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    Plenarprotokoll 13/142 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 12805 A Nachträgliche Ausschußüberweisung . 12805 B Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksachen 13/5200, 13/5836) 12805 C in Verbindung mit Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/6009, 13/6025) . . . 12805 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1997 (ERP- Wirtschaftsplangesetz 1997) (Drucksachen 13/5741, 13/6117) 12809 D Wolfgang Thierse SPD 12806 A Ernst Hinsken CDU/CSU 12808 B, C, 12819 C, 12822 D Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. .12810A, B Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12811 D Ernst Schwanhold SPD 12813 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12814D, 12827 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. 12817 D, 12838 A Edelgard Bulmahn SPD 12818 D Jürgen Koppelin F.D.P. 12819 B Rolf Kutzmutz PDS 12821 D Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 12824 A, 12828 B Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . 12824 C Anke Fuchs (Köln) SPD 12825 B Manfred Hampel SPD 12828 D Gunnar Uldall CDU/CSU 12831 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12833B, D Ernst Schwanhold SPD . 12834 C, 12837 B, 12838 C Ernst Hinsken CDU/CSU 12837 A Dr. Hermann Pohler CDU/CSU 12839 B Manfred Hampel SPD 12840 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 12840 C Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (Drucksachen 13/6021, 13/6025) . . 12842 B Dieter Schanz SPD 12842 B Steffen Kampeter CDU/CSU 12845 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12849 A Jürgen Koppelin F.D.P 12851 B Doris Odendahl SPD . . . . 12852 D, 12856 C Dr. Ludwig Elm PDS 12854 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 12855 D Jörg Tauss SPD 12858 D Edelgard Bulmahn SPD 12859 A Christian Lenzer CDU/CSU 12861 C Edelgard Bulmahn SPD 12862 D Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Antrag der Abgeordneten Michael Müller (Düsseldorf), Ernst Schwanhold, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Informationspflicht der Chemischen Industrie über Zwischenprodukte (Drucksache 13/3787) 12865 C b) Antrag der Abgeordneten Dr. Liesel Hartenstein, Ulrike Mehl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Kennzeichnung von Holz und Holzprodukten (Drucksache 13/5212) 12865 C c) Antrag der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Sicherstellung der Realisierung des Abzweigs Mainz/ Wiesbaden der ICE-Trasse KölnRhein/Main (Drucksache 13/6096) . 12865 D d) Antrag der Abgeordneten Gunter Weißgerber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Abgeordneter und der Fraktionen der SPD: Gemeinschaftliche Finanzierung eines Neubaus des Museums der Bildenden Künste in Leipzig (Drucksache 13/6114) . . . 12865 D e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestaltung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" hier: Rahmenplan 1997 bis 2000 (Drucksache 13/5562) 12866 A Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europa-Mittelmeer-Abkommen vom 17. Juli 1995 zur Gründung einer Assoziation zwischen der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Tunesischen Republik andererseits (Drucksachen 13/4790, 13/6095) 12866 A b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 31. August 1995 des Übereinkommens über die Internationale Fernmeldesatellitenorganisation „INTELSAT" (Drucksachen 13/5719, 13/6118) 12866 B c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu der Änderung vom 18. Mai 1995 des Übereinkommens zur Gründung der Europäischen Fernmeldesatellitenorganisation „EUTELSAT" (Drucksachen 13/5716, 13/6119) 12866 C d) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Beendigung der Waffenerprobung und Schießübungen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Drucksachen 13/1391, 13/5053) 12866 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Notwendige Naturschutzmaßnahmen im europäischen Naturschutzjahr 1995 (Drucksachen 13/1350, 13/5054) 12867 A f) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Geänderter Vorschlag für eine Entscheidung des Rates für das vierte mittelfristige Aktionsprogramm der Gemeinschaft für die Chancengleichheit von Frauen und Männern (1996-2000) (Drucksachen 13/3938 Nr. 2.32, 13/4773) 12867 B g) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Haushaltsführung 1996; Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 23 02 Titel 836 02 - Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kapital der Internationalen Entwicklungsorganisationen (IDA) - (Drucksachen 13/5712, 13/5844 Nr. 2, 13/6049) . . 12867 B h) Beschlußempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfän- ger in den neuen Ländern (einschl. ehemaliges Ost-Berlin) (Drucksachen 13/5658, 13/5770 Nr. 3, 13/6068) . . 12867 C i) Beschlußempfehlung des Petitionsausschusses: Sammelübersicht 159 zu Petitionen (Drucksache 13/6116) 12867 D Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/6011, 13/6025) 12867 D Dr. Konstanze Wegner SPD 12868 A Andreas Storm CDU/CSU 12869 D Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 12870 C Peter Dreßen SPD . . . 12871B, 12877C, 12878 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12873 C Dr. Gisela Babel F.D.P 12875 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12878 B Konrad Gilges SPD 12879 A, 12892 D Dr. Heidi Knake-Werner PDS 12879 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 12881 C Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 12882 A Dr. Gisela Babel F.D.P. 12884 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12885 D Ottmar Schreiner SPD 12886 B Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 12889 D Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/6016, 13/6025) 12892 D in Verbindung mit Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dietmar Schütz (Oldenburg), Eckart Kuhlwein, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: UmweltAudit in Bundesministerien und -behörden (Drucksachen 13/2417, 13/4023) 12892 D Eckart Kuhlwein SPD 12893 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 12894 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12897 A Birgit Homburger F.D.P. . . . . 