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ID1312303800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/123 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 123. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. September 1996 Inhalt: Nachruf auf das frühere Mitglied des Deutschen Bundestages Willi Weiskirch 11061A Erweiterung der Tagesordnung 11061 C Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 11062 B b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 11062 B Karl Diller SPD 11062 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 11067D Ingrid Matthäus-Maier SPD 11069 D Joachim Poß SPD 11072 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11073A Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . . 11075C Dr. Christa Luft PDS 11077 D Dieter Pützhofen CDU/CSU . . 11079D, 11081B, 11082D, 11083C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 11082A Joachim Poß SPD 11083 A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11083D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 11084 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 11088A Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der SPD: Vorlage eines Ergänzungshaushalts zum Entwurf zum Bundeshaushaltsplan 1997 (Drucksache 13/5509) 11089 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Vereinbarte Debatte zum Wachstums- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz, zum Gesetz zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit, zum Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz, zum Arbeitsrechtlichen Beschäftigungsförderungsgesetz, zum Beitragsentlastungsgesetz und zum Achten Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch . 11089C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 11089D Rudolf Scharping SPD 11093D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11094 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . 11096B Dr. Gregor Gysi PDS 11098D Ulla Schmidt (Aachen) SPD 11100B Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Ergänzung des Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetzes (Wachstums- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz) (Drucksachen 13/4611, 13/5089, 13/5108, 13/5327, 13/5446, 13/5528, 13/5536) 11102C Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Begren- zung der Bezügefortzahlung bei Krankheit (Drucksachen 13/4613, 13/5074, 13/5327, 13/5448, 13/5529, 13/5537) . . 11102C Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Umsetzung des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung in den Bereichen der Rentenversicherung und Arbeitsförderung (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksache 13/5538) 11102D Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. (Erklärung nach 31 GO) 11103B Namentliche Abstimmung 11104 A Ergebnis 11109B Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Arbeitsrechtliche Gesetz zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung (Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksache 13/5539) 11102D Namentliche Abstimmung 11106D Ergebnis 11107A Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Entlastung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (Beitragsentlastungsgesetz) (Drucksache 13/5540) , 11102D Namentliche Abstimmung 11109C Ergebnis 11109D Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Achte Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 13/5541) 11103A Namentliche Abstimmung 11112B Ergebnis 11112C Nächste Sitzung 11115C Berichtigung 11115 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11117 *A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11117* B 123. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. September 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 120. Sitzung, Seite 10805: In die Liste der entschuldigten Abgeordneten ist einzufügen: „Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 10. 9. 1996". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 13.9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Däubler-Gmelin, SPD 13. 9. 96 Herta Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 13. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Graf von Einsiedel, PDS 13. 9. 96 Heinrich Graf (Friesoythe), SPD 13. 9. 96 Günter Dr. Jacob, Willibald PDS 13. 9. 96 Regenspurger, Otto CDU/CSU 13. 9. 96 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 701. Sitzung am 12. September 1996 beschlossen, gegen das nachfolgende Gesetz einen Einspruch gemäß Artikel 77 Abs. 3 des Grundgesetzes nicht einzulegen: Siebtes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Siebtes SGB V-Änderungsgesetz - 7. SGB V-ÄndG) Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 11. September 1996 ihren Antrag „Verbesserung des Jugendaustausches zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik" - Drucksache 13/5469 - zurückgezogen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EUVorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/4137 Nr. 2.15 Drucksache 13/4466 Nr. 2.10 Drucksache 13/4514 Nr. 2.25 Drucksache 13/4514 Nr. 2.47 Anlagen zum Stenographischen Bericht Drucksache 13/4636 Nr. 1.1 Drucksache 13/4678 Nr. 2.12 Innenausschuß Drucksache 13/1614 Nr. 2.14 Drucksache 13/3790 Nr. 2.3 Drucksache 13/3938 Nr. 2.13 Drucksache 13/3938 Nr. 2.17 Finanzausschuß Drucksache 13/4466 Nr. 2.44 Drucksache 13/4678 Nr. 2.42 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/2306 Nr. 2.51 Drucksache 13/3668 Nr. 2.15 Drucksache 13/4137 Nr. 2.91 Drucksache 13/4137 Nr. 2.93 Drucksache 13/4137 Nr. 2.94 Drucksache 13/4137 Nr. 2.95 Drucksache 13/4137 Nr. 2.96 Drucksache 13/4678 Nr. 1.1 Drucksache 13/4678 Nr. 2.6 Drucksache 13/4678 Nr. 2.15 Drucksache 13/4678 Nr. 2.18 Drucksache 13/4678 Nr. 2.22 Drucksache 13/4678 Nr. 2.23 Drucksache 13/4678 Nr. 2.26 Drucksache 13/4678 Nr. 2.29 Drucksache 13/4678 Nr. 2.30 Drucksache 13/4678 Nr. 2.33 Drucksache 13/4678 Nr. 2.35 Drucksache 13/4678 Nr. 2.40 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/4137 Nr. 2.85 Drucksache 13/4466 Nr. 2.49 Drucksache 13/4466 Nr. 2.50 Drucksache 13/4514 Nr. 2.12 Drucksache 13/4514 Nr. 2.32 Drucksache 13/4514 Nr. 2.35 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 13/218 Nr. 85 Drucksache 13/218 Nr. 86 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/2674 Nr. 2.21 Drucksache 13/3938 Nr. 2.11 Drucksache 13/3938 Nr. 2.19 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/1614 Nr. 1.7 Drucksache 13/3938 Nr. 2.30 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/4678 Nr. 2.4 Drucksache 13/4678 Nr. 2.14 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/4466 Nr. 2.36 Drucksache 13/4466 Nr. 2.40 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/1799 Nr. 3.2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dieter Pützhofen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Metzger, ich danke Ihnen, daß Sie in diesem Hause noch einmal deutlich gemacht haben, wie das mit den Ländern aussieht. Besonders freut mich, daß Sie die Sache mit den „klebrigen Händen" zitiert haben. Ich weiß auch, daß Sie in diesen Fragen eine Position einnehmen, die nicht mit der der Sozialdemokraten deckungsgleich ist.
    Ich wiederhole: Die kommunalen Spitzenverbände haben unter ganz bestimmten Voraussetzungen - die alle vorliegen, die bekannt sind und öffentlich diskutiert werden - der Streichung der Gewerbekapitalsteuer heute bereits zugestimmt.
    Lassen Sie mich in der gebotenen Kürze noch einmal auf das Thema Gewerbeertragsteuer eingehen. Ich verstehe, daß Sie die Gewerbeertragsteuer absichern wollen. Ich weiß, daß die SPD das will. Ich weiß, daß meine Kollegen Oberbürgermeister und Bürgermeister in den Städten das unbedingt haben wollen. Aber das war doch nur eine Intervention, sozusagen ein Appell. Laufen wir doch nicht hinter Figuren her, die es nicht mehr gibt! In vielen Städten endet die kommunale Freiheit in der Frage der Gewerbeertragsteuer auf den Vorstandsetagen einiger ganz weniger Konzerne. Wir müssen uns die Realität ansehen und dürfen nicht hinter Dingen herlaufen, die es in dieser Form heute nicht mehr gibt.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Ich erteile dem Bundesminister der Finanzen, Dr. Theodor Waigel, das Wort.

