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ID1312101200

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    Plenarprotokoll 13/121 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 10807 A Absetzung von Tagesordnungspunkten 10807 B, 10894 A Nachträgliche Ausschußüberweisungen . 10807 C Begrüßung einer Delegation des Sozialausschusses des niederländischen Parlaments 10864 B Tagesordnungspunkt 1: a) Fortsetzung der ersten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 10807 D b) Fortsetzung der Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 (Drucksache 13/5201) 10808A Rudolf Scharping SPD 10808A, 10865 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . 10815 A Otto Schily SPD 10821 C Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10824 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 10831 A Dr. Christa Luft PDS 10834 A Dr. Gregor Gysi PDS 10837A, 10858 B Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . . 10840A Rudolf Scharping SPD 10843 B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 10850 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . 10852 A Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . 10858C, 10864 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 10860 A Dr. Burkhard Hirsch F.D.P. . . . . . 10863B, C Ingrid Matthäus-Maier SPD 10864 C Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10865 C Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 10867 C, 10872 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10871 D Günter Verheugen SPD 10872 D Ulrich Irmer F.D.P 10878 C Rudolf Seiters CDU/CSU 10879 B Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 10881 B Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . 10883 A Ulrich Irmer F.D.P 10884 D Wolfgang Thierse SPD 10886 A Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 10887 C Willibald Jacob PDS 10889 D Dr. Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 10890 D, 10893 C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10892 B Dr. R. Werner Schuster SPD 10892 D Manfred Kanther, Bundesminister BMI 10896 C Fritz Rudolf Körper SPD 10899 B Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 10902 D Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10905 A Ina Albowitz F.D.P. 10907 C Ulla Jelpke PDS 10910 B Uta Titze-Stecher SPD 10911 D Dr. Rupert Scholz CDU/CSU 10913 D Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . 10915 B Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, Bundesminister BMJ 10916A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD 10918 A Norbert Geis CDU/CSU 10921 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10923 C, 10925 C Dr. Edzard Schmidt-Jortzig 10925 A Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . 10925 D Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 10927 A Manfred Kolbe CDU/CSU 10928 C Tagesordnungspunkt 2: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 8. September 1976 über die Ausstellung mehrsprachiger Auszüge aus Personenstandsbüchern (Drucksache 13/4995) 10894 A b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Naturkautschuk-Übereinkommen von 1995 (Drucksache 13/5019) 10894 A c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. November 1994 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über die gemeinsame Staatsgrenze (Drucksache 13/5020) . 10894 B d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. Juli 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Zusammenschluß der deutschen Autobahn A 6 und der tschechischen Autobahn D 5 an der gemeinsamen Staatsgrenze durch Errichtung einer Grenzbrücke (Drucksache 13/5049) 10894 B e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Jahressteuergesetzes (JStG) 1997 (Drucksache 13/5359) 10894 B f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Altschuldenhilfen für Kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften und private Vermieter in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (AHG-Änderungs-Gesetz) (Drucksache 13/5417) . 10894 C g) Antrag der Abgeordneten Antje Hermenau, Kristin Heyne, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mögliche zweckwidrige Verwendung von Steuergeldern durch die Förderung eines Berufsbildungsprojektes in Montevideo (Uruguay) (Drucksache 13/5008) 10894 C h) Antrag der Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Milchquotenregelung in den neuen Ländern (Drucksache 13/4905) . . . 10894 D i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung eines Grundstücks in Berlin-Mitte (Drucksache 13/5039) . . 10894 D j) Bericht des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung gemäß § 56a der Geschäftsordnung: Technikfolgenabschätzung hier: Umwelttechnik und wirtschaftliche Entwicklung (Drucksache 13/5050) 10895 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesjagdgesetzes und des Waffengesetzes (Drucksache 13/5493) 10895 A b) Erste Beratung des von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung der Vermögensteuer und der Erbschaftsteuer (Drucksache 13/5504) . . . . 10895 B Tagesordnungspunkt 3: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 14. Juni 1994 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Ukraine andererseits (Drucksachen 13/4174, 13/5031) 10895 C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 9. Februar 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Kirgisistan andererseits (Drucksachen 13/4173, 13/5032) 10895 D c) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit vom 6. März 1995 zwischen den Europäischen Gemeinschaften sowie ihren Mitgliedstaaten einerseits und Weißrußland andererseits (Drucksachen 13/4172, 13/5033) 10895 D e) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses 10896 A - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung von öffentlichen Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen - zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Fortschrittsbericht über die Mißbrauchsbekämpfung und Anpassung öffentlicher Leistungen an veränderte Rahmenbedingungen (Drucksachen 12/8246, 13/725 Nr. 63, 13/3412, 13/3930 Nr. 1, 13/5294) . . . 10896A Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bundesregierung: Zustimmungbedürftige Verordnung zur Einführung des Europäischen Abfallkatalogs (Drucksachen 13/5416, 13/5520) 10896 B Nächste Sitzung 10929 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10930*A 121. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 11. September 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Augustin, Anneliese CDU/CSU 11. 9. 96 Bachmaier, Hermann SPD 11. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 11. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 11. 9. 96 * Borchert, Jochen CDU/CSU 11. 9. 96 Duve, Freimut SPD 11. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 11. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 11. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 11. 9. 96 Dr.-Ing. Laermann, F.D.P. 11. 9. 96 Karl-Hans Dr. Lucyga, Christine SPD 11. 9. 96 * Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 11. 9. 96 Hermann Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Regenspurger, Otto CDU/CSU 11. 9. 96 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 11. 9. 96 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Schönberger, Ursula BÜNDNIS 11. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Thieser, Dietmar SPD 11. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 11. 9. 96 Karsten D. Vosen, Josef SPD 11. 9. 96 Wieczorek-Zeul, SPD 11.9.96 Heidemarie Dr. Zöpel, Christoph SPD 11. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Ergreifen Sie endlich die ausgestreckte Hand!
    Doch zurück zum zentralen Thema. Die Finanzierungslüge der Einheit führt direkt zum Sparpaket. Das ist die Konsequenz. Denn damals wollte man die Einnahmen des Staates nicht erhöhen, obwohl der

