Rede:
ID1312110900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. jetzt: 1
    5. der: 1
    6. Kollege: 1
    7. Fritz: 1
    8. Rudolf: 1
    9. Körper.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/121 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 10807 A Absetzung von Tagesordnungspunkten 10807 B, 10894 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen . 10807 C Begrüßung einer Delegation des Sozialausschusses des niederländischen Parlaments 10864 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10807 D b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10808A Rudolf Scharping SPD 10808A, 10865 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . 10815 A Otto Schily SPD 10821 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10824 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 10831 A Dr. Christa Luft PDS 10834 A Dr. Gregor Gysi PDS 10837A, 10858 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 10840A Rudolf Scharping SPD 10843 B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 10850 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 10852 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . 10858C, 10864 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 10860 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . 10863B, C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10864 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10865 C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 10867 C, 10872 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10871 D Günter Verheugen SPD 10872 D Ulrich Irmer F.D.P 10878 C Rudolf Seiters CDU/CSU 10879 B Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 10881 B Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 10883 A Ulrich Irmer F.D.P 10884 D Wolfgang Thierse SPD 10886 A Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 10887 C Willibald Jacob PDS 10889 D Dr. Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 10890 D, 10893 C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10892 B Dr. R. Werner Schuster SPD 10892 D Manfred Kanther, Bundesminister BMI 10896 C Fritz Rudolf Körper SPD 10899 B Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 10902 D Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10905 A Ina Albowitz F.D.P. 10907 C Ulla Jelpke PDS 10910 B Uta Titze-Stecher SPD 10911 D Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 10913 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . 10915 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 10916A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 10918 A Norbert Geis CDU/CSU 10921 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10923 C, 10925 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig 10925 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 10925 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 10927 A Manfred Kolbe CDU/CSU 10928 C Tagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. September 1976 über die Ausstellung mehrsprachiger Auszüge aus Personenstandsbüchern (Drucksache 13/4995) 10894 A b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Naturkautschuk-Übereinkommen von 1995 (Drucksache 13/5019) 10894 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. November 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze (Drucksache 13/5020) . 10894 B d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. Juli 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Zusammenschluß der deutschen Autobahn A 6 und der tschechischen Autobahn D 5 an der gemeinsamen Staatsgrenze durch Errichtung einer Grenzbrücke (Drucksache 13/5049) 10894 B e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Jahressteuergesetzes (JStG) 1997 (Drucksache 13/5359) 10894 B f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Altschuldenhilfen für Kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften und private Vermieter in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (AHG-Änderungs-Gesetz) (Drucksache 13/5417) . 10894 C g) Antrag der Abgeordneten Antje Hermenau, Kristin Heyne, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mögliche zweckwidrige Verwendung von Steuergeldern durch die Förderung eines Berufsbildungsprojektes in Montevideo (Uruguay) (Drucksache 13/5008) 10894 C h) Antrag der Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Milchquotenregelung in den neuen Ländern (Drucksache 13/4905) . . . 10894 D i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung eines Grundstücks in Berlin-Mitte (Drucksache 13/5039) . . 10894 D j) Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56a der Geschäftsordnung: Technikfolgenabschätzung hier: Umwelttechnik und wirtschaftliche Entwicklung (Drucksache 13/5050) 10895 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesjagdgesetzes und des Waffengesetzes (Drucksache 13/5493) 10895 A b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Vermögensteuer und der Erbschaftsteuer (Drucksache 13/5504) . . . . 10895 B Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 14. Juni 1994 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Ukraine andererseits (Drucksachen 13/4174, 13/5031) 10895 C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. Februar 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Kirgisistan andererseits (Drucksachen 13/4173, 13/5032) 10895 D c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 6. März 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Weißrußland andererseits (Drucksachen 13/4172, 13/5033) 10895 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses 10896 A - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung von öffentlichen Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung öffentlicher Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen (Drucksachen 12/8246, 13/725 Nr. 63, 13/3412, 13/3930 Nr. 1, 13/5294) . . . 10896A Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Zustimmungbedürftige Verordnung zur Einführung des Europäischen Abfallkatalogs (Drucksachen 13/5416, 13/5520) 10896 B Nächste Sitzung 10929 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10930*A 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 11. 9. 96 Bachmaier, Hermann SPD 11. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 11. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 11. 9. 96 * Borchert, Jochen CDU/CSU 11. 9. 96 Duve, Freimut SPD 11. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 11. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 11. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 11. 9. 96 Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 11. 9. 96 Karl-Hans Dr. Lucyga, Christine SPD 11. 9. 96 * Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 11. 9. 96 Hermann Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Regenspurger, Otto CDU/CSU 11. 9. 96 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 11. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Thieser, Dietmar SPD 11. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 11. 9. 96 Karsten D. Vosen, Josef SPD 11. 9. 96 Wieczorek-Zeul, SPD 11.9.96 Heidemarie Dr. Zöpel, Christoph SPD 11. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Kanther


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Verehrte Damen! Meine Herren! Im Vordergrund der innenpolitischen Anstrengungen muß der Kampf um die innere Sicherheit stehen - so ist es auch richtig bezeichnet -, der Kampf gegen Verbrechen und Rechtsbruch in unserem Lande - eine wichtige Aufgabe für Bund und Länder. Nach der geltenden Gewaltenteilung liegt beim Bund im wesentlichen die Rechtsetzungsbefugnis, während die Länder im Bereich der inneren Sicherheit mit Polizei und Justiz die Gesetze ausführen. Es ist enorm, was die Koalition zur Mitte der Legislaturperiode insoweit vorweisen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Wir haben mit den Entwürfen zur Bekämpfung der Korruption, zur Verschärfung des Ausländerrechts gegenüber schwerkriminellen Ausländern, mit dem Bundeskriminalamtsgesetz, mit der Einigung in der Koalition zum Thema Abhören von Gangsterwohnungen, mit der Vorlage einer erneuten Geldwäschegesetzgebung in allen wichtigen Punkten die Schularbeiten, die wir uns vorgenommen haben, gemacht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Na, na, na!)

