU 14821 C Karl Hermann Haack (Extertal) SPD . 14822 A Horst Kubatschka SPD 14822 D Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14823 B Dr. Dieter Thomae F.D.P 14824 D Dr. Ruth Fuchs PDS 14825 D Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Parl. Staatssekretärin BMG 14826 D Antje-Marie Steen SPD 14828 C Nächste Sitzung 14831 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 14833 * A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 15 (Antrag: Rehabilitation, Prävention, Kuren - für vernünftige und moderne Gesundheitspolitik) Dr. Rolf Olderog CDU/CSU 14833* C Wolfgang Zöller CDU/CSU 14834* C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen 14835* B 164. Sitzung Bonn, Freitag, den 14. März 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmann (Pommelsbrunn), BÜNDNIS 14. 3. 97 Elisabeth 90/DIE GRÜNEN Antretter, Robert SPD 14. 3. 97 Beck (Bremen), BÜNDNIS 14. 3. 97 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Blunck, Lilo SPD 14. 3. 97 Braun (Auerbach), Rudolf CDU/CSU 14. 3. 97 Dr. Brecht, Eberhard SPD 14. 3. 97 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 14. 3. 97 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14. 3. 97 Herta Duve, Freimut SPD 14. 3. 97 Eichstätt-Bohlig, BÜNDNIS 14.3.97 Franziska 90/DIE GRÜNEN Gansel, Norbert SPD 14. 3. 97 Dr. Jacob, Willibald PDS 14. 3. 97 Dr. Knake-Werner, Heidi PDS 14. 3. 97 Körper, Fritz Rudolf SPD 14. 3. 97 Krautscheid, Andreas CDU/CSU 14. 3. 97 Dr. Luft, Christa PDS 14. 3. 97 Dr. Maleuda, Günter PDS 14. 3. 97 Marten, Günter CDU/CSU 14. 3. 97 * Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 14. 3. 97 Mosdorf, Siegmar SPD 14. 3. 97 Müller (Berlin), Manfred PDS 14. 3. 97 Dr. Pfennig, Gero CDU/CSU 14. 3. 97 Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 14. 3. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 14. 3. 97 Reinhard Dr. Schwaetzer, Irmgard F.D.P. 14. 3. 97 Seuster, Lisa SPD 14. 3. 97 Tauss, Jörg SPD 14. 3. 97 Teiser, Michael CDU/CSU 14. 3. 97 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 14. 3. 97 Thierse, Wolfgang SPD 14. 3. 97 Titze-Stecher, Uta SPD 14. 3. 97 Voigt (Frankfurt), SPD 14. 3. 97 Karsten, D. Vosen, Josef SPD 14. 3. 97 Wallow, Hans SPD 14. 3. 97 Zierer, Benno CDU/CSU 14. 3. 97 * *) für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zu Tagesordnungspunkt 15 (Antrag: Rehabilitation, Prävention, Kuren - für eine vernünftige und moderne Gesundheitspolitik) Dr. Rolf Olderog (CDU/CSU): Die Hauptzuständigkeit zum Thema liegt bei den Gesundheitspolitikern und Sozialpolitikern. Aber auch die Tourismuspolitik, für die ich jetzt spreche, ist zentral betroffen. Lassen Sie mich aus der Sicht dieser Politik zwei Vorschläge unterbreiten, die zwar nicht kurzfristig zu realisieren sind, aber mittel- und längerfristig doch verläßliche Perspektiven bieten. Erstens. Die Politik hätte die Mittel für die Kuren nicht so gekürzt, das Bewilligungsverfahren nicht so erschwert, wenn nicht schon seit langem das heutige Kurwesen in der fachlichen Kritik stände, wenn nicht sein Image, sein Ansehen, und sein Ruf angeschlagen wären. Deshalb plädiere ich als erstes für die Revitalisierung der Kur. Krankenkassen, Rentenversicherungen, Ärzte, Bäderwirtschaft und Politik sollten gemeinsam für Reha und Kuren dringend notwendige Schwachpunktanalysen erstellen, Forschungsbedarf ermitteln und Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Untersuchungen des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (N.I.T.) und das Baden-Württembergische Beratungsunternehmen Reppel und Partner haben schon seit langem gezeigt, daß die Kur in Deutschland unübersehbar in einer ernsten Krise steckt. Wir brauchen eine bessere medizinische Fundierung und Modernisierung der Kur. Eine Kur für die Kur! Defizite gibt es im Bereich der Kurforschung. Es fehlt an Grundlagenforschung, Kurmittelforschung. Kurerfolge müssen besser nachweisbar sein. Das Kurangebot ist zu undifferenziert, die ärztlichen Indikationen sind zu unspezifisch. Für jedes Krankheitsbild sollte ein spezielles Gesundheitsprogramm vorgesehen sein. Es fehlen kurbegleitende Maßnahmen. Die Patienten müssen stärker motiviert werden, sich einer gesünderen Lebensführung zuzuwenden. Neu zu diskutieren und zu definieren ist die Rolle der Badeärzte. Kurorte, Ärzte und Kostenträger müssen sich miteinander besser abstimmen. Wenn es insgesamt ein modernisiertes und medizinisch besser fundiertes und in seiner Qualität wirksam kontrolliertes Kurangebot gäbe - wie könnte die Politik sich dann einem überzeugenden Konzept für Kur und Reha entziehen! Denn es bleibt aus Gründen der Medizin und der Kosten weiterhin richtig: Vorbeugen ist besser als heilen. Und: Rehabilitation erspart Rente. Zum zweiten plädiere ich dringend dafür, Angebote für Selbstzahler zu entwickeln, gesundheitsorientierte Urlaubsangebote und Angebote für eine Kur im Urlaub. Fachleute bestätigen: Hier liegt durchaus eine realistische Perspektive. Sicher, das geht nicht von heute auf morgen, aber es ist längerfristig durchaus eine Chance. Nach Lohmann und Reppel gibt es eine bemerkenswerte Bereitschaft, auch auf eigene Kosten etwas im Urlaub für die Gesundheit zu tun. Reppel spricht davon, daß zwei Drittel der Kurinteressierten bereit sind, Selbstkosten und Urlaub für die Kur zu tragen. Lohmann ermittelte, daß 15 Prozent der deutschen Bevölkerung (14 Jahre und älter) sich für einen Urlaub mit Gesundheitskomponente interessieren. Ein beachtliches Potential! Wer in den mittleren und älteren Jahrgängen fühlt sich heute schon uneingeschränkt gesund? Nur jeder fünfte sagt, er sei beschwerdefrei. Jeder Fünfte ist auch über irgendwelche gesundheitlichen Probleme bei sich beunruhigt. Vor allem viele 40- bis 50jährige empfinden sich nervlich und körperlich gestreßt. Das N.I.T.-Gutachten spricht in Deutschland insgesamt von 9 Millionen Interessenten für einen Gesundheitsurlaub. Das Produkt Gesundheitsurlaub und Kur im Urlaub ist heute noch nicht vorhanden. Das ist wirklich nur schwer zu begreifen! Das zeigt, wie einseitig sich alle Anbieter auf öffentliche Kostenträger verlassen haben. Eine Angebotspalette müßte von Ärzten, Physiotherapeuten und Touristikem erarbeitet werden. Dazu könnten etwa zählen: Sportmöglichkeiten, kurspezifische Angebote, kurunterstützende Maßnahmen, Infos und Orientierung für gesundheitsorientiertes Leben. Privatzahler stellen vermutlich höhere Ansprüche als andere. Das Ambiente muß sich von dem einer Klinik unterscheiden. Gefühle der Lebensfreude, der Vitalität, der Gesundheit und der Spaß sind anzusprechen. Gesundheit, Lebensfreude und neue Kraft wollen die Gäste gewinnen. Welche Zielgruppen? Gesundheitsurlaub für Familien, jüngere Senioren, für jüngere Alleinstehende. Es gilt, nachfragegerechte Angebote, z. B. auch Pauschalangebote, für Zielgruppen zu entwikkeln. Einzelheiten sind durch weitere Untersuchungen zu klären. Ich habe dafür gemeinsam mit dem Deutschen Bäderverband die Initiative ergriffen. Das notwendige Geld für Untersuchungen will die Bundesregierung aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung stellen. Aber nicht nur der Bund ist zuständig: Im Bereich von gesundheitsorientierten Angeboten sind vorrangig die Länder selbst gefordert. Sie bestimmen über Fördermittel, wie z. B. in der Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur, selbst wenn der Bund die Förderung zur Hälfte mitfinanziert. Ich appelliere daher nachdrücklich an die Länder, sich an einem Ideenwettbewerb für neue Wege zu beteiligen. Unvermeidbares und leider Unabänderliches zu beklagen, führt nicht weiter. Richten wir gemeinsam den Blick nach vorn. Begreifen wir die schwierige Lage auch als Herausforderung, neue Wege zu gehen. Seit langem schon ist dies dringend geboten. Wolfgang Zöller (CDU/CSU): Der Vorwurf der SPD, die Rückgänge im Kurbereich seien auf die durch die Bundesregierung verschuldete Verunsicherung zurückzuführen, ist absurd. Die Opposition unterstützt bewußt Falschinformationen und Unterstellungen und wirft dann der Regierung Verunsicherung vor. Ein seltsames Vorgehen. Wenn man den Kurorten wirklich helfen will, muß man mit den Fakten sachlich umgehen. Erstens. Die Behauptung, daß aufgrund der Gesetze Rückgänge von bis zu 60 Prozent notwendig seien, ist falsch. Die tatsächliche Auswirkung aufgrund der Gesetzeslage stellt sich nämlich wie folgt dar: 63 Prozent der Kurtage werden privat finanziert. 25 Prozent der Kurtage werden über die Rentenversicherung finanziert und 12 Prozent über die gesetzliche Krankenversicherung. Das heißt im Klartext, wenn von dem Bereich der Rentenversicherung 30 Prozent eingespart werden sollen, entspricht dies einem Gesamtvolumen von 8 Prozent. Wir müssen also über einen Einsparbereich von 8 Prozent reden. Fairerweise muß man an dieser Stelle hinzufügen, daß bei der Belegung und Spezialisierung von verschiedenen Kureinrichtungen regional erhebliche Unterschiede bestehen können. Dennoch liegt die Zukunft auch dieser Bäderkurorte in der Verbreiterung eines verbesserten Kurangebotes für private Kurgäste. Zweitens. Die Behauptung der SPD, es würden 50 000 Arbeitsplätze im Kurbereich wegfallen, kann ebenfalls so nicht stimmen. Tatsache ist, daß die Ausgaben im Sozialbereich um rund 50 Prozent in den letzten Jahren gestiegen sind, während der Personalstand um 22 Prozent erhöht wurde. Das bedeutet im Umkehrschluß, wenn wir nun die Ausgaben um 8 Prozent kürzen, würde es 3,5 Prozent des Personals betreffen. Das heißt jedoch nicht, daß wir diese 3,5 Prozent Entlassung gutheißen, sondern das Ausgabevolumen, das von der Sozialversicherung nicht mehr zur Verfügung gestellt werden kann, muß von den Kurorten über den Markt wieder gewonnen werden. Hier genügt es nicht, daß man sich zurücklehnt und sagt, man könne keine neuen Krankheiten erfinden. Darum geht es nicht und das ist auch nicht gefordert. Gefordert sind jedoch neue Konzepte, die von Kurort zu Kurort völlig unterschiedlich sein werden. Im übrigen hat dies das Kurmittelhaus in Bad Griesbach bewiesen, das unter den gleichen gesetzlichen Bedingungen wie die anderen Kurbäder, durch ein entsprechend attraktives Angebot, einen Zuwachs verzeichnen konnte. Drittens. Die Kuranträge gehen zurück. Einer der Hauptgründe, warum Kuranträge zurückgehen, liegt an der Falschinformation. Die Gewerkschaft hat bis in die letzten Tage noch Flugblätter verteilt, in denen behauptet wird, es werden künftig keine Kuren mehr bezahlt. Und auch Veröffentlichungen von Kurorten, daß aufgrund von Sparmaßnahmen u. a. kein Kurorchester mehr spielt, trägt nicht dazu bei, daß man mehr Kurgäste in seinem Kurort anzieht. Viertens. Die Behauptung, daß die Zuzahlung von 25 DM besonders für den Personenkreis mit niedrigem Einkommen und Rentner ein Hinderungsgrund sei, einen Kurantrag zu stellen, ist ebenfalls falsch. Tatsache ist, daß Rentner mit einer Rente bis 1 708 DM von der Zuzahlung total befreit sind. Darüber hinaus ist die Zuzahlung in der Rentenversicherung gestaffelt von 14 DM bis maximal 25 DM. Selbst bei 2 040 DM beträgt die Zuzahlung 17 DM, und erst ab einem Nettoeinkommen von über 3 000 DM beträgt die Zuzahlung 25 DM. Fünftens. Müttergenesungskuren. Diese Kuren wurden von den gesetzlichen Änderungen nicht betroffen, und trotzdem gab es erhebliche Einbrüche, die also mit dem Gesetz überhaupt nichts zu tun haben können. Wenn natürlich eine Geschäftsführerin des Müttergenesungswerkes sich hinstellt und sagt, daß chronische und psychische Beschwerden nicht mehr behandelt werden können, dann braucht man sich nicht zu wundern, daß auch in diesem Bereich die Antragstellung zurückgeht. Nachdem wir uns im Ziel alle einig sind, sollten wir gemeinsam folgendes nach außen vertreten: Erstens. Medizinisch Notwendiges wird nach wie vor im erforderlichen Umfang gewährleistet und finanziert. Zweitens. Bäder und Kurorte müssen an der Verbreiterung eines verbesserten Kurangebotes für private Kurgäste arbeiten. Drittens. Durch gezielte Werbemaßnahmen ist das große Marktpotential von z. B. rund 80 Milliarden DM Ausgaben für Auslandsurlaub für Kur- und Heilbäder teilweise zu erschließen. Viertens. Chancengleichheit und bessere Planungssicherheit in den Kureinrichtungen, zeitnahe Zahlen über die Entwicklung. Wir müssen dafür sorgen, daß nicht die eigenen Häuser der Versicherungsträger erst belegt werden, unabhängig davon, ob sie preisgünstiger sind oder nicht. Wenn wir gemeinsam diese Maßnahmen unterstützen, haben die Kureinrichtungen in Deutschland nach wie vor eine gute Zukunft. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Abgeordnete Josef Hollerith hat seine Unterschrift zu dem Antrag Eckpunkte für die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen - Drucksache 13/6591- zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuß für Wirtschaft - Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz - Drucksachen 13/6632, 13/6858 Nr. 2 -Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Unfallverhütung und das Unfallgeschehen in der Bundesrepublik Deutschland - Unfallverhütungsbericht Arbeit 1995 - - Drucksachen 13/6120, 13/6445 Nr. 1- Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Jahresgutachten 1995 Welt im Wandel: Wege zur Lösung globaler Umweltprobleme des wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen - Drucksachen 13/5146 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Innenausschuß Drucksachen 13/3790 Nr. 1.1 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.7 Drucksachen 13/6766 Nr. 1.10 Rechtsausschuß Drucksachen 13/2988 Nr. 1.27 Drucksachen 13/2988 Nr. 1.28 Drucksachen 13/6861 Nr. 2.7 Finanzausschuß Drucksachen 13/6357 Nr. 2.27 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.28 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.24 Drucksachen 13/6766 Nr. 2.1 Drucksachen 13/6766 Nr. 2.10 Drucksachen 13/6861 Nr. 2.1 Ausschuß für Wirtschaft Drucksachen 13/5295 Nr. 1.15 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.14 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.15 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.17 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.20 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.21 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.23 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.24 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.12 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.15 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.20 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.22 Drucksachen 13/6454 Nr. 1.23 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksachen 13/6129 Nr. 1.18 Drucksachen 13/6129 Nr. 1.26 Drucksachen 13/6357 Nr. 2.2 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksachen 13/4137 Nr. 2.57 Drucksachen 13/3790 Nr. 2.12 Drucksachen 13/3938 Nr. 2.35 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksachen 13/6454 Nr. 1.17
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    Rede von Rudolf Scharping


