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    Plenarprotokoll 13/142 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12805 A Nachträgliche Ausschußüberweisung . 12805 B Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) 12805 C in Verbindung mit Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/6009, 13/6025) . . . 12805 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1997 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1997) (Drucksachen 13/5741, 13/6117) 12809 D Wolfgang Thierse SPD 12806 A Ernst Hinsken CDU/CSU 12808 B, C, 12819 C, 12822 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. .12810A, B Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12811 D Ernst Schwanhold SPD 12813 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12814D, 12827 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12817 D, 12838 A Edelgard Bulmahn SPD 12818 D Jürgen Koppelin F.D.P. 12819 B Rolf Kutzmutz PDS 12821 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12824 A, 12828 B Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . 12824 C Anke Fuchs (Köln) SPD 12825 B Manfred Hampel SPD 12828 D Gunnar Uldall CDU/CSU 12831 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12833B, D Ernst Schwanhold SPD . 12834 C, 12837 B, 12838 C Ernst Hinsken CDU/CSU 12837 A Dr. Hermann Pohler CDU/CSU 12839 B Manfred Hampel SPD 12840 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12840 C Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/6021, 13/6025) . . 12842 B Dieter Schanz SPD 12842 B Steffen Kampeter CDU/CSU 12845 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12849 A Jürgen Koppelin F.D.P 12851 B Doris Odendahl SPD . . . . 12852 D, 12856 C Dr. Ludwig Elm PDS 12854 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 12855 D Jörg Tauss SPD 12858 D Edelgard Bulmahn SPD 12859 A Christian Lenzer CDU/CSU 12861 C Edelgard Bulmahn SPD 12862 D Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Michael Müller (Düsseldorf), Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Informationspflicht der Chemischen Industrie über Zwischenprodukte (Drucksache 13/3787) 12865 C b) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kennzeichnung von Holz und Holzprodukten (Drucksache 13/5212) 12865 C c) Antrag der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sicherstellung der Realisierung des Abzweigs Mainz/ Wiesbaden der ICE-Trasse KölnRhein/Main (Drucksache 13/6096) . 12865 D d) Antrag der Abgeordneten Gunter Weißgerber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktionen der SPD: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig (Drucksache 13/6114) . . . 12865 D e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1997 bis 2000 (Drucksache 13/5562) 12866 A Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 17. Juli 1995 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Tunesischen Republik andererseits (Drucksachen 13/4790, 13/6095) 12866 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 31. August 1995 des Übereinkommens über die Internationale Fernmeldesatellitenorganisation „INTELSAT" (Drucksachen 13/5719, 13/6118) 12866 B c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 18. Mai 1995 des Übereinkommens zur Gründung der Europäischen Fernmeldesatellitenorganisation „EUTELSAT" (Drucksachen 13/5716, 13/6119) 12866 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Waffenerprobung und Schießübungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Drucksachen 13/1391, 13/5053) 12866 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Notwendige Naturschutzmaßnahmen im europäischen Naturschutzjahr 1995 (Drucksachen 13/1350, 13/5054) 12867 A f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Geänderter Vorschlag für eine Entscheidung des Rates für das vierte mittelfristige Aktionsprogramm der Gemeinschaft für die Chancengleichheit von Frauen und Männern (1996-2000) (Drucksachen 13/3938 Nr. 2.32, 13/4773) 12867 B g) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1996; Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 23 02 Titel 836 02 - Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kapital der Internationalen Entwicklungsorganisationen (IDA) - (Drucksachen 13/5712, 13/5844 Nr. 2, 13/6049) . . 12867 B h) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfän- ger in den neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin) (Drucksachen 13/5658, 13/5770 Nr. 3, 13/6068) . . 12867 C i) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 159 zu Petitionen (Drucksache 13/6116) 12867 D Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/6011, 13/6025) 12867 D Dr. Konstanze Wegner SPD 12868 A Andreas Storm CDU/CSU 12869 D Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 12870 C Peter Dreßen SPD . . . 12871B, 12877C, 12878 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12873 C Dr. Gisela Babel F.D.P 12875 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12878 B Konrad Gilges SPD 12879 A, 12892 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 12879 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12881 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 12882 A Dr. Gisela Babel F.D.P. 12884 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12885 D Ottmar Schreiner SPD 12886 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 12889 D Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/6016, 13/6025) 12892 D in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Eckart Kuhlwein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: UmweltAudit in Bundesministerien und -behörden (Drucksachen 13/2417, 13/4023) 12892 D Eckart Kuhlwein SPD 12893 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 12894 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12897 A Birgit Homburger F.D.P. . . . . 12898 C, 12904 B Rolf Köhne PDS 12899 A Eva Bulling-Schröter PDS 12901 B Ulrike Mehl SPD 12902 A, 12904 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 12904 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/6012, 13/6025) . . . 12908 A Hans-Georg Wagner SPD 12908 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12910 B, 12919 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . 12911 D, 12922 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12913 A Horst Friedrich F.D.P. 12914 C Dr. Winfried Wolf PDS 12916 A Konrad Kunick SPD 12917 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12919 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 12920 B, 12923 D Dr. Winfried Wolf PDS 12921 B Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12922 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12923 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/6020, 13/6025) 12925 A Dr. Rolf Niese SPD 12925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 12927 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12930B, 12932 B Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 12931 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 12932 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 12934 B Otto Reschke SPD 12935 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 12936 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 12937 B Achim Großmann SPD 12939 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12939 C Haushaltsgesetz 1997 (Drucksachen 13/6026, 13/6027) . . . 12941 A Dr. Christa Luft PDS (Erklärung nach § 31 GO) 12941 C Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . 12942 A Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksachen 13/5201, 13/5836, 13/6028) . . . 12942 C Nächste Sitzung 12942 C Berichtigung 12942 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12943* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung - Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . . . 12943* C Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben 12944*C 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 141. Sitzung, Seite 12790 B: In der vierten Zeile nach dem Zuruf des Abgeordneten Dr. Guido Westerwelle ist statt „Handelverlesene" „Handverlesene" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 28. 11. 96 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 28. 11. 96 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 28. 11.96 Andrea 90/DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 28. 11. 96 Gysi, Andrea PDS 28. 11. 96 Krautscheid, CDU/CSU 28.11.96 Andreas Krüger, Thomas SPD 28. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 28. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rauber, Helmut CDU/CSU 28. 11. 96 Rupprecht, SPD 28.11.96 Marlene Dr. Schäfer, SPD 28. 11. 96 Hansjörg Scherhag, CDU/CSU 28.11.96 Karl-Heinz Dr. Schuchardt, CDU/CDU 28. 11. 96 Erika Schumann, Ilse SPD 28. 11. 96 Tippach, Steffen PDS 28. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 28. 11. 96 Vosen, Josef SPD 28. 11. 96 Wallow, Hans SPD 28. 11. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 28. 11. 96 Helmut Wiefelspütz, Dieter SPD 28. 11. 96 Wittich, Berthold SPD 28. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 28. 11. 96 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 28. 11. 