    Wir zeigen damit, daß leider der Kampf gegen das Verbrechen eine Aufgabe ist, die immer wieder angepackt werden muß. Hier wird kein Ruhezustand erreicht. Das ist ein Prozeß. Hier richten sich die Antworten des Staates nach sich ständig ändernden Gefährdungssituationen.
    Wir zeigen zum Beispiel mit der revidierten Geldwäschegesetzgebung, daß wir, wenn ein Ansatz, den wir zunächst gewählt haben, nicht ausreicht, in der Lage sind, ihn zu verbessern. Ich halte das im Bereich der Strafrechtspflege und dort, wo der Staat in das Leben der Bürger streng eingreift, für eine wichtige Beobachtung.
    Wir werden auch in Zukunft beobachten müssen, ob Maßnahmen, die wir für nötig erachtet haben, greifen oder ob wir sie verändern müssen. Das Lernen durch Anwendung ist gerade in dem Bereich der

    Bundesminister Manfred Kanther
    Bekämpfung der organisierten Kriminalität, wo wir viele neue Phänomene vor uns haben, die wir vor wenigen Jahren noch nicht kannten, eine Voraussetzung unserer Arbeit.
    Hinzu kommt, daß wir mit dem Aufbau des Schengener Informationssystems - Thema Außengrenzsicherheit - und mit dem Abschluß der Verhandlungen zu Europol im internationalen Bereich zwei wichtige Voraussetzungen für eine verbesserte Verbrechensbekämpfung gelegt haben.
    Die Arbeit erschöpft sich nicht im parlamentarischen Bereich; es ist wichtig, darauf hinzuweisen. So wie die Bundesländer die neu geschaffenen oder demnächst vom Parlament zu behandelnden Gesetze und Entwürfe umsetzen müssen, müssen natürlich auch wir selbst unsere Sicherheitspolitik dort umsetzen, wo uns die Polizeiaufgaben aufgetragen sind. Dies ist in allen Fragen des BKA und augenblicklich im besonderen Maße im Zusammenhang mit dem Bundesgrenzschutz der Fall.
    Die Verbesserung der Arbeit des Bundesgrenzschutzes ist eine wichtige Aufgabe. Das dafür notwendige Grundkonzept ist dem Ausschuß vorgestellt worden. Es muß um ein Standortekonzept ergänzt werden, das die nächste Arbeitsphase darstellt und das sicher Schwierigkeiten mit sich bringt. Wir alle kennen die Debatte unter den Aspekten der Bundeswehr oder des Zolls.
    Die Standortfrage ist naturgemäß, weil sie immer sehr persönliche Fragen der Betroffenen aufwirft, eine schwierige. Aber niemand von uns kann der Bundespolizei die einfache Erkenntnis ersparen, daß die Grenzpolizei an die Grenze gehört und daß glücklicherweise die frühere Zonengrenze nicht mehr besteht, aber die Grenzpolizei mit ihren Standorten noch überwiegend an der vormaligen Zonengrenze beheimatet ist. Das kann so nicht bleiben.
    Wir werden uns daranmachen und das neue Bundesgrenzschutzkonzept, das die Aufgaben des Bundesgrenzschutzes bevorzugt in der Gewährleistung von Grenzsicherheit sieht - allerdings in einer ganz anderen Aufgabenstellung als vormals an der Zonengrenze - vorstellen. Dieses neue Konzept wird dann, so hoffe ich, eine allseitige Zustimmung finden können. Wir müssen es in Zusammenarbeit mit den Ländern ergänzen. Das ist sicher in manchen Punkten auch für die Länder neu.
    Wir brauchen den Sicherheitsschleier an den westlichen, an den Schengen-Innengrenzen. Ich denke, daß das Verfahren mit den Ländern in einem guten Stande ist. Bundesgrenzschutz und Landespolizei müssen den Grenzraum als eine neue kriminalpolizeiliche Herausforderung begreifen und dürfen ihre Aufgabe nicht mehr in der Bewachung einer Linie sehen.
    Es geht heute darum, den Grenzraum zu sichern, sowohl gegen illegale Immigration wie auch zum Beispiel gegen Rauschgifttransfer. Nach wie vor bereitet mir erhebliche Sorge, was an Rauschgift aller Art über die norddeutsche Landesgrenze aus Holland kommt. Daran muß sich viel ändern, auch in Zusammenarbeit mit unseren holländischen Nachbarn,
    deren Drogenpolitik uns Sorge bereitet, deren Drogenpolitik zu formulieren zwar nicht unsere Aufgabe ist, deren Auswirkungen von unserem Lande abzuwenden aber dringend notwendig ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben trotz knapper Mittel in allen öffentlichen Kassen erneut einen Aufwuchs der Haushaltsmittel im Bereich innere Sicherheit im Regierungsentwurf. Ich bin dankbar, wenn das Parlament das so passieren läßt.
    Wir müssen uns in diesem Zusammenhang, was die Gewährleistung der inneren Sicherheit angeht, auf die Herausforderungen der Zeit einstellen, und dort gehen die Ansprüche leider nach oben. Aber wir können die innere Sicherheit in diesem Land gewährleisten, wenn wir es so anpacken, wie wir es getan haben.
    Gleichzeitig ist das ein wichtiger Erfolgsnachweis für diese Koalition, der ja nicht selten im Bereich der Innen-, Sicherheits- und Rechtspolitik besondere Schwierigkeiten oder Reibungsverluste nachgesagt werden. Nicht Reibungsverluste kennzeichnen das Klima, sondern eine an der Sache orientierte, intensive und natürlich auch manchmal streitige, aber fruchtbare Beratung. Deshalb sind diese Ergebnisse auch alle gemeinsam gewonnen worden, und weitere werden hinzutreten.
    Wir haben im Bereich der Politik, was Aussiedler und Ausländer angeht, wesentliche Veränderungen geschaffen, nicht nur das Ausländerrecht unter Aspekten der Ausweisung und Abschiebung schwer krimineller Ausländer geändert, sondern auch modernisiert unter solchen Aspekten, die der Integration oder der Erleichterung von Lebensverhältnissen dienen.
    Wir haben mit dem Wohnortezuweisungsgesetz die Kumulierung von Aussiedlern an manchen Plätzen der Republik verändert und steuern sie schon jetzt nach kurzer Zeit ersichtlich besser.
    Wir haben neue Konzepte in den Herkunftsländern, bevorzugt in Rußland, aufgelegt, um die Kenntnisse von Aussiedlern in der deutschen Sprache zu verbessern,