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor wenigen Tagen hat die Bundesanstalt für Arbeit erneut einen traurigen Nachkriegsrekord bekanntgeben müssen: 4,7 Millionen statistisch erfaßte Mitbürgerinnen und Mitbürger sind ohne Arbeit.
    Dieser traurige Rekord ist zugleich eine eindringliche Aufforderung: die Aufforderung, zu erkennen, daß diese hohe Arbeitslosigkeit ökonomisch den Verfall von Qualifikation und Wohlstand, individuell den Verfall von Selbstbewußtsein und Freiheit, gesellschaftlich den Verfall von Zusammenhalt und gegenseitiger Rücksichtnahme, politisch ein Risiko für die Demokratie bedeutet. Meine Damen und Herren, Deutschland braucht eine Umkehr seiner Politik, sonst werden alle diese Gefahren Wirklichkeit. Wir wollen nicht, daß die Stabilität dieses Landes zerstört wird.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Diese eindringliche Aufforderung wird in Bonn in den Schaltstellen der Regierung, in der Koalition offenbar nicht gehört und nicht wahrgenommen. Anders ist nicht zu erklären, daß die Bundesregierung im alten Trott weitermacht und offenkundig den Weg fortsetzen will, der dieses Land in die höchste Arbeitslosigkeit, die höchste Steuerbelastung und zugleich die höchste Verschuldung geführt hat. Die Menschen aber wollen diesen alten Trott nicht mehr. Sie wollen nicht mehr so weitermachen, und sie wollen auch nicht mehr warten.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Auseinandersetzungen der letzten Tage um die Zukunft des Bergbaus in Deutschland sind dafür ein Symbol, ein bezeichnendes, ein wichtiges, am Ende sogar ein hoffnungsvolles Symbol.
    Ich muß in Erinnerung rufen, daß die Bundesregierung 1991 in einer großen Kohlerunde Zusagen gegeben hat, die der Bundeswirtschaftsminister

