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ID1312232900

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    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Ich darf aus diesem Beitrag zitieren:
    Oft genug hört oder liest man, die Landwirtschaft sei ein unbedeutender Wirtschaftssektor geworden, der weniger als 1 Prozent des Bruttosozialproduktes erwirtschafte, nur noch 3 Prozent der Erwerbstätigen beschäftige und außerdem noch hoch subventioniert sei. Da liegt es nahe zu meinen, man könne in Deutschland auf Landwirtschaft möglichst ganz verzichten und „das bißchen Landnahrungsmittel" billiger importieren. Die Wirklichkeit sieht jedoch völlig anders aus. Unsere Landwirtschaft erzeugt nicht nur Nahrung und Industrierohstoffe. Das ist zwar sicherlich ihre Hauptaufgabe, aber sie ist darüber hinaus auf vielfältige Weise mit den übrigen Wirtschaftsbereichen verbunden.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: So ist es!)

    Sie ist Arbeitgeber, Käufer von Investitionsgütern und Betriebsmitteln, sie ist Kunde auf dem Kapitalmarkt, Lieferant von Rohstoffen für die Lebensmittel- und die chemische Industrie und gleichzeitig eine eigenständige Vermarktungsbranche. Die Landwirtschaft ist also kein autarker Wirtschaftszweig, sondern als unverzichtbarer Bestandteil in unserer Volkswirtschaft verwoben.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dies
    - ich erwähne noch einmal: das steht in einem Industriemagazin -
    ist jedoch nur die volkswirtschaftliche Seite der Leistungsmedaille. Auf der anderen Seite, vielleicht noch wichtigeren Seite, stehen die gesellschaftlichen Leistungen, die nicht in harten Zahlen zu Buche schlagen. Es sind vor allem die ökologischen und landschaftspflegerischen Leistungen der Landwirte, die sich kaum in Geldwerten ausdrücken lassen. Das unverwechselbare Landschaftsbild zwischen der Küste im Norden und den Alpen im Süden ist so vielgestaltig und abwechslungsreich wie kaum ein anderes auf der Erde. Es ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen bäuerlichen Kulturarbeit, die auch heute und in Zukunft fortgesetzt wird.
    Mir hat dieser Beitrag sehr gut gefallen, weil ich mich voll mit ihm identifizieren kann. - Er deckt sich im übrigen auch mit dem, was Herr Staatssekretär am Schluß seiner Rede zum Ausdruck gebracht hat. - Damit werden, so meine ich, in sehr zutreffender Weise die vielfältigen und für eine Wohlstandsgesellschaft unverzichtbaren Aufgaben und Leistungen der Landwirtschaft beschrieben.
    Im Mittelpunkt unserer agrarpolitischen Überlegungen und Maßnahmen stehen natürlich die Landwirte, ihre Familien und ihre Existenzen. Ihre - insbesondere gegenwärtig zum Teil sehr akuten - Sorgen, von denen bereits die Rede war, sind auch unsere Sorgen. Aber Agrarpolitik ist nicht nur Politik für die Landwirtschaft, sondern eben sehr viel mehr.
    Aus den vorgenannten Gründen ist Landwirtschaft eine Sache, die uns alle angeht. So gesehen kommen die Leistungen für die Landwirtschaft nicht nur dieser zugute, sondern vielen Bereichen unserer Gesellschaft - also Bereichen weit über die Landwirtschaft hinaus.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Nur wenn wir bereit sind, die Leistungen der Landwirtschaft in einem gesamtwirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu sehen

