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ID1315801600

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    Plenarprotokoll 13/158 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 158. Sitzung Bonn, Freitag, den 21. Februar 1997 Inhalt: Absetzung des Punktes 11 von der Tagesordnung 14239 A Zur Geschäftsordnung Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 14239 B Joachim Poß SPD 14240 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14240 B Carl-Ludwig Thiele F.D.P. 14241 B Joachim Hörster CDU/CSU 14242 B Tagesordnungspunkt 12: a) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung - zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Steffi Lemke, Ulrike Höfken und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1994 (Drucksachen 13/146, 13/714, 13/707, 13/3955) 14242 C b) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1995 (Drucksachen 13/3208, 13/6874) 14242 D c) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1996 - Ergebnisse der Waldschadenserhebung (Drucksache 13/6300) 14242 D d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechster Immissionsschutzbericht der Bundesregierung (Drucksache 13/4825) 14243 A Wilhelm Dietzel CDU/CSU 14243 A Ernst Bahr SPD 14244D, 14249 C Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14246 D Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . 14248 A, 14250 A Dr. Günther Maleuda PDS . . . 14250 C, 14253 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 14251 C Dr. Liesel Hartenstein SPD 14253 C Ulrich Heinrich F D P. 14254 D Ulrich Klinkert, Parl. Staatssekretär BMU 14256 A Monika Ganseforth SPD 14257 A Tagesordnungspunkt 13: Große Anfrage der Abgeordneten Klaus Lohmann (Witten), Friedhelm Julius Beucher, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sportförderung und Sportsicherung (Drucksachen 13/3566, 13/5329) 14258 C Eduard Lintner, Parl. Staatssekretär BMI 14258 D Klaus Lohmann (Witten) SPD 14259 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14261 C, 14263 D Klaus Riegert CDU/CSU 14263 B Klaus Riegert CDU/CSU . . . . 14263 C, 14271 C Dr. Olaf Feldmann F.D.P 14264 A Dr. Ruth Fuchs PDS 14266 A Rolf Rau CDU/CSU 14267 B Bernd Scheelen SPD 14268 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . 14269 C Nächste Sitzung 14274 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 14275* A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 14275* C 158. Sitzung Bonn, Freitag, den 21. Februar 1997 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht (C) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Austermann, Dietrich CDU/CSU 21. 2. 97 Blunck, Lilo SPD 21. 2. 97 Brandt-Elsweier, Anni SPD 21. 2. 97 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 21. 2. 97 Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 21. 2. 97 Fograscher, Gabriele SPD 21. 2. 97 Genscher, Hans-Dietrich F.D.P. 21. 2. 97 Grießhaber, Rita BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Gysi, Andrea PDS 21. 2. 97 Hartmann, Hanns-Peter PDS 21. 2. 97 Hasenfratz, Klaus SPD 21. 2. 97 Dr. Höll, Barbara PDS 21. 2. 97 Knoche, Monika BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Körper, Fritz Rudoll SPD 21. 2. 97 Kunick, Konrad SPD 21. 2. 97 Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 21. 2. 97 Karl-Hans Leidinger, Robert SPD 21. 2. 97 Lüth, Heidemarie PDS 21. 2. 97 Dr. Mayer (Siegertsbrunn), CDU/CSU 21. 2. 97 Martin Opel, Manfred SPD 21. 2. 97 Dr. Pflüger, Friedbert CDU/CSU 21. 2. 97 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 21. 2. 97 Poppe, Gerd BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Schultz (Everswinkel), SPD 21. 2. 97 Reinhard Schulz (Berlin), Werner BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Seib, Marion CDU/CSU 21. 2. 97 Sielaff, Horst SPD 21. 2. 97 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Steindor, Marina BÜNDNIS 21. 2. 97 90/DIE GRÜNEN Tauss, Jörg SPD 21. 2. 97 Thierse, Wolfgang SPD 21. 2. 97 Vergin, Siegfried SPD 21. 2. 97 Voigt (Frankfurt), SPD 21. 2. 97 Karsten D. Wallow, Hans SPD 21. 2. 97 Willner, Gert CDU/CSU 21. 2. 97 Zwerenz, Gerhard PDS 21. 2. 97 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 708. Sitzung am 31. Januar 1997 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 GG nicht zu stellen: - Zweites Gesetz zur Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes - Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes zu Artikel 10 Grundgesetz - ... Strafverfahrensänderungsgesetz - DNA-Analyse („genetischer Fingerabdruck") - (. . . StVÄG) - Erstes Gesetz zur Änderung des Soldatenbeteiligungsgesetzes - Gesetz zur Änderung des Anhangs I des Zusatzprotokolls I zu den Genfer Rotkreuz-Abkommen von 1949 - Gesetz zu dem Übereinkommen vom 8. September 1976 über die Ausstellung mehrsprachiger Auszüge aus Personenstandsbüchern - Gesetz zu dem Vertrag vom 12. Dezember 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft an den