    (Zuruf von der SPD: Wo ist er denn überhaupt?)

    vor mehr als 100 000 Menschen im Ruhrgebiet bekräftigt hatte. Diese Zusagen waren wenige Monate später nichts mehr wert, obwohl jedem bewußt sein mußte - -

    (Unruhe bei der SPD)

    - Wenn Herr Rexrodt nicht anwesend ist,

    (Zuruf von der SPD: Doch!) ist das kein Schaden für - -


    (Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.: Er ist da!)

    - Ich bitte um Entschuldigung.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    - Dr. Uwe Küster [SPD]: Er ist kein Schwergewicht, deswegen! - Hans Michelbach
    [CDU/CSU]: Sehr glaubwürdig! - Dr. Guido
    Westerwelle [F.D.P.]: Machen Sie das jetzt
    weiter wie in Recklinghausen?)
    1993 hatte die Bundesregierung erneut Zusagen gemacht und erneut die Hoffnung genährt, mit diesen Zusagen könnte die Entlassung von Menschen

    Rudolf Scharping
    und der Abbau von Arbeitsplätzen vermieden werden. Diese Zusagen im Artikelgesetz waren zwei Jahre später nichts mehr wert.
    1995 haben die Vertreter der Bundesregierung eine Erklärung unterzeichnet und erneut auf einem wesentlich niedrigeren Niveau die Zukunft des Bergbaus finanziell abzusichern bekräftigt. Auch das war wenige Monate später nichts mehr wert.
    Das alles ist Menschen zugemutet worden, die einen erheblichen Wandel ihrer Arbeitswelt durchgemacht haben, die mehrere Jahre kein reales Plus ihrer Einkommen erlebt haben, die zwei Jahre sogar eine deutliche Kürzung ihrer Einkommen in Kauf genommen hatten, um die Arbeitsplätze ihrer Kolleginnen und Kollegen zu sichern.
    Die Bereitschaft der Menschen in Deutschland zum gegenseitigen Zusammenhalt und zur Solidarität steht in einem erstaunlichen, ja eklatanten Widerspruch zur Ignoranz der Regierung, diese Bereitschaft aufzunehmen.

    (Beifall bei der SPD)

    Der gestern erzielte Kompromiß vermeidet, daß Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen werden müssen. Er ist zugleich eine bittere Pille mit erheblichem Abbau von Arbeitsplätzen.
    Ich meine, wir im Bundestag sollten übereinstimmen, daß die Lebendigkeit und die Kraft einer Demokratie sich auch darin ausdrückt, daß Menschen für ihre Interessen eintreten und auch demonstrieren. Das ist kein „Druck der Straße", sondern Ausdruck der großen Sorge um die Arbeit und ihre Zukunft.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Ich danke ausdrücklich allen, die geholfen haben, daß das mit Klarheit und Mut, mit Entschlossenheit, aber auch Besonnenheit zu einem guten Ende gekommen ist: Hans Berger, dem Vorsitzenden der IG Bergbau und Energie, und seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern genauso wie zum Beispiel jenen besonnenen Kräften in der Polizei, wo ja die Koalition der Versuchung nicht widerstehen konnte, eine ohnehin eskalierte und schwierige Situation möglicherweise noch weiter zu eskalieren. Da gab es viele Besonnene - ganz im Gegensatz zu Ihnen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Diese Auseinandersetzung war stellvertretend für den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Sie zeigt, daß das Ende einer neoliberalen Ideologie gekommen ist. Das Ende ist da.

    (Beifall bei der SPD Unruhe bei der CDU/ CSU)

    Die Menschen haben in den letzten Wochen quer durch Deutschland etwas gesehen, etwas gespürt und etwas wahrgenommen: Man muß sich nicht dukken, man kann sich wehren, man kann sich sogar mit Aussicht auf Erfolg wehren. Die Menschen lassen sich die Ignoranz einer Politik nicht mehr bieten, die Arbeitslosigkeit nicht bekämpft, sondern zum Vorwand nimmt, um soziale Stabilität und sozialen Frieden abzubauen.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Ich sage Ihnen mit großem Nachdruck und mit großem Ernst: Verstehen Sie, was in dieser Auseinandersetzung sichtbar geworden ist, was an Chancen, aber auch an unbestreitbaren Gefahren sichtbar geworden ist!
    Deswegen sende ich von hier aus ein Wort des Respektes und der Anerkennung nicht nur an die vielen Menschen, die um ihre Arbeitsplätze gekämpft haben, und an die vielen anderen, die sie dabei unterstützt haben, sondern auch an jene, die heute beispielsweise in Berlin die Folgen einer Politik beklagen, die erneut Tausende und Abertausende Menschen im Baubereich durch die blödsinnige Abschaffung des Schlechtwettergeldes arbeitslos gemacht hat

