Rede von
Dr.
Günther
Maleuda
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(PDS)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Bundestagsgruppe der PDS nimmt zur Kenntnis, daß sich der Zustand des deutschen Waldes, der immerhin 29,2 Prozent der Gesamtfläche der Bundesrepublik umfaßt, verbessert hat. Es werden vor allem zwei Gründe genannt: der Rückgang der Belastung mit Immissionen und die günstige Witterung in den letzten Jahren.
Herr Dietzel hat in seinem Beitrag auf eine Reihe von Ursachen hingewiesen, die zu einer Zustandsverbesserung geführt haben.
Der Ehrlichkeit halber möchte ich allerdings auch sagen: Der Immissionsrückgang im Osten ist vor allem das Ergebnis des Plattmachens der Industrie. Die Schlote sind stillgelegt.
Unter diesem Gesichtspunkt, Herr Hornung, ist sicher zu sagen, daß diese Politik dem deutschen Wald gut bekommen ist. Den Arbeitskräften aber, die auf Beschäftigung gesetzt haben, ist letzten Endes die Arbeitslosigkeit zugeschrieben worden.
Was die Anstrengungen der Regierung zur Reduktion der Immissionen tatsächlich wert ist, sagt der Waldzustand in den süddeutschen Ländern aus. Dort liegt der Anteil nicht geschädigter Bäume um 11 Prozentpunkte unter den Werten in Ostdeutschland, während die Werte bei den Schadstufen 2 bis 4 umgekehrt 12 Prozentpunkte darüber liegen.
Die im Waldzustandsbericht zum Ausdruck kommende Politik der Bundesregierung ist auf die Verhinderung von Schäden an Bäumen gerichtet. Dieser Ansatz ist unseres Erachtens zu eng gefaßt. Der Wald als Ganzes in seinem Zustand und seiner Nutzung als Teil der Kulturlandschaft, als Freizeit- und Erholungsraum, als Klima- und Wasserhaushaltsregulator muß Gegenstand einer integrierten Politik sein. Dieser Herangehensweise wird im Bundeswaldgesetz und in den Waldgesetzen der Länder zum Teil Rechnung getragen.
Über die Ergebnisse bei der Umsetzung dieser Gesetze sagt der Waldzustandsbericht jedoch kaum etwas aus. Wir fordern deshalb die Weiterentwicklung des Waldzustandsberichtes zu einem Waldbericht. Sein Ziel muß es sein, über die Ergebnisse beim Übergang zu einer naturnahen Waldwirtschaft zu berichten.
Dr. Günther Maleuda
Das schließt unseres Erachtens den Aufbau eines Untersuchungssystems über den Waldboden und nicht nur allein eine Kronenbeobachtung ein
- aber es ist doch nicht vorgelegt; das ist doch die Einseitigkeit bei der derzeitigen Beurteilung -, die Ausarbeitung von Entwicklungskonzepten für die Kulturlandschaft in den verschiedenen Regionen, die auch die Aufforstung bisheriger stillgelegter Flächen einschließt, Vorstellungen über den zukünftigen Waldaufbau und die Art der Waldnutzung, zum Beispiel den Übergang von Monokulturen zu Mischwäldern, die Verbindung von Waldwirtschaft und Umweltschutz, die Weiterentwicklung der Forstverwaltungen und schließlich auch die Förderung des Holzeinsatzes in der Volkswirtschaft. Wir greifen damit die Überlegungen des Naturschutzbundes auf, der mit seiner Broschüre „Forstwirtschaft in Deutschland" eine fundierte Argumentationshilfe für die forstpolitische Diskussion geliefert hat. Wir werden bei der Beratung der Drucksachen in den Ausschüssen sicherlich darauf zurückkommen.
Meine Damen und Herren, wenn wir analysieren, wie hoch der Anteil von Staats- und Gemeindewald in den einzelnen Bundesländern ist, dann fällt auf, daß er in den alten Bundesländern erheblich höher als in den neuen ist. Dieser Anteil beträgt in Hessen, im Saarland und in Rheinland-Pfalz 73 bis 75 Prozent. Dieses Ergebnis wird in keinem neuen Bundesland erreicht.
Herr Kollege Heinrich, Sie haben in berechtigter Weise auf die Vorteile bei der Nutzung und Bewirtschaftung des Waldes aus privater Sicht hingewiesen. Unter dem Gesichtspunkt der gegenwärtigen Situation und der Tatsache, daß wir in Ostdeutschland einen recht geringen Anteil von Gemeindewald haben - er liegt beispielsweise in Sachsen bei etwa 35 Prozent -, sind wir aber der Auffassung, daß die jetzt zum Verkauf anstehenden etwa 670 000 Hektar Wald unbedingt der kommunalen Bewirtschaftung angeboten werden sollten, weil letztlich unter diesem Gesichtspunkt auch eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung möglich wäre und wir bei Verkauf oder Übertragung dieser 670 000 Hektar in etwa einen Gleichstand mit dem prozentualen Anteil des Gemeindewaldes in den alten Bundesländern erreicht hätten.
Wir sind also für die Übertragung dieses Anteils an die Kommunen.
Meine Damen und Herren, der Wald ist einer der größten Naturreichtümer der Bundesrepublik. Wir erwarten, daß der künftige Waldbericht auch ein Bericht über die Verbesserung aller Waldfunktionen für die ganze Gesellschaft sein wird.
Ich danke Ihnen.