Grenzgewässern - Gesetz zu dem Protokoll vom 11. Dezember 1995 zur Änderung des Abkommens vom 31. Oktober 1975 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Volksrepublik China über den Zivilen Luftverkehr - Gesetz zu dem Abkommen vom 14. Juli 1993 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über den Luftverkehr - Gesetz zu dem Vertrag vom 13. Juli 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Zusammenschluß der deutschen Autobahn A 6 und der tschechischen Autobahn D 5 an der gemeinsamen Staatsgrenze durch Errichtung einer Grenzbrücke - Gesetz zur Reform des öffentlichen Dienstrechts (Reformgesetz) - Gesetz zur Regelung der Altschulden für gesellschaftliche Einrichtungen, zur Änderung des Erblastentilgungsfonds-Gesetzes und zur Änderung des Investitionsförderungsgesetzes Aufbau Ost Die Abgeordnete Angela Merkel hat den Gesetzentwurf zum Schutz der Nichtraucher (Nichtraucherschutzgesetz - NRSG) - Drucksache 13/6100 - nachträglich unterschrieben. Der Abgeordnete Ulrich Schmalz hat seine Unterschrift zu dem Gesetzentwurf zum Schutz der Nichtraucher (Nichtraucherschutzgesetz - NRSG) - Drucksache 13/6100 - zurückgezogen. Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuß - Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union über die Tagung der Versammlung vom 4. bis 6. Dezember 1995 in Paris - Drucksachen 13/3541, 13/3930 Nr. 2 -Innenausschuß - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Abwicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte - Drucksachen 13/5654, 13/6091 Nr. 1.1- Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die 1995 für Einsatzzwecke der Bundesministerien beschafften biologisch schnell abbaubaren Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten - Drucksachen 13/5354, 13/5550 Nr. 1.10 - Der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung hat mitgeteilt, daß der Ausschuß folgende Berichte zur Kenntnis genommen hat: - Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (19. Ausschuß) gemäß § 56a der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages zur Technikfolgenabschätzung (TA) hier: Neue Werkstoffe - Drucksache 13/1696 - - Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (19. Ausschuß) gemäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung hier: Umwelttechnik und wirtschaftliche Entwicklung - Drucksache 13/5050 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehende EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/6357 Nr. 1.4 Drucksache 13/6129 Nr. 1.21 Innenausschuß Drucksache 13/6129 Nr. 1.3 Drucksache 13/6129 Nr. 1.25 Drucksache 13/6129 Nr. 1.27 Drucksache 13/6357 Nr. 2.13 Sportausschuß Drucksache 13/5555 Nr. 1.1 Finanzausschuß Drucksache 13/6129 Nr. 1.13 Drucksache 13/6454 Nr. 1.4 Drucksache 13/6357 Nr. 2.26 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/6129 Nr. 1.15 Drucksache 13/6357 Nr. 2.22 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/5555 Nr. 2.50 Ausschuß für Gesundheit Drucksache 13/6129 Nr. 1.7 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/6152 Nr. 2.4 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/6152 Nr. 2.12 Drucksache 13/6593 Nr. 1.2 Drucksache 13/6593 Nr. 1.3
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    Rede von Wilhelm Dietzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, um eines klarzustellen: Es geht natürlich heute morgen nicht um den Strafvollzug im Mittelalter. Ich sage das, damit kein Mißverständnis in dieser Beziehung entsteht. Ich wollte mit dem Zitat einmal klarmachen, daß wir uns über den Wald, dieses Kulturgut der Deutschen, nicht erst unterhalten, seit es die neuen Waldschäden gibt, sondern daß der Wald schon seit mehreren hundert Jahren Diskussionsgegenstand ist.
    Heute können wir Meldungen lesen, die in eine andere Richtung weisen, wie zum Beispiel die in der „Bild"-Zeitung vom 17. November 1996: Die schönste Nachricht des Jahres - der deutsche Wald wird wieder gesund. Dazu kann ich sagen: Wie schön.
    Es gibt auch andere Berichte über dieses Thema, zum Beispiel die Studie des Europäischen Forstinstituts, das einen enormen Zuwachs des Waldes hier in Europa festgestellt hat. Man könnte ja nun meinen, wir gehen nicht rosaroten, sondern grünen Zeiten entgegen. Dies führt aber auf der anderen Seite dazu, daß sofort Baumpsychologen auf den Plan gerufen werden, die bekanntgeben, daß sich der Wald zu Tode wächst, daß die Bäume unter dem Streß kurz vor ihrem Ableben üppig wachsen.
    Wenn wir diese extrem unterschiedlichen Meinungen in der Diskussion einmal zur Kenntnis nehmen, dann habe ich das Gefühl, daß es ein Schwarzweißdenken in unserer Gesellschaft gibt, nicht nur in der politischen Diskussion, sondern auch bei dieser Problematik. Hervorzuheben ist natürlich, daß sich die Kassandrarufe der 80er Jahre über das Sterben des Waldes nicht bewahrheitet haben.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Grüner Horror!)