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    und die erneut das Risiko heraufbeschwört, daß Arbeitslosigkeit wächst, anstatt zu sinken, daß Arbeitslosigkeit finanziert werden muß, statt daß Arbeit finanziert wird, und daß am Ende auf der Suche nach Verantwortlichen und Verantwortungen falsche, für die politische Demokratie und die Liberalität in Deutschland gefährliche Wege beschritten werden.
    Meine Damen und Herren, wenn ich sage, die neoliberale Ideologie ist an ihr Ende gekommen, dann wird an diesem Ende auch sichtbar, daß es bessere Wege gibt. Wir haben Ihnen hier mehrfach vorgeschlagen, sich an wenigen Prinzipien zu orientieren und endlich wieder Klarheit und Hoffnung in der Politik zu begründen: Bessere Rahmenbedingungen, neue Arbeit erschließen, mehr Qualifikation für die Menschen, Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen - diese vier Prinzipien erlauben uns, ganz konkrete Schritte zu gehen. Ich fordere Sie erneut auf, diese Schritte endlich zu gehen und die Wege zu öffnen.
    Erstens zu den Rahmenbedingungen. Die SPD fordert seit langem eine Senkung der Lohnnebenkosten. Wir haben uns über die deutsche Einheit gefreut. Aber es war ein schwerer Fehler, die finanziellen Folgen der deutschen Einheit den Systemen der sozialen Sicherheit anzulasten. Das hat sie überfordert.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Diese Überforderung muß endlich beendet werden. Der erste Schritt in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist deshalb nach unserer Überzeugung, nach Überzeugung der mittelständischen Wirtschaft und nach Überzeugung der deutschen Wirtschaft insgesamt die Herausnahme der versicherungsfremden Leistungen sowie der Abbau von zu hohen Arbeits- und Lohnnebenkosten. Die Entwicklung, die sich daraus ergibt, ist die Entlastung der Arbeitsplätze und Arbeitseinkommen sowie der Unternehmen.
    Wenn es nicht zu diesem Schritt kommt, besteht wenig Hoffnung, die Massenarbeitslosigkeit abzu-

    Rudolf Scharping
    bauen. Wir schlagen Ihnen als ersten Schritt zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ausdrücklich vor, die Entscheidungen zum Abbau der Lohnnebenkosten so zu treffen, daß sie zum 1. Juli dieses Jahres wirksam werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweitens. Wir schlagen Ihnen zum wiederholten Male vor, die Massenkaufkraft zu stärken. Alle wirtschaftlichen Indikatoren deuten darauf hin, daß der Export in Deutschland eine wichtige Stütze der Konjunktur ist. Gleichzeitig müssen aber die Ausrüstungsinvestitionen und die Massenkaufkraft in Deutschland wieder zu einer Stütze der Konjunktur werden, damit das wirtschaftliche Wachstum einen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten kann. Nach unserer Auffassung kann und soll es also zu Steuerentlastungen kommen, insbesondere bei den wahren Leistungsträgern in Deutschland: den vielen Frauen und Männern in den Betrieben und an vielen anderen Stellen, die mit ihrer Arbeit und mit ihrer Leistung die wirtschaftliche Kraft dieses Landes begründen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn Sie bereit sind, die Entlastungen im steuerlichen Bereich so zu konzentrieren, daß Massenkaufkraft gestärkt und den Familien geholfen wird, wenn Sie bereit sind, den ersten Schritt zur Senkung der Lohnnebenkosten zu machen und diesen durch einen fairen Lastenausgleich und durch ökologische Signale zu finanzieren, dann machen Gespräche Sinn, sonst sind sie reine Zeitverschwendung.

    (Beifall bei der SPD)

    Es war und bleibt ein grober Fehler, daß die Bundesregierung einen Zustand herbeigeführt hat, der eines Rechtsstaates unwürdig ist. In der Verfassung steht, das Aufkommen aus der Vermögensteuer stehe den Ländern zu. Wir haben ein Gesetz über die Erhebung der Vermögensteuer. Sie haben ein - im übrigen zu respektierendes - Urteil des Bundesverfassungsgerichts mißbraucht, um die Erhebung der privaten Vermögensteuer auszusetzen und unmöglich zu machen. Diese Fehlentwicklung muß korrigiert werden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Die Schieflage, die in Deutschland eingetreten ist - auch das sage ich mit großem Ernst -, muß korrigiert werden. Wir sind heute in der Reihe der OECD-Staaten das Land mit der stärksten Belastung von Arbeitsplätzen und Arbeitseinkommen. Wir sind in der Reihe der G 7-Staaten das Land mit der geringsten Beteiligung großer privater Vermögen an der Finanzierung gemeinsamer Aufgaben.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Ich rufe Ihnen ebenfalls ins Gedächtnis, welch ernste Worte die beiden christlichen Kirchen in dieser Frage gefunden haben. Ich rufe Ihnen auch ins Gedächtnis, daß die Sozialpflichtigkeit der Einkommen und Vermögen aufgegeben wird, wenn man auf einen angemessenen Beitrag des privaten Vermögensbesitzes verzichtet.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Meine Damen und Herren, man kann neue Arbeit ermöglichen. Das wäre das zweite Prinzip. Dazu gehören sicherlich Dienstleistungen, am besten in jenen hochproduktiven und der wirtschaftlichen Wertschöpfung nahen Bereichen, die auch eine angemessene Bezahlung ermöglichen. Dazu gehört auch die Stärkung öffentlicher Investitionen. Der Staat - der Bund, die Länder und die Gemeinden - ist kaum noch in der Lage, seine Investitionen zu finanzieren und in einem angemessenen Umfang aufrechtzuerhalten.
    Das ist Folge einer Politik, die immer stärker Schulden aufgehäuft hat und immer größere strukturelle Defizite zugelassen hat. Wir sind bereit und schlagen Ihnen erneut vor, diese strukturellen Defizite abzubauen, damit der Staat in der Lage ist, mit Investitionen für die Lebensqualität seiner Bürger und für Arbeitsplätze einen wirksamen Beitrag zu leisten.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Sie haben die Fähigkeit des Staates ruiniert, dafür etwas zu tun. Eine Folge ist ja nicht nur die Arbeitslosigkeit in Handwerksberufen, im Baubereich und in manchen mittelständischen Unternehmen, eine Folge ist auch die sinkende Qualität der öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen.
    Ich habe mit Interesse gesehen, daß der Bundeskanzler vor wenigen Tagen etwas aufgenommen hat, was in den Reihen der Sozialdemokratie entwickelt wurde, nämlich zusätzlich zu den jetzt vorhandenen, ohnehin zu niedrigen Investitionen neue Möglichkeiten zu eröffnen. Man wird da über Einzelheiten reden müssen, und ich will jetzt auch der Versuchung widerstehen, Ihnen aus den letzten Monaten zu zitieren, was Sie alles gegen die Sozialdemokratie und gegen ihre Vorschläge gesagt hatten, jetzt mit einem kräftigen Schritt öffentlicher Investitionen einen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu leisten. Es wäre außerordentlich reizvoll, aber ich verzichte ganz bewußt darauf, weil Sie ja selbst hier von diesem Pult den Quatsch beseitigen können, den Sie in dieser Frage häufig verkündet haben.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber ich appelliere eindringlich an Sie, es nicht bei einer verbalen Bereitschaft zu belassen, und ebenso eindringlich, diesen erneut auflammenden, fortdauernden Streit innerhalb der Koalition nicht wieder zu einer noch stärkeren Belastung Deutschlands werden zu lassen. Wir haben leider eine Regierung, die nicht mehr fähig ist, wirksam und schnell so zu entscheiden, daß Deutschland wirtschaftlich vorankommt und sozial sicher ist.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben eine Regierung, die in ihrem Streit alles verschüttet, was an Orientierung notwendig wäre.