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    ein wesentlicher Aspekt für das Hereinkommen ins Land und die Integrierbarkeit dann hier, nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt oder in Schulen.
    Wir haben vor dem Bundesverfassungsgericht das neue Asylrecht verteidigt. Es hat in vollem Umfang Bestand gefunden, ein wichtiger Aspekt des inneren Friedens in unserem Lande.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Allerdings: Mit etwa zehntausend Asylbewerbern jeden Monat, davon einer geringen Anerkennungsquote um zehn Prozent, ist die Arbeit noch nicht getan. Der Zustrom von nichtberechtigten Asylbewerbern ist bei weitem zu hoch, und deshalb müssen alle

    Bundesminister Manfred Kanther
    Anstrengungen, ihn einzudämmen, fortgesetzt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das gilt sowohl für die grenzpolizeilichen Anstrengungen als auch für die Notwendigkeit der Aufenthaltsbeendigung, und es gilt insbesondere auch für den wichtigen Zwischenaspekt: Die Länder müssen in stärkerem Maße dafür sorgen - und die Kommunen müssen das annehmen, was im Gesetz steht -, daß der Unterhalt für Asylbewerber nicht durch Barleistungen gewährt wird, sondern durch Naturalleistungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU Manfred Such [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Entmündigung und teurer!)

    Barleistung für Asylbewerber bedeutet Refinanzierung von Schleppern, bedeutet Anziehung auch für kurze Zeit, um es zu versuchen, und das ist nicht unser Interesse. Unser Interesse ist - und das ist von niemandem bestritten -, politisch Verfolgten Asyl zu gewähren, aber nicht, uns anschließend mit 90 Prozent Unberechtigten zu beschäftigen, wenn sie das Land wieder verlassen müssen und daraus Streßvorgänge für die deutsche Innenpolitik entstehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir haben eine wichtige Frage vor uns mit dem Beginn der Rückführung von bosnischen Bürgerkriegsflüchtlingen. Deutschland, die Deutschen haben eine ganz große Leistung erbracht, indem sie ungefähr 400 000 Personen aufgenommen haben, die aus dem früheren Jugoslawien hierhergekommen sind, sowohl aus der heutigen Bundesrepublik Jugoslawien als auch 320 000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Aber wenn der Bürgerkrieg glücklicherweise zu Ende ist und der Frieden hoffentlich dauerhaft gesichert ist, dann müssen Bürgerkriegsflüchtlinge auch zum Aufbau ihrer Heimat dorthin zurückkehren.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist doch ganz selbstverständlich, daß dann, wenn der Präsident und der Flüchtlingsminister dieses Landes diese Forderung aufstellen, sie auch von uns zu Recht erhoben wird.
    Es ist im wesentlichen gelungen, dafür die Voraussetzungen, auch internationale Voraussetzungen, zum Beispiel Regelungen für den Transit oder Hilf s-programme der EU, zu schaffen. Ich bin deshalb sicher, daß die Innenminister bei ihrer nächsten Beratung am 19. September insoweit schrittweise weiterführende Beschlüsse vereinbaren können.
    Ich erwähne das ausdrücklich, weil sich eine vernünftige Innenpolitik nur in der Gemeinsamkeit von Bund und Ländern machen läßt. Wenn zu beobachten ist, daß in manchen Fragen eine gewisse Beruhigung eingetreten ist, dann stelle ich fest: Mir ist dies gerade recht. Aber dafür war notwendig, daß seitens des Bundes durch eine klare Haltung deutlich gemacht wurde, daß eine auf Ausländer, auf das Ausland und damit auch auf auswärtige Beziehungen bezogene Politik nur einheitlich und nur nach der Maßgabe der Bundespolitik ausgeführt werden
    kann. Es kann nicht jedes Land seine private Ausländerpolitik betreiben. Das geht nicht.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Auch das riesige Saarland nicht!)