    Ich glaube, wir stimmen darin überein, daß wir froh sein können, daß es so gekommen ist.
    Wir brauchen natürlich eine lebendige Auseinandersetzung mit diesem Stück Natur. Denn der deutsche Wald ist mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen. Das Waldsterben löst Ängste aus. Ein ganzes Volk diskutiert über diese Problematik. Ich glaube, es ist gut, daß dieses Thema auch in der Bevölkerung diskutiert wird.
    Die grundsätzliche Frage stellt sich natürlich: Wie krank ist der Wald denn nun? Vielleicht folgende Aussage vorweg: Der Wald stirbt zwar nicht, aber er ist alles andere als gesund. Wenn ich den Waldzustandsbericht 1996 zur Kenntnis nehme und an Hand der Berichte der Jahre davor vergleiche, wie die Entwicklung verlaufen ist, dann komme ich zu dem Ergebnis, daß die Zahl der deutlich geschädigten Bäume - das sind Bäume mit mehr als 25 Prozent Blatt- oder Nadelverlust - 1996 durchschnittlich um zwei Prozentpunkte auf 20 Prozent zurückgegangen ist, daß es 1994 noch 25 Prozent waren und 1995 22 Prozent. Es ist also durchaus eine erfreuliche Entwicklung festzustellen. Auf der anderen Seite müssen wir natürlich auch hier einsehen, daß die Besserung möglicherweise darauf zurückzuführen ist, daß wir 1994/95 viel Regen im Frühjahr hatten und 1996 der Sommer kühl und kalt war. Dies darf nicht dazu führen, daß wir in dem Bestreben nachlassen, unseren Wald wieder fit zu machen. Das heißt, die Maßnahmen der Luftreinhaltung müssen fortgeführt werden. Auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Energie und Rohstoffen ist unverzichtbar.
    Meine Damen und Herren, das Ausmaß des Waldsterbens ist regional sehr unterschiedlich. Einen Schwerpunkt der Diskussion bilden unter den alten Bundesländern sicherlich die süddeutschen Länder. Dort ist der Anteil der geschädigten Bäume nur wenig zurückgegangen. In den norddeutschen Ländern, wo der Anteil an geschädigten Bäumen relativ gering war, stellen wir einen Stillstand des Rückpan, ges fest und müssen zur Kenntnis nehmen, daß in