96 Margareta 90/DIE GRÜNEN Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung -*) Dr. Guido Westerwelle (F.D.P.): Viel stärker als die volkswirtschaftlichen Leistungen sind die Personalausgaben unseres Staates angestiegen: Bei Bund, Ländern und Gemeinden waren es 1970 noch 61,5 Milliarden DM, heute sind es bereits 350 Milliarden DM. Den Löwenanteil bei der Explosion der Personalausgaben steuern mit 191 Milliarden DM die Bundesländer bei. Die Personalausgaben machen inzwischen ca. 10 Prozent, also fast ein Drittel der Gesamtausgaben der Gebietskörperschaften aus. Wenn der Staat so weitermacht, wird er sich selbst lahmlegen. Jedem Problem wird in Deutschland ein Paragraph hinterhergeworfen. Unabhängige Gutachter schätzen die jährlichen Bürokratiekosten für die Wirtschaft auf 60 Milliarden DM. Die F.D.P. begrüßt die Bestrebungen der Bundesregierung, mit einem Bürokratiekosten-TÜV die Belastungen für die Wirtschaft zu verringern. Ziel muß es sein, die Bürokratiekosten in drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft hat der Politik einen deutlichen Hinweis gegeben. In seinem Gutachten weist er darauf hin, daß heute ein Prozent weniger Staat bedeuten würde, daß auch mehr als 34 Milliarden DM weniger ausgegeben werden. Dagegen läuft bei der Opposition immer noch der Wettbewerb der Ausdehnung der Staatstätigkeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangt nur die sozialregulierte Marktwirtschaft, damit ebenso wie die Opposition mehr Staatstätigkeit, mehr Verregelung und mehr Verriegelung. Der Hinweis in der Debatte, die Koalition würde bei einer Reform des öffentlichen Dienstrechts die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit nicht schaffen, ist sachlich nicht begründet. Der Opposition und insbesondere dem saarländischen Ministerpräsidenten ist zu empfehlen, die Drucksache 13/3994 zu studieren. In § 44 a BRRG ist ausdrücklich enthalten, daß durch Gesetz bestimmt werden kann, daß Beamten mit Dienstbezügen auf Antrag Teilzeitbeschäftigung bis zur Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit bis zur jeweils beantragten Dauer bewilligt werden kann, soweit dienstliche Belange nicht entgegenstehen. *) Vergleiche 141. Sitzung, Seite 12792 D, vorletzter Absatz Zur inneren Sicherheit: Die Koalition hat dafür gesorgt, daß in den letzten Jahren das Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität, das Geldwäschegesetz und das Verbrechensbekämpfungsgesetz verabschiedet worden sind. Insbesondere das Gesetz zur sogenannten Hauptverhandlungshaft ist ein Beitrag zur inneren Sicherheit und darf von den SPD-Ländern nicht länger blockiert werden. Auf frischer Tat Betroffene können danach vorläufig festgenommen werden, wenn eine Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu erwarten und zu befürchten ist, daß der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird. Ein auf frischer Tat Betroffener kann unter den genannten Gründen für höchstens eine Woche in Haft genommen werden. Die Durchführung der Hauptverhandlungshaft muß innerhalb dieser Woche zu erwarten sein. Die Hauptverhandlungshaft wird von einem Richter angeordnet und nicht von der Polizei. Der anordnende Richter soll derselbe sein, der für die Durchführung des beschleunigten Verfahrens zuständig ist. Damit ist das Gesetz nicht nur effizient, sondern auch rechtsstaatlich vernünftig. Wer dagegen selbst, wie die grüne Abgeordnete Elisabeth Altmann und die PDS-Abgeordnete Eva Bulling-Schröter, öffentlich zu Gewalt gegen Sachen aufruft, wie es in diesem Jahr geschehen ist, ist nicht geeignet, sich als Vertreter des Rechtsstaates zu präsentieren. Wer Gewalt gegen Sachen predigt, fordert das Faustrecht und stellt sich damit außerhalb einer rechtsstaatlichen Werteordnung. Zur Staatsangehörigkeitspolitik: Die Integration der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die zentrale gesellschaftspolitische Reformaufgabe der nächsten Jahre. Das geltende Staatsangehörigkeitsrecht führt dazu, daß in Deutschland immer mehr Menschen leben, die hier geboren und aufgewachsen sind, die in Deutschland zur Schule gehen und bei uns Beiträge zur Sozialversicherung zahlen und trotzdem rechtlich Fremde bleiben. Wir Freien Demokraten wollen dagegen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, das den hier geborenen Kindern von ausländischen Eltern, die hier seit Jahrzehnten leben, die Chance gibt, als Deutsche integriert aufzuwachsen. Diese Kinder sprechen Deutsch und die Sprache ihrer Eltern allenfalls mit einem deutschen Akzent. Jeder weiß, daß sie hier immer leben werden. Es läuft den Interessen unseres eigenen Landes zuwider, wenn man die hier geborenen Kinder mit einem ausländischen Bewußtsein groß werden läßt, anstatt ihnen eine inländische Identität von Anfang an zu vermitteln. Die F.D.P. appelliert an alle Teile dieses Hauses, nicht nur im Interesse dieser Kinder, sondern auch im Interesse unseres Landes bei der Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts mitzuwirken. Die F.D.P. begrüßt insbesondere auch die in jüngster Zeit entstandene Bewegung innerhalb der Union in dieser Frage. Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben: Manfred Kolbe (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gemessen am Gesamtvolumen des Bundeshaushalts mit 440 Milliarden DM sind der Einzelplan 07 des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Justiz mit einem Haushaltsvolumen von rund 0,7 Milliarden DM und der Einzelplan 19 des Bundesverfassungsgerichts mit einem Ausgabevolumen von 0,03 Milliarden relativ bescheidene Einzelhaushalte. In diesen Bereichen können wir also nicht die Milliardeneinsparungen erzielen, die wir zur Haushaltskonsolidierung brauchen. Dennoch trägt auch der Justizhaushalt zur Haushaltskonsolidierung bei. Zwar steigen die Ausgaben des Einzelplans 07 1997 um 1,1 Prozent, während bekanntermaßen die Ausgaben im Gesamtbundeshaushalt um 2,5 Prozent zurückgehen. Diese Diskrepanz läßt sich jedoch leicht erklären: Gegenüber den Ansätzen der Finanzplanung bleiben wir in diesem Haushalt um 11,1 Prozent zurück. Außerdem beruht die Ausgabensteigerung allein auf den gestiegenen Investitionen von rund 10 Millionen DM, während die Personalausgaben um 1,7 Prozent zurückgehen. Die Ausgabensteigerung bei den Zuweisungen ist allein darauf zurückzuführen, daß 16 Millionen DM, wie es Kollege Weißgerber schon erwähnt hat, für die Schadenersatzforderungen wegen der verspäteten Umsetzung der EG-Pauschalreiserichtlinie in nationales Recht auf Grund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs zu veranschlagen sind, eine Summe, für die nicht der Einzelplan 07 verantwortlich ist, sondern die dort nur technisch veranschlagt wird. Auch im Einzelplan 07 sparen wir beim Personal und steigern die Investitionen. Die Struktur stimmt also. Schließlich ist noch hervorzuheben, daß sich der Justizhaushalt zu 53 Prozent selber deckt. Frau Karwatzki, wäre das überall so, wäre es das reinste Vergnügen, Finanzminister zu werden. Das ist aber leider nicht überall so wie im Einzelplan 07. (Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki: Schade!) Einige allgemeine finanzpolitische Probleme schlagen sich auch in diesem relativ kleinen Einzelhaushalt nieder. Da haben wir als erstes die Problematik der steigenden internationalen Beitragslasten der Bundesrepublik Deutschland. Diese Beitragslasten werden auch durch die vielfach kritisierten hohen und steuerfreien Gehälter bei internationalen Organisationen mitverursacht. Diese Gehälter will ich hier nicht weiter ansprechen. Mir geht es um die Ver- sorgungsbezüge, weil sich diese im Einzelplan niederschlagen. Denn die Steuerfreiheit gilt zwar nicht für Versorgungsbezüge, aber Art. 42 der Versorgungsordnung des Europäischen Patentamtes, um das es hier geht, bestimmt, daß die Versorgungsempfänger von ihrem Sitzstaat 50 Prozent der Steuer erstattet bekommen, die sie zunächst zu zahlen haben. Die Versorgungsempfänger europäischer Organisationen werden also bessergestellt als andere. Diese Beträge summieren sich. Waren 1993 noch lediglich 160 000 DM für die hälftige Steuererstattung an deutsche Versorgungsempfänger des Europäischen Patentamts auszugeben, so ist für 1997 bereits der vierfache Betrag, also 690 000 DM, veranschlagt. Diese Problematik müssen wir einmal in einem größeren Rahmen angehen. Sie kann nicht isoliert im Einzelplan des Justizministeriums gelöst werden. Wir machen uns ja Gedanken über eine große Steuerreform. Kerngedanke dabei ist die niedrigere Belastung bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage. Es ist natürlich zu fragen, ob diese Steuerfreiheiten dann noch ihren Sinn haben. Sie sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Hier können wir als Deutsche nicht allein handeln. Wir müssen international koordiniert vorgehen. Ich glaube aber, daß der amerikanische Kongreßabgeordnete das ähnlich wie wir sehen dürfte. Wir alle würden dadurch bei den Beiträgen entlastet. Diese Initiative sollten wir aufgreifen. Das ist auch im Berichterstattergespräch so vereinbart worden. Erfreulich, was den internationalen Bereich betrifft, ist, daß im Oktober die erste große UN-Institution in Deutschland ihren Sitz genommen hat. Nach fast einem Vierteljahrhundert Vorbereitung sind am 17. Oktober 1996 die 21 Richter am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg in Ihrer Anwesenheit, Herr Minister, und Ihrer, Herr Staatssekretär Funke - Sie kommen ja aus Hamburg -, sowie in Anwesenheit des UN-Generalsekretärs vereidigt und der Grundstein des Gerichtsgebäudes gelegt worden. Das Gerichtsgebäude wird den Bundeshaushalt 123 Millionen DM kosten. 80 Prozent davon trägt der Bund, 20 Prozent das Land Hamburg. Das alles geht auf die 1973 einberufene 3. Seerechtskonferenz zurück, die Hamburg in den 80er Jahren als Sitz auserkor. Auch von hier aus möchte ich dem Internationalen Seegerichtshof, also der ersten größeren UN- Organisation, die in Deutschland ihren Sitz hat, eine gute Arbeit wünschen. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Ein zweites finanzpolitisches Thema schlägt sich in diesem Bundeshaushalt nieder. Das ist das härter werdende Bund-Länder-Verhältnis, das, wenn auch in kleinen Beträgen, seinen Niederschlag auch im Justizhaushalt findet. Ich spreche hier das Servicebüro der Deutschen Bewährungshilfe e. V. für den Täter-Opfer-Ausgleich in Bonn an. Kollege Weißgerber hat auch schon darüber gesprochen. Alle Fraktionen dieses Hauses unterstützen die Arbeit dieses Servicebüros. Nur muß man sich einmal dessen Geschichte vergegenwärtigen: Das Servicebüro hat 1992 seine Arbeit aufgenommen. Der Bund hat die Anschubfinanzierung vier Jahre lang alleine erbracht. Ab 1996 haben wir dann im Haushaltsausschuß gesagt: Bund und Länder finanzieren das Servicebüro jeweils zur Hälfte, da die Justiz nach der Kompetenzverteilung unseres Grundgesetzes nun einmal überwiegend Ländersache ist. Wir haben deshalb den hälftigen Betrag in den Bundeshaushalt eingestellt, ihn aber gesperrt. Mühsam konnten im Laufe des Jahres 1996 zweimal 50 000 DM bei den Ländern eingesammelt werden. Der Bund hat die entsprechenden Beträge entsperrt. 1997 geht das Gezerre weiter. Der Bund hat seinen Anteil in Höhe von 150 000 DM aufgestellt, aber wiederum mit einer Sperre versehen. Wir warten auf eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern über die Mitfinanzierung in gleicher Höhe. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Kollege Horst Eylmann, hat alle Landesregierungen angeschrieben. Ich hoffe, daß es von dort eine positive Reaktion gibt. Bisher sind die Zeichen nicht so ermutigend, die überwiegende Anzahl der Länder hat bisher ihre Mitwirkung verweigert. Herr Kollege Weißgerber, ich erwähne das Saarland nicht immer, weil es das Saarland ist, sondern weil es dort, ich sage es als Beispiel, um ganze 1 935 DM geht. Das ist für jeden Privatbürger viel Geld, aber haushaltspolitisch gesehen ein doch relativ bescheidener Betrag, eine Geste, die man meines Erachtens zugunsten des Täter- Opfer-Ausgleichs erbringen könnte. (Zuruf von der SPD: Wieviel ist das denn bei Bayern?) - Bayern ist ebenfalls zurückhaltend. Aber die Einflußmöglichkeiten eines sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten auf die Bayerische Staatsregierung sind relativ begrenzt. (Lachen bei der SPD) Herr Beck, was Hessen betrifft, so hatten Sie letztes Jahr zugesagt, Ihren Kollegen Rupert von Plottnitz anzurufen. Der Anruf hat offenbar bisher noch nicht geklappt; denn Hessen steht auch noch in der konditionierten Verweigererliste; das heißt, Hessen zahlt erst, wenn alle zahlen. Auch dort versteckt man sich also erst einmal. Ich hoffe, daß wir hier vorankommen. Warum der Bund keine Länderaufgaben alleine bezahlen kann, möchte ich anhand von ein paar Zahlen erklären. 1966, also vor 30 Jahren, standen 55 Prozent der Steuereinnahmen dem Bund zu, 31 Prozent den Ländern. Heute, 30 Jahre später, haben wir fast einen Gleichstand: 42 Prozent Bund, 41 Prozent Länder. Die Einnahmeposition des Bundes hat sich also gegenüber den Ländern verschlechtert. Dann muß der Bund auch darauf dringen, daß die Länder im Justizbereich, bei dem es sich um eine primäre Landesaufgabe handelt, ihren Beitrag erbringen. Mit diesem Justizhaushalt gehen wir weitere Schritte in Richtung Vollendung der deutschen Einheit. Einer der wichtigsten Schritte zur Vollendung der deutschen Einheit ist die Verlegung des Sitzes von Bundesgerichten und -behörden in die östlichen Bundesländer. Herr Bundesjustizminister, kaum ein Ressort hat diese Aufgabe so ernst genommen wie das Justizministerium. Dafür auch meinerseits herzlichen Dank. Die Mühlen der Justiz mahlen angeblich immer langsam, aber hier ist die Justiz Vorreiter. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Das Bundesverwaltungsgericht wird seinen Sitz in Leipzig nehmen, das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Am schnellsten kommt jedoch die Verlagerung des 5. Strafsenats von Berlin nach Leipzig voran. Dieser wird bereits 1997 seine Arbeit in Leipzig aufnehmen. Das wird ein historischer Augenblick sein. Es ist die erste oberste Bundeseinrichtung, die ihre Arbeit in den östlichen Bundesländern außerhalb Berlins aufnimmt. Das Grundkonzept der Föderalismuskommission war, daß Karlsruhe und Leipzig die beiden wichtigen Residenzen des Rechts im wiedervereinigten Deutschland sein sollen: Karlsruhe mit dem Bundesverfassungsgericht und dem weitaus größeren Teil des Bundesgerichtshofs, Leipzig mit dem Bundesverwaltungsgericht und zunächst einem Strafsenat des Bundesgerichtshofs. Sofern die größer gewordene Einwohnerzahl im wiedervereinigten Deutschland - es sind knapp 20 Millionen Einwohner mehr und leider begehen auch diese hin und wieder Straftaten - oder prozessive neue Senate erforderlich macht, werden neue Senate in Leipzig eingerichtet. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erfurt haben Sie vergessen!) Diese Zuwachsklausel der Föderalismuskommission ist damals, 1992, lange diskutiert - Herr Minister, ich war selber Mitglied der Föderalismuskommission - und in vollem Bewußtsein der Tragweite dieser Entscheidung beschlossen worden. Man war sich also ganz genau im klaren, was man da beschließt. Deshalb kann man meines Erachtens jetzt nicht mehr, wie ich das gelegentlich höre, aus Praktikabilitätsgründen diese Zuwachsklausel in Frage stellen, ohne auch die gesamte Sitzentscheidung in Frage zu stellen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die ehemalige Reichsgerichtsbibliothek ansprechen. 320 000 Bände umfaßte diese Bibliothek. Es war die bedeutendste juristische Bibliothek der Welt; weltberühmt vor allen Dingen die Handschriften und Druckwerke von vor 1800. Dort war der Erstdruck der „Summa Azonis" des Azo von Bologna von 1210, des „Sachsenspiegel", des „Schwabenspiegel". Die ältesten deutschen Strafgesetzbücher sind dort vorhanden, die Bambergische Halsgerichtsordnung, die Brandenburgische Halsgerichtsordnung oder die Peinliche Halsgerichtsordnung, die „Constitutio Criminalis Carolina" von 1532. Wenn man sich diese Handschriften und den von dort ausgehenden Horror betrachtet, der im „Hexenhammer" gipfelt und die Verfolgung der Hexen beschreibt, dann kann man kaum glauben, daß diese Teile der Bibliothek noch heute, Herr Minister, für die praktische Arbeit der Richter benötigt werden. Mit meinem Verständnis von liberaler Rechtspolitik deckt sich der „Hexenhammer" nicht. Das erlaube ich mir auch als Christdemokrat zu sagen. (Zurufe von der SPD) »Es handelt sich vielmehr um kunsthistorische Gegenstände, die nicht für die tägliche Arbeit benötigt werden. Diese kunsthistorischen Gegenstände gehören wieder an den Ort, wo sie zusammengetragen worden sind: nach Leipzig. (Dr. Uwe-Jens Heuer [PDS]: Sehr gut!) Lassen Sie mich zum Schluß noch auf die Rechtsangleichung im wiedervereinigten Deutschland eingehen, die wir in den letzten sieben Jahren erreicht haben. Ich denke nur an die Problematik der Eigenheime, Sachenrechtsbereinigungsgesetz, ein Kapitel von ganz grundlegender Bedeutung für Hunderttausende von Menschen, die dort in ihrer Existenz betroffen sind. Wir haben mit dem Sachenrechtsbereinigungsgesetz eine sehr pragmatische Lösung geschaffen, die die Menschen befriedigt. Und das Schönste am Sachenrechtsbereinigungsgesetz ist: Dieses Gesetz kommt im strittigen Verfahren kaum zur Anwendung, weil es als freiwillige Vertragsgrundlage akzeptiert wird. Genau diesen Weg, praktikable Regelungen zu finden, Herr Minister, müssen wir auch in anderen Bereichen - etwa beim Nutzerschutz - gehen. Ich denke nur an die Konkurrenz zwischen Vermögensrecht und Zivilrecht, bzw. Restitutionsanspruch und Grundbuchberichtigungsanspruch. Auch dort kann man den Grundbuchberichtigungsanspruch nicht bis in die feinsten Ziselierungen des Zivilrechts verfolgen, ohne vielleicht zu unbilligen Ergebnissen zu kommen. Ich darf nur ein kleines Beispiel nennen. Der Restitutionsanspruch des Ersterben ging in einem Fall deshalb ins Leere, weil an 27. Stelle ein nachrangiger Erbe auftauchte, der zum Zeitpunkt des Erbfalls noch minderjährig war, weshalb das Vormundschaftsgericht nicht beteiligt wurde. Ich glaube, das sind Ergebnisse, die wir schwer vertreten können. Zum Abschluß noch zwei Sätze zum Bundesverfassungsgericht. Das Bundesverfassungsgericht hat vor zwei Wochen ein gutes Urteil gefällt. Die Todesschüsse an der Mauer sind strafbar. Der Schießbefehl verstößt gegen Menschenrechte und konnte auch durch DDR- „Recht" nicht gerechtfertigt werden. Ich habe im Wahlkreis in den letzten Monaten selten so viel Zustimmung gehabt wie in diesem Fall. Es hat sich glücklicherweise nicht der Spruch bewahrheitet: Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Nein, das Bundesverfassungsgericht hat hier umfassend für Gerechtigkeit gesorgt. Dies sollten wir als Gesetzgeber auch bei der SED- Unrechtsbereinigung tun. Wir müssen hier nachbessern. Insbesondere beim Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz fließt nur ein Bruchteil der Mittel ab. Bis Ende Oktober waren es 177 000 DM von veranschlagten 15 Millionen DM. Auch das müssen wir als Gesetzgeber ändern. Abschließend möchte ich Sie bitten, dem Einzelplan 07 und dem Einzelplan 19 in der Ausschußfassung zuzustimmen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
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    Rede von Ottmar Schreiner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da der Kollege Austermann in den letzten Minuten ständig den Begriff „SPD- Blockade" gebracht hat, möchte ich Sie nur darauf hinweisen, daß ein einstimmiges Votum des Vermittlungsausschusses aus der letzten Zeit - es ging damm, zusätzliche sozialversicherungsfreie 590-DM-Beschäftigungsverhältnisse sozialversicherungspflichtig zu machen - bis zur Stunde in diesem Parlament nicht behandelt worden ist, weil Teile der CDU/CSU-Fraktion und die F.D.P.-Fraktion sich weigern, dem zuzustimmen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Reden Sie also nicht über eine Blockade der SPD im Vermittlungsausschuß!
    Ich kann Ihnen eine Reihe von Beispielen nennen, wo Teile der CDU/CSU-Fraktion und die F.D.P.-Fraktion dem Votum des Vermittlungsausschusses, das ihre Vertreter dort verabredet hatten, im Plenum nicht zustimmen wollten. Wenn das nichts mit Blokkade zu tun hat, dann möchte ich einmal wissen, was Blockadepolitik ist.
    In bezug auf die 590-DM-Verhältnisse haben Sie in den letzten Jahren mehrere Initiativen der SPD-Bundestagsfraktion hier im Parlament vorliegen gehabt. Sie haben aber alle abgelehnt. Erst in den letzten Monaten dämmert es zumindest der CDU/CSU, nachdem Ihre Beschäftigungsinitiativen - ich komme nachher darauf zurück - jämmerlich an die Wand gefahren worden sind, daß Sie regelrecht über die Dörfer gehen müssen und nach jedem Strohhalm, der beschäftigungspolitisch etwas bringen könnte, Ausschau halten müssen.
    Deshalb sind einige Ihrer Kollegen auf die Idee gekommen, für den Bereich der 590-DM-Verhältnisse Quotenregelungen für die Betriebe einzuführen. Wenn die SPD mit Quotenvorschlägen kam, haben Sie uns immer des Bürokratismus gescholten. Jetzt kommen Sie selbst mit Quotenregelungen im Bereich der 590-DM-Jobs. Einige von Ihnen, etwa Bundesarbeitsminister Blüm, fordern, daß zumindest die zusätzlichen 590-DM-Arbeitsverhältnisse sozialversicherungspflichtig gemacht werden müssen. Sie sind in beiden Fragen bis zur Stunde nicht handlungsfähig.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es ist geradezu bezeichnend, wenn der Vizepräsident des württembergischen „Kamelzüchterverbandes", der verehrte Herr Kollege Fuchtel, bei der Frage aus der SPD-Fraktion, wie er es mit den 590- DM-Verhältnissen halten wolle, den Fragesteller an die F.D.P. verweist. Das ist doch ein Jammerbild allererster Güte: Der Schwanz wackelt ständig mit dem Hund - in diesem Fall mit dem Kamel.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Um dies auf Ihre Situation zu übertragen: Nicht das Kamel wackelt mit dem Schwanz, sondern der Schwanz F.D.P. wackelt mit dem Kamel Fuchtel. Das ist die Lage, lieber Herr Kollege.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Der Kollege Austermann hat einige Ausflüge in den Bereich Entsenderichtlinie unternommen. Herr Kollege Austermann, wenn irgend jemand mit diesem Thema intellektuell überfordert ist, dann sind Sie es; denn Sie haben augenscheinlich überhaupt nichts verstanden.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Zuruf von der SPD: Bravo!)