    Ein dritter ganz wichtiger Bereich ist alles, was sich unter dem Thema „Schlanker Staat" zusammenfassen läßt. Hier ist eine mühsame Kleinarbeit an vielen Punkten erforderlich. Es geht um das Haushaltsrecht und um Globalisierungen vieler Art im Haushalt; es geht um die Zurückführung von Statistik, um den Abbau von Behörden; es geht auch um große Gesetzgebung, etwa um das Gesetz über Planungs- und Genehmigungsverfahren oder urn das zu beratende neue Baugesetzbuch des Kollegen Töpfer. Es geht um Kleines und Großes, und das täglich. Das alles ist Aufgabe der Verantwortlichen in jeder Behörde, und sei sie noch so klein.
    Ich glaube, daß sich die Pflicht dazu herumgesprochen hat. Das Stichwort „Schlanker Staat" hat einen erstaunlichen Drive bekommen und wird verstanden. Die Bundesregierung ist dabei, alles, was sie vermag, daranzusetzen, damit das Wort in unserem Bereich mit Leben erfüllt wird. Wenn man sich den Kalender „Schlanker Staat" mit mehr als hundert Einzelpositionen, kleinsten und großen, der in meinem Ministerium geführt wird, anschaut, dann kann man erkennen, wie es angepackt werden muß. Es reicht von der Neuordnung des Zivilschutzrechts, das dem Hause in Gesetzesform vorliegt und wo wir in den letzten vier Jahren allein auf Grund der bisher verwirklichten Schritte über i Milliarde DM eingespart haben, bis hin zur Delegation von Unterzeichnungsbefugnissen an nachgeordnete Behörden. So kommen wir langsam an die Sache heran.
    Zu diesem Thema gehört das Dienstrecht im öffentlichen Dienst. Die Novelle liegt jetzt noch im Bundesrat.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Schlummert! Leider!)

    Das ist erstaunlich, denn in ihr wird auch einem Länderinteresse im Hinblick auf Kostensenkungen Rechnung getragen, vor allem auch im Versorgungsbereich. Ich habe die Hoffnung, daß mit den Bundesländern ein Einvernehmen über dieses Dienstrechtsgesetz erzielt werden kann - die letzten Gespräche deuten darauf hin - und daß wir dann im Vermittlungsausschuß ein vernünftiges Paket schnüren können.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Länder sind viel härter betroffen!)

    - Der Bund ist bei den Personalausgaben mit etwa 12 Prozent betroffen. Deshalb handelt es sich hierbei um Dinge, die wir treuhänderisch in erster Linie für Länder und Kommunen anpacken.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Das gleiche gilt für den Versorgungsbericht, den ich in den nächsten zwei, drei Wochen vorstellen
    Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 121, Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 10899
    Bundesminister Manfred Kanther
    werde, wenn er fertig ist. Ich sage Ihnen: Mich bekommen Sie unter keinem denkbaren Gesichtspunkt dazu, eine Arbeit, die in unserer Republik zum erstenmal gemacht wird und die 40 Jahre in die Zukunft vorausgreift, unter das törichte Zeitdiktat eines Termins im September oder Oktober zu stellen. Das kommt überhaupt nicht in Frage.

    (Beifall bei der CDU/CSU Zuruf von der SPD: Das Jahr wäre wichtig, nicht der Monat!)

    Der Versorgungsbericht wird vorgelegt, wenn er fertig ist. Das wird demnächst der Fall sein. Er wird dann eine große gemeinsame Anstrengung zu Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst bei Bund und Ländern auslösen müssen. Es ist ganz wichtig, daß das dann auch als eine gemeinsame Aufgabe begriffen wird, daß der Bericht sachkundig und unter Beachtung unser aller Interessen an einem funktionierenden und motivierten öffentlichen Dienst behandelt wird und nicht als Strafexpedition gegen den öffentlichen Dienst verstanden wird. Das wäre völlig falsch.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Zu den wichtigen Fragen, die wir innovativ angepackt haben, gehören in einem Orchideenbereich des Ministeriums manche Probleme des Sports. Wir haben mit der Olympiade und den Paralympics in Atlanta ein erfolgreiches Sportjahr hinter uns gebracht.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    Die Konzepte waren ersichtlich richtig. Aber es kommt immer die nächste große Herausforderung.
    Ich glaube, im Bereich der Nachwuchsförderung haben wir Nachholbedarf. Während wir andere Dinge wie das Olympiastützpunktkonzept neu geordnet haben - es wird Leben gewinnen in der Praxis -, liegt vor dem Deutschen Sportbund und uns als wohlmeinend Begleitenden, aber auch kritisch Fragenden nun eine wichtige Fragestellung zum Thema Nachwuchsförderung, Trainerkonzepte und ähnliches; denn wir wollen auch bei der nächsten Olympiade und bei vielen Wettkämpfen dazwischen wieder gut abschneiden.
    Meine Damen, meine Herren, ich habe Ihnen zur Mitte der Legislaturperiode ausgebreitet, wie vielfältig die Aufgaben der Innenpolitik waren und wie entschlossen sie angepackt worden sind. Genau in diesem Geiste werden wir in die zweite Hälfte der Legislaturperiode hineingehen und sie ebenso erfolgreich gestalten.
    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt der Kollege Fritz Rudolf Körper.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Rudolf Körper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erste Bemerkung. Wenn man es ernst meint, beispielsweise in Dienstrechtsfragen mit den Bundesländern Einvernehmen zu erzielen, dann muß man sich um dieses Einvernehmen bemühen und darf die Bundesländer nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