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Bedarf zur Finanzierung der deutschen Einheit gewaltig angestiegen ist. Man hat über Schulden finanziert, damit geriet man in die Zinsfalle, man hat die Einheit über die Sozialversicherungskassen finanziert, damit geriet man in die Falle zu hoher Lohnnebenkosten, und jetzt kommt als Konsequenz das Sparpaket. Jetzt soll die Masse der abhängig Beschäftigten plötzlich für eine völlig verfehlte Politik der Finanzierung der inneren Einheit, für diese Steuerlüge von damals, einstehen.
    Wir bestreiten überhaupt nicht, daß es Sanierungsbedarf gibt. Wer könnte das bestreiten? Wer könnte das bestreiten, der in den Kommunen Verantwortung trägt, der in den Ländern Verantwortung trägt? Nur, was wir nicht begreifen, beim besten Willen nicht, Herr Geißler, Herr Blüm: Wie oft wollen Sie diese Reden noch halten? Denn wenn es so weitergeht mit dieser Koalition, mit dieser Partei des organisierten Egoismus, dann werden Sie im Halbjahresrhythmus Sparpakete zu diskutieren haben, und im Halbjahresrhythmus wird dann die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft erklären müssen, warum sie zähneknirschend den letzten sozialen Sauereien immer noch zustimmt, weil irgendwelche Säulen nicht erhalten sind. Wie lange wollen Sie diese Reden eigentlich noch halten?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Wir werfen diesem Sparpaket - das für sich genommen nicht das Ende des Sozialstaates bedeutet; aber dabei bleibt es ja nicht, weil der Sanierungsbedarf mit dem, was in diesem Sparpaket drinsteckt, natürlich bei weitem nicht befriedigt ist - vor, daß die nächsten Hundertgrammportionen in Richtung Abbau des Sozialstaates selbstverständlich folgen werden, wenn diese Truppe dranbleibt. Das ist so klar wie nur etwas.

    (Dr. Peter Struck [SPD]: Das haben die schon in der Schublade!)

    Ich frage Sie: Warum diese soziale Ungerechtigkeit in diesem Sparpaket? Nehmen Sie das Beispiel Kindergeld. Wir haben einen Vorschlag gemacht und gesagt: Haltet an der Finanzierung fest und nehmt als Gegenfinanzierung - wir haben es Ihrem Fraktionsvorsitzenden und auch dem Bundeskanzler geschrieben - die Besteuerung von Gewinnen bei der Veräußerung von Aktienpaketen, wie das im Mutterland des Kapitalismus, in Amerika, selbstverständlich ist! Das wäre eine Kleinigkeit, die aber mit der F.D.P. nicht zu machen ist; das ist völlig klar.
    Schauen Sie sich die Lohnfortzahlung für Schwangere an; CDU und CSU haben dies zum Bestandteil des Sparpakets gemacht, Sie dürften sich bei Ihren Positionen morgens eigentlich nicht mehr im Spiegel betrachten;

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    denn Sie wissen doch so gut wie ich, was das bei einer jungen Familie, bei dem knappen Einkommen
    bedeutet. Eine Frau wird sich nämlich, wenn sie in
    der Schwangerschaft Beschwerden hat, zweimal, dreimal überlegen, ob sie zum Arzt geht oder nicht.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein, die nimmt einen Tag Urlaub!)