12898 C, 12904 B Rolf Köhne PDS 12899 A Eva Bulling-Schröter PDS 12901 B Ulrike Mehl SPD 12902 A, 12904 C Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 12904 D Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/6012, 13/6025) . . . 12908 A Hans-Georg Wagner SPD 12908 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . 12910 B, 12919 D Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . 12911 D, 12922 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12913 A Horst Friedrich F.D.P. 12914 C Dr. Winfried Wolf PDS 12916 A Konrad Kunick SPD 12917 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12919 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 12920 B, 12923 D Dr. Winfried Wolf PDS 12921 B Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12922 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 12923 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/6020, 13/6025) 12925 A Dr. Rolf Niese SPD 12925 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 12927 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12930B, 12932 B Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 12931 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 12932 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 12934 B Otto Reschke SPD 12935 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 12936 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 12937 B Achim Großmann SPD 12939 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12939 C Haushaltsgesetz 1997 (Drucksachen 13/6026, 13/6027) . . . 12941 A Dr. Christa Luft PDS (Erklärung nach § 31 GO) 12941 C Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . 12942 A Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksachen 13/5201, 13/5836, 13/6028) . . . 12942 C Nächste Sitzung 12942 C Berichtigung 12942 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 12943* A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung - Dr. Guido Westerwelle F.D.P. . . . . . . 12943* C Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben 12944*C 142. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. November 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 141. Sitzung, Seite 12790 B: In der vierten Zeile nach dem Zuruf des Abgeordneten Dr. Guido Westerwelle ist statt „Handelverlesene" „Handverlesene" zu lesen. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 28. 11. 96 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Dr. Fell, Karl H. CDU/CSU 28. 11. 96 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 28. 11.96 Andrea 90/DIE GRÜNEN Frick, Gisela F.D.P. 28. 11. 96 Gysi, Andrea PDS 28. 11. 96 Krautscheid, CDU/CSU 28.11.96 Andreas Krüger, Thomas SPD 28. 11. 96 Lehn, Waltraud SPD 28. 11. 96 Lemke, Steffi BÜNDNIS 28. 11. 96 90/DIE GRÜNEN Rauber, Helmut CDU/CSU 28. 11. 96 Rupprecht, SPD 28.11.96 Marlene Dr. Schäfer, SPD 28. 11. 96 Hansjörg Scherhag, CDU/CSU 28.11.96 Karl-Heinz Dr. Schuchardt, CDU/CDU 28. 11. 96 Erika Schumann, Ilse SPD 28. 11. 96 Tippach, Steffen PDS 28. 11. 96 Tröger, Gottfried CDU/CSU 28. 11. 96 Vosen, Josef SPD 28. 11. 96 Wallow, Hans SPD 28. 11. 96 Wieczorek (Duisburg), SPD 28. 11. 96 Helmut Wiefelspütz, Dieter SPD 28. 11. 96 Wittich, Berthold SPD 28. 11. 96 Wohlleben, Verena SPD 28. 11. 96 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 28. 11. 96 Margareta 90/DIE GRÜNEN Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zum Haushaltsgesetz 1997, hier: Einzelplan 06 - Bundesministerium des Innern -, zu dem Antrag: Vergütung der Mitglieder der Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern sowie zu Einzelplan 33 - Versorgung -*) Dr. Guido Westerwelle (F.D.P.): Viel stärker als die volkswirtschaftlichen Leistungen sind die Personalausgaben unseres Staates angestiegen: Bei Bund, Ländern und Gemeinden waren es 1970 noch 61,5 Milliarden DM, heute sind es bereits 350 Milliarden DM. Den Löwenanteil bei der Explosion der Personalausgaben steuern mit 191 Milliarden DM die Bundesländer bei. Die Personalausgaben machen inzwischen ca. 10 Prozent, also fast ein Drittel der Gesamtausgaben der Gebietskörperschaften aus. Wenn der Staat so weitermacht, wird er sich selbst lahmlegen. Jedem Problem wird in Deutschland ein Paragraph hinterhergeworfen. Unabhängige Gutachter schätzen die jährlichen Bürokratiekosten für die Wirtschaft auf 60 Milliarden DM. Die F.D.P. begrüßt die Bestrebungen der Bundesregierung, mit einem Bürokratiekosten-TÜV die Belastungen für die Wirtschaft zu verringern. Ziel muß es sein, die Bürokratiekosten in drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Wirtschaft hat der Politik einen deutlichen Hinweis gegeben. In seinem Gutachten weist er darauf hin, daß heute ein Prozent weniger Staat bedeuten würde, daß auch mehr als 34 Milliarden DM weniger ausgegeben werden. Dagegen läuft bei der Opposition immer noch der Wettbewerb der Ausdehnung der Staatstätigkeit. Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangt nur die sozialregulierte Marktwirtschaft, damit ebenso wie die Opposition mehr Staatstätigkeit, mehr Verregelung und mehr Verriegelung. Der Hinweis in der Debatte, die Koalition würde bei einer Reform des öffentlichen Dienstrechts die Möglichkeiten für Teilzeitarbeit nicht schaffen, ist sachlich nicht begründet. Der Opposition und insbesondere dem saarländischen Ministerpräsidenten ist zu empfehlen, die Drucksache 13/3994 zu studieren. In § 44 a BRRG ist ausdrücklich enthalten, daß durch Gesetz bestimmt werden kann, daß Beamten mit Dienstbezügen auf Antrag Teilzeitbeschäftigung bis zur Hälfte der regelmäßigen Arbeitszeit bis zur jeweils beantragten Dauer bewilligt werden kann, soweit dienstliche Belange nicht entgegenstehen. *) Vergleiche 141. Sitzung, Seite 12792 D, vorletzter Absatz Zur inneren Sicherheit: Die Koalition hat dafür gesorgt, daß in den letzten Jahren das Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität, das Geldwäschegesetz und das Verbrechensbekämpfungsgesetz verabschiedet worden sind. Insbesondere das Gesetz zur sogenannten Hauptverhandlungshaft ist ein Beitrag zur inneren Sicherheit und darf von den SPD-Ländern nicht länger blockiert werden. Auf frischer Tat Betroffene können danach vorläufig festgenommen werden, wenn eine Entscheidung im beschleunigten Verfahren zu erwarten und zu befürchten ist, daß der Festgenommene der Hauptverhandlung fernbleiben wird. Ein auf frischer Tat Betroffener kann unter den genannten Gründen für höchstens eine Woche in Haft genommen werden. Die Durchführung der Hauptverhandlungshaft muß innerhalb dieser Woche zu erwarten sein. Die Hauptverhandlungshaft wird von einem Richter angeordnet und nicht von der Polizei. Der anordnende Richter soll derselbe sein, der für die Durchführung des beschleunigten Verfahrens zuständig ist. Damit ist das Gesetz nicht nur effizient, sondern auch rechtsstaatlich vernünftig. Wer dagegen selbst, wie die grüne Abgeordnete Elisabeth Altmann und die PDS-Abgeordnete Eva Bulling-Schröter, öffentlich zu Gewalt gegen Sachen aufruft, wie es in diesem Jahr geschehen ist, ist nicht geeignet, sich als Vertreter des Rechtsstaates zu präsentieren. Wer Gewalt gegen Sachen predigt, fordert das Faustrecht und stellt sich damit außerhalb einer rechtsstaatlichen Werteordnung. Zur Staatsangehörigkeitspolitik: Die Integration der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger ist die zentrale gesellschaftspolitische Reformaufgabe der nächsten Jahre. Das geltende Staatsangehörigkeitsrecht führt dazu, daß in Deutschland immer mehr Menschen leben, die hier geboren und aufgewachsen sind, die in Deutschland zur Schule gehen und bei uns Beiträge zur Sozialversicherung zahlen und trotzdem rechtlich Fremde bleiben. Wir Freien Demokraten wollen dagegen ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht, das den hier geborenen Kindern von ausländischen Eltern, die hier seit Jahrzehnten leben, die Chance gibt, als Deutsche integriert aufzuwachsen. Diese Kinder sprechen Deutsch und die Sprache ihrer Eltern allenfalls mit einem deutschen Akzent. Jeder weiß, daß sie hier immer leben werden. Es läuft den Interessen unseres eigenen Landes zuwider, wenn man die hier geborenen Kinder mit einem ausländischen Bewußtsein groß werden läßt, anstatt ihnen eine inländische Identität von Anfang an zu vermitteln. Die F.D.P. appelliert an alle Teile dieses Hauses, nicht nur im Interesse dieser Kinder, sondern auch im Interesse unseres Landes bei der Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts mitzuwirken. Die F.D.P. begrüßt insbesondere auch die in jüngster Zeit entstandene Bewegung innerhalb der Union in dieser Frage. Anlage 3 Aufgrund eines technischen Fehlers bei der elektronischen Übermittlung ist der Redebeitrag des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/CSU) im Stenographischen Bericht über die 141. Sitzung, Seiten 12768 A bis 12770 C, nicht in der vom Redner autorisierten Fassung gedruckt worden. Aus diesem Grunde wird im folgenden die vom Redner gemäß § 118 GOBT korrigierte Fassung wiedergegeben: Manfred Kolbe (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gemessen am Gesamtvolumen des Bundeshaushalts mit 440 Milliarden DM sind der Einzelplan 07 des Geschäftsbereichs des Bundesministeriums der Justiz mit einem Haushaltsvolumen von rund 0,7 Milliarden DM und der Einzelplan 19 des Bundesverfassungsgerichts mit einem Ausgabevolumen von 0,03 Milliarden relativ bescheidene Einzelhaushalte. In diesen Bereichen können wir also nicht die Milliardeneinsparungen erzielen, die wir zur Haushaltskonsolidierung brauchen. Dennoch trägt auch der Justizhaushalt zur Haushaltskonsolidierung bei. Zwar steigen die Ausgaben des Einzelplans 07 1997 um 1,1 Prozent, während bekanntermaßen die Ausgaben im Gesamtbundeshaushalt um 2,5 Prozent zurückgehen. Diese Diskrepanz läßt sich jedoch leicht erklären: Gegenüber den Ansätzen der Finanzplanung bleiben wir in diesem Haushalt um 11,1 Prozent zurück. Außerdem beruht die Ausgabensteigerung allein auf den gestiegenen Investitionen von rund 10 Millionen DM, während die Personalausgaben um 1,7 Prozent zurückgehen. Die Ausgabensteigerung bei den Zuweisungen ist allein darauf zurückzuführen, daß 16 Millionen DM, wie es Kollege Weißgerber schon erwähnt hat, für die Schadenersatzforderungen wegen der verspäteten Umsetzung der EG-Pauschalreiserichtlinie in nationales Recht auf Grund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs zu veranschlagen sind, eine Summe, für die nicht der Einzelplan 07 verantwortlich ist, sondern die dort nur technisch veranschlagt wird. Auch im Einzelplan 07 sparen wir beim Personal und steigern die Investitionen. Die Struktur stimmt also. Schließlich ist noch hervorzuheben, daß sich der Justizhaushalt zu 53 Prozent selber deckt. Frau Karwatzki, wäre das überall so, wäre es das reinste Vergnügen, Finanzminister zu werden. Das ist aber leider nicht überall so wie im Einzelplan 07. (Parl. Staatssekretärin Irmgard Karwatzki: Schade!) Einige allgemeine finanzpolitische Probleme schlagen sich auch in diesem relativ kleinen Einzelhaushalt nieder. Da haben wir als erstes die Problematik der steigenden internationalen Beitragslasten der Bundesrepublik Deutschland. Diese Beitragslasten werden auch durch die vielfach kritisierten hohen und steuerfreien Gehälter bei internationalen Organisationen mitverursacht. Diese Gehälter will ich hier nicht weiter ansprechen. Mir geht es um die Ver- sorgungsbezüge, weil sich diese im Einzelplan niederschlagen. Denn die Steuerfreiheit gilt zwar nicht für Versorgungsbezüge, aber Art. 42 der Versorgungsordnung des Europäischen Patentamtes, um das es hier geht, bestimmt, daß die Versorgungsempfänger von ihrem Sitzstaat 50 Prozent der