    (Beifall bei der SPD)

    Zweite Bemerkung. Lieber Herr Kanther, Sie haben gesagt, daß Sie zu dem Thema innere Sicherheit Ihre Schulaufgaben gemacht haben. Dann kann ich nur sagen: Sie haben sie verdammt schlecht erledigt.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Jetzt mal erläutern!)

    Ich sage auch, warum: Sie haben weder einen Gesetzentwurf im Bereich der Korruption

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Liegt im Bundesrat und schlummert!)

    durch das Parlament noch beispielsweise das Thema BKA-Gesetz zu Ende gebracht.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Liegt im Bundesrat und schlummert da!)

    Da gilt das gleiche, lieber Erwin Marschewski. Wenn man das Einvernehmen mit den Bundesländern braucht, dann muß man sich auch tatkräftig um dieses Einvernehmen bemühen. Das habt ihr bisher nicht getan.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Das haben wir getan, fünfmal!)

    Ich will ein weiteres Thema, das die innere Sicherheit betrifft, ansprechen: das Thema BGS - Bundesgrenzschutz. Sie haben im Haushalt seit 1992 in der Tat eine Menge draufgesattelt, von 1996 bis 1997 immerhin 4,19 Prozent, Frau Albowitz; Sie rechnen ja immer genau nach.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Genau, eine muß das auch tun!)

    Ich meine, das hängt natürlich ganz wesentlich mit der neuen Aufgabe des Bundesgrenzschutzes zusammen, was beispielsweise die Themen Luftsicherheit und Sicherheit in und um Bahnhöfe anbelangt. Die Arbeit wird nun wesentlich im Einzeldienst gemacht, was auch richtig ist. Nur: Ein personalwirtschaftliches Konzept, das eigentlich schon lange hätte vorgelegt werden müssen, um auch ein Stück Sicherheit und Ruhe bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bringen, fehlt bis zum heutigen Tag.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Günter Graf [Friesoythe] [SPD]: Das ist skandalös!)

    Der Kollege Graf hat mir berichtet, daß man, wenn man mit Dienstanfängern beim Bundesgrenzschutz redet, erfährt, daß ihnen doch sehr viel Skepsis mitgeteilt worden ist, was ihre zukünftige Übernahme anbelangt. Ich denke, dies ist nicht im Sinne einer qualitativen Erledigung der Arbeit beim Bundesgrenzschutz.

    (Beifall bei der SPD)

    Sehr geehrter Herr Kanther, das, was Sie konzeptionell machen, ist in etwa mit dem Sprichwort zu fassen: Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.

    Fritz Rudolf Körper
    Ich nehme das, was Sie an der Westgrenze gemacht haben, einmal als Beispiel. Dort haben wir zur Zeit 252 Dienstposten, 750 sollen neu hinzukommen. Vorher waren es 780. Sie wurden auf 180 reduziert. Mit einer verantwortlichen Personalführung hat das in der Tat nichts zu tun.

    (Beifall bei der SPD)

    Ob die Arbeit funktioniert, wird immer an bestimmten Beispielen deutlich. So können wir feststellen, daß die Kompetenzabgrenzung zwischen Länderpolizeien und Bundesgrenzschutz nach wie vor nicht gegeben ist. Ich kann Ihnen ein paar Vorgänge schildern. Dazu gehören zum Beispiel tödliche Unfälle auf der Schiene. Dabei darf nicht nebeneinanderher gearbeitet werden, sondern es muß miteinander in klarer Kompetenzabgrenzung gearbeitet werden. Nur so kann effektiv und sachgerecht polizeiliche Arbeit zukünftig erfolgen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich nenne ein weiteres Beispiel. Ich denke, daß die Auftritte von Randalierern und Hooligans während des Länderspiels Polen gegen Deutschland

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Da ist der Innenminister doch nicht zuständig!)

    eine außerordentlich schändliche und schädliche Sache für das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland waren.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS)

    An diesem Beispiel wird deutlich, wie Sicherheitsorgane zusammenarbeiten oder nicht zusammenarbeiten;

    (Erwin Marschweski [CDU/CSU]: In Warschau sind wir doch nicht verantwortlich!)

    denn vor diesem Länderspiel lagen klare Erkenntnisse über die Reisetätigkeit dieser Personengruppe vor. Noch am Freitag vor diesem Länderspiel hatte das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen als Koordinierungsstelle die entsprechenden Behörden und Stellen informiert.
    Ich halte es schon für bemerkenswert, wenn der DFB-Pressesprecher nach dem Spiel sagt, es hätten alle gewußt, aber keiner habe etwas gemacht.