    Bartholomäus Kalb
    und zu werten, werden wir auch ihrer Bedeutung gerecht.
    Exakt diese Gesamtbetrachtung landwirtschaftlicher Leistung für unser Gemeinwesen war für die Koalitionsparteien Grundlage für die Fortentwicklung der Agrarpolitik. Wir müssen auch in der gesellschaftlichen Diskussion immer wieder die Fragen stellen: Welche Leistungen erwarten wir von unserer Landwirtschaft? Welche Leistungen werden über die Produktpreise entgolten und welche nicht und müssen demzufolge, wenn wir sie als Gesellschaft in Anspruch nehmen wollen, über öffentliche Transfers bezahlt werden? Die Diskussion darüber wurde zwar immer wieder geführt, aber zu keinem Abschluß gebracht. Demzufolge fehlen uns zum Teil der gesellschaftliche und teilweise auch der politische Grundkonsens und somit die Basis, von der aus die Agrarpolitik weiterentwickelt werden könnte. Begünstigt wird dieser Umstand durch die Tatsache, daß es unterschiedliche Zuständigkeiten und Zielsetzungen in Teilbereichen der Agrarpolitik der verschiedenen politischen Ebenen - zum Beispiel auf der Ebene der Europäischen Union, des Bundes und der Länder - gibt.
    Ich will dies an einem Beispiel deutlich machen: Die EU zahlt, weil für den Markt zuständig, entsprechend der EG-Agrarreform einen flächenbezogenen Preisausgleich für Getreide. Die Länder, weil besonders für Natur und Umwelt zuständig, sorgen sich um die flächendeckende Landbewirtschaftung und bieten Kulturlandschaftsprogramme und ähnliche Dinge an zum Teil unterstützt durch Mittel der EU und des Bundes. Zugleich wird aber kritisch über die Flächenprämien der EU diskutiert.
    In beiden Fällen, so meine Meinung, wird aber durch diese Transferleistung, unabhängig von der jeweiligen Ausgangslage und Motivation, sichergestellt, daß flächendeckende Landwirtschaft betrieben werden kann, daß die Landschaft als Kulturlandschaft erhalten werden kann. Wie vorhin ausgeführt, erbringt die Landwirtschaft also durch ihr Tätigwerden, durch ihr Wirtschaften und Bewirtschaften eine Leistung, die wir alle wollen und die sie ohne diese öffentlichen Transfermittel nicht mehr erbringen könnte.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Und nicht so preiswert!)

    Insofern halte ich die aufgekommene Diskussion und die dahinter stehenden Absichten - es wurde ja bereits über die Höhe der Ausgleichszahlungen gesprochen, wie sie im Rahmen der EG-Agrarreform vereinbart wurden - für schädlich. Worüber gegebenenfalls nachgedacht werden muß, ist, inwieweit ab bestimmten Größenordnungen betriebswirtschaftliche Vorteile Berücksichtigung finden und zu einer Degression führen könnten.
    Ich bin sehr der Meinung, daß sich jeder landwirtschaftliche Unternehmer - je nach Eignung, Neigung und Fähigkeit - Möglichkeiten der Nischenproduktion oder des Zuerwerbs zur Absicherung seiner Existenz erschließen sollte. Mit den Mitteln, wie sie Ende dieses Jahres die bayerische SPD vorgeschlagen hat, scheinen mir allerdings die Probleme der Landwirtschaft nicht lösbar zu sein.

    (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Das wäre interessant, wenn wir dazu etwas hören könnten!)

    - Sonst hört man sowieso nichts mehr von denen.
    Laut Bericht von Oliver Platzer in der „Passauer Neuen Presse" vom 27. Juli 1996 mit der Überschrift „Bayern-SPD will Bauern mit Roßkuren retten" haben Bayerns Sozialdemokraten unkonventionelle Vorschläge in die Diskussion gebracht, mit denen sie der Landwirtschaft aus der Krise helfen wollen. Ich zitiere wörtlich:
    Einige Beispiele für diese Ideen sind die „individuellen Sonderformen des Zuerwerbs": Danach erschließt sich der moderne Landwirt auf dem „Markt der 1 000 Möglichkeiten" seine künftige Einkommensquelle, indem er eine Reha-Klinik für Pferde einrichtet, indem er sich in den schwunghaften Handel mit gebrauchten Schneeketten für Schlepperfahrzeuge einschaltet. Oder, indem er sich neben den täglichen Pflichten wie Pflügen, Melken und Ackern als Kinderbuch-Autor verdingt.
    Ich jedenfalls hätte diese Fähigkeit nicht.
    Die bayerische SPD-Vorsitzende - einige von Ihnen werden sie noch kennen - spricht in diesem Zusammenhang, so der Bericht, davon, daß die bisherigen Leistungen für die Landwirtschaft hinausgeschmissenes Geld seien, und fordert auf derselben Pressekonferenz die Abschaffung der Mineralölsteuerrückvergütung. Mit so unterschiedlichen und widersprüchlichen Ansätzen in der Landwirtschaft wird sicher kein Staat zu machen sein, Herr Kollege Sielaff.
    Seit ich mich mit Agrarpolitik befasse, weiß ich um die Sorgen und Klagen aus der Landwirtschaft. Wer sich mit der gegenwärtigen Lage der Landwirtschaft, insbesondere mit der von Rindfleisch- und Milcherzeugern, befaßt, wird nicht mehr milde lächelnd, ignorierend darüber hinweggehen können.
    Viele Betriebe sind wegen der bereits angesprochenen BSE-Problematik unverschuldet in eine schwierige - zum Teil in eine äußerst schwierige - Situation geraten. Dies werden wir nicht allein mit dem Einsatz öffentlicher Mittel bewältigen können. Wenn es nicht gelingt, in einer konzertierten Aktion von Politik, Erzeugern, Vermarktern und den übrigen Marktbeteiligten das Vertrauen der Verbraucher für die hochwertigen Produkte deutscher Landwirtschaft zu gewinnen, wie es der Staatssekretär und auch der bayerische Präsident des Bauernverbandes, Sonnleitner, zum Ausdruck gebracht haben, bleiben alle übrigen Maßnahmen nur von sehr begrenzter Wirkung.

    (Beifall bei der CDU/CSU Horst Sielaff [SPD]: Das ist wohl wahr!)

    Es ist außerordentlich zu begrüßen, daß die Bundesregierung alles unternimmt,

    (Horst Sielaff [SPD]: Eben nicht!)


    Bartholomäus Kalb
    um Hilfestellung zu gewähren, und durch die Rücknahme bereits angekündigter Maßnahmen dazu beiträgt, den zusätzlichen wirtschaftlichen Druck - ich spreche wohlgemerkt von zusätzlichem Druck - vieler Betriebe zu verringern. So soll ihnen geholfen werden, die gegenwärtige Situation besser bewältigen zu können.
    Allerdings gebietet es die Redlichkeit gegenüber der Landwirtschaft, darauf hinzuweisen, daß das Thema Vorsteuerpauschale nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben sein kann.

    (Horst Sielaff [SPD]: Eben! Sie schieben das Ganze nur vor sich her!)

    Ich sage ganz freimütig: Alle mir bisher bekannten Argumente - ich möchte das vorsichtig ausdrücken - widerlegen die Auffassung des Bundesrechnungshofes nicht. Ich halte es aber für sinnvoll und richtig, wie es die Minister Waigel und Borchert vereinbart haben und was vom Kabinett so beschlossen worden ist, diese Regelung zusammen mit dem Inkrafttreten grundlegender steuerlicher Änderungen zu treffen. Das wird nach Lage der Dinge und gegenwärtigem Stand zum 1. Januar 1999 der Fall sein.

    (Horst Sielaff [SPD]: Ihr solltet ein bißchen früher anfangen!)

    Lieber Herr Kollege Sielaff, Sie haben davon gesprochen, daß Kürzungen ohne Sinn und Verstand vorgenommen werden.

    (Horst Sielaff [SPD]: So ist es!)

    Haben Sie nicht gemerkt, daß wir bei allen Sparmaßnahmen, sowohl des gegenwärtigen Haushalts als auch der früheren Haushalte, sehr genau darauf geachtet haben, daß die unmittelbar einkommenswirksamen Maßnahmen von allen Kürzungen ausgenommen worden sind? Sie selber haben angesprochen, daß wir im letzten Jahr zusätzliche Leistungen erbracht haben, um einen Ausgleich für die Währungsdisparitäten vornehmen zu können. Das scheint Ihnen völlig entgangen zu sein.

    (Horst Sielaff [SPD]: Nein, nein!)

    Ich möchte noch ein Zweites sagen. Ihre Rede war teilweise interessant. Die Alternativen, die Sie aufgezeigt haben, waren aber mehr als mäßig.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Es gab überhaupt keine!)

    Wenn Sie meinen, die einzige Alternative zur Sanierung des Haushalts und zur Schwerpunktsetzung Ihrer agrarpolitischen Ziele bestehe darin, eine Abteilungsleiterstelle im BML abzuschaffen, dann ist das doch arg wenig, wenn ich das einmal so sagen darf.
    Im übrigen haben Sie sich auf die Öffentlichkeitsarbeit bezogen, sind auf Details eingegangen, die nur von sekundärer und temporärer Bedeutung sind, und haben die Beratung im Haushaltsausschuß vorweggenommen. Wir Berichterstatter, die Kollegin Ilse Janz und ich, sind wegen Ihrer parlamentarischen Äußerung schon so in Schrecken versetzt worden, daß wir uns gar nicht mehr trauen, bei diesem Titel noch eine Kürzung vorzunehmen. Dann nämlich könnte der Eindruck entstehen, wir täten dies nur aus Angst und Respekt vor Ihnen. Soviel Angst und Respekt habe ich jedenfalls mit Sicherheit nicht.

    (Horst Sielaff [SPD]: Dann habe ich ja schon etwas erreicht!)

    Diese Freude können wir Ihnen nicht machen.
    Ich will jetzt, weil die Uhr bereits das Ende meiner Redezeit anzeigt, auf die anderen Punkte nicht mehr eingehen. Ich möchte aber schon noch, Herr Kollege Sielaff, deutlich unterstreichen: Wir haben die Schwerpunkte gesetzt. Wir haben bei allem Zwang zum Sparen dafür gesorgt, daß die Landwirtschaft in den Bereichen nicht berührt wird, in denen ihre wesentlichen Interessen liegen, in denen es vor allen Dingen auch darum geht, sicherzustellen, daß in einer außergewöhnlich schwierigen Situation nicht auch noch die unmittelbar einkommenswirksamen Maßnahmen angerührt werden. Das wird auch im weiteren Beratungsverfahren, das wir dann im Haushaltsausschuß zu bewältigen haben, unsere Maxime sein.
    Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und wünsche nicht, daß die bundesdeutsche Landwirtschaft jemals in die Situation kommt, auf Ihre Alternativen angewiesen zu sein

    (Horst Sielaff [SPD]: Also haben Sie doch Angst!)

    - nein, die Landwirtschaft müßte Angst haben, wir nicht - oder gar auf jene, die ich vorhin kurz anreißen konnte, die einige irgendwo in den Landesverbänden der SPD entwickeln und von sich geben, die auf der einen Seite große Sprüche machen und große Versprechungen abgeben, auf der anderen Seite aber alles tun, um den Landwirten das Geld aus der Tasche zu ziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Hans Klein
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Frau Kollegin Ulrike Höfken, Sie haben das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulrike Höfken-Deipenbrock


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Sehr geehrte Damen und Herren! Ich muß doch zuerst einmal fragen, Herr Kalb: Welches Geld meinen Sie denn? Es kann doch nur noch bergauf gehen, auch mit einer SPD-Regierung.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das Bild der Landwirtschaft hat ganz offensichtlich einen Sprung. Denn was wir heute in den Schlagzeilen sehen, ist doch nicht etwa das wunderbare Bild der Landwirtschaft, das wir uns hier vielleicht gerne malen würden, sondern man sieht Schweine mit Antibiotika-Rückständen, verseucht bis auf die Knochen.

    (Peter Harry Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das steht nur in der „taz"!)

    - Das steht nicht nur in der „taz" , sondern das ist durchaus Realität.
    Da nutzen auch die Fensterreden nicht. Das sind auch nicht die Antworten, die die Verbraucherinnen und Verbraucher oder die Bauern von Ihnen haben

    Ulrike Höfken
    wollen, sondern sie wollen andere Antworten auf ihre tatsächlichen Probleme haben.
    Der Haushalt, den Sie heute vorgelegt haben, gibt diese Antworten nun wahrlich nicht; er ist ein Haushalt des Versagens.

    (Horst Sielaff [SPD]: So ist das!)

    Erstens. Die zentrale Aufgabe, das Überleben der Landwirtschaft zu sichern, die Sie doch so hoch loben - wie wir auch -, haben Sie nicht erfüllt; denn von Überleben kann keine Rede sein. Zweitens. Notwendige Innovationen werden behindert. Drittens. Es wird nicht real gespart, sondern Finanzrisiken und Finanzierungslücken sind Bestandteile der Agrarpolitik der Bundesregierung. Viertens. Finanzierungsmittel werden uneffektiv eingesetzt. Fünftens. Innovationspotentiale werden nicht genutzt.
    Die kaum bestrittene Misere wird verwaltet. Die wenigen Ansätze, die zu einer Neuorientierung genutzt werden könnten, wie die Gemeinschaftsaufgabe, werden zurückgenommen - und das nicht behutsam, sondern ganz gewaltig. Die Kürzungen im Haushalt um 75 Millionen DM sind um so problematischer, als damit kein zukunftsweisendes Konzept verbunden ist, und das angesichts der Tatsache - auf die Herr Kalb noch einmal hingewiesen hat -, daß in Zukunft noch eine erhebliche Mehrbelastung auf die Landwirtschaft zukommt.
    Wir wollen eine grundsätzliche Orientierung der Landwirtschaft auf den Markt und eine Abkehr von der bisherigen Agrarpolitik, die den Bauern niedrige Erzeugerpreise verordnet, Massenproduktion statt Qualitätsproduktion fördert und Milliarden Haushaltsgelder verschlingt.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Das ist eine Unverschämtheit! Das ist eine Beleidigung für jeden Bauern!)

    Wir wollen die Ausrichtung auf die berechtigten Ansprüche der Verbraucherinnen und Verbraucher, auf unbelastete Nahrungsmittel und sauberes Wasser. Wir wollen auch, daß die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler nicht für die Folgeschäden der heutigen Agrarpolitik herangezogen werden.
    Eine Landwirtschaft, die auf „Subventionen" verzichten kann, kann nur eine umweltgerechte Landwirtschaft sein. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher - damit das nicht wieder kommt - steht einem eher geringen Anstieg der Verbraucherpreise eine längerfristige Einsparung in erheblichem Ausmaß im Gebühren- und Steuerbereich gegenüber.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Auf eine solche Neuausrichtung muß auch die EU-Agrarpolitik ausgerichtet werden - eine Reform der Reform, die schon lange im Gange ist, wozu Sie kein Konzept vorgelegt haben, sondern abwarten, bis Sie von den Tatsachen überholt werden, genau wie bei der Milchquote.

    (Horst Sielaff [SPD]: So ist das!)

    Eine solche Diskussion gehört in den nächsten Jahren natürlich auch in die GATT- bzw. in die WTO-Verhandlungen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Wir fordern Einsparungen bei den EU-Mitteln im europäischen Konsens, nicht als nationalen Alleingang, wie Bayern das tut, obwohl ich glaube, daß die europäische Agrarpolitik die abschreckendste Europapolitik ist, die man sich denken kann. Bei den meisten Betrieben kommt nur ein sehr geringer Anteil der Finanzmittel des Staates, der Länder und des Bundes, an.
    Die Umstrukturierung der Agrarpolitik der Europäischen Union kann nicht von heute auf morgen erfolgen, sondern nur als langsamer Umbau in ZehnJahres-Schritten. Die Reduzierung der über 100 Marktordnungsmaßnahmen, die Einschränkung der Intervention, die Marktöffnung, die Lagerhaltung und die Streichung der Exporterstattung sollen zugunsten einer Modernisierung und Ökologisierung der Agrarproduktion in den nächsten zehn Jahren genutzt werden. Das bedeutet auch ein schrittweises Auslaufen der staatlichen Gelder - bei gleichzeitiger Sicherung der Lebensmittelproduktion, der Umwelt, der Betriebe und auch der Einkommen der Menschen, die in der Landwirtschaft dann auch in Zukunft noch arbeiten können.
    Zum zweiten Punkt: Innovationshemmnisse im Zusammenhang mit BSE. Das größte Hemmnis, das Sie als verantwortliche Regierung der Landwirtschaft in den Weg gelegt haben, ist die Nichteinführung der Herkunftskennzeichnung. Man kann vielleicht eine „Herodes-Prämie" befürworten, die das Abschlachten von 20 Tage alten Kälbern ermöglicht, wie Sie das auf der europäischen Ebene tun. Das eigentliche Hemmnis zur Wiederstabilisierung des Marktes aber ist die fehlende Einführung der Herkunftskennzeichnung. Das liegt auch im Verantwortungsbereich Ihrer Politik.
    Weiterhin ist die regionale Erfassung, Vermarktung und Verarbeitung unterentwickelt und von der Förderung ungenügend berücksichtigt. Hier ist eine veränderte Schwerpunktsetzung in der Gemeinschaftsaufgabe vorzunehmen.
    Zur Innovation gehört auch eine ökologische Steuerreform in der Landwirtschaft.