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ID1312201800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/122 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Bundeswirtschaftsministers Dr. Günter Rexrodt 10931 B Begrüßung des Präsidenten der Handwerkskammer Budapest und des stellvertretenden Fraktionsführers der sozialistischen Partei im ungarischen Parlament 11008 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10931 A b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10931 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 10931 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . . 10932 D Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . 10933 A Ernst Schwanhold SPD . . . . 10934B, 10958 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 10937 D Margareta Wolf (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10939 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . 10942B, 109558 Rolf Kutzmutz PDS 10944 B Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU . 10945D, 10949A, 10950B Eckart Kuhlwein SPD 10947 D Rolf Schwanitz SPD 10948 C Dr. Christa Luft PDS 10949D Anke Fuchs (Köln) SPD . . . . 10951A, 10956B Ulrich Petzold CDU/CSU 10953 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU 10953D, 10954 B Friedhelm Ost CDU/CSU . . . 10956D, 10959A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA . 10959 D Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10960D, 10981A Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10961C Ulrike Mascher SPD 10963 A Ottmar Schreiner SPD 10964 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10965 C Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 10967 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10970B Dr. Barbara Hendricks SPD . 10970D, 10983 B Dr. Barbara Höll PDS 10971 A Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10971 C Dr. Gisela Babel F.D.P 10973C, 10976A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10975 D Petra Bläss PDS 10976 B Dr. Konstanze Wegner SPD 10978 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU 10979 D Ottmar Schreiner SPD . . . . 10980C, 10982 B Volker Kauder CDU/CSU 10982 B Leyla Onur SPD 10984 B Dr. Jürgen Rüttgers, Bundesminister BMBF 10986A Edelgard Bulmahn SPD . . . 10987C, 11006C Edelgard Bulmahn SPD 10990 B Steffen Kampeter CDU/CSU 10993 D Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10996 B Franz Thönnes SPD 10996 D Simone Probst BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10997 C Jürgen Koppelin F.D.P 10998 D Dr. Ludwig Elm PDS 11001A Günter Rixe SPD 11002 C Dr. Jürgen Rüttgers CDU/CSU 11003D, 11004A Werner Lensing CDU/CSU 11004 B Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 11006A Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11008 C Jörg Tauss SPD 11009D Jürgen Koppelin F.D.P 11010B Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 11011D Heidemarie Lüth PDS 11013A Christel Hanewinckel SPD 11014 D Johannes Singhammer CDU/CSU . 11015C Peter Jacoby CDU/CSU 11017A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11018C Sabine Leutheusser-Schnarrenberger F.D.P 11020A, 11021C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11021B Rosel Neuhäuser PDS 11021 D Maria Eichhorn CDU/CSU 11022 D Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11023 C Siegrun Klemmer SPD 11024 C Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 11026C Klaus Kirschner SPD 11030 D Horst Seehofer CDU/CSU . . 11033A, 11033 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . 11036B, 11038D Waltraud Lehn SPD 11036 C Dr. Wolfgang Wodarg SPD 11037 A Editha Limbach CDU/CSU 11037 C Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11038B Marina Steindor BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11039A Dr. Dieter Thomae F.D.P 11040C Klaus Kirschner SPD . . . . 11041D, 11044 D Dr. Ruth Fuchs PDS 11042 B Editha Limbach CDU/CSU 11043A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11043C Waltraud Lehn SPD 11045 B Wolfgang Gröbl, Parl. Staatssekretär BML 11046A Horst Sielaff SPD 11048 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU 11050 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11051B Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11053D Wolfgang Gröbl CDU/CSU 11054 D Ulrich Heinrich F D P. 11055 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . 11056B Dr. Günther Maleuda PDS 11056 D Ilse Janz SPD 11057 D Peter Harry Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 11059B Nächste Sitzung 11059 D Berichtigung 11059 Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 11060 * A 122. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 12. September 1996 Beginn: 9.02 Uhr
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    Berichtigung 121. Sitzung, Seite 10886D, vorletzter Absatz, Zeile 9: Das Wort „nicht" ist durch das Wort „doch" zu ersetzen. Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 12. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 12. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 12. 9. 96 Graf von Einsiedel, PDS 12. 9. 96 Heinrich Glos, Michael CDU/CSU 12. 9. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 12. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 12. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 12. 9. 96 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nitsch (Rendsburg), BÜNDNIS 12. 9. 96 Egbert 90/DIE GRÜNEN Regenspurger, Otto CDU/CSU 12. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 12. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schütz (Oldenburg), SPD 12. 9. 96 Dietmar Thieser, Dietmar SPD 12. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 12. 9. 96 Karsten D. Dr. Zöpel, Christoph SPD 12. 9. 96
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Graf Otto Lambsdorff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! Meine Herren! Ich weiß, wir sind in der Haushaltsdebatte, aber wenn man dieser Debatte folgt, gewinnt man manchmal den Eindruck, als bestünde Wirtschaftspolitik nur aus Geldausgeben oder nicht Geldausgeben. Ich bin dankbar, daß der Bundeswirtschaftsminister das nicht so gesehen hat. Auch das ist einer der Gründe, warum wir uns darüber freuen, daß er wieder hier ist. Wir brauchen ihn in seiner Funktion als Bundeswirtschaftsminister. Gut, daß Sie wieder da sind, Herr Rexrodt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich bedanke mich, Herr Schwanhold, für die Freundlichkeit, die Sie besessen haben. Ich widerspreche den Unfreundlichkeiten, die Sie anschließend hinzugefügt haben.
    Ich bedanke mich vor allem im Namen der F.D.P.-Fraktion beim Koalitionspartner, bei der Opposition und bei den Medien für ihre durchgehend faire Haltung während der Krankheit des Bundeswirtschaftsministers. Ich fand, das war ein gutes Beispiel dafür, wie wir uns auch benehmen können.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der PDS)