Steuer erstattet bekommen, die sie zunächst zu zahlen haben. Die Versorgungsempfänger europäischer Organisationen werden also bessergestellt als andere. Diese Beträge summieren sich. Waren 1993 noch lediglich 160 000 DM für die hälftige Steuererstattung an deutsche Versorgungsempfänger des Europäischen Patentamts auszugeben, so ist für 1997 bereits der vierfache Betrag, also 690 000 DM, veranschlagt. Diese Problematik müssen wir einmal in einem größeren Rahmen angehen. Sie kann nicht isoliert im Einzelplan des Justizministeriums gelöst werden. Wir machen uns ja Gedanken über eine große Steuerreform. Kerngedanke dabei ist die niedrigere Belastung bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage. Es ist natürlich zu fragen, ob diese Steuerfreiheiten dann noch ihren Sinn haben. Sie sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Hier können wir als Deutsche nicht allein handeln. Wir müssen international koordiniert vorgehen. Ich glaube aber, daß der amerikanische Kongreßabgeordnete das ähnlich wie wir sehen dürfte. Wir alle würden dadurch bei den Beiträgen entlastet. Diese Initiative sollten wir aufgreifen. Das ist auch im Berichterstattergespräch so vereinbart worden. Erfreulich, was den internationalen Bereich betrifft, ist, daß im Oktober die erste große UN-Institution in Deutschland ihren Sitz genommen hat. Nach fast einem Vierteljahrhundert Vorbereitung sind am 17. Oktober 1996 die 21 Richter am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg in Ihrer Anwesenheit, Herr Minister, und Ihrer, Herr Staatssekretär Funke - Sie kommen ja aus Hamburg -, sowie in Anwesenheit des UN-Generalsekretärs vereidigt und der Grundstein des Gerichtsgebäudes gelegt worden. Das Gerichtsgebäude wird den Bundeshaushalt 123 Millionen DM kosten. 80 Prozent davon trägt der Bund, 20 Prozent das Land Hamburg. Das alles geht auf die 1973 einberufene 3. Seerechtskonferenz zurück, die Hamburg in den 80er Jahren als Sitz auserkor. Auch von hier aus möchte ich dem Internationalen Seegerichtshof, also der ersten größeren UN- Organisation, die in Deutschland ihren Sitz hat, eine gute Arbeit wünschen. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Ein zweites finanzpolitisches Thema schlägt sich in diesem Bundeshaushalt nieder. Das ist das härter werdende Bund-Länder-Verhältnis, das, wenn auch in kleinen Beträgen, seinen Niederschlag auch im Justizhaushalt findet. Ich spreche hier das Servicebüro der Deutschen Bewährungshilfe e. V. für den Täter-Opfer-Ausgleich in Bonn an. Kollege Weißgerber hat auch schon darüber gesprochen. Alle Fraktionen dieses Hauses unterstützen die Arbeit dieses Servicebüros. Nur muß man sich einmal dessen Geschichte vergegenwärtigen: Das Servicebüro hat 1992 seine Arbeit aufgenommen. Der Bund hat die Anschubfinanzierung vier Jahre lang alleine erbracht. Ab 1996 haben wir dann im Haushaltsausschuß gesagt: Bund und Länder finanzieren das Servicebüro jeweils zur Hälfte, da die Justiz nach der Kompetenzverteilung unseres Grundgesetzes nun einmal überwiegend Ländersache ist. Wir haben deshalb den hälftigen Betrag in den Bundeshaushalt eingestellt, ihn aber gesperrt. Mühsam konnten im Laufe des Jahres 1996 zweimal 50 000 DM bei den Ländern eingesammelt werden. Der Bund hat die entsprechenden Beträge entsperrt. 1997 geht das Gezerre weiter. Der Bund hat seinen Anteil in Höhe von 150 000 DM aufgestellt, aber wiederum mit einer Sperre versehen. Wir warten auf eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern über die Mitfinanzierung in gleicher Höhe. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Kollege Horst Eylmann, hat alle Landesregierungen angeschrieben. Ich hoffe, daß es von dort eine positive Reaktion gibt. Bisher sind die Zeichen nicht so ermutigend, die überwiegende Anzahl der Länder hat bisher ihre Mitwirkung verweigert. Herr Kollege Weißgerber, ich erwähne das Saarland nicht immer, weil es das Saarland ist, sondern weil es dort, ich sage es als Beispiel, um ganze 1 935 DM geht. Das ist für jeden Privatbürger viel Geld, aber haushaltspolitisch gesehen ein doch relativ bescheidener Betrag, eine Geste, die man meines Erachtens zugunsten des Täter- Opfer-Ausgleichs erbringen könnte. (Zuruf von der SPD: Wieviel ist das denn bei Bayern?) - Bayern ist ebenfalls zurückhaltend. Aber die Einflußmöglichkeiten eines sächsischen CDU-Bundestagsabgeordneten auf die Bayerische Staatsregierung sind relativ begrenzt. (Lachen bei der SPD) Herr Beck, was Hessen betrifft, so hatten Sie letztes Jahr zugesagt, Ihren Kollegen Rupert von Plottnitz anzurufen. Der Anruf hat offenbar bisher noch nicht geklappt; denn Hessen steht auch noch in der konditionierten Verweigererliste; das heißt, Hessen zahlt erst, wenn alle zahlen. Auch dort versteckt man sich also erst einmal. Ich hoffe, daß wir hier vorankommen. Warum der Bund keine Länderaufgaben alleine bezahlen kann, möchte ich anhand von ein paar Zahlen erklären. 1966, also vor 30 Jahren, standen 55 Prozent der Steuereinnahmen dem Bund zu, 31 Prozent den Ländern. Heute, 30 Jahre später, haben wir fast einen Gleichstand: 42 Prozent Bund, 41 Prozent Länder. Die Einnahmeposition des Bundes hat sich also gegenüber den Ländern verschlechtert. Dann muß der Bund auch darauf dringen, daß die Länder im Justizbereich, bei dem es sich um eine primäre Landesaufgabe handelt, ihren Beitrag erbringen. Mit diesem Justizhaushalt gehen wir weitere Schritte in Richtung Vollendung der deutschen Einheit. Einer der wichtigsten Schritte zur Vollendung der deutschen Einheit ist die Verlegung des Sitzes von Bundesgerichten und -behörden in die östlichen Bundesländer. Herr Bundesjustizminister, kaum ein Ressort hat diese Aufgabe so ernst genommen wie das Justizministerium. Dafür auch meinerseits herzlichen Dank. Die Mühlen der Justiz mahlen angeblich immer langsam, aber hier ist die Justiz Vorreiter. (Beifall des Abg. Detlef Kleinert [Hannover] [F.D.P.]) Das Bundesverwaltungsgericht wird seinen Sitz in Leipzig