    Ottmar Schreiner
    Die SPD-Bundestagsfraktion hatte hier vor drei Jahren einen Antrag eingebracht und auf das Problem hingewiesen, daß der Einsatz von vom Ausland entsandten Arbeitnehmern, die hier für 3, 4, 5, 6 oder 7 DM Stundenlohn jämmerlich ausgenutzt werden, zu einem massiven Verdrängungsprozeß und damit zur Arbeitslosigkeit einheimischer Arbeitskräfte geführt hat. Vor drei Jahren gab es also den ersten Vorstoß. Es kamen sodann zwei Gesetzentwürfe der SPD-Bundestagsfraktion, die jeder für sich allein das Problem wesentlich besser, schneller und rascher gelöst hätten als das, was die Koalition hier insgesamt geboten hatte. Der entscheidende Widerstand kam aus Teilen der CDU/CSU-Fraktion und wiederum aus der F.D.P.-Fraktion.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Kein Wunder!)

    Der einzige, der offen zugegeben hatte, aus welchen Gründen man kein Entsendegesetz haben wolle, war der verehrte Kollege Lambsdorff, dem man vieles vorhalten kann, aber eines nicht, daß er nämlich nicht offensiv seine Auffassung vertritt.
    Graf Lambsdorff hat vor wenigen Monaten im „Handelsblatt" sinngemäß gesagt, man wolle kein Entsendegesetz, weil es die Tarifautonomie in Deutschland schütze und - dies in dankenswerter Offenheit - weil ohne dieses Gesetz im Umkehrschluß die Tarifautonomie den Bach heruntergehe, und das
    - so Graf Lambsdorff - wolle man.
    Das war der entscheidende Grund, warum die Koalition über viele Monate in dieser Frage völlig handlungsunfähig war und dann zum Schluß ein jämmerliches, zeitlich befristetes Ergebnis präsentiert hat, mit dem auf lange Sicht das Problem überhaupt nicht in den Griff zu bekommen ist.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Lieber Kollege Fuchtel, Sie haben den verehrten Bundesarbeitsminister, Herrn Dr. Blüm, als „Aschenbrödel", „Aschenputtel" oder „Aschengrittel" - so steht es hier - bezeichnet.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist fast schon eine Beleidigung!)