    Wilhelm Dietzel
    Schleswig-Holstein sogar eine deutliche Zunahme von 20 auf 27 Prozent zu verzeichnen ist.
    In den neuen Bundesländern ist die Entwicklung günstig: Der Anteil der geschädigten Bäume sank von ursprünglich 38 Prozent im Jahre 1991 auf derzeit 16 Prozent. Wir können feststellen, daß diese Entwicklung parallel zum Rückgang der dortigen Emissionen verläuft und damit auch parallel zum Abbau der Schwerindustrie.
    Ich muß auch darauf hinweisen, daß die Entwicklung hinsichtlich der Baumarten unterschiedlich ist. Während wir bei Fichten und bei Kiefern die niedrigsten Werte der letzten fünf Jahre feststellen konnten, ist bei den Buchen keine Besserung eingetreten. Auch die Werte für die deutsche Eiche haben sich in erheblichem Maß verschlechtert.
    Deshalb die Forderung an die Politik, daß Luftreinhaltung nicht nur in Deutschland, sondern im Zusammenwirken mit allen europäischen Ländern betrieben werden muß; denn diese Luftreinhaltung geht sicherlich alle Menschen an, die sich mit dem Problem Wald in Europa beschäftigen.
    Ich denke, daß wir in der Bundesrepublik Deutschland auch große Erfolge bei der Luftreinhaltung haben. Von 1989 bis 1994 sanken die Emissionen von Schwefeldioxid um 52 Prozent, von Stickstoffoxid und Ammoniak um 24 Prozent. Ich denke, daß dies zumindest in dem Bereich eine gute Entwicklung ist. Es reicht aber nicht aus, und wir müssen uns Gedanken darüber machen müssen, wie das weiterentwikkelt werden kann.
    Die Verkehrspolitik der Bundesregierung hat sicher einen guten Beitrag dazu geleistet, die verkehrsbedingten Emissionen zu verringern. Ich darf einige Punkte aufführen. Eingeführt wurden der Katalysator, die steuerliche Förderung schadstoffarmer Pkw von 1985 bis 1992, strenge Abgasnormen für neu zugelassene Pkw seit 1993, Ozongesetz seit Juli 1995, seit Oktober 1996 EU-weit schwefelarmer Dieselkraftstoff. Der Bund zahlt beim öffentlichen Personennahverkehr der Kommunen zu. Moderne Verkehrsleitsysteme sollen dazu dienen, den Verkehr zu verringern.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich einen Punkt aus den Anträgen der Grünen und der SPD herausnehmen. Ich bin von Beruf Bauer. Daher liegt mir die Diskussion über die Landwirtschaft natürlich nahe. Als Ziel wird genannt, daß die Umstellung auf alternativen Landbau den deutschen Wald möglicherweise retten könnte. Lassen Sie mich einige Anmerkungen dazu machen.
    Wenn es stimmt, daß die Ammoniakemission aus der Landwirtschaft zu 88 Prozent aus der Tierhaltung kommt, dann ist es meiner Meinung nach völlig gleich, ob das Ammoniak aus einer extensiven oder aus einer intensiven Tierhaltung kommt.

    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)