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    Rede von Dr. Theodor Waigel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Diller, der im Moment nicht da sein kann - was ich respektiere, weil er sich einer Besuchergruppe widmen muß -, hat mir und uns mehrfach Verfassungsverstöße vorgeworfen. Es gibt ein ganz einfaches Rezept, um das zu klären, nämlich in Karlsruhe zu klagen. Tun Sie das, wenn Sie der Meinung sind, ein Etat oder bestimmte Dinge entsprächen nicht der Verfassung.
    Ich habe Herrn Diller nicht einen „Hellseher" genannt. Wahr ist, daß das in meinem Manuskript stand; aber man muß nicht alles vortragen, was in einem Manuskript steht. Ich bin vor der Gleichsetzung Diller und Hellseher dann doch zurückgeschreckt und habe das nicht vorgetragen.
    Wenige Tage zuvor hatten ihn nämlich die Zeitungen in Deutschland als ziemlich unseriös bezeichnet,

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mit Recht!)

    weil er uns Haushaltslücken vorwirft, aber gleichzeitig Sparmaßnahmen blockiert, noch mehr Forderungen aufstellt und zur Deckung überhaupt kein Wort verliert. Das ist unseriöse Politik, wie sie sich eine Opposition nicht leisten kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Kollege Diller hat dann behauptet, wir hätten keine Mehrheit. Heute wird sich hier zeigen, wer die Mehrheit im Deutschen Bundestag hat. Wir werden unter Beweis stellen, daß wir sie haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Diller und meine Damen und Herren von der SPD, Sie müssen sich fragen lassen: Rechnen Sie, wenn Sie behaupten, nach der Demoskopie die Mehrheit zu haben, die PDS-Stimmen schon dazu? Dann müssen Sie hier schon Farbe bekennen, wel-