    Rudolf Scharping
    Meine Damen und Herren, wir haben insofern eine schlechte Regierung, die dringend abgelöst werden muß,

    (Beifall bei der SPD)

    obwohl wir wissen, daß man auf dem Weg dahin - ich will diese Schwierigkeit offen beschreiben - die notwendige Opposition mit konstruktiven Vorschlägen verbinden muß - wir werden das auch wie in der Vergangenheit tun -, wie die Zukunft dieses Landes besser gesichert werden kann.

    (Beifall bei der SPD Zurufe von der CDU/ CSU)

    Deshalb will ich Ihnen auch das Dritte noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen: Wir müssen mehr für die Qualifikation der Jüngeren und für ihre Zukunftshoffnungen tun. Lassen Sie uns doch hier im Deutschen Bundestag vereinbaren, daß jedem Jugendlichen mit Beginn des Ausbildungsjahres 1997 garantiert wird, daß er eine Ausbildung erhält. Lassen Sie uns das doch zusagen!

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Lassen Sie uns hier im Deutschen Bundestag zusagen, daß wir die notwendigen Entscheidungen für eine faire Finanzierung der Ausbildung und, was noch viel wichtiger ist, für eine zusätzliche Mobilisierung von Ausbildungsplätzen treffen.
    Den vielen Worten, die sich um das Stichwort Risikokapital ranken, könnten ja endlich auch Entscheidungen folgen, wobei ich eine Anregung von Herrn Marki, dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, aufgreife, der gesagt hat, eigentlich sei das Wort vom Risikokapital problematisch; es gehe um Chancenkapital und darum, mehr in die Köpfe und in das Können von Menschen zu investieren als in Beton und Boden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Schließlich viertens - wahrlich nicht zuletzt, sondern gleichberechtigt neben allem anderen - zu Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Vom Schlechtwettergeld hatte ich schon gesprochen. Ich appelliere erneut an Sie, nun endlich zu begreifen, daß die Politik der sozialen Konfrontation für Deutschland gefährlich ist, daß sie den sozialen Frieden ruiniert und die wirtschaftliche Kraft unseres Landes gefährdet.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich appelliere an Sie, die schreckliche Fehlentscheidung der Abschaffung des Schlechtwettergeldes zu korrigieren und damit eine Hoffnung zu begründen.
    Ich appelliere an Sie, aber übrigens auch an die Länder, wirksam etwas gegen das hohe Maß an illegaler Arbeit zu tun. Ich sage Ihnen dazu: Wenn Sie in diesen Bereichen nicht zu ganz konsequenten Entscheidungen kommen, dann werden Sie möglicherweise einige Milliarden DM für Bauinvestitionen ausgeben, und trotzdem wird dies auf dem deutschen Arbeitsmarkt keine Wirkung entfalten, solange es keine wirksamen Maßnahmen gegen Lohndumping sowie illegale Arbeit und für die Sicherung der ganzjährigen Beschäftigung gibt.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich appelliere erneut an Sie, jetzt endlich die Blokkade aufzugeben, durch die Sie zweimal in dieser Wahlperiode im Deutschen Bundestag die Begrenzung von Überstunden verhindert haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Und noch eine Blockade müssen Sie aufgeben: Wir werden niemals zu einer großen Zahl von Teilzeitarbeitsplätzen kommen, solange die Unternehmen die Möglichkeit haben, sich aus dieser Verpflichtung zu verabschieden und Menschen sozialversicherungsfrei zu beschäftigen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Dies letzte betrifft über sechs Millionen Menschen. Verstehen Sie es bitte richtig: Wenn man davon spricht, etwas für die Familien, für die Gleichberechtigung der Frauen und für deren Chancen sowie für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu tun, dann ist und bleibt es ein skandalöser Mißstand, daß in Deutschland sechs Millionen Menschen ohne Sozialversicherung beschäftigt werden und alle anderen finanziell dafür geradestehen müssen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ich bin ganz unsicher,

    (Lachen bei der CDU/CSU Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)

    ob diese Appelle eigentlich fruchten.

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    - Ich will Ihnen einmal eines sagen: Sie haben es gestern fertiggebracht, sich dem Kollegen Schily gegenüber, der aus persönlicher Betroffenheit heraus etwas gesagt hat, unverschämt zu verhalten. Als er hier um Fassung ringend am Rednerpult stand, gab es aus Ihren Reihen Zurufe nach dem Motto: Einfach das Blatt umdrehen; jetzt spielt er wieder etwas vor, jetzt hält er eine Bewerbungsrede. Es gibt Dinge, bei denen man aufhören muß, diese billigen parteipolitischen Spiele zu treiben. Es ist unverschämt, wie Sie sich verhalten.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich sage es Ihnen noch einmal: Ich bin ganz unsicher, ob diese Appelle fruchten. Ich hoffe es aber noch immer, weil die Zukunft dieses Landes nun wirklich wichtiger ist, weil die Chancen, die wir haben, endlich ergriffen werden sollten und weil dazu in diesen Tagen nur eine einzige Voraussetzung nötig ist: Korrigieren Sie Ihre Politik!

    (Beifall bei der SPD)


    Rudolf Scharping
    Wenn Sie dazu unfähig sind, dann gibt es bei der Lösung der Fragen, in denen es zu einer Zusammenarbeit kommen sollte, nur Schwierigkeiten, aber möglicherweise keine Ergebnisse.
    Korrigieren Sie Ihre Politik! Dann können wir weiter daran arbeiten, das zu tun, was wir für richtig halten, nämlich nicht nur die Politik zu korrigieren, sondern sie auch von neuen Mehrheiten verwirklichen zu lassen.
    In diesem Sinne ist unser Appell, das richtig zu verstehen, was die Bauarbeiter in Berlin, die Bergleute im Ruhrgebiet und im Saarland und was viele andere Menschen entweder auf die Straße oder ganz allgemein in die Hoffnungslosigkeit und in die Wut treibt. Es ist die Verzweiflung über die Ignoranz einer Bonner Politik, die Arbeitslosigkeit nicht bekämpft, sondern noch immer die arbeitslosen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Visier hat.

    (Lebhafter Beifall bei der SPD Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der PDS)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Es spricht jetzt der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Dr. Wolfgang Schäuble.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Schäuble


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich finde in der Tat, Herr Kollege Scharping,

    (Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/ CSU]: Jetzt gehen die Vertreter der Arbeitnehmerschaft!)

    wir haben gestern nachmittag nach manchen anfänglichen Aufregungen gemeinsam eine Debatte zu der Rolle und zum Mißbrauch der deutschen Wehrmacht und der Soldaten im Zweiten Weltkrieg zustande gebracht, während der wir uns zugehört haben, die zu den besseren der Debatten gehört, die wir in den zurückliegenden Monaten und Jahren miteinander geführt haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen finde ich, wir sollten jetzt auch nicht nachtreten.

    (Zuruf von der SPD)

    - Vielleicht haben wir nicht alle zu Beginn der Rede des Kollegen Schily seine persönliche Betroffenheit richtig verstanden; im Laufe der Debatte haben wir sie verstanden, und vielleicht haben auch Sie die persönliche Betroffenheit zum Beispiel unseres Ehrenvorsitzenden Alfred Dregger besser verstanden, als Sie es am Anfang zum Ausdruck gebracht haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Also lassen Sie uns doch, nachdem wir uns einmal gegenseitig zugehört haben, nicht am nächsten Morgen schon wieder so fortfahren, als wären die zweieinhalb Stunden gestern nicht gewesen!