    Das möchte ich Ihnen gleich noch an einigen Beispielen zeigen.
    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat eine Düngeverordnung erlassen. Man kann ihr in dem einen oder anderen Punkt sicher kritisch gegenüberstehen. Aber es wurde erreicht, daß Mißbrauch in diesen Bereichen ausgeschlossen wird und daß auch bei der Tierhaltung eine Obergrenze gezogen wird, so daß der Besatz pro Hektar nicht maßlos überzogen werden kann.
    Ich glaube auch, daß die Verantwortung der Bauern in erheblichem Maße gestiegen ist. Die Ausbildung ist in erheblichem Maße verändert worden. Ich denke an meine Ausbildung; ich habe 1973 die Meisterprüfung bestanden. Dort galt: Viel hilft viel. Heute wird im Bereich integrierter Pflanzenbau ausgebildet. Die Ansichten dazu sind ganz anders.
    Eine neue Agrarpolitik innerhalb der Europäischen Union hat dazu geführt, daß hier in erheblichem Maße Zurückhaltung geübt wurde. Der Einsatz von Stickstoff in der Landwirtschaft ging um 28 Prozent zurück, nämlich von 2,2 Millionen auf 1,6 Millionen Tonnen. Die eingesetzte Menge an Wirkstoffen beim Pflanzenschutz ging von 63 000 Tonnen auf 25 000 Tonnen pro Jahr zurück. Das ist ein Minus von 60 Prozent.
    Dann noch ein Wort zum Ammoniak, das in der Diskussion natürlich eine besondere Rolle spielt. Im Osten mußten wir zugegebenermaßen feststellen, daß im Bereich einer Großmastanlage mit 175 000 Mastplätzen in bis zu 4 Kilometern Entfernung Schäden in den Wäldern vorhanden waren. Auf der anderen Seite haben wir in den alten Bundesländern in Vechta und Cloppenburg zwar die höchste Viehstärke und mit 20 bis 60 Kilogramm je Hektar auch die größte Ammoniakemission, allerdings mit 3 Prozent die geringsten Waldschäden. Auch dies sollten wir in der Diskussion nicht außen vor lassen.
    In unserer Entschließung fordern wir die Bundesregierung auf, das Aktionsprogramm fortzuführen, die konsequente Politik der Luftreinhaltung weiterzuführen und dabei flankierende forstliche Maßnahmen - wie Kalkung und Magnesiumdüngung - in Zukunft nicht auszulassen. Wir müssen im Rahmen der Forschung allerdings versuchen, das Zusammenwirken der Einzelursachen zu ergründen.
    Was wir brauchen, ist ein Bündnis für den Wald. Wir müssen auch fordern, daß der Naturschützer den Nutzer akzeptiert. Auf der anderen Seite dürfen Forstleute eine Ausweisung von Schutzgebieten nicht als Verlust ihres beruflichen Selbstverständnisses begreifen. Kampfansagen an den jeweils Andersdenkenden müssen unterbleiben.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Als nächster spricht der Kollege Ernst Bahr.

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    Rede von Ernst Bahr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Dietzel, Ihre Bemü-

    Ernst Bahr
    hungen, die Politik der Bundesregierung schönzureden, sind ehrenwert und verständlich.

    (Zuruf von der F.D.P.: Die ist schön! Die ist überzeugend!)

    Aber, Herr Dietzel, sie ist leider nicht so. Der Waldzustandsbericht sagt aus, daß der Wald mehr geschädigt ist, als Sie das hier zum Ausdruck gebracht haben. - Dabei sagt der Waldzustandsbericht ja noch nicht alles. - Der Zustand des Waldes hat sich weiter verschlechtert. Auch das Gesundschlagen - vor allem marode und kranke Bäume fallen der Axt zum Opfer - kann die Statistik nicht verbessern.
    Die relative Verbesserung bei den Fichten- und Kiefernbeständen, von der Sie gesprochen haben, ist mehr auf die günstige Witterung zurückzuführen, also mehr auf eine glückliche Fügung, als auf politische Maßnahmen. Da die „Baumpsychologen" zu bemühen ist fehl am Platze; denn es ist eine Tatsache, daß hierauf die Witterung einen entscheidenden Einfluß genommen hat. Ich gehe nicht so weit, zu sagen, daß die „Psychologie des Baumes" herangezogen werden muß.

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Alle, die mit der Natur leben, wissen, daß es ein Rauf und Runter gibt!)

    - Das ist richtig. Aber, Herr Heinrich, es geht mit dem Wald nur runter. Wenn wir das hätten, was hier angedeutet worden ist, nämlich daß sich die Verschlechterung verlangsamt, dann wären wir schon froh. Aber das ist leider nicht festzustellen.
    In mindestens zwei Punkten sagt der amtliche Waldzustandsbericht auch nur die halbe Wahrheit: Erstens. Die schwer geschädigten, zum Teil schon abgestorbenen und herausgeschlagenen Bäume erscheinen nicht mehr in der Statistik. Sie müssen künftig mit erfaßt werden. Zweitens. Die Versauerung der Waldböden schreitet infolge der Stickstoffüberlastung der Luft rapide fort. Sie schadet dem Wurzelwerk der Bäume, hemmt den Nachwuchs von Jungpflanzen und gefährdet damit die Stabilität der Wälder.
    Der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, ihr Parteifreund Wolfgang von Geldern, hat die Bundesregierung noch im letzten November aufgefordert, verstärkt Anstrengungen in der Verkehrs-, Energie- und Agrarpolitik zu unternehmen. „Wir brauchen erneuerbare Energien", hat von Geldern wörtlich gefordert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Da hat er recht!)