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    che Koalition Sie jetzt in der Demoskopie und übermorgen bei Wahlen herbeiführen werden. Wir sind Ihnen für diese Klarheit dankbar, für die auch der Wähler großen Dank zeigen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Herr Kollege Poß, Sie haben auf die kommunalen Spitzenverbände und auf die kommunale Finanzreform hingewiesen. Ich halte es in der Tat für wichtig, daß wir uns hier sachgerecht unterhalten. Wir brauchen nämlich nicht nur hier, wie in der Steuergesetzgebung, einen Konsens zwischen Bundestag und Bundesrat, wir benötigen ihn auch schon im Bundestag und danach im Bundesrat, weil wir nur mit einer Zweidrittelmehrheit diese wichtige und, wie ich meine, entscheidende Frage lösen können.
    Wahr ist, daß sich die Kommunen in dieser Frage, wie es der Kollege Pützhofen dargestellt hat, sehr weit auf unseren Weg zubewegt haben, Die ursprüngliche Vorstellung, die Gewerbekapitalsteuer nicht abzuschaffen, gehört längst der Vergangenheit an. Heute sind sich die kommunalen Spitzenverbände und die große Mehrheit der Kommunalpolitiker dessen bewußt, daß diese Strukturveränderung notwendig ist und langfristig zu einer qualitativen Verbesserung und einer besseren Absicherung der Kommunen führt. Diese Aussage halte ich für richtig und wichtig.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nun muß natürlich eine langfristige Absicherung der Kommunen stattfinden und eine Übergangsregelung gefunden werden, die den Interessen der Kommunen, und zwar nicht nur allgemein, sondern möglichst jeder Kommune, gerecht wird. Im Moment ist das sehr schwierig. Hätten sich die Länder stärker an den statistischen Arbeiten beteiligt, wären wir weiter. Wir sind aber auch bereit, auf die Vorstellungen der Kommunen zuzugehen. Es kann allerdings nicht angehen, daß die Kommunen, wenn sie für den Wegfall der Gewerbekapitalsteuer 1,8 Prozent Umsatzsteuer bekommen müßten, 3 Prozent verlangen, um aus der Differenz von 1,2 Prozent den entsprechenden Härtefonds zu bilden, Das geht ganz sicher nicht.
    Nun noch ein Wort zur Grundgesetzänderung. Es ist völlig unbestritten, daß sie bezüglich der Beteiligung an der Umsatzsteuer notwendig ist. Es geht nun noch um die Frage, ob eine weitere Grundgesetzänderung notwendig ist oder nicht. Ich glaube, daß wir uns auf allen Seiten des Parlaments darüber im klaren sind, daß manche Grundgesetzänderung zum Steuerrecht - auch im letzten Jahr - dem Grundgesetz nicht gerade einen Schönheitspreis eingetragen hat. Wir wollten eigentlich nicht bei jeder neuen Steuerfrage das Grundgesetz ändern. Insofern habe ich viel Verständnis, wenn über alle Fraktionen hinweg dagegen erhebliche Skepsis besteht. Mir wäre jede andere Lösung lieber. Wir sind selbstverständlich bereit, über diese Frage auch mit den kommunalen Spitzenverbänden zu sprechen.
    Dabei geht es nicht, Kollege Metzger, um Bestandsgarantien, sondern es geht um die Garantie