    (Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

    Das ist kein Kompliment für das Produzieren von Sicherheit.
    Ich gehe jetzt auf die Fragen ein, wer wo wie zuständig ist. Wenn sich bestätigen sollte, daß ein Teil dieser Hooligans sogar ohne gültige Reisepapiere nach Polen einreisen konnte, stellt sich in der Tat die Frage nach der Wirksamkeit unserer Grenzkontrollen allzu deutlich.
    Lieber Wolfgang Zeitlmann, ich sage das, weil es mir sehr ernst ist und es mich betroffen macht, daß ausgerechnet rund 30 Kilometer von Auschwitz entfernt diese nationalsozialistischen Gesten und Sprüche gemacht worden sind, dort, wo eines der finstersten Kapitel deutscher Geschichte geschrieben
    wurde. Ich hoffe, daß wir uns alle darin einig sind, daß sich so etwas nie wieder in unserem Land wiederholen darf.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Was das Thema innere Sicherheit anbelangt, so sind wir hoffentlich auch alle einer Meinung, daß die organisierte Kriminalität die derzeitige Herausforderung Nummer eins ist. Unrechtmäßig erworbenes Geld wird offensichtlich in Milliardenhöhe von international operierenden Verbrecherbanden zielstrebig und rücksichtslos in den Wirtschaftskreislauf eingeschleust.
    Durch diese sogenannte Geldwäsche wird unrechtmäßig erworbenes Geld legalisiert. Alle Praktiker, die sich mit Ihrem Geldwäschegesetz beschäftigt haben, sagen, daß es in der Praxis wirkungslos bleibt.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Geld ist die Triebfeder und die Achillesferse der organisierten Kriminalität. Wer das organisierte Verbrechen wirksam bekämpfen will, muß hier ansetzen. Der Zugriff auf kriminelle Gelder und Vermögen muß erleichtert werden, wie es in den USA und Italien heute schon praktiziert wird.
    Ich bin der Auffassung, mit den herkömmlichen Mitteln unseres Polizei- und Strafrechts kann keine erfolgreiche Bekämpfung des organisierten Verbrechens erfolgen. Sie sind hier am Zuge, in der Koalition endlich einig zu werden. Wir sind der Auffassung: Wir brauchen für die Einziehung krimineller Gelder und Vermögen außerhalb des Strafrechts ein Verwaltungsverfahren, und zwar, Frau Albowitz, mit einer Beweislastumkehr.

    (Beifall bei der SPD Ina Albowitz [F.D.P.]: Ja, ja!)

    Ich begrüße ausdrücklich, daß es offensichtlich auch im Bereich der CDU einige nachdenkliche Leute gibt, die das so ähnlich sehen.

    (Zuruf des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])

    - Danke schön, Herr Koschyk.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Wir haben nur nachdenkliche Leute!)

    Wir sind jedenfalls der Auffassung, daß wir nicht Dreh- und Angelpunkt der organisierten Kriminalität, nicht Dreh- und Angelpunkt für das organisierte Verbrechen in Europa werden dürfen.
    Ich sage ganz offen: Wir brauchen einen Reparaturbetrieb. Wir brauchen funktionierende Sicherheitsorgane. Aber das darf nicht alles sein. Wir müssen auch an die Ursachen herangehen. Wir müssen uns fragen: Woher kommt es, daß plötzlich Korruption an der Tagesordnung ist oder organisierte Kriminalität um sich greift oder Gewalt an den Schulen nichts Außergewöhnliches mehr ist? Aber wir dürfen nicht tatenlos hinschauen. Man braucht sich doch nicht zu wundern, wenn man auf der einen Seite beispielsweise die absolute Liberalisierung des Medien-

    Fritz Rudolf Körper
    markts fordert, dann aber gleichzeitig mit Krokodilstränen den Einfluß der Medien auf das von Gewalt geprägte Verhalten von Kindern in Schulen und Kindergärten beklagt.

    (Beifall bei der SPD)