nehmen, das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Am schnellsten kommt jedoch die Verlagerung des 5. Strafsenats von Berlin nach Leipzig voran. Dieser wird bereits 1997 seine Arbeit in Leipzig aufnehmen. Das wird ein historischer Augenblick sein. Es ist die erste oberste Bundeseinrichtung, die ihre Arbeit in den östlichen Bundesländern außerhalb Berlins aufnimmt. Das Grundkonzept der Föderalismuskommission war, daß Karlsruhe und Leipzig die beiden wichtigen Residenzen des Rechts im wiedervereinigten Deutschland sein sollen: Karlsruhe mit dem Bundesverfassungsgericht und dem weitaus größeren Teil des Bundesgerichtshofs, Leipzig mit dem Bundesverwaltungsgericht und zunächst einem Strafsenat des Bundesgerichtshofs. Sofern die größer gewordene Einwohnerzahl im wiedervereinigten Deutschland - es sind knapp 20 Millionen Einwohner mehr und leider begehen auch diese hin und wieder Straftaten - oder prozessive neue Senate erforderlich macht, werden neue Senate in Leipzig eingerichtet. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erfurt haben Sie vergessen!) Diese Zuwachsklausel der Föderalismuskommission ist damals, 1992, lange diskutiert - Herr Minister, ich war selber Mitglied der Föderalismuskommission - und in vollem Bewußtsein der Tragweite dieser Entscheidung beschlossen worden. Man war sich also ganz genau im klaren, was man da beschließt. Deshalb kann man meines Erachtens jetzt nicht mehr, wie ich das gelegentlich höre, aus Praktikabilitätsgründen diese Zuwachsklausel in Frage stellen, ohne auch die gesamte Sitzentscheidung in Frage zu stellen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die ehemalige Reichsgerichtsbibliothek ansprechen. 320 000 Bände umfaßte diese Bibliothek. Es war die bedeutendste juristische Bibliothek der Welt; weltberühmt vor allen Dingen die Handschriften und Druckwerke von vor 1800. Dort war der Erstdruck der „Summa Azonis" des Azo von Bologna von 1210, des „Sachsenspiegel", des „Schwabenspiegel". Die ältesten deutschen Strafgesetzbücher sind dort vorhanden, die Bambergische Halsgerichtsordnung, die Brandenburgische Halsgerichtsordnung oder die Peinliche Halsgerichtsordnung, die „Constitutio Criminalis Carolina" von 1532. Wenn man sich diese Handschriften und den von dort ausgehenden Horror betrachtet, der im „Hexenhammer" gipfelt und die Verfolgung der Hexen beschreibt, dann kann man kaum glauben, daß diese Teile der Bibliothek noch heute, Herr Minister, für die praktische Arbeit der Richter benötigt werden. Mit meinem Verständnis von liberaler Rechtspolitik deckt sich der „Hexenhammer" nicht. Das erlaube ich mir auch als Christdemokrat zu sagen. (Zurufe von der SPD) »Es handelt sich vielmehr um kunsthistorische Gegenstände, die nicht für die tägliche Arbeit benötigt werden. Diese kunsthistorischen Gegenstände gehören wieder an den Ort, wo sie zusammengetragen worden sind: nach Leipzig. (Dr. Uwe-Jens Heuer [PDS]: Sehr gut!) Lassen Sie mich zum Schluß noch auf die Rechtsangleichung im wiedervereinigten Deutschland eingehen, die wir in den letzten sieben Jahren erreicht haben. Ich denke nur an die Problematik der Eigenheime, Sachenrechtsbereinigungsgesetz, ein Kapitel von ganz grundlegender Bedeutung für Hunderttausende von Menschen, die dort in ihrer Existenz betroffen sind. Wir haben mit dem Sachenrechtsbereinigungsgesetz eine sehr pragmatische Lösung geschaffen, die die Menschen befriedigt. Und das Schönste am Sachenrechtsbereinigungsgesetz ist: Dieses Gesetz kommt im strittigen Verfahren kaum zur Anwendung, weil es als freiwillige Vertragsgrundlage akzeptiert wird. Genau diesen Weg, praktikable Regelungen zu finden, Herr Minister, müssen wir auch in anderen Bereichen - etwa beim Nutzerschutz - gehen. Ich denke nur an die Konkurrenz zwischen Vermögensrecht und Zivilrecht, bzw. Restitutionsanspruch und Grundbuchberichtigungsanspruch. Auch dort kann man den Grundbuchberichtigungsanspruch nicht bis in die feinsten Ziselierungen des Zivilrechts verfolgen, ohne vielleicht zu unbilligen Ergebnissen zu kommen. Ich darf nur ein kleines Beispiel nennen. Der Restitutionsanspruch des Ersterben ging in einem Fall deshalb ins Leere, weil an 27. Stelle ein nachrangiger Erbe auftauchte, der zum Zeitpunkt des Erbfalls noch minderjährig war, weshalb das Vormundschaftsgericht nicht beteiligt wurde. Ich glaube, das sind Ergebnisse, die wir schwer vertreten können. Zum Abschluß noch zwei Sätze zum Bundesverfassungsgericht. Das Bundesverfassungsgericht hat vor zwei Wochen ein gutes Urteil gefällt. Die Todesschüsse an der Mauer sind strafbar. Der Schießbefehl verstößt gegen Menschenrechte und konnte auch durch DDR- „Recht" nicht gerechtfertigt werden. Ich habe im Wahlkreis in den letzten Monaten selten so viel Zustimmung gehabt wie in diesem Fall. Es hat sich glücklicherweise nicht der Spruch bewahrheitet: Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Nein, das Bundesverfassungsgericht hat hier umfassend für Gerechtigkeit gesorgt. Dies sollten wir als Gesetzgeber auch bei der SED- Unrechtsbereinigung tun. Wir müssen hier nachbessern. Insbesondere beim Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz fließt nur ein Bruchteil der Mittel ab. Bis Ende Oktober waren es 177 000 DM von veranschlagten 15 Millionen DM. Auch das müssen wir als Gesetzgeber ändern. Abschließend möchte ich Sie bitten, dem Einzelplan 07 und dem Einzelplan 19 in der Ausschußfassung zuzustimmen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Günter Rexrodt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Daß wir für 1997 die Mittel für die Außenwirtschaftsförderung eingesetzt haben - sprich: Außenhandelskammern und Auslandsmessewesen -, ist keine einmalige Aktion von uns und war als solche auch nicht gedacht, sondern dies muß die Basis für die kommenden Jahre sein. Herr Bundeswirtschaftsminister, ich hoffe, Sie haben dies so aufgenommen und verstanden und handeln entsprechend. Wir werden es bei den Beratungen im nächsten Jahr genau beachten.