    (Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/ CSU]: So ist es!)

    Jetzt würde ich gleich dafür plädieren, daß wir bei der Diskussion über die Probleme von Gegenwart und Zukunft - und die Arbeitslosigkeit ist das drängendste Problem von Gegenwart und Zukunft in unserem Lande - in derselben Weise einander zuhören, Argumente austauschen und vielleicht miteinander den einen oder anderen Schritt, der uns voranbringt, zu gehen versuchen.
    Wir haben ja in dieser Woche alle gespürt, welch schwierige Konflikte wir nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft und in der Gesellschaft in unserem Lande auszuhalten haben. Dies zeigte die Diskussion um die Frage, in welcher Höhe wir auch bis zum Jahr 2005, also immerhin für die nächsten nahezu zehn Jahre, öffentliche Mittel, Steuergelder, Mittel von Bund und Ländern einsetzen können, um die ungeheure Preisdifferenz zwischen der deutschen Steinkohle und vergleichbarer Kohle, die in anderen Ländern dieser Welt gefördert wird, so zu reduzieren, daß Bergbau in Deutschland weiterhin möglich bleibt und daß der unvermeidliche Prozeß der Rückführung der Fördermengen im Steinkohlebergbau sozial und regional verträglich flankiert wird.
    Man könnte ja einen Moment lang fragen, ob sich das Ergebnis von gestern, das die CDU/CSU-Fraktion begrüßt, von dem Angebot, das die Bundesregierung eine Woche zuvor unterbreitete, so sehr unterscheidet, daß die Aufregung in der Zwischenzeit wirklich notwendig gewesen ist.
    Aber wenn in dieser Aufregung und in der Betroffenheit die Sorgen der Menschen sichtbar geworden wären - aber die Sorgen aller, auch derjenigen, die angesichts der Notwendigkeit, begrenzte Mittel so zielgerichtet wie möglich zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit einzusetzen, in Frage stellen, 50 Milliarden DM oder mehr Steuergelder bis zum Jahre 2005 für die Subventionierung des Steinkohlebergbaus zu verwenden -, dann wäre das ja auch ein Schritt, der uns voranbringen würde.
    In diesem Ringen um die notwendige, unvermeidliche Anpassung der Hilfen für den Bergbau in den nächsten Jahren wird doch etwas von den fundamentalen Problemen der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik in unserem Land in diesen Jahren sichtbar: Wir können der Tatsache nicht ausweichen, daß wir uns im internationalen Wettbewerb behaupten müssen. Wenn wir uns im internationalen Wettbewerb nicht behaupten, helfen die schönsten Reden nichts. Denn dann werden wir die Arbeitsplätze nicht zurückgewinnen, dann werden wir den wirtschaftlichen Wohlstand nicht auf diesem Niveau halten können und die Grundlage der sozialen Sicherheit für die Zukunft nicht erhalten können. Deswegen müssen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Daran führt kein Weg vorbei.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Dr. Wolfgang Schäuble
    Das kann in unserer Ordnung der sozialen Marktwirtschaft die Politik allein nicht leisten. Wir sind und bleiben darauf angewiesen, daß die Tarifpartner, die Verantwortlichen in Wirtschaft und Gewerkschaften, genauso ihre Verantwortung wahrnehmen.
    Deswegen macht es keinen Sinn, was Sie hier mit dem Schlechtwettergeld gemacht haben.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer hat denn was gemacht? Zurufe von der SPD)

    - Aber ich bitte Sie - lassen Sie mich das doch ganz ruhig sagen -, ich war doch dabei, und auch einige von Ihnen waren in der Nähe. Das Gedächtnis wird wohl noch reichen, sich daran zu erinnern. Wir haben doch im Jahre 1993 miteinander darüber geredet, daß es auf Dauer nicht richtig sein kann, daß die Gemeinschaft aller Versicherungszahler, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer über alle Branchen, das spezifische Problem einer Branche dauerhaft über die Bundesanstalt für Arbeit finanziert.

    (Widerspruch bei der SPD)

    - Aber das war doch im völligen Einvernehmen mit den Tarifpartnern im Baubereich. Herr Köbele ist doch oft genug hier gewesen; ich bin dabeigewesen. Sie können doch nicht die Wirklichkeit bestreiten.
    Die Baugewerkschaft und die Arbeitgeber im Baugewerbe haben damals gesagt: Wir sind einverstanden; wir sehen ein, daß das auf Dauer eine Frage ist, die die Tarifpartner besser in eigener Verantwortung regeln. Laßt uns aber für den Übergang von der früheren Finanzierung durch die Bundesanstalt für Arbeit zu einer Regelung der Tarifpartner mehr Zeit. - Das hat der Gesetzgeber damals mitgemacht, und am Schluß war alles einvernehmlich.
    Jetzt ist das erste Jahr, in dem sich die Regelung einschließlich des Tarifvertrags, der in der Bauwirtschaft darüber geschlossen worden ist, bewähren muß. Jetzt gibt es Mißbrauch in der Anwendung dieser Regelung durch Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, die das, anstatt nach den Regelungen des Tarifvertrages vorzugehen, plötzlich der Bundesanstalt vor die Türe kippen. Anstatt daß wir nun alle sagen, daß es bei der gemeinsamen Verantwortung und bei den getroffenen Vereinbarungen auch der Tarifpartner bleiben muß, sagen Sie jetzt schon wieder, es sei ein Fehler gewesen, das Schlechtwettergeld gesetzlich abzuschaffen.

    (Zurufe von der SPD)

    So werden Sie nicht erreichen - das ist doch der Punkt -, daß die Tarifpartner wirklich ihre Verantwortung wahrnehmen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn jedesmal dann, wenn es schwierig wird, nach der Politik, dem Gesetzgeber, dem Steuerzahler gerufen wird, dann wird am Ende aus der Verantwortung der Tarifpartner für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nichts. Deswegen ist das der falsche Weg.
    Genauso ist es nicht in Ordnung, daß Sie jetzt die Politik einseitig dafür verantwortlich machen, daß wir zuviel illegale Beschäftigung auf den Baustellen haben. Wir haben doch miteinander ein Entsendegesetz beschlossen.

    (Zurufe von der SPD)