    Was unternimmt die Bundesregierung? Minister Rexrodt reformiert das Energierecht in einer Weise, daß umweltfreundliche, erneuerbare Energieformen künftig kaum noch eine Chance in unserem Land haben werden. Die Regierungskoalition benennt die Zunahme des Straßenverkehrs und den damit verbundenen wachsenden Ausstoß an Luftschadstoffen als eine wesentliche Ursache für den schlechten Zustand unserer Wälder. Gleichwohl hat sie über das bisher erreichte Maß hinaus keine konkreten Maßnahmen zur Luftreinhaltung anzubieten. Wo bleibt das Dreiliterauto? Was unternimmt die Bundesregierung, um den Straßengüterverkehr einzuschränken? Sie investiert gerade Milliardensummen in ein Transrapid-Projekt, das aus wirtschaftlichen Gründen zum Scheitern verurteilt ist, anstatt diese Gelder weitaus sinnvoller in eine Modernisierung und einen Ausbau der umweltfreundlichen Bahn zu investieren.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Halo Saibold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Tatsächlich kürzt sie die Mittel für die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft und plant, die Anzahl der Institute, der Forschungsstandorte und der Wissenschaftler zu reduzieren. Ihrer eigenen Forderung nach einer Stärkung der deutschen Forstwirtschaft und einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des einheimischen Holzes wird die Bundesregierung ebenfalls nicht gerecht.
    Auf die Kleine Anfrage meiner Fraktion zum Thema „Wettbewerbsbedingungen für den Einsatz von Holz als Baumaterial" hat die Bundesregierung erklärt, daß Holz hinsichtlich der Kriterien Energieeinsparung, Wärmeschutz, Hygiene und Gesundheit, Nutzungssicherheit und Schallschutz ein idealer Baustoff ist. Auch die Brandschutzrisiken werden mittlerweile günstiger bewertet. Um so unverständlicher ist es, daß sie keinerlei Maßnahmen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Holz unterstützt. Auch die versicherungstechnisch nachteilige Einstufung von Holz gegenüber anderen Baustoffen wird von der Bundesregierung nicht beseitigt.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist doch keine Aufgabe der Bundesregierung!)

    Unsere Initiative zur Kennzeichnung von Holz aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft greift die Bundesregierung weiterhin nicht auf. Hier hofft sie wieder einmal auf die freiwilligen Initiativen der Wirtschaft - wahrscheinlich vergeblich. Notwendig ist ein einheitliches Gütesiegel mit wirksamen Vergabekriterien. So erhält der Verbraucher die Sicherheit, nachhaltig erzeugte Holzprodukte zu erwerben.

    (Beifall bei der SPD Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Das ist gut, das wird auch von uns unterstützt! Das ist keine Frage!)

    - Dann wollen wir das auch anpacken, Herr Heinrich.
    Eine ökonomische Holzwirtschaft ist langfristig Voraussetzung für eine ökologische Waldbewirtschaftung.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist ein vernünftiger Satz!)

    Die Auftragseingänge der deutschen Holzbauwirtschaft sind aber wieder rückläufig. Das ist Ergebnis Ihrer Politik.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Nein, das ist Ergebnis davon, daß Sie nicht zu Ihrem Wort stehen!)