    Im übrigen setzt der Haushalt 1997 den konsequenten Sparkurs fort, so auch der Einzelplan 09 des Bundesministers für Wirtschaft. Ich bin der Meinung, daß er deshalb die ungeteilte Zustimmung dieses Hauses verdient.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich rufe die Kollegin Antje Hermenau auf.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Hermenau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein

    Antje Hermenau
    Haushalt ist eigentlich immer in Zahlen geschriebene Politik und oft nachvollziehbarer und wahrhaftigerer als die vielen Reden, die gehalten werden. Sehen wir uns diesen Haushalt doch einmal an, überlegen wir, was damit implementiert wird, was man im Zahlengewirr als normaler Mensch so nicht erkennen kann, aber was vielleicht dahintersteckt.
    Wenn hier von Globalisierungspanik gesprochen wird und allen irgendwie die Verzweiflung im Auge aufblitzt,

    (Joachim Hörster [CDU/CSU]: Nein, nein!)

    dann denke ich mir, daß Herr Rexrodt eigentlich bemüht sein müßte, nicht nach Asien, zu den Märkten zu fliehen, sondern in Europa eine Harmonisierung sowohl hinsichtlich der Wirtschaftsprinzipien als auch hinsichtlich der Harmonisierung der Steuern herzustellen. Denn die Steueroasen in Europa sind diejenigen, die die wandernden Arbeitsplätze, auf die der Bundeskanzler gestern reflektierte, verursachen. Die Arbeitsplätze, die hier fehlen, werden innerhalb Europas ausgelagert. Das ist das Problem; denn dort wird um denselben Markt gekämpft, während die Auslagerung von Produktionskapazitäten in Länder außerhalb Europas eigentlich nur bedeutet, daß man dort neue Märkte erschließt und damit dort auch neue Konditionskapazitäten aufbauen muß.
    Vor diesem Hintergrund frage ich mich natürlich, wo Ihr Beitrag zur Europäisierung ist; denn die Globalisierung an sich ist für Sie kein Aufgabengebiet, weil Sie da gar nicht so viel mitmischen können. Ich hätte es gern gesehen, daß Sie sich, nach dem Untergang der klassischen nationalen Volkswirtschaft, die in der alten Weise ja nicht mehr existiert - darin stimmen wir überein, Herr Rexrodt - stärker dafür engagieren, steuerliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Europa zu harmonisieren und damit dazu beizutragen, daß hier Arbeitsplätze geschaffen werden bzw. erhalten werden können. Das erkenne ich aber nicht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das Sparpaket erweckt vom Grundsatz her den Anschein, als wollten Sie mit den Billiglohnländern in Asien konkurrieren; aber darin liegen nicht die Chancen Europas. Ich habe das gerade ausgeführt. Meiner Meinung nach fehlt auch ein deutlich erkennbares Regionalisierungskonzept. Es fehlt im Prinzip die Schaffung von wirtschaftlichen regionalen Netzwerken, und Sie müßten natürlich auch die monostrukturierten Gebiete umbauen. Das versuchen Sie, indem Sie von drastischen Reduzierungen der Steinkohlensubventionen sprechen. Beraten Sie sich darüber einmal mit Graf Lambsdorff, der damals Wirtschaftsminister war und das alles eingefädelt hat.

    (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Was ist mit dem Chemiedreieck?)

    Beraten Sie sich einmal darüber, warum er auf die Idee gekommen ist, soziale Phantasie anzustrengen und dort etwas zu implementieren. Denn Sie haben die soziale Phantasie bei Ihrem Reduzierungspfad,
    den Sie vorschlagen, völlig weggelassen, und ich denke, daß das so nicht akzeptabel ist.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wir unterstützen aber im allgemeinen natürlich den Subventionsabbau; das muß gemacht werden, das ist keine Frage. Die Frage ist aber, auf welche Art und Weise dies geschehen muß. Wenn ich Ihnen vorwerfe, daß Sie dabei keine soziale Phantasie entwikkeln, dann mache ich das am Haushalt für 1997 fest und erkläre, was das bedeutet.
    Sie haben zum Beispiel auch innerhalb des Einzelplanes 11 bei Herrn Minister Blüm die Mittel für Fort- und Umschulungsmaßnahmen gekürzt. Der Witz an der Sache ist: Wenn Sie den Kumpeln im Ruhrgebiet sagen wollen, daß in der Produktion Reduzierungspfade enthalten sind, dann müssen Sie den Branchenumbruch, der dort nötig ist, natürlich begleiten, indem Sie die nötigen Umschulungsmaßnahmen anbieten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Was im Haushalt für 1997 steht, ist folgendes: Man sucht mittelfristig die schnellstmöglichen Ausstiegspfade nach Vorgaben des Hauses Rexrodt, und man kürzt die Mittel für Fortbildung und Umschulung in Nordrhein-Westfalen um ein Drittel dessen, was 1996 gang und gäbe war. Das heißt, es handelt sich um 30 000 Menschen, die nicht in AB-Maßnahmen und in Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen kommen. Damit können Sie den Kumpeln natürlich nicht nahebringen, daß Sie einen Reduktionspfad in der Steinkohle vorhaben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Bleiben wir bei der Energiewirtschaft. Wenn Sie die Atomkraftwerke endlich in ihrem vollen Risiko versicherten, dann genügte das schon, um diesen riskanten und unnötigen Energiepfad endlich zu schließen; denn das könnte sich kein Energieversorgungsunternehmen mehr leisten. Aber der Steuerzahler muß es sich leisten.
    Lassen Sie bitte diesen Exkurs zu einer gewissen ideologischen Borniertheit zu. Ich bin ja neu in dieses Land hinzugekommen.

    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie sind schon immer in Deutschland!)

    Ich habe beim Nachlesen der Angelegenheiten in dieser Republik vor der Wende festgestellt, daß eine Generation von Leuten, die AKW-Gegner, in dieser Gesellschaft etwas implementiert haben, etwas vorgeschlagen haben, ein Risiko formuliert haben. Jetzt, nach 15 Jahren, weiß im Prinzip die ganze Gesellschaft, daß diese Frage einer Generation eine richtige Frage war und Sie aber nicht in der Lage sind, im nachhinein zuzugeben, daß diese Generation die richtige Frage und die richtige Antwort gefunden hatte. Sie beharren auf einer, wie ich finde, ideologischen Borniertheit, indem Sie weiter auf Atomkraft

    Antje Hermenau
    setzen, obwohl Sie wissen, daß die Gesellschaft dies mehrheitlich nicht mehr wünscht.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Da Investitionen in die Energieerzeugung langjährige Amortisierungszyklen haben, müssen Sie natürlich auch da Planungs- und Investitionssicherheit herstellen.
    In bezug darauf setzen sich die energiepolitischen Positionen der Grünen im ganzen Land immer mehr durch, sozusagen von selbst. Es erscheint fast so, als ob sich Herr Rexrodt mit seiner Wirtschaftspolitik in einer Art virtuellen Realität befände, aber nicht in der Wirklichkeit in dieser Bundesrepublik Deutschland. Statt dessen werden weiter Steuergelder in die falsche Richtung investiert.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Welche?)

    Da wir gerade bei der Umwelt sind: Es gibt das hehre Ziel - von Kanzler Kohl formuliert -, die CO2- Emissionen bis 2005 um 25 Prozent zu senken. Im Haus Rexrodt gibt es ein Gutachten dazu, in dem versucht wird, das über die Arbeitsplatzfrage zu konterkarieren. Sie unterlaufen im Prinzip die politischen Vorgaben Ihres Kanzlers, Herr Rexrodt. Ich weiß nicht, ob der Kanzler das so sieht oder nicht; ich nehme aber einmal an, daß er es gemerkt hat. Das würde bedeuten, daß der Kanzler die politischen Vorgaben zwar rhetorisch machen darf - auch auf internationaler Ebene -, aber daß die F.D.P. und das Haus Rexrodt diese Vorgaben politisch unterlaufen. Das müssen Sie in der Koalition klären; das geht mich nichts an. Aber es fällt mir auf; ich beobachte das mit Genuß.
    Ich mache in dieser Frage einen Vorschlag: Dezentralisieren Sie die Energieerzeugung! Das wäre ausgesprochen arbeitsintensiv; das schaffte Arbeitsplätze. Sie können sich das wie folgt praktisch vorstellen: Wenn es zu einem Auftragsboom zum Beispiel bei der Installation von Solardächern kommt, dann werden dadurch Arbeitsplätze geschaffen. Wir haben einen entsprechenden Änderungsantrag vorgelegt.
    Ich komme zum Wirtschaftsgutachten, das hier immer wieder zitiert wird. Selbst die „fünf Weisen" sagen, große Hoffnungen vermögen sie nicht zu wekken. Die Erholung ist maßgeblich einer deutlichen Belebung der Auslandsnachfrage zu verdanken, sagen sie weiter. Daraus zieht die F.D.P. auch gleich die richtige Schlußfolgerung - jedenfalls meint sie das -: Wir werden jetzt alle ein Volk von Aktienbesitzern. Ich nehme an, das hat Helmut Kohl mit seinem Wort vom „Freizeitpark Deutschland" gemeint. Ich muß ehrlich sagen: Ich fühle mich an lange zurückliegende Parteilehrjahre erinnert, als man versuchte, uns näherzubringen, was Lenin mit seinem Wort vom „Rentnerstaat" gemeint hat. Das bedeutet, daß ein ganzes Volk von Aktienbesitzern davon lebt, daß die andere Welt dadurch ausgebeutet wird, daß die Produktion dorthin verlagert wird, so daß wir den Aktienprofit einstreichen können. Es ist amüsant, daß die Realität der Bundesrepublik Deutschland mich dazu bringt, altes Parteiwissen auszugraben, das ich damals immer für lächerlich gehalten habe.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Aber ich nehme das schmunzelnd zur Kenntnis.
    Für die Wirtschaft bleibt der Export weiterhin das kräftigste Zugpferd, wird gesagt. Wo bleibt dann das entsprechende Exportförderinstrumentarium? Mit den Hermes-Bürgschaften fördern Sie Relikte der alten planwirtschaftlichen Gigantomanie wie das DreiSchluchten-Staudamm-Projekt in China, von dem jeder normale Mensch und sogar Vertreter der seltsamen Spezies der US-Banker sagen, daß man so etwas im eigenen Land nicht fördern würde und es in anderen Ländern eigentlich auch nicht fördern dürfe, weil das gegen die eigenen Vorstellungen von sozialer, ökologischer und ökonomischer Profitabilität verstoße.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben keine Ahnung! Gegenruf des Abg. Otto Schily [SPD]: Mehr als Sie!)

    Der Schutz traditioneller Branchen ist eher problematisch. Er kann nur zwei Ziele haben: Entweder sollen sie wettbewerbsfähig gemacht werden, oder sie sollen in begrenztem Umfang erhalten werden, um soziale Risiken des Strukturwandels abzumildern. Sie, Herr Rexrodt, sind in NRW gefragt. Aber natürlich ist der F.D.P. völlig egal, was in NRW passiert, weil die F.D.P. in NRW nichts zu gewinnen hat. Sie hat auch nichts zu verlieren, höchstens etwas zu verhindern, nämlich Herrn Möllemann. Insofern verstehe ich natürlich, daß Sie sich nicht bemühen, dem Land NRW zu struktureller Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen. Ein so großes Gebiet mit einer derartigen Monostruktur wird ähnliche Probleme wie die fünf neuen Länder haben. Das sollte man schon ernst nehmen.
    Es gibt Bürgerinitiativen im Saarland, deren Vertreter bereits davon sprechen, daß sie für Reduktions- und Ausstiegspfade bei der Kohleförderung sind, weil es erforderlich ist, beispielsweise mit Lothringen gleichzuziehen. Es war früher strukturell noch schwächer entwickelt als das Saarland. Aber inzwischen fängt man an umzustrukturieren, weil die Franzosen beschlossen haben: Ab 2005 ist Schluß. Das Saarland möchte natürlich nicht hinter Lothringen zurückfallen. Also gibt es da offensichtlich Zwänge, die nach meinem Dafürhalten auch die SPD dazu bewegen könnten, entsprechend aktiv zu werden. Sie können sich ja nachher dazu äußern.

    (Karl Diller [SPD]: Bitte etwas langsamer!) - Ich versuche, etwas langsamer zu reden.

    Für mich sind eine Reihe von Fragen aufgetaucht, als ich mich mit dem Wirtschaftsgutachten beschäftigt habe. Eine der Fragen ist zum Beispiel: Läßt sich bis zur Jahrtausendwende tatsächlich ein Wirtschaftswachstum entfalten, das zur Halbierung der derzeitigen Zahl von über 4 Millionen registrierten Arbeitslosen führt? Würde diese Strategie, falls sie ökonomisch überhaupt durchsetzbar ist - da haben Sie, Herr Minister, ja selbst große Zweifel -, nicht mit

    Antje Hermenau
    einer den Standort erneut dramatisch bedrohenden Umweltbelastung erkauft werden? Diese Fragestellung muß man hier schon noch zulassen. Ich glaube nicht, daß Ihnen die Reduzierung der Arbeitslosenzahlen gelingt. Sie wissen genau, wie die Wachstumszahlen für den Ostteil und den Westteil Deutschlands aussehen. Sie wissen, daß die Wachstumszahlen im Osten inzwischen unter denen im Westen liegen.
    Es gibt inzwischen erste Hochrechnungen. Herr Biedenkopf spricht von 70 Jahren der Anpassung. Da wird mir ganz schlecht; da bin ich ja schon lange tot. Das andere ist: Unterstellen Sie mal, das Wirtschaftswachstum West beträgt 2,5 Prozent, und sagen Sie mal, die Ostler sind nur doppelt so gut und haben 5 Prozent, dann brauchen Sie 29 Jahre, um die Angleichung herzustellen, von der gesprochen worden ist. Da erwarte ich ein bißchen mehr, als zu sagen, wir müssen etwas mehr einsparen beim Aufbau Ost.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD Zuruf von der CDU/CSU: Milchmädchenrechnung!)

    Die Milchmädchenrechnung, von der Sie denken, daß Sie die einer Frau unterstellen können, die es wagt, sich zu Wirtschaftsthemen zu äußern, kommt aus der FAZ und lautet: „Das teuerste Wirtschaftsdesaster der Nachkriegsära ist der Aufbau Ost."
    Heute geht es beim Aufbau Ost im wesentlichen um den Neuaufbau. Die ostdeutsche Wirtschaft besteht zum großen Teil aus jungen Unternehmen. Die haben eine marktnähere Wirtschaftsstruktur, einen geringeren Anteil an veralteten Industrien und Produktionsmitteln, eine modernere Ausstattung der Infrastruktur. Sie sind einfach beweglicher. Sie sind aber auch eingebettet in eine gewisse ostdeutsche Unternehmerkultur, die Sie immer als untüchtig abqualifizieren, die aber genau diese soziale Phantasie beinhaltet, von der ich vorhin gesprochen habe. Sie wird vielleicht noch einmal von großem Nutzen sein, wenn in fünf bis sechs Jahren die ersten mittel- und osteuropäischen Länder in den Europäischen Wirtschaftsraum aufgenommen werden; denn dort arbeitet man ähnlich.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Wir schlagen vor, Ostdeutschland zu einem EU-weit einzigartigen Referenzprojekt für nachhaltiges Wirtschaften und Umweltsanierung zu machen. Die dann nachgewiesene Kompetenz im Umgang mit radioaktiv verseuchten Halden, mit kontaminierten Flächen in Chemieregionen, mit zahlreichen Industriebrachen, Braunkohlenhinterlassenschaften, Schadstoff- und Giftmülldeponien sollte zu Wettbewerbsvorsprüngen auf den internationalen Märkten führen. Die in Ostdeutschland gesammelten Erfahrungen für den Branchenumbruch kritisch nutzbar zu machen, zum Beispiel in monostrukturierten Gebieten wie in NRW, die ostdeutschen Erfahrungen auch als Lernort für den Umgang mit Unternehmenskultur zu nutzen, die durch die Erfahrung der Kollektivgesellschaft geprägt ist - die im asiatischen Wirtschaftsraum ja gang und gäbe ist -, das halte ich für eine interessante Sache. Das bedeutet einen Brükkenschlag zwischen dem wirtschaftlichen Unternehmensverständnis asiatischer und europäischer Unternehmensführung. Und das wäre doch ein Ansatz.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Lösen wir uns aus der virtuellen Welt des Wirtschaftsministeriums, von dem Computerspiel „normale Wirtschaft im Osten", und sprechen wir über Fakten und Zahlen. Die Lohnstückkosten liegen ein Drittel über dem westdeutschen Niveau, der Anteil des verarbeitenden Gewerbes ist halb so groß wie in den alten Bundesländern. Der Exportanteil beträgt gerade mal zwei Prozent des deutschen Exports. Deswegen haben wir auch noch einmal einen Änderungsantrag zum Absatz der ostdeutschen Produkte eingebracht. Zur Wachstumsrate habe ich mich schon geäußert.
    Auf ein paar Jahre Aufbau Ost hatte man sich eingestellt. Doch nun spottet man im Wirtschaftsministerium selbst, indem man sagt, nun beginne die dritte Hälfte des Weges zum Aufbau Ost.
    Wir sollten uns - ich sage das allen Ernstes - nicht wundern, wenn wir im nächsten Jahr einen Rückschlag im Osten beobachten müssen, weil die Bundesregierung unter den Konvergenzkriterien für Maastricht hindurchtaucht - auf Gedeih und Verderb. Zynisch wird das Erreichte im Osten zur Disposition gestellt. Sie stehen hier eigentlich in der Verantwortung. Aber für die F.D.P. ist der Aufbau Ost und der Osten überhaupt ja verlorenes Land.
    Danke.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)