    - Wir haben im Deutschen Bundestag ein Entsendegesetz beschlossen; das können Sie nicht bestreiten.
    - Und wir haben einen Tarifvertrag von Arbeitgebern und Gewerkschaften in der Bauwirtschaft zur Ausfüllung dieses Entsendegesetzes, damit auf den deutschen Baustellen auch angesichts der Tatsache, daß andere innerhalb der Europäischen Union ihre Arbeitskraft zu sehr viel günstigeren Preisen anbieten, als die deutsche Tariflandschaft das Angebot an Arbeit macht - das ist doch der ökonomische Grund für die Schwierigkeiten, die wir auf den Baustellen haben -, deutsche Arbeitnehmer beschäftigt werden. Wenn Sie jetzt so reden, wie Sie es hier getan haben, werden Sie wiederum nicht erreichen, daß irgend etwas in diesem Lande besser wird, sondern Sie werden die Verweigerung der Lösung der Probleme schüren.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen möchte ich dafür werben, daß jeder an seiner Stelle - wir als Gesetzgeber, die Mehrheit im Bundestag, die Opposition im Bundestag, die Mehrheit im Bundesrat, Bund und Länder - seine Verantwortung wahrnimmt und daß wir auch die Tarifpartner nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, daß sie vor allen Dingen dann, wenn es schwierig wird, nicht immer wieder alles auf die Politik und die Steuerzahler abschieben, so daß am Ende kein Problem gelöst wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der nächste Punkt ist: Es ist doch völlig unstreitig - jedenfalls war es vor einem Jahr unstreitig, sogar in den Gesprächen zwischen Regierung, Wirtschaft und Gewerkschaften -, daß die Staatsquote zu hoch ist. Sie sagen selber, Steuern und Abgaben seien zu hoch und die Schulden seien zu hoch. Dann sind die öffentlichen Haushalte insgesamt zu hoch. Wenn man aber die Staatsquote zurückführen will, dann kommt man um Kürzungen bei den Ausgaben nicht herum, weil man anders die Staatsquote nicht senken kann. Es führt kein Weg daran vorbei. Sonst macht Ihre eigene Rederei keinen Sinn. Sie können die Grundrechenarten nicht außer Kraft setzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich versuche auf das einzugehen, was Sie, Herr Scharping, gesagt haben. Sie haben gesagt: Wir müssen die Lohnzusatzkosten senken. Darüber besteht Einigkeit. Die Kosten der Arbeit sind zu hoch. Neben den Tarifpartnern ist dabei auch der Gesetzgeber mit der Regelung der gesetzlichen Lohnzusatzkosten gefragt. Ihre Antwort greift ein wenig zu kurz. Deswegen möchte ich erneut sagen, was ich an dieser Stelle schon seit Jahren wiederholt gesagt habe: Zu der Frage, ob wir unsere sozialen Sicherungssysteme nicht in dem Maße wie bisher ausschließlich durch

    Dr. Wolfgang Schäuble
    Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, sondern in einem größeren Maße durch die Gemeinschaft der Steuerzahler durch eine Veränderung der Zuschüsse aus öffentlichen Haushalten finanzieren, sind wir nicht nur zu Gesprächen bereit, sondern wir machen dazu auch Vorschläge.
    Wir werden heute nachmittag im CDU-Bundesvorstand unsere Vorstellungen für den kleinen Parteitag, Herr Parteivorsitzender, beschließen und beraten. Ich wäre nicht zu überrascht, wenn in der Beschlußvorlage der CDU Deutschlands der Vorschlag enthalten sein wird, den Bundeszuschuß zur Rentenversicherung zu erhöhen, um die Beitragssätze in der Rentenversicherung zu senken.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)

    - Sie sehen, da ist gar kein so grundsätzlicher Unterschied.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben wir schon lange gesagt!)

    - Das habe ich schon vor einem Jahr gesagt; das steht in der Vorlage.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie finanzieren?)

    Das ist überhaupt nicht der Punkt.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das haben auch wir gesagt!)

    - Das ist ja in Ordnung; ich bin gar nicht dagegen. Ich versuche einmal das herauszuarbeiten, wo wir übereinstimmen, und das, wo wir unterschiedlicher Meinung sind.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie finanzieren?)

    In dieser Frage können wir auch zu gemeinsamen Positionen kommen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie finanzieren?)

    Aber wir haben immer gesagt - das ist die Politik der Union und der Koalition und der Regierung, und auch dafür möchte ich Ihr Mitwirken gewinnen -: Umfinanzierung kann nicht an die Stelle von Einsparungen treten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Erst müssen wir einsparen, und danach können wir über Umfinanzierung reden.
    Genau diesen Weg gehen wir. Deswegen haben wir, nachdem wir in der gesetzlichen Krankenversicherung bei der notwendigen Reform zur Begrenzung des Beitragsanstiegs - auch das ist nämlich Sozialversicherungsbeitrag - im vergangenen Jahr an mangelnder Zustimmung des Bundesrates gescheitert sind, gesagt: Wir müssen die Gesetzgebung so machen, daß wir nicht auf die Zustimmung des Bundesrates angewiesen sind. Wir haben unsere schmerzlichen Vorschläge zur Begrenzung des Kostenanstiegs in der gesetzlichen Krankenversicherung in dieser Woche in beiden Koalitionsfraktionen ganz einvernehmlich beschlossen. Nächste Woche werden wir sie hoffentlich möglichst einvernehmlich im Deutschen Bundestag verabschieden.
    Einsparungen vor Umfinanzierung - auch in der Rentenversicherung!

    (Zuruf von der SPD: Es wird doch teurer!) - Das ist der Punkt.


    (Zustimmung des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.])

    Beim Geldausgeben kann man sich mit der SPD einigen. Bei den Einsparungen wird es gleich schwierig mit den Zwischenrufen. Lassen Sie uns doch auch einmal miteinander ein bißchen über Einsparungen reden.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Bei der Rentenversicherung gehen wir genau denselben Weg. Wir kommen nicht darum herum, aus der Tatsache, daß die Menschen heute - was höchst erfreulich ist; man muß ja nicht immer alles beklagen; die Tatsache, daß die Menschen sehr viel länger leben dürfen, übrigens in besserer Gesundheit als frühere Generationen, ist eine höchst erfreuliche Entwicklung - doppelt so lange im Ruhestand leben dürfen wie noch vor einer Generation, Konsequenzen zu ziehen, wenn wir die Renten für die Zukunft sicherhalten wollen. Das muß erreicht werden, ohne daß die Renten gekürzt werden. Aber sie können nicht mehr in dem Tempo ansteigen, wie sie in den zurückliegenden Jahrzehnten angestiegen sind. Das ist der wichtigste Schritt, den wir bei der Rentenreform leisten müssen.
    Wenn wir diesen Schritt geleistet haben, dann können wir miteinander - wie auch in der Arbeitslosenversicherung oder wo immer in der Sozialversicherung - darüber reden: In welchem Umfang sind wir in der Lage, an Stelle von Beiträgen, die die Arbeitskosten erhöhen, andere Finanzquellen für die Rentenversicherung in einem begrenzten Umfang, soweit das haushalts- und finanzpolitisch insgesamt möglich ist, einzusetzen? Aber das darf nicht die Alternative, der Ersatz von Einsparungen sein. Die Einsparungen müssen zuvor erfolgen.
    Deswegen ist der Weg der Koalition: Erst die Reform der Sicherungssysteme, damit die Ausgabendynamik gebremst wird; danach sind wir bereit und in der Lage, miteinander oder auch allein unsere Vorschläge zu machen, um durch Umfinanzierung einen zusätzlichen Schritt zur Reduzierung der Sozialversicherungsbeiträge zu erzielen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Dann lassen Sie uns noch einmal darüber nachdenken und vielleicht auch noch einmal die Argumente austauschen: Was kann darüber hinaus getan werden, um die Chancen für mehr Arbeitsplätze zu verbessern? Ich halte Ihren Weg „Stärkung der Massenkaufkraft" - Sie haben es eben wieder gesagt - nach wie vor für einen nicht zielführenden Weg.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Dr. Wolfgang Schäuble
    Nach wie vor glaube ich, daß die Rezepte von Keynes in einer Zeit - -

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh! Haben Sie heute schon die FAZ gelesen?)

    - Ich erkläre es gleich, Herr Fischer. Ich lese die Zeitung vor der Bundestagssitzung und nicht in der Plenarsitzung. Ich mache das vorher. Das unterscheidet mich von Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hauptsache gelesen!)