    Es treibt mich und wohl auch andere Monat für Monat um: eine Rekordmeldung über die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts in den USA nach der anderen, aber jeden Monat eine schlechtere Meldung über die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das liegt an Kohl!)

    Die Zahl von 4 bis 5 Millionen, die gestern auch der Bundeskanzler aufgegriffen hat, habe ich schon vor Monaten an diesem Pult erwähnt. Es ist überhaupt nichts Neues, daß wir leider immer noch auf dem Weg zu 5 Millionen Arbeitslosen sind.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das Kanzleramt ist nicht vertreten!)

    Der Bundeskanzler, der SPD-Vorsitzende und sogar der Sprecher der Grünen haben in unserer Debatte im Januar gemeint, wir sollten uns die USA in diesem Bereich etwas näher ansehen. Inzwischen können wir feststellen, daß auch in einem kleinen Land, in Neuseeland - lesen Sie den „Spiegel"-Bericht der letzten Woche -, Liberalisierung, Deregulierung und Steuersenkungen zur Halbierung der Arbeitslosenquote geführt haben, und das unter einer Labour-Regierung.
    Verehrte Kollegen von der SPD, in Holland und Schweden gehen sozialdemokratische Regierungschefs entschlossen den Weg zu mehr Marktwirtschaft. Hat Deutschland es wirklich verdient, eine wirtschaftspolitisch weder lernfähige noch lernwillige Opposition zu haben?
    Der Deutsche Gewerkschaftsbund streitet darum, ob er die Marktwirtschaft nicht völlig aus seinem Grundsatzprogramm streichen soll. Seine Demonstrationen, mit denen übrigens kein einziger Arbeitsplatz geschaffen wird, erschöpfen sich im Nein zu allen Vorschlägen der Koalition. Das ist ein Nein zu den Arbeitslosen, das ist ein Nein zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das Tarifkartell von Arbeitgebern und Gewerkschaften hat zu dieser Arbeitslosigkeit beigetragen. Da brauchen wir gar keine Meinungsverschiedenheiten zwischen Herrn Gerhardt und dem Bundeskanzler. Dieses Tarifkartell hat sich überlebt. Es geht dem Ende entgegen, da kann einer reden und wünschen, was er möchte.
    Einige von Ihnen aus der Opposition versuchen, die Probleme einfach wegzureden. Standortwettbewerb könne nicht die Lösung sein, meinte Oskar Lafontaine in einem Aufsatz in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" . Gestern hat er dasselbe hier wiederholt. Ich frage mich: Wo lebt dieser Mann eigentlich?

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Im Saarland!)

    - Im Saarland, das stimmt. Da fällt mir immer Goethe zu Lafontaine ein:

    Dr. Otto Graf Lambsdorff
    Klein ist unter den Fürsten Germaniens freilich der eine, kurz und schmal ist sein Land, mäßig nur, was er vermag.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das war aus dem Zettelkasten!)

    - Aber Goethe im Zettelkasten ist doch in Ordnung, Frau Fuchs. Was wollen Sie denn noch?
    Glaubt er, Deutschland könne auf einen Knopf drücken und sich aus dem internationalen Wettbewerb abmelden? Er beklagt die Globalisierung, und er tut dabei so, als sei das eine Entscheidung der Bundesregierung. Die SPD und die Gewerkschaften versuchen, vor den Problemen davonzulaufen. Das endet wie im Märchen von Hase und Igel.
    Und die Grünen? Da gab es in der Sommerpause Stimmen, die den Eindruck erweckten, der Abschied von grünen Voodoo-Economics komme näher. Herr Metzger forderte tiefere Haushaltseinschnitte, mehr Konsolidierung, Frau Scheel überraschte mit Steuerreformvorschlägen. Alles wieder vorbei! Links und radikal sind wir, so Joschka Fischer. Von seinem Freunde Trittin ganz zu schweigen. Eine Steuersenkung dürfe Spitzeneinkommen nicht entlasten, so Herr Fischer. Übrigens hat er gestern eine schlimme Rede gehalten.

    (Werner Schulz [Berlin] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die F.D.P.!)

    - Nein, schlimm für Herrn Scharping.

    (Heiterkeit und Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ein solches Steuermodell, wie Herr Fischer es vorschlagen wollte, gibt es denklogisch nicht. Hat er noch nie gehört, daß der Gesellschafter einer Personengesellschaft, der bekanntlich Einkommensteuer zahlt, genauso entlastet werden muß wie die Aktiengesellschaft oder die GmbH, wenn das Investieren und die Schaffung von Arbeitsplätzen erleichtert werden sollen?
    Bundesregierung und Koalition setzen auf eine Politik für Wachstum und Beschäftigung. Sie ist schmerzhaft, das wissen wir. Aber nur ein Schelm gibt auf Dauer mehr aus, als er hat. Die größte Ansammlung von Schelmen im Lande sind übrigens die „alternaiven'' Wirtschaftswissenschaftler:

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Steuern erhöhen und 150 Milliarden DM kreditfinanziertes Beschäftigungsprogramm!
    Herr Schwanhold, Sie haben gesagt, das Wirtschaftsministerium sei ein Steinbruch für Kürzungen. Das ist der ganze Bundeshaushalt. Wenn Sie konsolidieren wollen und müssen, bleibt überhaupt nichts anderes übrig. Wenn Sie Vorschläge für zusätzliche Ausgaben machen, dann machen Sie wenigstens Deckungsvorschläge. Ich habe keinen gehört.
    Meine Damen und Herren, die Diskussion bei uns ist unsäglich, nicht nur hier im Hause: Umverteilung nach oben, Umverteilung nach unten. Wer so denkt, kommt mir vor wie ein Mensch, der sein Hemd von oben falsch zuknöpft. Wenn er am letzten Knopf ankommt und das Versehen feststellt, dann bleibt nämlich nur, von ganz oben wieder neu anzufangen. So denken Sie bitte einmal neu nach. Ihre Analysen stimmen nicht, und wenn die Analysen nicht stimmen, taugen Ihre Therapievorschläge auch nichts. Herr Schwanhold, Sie sagen, Konsolidierung und Wachstum gingen nicht zusammen. Ging das nicht nach 1983 ganz vorbildlich zusammen?
    Herrn Scharping und Herrn Schwanhold sage ich das nur am Rande, damit sie sich bitte besser informieren - sagen Sie das auch Ihrem Fraktionsvorsitzenden! -: Das Thema Sozial- und Arbeitsstandards in der WTO in der Singapur-Konferenz ist längst erledigt. Die ILO und die WTO haben sich längst darauf verständigt, daß das keinen Sinn macht und nicht stattfinden wird. Ihr Erkenntnisstand ist hinter der außenwirtschaftlichen Diskussion weit zurück.
    Die Bundesrepublik Deutschland ist zu hoch besteuert, sie ist überreguliert, sie ist immobil, und sie ist inflexibel. Dem wollen und dem müssen wir mit einer mutigen Politik entgegenwirken.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Wir waren daran gewöhnt, jährlich Zuwächse zu verteilen. Das ist vorbei. Wir waren an die Devise gewöhnt: weniger arbeiten und mehr verdienen. Jetzt heißt es: mehr arbeiten und weniger verdienen. Das fällt uns schwer, versteht sich. Aber versinken wir denn in Armut und Elend - ich greife einmal ein Jahr heraus; darüber können Sie diskutieren -, wenn wir auf den Einkommens- und Lebensstandard von 1986 zurückgehen? Ist das wirklich zuviel verlangt, wenn wir damit die Arbeitslosigkeit abbauen können?

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Das tun wir damit aber nicht! Das ist doch Ihr Irrtum!)

    - Wir sind ja gerade dabei, es zu versuchen. Wir sind auf dem Wege dahin. Sie hindern und blockieren uns bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, und kommen mit keinem einzigen eigenen Vorschlag, wie es gemacht werden soll.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es hieß, die F.D.P. vertrete Kapitalismus pur. Herr Kollege Eppelmann, wenn Sie Kapitalismus pur sehen wollen, dann gehen Sie zu Ihren konservativen Gesinnungsfreunden in der Tschechischen Republik. Da können Sie ihn finden, bei uns nicht.
    Das Soziale in der Marktwirtschaft werde abgebaut. In einem Land, das fast ein Drittel seines Bruttosozialprodukts für soziale Zwecke ausgibt, ist es lächerlich, so etwas zu behaupten.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Überall regiere der Markt, so tönen einige. Überall regiert der Markt? Im Arbeitsmarkt? In der Landwirtschaft? In der Energiewirtschaft? Im Steinkohlenbergbau? Machen wir doch die Augen auf. Wir haben tief in marktwirtschaftliche Abläufe und Wirkungsweisen eingegriffen. Weit mehr als 50 Prozent unserer Volkswirtschaft sind inzwischen dem Markt

    Dr. Otto Graf Lambsdorff
    entzogen. Dann kommen die Löschtrupps, die vorher den Brand gelegt haben, und fordern weitere Staatseingriffe.
    Die F.D.P. steht zur Sozialen Marktwirtschaft. Aber sie weiß, daß man nur verteilen kann, was vorher erwirtschaftet wurde.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Für Sozialdemokraten und Grüne war zwei plus zwei schon immer fünf. Herr Metzger, Sie wissen das.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Erwischt!)

    Wir bleiben bei der Realität, und die heißt: Deutschland muß sich anstrengen. Deutschland muß sich auch einschränken. Deutschland muß wettbewerbsfähiger werden. Aber sie heißt eben auch: Deutschland kann es schaffen. Deutschland hat alle Voraussetzungen dafür. Deutschland hat nicht nur Standortschwächen, es hat auch bedeutende Standortvorteile. Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen und unsere Schwächen bekämpfen. Wenn wir das unter Führung dieser Regierung und dieser Koalition tun, dann geht es auch wieder nach oben.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat jetzt der Kollege Rolf Kutzmutz.

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    Rede von Rolf Kutzmutz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Verehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Minister Rexrodt, Sie haben wie der Herr Bundeskanzler und der Finanzminister behauptet, der Kurs der Bundesregierung fördere Investitionen, Innovationen und sichere Arbeitsplätze. Die OECD wird dabei sozusagen als Kronzeuge zitiert. Sie vergaßen dabei aber, zu erwähnen, daß auch die OECD 1997 in der Bundesrepublik mit weiterhin vier Millionen registrierten Arbeitslosen rechnet. Wirtschaftspolitisch gegengesteuert wird mit einem Etat des Wirtschaftsministeriums, der - trotz aller verbaler Bekundungen zur Wirtschaftsförderung - im kommenden Jahr um 9 Prozent sinken soll.
    Wie aber soll sich die ostdeutsche Wirtschaft Märkte insbesondere in Osteuropa, die Anfang der 90er Jahre nicht zuletzt durch die Politik dieser Regierung leichtfertig verspielt wurden, erschließen, wenn die Absatzförderung um ein Viertel gekürzt wird?
    Über die Notwendigkeit der engen Verzahnung von Forschung und Produktion in ostdeutschen Unternehmen bei der Schaffung weltmarktfähiger Erzeugnisse wird oft geredet. Der entsprechende Haushaltstitel soll aber um 40 Millionen DM „verschlankt" werden.
    Über 6,5 Milliarden DM stecken Bund, Länder und EU in den Topf der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur". Nicht wenig Geld! Aber unter vielen Mühen und mit teilweise noch mehr Streit wurden in Westdeutschland die Fördergebiete neu abgesteckt. Wenn nach diesem Aufwand ganze 350 Millionen DM Bundesmittel im gesamten Altbundesgebiet eingesetzt werden, so ist das makaber.
    In Arbeitsmarktregionen wie Wilhelmshaven, Helmstedt oder Pirmasens, demnächst wohl auch in Bremerhaven, ist die Situation mittlerweile dramatischer als in Leipzig oder Dresden. Mit den dafür bereitstehenden Fördermitteln kann man aber nur arbeiten wie mit einer Gießkanne in der Sahara, oder man betreibt als Minister oder als Abgeordneter Klientelpflege.