    Deswegen müssen wir in eine ernsthafte Diskussion eintreten, die ein Stück auch wieder an die Wurzeln des inneren Friedens unserer Gesellschaft herangeht.
    Meine Damen und Herren - Herr Koschyk, ich spreche jetzt ausdrücklich auch Sie an, weil wir vorhin darüber geredet haben -, ich kann Ihnen auch nicht ersparen, noch einmal auf den Vorfall des vergangenen Sonntags anläßlich der Rede des Bundespräsidenten einzugehen. Oskar Lafontaine hat heute nach meinem Dafürhalten das Wichtige und Richtige gesagt. Was die Frage des deutsch-tschechischen Verhältnisses anbelangt - da ist es mir mit einem Hinweis an Sie noch einmal sehr ernst, Herr Koschyk -, sollte das Junktim zwischen den sudetendeutschen Entschädigungsforderungen und einer Entschädigung der tschechischen NS-Opfer aufgegeben werden, damit wir endlich zu dieser Erklärung kommen.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir brauchen nämlich ein gutnachbarliches Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen als eine der wichtigsten Grundlagen für das Zusammenwachsen in Europa.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Was mich so bewegt: Man kann den Zwischenruf als Einzelmeinung abtun. Der Bundespräsident hat nach meinem Dafürhalten sehr souverän geantwortet. Aber dann meint ein Verbandsfunktionär wie der thüringische Vorsitzende des Vertriebenenverbandes, dies noch kommentieren zu müssen. Er hat in Interviews beispielsweise gesagt, daß die Oder-NeißeGrenze als deutsche Ostgrenze ein Unrecht bliebe. Meine Damen und Herren, ich bin der Meinung, das ist eine Politik der Ewiggestrigen, und die können wir in unserem Land nicht zulassen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ich sage ganz deutlich: Wir sind nicht bereit, beispielsweise die Offentlichkeitsarbeit solcher - ich nenne nicht alle und will auch nicht alle über einen Leisten schlagen - Verbandsfunktionäre noch mit öffentlichen Steuergeldern zu finanzieren. Das werden wir uns bei den Haushaltsberatungen genauestens ansehen und werden unsere Entscheidungen treffen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wir haben mit einem Entschließungsantrag in der Vergangenheit deutlich gemacht, daß die Kulturarbeit für die deutschen Minderheiten im östlichen Europa schon von ihrem Ansatz her in ein außenpolitisches Gesamtkonzept einer europäischen Friedenspolitik der Aussöhnung, der Verständigung und der Zusammenarbeit eingeordnet werden muß. Alles andere sollte nicht stattfinden. Das Kapitel 06 03 wird diese Diskussion noch einmal eröffnen.
    Meine Damen und Herren, Herr Innenminister Kanther ist sehr stark auf die Asylpolitik eingegangen. Er ist nach meinem Dafürhalten auf ein Thema nicht eingegangen, das vielfach und gem verdrängt wird, nämlich das Thema und die Probleme, die mit dem demographischen Wandel in unserer Gesellschaft verbunden sind. Es gibt hochinteressante Untersuchungen, wie unsere Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten überaltert. Die über 60jährigen haben heute einen Anteil von 26 Prozent. Er wird bis zum Jahr 2030 auf 36 Prozent zunehmen. In diesem Zeitraum sinkt der Anteil der jungen Menschen unter 20 Jahren auf sage und schreibe zirka 15 Prozent. Es gibt eine Schätzung, die besagt, daß die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2050 auf zirka 50 Millionen Menschen abnehmen wird und dann noch mehr.
    Auf Grund dieser Faktenlage, meine Damen und Herren, glaube ich, müssen wir uns viel intensiver, als wir dies bisher getan haben, mit den Fragen der Zu- und Einwanderungspolitik beschäftigen. Es geht nicht darum, dies einfach von der Hand zu weisen, sondern darum, klare Ziele zu formulieren.
    Ich nenne erstens eine Steuerung einer geregelten Zuwanderung. Das heißt, Zulassung nach voraussehbaren rechtstaatlich bestimmten und gesetzlich festgelegten Kriterien ist notwendig. Sie sollen die demographischen, die arbeitsmarktpolitischen und die ökonomischen Aspekte berücksichtigen. Ich nenne zweitens die Erleichterung der Integration der sich bereits legal im Inland aufhaltenden Ausländer, drittens die Erhöhung der Transparenz und demokratische Kontrolle der Einwanderungsbedingungen, viertens Eindämmung der illegalen Zuwanderung und fünftens die Ergänzung der Einwanderungspolitik um eine staatsangehörigkeitsrechtliche Komponente wie erleichterte Einbürgerung unter Hinnahme doppelter Staatsangehörigkeit.
    Wir werden diesem Hohen Hause in den nächsten Wochen und Monaten einen entsprechenden Antrag vorlegen. Ich sage ganz deutlich: In der derzeitigen Situation kann es nicht darum gehen, Anreize für eine weitere Einwanderung zu schaffen, sondern es geht darum, die Folgen der Einwanderung, die heute faktisch stattfindet, vernünftig zu regeln.
    Wer nämlich seinen Platz in dieser Gesellschaft finden soll, benötigt innerhalb absehbarer Frist auch eine rechtlich abgesicherte Position. Deswegen sind wir der Auffassung, daß zukünftig eine sozial verträgliche Aufnahmequote festgelegt werden sollte. Eine Zuwanderungskommission sollte dies erledigen, insbesondere im Hinblick auf den demographischen Wandel und die sozialen Integrationsmöglichkeiten. Eine so orientierte Zu- und Einwanderungspolitik kann wesentlich zum sozialen Frieden in unserer Gesellschaft beitragen.
    Meine Damen und Herren, ein weiteres Beispiel für die Realitätsferne dieser Bundesregierung wird im gesamten Aussiedlerbereich deutlich. Herr Kollege Waffenschmidt, wir haben schon des öfteren darüber geredet. Als wir deutlich gemacht haben, daß ein Problem in der Konzentration besteht, daß 15 bis 20 Regionen überdurchschnittlichen Zuzug hat-

    Fritz Rudolf Körper
    ten und haben, hat man das lange Zeit von sich gewiesen. Jetzt haben wir ein Wohnortezuweisungsgesetz, und wir sind wohl alle der Meinung, daß dies funktioniert.

    (Parl. Staatssekretär Dr. Horst Waffenschmidt: Sehr gut!)