    In einer Zeit globalisierter Märkte, in einer Zeit, in der wir bei der industriellen Produktion mit jedem Standort in der Welt in Konkurrenz treten müssen oder in Konkurrenz stehen - ob es uns gefällt oder nicht -, löst die Stärkung der Massenkaufkraft in unserem Lande nicht notwendigerweise die Beschäftigungsprobleme. Es kann nämlich sehr gut sein, daß diese Massenkaufkraft durch Anbieter aus anderen Teilen der Welt erfüllt wird. Wir haben ja im letzten Jahr möglicherweise 1 Billion Mark oder Hunderte von Milliarden Mark - ich weiß nicht, welche Zahl ich kürzlich gelesen habe - durch Reisen ins Ausland ausgegeben. Wir sind nach wie vor Reiseweltmeister. Wenn wir die Massenkaufkraft weiter stärken, mag es sein, daß wir noch mehr Geld in die Karibik tragen, aber Arbeitsplätze entstehen dadurch in unserem Lande immer noch nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: 40, Herr Kollege, 40!)

    - 40 Milliarden? Na gut. Die Billion war falsch.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie bereit wären, darüber einen Moment nachzudenken! Wenn nicht, dann brauchen Sie einfach nur ruhig zu sein; das reicht auch.

    (Zuruf von der SPD: Visumspflicht!)

    - Ich finde es herzzerreißend, wie Sie auf der einen Seite für sachliche Debatten plädieren und sich dann gleichzeitig benehmen. Das ist wirklich unglaublich.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Mein Argument bleibt, daß wir mit einer Stärkung der Massenkaufkraft die Beschäftigungsprobleme nicht lösen, sondern daß wir durch eine Verstärkung der Investitionstätigkeit die Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land verbessern müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen sage ich Ihnen: Das Wichtigste ist, die steuerlichen Rahmenbedingungen für Investitionen in unserem Land zu verbessern.
    Zu Ihrem Hinweis auf die Vermögensteuer: Für polemische Neid- oder Verteilungsdebatten eignet er sich gut, das wissen wir. Für die Frage, wie wir mehr Investitionen oder Arbeitsplätze in Deutschland bekommen, eignet er sich überhaupt nicht. Wenn wir investiertes Kapital durch Substanzsteuern in
    Deutschland stärker besteuern als in anderen europäischen Ländern, vertreiben wir die Investitionen und die Arbeitsplätze aus Deutschland. Das ist der falsche Weg. Deswegen wollen wir diesen Weg nicht gehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn Sie von Blockade reden, nehmen Sie doch zur Kenntnis, was die ostdeutschen Ministerpräsidenten gestern erklärt haben. Sie haben alle miteinander erklärt, die Gewerbekapitalsteuer müsse endlich abgeschafft werden. Ich hoffe, daß sie im Bundesrat in ein paar Wochen auch zustimmen, damit diese Arbeitsplatzvernichtungssteuer in Deutschland endlich beseitigt wird. Statt von Blockade zu reden, geben Sie lieber diese Ihre Blockade auf.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen beinhaltet das Programm der Bundesregierung, das der Bundeskanzler und die Bundesregierung zur Verabschiedung angekündigt haben, keine Stärkung der Massenkaufkraft, sondern dieses ist ein Programm zur Stärkung der Nachfrage nach Investitionen im Baubereich. Es ist ja gar keine Frage, daß wir durch den Rückgang des Wohnungsbaus auf der einen Seite und der öffentlichen Nachfrage nach Investitionen im Baubereich andererseits insgesamt einen zu starken Rückgang der Bautätigkeit haben.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie müssen zuhören!)

    - Natürlich kann man auch in der Frage unterschiedlicher Meinung sein. Graf Lambsdorff war lange mit der SPD in einer Regierung; das unterscheidet ihn von mir. Er hat natürlich besonders schlechte Erfahrungen gemacht und ist deswegen besonders kritisch. Das kann ich auch verstehen.
    Ich sage Ihnen: Das Programm der Bundesregierung führt zu einer Stärkung der Investitionsnachfrage und nicht zu einer Stärkung der Massenkaufkraft. Dieses Programm ist wirtschaftspolitisch richtig, wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu schaffen und so die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Sie müssen sich nur die Ergebnisse Ihrer Politik angucken! Weitere Zurufe von der SPD)

    - Einige der Kollegen haben morgens einen erhöhten Adrenalinspiegel.
    Ich würde gerne dafür werben, daß wir darüber hinaus bei der Steuerreform begreifen, worum es geht. Wir brauchen ein Steuerrecht, das auf Grund niedrigerer Steuersätze für alle und weniger Ausnahmen dafür sorgt, daß die tatsächliche Einkommenssituation Grundlage der Besteuerung ist. Dies ist von vielen, auch von Ministerpräsidenten der Sozialdemokratischen Partei - ich erinnere nur an Herrn Voscherau -, lange kritisiert worden.
    Wenn es wahr ist - und das ist ja Realität in unserem Lande -, daß die nach dem Gesetz fälligen Steuern von den Beziehern höherer Einkommen häufig gar nicht gezahlt werden, wie es Herr Voscherau gesagt hat, und wenn es wahr ist, daß die bei uns im

    Dr. Wolfgang Schäuble
    Gesetz festgeschriebenen Steuersätze im internationalen Vergleich zu hoch sind und sich dies auf den Wettbewerb um Investitionen und damit Arbeitsplätze auswirkt, dann glaube ich, daß der Weg der Koalition, die Steuersätze insgesamt zu senken, richtig ist, wenn wir im Bereich der Besteuerung unternehmerischer Erträge, von der Körperschaftsteuer bis zur Einkommensteuer auf Einkünfte aus Gewerbebetrieben, im europäischen Vergleich wettbewerbsfähig werden wollen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es richtig, daß alle niedrigere Steuern zahlen. Dafür gibt es dann aber weniger Ausnahmen. Das ist das Prinzip unserer Steuerreform.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Sehr richtig!)

    Nur, Frau Matthäus-Maier: Wir haben vor drei Wochen darüber diskutiert. Da hat auch der wirtschaftspolitische Sprecher des SPD-Präsidiums gesprochen; man muß in Ihrer Partei immer genau unterscheiden. Ich habe darauf geantwortet, und er hat ein paar Tage später erklärt - ich glaube, das wissen Sie -: Wenn man einen Körperschaftsteuersatz in Höhe von 35 Prozent für richtig hält - das hat auch der SPD- Vorsitzende gesagt -, dann darf der entsprechende Einkommensteuersatz auf Einkünfte aus Gewerbebetrieben für Nichtkapitalgesellschaften, also für Einzelunternehmen, für den Mittelstand, für Personengesellschaften, nicht höher sein. Er muß also auch 35 Prozent betragen. Wenn man aber diesen Satz festgelegt hat, dann kann - das weiß jeder, der vom Steuerrecht etwas versteht - der Einkommensteuersatz auf andere Einkunftsarten nicht beliebig hoch gehalten werden.
    Nachdem Herr Schröder dies erklärt hatte, sagte der SPD-Vorsitzende, das sei Advokatenspitzfindigkeit. Das macht keinen Sinn. So bekommen wir keine rationale Diskussion hin.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nein, es führt kein Weg daran vorbei, daß wir die Steuersätze insgesamt senken müssen, wenn das Steuerrecht einen Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten soll. Darum geht es. Es geht nicht in erster Linie um eine Verteilungsdebatte. Wir dürfen nicht nur den Mangel verteilen, sondern müssen auch mehr Wachstum und mehr Arbeitsplätze schaffen, damit wir die zu hohe Arbeitslosigkeit überwinden. Darin sind wir uns doch einig. Jetzt ringen wir um den richtigen Weg.
    Übrigens, wenn wir über Blockade reden: Wie wäre es eigentlich, verehrter Herr Ministerpräsident, wenn man sich endlich über das Asylbewerberleistungsgesetz einigen würde; denn die Kommunen haben ebenfalls große Schwierigkeiten mit ihren Haushalten. Damit würden wir Einsparungen in den Sozialhaushalten der Kommunen erreichen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dann dürfen Sie die Länder und Gemeinden nicht höher belasten!)