    (Beifall bei der PDS)

    Die geplanten westdeutschen GA-Bundesmittel „erarbeitet" der Bundesfinanzminister 1997 im Osten: Um exakt jene 350 Millionen DM sollen sie für die neuen Bundesländer schrumpfen. Kritikern dieses Kurses wird entgegengehalten, daß schließlich im vergangenen Jahr 681 Millionen DM der eingeplanten Bundesmittel nicht genutzt wurden. Angesichts des faktischen Stillstands der Wirtschaftsentwicklung im Osten ganz sicher eine alarmierende Entwicklung!
    Sie spricht aber nicht gegen das Volumen der GA-Förderung an sich, sondern erstens gegen die Wirtschafts- und Steuerpolitik dieser Regierung. Die Binnennachfrage wurde systematisch abgewürgt. Unternehmen vertagten geplante und beantragte Investitionen oder gingen mittlerweile gar pleite. Ihre GA-Anträge wurden damit hinfällig.
    Zweitens zeugt diese Entwicklung von der Misere der öffentlichen Finanzen in Ländern und Kommunen, die nicht zuletzt der Bundesfinanzminister mit zu verantworten hat.

    (Beifall der Abg. Dr. Christa Luft [PDS])

    Denn abgesehen von der in Thüringen unter Verantwortung von Herrn Waigels Parteifreund Schuster verschleppten GA-Antragsbearbeitung fehlt es anderswo - so in Brandenburg und zahllosen Kommunen - schlicht an geforderten Komplementärmitteln.
    Ich plädiere hier keinesfalls für die Erschließung weiterer Gewerbegebiete auf der grünen Wiese. Aber für notwendige Infrastrukturmaßnahmen, insbesondere an innerörtlichen Einzelstandorten, muß weiter Geld vorhanden sein.

    (Beifall bei der PDS)

    Bisher betrug die Förderhöhe zumeist 90 Prozent. Wie sich im letzten Jahr zeigte, sind aber immer weniger Kommunen in der Lage, selbst diese läppischen 10 Prozent Eigenmittel aufzubringen. So hat die Stadt Rheinsberg mittlerweile 13 Förderanträge mit einem Gesamtvolumen von 33 Millionen Mark zurückgezogen. Mit dem neuen, ab 1997 geltenden Rahmenplan wird nun der geforderte Eigenanteil gar noch auf 20 Prozent verdoppelt.
    Viele Kommunen im Osten sind jedoch schon heute kaum noch kreditwürdig. Ähnlich dramatisch ist die Lage in den Ländern. So hat das Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg für 1997 sechs

    Rolf Kutzmutz
    Landesförderprogramme ersatzlos gestrichen, um die erforderlichen Komplementärmittel für die GA zusammenkratzen zu können. Auf diesem Weg kann man natürlich auch den kritisierten Fördermitteldschungel auslichten. Nur, es wird wirtschaftspolitisch fatal, wenn dabei Zuschüsse zur Reststoffverwertung auf der Strecke bleiben oder neben der Technologieförderung des Bundes nun auch die des Landes gekürzt wird.

    (Beifall bei der PDS)

    Ich kann darin beim besten Willen keine innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen für den sogenannten Standort Deutschland sehen, von denen die Koalitionsvertreter hier pausenlos gesprochen haben.
    Indem man die Einnahmen, insbesondere die der Kommunen, weiter beschneidet und zugleich deren Eigenanteil bei Investitionen erhöht, kann man natürlich die GA-Förderung für wirtschaftsnahe Infrastruktur gegen Null fahren und dabei noch die Hände in Unschuld waschen.
    Der „außerplanmäßige" Rückgang der GA-Mittel ist gleichsam ein Wetterleuchten des sich abzeichnenden Zusammenbruchs der öffentlichen Finanzen in Ländern und Kommunen wie auch der traditionellen Wirtschaftsförderung. Die Gruppe der PDS wird in den nächsten Monaten diesem Haus konkrete Vorschläge zur grundlegenden Reform der kommunalen Finanzen und der Wirtschaftsförderung unterbreiten.
    Eine Pleitewelle rollt durchs Land. Im Mai waren bundesweit 20 Prozent mehr Betriebe als im Vorjahr betroffen. Die Hermes Kreditversicherungs-AG rechnet auch für die nächsten Monate mit einem weiteren Anstieg - im Osten bis zu 40 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist es mehr als erstaunlich, daß die Zinszuschüsse und vor allem die Erstattung von Darlehensausfällen beim Eigenkapitalhilfeprogramm um fast 123 Millionen DM gesenkt werden.

    (Beifall bei der PDS)

    Wird hier vielleicht - wie schon in anderen Einzeletats nachgewiesen - der Grundsatz der Haushaltswahrheit von vornherein gebrochen?
    Ich möchte an dieser Stelle auf ein weiteres Detail verweisen, wie im Wirtschaftsetat die Zukunftsfähigkeit dieses Landes verspielt wird. Mit Zukunftsfähigkeit meine ich nicht die platte Wachstumsideologie der Regierung - mehr Absatz, koste es, was es wolle -, sondern eine tatsächliche Verbesserung der Lebensqualität hier und anderswo.
    Während die Absatzhilfen für Flugzeuge, nachgewiesenermaßen die am wenigsten umweltverträglichen Verkehrsträger, von 120 auf 160 Millionen DM erhöht werden, wird die Förderung von Einzelmaßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien auf ganze 20 Millionen DM zusammengestrichen. Erst seit reichlich einem Jahr wird beispielsweise die Installation von Sonnenkollektoren gefördert. Vor einem halben Jahr - Herr Schwanhold wies bereits darauf hin - schloß die letzte Photovoltaikfertigungsstätte in diesem Land. Am Montag wurde bekannt, daß in Wedel bei Hamburg wieder ein kleiner Neuanfang gewagt wird. Aber statt den Übergang zur Großproduktion durch entsprechende Beihilfen zu unterstützen, kürzt man die dafür bereitstehenden Gelder um ein Drittel.
    Natürlich kosten Veränderungen dieser Politik Geld. Wir stellen dabei aber keine ungedeckten Schecks aus, wie Herr Finanzminister Waigel behauptete. Einmal abgesehen von den Sparmöglichkeiten bei der Selbstdarstellung des Bundeswirtschaftsministeriums möchte ich nur auf unseren Vorschlag aus dem vergangenen Jahr verweisen, die Rohölreserve des Bundes im Salzstock Etzel aufzulösen. Die Wartung der offenbar mittlerweile altersschwachen Anlagen soll noch einmal eine halbe Million DM mehr als im laufenden Jahr verschlingen. Beim schrittweisen Verkauf des Öls ließe sich hingegen mindestens i Milliarde DM erlösen. Die Reserven der Bundesrepublik Deutschland lägen auch dann noch mit 104 Bedarfstagen über jenen unserer Nachbarn wie Frankreich mit 99 Tagen und der Niederlande mit 90 Tagen.
    Vorschläge, die nicht von ihm selbst stammen, nimmt aber das Kabinett in selbstherrlicher Weise offenbar nicht mehr zur Kenntnis. Kollege Adolf Roth würdigte vorgestern, daß die Regierung Kohl bereits den 15., Herr Waigel persönlich den 8. Haushalt einbrachte. Mit dieser Art der Kontinuität habe ich meine Probleme; das liegt auch an meiner eigenen Vergangenheit. Schließlich bleibt so Erneuerung aus.
    Dieser Entwurf, den Sie, meine Damen und Herren, vorgelegt haben, spricht dafür, daß man Herrn Kohl und Herrn Waigel nicht mehr allzuoft die Gelegenheit geben sollte, einen Haushaltsentwurf vorzulegen.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)