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ID1312301600

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    Plenarprotokoll 13/123 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 123. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. September 1996 Inhalt: Nachruf auf das frühere Mitglied des Deutschen Bundestages Willi Weiskirch 11061A Erweiterung der Tagesordnung 11061 C Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 11062 B b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 11062 B Karl Diller SPD 11062 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 11067D Ingrid Matthäus-Maier SPD 11069 D Joachim Poß SPD 11072 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11073A Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . . 11075C Dr. Christa Luft PDS 11077 D Dieter Pützhofen CDU/CSU . . 11079D, 11081B, 11082D, 11083C Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 11082A Joachim Poß SPD 11083 A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11083D Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 11084 C Ingrid Matthäus-Maier SPD 11088A Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der SPD: Vorlage eines Ergänzungshaushalts zum Entwurf zum Bundeshaushaltsplan 1997 (Drucksache 13/5509) 11089 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Vereinbarte Debatte zum Wachstums- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz, zum Gesetz zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit, zum Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz, zum Arbeitsrechtlichen Beschäftigungsförderungsgesetz, zum Beitragsentlastungsgesetz und zum Achten Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch . 11089C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 11089D Rudolf Scharping SPD 11093D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11094 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . 11096B Dr. Gregor Gysi PDS 11098D Ulla Schmidt (Aachen) SPD 11100B Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Ergänzung des Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetzes (Wachstums- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz) (Drucksachen 13/4611, 13/5089, 13/5108, 13/5327, 13/5446, 13/5528, 13/5536) 11102C Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Begren- zung der Bezügefortzahlung bei Krankheit (Drucksachen 13/4613, 13/5074, 13/5327, 13/5448, 13/5529, 13/5537) . . 11102C Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Umsetzung des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung in den Bereichen der Rentenversicherung und Arbeitsförderung (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksache 13/5538) 11102D Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. (Erklärung nach 31 GO) 11103B Namentliche Abstimmung 11104 A Ergebnis 11109B Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Arbeitsrechtliche Gesetz zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung (Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksache 13/5539) 11102D Namentliche Abstimmung 11106D Ergebnis 11107A Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Entlastung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (Beitragsentlastungsgesetz) (Drucksache 13/5540) , 11102D Namentliche Abstimmung 11109C Ergebnis 11109D Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Achte Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 13/5541) 11103A Namentliche Abstimmung 11112B Ergebnis 11112C Nächste Sitzung 11115C Berichtigung 11115 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten 11117 *A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen 11117* B 123. Sitzung Bonn, Freitag, den 13. September 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 120. Sitzung, Seite 10805: In die Liste der entschuldigten Abgeordneten ist einzufügen: „Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 10. 9. 1996". Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 13.9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Däubler-Gmelin, SPD 13. 9. 96 Herta Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 13. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Graf von Einsiedel, PDS 13. 9. 96 Heinrich Graf (Friesoythe), SPD 13. 9. 96 Günter Dr. Jacob, Willibald PDS 13. 9. 96 Regenspurger, Otto CDU/CSU 13. 9. 96 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 701. Sitzung am 12. September 1996 beschlossen, gegen das nachfolgende Gesetz einen Einspruch gemäß Artikel 77 Abs. 3 des Grundgesetzes nicht einzulegen: Siebtes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Siebtes SGB V-Änderungsgesetz - 7. SGB V-ÄndG) Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom 11. September 1996 ihren Antrag „Verbesserung des Jugendaustausches zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik" - Drucksache 13/5469 - zurückgezogen. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EUVorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/4137 Nr. 2.15 Drucksache 13/4466 Nr. 2.10 Drucksache 13/4514 Nr. 2.25 Drucksache 13/4514 Nr. 2.47 Anlagen zum Stenographischen Bericht Drucksache 13/4636 Nr. 1.1 Drucksache 13/4678 Nr. 2.12 Innenausschuß Drucksache 13/1614 Nr. 2.14 Drucksache 13/3790 Nr. 2.3 Drucksache 13/3938 Nr. 2.13 Drucksache 13/3938 Nr. 2.17 Finanzausschuß Drucksache 13/4466 Nr. 2.44 Drucksache 13/4678 Nr. 2.42 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/2306 Nr. 2.51 Drucksache 13/3668 Nr. 2.15 Drucksache 13/4137 Nr. 2.91 Drucksache 13/4137 Nr. 2.93 Drucksache 13/4137 Nr. 2.94 Drucksache 13/4137 Nr. 2.95 Drucksache 13/4137 Nr. 2.96 Drucksache 13/4678 Nr. 1.1 Drucksache 13/4678 Nr. 2.6 Drucksache 13/4678 Nr. 2.15 Drucksache 13/4678 Nr. 2.18 Drucksache 13/4678 Nr. 2.22 Drucksache 13/4678 Nr. 2.23 Drucksache 13/4678 Nr. 2.26 Drucksache 13/4678 Nr. 2.29 Drucksache 13/4678 Nr. 2.30 Drucksache 13/4678 Nr. 2.33 Drucksache 13/4678 Nr. 2.35 Drucksache 13/4678 Nr. 2.40 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/4137 Nr. 2.85 Drucksache 13/4466 Nr. 2.49 Drucksache 13/4466 Nr. 2.50 Drucksache 13/4514 Nr. 2.12 Drucksache 13/4514 Nr. 2.32 Drucksache 13/4514 Nr. 2.35 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 13/218 Nr. 85 Drucksache 13/218 Nr. 86 Ausschuß für Verkehr Drucksache 13/2674 Nr. 2.21 Drucksache 13/3938 Nr. 2.11 Drucksache 13/3938 Nr. 2.19 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 13/1614 Nr. 1.7 Drucksache 13/3938 Nr. 2.30 Ausschuß für Post und Telekommunikation Drucksache 13/4678 Nr. 2.4 Drucksache 13/4678 Nr. 2.14 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/4466 Nr. 2.36 Drucksache 13/4466 Nr. 2.40 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/1799 Nr. 3.2
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    Rede von Kristin Heyne


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Während ich in dieser Woche die Haushaltsdebatte verfolgt habe, konnte ich mit Freude feststellen, daß der Begriff der nachhaltigen Finanzpolitik inzwischen auch bei der Koalition Eingang gefunden hat. Frau Merkel, als Präsidentin der Rio-Nachfolgekonferenz mit dem Thema „Nachhaltigkeit" doch ein bißchen vertraut, hat hier den Anspruch, daß sich die Wirtschaft auch an den Interessen der nachfolgenden Generationen zu orientieren habe - übertragen auf die Finanzpolitik. Das ist, denke ich, zu begrüßen.
    Der Ausgleich zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnissen ist für uns der Maßstab der Finanzpolitik.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das hat aber zur Folge, daß eine Verschuldungspolitik, wie sie im Windschatten von Keynes' Theorien in den 70er Jahren entwickelt wurde, heute nicht mehr akzeptabel ist. Es hat sich gezeigt, daß der damals gestellte Anspruch, jeweils beim nächsten Aufschwung die Verschuldung wieder abzubauen, nicht erfüllt wurde. Denn es ist im Vierjahresrhythmus der Parlamentswahlen eben doch sehr viel einfacher, Schulden zu machen, als sie abzubauen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Auch diese Bundesregierung, die in den 80er Jahren - das will ich durchaus anerkennen - beachtliche Konsolidierungserfolge hatte, konnte, wie wir alle wissen, 1990 bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen der Versuchung nicht widerstehen. Sie brockte uns den Schuldenberg ein, mit dein wir heute konfrontiert sind, statt den Leuten reinen Wein einzuschenken und sie mit den Kosten der Wiedervereinigung zu konfrontieren.
    Öffentliche Verschuldung verschiebt allzu leicht Lasten auf die Nachfolgenden und schränkt zukünftige Handlungsspielräume ein, um die eigenen gegenwärtigen auszuweiten. Das widerspricht dem Anspruch auf Nachhaltigkeit und Chancengleichheit der kommenden Generationen.
    Noch einen weiteren Pferdefuß hat die Verschuldungspolitik: Sie konnte in den 70er Jahren auf hohe Wachstumsraten setzen, die die Schulden abmilderten oder sogar ausglichen. Mit solchen Wachstumsraten können wir heute nicht mehr rechnen, und - was noch schwerer wiegt - die Wachstumsraten der 70er Jahre wären heute ökologisch nicht mehr zu verkraften. Das heißt, grüne Finanzpolitik, nachhaltige Finanzpolitik kann nicht mehr auf Verschuldung setzen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Im Sinne einer nachhaltigen Finanzpolitik begrüßen und unterstützen wir die Absicht dieser Bundesregierung, den Haushalt zu konsolidieren.
    Herr Waigel hat bei seiner Vorstellung des 97er Haushalts festgestellt, daß das Sparen von heute die Zukunft bestimmt. Das stimmt im doppelten Sinne: Es wird die Zukunft bestimmen, ob wir sparen und - leider aber auch - wie wir sparen. Da graust es mir.
    Die Einseitigkeit Ihrer Sparmaßnahmen, die die Wohlhabenden schont und die Geringerverdienenden und besonders die Familien mit Kindern, die Kranken und Behinderten belastet, ist in dieser Woche schon vielfach kritisiert worden. Auch die vielfältig im Haushalt versteckten scheinbaren Ersparnisse, die auf mittlere Sicht zu deutlich höheren Ausgaben führen - wie die private Vorfinanzierung von Straßen und Schienenstrecken -, sind erwähnt worden. Von nachhaltiger Finanzpolitik kann da nicht die Rede sein, eher von guter Maastricht-Tarnung.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Für einige Ihrer Sparprojekte, Herr Waigel - er scheint der Debatte wieder einmal nicht zu folgen; das finde ich merkwürdig -, gibt es offenkundig das Motto: 1997 muß die Verschuldung herunter, koste es, was es wolle. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen.
    In dem Sparpaket befindet sich ein mit 4 Milliarden DM bezifferter Posten. Er nennt sich: Vorziehung des Termins für die Sozialversicherungsbeiträge. Diese Regelung betrifft Arbeitgeber, die bis zum 15. eines Monats die Gehälter auszahlen, was durchaus eine arbeitnehmerfreundliche Verfahrensweise ist, die allerdings im Vergleich zur Lohnzahlung am Ende des Monats den Kapitalbedarf des Betriebes natürlich erhöht. Wer bis zum 15. eines Monats Löhne zahlt, soll zukünftig bis zum 25. desselben Monats die Versicherungsbeiträge zahlen, statt wie bisher am 15. des Folgemonats. Für die betroffenen Betriebe heißt das zusätzlicher Kapitalbedarf und - einmalig in 1997 - für jeden Arbeitnehmer, den sie haben, einen 13. Versicherungsbeitrag zu bezahlen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Besonders betroffen sind davon unter anderem die freien Berufe, die in den vergangenen Jahren verstärkt Arbeitsplätze geschaffen haben und von denen laut einer Forsa-Umfrage 26 Prozent die Bereitschaft erklärt haben, weitere Arbeitsplätze einzurichten. Ich fürchte, für 1997 dürfte ihnen die Begeisterung dafür vergangen sein.
    Diese Maßnahme, die nur einen Teil der Arbeitgeber betrifft, soll in einem Jahr 4 Milliarden DM in die Kassen bringen. Zum Vergleich: Das gesamte Aufkommen aus dem Kohlepfennig betrug 8 Milliarden DM, und für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" sind im Haushalt 1997 ganze 3,2 Milliarden DM eingestellt.

    Kristin Heyne
    Diese zusätzliche Belastung ist also für die Betriebe kein Pappenstiel. Das Motiv ist allzu durchsichtig. Sie ist eine Maastricht-Sondersteuer auf Arbeitsplätze.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Sparen: ja, Herr Waigel, aber das Wie ist schon entscheidend. Sparen nur bei den kleinen Leuten; Sparen, das künftige Kosten erhöht; Sparen, das unnötig Arbeitsplätze gefährdet, also Sparen ohne Rücksicht auf Verluste schadet mehr, als es nutzt. Für diese Art des Sparens werden Sie unsere Zustimmung nicht finden.
    Da aber die Kolleginnen und Kollegen von der Koalition in dieser Haushaltsdebatte gebetsmühlenartig wiederholt haben, die Opposition mache keine Sparvorschläge, will ich unsere Vorstellungen wiederholen, auch wenn es Vorschläge sind, die durchaus auch unsere eigenen Wähler treffen. Wir schlagen vor, die Ministerialzulage abzuschaffen, die 13. Pension zu streichen, die Bundeswehr umzustrukturieren und ihren Personalbestand zu verringern, die Eigenheimzulage nur noch bedarfsorientiert zu zahlen, die Reaktor- und Kernfusionsforschung massiv einzuschränken.
    Für den Berlin-Umzug haben wir Ihnen in dieser Woche eine konkrete Einsparung von 300 Millionen DM als Beitrag des Parlaments zum Sparpaket vorgeschlagen. Verzichten Sie auf den Luisenblock und auf den Parlamentstunnel. Die Koalition hat sich in der Baukommission geweigert, diesen Vorschlag überhaupt ernstlich zu prüfen.
    Wichtiger als diese Einzelvorschläge sind grundlegende Strukturänderungen. Unterziehen Sie die Aufgaben des Staates endlich einer kritischen Prüfung. Wo ist Staatshandeln wirklich nötig? In welchen Bereichen müssen es tatsächlich Beamte sein, wo können es ebensogut Angestellte sein, eine gewisse Personalfluktuation inbegriffen, die durchaus belebend wirken kann? Wie einige meinen, gilt das auch für das Kabinett.
    Wagen Sie endlich erste Schritte, um nach dem finanziellen Zusammenbruch des Sozialismus die westeuropäische Planwirtschaft im Agrarbereich abzubauen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Mit 28 Milliarden DM ist dies mit Abstand der am stärksten subventionierte Bereich. Wie soll denn eine Wirtschaft effektiv arbeiten, wenn Finanzhilfen und Steuervergünstigungen jedes marktwirtschaftliche Pflänzchen im Keim ersticken? Gerade diese Regierung, die sich Wettbewerb und Liberalisierung auf die Fahnen geschrieben hat, sorgt dafür, daß die Landwirte neben einer agrartechnischen Qualifikation auch Experten für den Zugang zu Subventionen sein müssen.
    Ich glaube nicht, daß es den Bauern gefällt, in den Augen der Öffentlichkeit zum Subventionsschleicher Nummer eins geworden zu sein, auch wenn die Funktionäre der Verbände damit offensichtlich keine Schwierigkeiten haben.
    Durch Ihre Subventionspolitik erhalten die Landwirte am Markt nicht die Preise, die als Entlohnung ihrer Arbeit angemessen wären. Etliche der Landwirtschaftssubventionen, die für teures Geld gezahlt werden, sind umweltschädlich. Schließlich ist es menschenverachtend, wenn afrikanische Agrarstrukturen dadurch zerstört werden, daß hochsubventioniertes europäisches Rindfleisch auf den Markt geworfen wird. Grundnahrungsmittel sind aus ökonomischen und aus ökologischen Gründen ungeeignet für den Weltmarkt.
    Wann wird diese Regierung endlich den Mut haben, eine volkswirtschaftlich unsinnige Entwicklung zu korrigieren und sich auch bei der EU, bei GATT- und bei WTO-Verhandlungen für einen Wandel einzusetzen?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Herr Waigel, das Haushaltslöcherstopfen greift zu kurz. Nachhaltige Finanzpolitik muß überalterte und fehlentwickelte Strukturen erneuern und korrigieren. Das gilt in ganz besonderem Maße für Ihren ureigenen Bereich, die Steuerpolitik. Beenden Sie endlich diesen für das Gemeinwesen gefährlichen Zustand, in dem es heißt: Wer Steuern zahlt, ist selber schuld. - Lichten Sie den Dschungel der Einkommensteuer, so daß Sie den Einkommensteuersatz und den Spitzensteuersatz senken können, aufkommensneutral, ohne Rückgriff auf die Mehrwertsteuer. Sie können dann auch die Vermögensteuer erhalten. Das sollten Sie dringend tun.
    Vor allem aber korrigieren Sie die fatale Fehlentscheidung, wesentliche Teile des Aufbaus Ost über die Sozialversicherungsträger zu finanzieren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Der Anteil, den die Sozialversicherungsträger an den öffentlichen Leistungen für die neuen Länder übernehmen, ist beständig gestiegen. Er erreicht im Jahre 1996 fast 25 Prozent, und zwar ohne die Bundeszuschüsse, also reine Leistungen der Sozialversicherungsträger. Das treibt die Lohnnebenkosten ungeheuer in die Höhe.
    Diese Finanzierung gefährdet bestehende Arbeitsplätze. Sie behindert die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, und damit sägt sie an dem Ast, auf dem Sie sitzen. Mit dieser Finanzierung schaffen Sie eine Sondersteuer auf Arbeitsplätze, und Sie treffen damit die arbeitsintensiven Branchen besonders hart. Das kann nicht Ziel Ihrer Politik sein.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Korrigieren Sie diesen Fehler schnellstens! Finanzieren Sie die einigungsbedingten Lasten der Sozialversicherungsträger durch Verbrauchsteuern, und senken Sie damit endlich wieder die Lohnnebenkosten!
    Herr Waigel, nehmen Sie nicht irgendeine Verbrauchsteuer! Wagen Sie den Einstieg in die ökologi-

    Kristin Heyne
    sehe Steuerreform! Bitte, nehmen Sie dann auch nicht das F.D.P.-Modell einer blaßgrün getünchten Mehrwertsteuer. Dieses Modell verschenkt mögliche ökologische Wirkungen, und es ist in der Erhebung kaum realisierbar. Es war wohl auch so ernst nicht gemeint. Frau Homburger reicht es, wenn sie hier verkünden kann, auch die F.D.P. habe ein Ökosteuermodell. Sie ist leider nicht da, aber vielleicht können Sie ihr das erzählen. Ich glaube, bei Frau Homburger liegt da eine gewisse Verwechslung vor. Sie ist hier nicht die Opposition, die Vorschläge macht und die Modelle vorlegt; sie ist in einer Regierungspartei, und von der Regierung wird erwartet, Gesetzentwürfe vorzulegen und sie zu beschließen. Alles andere ist Geschwätz.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Christa Luft [PDS])

    Herr Waigel, leisten Sie eine solide Arbeit! Führen Sie eine Steuer auf Primärenergie ein, die Anreize schafft, Energie zu sparen, und die die Chance bietet, das Klimaschutzziel, den CO2-Gehalt bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent zu reduzieren, auch zu erreichen! Erhöhen Sie die Mineralölsteuer, damit der Autoverkehr das kostet, was er an volkswirtschaftlichen Kosten wirklich verursacht!
    Das kann man von einem Finanzminister erwarten, nicht aber eine kurzatmige Finanzpolitik, die sich von Haushalt zu Haushalt und von Jahressteuergesetz zu Jahressteuergesetz hangelt. Mit dieser Finanzpolitik ist dieser Finanzminister das Standortrisiko Nummer eins.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [PDS])

    Ende November, wenn in diesem Haus der Haushalt beschlossen werden soll, wird aller Voraussicht nach noch nicht klar sein, wie das Jahressteuergesetz aussehen wird, was also überhaupt die finanzielle Basis dieses Haushalts sein wird. Das ist die Planung dieses Finanzministers. Damit würde die Beratung hier zur Farce werden. Wir werden deshalb beantragen, daß über den Haushalt erst endgültig beschlossen wird, wenn auch klar ist, welche Entscheidungen zum Jahressteuergesetz fallen. Vermutlich wird das erst in der dritten Dezemberwoche sein können.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, es ist nicht der Spitzensteuersatz, der die Unternehmen in Deutschland abschreckt. Zwischen Spitzensteuer und realer Besteuerung können sie sehr wohl unterscheiden. Es ist die finanzielle Unsicherheit, welches Notopfer für den jeweils nächsten Haushalt erforderlich ist und wen es treffen wird. Nachhaltige Finanzpolitik ist auch langfristig berechenbare und vertrauensbildende Politik. Die vermissen wir hier deutlich.
    In diesem Kabinett gibt es eine Kollegin, deren Ministerium durchaus einiges verstanden hat, was mit dem Begriff Nachhaltigkeit gemeint und angestrebt
    ist. Aber leider hält sich diese Ministerin bei den harten Themen dezent zurück. Das ist eigentlich schade.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort erhält jetzt der Kollege Wolfgang Weng.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zum Abschluß der Haushaltswoche gilt es, eine erste Bilanz zu ziehen. Erwartungsgemäß hat die Opposition ihr übliches Rollenspiel auch in dieser schwierigen Lage Deutschlands weitergespielt. Erwartungsgemäß ist sie ehrliche Alternativen schuldig geblieben.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, wir kritisieren weiterhin zu Recht die Blockaden der Opposition, weil es schlimm ist, daß man dort aus Angst vor den Erfolgen der Koalition zum Schaden der Bürger die Bundesratsmehrheit parteipolitisch mißbraucht.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Lachen bei der SPD)

    Ein Weiteres ist in dieser Woche deutlich geworden; es ist wichtig, das herauszuarbeiten. Zwischen der Koalition und den drei Oppositionsparteien gibt es einen ganz grundsätzlichen Unterschied: bei der PDS, bei der SPD und eindeutig auch bei den Grilnen gibt es einen Drang nach staatlichem Dirigismus,

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Wohl wahr!)

    der nach aller Erfahrung aber Zukunftspessimismus ausdrückt;

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Immer anderen in die Tasche!)

    bei der Union und bei den Freien Demokraten gibt es den Willen, nach freiheitlichen Lösungen zu suchen, und damit echte Zukunftsfähigkeit.

    (Dr. Barbara Höll [PDS]: Das sehen wir ja: 4 Millionen Arbeitslose!)

    Dies zeigt sich übrigens auch bei dem Thema Steuern. Auf der Oppositionsseite will man Erhöhungen von Steuern oder Umverteilungen, dies auch im Zusammenhang mit der geplanten Steuerreform. Wir wollen eine Senkung der Tarife und öffentliche Sparsamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die grundsätzliche Auseinandersetzung wird noch härter werden, und gerade dieser Auseinandersetzung werden wir uns zu stellen wissen. Die Bürger können sicher sein, daß die Liberalen ihren klaren Kurs fortsetzen.
    Neben Blockade hat die Opposition Zwiespältiges, manchmal auch Doppelzüngiges zu bieten. Sie erinnern sich: Gestern hat die Fraktionssprecherin der

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    Grünen hier im Deutschen Bundestag erklärt, auch die Grünen wollten aus der Steinkohle aussteigen; sie hielten sie „ökologisch und ökonomisch für unverantwortlich" . Gerade im größten Kohleland, Nordrhein-Westfalen, wo die Grünen in der Regierung sind, haben sie als Koalitionspartei einen politisch-populistischen Trick angewandt, als es um die Steinkohle ging. Der Abbau der Subventionen dort ist nämlich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Aber die Bürger durchschauen solches Doppelspiel.

    (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Was ist denn die Meinung von Möllemann heute?)

    Da helfen auch hier im Deutschen Bundestag griffig vorgetragene Analysen von Joseph Fischer von den Grünen überhaupt nichts.
    Meine Damen und Herren, die Opposition hat Angst davor, daß die Koalition mit ihrer Politik Erfolg haben könnte.

    (Lachen bei der SPD Ina Albowitz [F.D.P.]: Ja, genau!)

    Auch das Verhalten der SPD ist deshalb populistisch. Es ist aber leicht durchschaubar.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Wir schicken euch zum Haushaltmachen zum Grundkurs nach Mexiko!)

    Man nimmt aus dem riesigen Paket unterschiedlichster Positionen im Haushalt Einnahme- oder Ausgabepositionen, die man gegenüberstellt, und argumentiert dann nicht in der Sache, sondern rein emotional, nach dem Motto: Nicht genug Geld für die Schwachen der Gesellschaft, aber Panzer kaufen.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Die Erfahrung zeigt aber, daß die Bürger in unserem Land viel zu klug sind, um auf solch billigen Leim zu gehen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir werden, meine Damen und Herren von der Opposition, alles tun, um die konsequente Aufklärung der Bürger in diesem Bereich zu betreiben, um dieses jämmerliche Rollenspiel der Opposition bloßzustellen.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Das Dilemma!)

    Worum geht es? In der Wachstumsgesellschaft der alten Bundesrepublik sind alle öffentlichen Haushalte, auch die Sozialhaushalte, auf ständiges Wachstum und damit auf überproportionales Wachstum der öffentlichen Kassen angelegt gewesen. Nach der Wiedervereinigung, in einer neuen inneren und äußeren Situation der Bundesrepublik Deutschland, müssen wir eine neue Basis für die öffentlichen Ausgaben, damit auch für öffentliche Aufgaben, finden.
    In diesem Prozeß sind wir jetzt an einer Stelle, wo vielfältige Strukturänderungen erforderlich sind - Strukturänderungen in den Sozialhaushalten, auch Strukturänderungen in den öffentlichen Haushalten.
    Wenn die Opposition kraft ihrer Mehrheit im Bundesrat diese Strukturänderungen blockiert oder zumindest stark erschwert, dann werden sie schwieriger. Sie werden vielleicht verzögert, aber sie werden kommen, weil sie kommen müssen. Wir müssen solche Strukturänderungen vornehmen, meine Damen und Herren, um das zu erreichen, was in Deutschland im Augenblick am wichtigsten ist und was erstes Ziel der Freien Demokraten ist: neue und zukunftssichere Arbeitsplätze.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Sie von der Opposition werden lernen müssen, daß man gegen Tatsachen auf längere Sicht keine Politik machen kann. Das weiß die SPD natürlich auch. Deshalb versucht sie, den Bürgern Sand in die Augen zu streuen, indem sie Versprechungen macht, die nicht einzuhalten sind.
    Ein Beispiel. Gefordert wird die Steigerung der Massenkaufkraft. Dies soll den Bürgern draußen suggerieren, daß alle Menschen mehr Geld bekommen müssen, und dann ist alles in Ordnung. Die Frage, woher dieses Geld kommen soll, beantwortet die SPD natürlich nicht.
    Meine Damen und Herren, mit solchen Schlagworten fängt .die Sozialdemokratische Partei vielleicht ein paar Dumme. Wir, die Freien Demokraten, setzen auf Zukunft. Wir setzen auf Stärkung der Investitionskraft. Wir setzen auf Stärkung der Leistungsbereitschaft.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Jeder weiß, daß ein härteres Anziehen der Steuer- und Abgabenschraube die Situation der Wirtschaft hier in Deutschland weiter erschweren würde. Aber der SPD ist ja selten etwas anderes eingefallen als unbezahlbare Versprechungen, als Verteilen, Verteilen auch dann, wenn nichts mehr zum Verteilen da ist.

    (Widerspruch bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir stehen in diesem Jahr unter besonderem Druck, weil unser politischer Wille, den notwendigen weiteren Zusammenschluß Europas zur Europäischen Währungsunion voranzubringen, zusätzliche Anstrengungen erfordert. Es sind beileibe nicht allein die wirtschaftlichen Gründe, die uns das intensive Miteinander mit unseren Nachbarn in Europa suchen lassen. Nach der Wiedervereinigung ist die enge Verflechtung noch dringender geworden, um den Rückfall in europäische Kleinstaaterei der Vergangenheit sicher zu verhindern.
    Die F.D.P. nimmt die Warnungen der Deutschen Bundesbank ernst. Sie haben heute morgen in den Nachrichten sicherlich gehört, daß die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht darauf hinweist, mit einer Neuverschuldung gegen 4 Prozent des Bruttosozialproduktes aus allen öffentlichen Haushalten würden die Maastricht-Kriterien verfehlt. Das Erreichen dieser Stabilitätskriterien wäre leichter, wenn sich die Gewinner des Steuerpokers beim damaligen sogenannten Föderalen Konsolidierungskonzept, nämlich die Länder im Westen, nach 1990 stärker beschränkt hätten. Leider haben sie das nicht getan.

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    Das macht unsere Anstrengungen jetzt um so schwieriger. Aber, wie gesagt, wir leisten diese Anstrengungen.
    Meine Damen und Herren, es ist bekannt, daß dem Herrn Bundeskanzler die europäische Einigung und die gemeinsame europäische Währung ein ganz besonderes Anliegen sind. Hier unterstützt ihn die F.D.P.-Fraktion vorbehaltlos.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Zuruf von Bundesminister Dr. Norbert Blüm)

    - Auch hier, natürlich, Herr Blüm! Deswegen wollen wir alle Hürden auf dem Weg dorthin beseitigen. Eine Inflationspolitik zu Lasten der Sparer kommt mit uns nicht in Frage. Deshalb ist das Sparpaket der Koalition ein richtiges Signal. Es führt in die richtige Richtung.
    Ich will mich auf Grund einer Pressemeldung im gestrigen „Handelsblatt" an den Bundesarbeitsminister Norbert Blüm wenden. Herr Blüm, wenn diese Zeitung richtig zitiert, dann haben Sie erklärt, es würde Ihnen nichts mehr einfallen, um die Finanzierungslücke bei der Bundesanstalt für Arbeit zu schließen. Sie haben aber an der Kabinettsberatung Anfang Juli persönlich mitgewirkt; Sie haben dort einen Haushalt akzeptiert, nach dem die Bundesanstalt ohne Zuschuß auskommen soll. Sie haben auch bei der Entscheidung über das Sparpaket der Koalition mitgewirkt. Zusätzlich sind Sie bekanntlich derjenige, der den Etat der Bundesanstalt für Arbeit genehmigen muß. Die Einschätzungen haben sich seit Juli nicht nachhaltig geändert. Deswegen geht meine dringende Bitte, geht mein persönlicher Appell an Sie, an dem auch von Finanzminister Theo Waigel zu Recht für notwendig gehaltenen weiteren Sparpaket konstruktiv mitzuwirken. Herr Kollege Blüm, gerade Sie dürfen sich hier nicht verweigern. Sie spielen eine ganz wichtige, eine entscheidende Rolle.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, es geht auch eine Bitte an die Koalitionsspitze: Wer das normale Haushaltsverfahren, wer die beweglichen Teile des Haushalts, wer die vom Haushaltsausschuß direkt beeinflußbaren Sparvolumina kennt, der weiß, daß die im Augenblick geschätzte Deckungslücke, über die man hin und her spekulieren kann - es ist noch zu früh, um abschließende Zahlen zu nennen -, aber die ja unbestritten ist, auch von Bundesministern unbestritten ist, durch das Haushaltsgesetz allein kaum zu schließen sein wird. Die weitere Beratung flankierender Spargesetze scheint notwendig, um die vom Kabinett beschlossene und vom Finanzminister vertretene Schuldenhöhe 1997 nicht zu überschreiten. Hierfür ist, wie gesagt, begleitende Gesetzgebung zum Haushaltsverfahren meines Erachtens notwendig. Die dafür erforderlichen Beratungen müssen beginnen, die politischen Entscheidungen müssen schnellstens getroffen werden, sonst gerät der Zeitplan ins Wanken.
    Die Bürger draußen müssen erkennen, daß die Koalition notwendige Sparentscheidungen zu treffen in
    der Lage ist, daß sie nicht - wie die Opposition - Steuern und Abgaben erhöhen will. Wir von der F.D.P.-Fraktion sind zu weiteren Anstrengungen bereit.
    Meine Damen und Herren, der Etat 1997 geht jetzt nach dieser ersten Beratungswoche im Deutschen Bundestag zur Detailarbeit in den Haushaltsausschuß. Die Bevölkerung erwartet von uns zu Recht, daß wir dort und dann hier im Deutschen Bundestag einen ehrlichen Haushalt auf gesicherter Grundlage für 1997 verabschieden. Dafür brauchen wir die Ergebnisse des Sparpakets, dafür brauchen wir die Ergebnisse des Jahressteuergesetzes ebenso wie die zusätzlichen möglichen Einsparungen. Die Koalition wird heute nachmittag bei der Abstimmung über die Spargesetze ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Unsere schwierige, für die Zukunft unseres Landes aber notwendige Arbeit geht danach nahtlos weiter.
    Die F.D.P.-Fraktion im Deutschen Bundestag kennt die Herausforderung. Sie leistet ihre Arbeit so, wie sie es den Bürgern zur Bundestagswahl 1994 versprochen hat.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)