    der Ertragshoheit. Auch jetzt bedeutet die Realsteuergarantie im Grundgesetz nicht, daß jede Realsteuer erhoben werden muß, sondern nur, daß sie, wenn sie erhoben wird, den Kommunen zusteht. Auch dann, wenn die Gewerbekapitalsteuer expressis verbis als Garantie im Grundgesetz enthalten wäre, könnte sie trotzdem abgeschafft werden. Es geht nur darum, daß sie dann, wenn sie erhoben wird, nur den Kommunen zusteht. Wenn man sich dessen bewußt ist, kommt man vielleicht weiter.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Übrigens, Kollege Metzger, war es im letzten Jahr der Vorschlag des Bundes, die Kommunen an der Einkommensteuer zu beteiligen. Ich glaube, daß das der bessere Weg gewesen wäre. Aber ich kann das nicht ohne die Länder durchsetzen. Insofern haben wir, wie ich meine, die zweitbeste Lösung gewählt.
    Nun noch eine Bemerkung zu Ihrem Antrag auf einen Ergänzungshaushalt, Herr Diller: Sie wissen, daß dieser nach den einschlägigen Kommentierungen zu § 32 der Bundeshaushaltsordnung nicht notwendig ist. Sie müssen sich daran erinnern lassen, daß wir 1981, als Sie die Regierung stellten, einen Ergänzungshaushalt gefordert haben. Die SPD hat dies mit dem Hinweis auf die Funktion des Haushaltsausschusses als überflüssig abgelehnt. Insofern müssen Sie Verständnis dafür haben, daß wir heute mit der gleichen Argumentation wie Sie damals verfahren.
    Herr Präsident, meine Damen und Herren, vor etwa einem Jahr habe ich im Deutschen Bundestag einen Stabilitätspakt für Europa vorgeschlagen. Der Stabilitätspakt soll die für eine erfolgreiche Währungsunion wichtige finanzielle Solidität der Teilnehmerländer dauerhaft sichern. Die Europäischen Räte von Madrid und Florenz haben meinen Vorschlag begrüßt. Die Arbeiten an der Ausgestaltung des Paktes kommen gut voran. Bis zum Europäischen Rat in Dublin im Dezember können wir uns mit unseren Partnern auf einen wirksamen Pakt einigen.
    Mit den Konvergenzkriterien, der Europäischen Zentralbank nach deutschem Vorbild und dem Stabilitätspakt ist die Stabilität der europäischen Währung dauerhaft garantiert.
    Meine Damen und Herren, wenn in einem solch wichtigen Punkt alle anderen europäischen Länder auf uns zugehen und damit im Grunde das akzeptieren, was wir für die dauerhafte Funktionsfähigkeit eines europäischen Währungssystems benötigen, dann zeigt das: Diese Regierung, diese Koalition hat ein handlungsfähiges internationales, europäisches und nationales Konzept für die künftige Finanzpolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir bauen damit das gemeinsame Europa, einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit Stabilität und hoher Wachstumsdynamik. So wird Europa ein Wachstumspol der Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts.
    Wir handeln für den Standort Deutschland mit dem Haushalt 1997, dem Finanzplan bis zum Jahre 2000 und dem Programm für mehr Wachstum und Be-

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    schäftigung. Damit schaffen wir die Voraussetzungen für Wachstum und Arbeitsplätze in der Zukunft und die Grundlage für Investitionen in Deutschland in neue Technologien, neue Produkte und neue Märkte.
    Wie sieht eigentlich die Bilanz dieser ersten Haushaltswoche aus? Bei der Opposition Polemik und Verweigerung.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Das kann doch wohl nicht das letzte Wort für die entscheidenden Auseinandersetzungen der nächsten Wochen und Monate sein. Sie als Opposition und als Mehrheit im Bundesrat können sich doch nicht verweigern.

    (Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.])

    Sie haben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, im Interesse des Gemeinwohls mitzuwirken, anstatt sich zu verweigern und in Polemik zu flüchten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ihr Konzept „mehr Staat, höhere Staatsausgaben, stärkere Umverteilung, höhere Steuern" stimmt doch mit dem, was uns von nationaler und internationaler Seite, von Sachverständigenrat, Bundesbank, Europäischer Union, OECD und Internationalem Währungsfonds, gesagt wird, nicht überein.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Sagen Sie das einmal Ihren Leuten!)

    Wenn Ihnen international nichts anderes einfällt als ein weltweites Verbot des Standortwettbewerbs, dann ist das ein Rückfall weit hinter Godesberg. Dann haben Sie in drei oder vier Jahrzehnten nichts dazugelernt. Es ist schade um eine Partei, die einmal ein internationales Renommee hatte.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.] Eduard Oswald [CDU/CSU]: Lang ist es her!)

    Meine Damen und Herren, damals, mit dem Godesberger Programm, hat sich die SPD als Reformpartei verstanden. Sie hat ein Konzept entwickelt und dieses mit den Namen Schiller und Möller und auch anderen personell verdeutlicht. Heute sind Sie zu einer Reformverweigerungspartei geworden.
    Übrigens, was internationale Zusammenhänge anbelangt: Ich hätte gern den Kollegen Scharping dabeigehabt, als es in den letzten zwei Jahren im internationalen Bereich um Mexiko gegangen ist. Ich hätte Sie wirklich gern dabeigehabt, Herr Scharping.

    (Joachim Poß [SPD]: Da hätten Sie jede Hilfe brauchen können!)

    - Herr Poß, nächstes Mal nehme ich Sie mit. Sie waren doch auch schon einmal dabei. Warum sind Sie denn Ihrem Fraktionsvorsteher nicht in den Arm bzw. in den Mund gefallen, als er sich über Mexiko ausgelassen hat? Sie sind doch durch die partielle Wahrnehmung internationaler Konferenzen von IWF
    und anderen Organisationen als Mitglied der SPD verpflichtet, ihn vor Schaden zu bewahren.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das haben Sie nicht getan. Damit haben Sie sich grob fahrlässig schädlich für die SPD verhalten.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Normalerweise pflege ich in solchen Gremien nichts über andere Länder zu sagen. Aber aus der Statistik der OECD ergibt sich, daß in Mexiko im letzten Jahr die Inflationsrate bei über 50 Prozent lag und daß sich die Arbeitnehmer mit Lohnerhöhungen in Höhe von 10 Prozent begnügen mußten. Wie man da auf die Idee kommt, zu einem für Mexiko günstigeren Vergleich - brutto oder netto - zu kommen, bleibt fragwürdig. Lassen Sie uns das aber ganz schnell vergessen, auch im Interesse des Kollegen Scharping.
    Frau Matthäus-Maier, den Jäger 90 erspare ich Ihnen. Ich trete auch deswegen für Herrn Schröder als Kanzlerkandidat der SPD ein, weil damit der Bau des Jäger 90 klappt. Ich bin davon zutiefst überzeugt, weil sich nämlich er und andere Ministerpräsidenten im Interesse der Beschäftigung in ihren Ländern völlig anders verhalten werden, als Sie das tun.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Frau Matthäus-Maier, Sie werfen uns vor, der Haushalt habe hohe Zinsverpflichtungen. Richtig ist: Wir geben 21,3 Prozent der Ausgaben für Zinsen aus. Woher kommt ein Großteil der dahinterstehenden Schulden? Sie können doch nicht leugnen, daß die Kosten der Einheit und die Übernahme der Bahnschulden dafür verantwortlich sind. Allein die Übernahme der Erblast beträgt 360 Milliarden DM, und die Schulden der Bahn betragen 80 Milliarden DM. Rechnet man diese von mir genannten Sonderfaktoren heraus, dann geht die Zahl von 21,3 auf 13 Prozent zurück. Das ist die Wahrheit. Sie werfen uns die Finanzierung der Einheit vor. Sie geben damit zu erkennen, daß Sie die Einheit nicht finanzieren wollten. Das entlarvt Ihre Doppelzüngigkeit in der Deutschlandpolitik.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Es ist doch gerade lachhaft, den Sozialstaat als gefährdet darzustellen. Im Jahre 1997 stellen die Sozialausgaben den mit 148 Milliarden DM größten Ausgabenbereich dar. Der Anteil der Sozialausgaben steigt sogar. Fast ein Drittel unserer jährlichen Wirtschaftsleistung - über 1 000 Milliarden DM - fließen 1997 in Sozialleistungen.
    Jeder Einsichtige weiß heute, daß wir den Sozialstaat und die sozialen Sicherungssysteme nur erhalten, wenn die Beiträge nicht mehr steigen und das Sozialsystem auf Dauer finanzierungsfähig ist. Darum gibt es zum maßvollen und schrittweisen Umbau der Sozialversicherungssysteme keine Alternative.

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Zum Thema Forschung und Bildung. Sie beklagen hier die Vernachlässigung von Zukunftsaufgaben. Wer sich der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Kerntechnik, der Genforschung und dem Transrapid grundsätzlich verweigert, kann doch hier nicht antreten und uns den Vorwurf machen, wir täten für Forschung und Entwicklung nicht genug.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zur Steuerpolitik ist in dieser Woche viel Richtiges und auch manch Falsches gesagt worden. Am schönsten war es, als der - im Moment nicht anwesende - Fraktionshäuptling der Grünen, Herr Fischer, über die Chaostheorie sprach. Wer als Chaostheoretiker und Chaospraktiker so viel Erfahrung wie Herr Fischer gewonnen hat, mag dazu etwas sagen können. Ich möchte Ihnen aber doch nicht vorenthalten, was ein Papier - offensichtlich der Grünen - in Sachsen-Anhalt fordert. Das Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt hat der Landeszentralbank für Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ein Papier mit der Bitte um Stellungnahme zugeleitet, in dem die Einführung einer Zweitwährung in Sachsen-Anhalt vorgeschlagen wird, also einer „Grünmark" .

    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Wirklich?)

    - Ja, Kollege Schäuble, man glaubt es nicht. Es ist offiziell weitergeleitet worden. Die Landeszentralbank ist gebeten worden, dazu Stellung zu nehmen.
    Da wird behauptet, daß die Probleme mit Einführung der D-Mark durch Einführung einer parallel zur D-Mark umlaufenden inflations- und zinsfreien Zweitwährung mit der Bezeichnung „Grünmark" gelöst werden könnten. Diese Zweitwährung soll von der LZB BNS emittiert werden. Der entscheidende Vorteil der Zweitwährung liege darin, daß Kredite in Grünmark zinslos seien, was für jedes kapitalschwache mittelständische oder Kleinunternehmen ein Riesenvorteil sei. Die Investitionstätigkeit würde angeheizt, die Haushaltskonsolidierung vorangetrieben, und bei einer zusätzlichen Neuverschuldung in Grünmark würde der Schuldendienst wegfallen.
    Lieber Kollege Metzger, der Sie einen Funken von volkswirtschaftlichem Verstand bewahrt haben: Sagen Sie den Kameraden, daß sie verrückt gewesen sind, oder nehmen Sie von diesem Chaotenhaufen Abschied, theoretisch und praktisch.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Matthäus-Maier, Sie haben keinen positiven Beitrag geleistet, wenn Sie wieder die Steuerentwicklung darstellen. Das ist doch der ewig schiefe Vergleich, wenn die Entwicklung der Lohn-, Einkommen- und Körperschaftsteuer für eine soziale Schieflage herhalten soll. Sie wissen doch genau: Auch Geschäftsführer und Topmanager mit hohen Gehältern zahlen Lohnsteuer, der kleine Mittelständler von nebenan aber nicht. Sie wissen genau: Erstattungen an veranlagte Arbeitnehmer werden bei der Einkommensteuer gebucht. Auch der jetzt erhobene Zinsabschlag war früher im Aufkommen der Einkommensteuer berücksichtigt. Insofern helfen doch die Vergleiche nicht.
    Sie haben immer noch nicht begriffen, was Substanzsteuern wie die Vermögen- und die Gewerbekapitalsteuer für die Wirtschaft wirklich bedeuten. Ihre Steuererhöhungsvorschläge sind falsch und nicht einmal verfassungskonform.
    Jetzt noch einmal zu den Vergleichen. Ich will bei der Vermögensteuer nicht mit Mexiko beginnen. Aber in Belgien, Großbritannien, Griechenland, Italien, Irland und Portugal gibt es keine allgemeine Vermögensteuer. Unter sozialdemokratischer Verantwortung wurde sie in Österreich zum 1. Januar 1994 abgeschafft. In Dänemark erfolgt die Abschaffung zum 1. Januar 1997. In den Vereinigten Staaten gibt es gar keine Vermögensteuer im deutschen Sinn. Auf der Ebene der Bundesstaaten und Gemeinden werden „property taxes" erhoben, die eher mit der deutschen Grundsteuer vergleichbar sind.
    Eine Vermögensteuer von juristischen Personen erheben neben Deutschland nur noch Luxemburg und die Schweiz. Insofern werden Sie hier Ihre Meinung genauso ändern müssen, wie Sie Ihre Meinung bei der Gewerbesteuer, bei der Gewerbekapitalsteuer und bei der Beteiligung der Kommunen an der Umsatzsteuer ändern mußten.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Übrigens tragen einige Bundesländer, auch SPDLänder, gezwungenerweise den Sparhaushalt auch heute schon mit. Es wäre viel besser gewesen, wenn wir dafür gemeinsame Grundlagen gefunden hätten, anstatt daß jeder isoliert den Weg gehen muß. In Sachsen, in Bayern, auch in Brandenburg und in Sachsen-Anhalt, sollen und müssen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr deutlich sinken. Wenn das so ist, wie kommen Sie dann dazu, uns vorzuwerfen, daß diese Sparmaßnahmen stattfinden, stattfinden müssen und damit natürlich auch Einschnitte mit sich bringen?
    Heute ist ein bedeutender Entscheidungstag für Deutschland. Die Welt schaut auf uns.

    (Lachen bei der SPD - Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Ein schwarzer Freitag!)

    - Natürlich. So wie heute entschieden wird, wird es gewaltige Auswirkungen für die in- und ausländischen Investoren und für die Finanzmärkte geben.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nicht nur die OECD, sondern auch die Deutsche Bundesbank erwarten in ihrem neuesten Monatsbericht, daß der Konsolidierungskurs fortgesetzt wird und die Sparmaßnahmen und die Strukturreformen umgesetzt werden.
    Ich appelliere daher eindringlich an die SPD, sich nicht länger zu verweigern. Geben Sie Ihren Verhandlungsführern endlich grünes Licht für gemeinsame Lösungen bei den Spargesetzen, beim Jahressteuergesetz 1997 und bei der Unternehmensteuerreform!

    Bundesminister Dr. Theodor Waigel
    Ich appelliere an die Gewerkschaften, nach ihrer tarifpolitischen Einsicht jetzt auch am notwendigen Sozialumbau mitzuarbeiten.
    Ich appelliere an die Arbeitgeber, die günstigen konjunkturellen Rahmenbedingungen, den eindeutigen Kurs auf weniger Staat und mehr Markt in Investitionen und in Arbeitsplätze umzusetzen.
    Ich appelliere an alle Bürger, Verantwortungsbereitschaft zu zeigen, vorübergehend auf Zuwächse zu verzichten, damit wir alle gemeinsam unsere Zukunft sichern und die Herausforderungen der Zeitenwende meistern. Wir sind dazu bereit.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)