    Aber wir haben ein zweites, ein neues und nach meinem Dafürhalten herausragendes Problem. Wir haben nämlich Aussiedlerinnen und Aussiedler in der sogenannten zweiten Generation, die kaum Sprachkenntnisse haben und die - das ist das Schlimme - nach dem sechsmonatigen Sprachkurs meist weiterhin keine Sprachkenntnisse haben. Uns kann doch nicht daran gelegen sein, daß wir einen solchen Zuzug von Aussiedlerinnen und Aussiedlern erleben mit der Folge, daß sie, wenn sie in Deutschland angekommen sind, zukünftig zu Randgruppen abgestempelt werden. Das kann nicht in unserem Sinne sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Was das Thema der Bürgerkriegsflüchtlinge anbelangt, so stimme ich mit Herrn Kanther überein, daß es eine großartige Leistung gewesen ist, daß wir zwischen 300 000 und 400 000 Menschen aufgenommen haben. Ich bin auch der Auffassung, daß die Rückkehr politisch gewollt sein muß und daß diese Frage nicht dazu geeignet ist, daß man sich in einen parteipolitischen Streit verstrickt.
    Wir sind der Auffassung: Wo eine Rückkehr auf Grund der wirtschaftlichen Bedingungen, der sozialen Infrastruktur und der Qualität der Beziehungen unter den ethnischen Gruppen in naher Zukunft möglich ist, sollte sie bald erfolgen und nicht erst im Frühjahr nächsten Jahres. Wo aber hingegen die elementaren Grundlagen einer menschenwürdigen Existenz fehlen, sollte in diesem Falle keinem die Rückkehr aufgezwungen werden. Herr Kanther, nach meinem Dafürhalten wäre es dringend notwendig, einmal festzustellen, aus welchen Regionen unsere Flüchtlinge kommen, um hier auch unter humanitären Gesichtspunkten die Rückkehr organisieren zu können.
    Wer aber die betroffenen Menschen einfach nach Bosnien zurückschicken will, ohne sich darum zu kümmern, was dort aus ihnen wird, legt nur den Keim für neue Konflikte. Wir müssen deswegen sehr sorgfältig und sehr sorgsam mit diesen Fragen der Rückkehr umgehen. Ich denke, daß auch die Innenministerkonferenz einen entsprechenden Beschluß fassen wird.
    Wir müssen den hier lebenden Flüchtlingen auch offen sagen, daß wir die Bereitschaft zur Rückkehr nicht davon abhängig machen können, ob sie wieder in ihrem Heimatort angesiedelt werden können. Wenn das nicht mehr möglich ist, muß den Betroffenen auch zugemutet werden, daß sie in einer anderen, aber sicheren Umgebung leben, zumal sie alle - das muß man den Betroffenen auch sagen - für den Wiederaufbau ihres Landes dringend benötigt werden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Eine Bemerkung zu dem Thema Reform von Verwaltung und Dienstrecht, das auch von Herrn Kanther angesprochen worden ist. Wir sind weitgehend über bestimmte Prinzipien einig. Die Bundesregierung hat aber vieles in unverbindlichen Absichtserklärungen belassen.
    Der Hauptkritikpunkt ist, daß die Ministerialverwaltung des Bundes viel zu stark ausdifferenziert und hierarchisch organisiert ist. Die Organisation ist viel zu kleinteilig, so daß in den Ministerien viele nichtpolitische Aufgaben wahrgenommen werden. Man kann davon ausgehen, daß heute höchstens ein Drittel der ministeriellen Arbeit aus konzeptionell gestaltenden Aufgaben besteht. Hier müssen die Prinzipien eines modernen öffentlichen Managements ansetzen; hier muß im Grunde genommen auch eine Verwaltungsmodernisierung ansetzen.
    Ich mache eine letzte Bemerkung zu einem Thema, das Sie auch angesprochen haben, nämlich zu der Erstellung des Versorgungsberichts. Man kann darüber streiten, ob dies ein schwieriges Unterfangen ist. Aber der Bericht ist eine unerläßliche Vorlage für die Bewältigung des schwierigen Problems in bezug auf den gesamten Beamtenversorgungsbereich. Wir können es nicht zulassen, daß unsere öffentlichen Haushalte noch mehr in Bedrängnis geraten.
    Herr Kanther, all das, was in diesen Bereichen zu tun ist, muß und sollte auch im Einvernehmen mit den Ländern gemacht werden, deren Haushalte viel stärker von den Personalausgaben geprägt sind. Meine herzliche Bitte ist, daß dieses Einvernehmen im Vorfeld gesucht wird und den Ländern nicht - wie vielfach von Ihnen in bewährter Manier versucht - eine Regelung übergestülpt wird und der Schwarze Peter anderen zugeschoben wird. Das Betreiben dieses Schwarze-Peter-Spiels hilft uns nicht weiter.

    (Erwin Marschewski [CDU/CSU]: Das hat der Innenminister nie gemacht! Das war Frau Simonis und niemand anders!)

    - Das war auch Frau Simonis nicht.
    Ich bin der Auffassung: Bei all unserem politischen Handeln müssen wir die Zukunft im Auge behalten. Für mich gilt immer noch das Motto: Wer morgen in Frieden leben will, muß heute für Reformen sorgen. Dieses Wort gilt heute dringender denn je.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD)