Rede:
ID1312229300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 7
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. jetzt: 1
    5. der: 1
    6. Kollege: 1
    7. Thomae.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Marina Steindor


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auf Ihre Anspielung bezüglich der rot-grünen Landeshaushalte werde ich hier nicht eingehen;

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Sie wissen selbst, wie kritisch es da aussieht!)

    Sie wissen genau, warum die Länder unter Finanznot leiden. Ich möchte aber als hessische Bundestagsabgeordnete der Grünen an dieser Stelle erklären, daß mich das Abstimmungsverhalten unseres Ministerpräsidenten Eichel in Sachen Festbeträge doch sehr beschämt.
    In diesen Tagen, in der Haushaltsdebatte, ist für mich keine Zeit zum Rosinenpicken in einem der Mikrohaushalte dieses Bundeshaushalts. Es ist ein Verwaltungs- und kein Gestaltungshaushalt.
    Morgen wollen Sie die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und das Beitragsentlastungsgesetz beschließen. Vor unserer Tür protestieren die Bürger. Man kann als Opposition gar nicht oft genug die Gelegenheit nutzen, um den Standortgesundbetern dieser Regierung die Meinung zu sagen. Das Münchener Ifo-Institut hat ganz klar festgestellt, daß die permanenten Behauptungen von angeblich zu hohen Löhnen und Steuern am Standort Deutschland interessenpolitisch motiviert sind.
    Ihre Gesundheitsreform ist heute nachmittag im Bundesrat erneut gescheitert. Aber die Regierungskoalition schreibt schon jetzt weitere Folgen ihres Krankenkassenschrumpfungskrimis.
    In den letzten Wochen hat der Gesundheitsminister wieder die übliche Medieninszenierung geboten - diesmal mit Beschimpfungen der Krankenkassen, die angeblich Milliarden verschwenden; zuvor waren es die Krankenhäuser.
    Herr Minister, noch im Frühjahr dieses Jahres haben Sie zugegeben, daß überwiegend Politik und Staat an den Finanzierungsproblemen der GKV beteiligt sind und sie selbst verursacht haben, beispielsweise durch die Rentenreform. Daran ist auch die SPD nicht ganz unbeteiligt.
    Dieser sozialpolitische Verschiebebahnhof wirkt natürlich weiter, jedes Jahr aufs neue. Mit dem ersten Teil Ihres Krankenkassenschrumpfungsgesetzes, mit dem wir uns morgen befassen, bewirken Sie erneut Mindereinnahmen. Herr Rebscher vom VdAK hat Ihnen das in einer Anhörung des Deutschen Bundestages bis auf den Pfennig genau vorgerechnet.
    Auch die Lohnkürzung im Krankheitsfall wird voll auf die Krankenkasseneinnahmen durchschlagen.
    Davon können Sie sich nicht exkulpieren. Aber Sie drohen weiter mit Finanzbeschränkungen.
    Alle Kassen bestätigen, daß die Festschreibung der Beitragssätze über kurz oder lang in eine ZweiKlassen-Medizin führt. Die Beschränkung der Einnahmen müßte durch Kürzungen auch medizinisch notwendiger Leistungen erkauft werden. Diese ausgegrenzten Leistungen würden aber nicht entfallen, sondern von den Versicherten privat finanziert werden müssen. Das nennen Sie Eigenverantwortung. Eine umfassende medizinische Versorgung stünde bald nur noch den Besserverdienenden zur Verfügung.
    Ihre Pläne sind ein Angriff auf die Kernkompetenz der Selbstverwaltung. Herr Minister, Sie verhalten sich nicht mehr wie der Hüter und Bewahrer unseres Solidarsystems. Sie lassen es zu, wenn es im Blindflug gegen die Wand fährt.
    In bezug auf Flops der Firma Siemens befinden wir uns hier in diesem Hohen Hause geradezu an einem historischen Ort. Ich erinnere an die Erlebnisse mit der Mikrophonanlage. Dieses Mal mußte Siemens eingestehen, daß man in den beiden größten Rechenzentren der Apotheken die Software nicht in den Griff bekommt. Wie sollen denn die Kassen Überschreitungen des Arzneimittelbudgets feststellen und vor allem Regreß einfordern, wenn sie nicht frühzeitig Informationen über das Verordnungsvolumen der einzelnen Ärzte erhalten?
    Es geht jährlich um über 1 Milliarde DM. Anstatt den Kassen bei der Bezahlung einen präventiven Abzug zu gewähren, schont der Minister durch Intervention die Apotheken, Siemens und die Pharmabranche. Sie nehmen es als Gesundheitsminister hin, daß eine der wichtigsten Kostenbremsen der Krankenkassen nicht funktioniert, und geben damit den Apotheken und den Kassenärzten faktisch einen millionenschweren Kredit auf Kosten der Beitragszahler. Ob die Regreßforderungen jemals erfüllt werden, steht offen. Die Kassen wissen nicht, ob das klagemäßig durchzuhalten ist.
    Aus Datenschutzgründen muß die gesamte Datenübertragung zwischen KBV und Kassen neu gegliedert und organisiert werden. Das ist gut so, aber das braucht Zeit. In der Summe bedeutet dies, daß die Transparenz- und Wirtschaftlichkeitsprüfungen der Krankenkassen in einem gigantischen Daten-GAU steckenbleiben.
    Nie, Herr Minister, hört man auch nur einen Halbsatz der Selbstkritik von Ihnen. Haben Sie sich schon einmal überlegt, daß die 11,6prozentige Zunahme der Aufwendungen für Zahnersatz in den alten Bundesländern eine Schreckreaktion der Bürger, die das nicht richtig verstanden haben, auf Ihr Beitragsentlastungsgesetz sein könnte? Sie treiben die Kassen erst in den Wettbewerb, und dann wundern Sie sich, daß die Kassen Werbemaßnahmen finanzieren und ihren Versicherten nichts mehr abschlagen.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es heißt, 14jährige lassen sich Gebisse machen! So etwas Dummes!)


    Marin Steindor
    Satzungsleistungen jetzt im Wettbewerb kürzen? Als Steuerungsinstrument wirkt Wettbewerb sozial selektiv und polarisierend und ist damit gegen Solidarität gerichtet. Schon jetzt ist von Pleiten und Konzentrationsprozessen bei Krankenkassen die Rede. Der angeblich solidarische Wettbewerb der Krankenkassen bröckelt, der Risikostrukturausgleich wird zunehmend angefeindet. Da stützt die AOK per Umlage zwei schließungsgefährdete Landesverbände.
    Sie wollen mit Ihrer Politik die Kassen morgen und in der Zukunft zur Leistungsausgrenzung zwingen, ihnen damit den Schwarzen Peter zuschieben und sich aus der Verantwortung stehlen. Bei Ihren Vorschlägen schwanken Sie zwischen Staatsdirigismus und angeblich intelligenteren Lösungen, der Möglichkeit zum sofortigen Austritt nach Beitragssatzerhöhung oder der Anbindung von Beitragserhöhungen an Zuzahlungen. Die F.D.P. will das Sachleistungsprinzip abschaffen und Elemente der privaten Krankenversicherung einführen. Das ist ein Horrorkabinett und kein Reformkonzept.
    Unsere europäischen Nachbarn, die private Krankenversicherungen haben, haben Finanzprobleme. Dort werden Elemente der solidarischen Krankenversicherung eingeführt. Die Niederlande haben mittlerweile gegen die Risikoselektion eine Versicherungspflicht und den Kontrahierungszwang eingeführt, und die Schweiz hat Kopfpauschalen neben den individualrisikoorientierten Beiträgen eingeführt. So falsch kann unser System nicht sein.
    Sie aber erodieren und denunzieren das Gesundheitssystem als rein konsumtiven Sektor. Sie würdigen die Zahl der Arbeitsplätze und die Wirtschaftskraft nicht ausreichend. Es geht hier um rund ein Viertel unseres Bruttosozialproduktes. Sie demontieren mit Ihrer Politik Arbeitsplätze und erodieren einen bewährten Gesellschaftsvertrag. Sie wollen eine sozialethische Wende und ein neues Krankenversicherungssystem jenseits von Bedarf und Solidarität - ein Weg in die Unterversorgung breiter Bevölkerungskreise.
    Meine Damen und Herren, die Wochenzeitschrift „Die Woche" enthält in ihrer heutigen Ausgabe viele Artikel zur Gesundheitspolitik, in denen sich unter anderem ein Zitat aus Unionskreisen im Zusammenhang mit der Standortdebatte findet: „Seehofer soll das Sparschwein machen. " Manche Sparschweine haben ein Türchen mit Schlüssel und bleiben bei Leerung intakt. Bei Ihrer Politik habe ich aber den Eindruck, daß Sie das Krankenkassensparschwein mit dem Standorthammer endgültig zerschlagen wollen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Regierungskoalition und die sie tragenden Fraktionen im Deutschen Bundestag sich politisch in ihrem Verhalten doch recht nah den wilden Verwandten dieses Porzellantierchens annähern, die die zarten Reformpflänzchen und -modelle im Gesundheitssystemgarten recht roh zertrampeln.
    Die Ausweitung des Versichertenkreises und ein fürsorgliches Reform-Gewächshaus in Form eines
    Globalbudgets wären statt dessen das bessere Rezept, um die finanziellen Reserven zu erschließen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt haben wir Sie alle verstanden!)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Kollege Thomae.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dieter Thomae


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Diskussion über den Bundeshaushalt 1997 orientiert sich wiederum an der Zielsetzung, die Nettoneuverschuldung in Grenzen zu halten und damit die Manövrierfähigkeit des Staates zu sichern. Das ist schwierig, aber notwendig. Als Gesundheitspolitiker könnte ich mir sehr gut vorstellen, in dem einen oder anderen Bereich mehr zu tun. Aber in Zeiten knapper Kassen sind nicht alle wünschenswerten Projekte finanzierbar. Das muß man akzeptieren. Jedem privaten Haushalt mit begrenztem Einkommen geht es nicht anders. Dennoch muß man sich einzelne Positionen näher anschauen, ob sie richtig gewichtet sind. Ich würde mir zum Beispiel wünschen, daß wir im Gesundheitsausschuß noch einmal darüber diskutieren, die finanziellen Mittel in der Drogenprävention besser zu bündeln.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Jede erfolgreich in der Suchtvorbeugung eingesetzte Mark bedeutet Folgeeinsparungen in mehrstelliger Größenordnung.

    (Klaus Kirschner [SPD]: Sehr gut! Der Vorsitzende hat die Unterstützung der SPD!)

    Die Bekämpfung der Beschaffungskriminalität, die Betreuung der Süchtigen, Substitutionsprogramme und Therapieangebote über Monate hinweg - alle diese kostenträchtigen Maßnahmen könnten reduziert werden, wenn es gelingt, zumindest einen Teil derjenigen, die suchtanfällig sind, im Vorfeld zu stabilisieren.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

    Ähnlich sehe ich das bei der Aids-Aufklärung. Auch hier dürfen wir nicht nachlassen. Es ist deshalb gut und richtig, daß der Ansatz für Aids-Präventionsmaßnahmen trotz aller Sparerfordernisse nicht heruntergefahren wurde.
    Meine Damen und Herren, der Bundeshaushalt spiegelt gerade in der Gesundheitspolitik nur einen geringen Teil des Gesamtgeschehens wider. Der größte Teil der Gesundheitsversorgung spielt sich in der GKV ab. Aber auch hier ist Nachdenken darüber angesagt, wie mit den Herausforderungen umgegangen werden soll. Das Defizit in den ersten Monaten des Jahres zeigt, daß wir so wie bisher einfach nicht weitermachen können. Auch hier müssen Prioritäten gesetzt werden. Deshalb möchte ich in Anbetracht der Zeit zehn Thesen formulieren.

    Dr. Dieter Thomae
    Erstens. Das Ziel der Koalition, den Gesamtsozialversicherungsbeitrag bis zum Jahre 2000 unter 40 Prozent zu drücken, kann und darf nicht auf gegeben werden. Das wäre Gift für die Beschäftigung, für das Wachstum, den Wohlstand und die soziale Sicherheit.
    Zweitens. Vordringlichste Aufgabe sind stabile Krankenversicherungsbeiträge. Dazu müssen wir Beitragserhöhungen erschweren.
    Drittens. Damit das nicht in Defizite mündet, muß die Selbstverwaltung natürlich erweiterte Freiräume zum eigenverantwortlichen Handeln im Leistungs- und Vertragsrecht bekommen.
    Viertens. Die Absicherung der entscheidenden Krankheitsrisiken und -kosten, die den einzelnen überfordern würden, muß das Solidarsystem leisten, mehr aber nicht.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Fünftens. Zuzahlungsregelungen, Selbstbehalte, Beitragsrückgewähr und - das sage ich sehr deutlich - die Kostenerstattung müssen stärker in die Konzeption integriert werden.
    Sechstens. Die Ausweitung des Risikostrukturausgleiches kommt nicht in Frage. Ein degressiver Abbau muß schrittweise begonnen werden.
    Siebtens. Im Krankenhausbereich müssen die marktwirtschaftlichen Instrumente weiter ausgebaut werden.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Nur so werden wir vorhandene Rationalisierungsreserven auf Dauer gezielt ausschöpfen können, ohne die Gefahr einer schleichenden Zwangsrationierung in Kauf nehmen zu müssen. Ich nenne nur das Stichwort „Wartelisten bei Operationen".
    Folgende Maßnahmen im Krankenhaus gehören für mich unbedingt dazu: die beschleunigte Vereinbarung von Fallpauschalen und Sonderentgelten - ich würde mir wünschen, daß jedes einzelne Krankenhaus den Krankenkassen Vorschläge unterbreiten kann -; der Abbau von Überkapazitäten dadurch, daß nur tatsächlich erbrachte Leistungen bezahlt werden; die Stärkung der Konkurrenz unter den Krankenhäusern; die Überführung in die monistische Finanzierung, aber mit Kompensation der Länder; vor allen Dingen aber der Abbau von Reglementierungen in diesem Bereich und - ich sage das sehr deutlich - die Abschaffung der Pflegepersonalverordnung, denn sie ist ein Relikt des Selbstkostendekkungssystems. Je mehr Fallpauschalen wir einführen, desto weniger ist diese Pflegepersonalverordnung notwendig.
    Achtens. Es sind Anreize zu schaffen für - das sage ich sehr deutlich und bewußt - sparsames Verhalten, und der Grundsatz „ambulant vor stationär" ist zu beleben, damit nur so wenige Fälle wie unbedingt notwendig in den teuren Versorgungsformen der stationären Einrichtung behandelt werden müssen. Wir werden Ende des Jahres ein Gutachten vorgelegt bekommen, in dem gefordert wird, daß diese Maßnahmen unbedingt aufgegriffen werden, damit diese Prozentzahlen gedrückt werden.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Neuntens. Keine Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung.
    Zehntens. Einführung eines den Versicherten mehr Mitentscheidungsmöglichkeiten einräumenden Erstattungssystems beim Zahnersatz durch Festzuschüsse.
    Meine Damen und Herren, dies waren in der mir zur Verfügung stehenden kurzen Zeit zehn Anmerkungen. Ich denke: Das ist die Richtung. Wir werden dies in den nächsten Wochen behandeln. Grundlage bleiben die beiden Gesetzentwürfe.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich wünsche mir, daß wir diese Eckpunkte realisieren, damit wir nicht nur in dieser Legislaturperiode, sondern auch über das Jahrtausend hinaus die Krankenversicherung zum Wohle der deutschen Bevölkerung wirklich vernünftig gestalten.
    In diesem Zusammenhang warne ich sehr deutlich vor der Budgetierung.

    (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.])

    Unsere Reise nach Schweden hat gezeigt, daß dies kein Weg ist. Denn sie bedeutet die Einführung von Wartelisten. Das möchte ich den deutschen Patienten, die Operationen dringend benötigen, nicht zumuten. Was mir sehr deutlich wurde, ist: Dort wurden zusätzlich Gremien geschaffen, die aus den Wartelisten Personen auswählen, die vorgezogen werden, damit eine Operation schneller möglich ist. Eine solche Planwirtschaft wünsche ich mir in diesem Lande nicht.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)