    - Nein, das stammt aus dem „Großen Brockhaus". Wenn der „Große Brockhaus" eine Beleidigung ist, dann möchte ich wirklich einmal wissen, wo wir hier gelandet sind.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

    Ich zitiere jetzt aus dem „Großen Brockhaus", und zwar aus der Leipziger Ausgabe von 1928. Die müßten Sie kennen.

    (Heiterkeit Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Warum haben Sie einen solch alten Brockhaus? Haben Sie keinen neueren?)

    Dort steht auf der Seite 731 - ich erleichtere Ihnen damit die Quellensuche -:
    Aschenbrödel, auch Aschenputtel, Aschengrittel, eigentlich ein Küchenjunge, der in der Asche
    - jetzt müßte man sagen: in der Asche seiner sozialpolitischen Grundsätze -
    buddelt, ... dann überhaupt einer, der schmutzige Arbeit verrichtet.
    Das alles trifft auf den Kollegen Blüm zu. Er verrichtet nämlich in der Tat die Schmutzarbeit für die Koalition.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS - Dr. Gisela Babel [F.D.P.]: Das war doch ein Mädchen! - Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/ CSU]: Das ist doch geistige Provinz, wenn man Grimms Märchen nicht mehr kennt!)

    - Herr Kollege Schäuble, wenn Sie es genau wissen wollen: Das ist nicht nur ein Küchenjunge, der in der Asche seiner sozialpolitischen Grundsätze buddelt. Hier steht auch:
    ... im Märchen vielfach Name oder Bezeichnung des jüngsten Sohnes, der jüngsten Tochter, die, in ihrer Jugend verachtet, unvermutet zu höchstem Glanze aufsteigen.
    Ich füge hinzu: und alsbald abstürzen.

    (Heiterkeit bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es fehlt noch des Dramas dritter Teil, aber den werden wir, wie ich annehme, nicht als Einzelstück des Herrn Blüm erleben, sondern als kollektive Nummer dieser Bundesregierung.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich möchte jetzt zu einem wesentlichen Punkt kommen. Die Bundesregierung und die sie tragenden Koalitionsfraktionen, in vorderster Spitze der verehrte Kollege Dr. Heinrich Geißler, haben - -

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Heiner!)

    - Gut, Heiner, ich wollte es jetzt einmal ganz vornehm machen, weil Sie sich ja neuerdings zur rhetorischen Speerspitze neoliberaler Politik machen. Deshalb wollte ich das auf die gebotene Ebene bringen.
    Wie dem auch sei, die Bundesregierung hat über Monate hinweg der Bevölkerung in Deutschland weiszumachen versucht, nur durch deutliche Rücknahme von Arbeitnehmerschutzrechten, durch deutliche Eingriffe in erworbene Rechte - Stichworte: Abschaffung des Kündigungsschutzes, gesetzlicher Eingriff in die Lohnfortzahlung, Zurückführung der Arbeitsmarktpolitik, Bruch des Rentenkonsenses von 1989 - sei in Deutschland Beschäftigung zu erreichen und Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Das war die zentrale Behauptung Ihrer Reden. Herr Kollege Dr. Heinrich Geißler

    (Zurufe von der CDU/CSU: Heiner!)


    Ottmar Schreiner
    - also gut, ich sage dann eben Heiner -, Sie hatten bei der ersten Lesung des sogenannten Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetzes am 23. Mai dieses Jahres - das ist jetzt gerade einmal ein halbes Jahr her - folgendes ausgeführt:
    Die Analyse des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks kommt zu dem Ergebnis: Wenn ihr das macht, dann werden ungefähr 40 Prozent der Handwerksbetriebe neue Leute einstellen. Herr Murmann erklärte . . ., er rechne im nächsten Jahr mit 500 000 neuen Stellen durch das Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung.
    Jetzt noch immer Heiner Geißler.
    Angesichts von 4 Millionen Arbeitslosen kann man doch nur zu dem Schluß kommen: Jetzt machen wir es halt! Jetzt müssen wir es einfach tun!
    So Originalton Geißler.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Richtig!)

    Vor wenigen Tagen, Herr Kollege Geißler, erklärte Herr Schleyer vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, daß im Handwerk, wie Sie hier vor einem halben Jahr vorgetragen haben, im nächsten Jahr nicht 40 Prozent der Betriebe zusätzliche Beschäftigung schaffen wollen, sondern daß das deutsche Handwerk im nächsten Jahr massiv Beschäftigung abbauen will.

    (Zuruf von der SPD: Hört! Hört!) Von Dr. Murmann ist ähnliches zu hören.

    Alle Prognosen, die wir kennen, signalisieren, daß bei einem Wachstum von 2,5 Prozent - das ist vergleichsweise hoch gegriffen - im nächsten Jahr die Arbeitslosigkeit auf deutlich über 4 Millionen im Jahresdurchschnitt ansteigen wird.
    Das heißt: Die Arbeitgeber haben all das, was Sie hier im deutschen Parlament zur Begründung Ihrer sozialen Schweinereigesetze dargelegt haben, konterkariert und im nachhinein gesagt: Alles dummes Zeugs, wir schaffen keinen einzigen Arbeitsplatz, wir werden im nächsten Jahr weiter Arbeitsplätze abbauen! - Sie sitzen hier wie die betrogenen Betrüger. Das ist so.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Es kommt noch viel doller. Es gibt in Sachen Beschäftigungspolitik kaum einen Punkt, an dem man diese Regierung noch fassen kann, weil jeden Tag etwas völlig anderes gesagt wird. Über Jahre hinweg ist die Meinung vertreten worden, der Wirtschaftsstandort Deutschland sei hundsmiserabel, dies müsse geändert werden. Jetzt eine völlig neue Tonlage: Mit dem Wirtschaftsstandort Deutschland stehe es sehr gut. Ich könnte Ihnen den Kollegen Uldall und eine Reihe anderer Leute zitieren.
    Meine Güte, wenn Sie, die Koalition, den Standort Deutschland jahrelang in Grund und Boden geredet haben, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn es aus dem Ausland und von Inländern nicht zu den notwendigen Investitionen kommt. Sie haben mit Ihrer politischen Agitation wesentlich dazu beigetragen, die notwendigen Investitionen in Deutschland schlechtzureden und zu verhindern.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Nächster Punkt. Über Jahre ist die Koalition durch die Lande gezogen und hat beklagt, daß die Steuerquote in Deutschland zu hoch sei. Richtig ist in der Tat, daß die Lohnsteuerquote zu hoch ist. Sie schröpfen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, daß es nur so wackelt. Jetzt heißt es allerdings wiederum vom Steuerexperten Uldall - so in einem Zeitungsbericht vor wenigen Tagen -, daß die Steuerquote in Deutschland „extrem niedrig" sei.
    Was ist denn eigentlich richtig? Richtig ist ohne Zweifel, daß die Kapitalertragsteuer und die Unternehmensteuern nie so niedrig und die Lohnsteuern nie so hoch wie heute waren. In dieser Situation gibt die Koalition als Losung aus: Abschaffung der Vermögensteuer. Es ist wirklich zum Bepinkeln. Es ist wirklich nicht mehr zu machen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ich will zum Zusammenhang - meine Redezeit eilt bedauerlicherweise davon - von Lohnnebenkosten und Beschäftigung einige Sätze sagen, weil von seiten der Koalition auf diesen Zusammenhang immer wieder hingewiesen worden ist. Wir haben einen Gesamtversicherungsbeitrag von über 40 Prozent. Strategisches Ziel der Regierung war, unter 40 Prozent zu kommen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Und auch der Gewerkschaften!)

    - Und der Gewerkschaften. Übrigens auch der SPD, das füge ich hinzu; denn der Gesamtversicherungsbeitrag ist eindeutig zu hoch.
    Ich will Ihnen erklären, warum er so hoch ist. Das hängt wesentlich damit zusammen, daß wir schon in den 80er Jahren eine drastische Verschiebung in der Finanzierungsstruktur der Sozialleistungen hatten, nämlich zu Lasten der Sozialversicherungsbeiträge und zugunsten der steuerfinanzierten Anteile. Mit anderen Worten: Der beitragsfinanzierte Anteil, also der über die Lohnnebenkosten finanzierte Anteil, ist bereits in den 80er Jahren deutlich ansteigend gewesen, und der steuerfinanzierte Anteil ist rückläufig gewesen.
    Diese schiefe Entwicklung aus den 80er Jahren, diese zusätzliche Belastung des Faktors Arbeit, ist in den 90er Jahren einem ganz neuen Höhepunkt zugestrebt, und zwar aus Gründen einer ordnungspolitisch völlig falschen Finanzierung der deutschen Einheit. Eine Strategie dazu hatten Sie nie.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Ottmar Schreiner
    Dazu will ich Ihnen jetzt einen Herrn aus der CDU/ CSU zitieren. - Wenn der Herr weiterredet, nenne ich seinen Namen; ansonsten bin ich kein Petzer. Ich habe hier einen Artikel aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 19. Oktober dieses Jahres, Seite 3. Von einem Journalisten wird aus einem Gespräch mit einem Mann zitiert, der „seit Jahrzehnten in der politischen Führungsebene der Union einen Namen hat". Der Mann sitzt hier unter uns; ich werde aber seinen Namen nicht nennen, weil ich kein Petzer bin.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Hat ihn die „FAZ" genannt?)

    - Die „FAZ" hat ihn auch nicht genannt. Sie hat nur, um von seinem Namen abzulenken, den Bundeskanzler im Foto abgebildet.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Mal sehen, ob wir es erraten!)

    Jetzt zitiere ich Ihnen einige Sätze aus diesem Gespräch mit der „FAZ", die zeigen, daß die Opposition in den letzten Jahren die völlig falsche Finanzierung der deutschen Einheit nicht annähernd mit der gleichen Schärfe gegeißelt hat. Der CDU-Politiker nennt fünf kardinale Fehler. Es geht so los:
    Sie
    - diese Lage -
    sei, so lautet das Urteil . . ., die Folge einer Reihe von Fehlern, deren erster die fatale Behauptung Kohls im Jahr 1990 gewesen sei, man könne die deutsche Einheit ohne Steuererhöhung finanzieren.

    (Zuruf des Abg. Dr. Heiner Geißler [CDU/ CSU])

    Das ist der erste kardinale Fehler, benannt von einer führenden CDU-Persönlichkeit, die in den Reihen der Unionsfraktion seit Jahrzehnten eine herausragende Rolle spielt.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Anonyme Berichte!)

    Zweiter kardinaler Fehler:
    Als ebenso falsch habe sich dann das Lavieren mit dem Solidaritätszuschlag erwiesen. Im Frühjahr 1991 habe der Bundesvorstand der CDU auf seiner Klausurtagung in Bad Neuenahr beschlossen, einen Solidaritätszuschlag in Höhe von 7,5 Prozent der Steuerschuld für die Dauer von vier Jahren zu erheben. Aber kaum sei er gefaßt gewesen, habe ihn die Koalition gekippt, dann auf ein Jahr beschränkt, wieder abgeschafft und schließlich nach eineinhalb Jahren doch wieder eingeführt.
    In diesem Artikel werden noch drei weitere kardinale Fehler benannt. Ich möchte es aus Zeitgründen bei diesen Zitaten belassen. Der Schlußkommentar des führenden CDU-Politikers lautet:

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ja, wer ist denn das? Anonym!)

    Es ist unglaublich, daß diese Leute den Staat führen.
    Der Journalist schreibt dann:
    „Diese Leute", das sind die Mitglieder der Koalitionsrunde, Kohl und Waigel, Glos, Gerhardt und Solms.
    Noch einmal das Zitat:
    Es ist unglaublich, daß diese Leute den Staat führen.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Meine Damen und Herren, auch wenn Sie es nicht gern hören: So deutlich hat das von uns in den letzten Jahren niemand formuliert.
    Was Sie jetzt machen, um aus der Misere herauszukommen: Die systemwidrige Finanzierung einheitsbedingter Lasten im sozialen Bereich soll nun dazu genutzt werden, um im gleichen Volumen den Sozialstaat zurückzufahren, massiv zu beschneiden, soziale Leistungen zu kürzen. Das ist Ihr eigentlicher, von Ihnen selbst gesetzter Handlungszwang, unter dem Sie sich nun bemüßigt fühlen, massiv in die sozialen Leistungen einzuschneiden.

    (Beifall bei der SPD)

    Alle Folgegesetze dieses Jahres werden die Arbeitslosigkeit - ich habe einleitend versucht, es zu begründen - nicht nur nicht zurückführen, sondern sie werden in den nächsten Jahren die Arbeitslosigkeit weiter deutlich erhöhen. Das gilt insbesondere für die Maßnahmen im Bereich der Rentenversicherung. Es ist völlig hirnrissig, bei 4 Millionen Arbeitslosen die Lebensarbeitszeit zu verlängern. Das macht den jungen Leuten den Zugang zum Arbeitsmarkt noch schwieriger, als er ohnehin schon ist.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Ferner ist es geradezu abenteuerlich, im Rahmen der Reformgesetzgebung zum Arbeitsförderungsgesetz die noch vorhandene Substanz an Instrumenten zur aktiven Arbeitsmarktpolitik auf Restgrößen zurückzudrängen.
    Meine Damen und Herren, das eigentliche Risiko des Standortes Deutschland - das gilt sowohl für den Lebensstandort als auch für den Industriestandort - sind die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen. Packen Sie Ihre Koffer und reisen Sie ab!

    (Anhaltender Beifall bei der SPD Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS Lachen bei der CDU/CSU)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich gebe das Wort dem Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Dr. Norbert Blüm.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Blüm


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und

    Bundesminister Dr. Norbert Blüm
    Herren! Ich weiß nicht, ob wir auf dieser Ebene weiterdiskutieren sollen.

    (Zurufe von der SPD Gegenrufe von der CDU/CSU)

    - Ich kann auf der Märchenebene auch mithalten.

    (Zuruf von der SPD: Das glauben wir! - Heiterkeit bei der SPD)

    Ich verspreche Ihnen: Ich würde nie wie eines der sieben Geißlein einem Schreiner die Tür aufmachen, selbst wenn der Kreide gefressen und die Pfote gepudert hätte. Ich würde es nicht machen, nach dieser Rede nicht!

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich frage mich nur, meine Damen und Herren: Sollen wir so weitermachen? Vier Millionen Arbeitslose stehen vor der Tür.

    (Zuruf von der SPD: Ja, wer hat denn dafür gesorgt?)

    Was trägt diese Art von Reden in einer Klosettsprache dazu bei, Antworten zu finden auf die Sorgen und Nöte der Menschen? Das ist die wirkliche Frage, nicht aber, wer hier die besten Kalauer macht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich trage den Einzelplan 11 schon lange vor; ich habe da viel Erfahrung. Es ist immer dasselbe: Jedes Jahr kündigt die SPD den Zusammenbruch des Sozialstaates an. Das habe ich jetzt schon 15mal erlebt. Er hat aber 15 Jahre überdauert und wird weiterhin bestehen, und er ist immer noch einer der besten der Welt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Es ist richtig - ich bekenne mich dazu -: Es muß gespart werden. Ich habe von Ihnen keinen Sparvorschlag gehört.

    (Widerspruch bei der SPD)

    - Nein, ich habe nichts gehört. Das ist bei Ihnen wohl streng vertraulich. Sie haben seit 15 Jahren jeden entscheidenden Sparvorschlag abgelehnt.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: So ist es!)

    Hätten wir nicht gespart, hätten wir allein in diesem Jahr in der Renten- und Arbeitslosenversicherung 100 Milliarden DM Mehrausgaben gehabt. Wenn sich die SPD durchgesetzt hätte, hätten wir heute einen um 6 Prozent höheren Beitrag.

    (Abg. Ottmar Schreiner [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    - Nein, ich rede jetzt erst einmal im Zusammenhang.
    Hätten wir nicht gespart, hätten wir die deutsche Einheit nicht geschafft; denn der so konsolidierte Sozialstaat war Gott sei Dank fähig, die Bürgerinnen und Bürger der neuen Länder, die Arbeitnehmer, die Rentner und auch die Kranken, aufzunehmen. Fragen Sie doch die Rentner, wann es ihnen bessergegangen ist: früher oder heute?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Hätten wir nicht gespart, hätten wir die Inflation nicht bekämpft. Wir sind in bezug auf die Stabilität mit einer Preissteigerungsrate von 1,5 Prozent Spitzenreiter in der Welt. Auch die Rentner wissen, daß der große Taschendieb der kleinen Leute die Inflation ist. Diese haben wir zurückgedrängt. Das ist soziale Politik durch Sparen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben nicht nur eingesammelt; wir haben große strukturelle Reformen durchgesetzt. Wir haben Kindererziehungszeiten und die Pflegeversicherung eingeführt und damit Weichen gestellt.
    Die Debatte hier wird nach dem Motto geführt: Wer mehr Geld ausgibt, ist sozialer.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das ist der erste gedankliche Irrtum; denn träfe das zu, wäre derjenige Sozialstaat der beste, der alles Geld ausgibt und dem Bürger nichts übrigläßt.
    Wir können die Debatte nicht so führen, als hänge die Qualität des Sozialstaates von einem Mehr oder Weniger ab. Dann nämlich würde die Arbeitslosigkeit einen Beitrag dazu leisten, den Sozialstaat auszubauen; denn die Arbeitslosen verursachen Kosten. Also, meine Damen und Herren, lassen Sie uns nicht auf einer Buchhaltungsebene diskutieren!
    Es geht doch um die Frage, wie wir eine neue Balance zwischen Eigenverantwortung und Solidarität schaffen.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Auch das kann ich quantifizieren, obwohl es nicht nur eine quantitative Frage ist: Wenn die Staatsquote bei über 50 Prozent liegt, dann befindet sich die Waage nicht in der Balance, dann hat sie Schlagseite. Wenn Sie diese Schlagseite reduzieren wollen, dann können Sie nicht auf der einen Waagschale Steuern und Abgaben austauschen; denn das Gewicht bleibt immer dasselbe.

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Leider ja!)

    Damit es kein Mißverständnis gibt: Ich bin für Umfinanzierung, aber das ersetzt das Sparen nicht. Sie drücken sich um das Sparen. Das ist das Ergebnis.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Um es noch einmal zu sagen: Ich glaube, daß die Finanzierung verändert werden muß, und zwar weg von der Arbeit, hin zum Verbrauch. Diese Umfinanzierung aber entläßt uns nicht aus der Frage, wie wir die Staatsquote insgesamt senken wollen. Diese bildet sich nämlich aus der Belastung der Bürger, ob über Abgaben oder über Steuern.
    Die Arbeitslosigkeit ist eine Last, materiell und ideell. Kosten spielen eine wichtige Rolle, aber - das

    Bundesminister Dr. Norbert Blüm
    füge ich ausdrücklich hinzu - nicht die einzige. Auch Organisation der Arbeit und Qualifikation sind Gesichtspunkte.
    Für die Höhe der Löhne sind die Tarifpartner zuständig, für die Lohnzusatzkosten auch der Staat. Jeder soll seine Hausaufgaben machen, aber nicht gegeneinander, sondern nebeneinander und miteinander.
    Deshalb sind große Reformen notwendig. Bei der vor uns liegenden AFG-Reform können Sie beweisen, ob Sie bei der strukturellen Umstellung mitmachen oder ob Sie nur eine Debatte über Mehr oder Weniger führen. Es geht um eine effiziente Arbeitsverwaltung, um mehr Verantwortung der Arbeitsämter vor Ort, um mehr Entscheidungsspielraum.
    Was haben Sie als Vertreter des Solidaritätsgedankens eigentlich gegen eine klare Zumutbarkeitsanordnung? Wieso ist es unsolidarisch, zu sagen: Wenn du keine Arbeit hast, mußt du auch einen Arbeitsplatz nehmen, bei dem die Entlohnung so hoch ist wie das Arbeitslosengeld? Was ist daran unzumutbar? Arbeit ist doch keine Schande.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn Arbeitslosigkeit ein großer Verlust ist - diese Auffassung teile ich mit Ihnen; ich meine nicht nur den Lohnverlust, sondern auch den ideellen Verlust -, was ist dann unzumutbar an der Aussage, auch unter den Bedingungen knapper Kassen sei Arbeit eine Verbesserung der Lage von Arbeitslosen?
    Man kann doch nicht sagen, daß ein Diplom, ein Berufsabschluß sozusagen versichert wird. Wir leben doch nicht mehr im 19. Jahrhundert. Die Beschäftigten müssen eventuell ihren Beruf wechseln. Das findet in jedem Großbetrieb statt. Warum sollen nicht auch die Arbeitslosen den Beruf wechseln?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Abg. Ottmar Schreiner [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

    - Ich möchte jetzt zunächst im Gesamtzusammenhang reden; sonst führen Sie mich auf Nebenkriegsschauplätze. Das sind alles Nebenkriegsschauplätze.
    Wenn wir über Zahlen diskutieren, kann ich mithalten. Hier wurde gesagt, die Arbeitsmarktpolitik werde kurz und klein geschlagen. Zu 44 Milliarden DM - 42 Milliarden DM plus 2 Milliarden DM - für die Arbeitsmarktpolitik zu sagen, das sei nichts - liebe Leute: 44 Milliarden DM!
    Im Osten haben wir nun statt 190 000 ABM-Plätze 183 000 ABM-Plätze. Da kann doch niemand sagen - Sie tun das aber in Ihren Flugblättern -: 200 000 ABM-Plätze wurden abgebaut. So viele hatten wir ja gar nicht.
    Ich rege mich nicht über Kritik auf, sondern darüber, daß Sie die Menschen in Angst und Schrecken versetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    - Doch, Sie melken die Angst. Natürlich machen wir Fehler, die Sie kritisieren können. Es sagt doch niemand, wir seien fehlerlos. Ich rege mich aber darüber auf, daß Sie so tun, als sei der Sozialstaat abgeräumt.
    Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den neuen Ländern haben neue Vorschläge gemacht; einer betrifft Lohnkostenzuschüsse. Die Fahrt geht in Richtung erster Arbeitsmarkt. Das schafft mehr neue Chancen als die 7 000 Plätze, die im Bereich der ABM gestrichen wurden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich wiederhole: Die Fahrt geht in Richtung erster Arbeitsmarkt.
    Von Ihnen höre ich immer nur die Forderung nach weiteren ABM-Plätzen. Das ist Ihr Patentrezept: Schickt sie doch alle in ABM! 4 Millionen ABM- Plätze - nach Ihrer Vorstellung wäre die Arbeitslosigkeit damit beseitigt. Das ist das Münchhausen-Syndrom der SPD.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Ab zum Vertrauensarzt!)

    - Doch, der Senkrechtstarter. Man zieht sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf.
    Meine Damen und Herren, ich fordere Sie von dieser Stelle aus auf, nichts zu blockieren - auch nicht im Bundesrat -, was Veränderung zugunsten eines Arbeitsmarktes mit mehr Flexibilität und mit mehr Chancen für die Arbeitnehmer bedeutet.
    Zu den Renten. Ich will ausdrücklich daran erinnern, daß wir die Rentenreform 1989 gemeinsam gemacht haben.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Eben haben Sie gesagt, wir sind immer gegen das Sparen!)

    - Diese Rentenreform war auch nicht nur eine Sparmaßnahme.

    (Erneuter Zuruf des Abg. Ottmar Schreiner [SPD])

    - Gut, dann korrigiere ich mich in diesem Zusammenhang ausdrücklich, Kollege Schreiner.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Wie war das denn bei der Gesundheitsreform?)

    - Ich korrigiere mich. Machen Sie doch nicht weiter.

    (Ottmar Schreiner [SPD]: Sie müssen sich pausenlos korrigieren!)

    - Nein, ich muß mich gar nicht pausenlos korrigieren. Ich lade Sie sogar ein, jetzt wieder mitzumachen.
    Worum geht es? Es geht darum, das bewährte System weiterzuentwickeln. Worin liegt seine Bewährung? Es geht um Vorsorge und nicht um Versorgung. Warum Vorsorge? - Es liegen Vorleistungen vor, Pflichtvorleistungen. Es entspricht aber nicht dem Versorgungsgedanken, ein Grundrentensystem anonym aus dem Steuersäckel zu finanzieren. Das werden wir nicht machen. Wir bleiben bei dem bewährten System.

    Bundesminister Dr. Norbert Blüm
    Ein weiterer Punkt. Es geht nicht darum, jemandem mit einer Rente von 2 000 DM, 1 500 DM oder 1 200 DM diese zu kürzen. Darum geht die Diskussion nicht. Es geht nur darum, die durch demographische Veränderungen erforderlich werdende Anpassung so zu gestalten, daß die Lasten auf Jung und Alt, auf Beitragszahler und Rentner verteilt werden.
    Eine längere Lebenserwartung bedeutet, daß die Rente länger gezahlt wird. Es geht um die gleiche Rentensumme. Es ist aber ein Unterschied, ob Sie diese auf 20 oder nur auf 10 Jahre verteilen müssen. Der Beitrag ist gleich; er hat sich nicht verändert.
    Das sind die Fragen, auf die wir Antworten zur Erhaltung unseres Systems geben müssen. Dazu lade ich alle ein; denn ich denke: Das Schlimmste, was uns passieren könnte, ist, daß auf Grund dieser Debatte Angst und Schrecken in einer Generation entstehen, die in diesem Jahrhundert schon viel Angst und Schrecken erlebt und es nicht verdient hat, durch eine neue Hysterie in neue Schrecken versetzt zu werden.
    Meine Damen und Herren, ich nenne noch einen Grund unserer Anstrengungen. Der Grund heißt Europa.

    (Zurufe von der SPD: Oh!)

    - Doch.
    Es ist das beste Ziel, für das wir uns in diesem Jahrhundert einsetzen. Es geht nicht nur um ein sozialpolitisches Ziel; es geht auch um Friedenssicherung. Aber es ist auch ein sozialpolitisches Ziel. Ein Exportland wie Deutschland kann seine Probleme nicht im nationalen Schrebergarten lösen. Deshalb lohnt es sich, die Anstrengung für den europäischen Binnenmarkt zu unternehmen, uns auch durch Sparen fit zu machen. Vielleicht sollten wir das Thema weniger mit diesen Globalverdächtigungen und dieser Klosettsprache behandeln, sondern einen fairen Wettbewerb um die besten Vorschläge austragen.
    Aber eines muß ich sagen: Es kann keinen Vorschlag geben, bei dem nicht gespart wird. Es gibt keinen Weg zu einer Lösung ohne Sparen. Das gehört zur Wahrheit. Wenn wir uns auf dieser Ebene finden können, machen wir einen Wettbewerb um die sozial besseren, gerechteren Vorschläge. Wenn Sie an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen, fallen Sie für diese notwendige zukunftssichernde Diskussion aus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ottmar Schreiner [SPD]: Über diesen Kurs sind wir zu Tode erschrocken!)