    Die soziale Marktwirtschaft ist in vielen Bereichen aus guten Gründen reguliert. Aus marktideologischen Gründen in der Holzwirtschaft nichts zu tun ist der Verzicht auf eine aktive Politik zum Schutz der

    Ernst Bahr
    Wälder. Allein die Wettbewerbsfähigkeit von Holz zu fordern genügt nicht. Vielmehr gilt es, konkrete Maßnahmen aufzuzeigen, wie dies praktisch geschehen soll. Eine Regierung hat den Auftrag zum Handeln und nicht zum Abwarten. Was dieser Regierung wirklich fehlt, ist der politische Wille und politisches Durchsetzungsvermögen, gerade gegenüber mächtigen Lobbygruppen und Verbänden.
    In der Wissenschaft besteht weitgehend Einigkeit über die Ursachen des Waldsterbens. Die Übersauerung der Böden muß verringert werden, weil sie das Wachstum der Bäume ernsthaft gefährdet. Die Industrie, der Straßenverkehr und in einigen Bereichen auch die Landwirtschaft sind die wesentlichen Verursacher der Probleme unserer Wälder.
    Um die ökologische Funktion der Wälder dauerhaft zu sichern, ist ein umfassendes Programm zur Bekämpfung des Waldsterbens, zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Waldes und zur Sicherung der Arbeitsplätze in diesem Wirtschaftszweig notwendig. Bereits in der letzten Legislaturperiode hat die SPD- Bundestagsfraktion in ihrem Antrag „Bekämpfung des Waldsterbens" eine Reihe konkreter Vorschläge dazu unterbreitet.
    Kernpunkte unseres Konzeptes zum Schutz der Wälder sind: die Reduzierung des Straßengüterverkehrs, eine erhebliche Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs, der Ersatz der Kilometerpauschale durch eine Entfernungspauschale, der Einstieg in eine ökologische Steuerreform, weitere Ansätze zur Energieeinsparung und die Umstellung auf abfallarme Produktion in allen Bereichen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir brauchen ein Programm zur Förderung erneuerbarer Energien, vor allem der Solar- und Windenergie. Notwendig ist eine Waldbewirtschaftung nach ökologischen Grundsätzen. Hierzu gehören: der Bodenschutz, die Baumartenwahl und die Vermehrung von Laub- und Mischwald, die Verbesserung des Waldgefüges, die Erhaltung alter, abgestorbener Bäume, der Aufbau eines Netzes von Waldschutzgebieten und der ökologisch verträgliche Einsatz der Forsttechnik.
    Wir wollen standortgerechte, naturnahe Waldbestände durch Naturverjüngung. Dazu sind die Schalenwildbestände den jeweiligen Standorten anzupassen. Die Waldschadensstatistik muß verbessert und um Daten zum Zustand der Böden ergänzt werden.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Die Bundesregierung wird aufgefordert, auch über die abgestorbenen Bäume und Waldflächen zu berichten sowie die Schadensklasse 5 einzuführen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Die ökonomischen Auswirkungen der Waldschäden müssen künftig Eingang in die Waldzustandsbewertung finden. Der Forstwirtschaft muß eine ökonomisch tragfähige Perspektive gegeben werden, ohne
    die eine nachhaltige Waldbewirtschaftung nicht möglich ist. Die energetische und industrielle Verwertung von Holz ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
    Auch unsere Landwirtschaft muß in einigen Bereichen umweltverträglicher werden. Die Reduzierung des Düngemitteleinsatzes und die Einschränkung klimaschädlicher sowie die Artenvielfalt zerstörender Pflanzenschutzmittel sind dringend notwendige Maßnahmen in diesem Bereich.

    (Beifall bei der SPD)

    Die Fördermittel für die Landwirtschaft müssen verstärkt an Umweltschutzkriterien und Naturschutzerfordernisse sowie an die artgerechte und flächenangepaßte Tierhaltung gekoppelt werden. Umweltschonende Produktionsverfahren, zum Beispiel den ökologischen Landbau und seine Marktchancen, muß man verstärkt fördern. Diese Ziele muß die Bundesregierung bei den anstehenden Verhandlungen zur WTO-Reform vertreten.
    Die Bundesregierung muß endlich die längst überfällige Reform des Bundesnatur- und des Bodenschutzgesetzes vorlegen. Darin muß die Verpflichtung zu einer naturverträglichen Land- und Forstwirtschaft enthalten sein.
    Ich hoffe, daß diese Maßnahmen umgehend umgesetzt werden. Wir erklären dazu unsere Bereitschaft zur Mitarbeit und Zusammenarbeit.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)