    - Ja, die nimmt einen Tag frei. Sie sind mir ein schöner Christ, wirklich wahr!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Heuchelei!)

    - Was ist daran Heuchelei? Ich sage Ihnen: Wir können uns in Zukunft die Lebensschützerdebatten sparen, Sie können sich die 218-Debatten sparen!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Unbeschadet davon, wo wir stehen, und ohne diesen Standpunkt zu teilen, sage ich: Ich habe großen Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen, die aus tiefster Überzeugung in der Frage der Abtreibung anderer Meinung sind als ich, aber ich dachte, daß wir wiederum in dem Punkt einig sind, eine kinderfreundliche Gesellschaft zu wollen. Zum Ja zum Kind gehört auch, daß man in der Schwangerschaft auf ärztliche Fürsorge zurückgreifen kann, ohne dafür Lohnabzüge in Kauf nehmen zu müssen, daß wir eine entsprechende Ausstattung mit Kindergärten in diesem Lande haben und insgesamt eine kinderfreundliche Gesellschaft schaffen. Ich dachte, zumindest dieses positive Ergebnis der ansonsten unsäglichen 218-Debatten gäbe es. Genau davon, meine Damen und Herren, verabschieden Sie sich mit dem, was Sie hier tun.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Höhepunkt des Ganzen ist jetzt die Steuerdebatte. Sie ist bei dieser Koalition nur noch chaostheoretisch zu begreifen. Der Bundesfinanzminister hat für teures Geld eine Kommission von hochmögenden Finanzexperten einberufen. Er bekam das Ergebnis; er las es, bekam einen cholerischen Ausbruch und warf es angewidert in den Papierkorb. Ich meine das Gutachten der Bareis-Kommission.

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Ich heiße doch nicht Fischer!)

    - Nein, ich hätte das nicht gemacht, in der Tat. Wenn ich ein Gutachten in Auftrag gebe, dann versuche ich, daraus etwas zu lernen.

    (Zuruf von der SPD: Waigel lernt nie!)

    Bei Ihnen war das ja anders. Sie mußten mit dem Kopf in den Papierkorb eintauchen und mit den Zähnen das Gutachten wieder herausfischen, nicht wahr?

    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Kaum hatte er es nämlich weggeworfen - zack! -, gab es einen Politikwechsel, und die Ergebnisse der Bareis-Kommission waren plötzlich wieder angesagt; eine Steuerreform war angesagt, bei der F.D.P. vorne-

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    weg. - Herr Westerwelle freut sich, strahlt; ein Bild - wirklich wunderbar.

    (Heiterkeit Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Hüten Sie sich vor den verkniffenen Gesichtern, Herr Fischer!)

    - Ich bin im Moment alles andere als verkniffen, mein Lieber; das können Sie mir glauben. Wir werden überhaupt in eine ganz neue Ebene der politischen Beziehung eintreten; das verspreche ich Ihnen.

    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Lassen Sie mich über die F.D.P. etwas Gutes sagen. Die F.D.P. forderte nämlich vorneweg - das Steuerthema ist das Thema - eine Senkung der Steuern. Da reagieren Sie von der F.D.P. ja fast wie ein Hund, der den Futtertrog sieht. Das Senken von Steuern ist das Programm der F.D.P., und das wird es bleiben - insofern handelt es sich bei ihr um eine „one issue"-Partei -; das gönne ich Ihnen.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    - Sehen Sie, da oben klatschen sie sogar noch; es ist wunderbar. Hoffentlich haben die Leute an ihren Fernsehgeräten das gesehen.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Sie haben ja durchaus noch einen nachdenklichen Flügel, der die Sommerpause zum Nachdenken nutzte, nämlich den Abgeordneten Solms. Der Abgeordnete Sohns hat nachgedacht und gesagt: Au Backe, wenn wir das durch eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage gegenfinanzieren wollten, dann träfe das unsere Klientel. Am Ende wählen die uns gar nicht mehr!

    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Daraufhin meinte der Kollege Solms: Wir sollten doch lieber erst nach 1998 die Steuerreform machen. Es gab kluge Leute im F.D.P.-Präsidium, vorneweg den Generalsekretär

    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Danke sehr!)

    - bitte -, die daraufhin sagten: Nein, nein, das muß das Wahlkampfthema werden, mein lieber Solms. Eine gar zu große Nachdenklichkeit können wir uns in der Situation, in der wir sind, nicht erlauben.

    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Die Konsequenz ist: Die F.D.P. möchte jetzt, daß die Steuerentlastung vor dem Wahltag kommt, die Gegenfinanzierung nach dem Wahltag.

    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Dem Finanzminister schwant darob Schreckliches, zu Recht. Die CSU ist empört; Theo Waigel ist empört. Da hinein kam dann noch aus dem obersten Olymp, zwischen dem Streicheln von Kühen und
    dem Plätschern im See, die Äußerung des Bundeskanzlers: Die Mehrwertsteuer muß erhöht werden. Damit war das Chaos perfekt.

    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

    Also, meine Damen und Herren: Wat wollen Sie denn nu? Das ist die entscheidende Frage; das müssen Sie den Bürgerinnen und Bürgern sagen. Daraus werden wir Sie nicht entlassen. Wenn Sie verantwortliche Politik machen wollen, Herr Bundeskanzler, und nicht nur einen Koalitionspartner wieder einmal mit Hilfe eines Sauerstoffzeltes über Wahlhürden retten wollen, dann müssen Sie den Menschen sagen, daß eine Steuerentlastung, eine Nettoentlastung, angesichts der Haushaltslage, der Aufgaben der Einheit und der benötigten Zukunftsinvestitionen nicht drin ist.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir müssen eine Steuerreform machen, weil unser heutiges Steuersystem im Grunde genommen diejenigen bevorteilt, die nominal einem hohen Spitzensteuersatz unterliegen. Wenn ich das sage, so hat das nichts mit einer Neidkampagne zu tun. Die Hauptlast tragen diejenigen, die in die Progression hineingeraten; das ist der entscheidende Punkt.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Gut organisierte Vermögen können völlig legal ihre Steuerlast tendenziell gegen null bringen; ich gönne das den Leuten. Ich sage Ihnen aber: Wir sind für einen abgesenkten Steuersatz, sowohl unten als auch oben, und für einen linear-progressiven Tarif; etwas anderes ist mit uns nicht zu machen. Zu finanzieren wäre das ausschließlich über eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, über den Wegfall von Umgehungstatbeständen legaler Art und von Steuersubventionen und ähnlichem. Das ist mit uns zu machen.
    Aber wenn Sie den Leuten erzählen, wir könnten bei diesen Haushaltsschulden, die wir haben, bei diesen Aufgaben - Aufbau Ost, Zukunftsinvestitionen - zu einer Nettoentlastung kommen, dann heißt das, diesen Staat, diese Gesellschaft weiter in die Krise zu führen, die Zukunft nicht zu gestalten, sondern sie zu vertun.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Ich komme noch zu Ihren internationalen Beispielen. Natürlich wird in diesem Zusammenhang immer Amerika angeführt. Schauen Sie sich doch einmal den Zustand der Infrastruktur, des Bildungssystems, der Kriminalität in diesem Lande an.

    (Vorsitz : Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch)

    Ich möchte Amerika nicht schlechtmachen. Die Frage ist nur: Wollen wir eine solche Gesellschaft? Oder wollen wir eine andere Gesellschaft, die diese Konflikte nicht so verursacht, wie wir das in Amerika erleben, sondern die am solidarischen Grundcharak-

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    ter der Sozialen Marktwirtschaft festhält, von der Sie sich verabschiedet haben.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Deswegen: keine Nettoentlastung; Steuergerechtigkeit durch Steuervereinfachung; Senkung der Steuersätze linear-progressiv durch Streichung von Subventionen und Steuergeschenken; keine Gegenfinanzierung durch Einkommensteuersenkung, durch Mehrwertsteuererhöhung, denn das wäre wirklich dem sozialen Faß den Boden ausgeschlagen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Daß die kleinen Leute die Steuersenkung für die Millionäre zu bezahlen haben, wäre nun wirklich das allerletzte.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das machen die immer!)

    Wir müssen die Vermögensteuer beibehalten und ausschöpfen. Da können Sie mir erzählen, was Sie wollen. Ihre Sorgen, Herr Kollege Schäuble, um die Kosten der Steuervereinnahmung hätten Sie sich meiner Meinung nach auch an anderer Stelle machen sollen; dann wären Sie glaubwürdiger. Die KfzSteuer ist unglaublich aufwendig einzunehmen.

    (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Ja, sehr gut!)

    Die Umstellung auf die Emissionsteuer - auf die Abgasemission - wird noch viel, viel teurer. Unseren Vorschlag, sie in die Mineralölsteuer zu integrieren, sollten Sie einfach übernehmen; dann hätten Sie einen Glaubwürdigkeitsgewinn, wenn Sie in so großer Sorge sind.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wir sind für die Beibehaltung der Vermögensteuer.
    Ich will es noch mal ganz deutlich sagen, damit das klar wird: Wir wollen, daß gerade unter den Bedingungen der Krise, unter den Bedingungen struktureller Veränderungen, die vermutlich alle treffen, vielleicht sogar schwer treffen werden, die besitzenden Schichten in diesem Land bereit sind, gemäß dem, was sie tragen können, die Lasten zu schultern und zu übernehmen. Wir dürfen die Lasten nicht dauernd bei den am schlechtesten Organisierten, bei den Schwächsten der Schwachen abladen. Nur dann wird das funktionieren; nur dann wird dieses Land demokratisch zusammenhalten.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Wenn das nicht der Fall ist, dann gebe ich eine ganz pessimistische Prognose für die Zukunft dieses Landes, egal unter welcher Regierung.
    Lassen Sie mich noch einen weiteren Punkt ansprechen. Bei all diesen Debatten frage ich mich, ob wir nicht alle miteinander zu kurz springen. Was ist denn, wenn wir nie mehr Vollbeschäftigung bekommen? Von Norbert Blüm habe ich ein schönes Zitat gelesen. Er sagte: „Unsere Rentenversicherungsträger haben kein Problem, wenn wir wieder Beschäftigungszuwachs haben. " Aber was ist denn, wenn wir die Vollbeschäftigung auf Grund von internationalen Entwicklungen, auf Grund einer Produktivitätsrevolution, bei der immer weniger Arbeitnehmer immer mehr produzieren, nicht mehr bekommen? Müssen wir dann nicht über grundsätzliche Reformen nachdenken?
    Was heißt „Abschied von der Arbeitsgesellschaft" für Lebenszeit, für Arbeitszeit? Bei aller Notwendigkeit der Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit wird sehr schnell ein Grenzwert erreicht werden, ab dem es nicht weitergeht.
    Was heißt das: Das Wichtigste sind Bildung und Ausbildung? Müssen wir die nicht in die gesamte Lebensarbeitszeit integrieren?
    Was heißt es, daß neues Lebensalter enstanden ist? Gott sei Dank leben alte Menschen 30 Jahre und noch mehr jenseits ihres Arbeitslebens weiter. Das hält unser Rentensystem so nicht aus. Müssen wir nicht über ein neues Verhältnis von Arbeitszeit und Lebenszeit, in der neue Familien gegründet werden, in der auf allen Hierarchieebenen mit voller Kraft malocht werden muß, zur Lebensarbeitszeit nachdenken?
    Was heißt das für Teilzeit auf allen Ebenen? Ich kann Ihnen noch keine richtig operativen Antworten geben; das gebe ich ganz offen zu. Das wäre eine Überforderung. Die Fragen müssen aber gestellt werden. Ich werde den Verdacht nicht los, daß Globalisierung bedeuten wird, daß unsere traditionelle Arbeitsgesellschaft fundamental in die Krise geraten wird und wir nur die Alternative haben werden, diese Krise zu individualisieren; das heißt, ein Teil wird Globalisierungsgewinner, der andere Teil Globalisierungsverlierer sein mit all den fatalen Folgen für den Bestand unserer Demokratie.
    In der Konsequenz heißt das für mich, daß wir eine andere Vision entwickeln und im Widerstreit - nur so kommen die besten Ergebnisse heraus - in unserem Land gemeinsam durchsetzen müssen. Diese Vision möchte ich ansprechen. Ich will Ihnen gleich die Antwort geben. Seien Sie etwas geduldig! Ich möchte jetzt noch ein wenig in der Analyse bleiben.
    Überall - auch Kollege Schäuble hat es gerade wieder gesagt - gibt es Überbevölkerung, Umweltzerstörung und Unterentwicklung. Das sind die drei Geißeln des 21. Jahrhunderts. Wir als eine der führenden Industrienationen werden zur Lösung dieser Probleme beitragen müssen oder wir werden sie mit allen fatalen Folgen verschärfen.
    Wir müssen dann auch den Mut haben, unserer Bevölkerung zu sagen, daß es die Zuwächse der Vergangenheit vielleicht nicht mehr geben wird. Das heißt aber nicht nur quantitativ weniger; denn wir bewegen uns dann in einem neuen Dreieck, Kollege Schäuble. Wir haben dann die Grenzen des Wachstums auf der einen Seite, die Fragen der sozialen Gerechtigkeit auf der anderen Seite, und drittens haben

    Joseph Fischer (Frankfurt)

    wir die Zukunft unserer Demokratie. Sie muß mehrheitsfähig und rechtsstaatlich, nicht autoritär organisiert sein.
    Dieses Dreieck muß im Widerstreit der Parteien gestaltet werden. Das setzt voraus, daß man den Mut hat, der Bevölkerung entschlossene Reformen zuzumuten.

    (Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Das wollen wir doch!)

    - Nein, das wollen Sie eben nicht. Sie wollen Ihre Klientel abfüttern, das ist das Gegenteil von entschlossenen Reformen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)

    Ich will Ihnen einmal etwas von einem klugen Kritiker der F.D.P. vorlesen. Ich zitiere aus der „FAZ":
    Die Globalisierung wird bisher überwiegend von ökonomischen Interessen vorangetrieben. Die F.D.P. verweigert eine politische und geistige Flankierung, die der wirtschaftlichen Leistung humane und soziale Ziele zur Seite stellt. Dabei kann es nicht im Interesse der Menschen dieser Welt sein, von einer verselbständigten Weltökonomie regiert zu werden. Wettbewerb ist erwünscht, aber menschliche Gesellschaften, die nur durch Gewinnstreben und Konkurrenz zusammengehalten werden, können auf Dauer nicht bestehen.
    Ich finde, das ist eine hervorragende Kritik an Ihrer Position,

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    und ich danke dem Forschungsminister Rüttgers für diese treffende Analyse seines Koalitionspartners. Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Sie nutzen auch die Chance der Krise der Umwelt nicht. Lassen Sie mich noch einen Punkt, der mir wichtig ist, ansprechen. Wenn es so ist - vieles spricht dafür -, daß nationale Wirtschafts- und Finanzpolitik, anders als noch in den 70er Jahren, mehr und mehr ins Hintertreffen gerät - das heißt, kaum noch zu machen ist -, dann müssen wir, wenn wir an einem solidarischen Gesellschaftsentwurf namens Soziale Marktwirtschaft festhalten, über die Beteiligung der abhängig Beschäftigten am Produktivvermögen neu nachdenken. Das erhält meines Erachtens eine völlig neue Qualität.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Wenn es in der internationalen Konkurrenz rückwärts geht und die Lasten gemeinsam getragen werden sollen und müssen, dann müssen auch die Erfolge, wenn es wieder aufwärtsgeht, gemeinsam getragen werden, und zwar dauerhaft. Das setzt meines Erachtens eine völlig neue Diskussion der Beteiligung der Masse der abhängig Beschäftigten auch mit Blick auf unser soziales System am Produktivvermögen voraus. Auch hier wäre eine notwendige Reformdebatte endlich zu beginnen.
    Ich möchte die Oppositionsparteien dazu aufrufen, das zu tun. Man sollte sich nicht davon irremachen lassen, daß das Thema von vorgestern sei. Es ist ein modernes Thema, das neu auf die Tagesordnung der Geschichte im Prozeß der Globalisierung gesetzt wird, und so sollte es auch diskutiert und entsprechend umgesetzt werden.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Nein, meine Damen und Herren, was Sie bei der Umweltpolitik versäumt haben, möchte ich im einzelnen gar nicht aufzählen. Sie haben die Chancen, mit der Energiesteuer endlich ein Absenken der Lohnnebenkosten herbeizuführen, völlig vertan. Das hätten Sie schon längst machen können. Das wissen auch Sie.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Ein neues Energiesystem und eine Verkehrswende wären auch im Hinblick auf die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze sinnvoll.

    (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU])

    - Ach was, alles Sprüche. Eine Opposition muß, mein lieber verehrter Herr Schäuble, Vorschläge machen. Ich freue mich auf 1998, wenn aus den Sprüchen Taten werden und Sie Ihre Sprüchlein weiter aufsagen dürfen. Das sage ich Ihnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Nein, wir brauchen den Mut, und es gibt überhaupt keinen Grund für oppositionelle Verzagtheit. Damit sollte endlich einmal Schluß sein.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)

    Ich habe mir Ihre Halbzeitbilanz angesehen. Es gibt überhaupt keinen Grund für oppositionelle Verzagtheit.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Wir sollten diesen Marktradikalen - man kann doch die Ergebnisse in den USA unter Gingrich und Reagan und in Großbritannien unter Maggie Thatcher betrachten - unsere Vision entgegenhalten. Wir haben die Vision einer sozialen Bürgergesellschaft, die demokratisch und gerecht zusammenhält und gleichzeitig der Verantwortung für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung auf dieser unserer Erde gerecht wird.

    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Joseph Fischer (Frankfurt)

    Bis 1998 wird es eine Auseinandersetzung um die Frage geben: Gehen wir den marktradikalen wirtschaftsliberalen Weg, von dem ich weiß, daß viele in der Union ihn nicht wollen -, oder gehen wir den Weg hin zu einer sozialen zivilen Bürgergesellschaft? Diese entscheidende Frage wird sich in den kommenden zwei Jahren verstärkt stellen.

    (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Beifall bei der SPD und der PDS)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich erteile dem Abgeordneten Dr. Wolfgang Gerhardt das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Gerhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Man hat Herrn Fischer angemerkt, daß ihm der gute Erholungsprozeß und die Beständigkeit der F.D.P. doch schwer zu schaffen machen. Sie sind nicht ein Ergebnis des Vorhabens der Steuerrefom, sie sind ein tiefes Ergebnis der Themen der Zeit und des notwendigen Wandels, den wir in Deutschland brauchen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wer sich diesem Wandel entzieht, wer sich diesem Wandel nicht stellt, wer Veränderungen verdrängt, wer im Bundesrat blockiert, wer Flexibilisierung verhindert, wer Läden noch früher schließen will, als es heute möglich ist, wer zu Steuerreformen nicht fähig und zu Haushaltseinsparungen nicht in der Lage ist, der bietet keine Zukunftschance für dieses Land. Das ist die Situation der Opposition.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das hat nichts damit zu tun, daß man sich sozialen Fragen zuwenden muß. Aber es geht nicht um Marktwirtschaft plus Sozialpolitik. Diese Addition wird nicht funktionieren. Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards hat soziale Züge und Zwecke verfolgt. Sie kann aber nicht nur so gesehen werden, daß Marktwirtschaft mit Verteilung kombiniert wird. Marktwirtschaft selbst bändigt im Wettbewerb,

    (Rudolf Scharping [SPD]: Nichts verstanden!)

    Marktwirtschaft selbst beschränkt Macht. Die Länder, in denen Wettbewerb ausgeschaltet ist, haben Machtstrukturen, nicht die Länder, die Wettbewerb zum Funktionieren bringen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Das ist der tiefe Unterschied zwischen Freien Demokraten und Grünen.
    Herr Fischer, Sie haben ein neues Zukunftsmodell entworfen. Ich hoffe, daß sich Ihre Rede nicht ausschließlich an Fisherman's Friends gerichtet hat.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Darf ich Ihnen eines anbieten?)

    Bei uns ist der Eindruck, daß momentan die Kursbestimmung bei den Grünen eine notwendige Herausforderung für Sie ist. Sie stehen - das muß man der deutschen Öffentlichkeit sehr offen sagen - vor genau den gleichen Herausforderungen wie auch die Regierung. Die Frage ist nur, ob wir den Mut haben, sie hier so anzusprechen, wie sie die Menschen wissen. Die heute in der „FAZ" veröffentlichte Umfrage zeigt, daß die Menschen um tiefe Veränderungsnotwendigkeiten wissen, sich aber nur ungern öffentlich zugestehen, wo angesetzt werden muß.
    Ich sage für die Freie Demokratische Partei, weil es jeder weiß, ganz offen: Es gibt kein Rentensystem der Welt, wie immer es geartet ist, das bei längerer Lebenserwartung, wie wir sie dank hoher medizinischer Leistungsfähigkeit heute haben, bei immer früherem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben finanziell tragfähig wäre. Deshalb liegt der entsprechenden Gesetzesvorlage die Konsequenz der Erkenntnis dieses Sachverhalts zugrunde und keine Bösartigkeit gegenüber denen, denen wir heute sagen: Es ist nicht mehr zu finanzieren, mit durchschnittlich 57,8 Jahren in Rente zu gehen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wer die Konsequenz nicht zieht, sagt in Deutschland nicht die Wahrheit. Wir sagen die Wahrheit, und Sie führen die alten Verteilungskämpfe. Es gibt kein Land der Welt, das einen solchen Urlaubs- und Feiertagsanteil, solch hohe Löhne und solch hohe Lohnnebenkosten als Konsequenz sozialer Sicherungssysteme hat. Auch die Menschen wissen das. Sie wissen, daß sich unsere sozialen Systeme heute als Barrieren gegen Beschäftigung entwickelt haben. Wer das nicht neu austariert, wer dieses neue Austarieren verschiebt, der wird niemals einen Beitrag zu mehr Arbeit in Deutschland leisten.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    Es ist nicht ein Freier Demokrat, der Ihnen das vorträgt, meine Damen und Herren aus der Opposition, es ist Klaus von Dohnanyi, der das mehrmals publiziert hat.
    Es ist heute an der Zeit, die Politik, die wir auch in einer sozialliberalen Koalition der 70er Jahre gemacht haben, zu überdenken, und zwar dahin gehend, ob denn nicht all das, was wir an Sozialem in Gang gesetzt haben, heute deshalb überprüft werden muß, weil jeder spürt: Es richtet sich gegen Beschäftigung.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir dürfen niemals die Erkenntnis verdrängen, daß Wohltaten bei manchen auch Antriebslosigkeit erzeugen - wir haben es mit Menschen zu tun, für die wir arbeiten -, daß Wohltaten von manchen ausgenutzt werden. Ich frage zurück, ob es in Deutschland nicht auch ein tiefes Gerechtigkeitsgefühl bei denen gibt, die eine Arbeit annehmen, während ein Nachbar oder jemand im Freundeskreis diese Arbeit nicht annimmt, der aber über soziale Sicherungssysteme gegebenenfalls genauso viel erhält wie der

    Dr. Wolfgang Gerhardt
    Mensch, der Arbeit annimmt. Auch dies ist eine Gerechtigkeit, die wir benennen und formulieren müssen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Die ständigen Reparaturen an ineffizienten Systemen, dieses Stück sozialdemokratischer Politik ist zu Ende, weil das nicht mehr ausreicht. Lord Dahrendorf spricht von einem Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts. Er meint damit nicht die Notwendigkeit sozialdemokratischer Grundströmungen, die man in einer Demokratie braucht. Er meint damit vielmehr sozialdemokratisches Denken, das an seiner Grenze angekommen ist,

    (Dr. Elke Leonhard [SPD]: Deshalb ist er auch aus der F.D.P. ausgetreten!)

    und zwar weil es nicht nur darum geht, wer soziale Maßnahmen kappen will und wer nicht, sondern weil wir alle wissen, wie die Einnahmesituation öffentlicher Haushalte und die Beschäftigung in Deutschland aussehen.
    Die Frage ist nur, ob man das zur Kenntnis nimmt oder ob man es verdrängt, ob man in Debatten so tut, als wäre das, was die Koalition macht, alles nicht nötig, und bei den Menschen den Eindruck erweckt, man müsse nichts verändern, man müsse soziale Maßnahmen nicht korrigieren. Wenn wir sie heute nicht korrigieren, werden wir weder Beschäftigungslosigkeit bekämpfen noch eine Zukunftsvoraussetzung schaffen. Wir bekämpfen das. Wir strengen uns an. Wir nehmen auch Kritik in Kauf. Denn wir halten das für notwendig.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Es kommt noch auf weitere wichtige Klarstellungen an. Es reicht nicht - das ist zutiefst auch im Bericht der OECD zum Ausdruck gebracht worden -, Haushalte mit Sparanstrengungen zu versehen, Lohnnebenkosten, soweit sie in unserer Verantwortung sind, zu reduzieren und soziale Sicherungssysteme zu verändern. Im Kern rät die OECD zu einer gänzlichen Bildungsstrukturreform in Deutschland, und zwar aus gutem Grund.
    Unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten wir nur, wenn neben Steuerreformen und Haushaltskonsolidierungen ein Potential ausgeschöpft wird, das den Kern der Wettbewerbsfähigkeit dieses Landes ausmacht. Das sind die Menschen, die sich in Bildungs- und Qualifizierungssystemen in Deutschland befinden. Wahr ist aber auch, daß wir die alten ideologischen Diskussionen, welche Schulform der anderen überlegen sei, in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland beiseite schieben müssen. Die Gesamtschule hat sich dem Gymnasium nicht als überlegen erwiesen. Die Hochschulreformen stocken, weil die Hochschulen selber nicht in der Lage sind, Studiengänge anzubieten, um die jungen Menschen einem berufsqualifizierten Abschluß früher zuzuführen.
    Manche verdrängen klare Leistungsfeststellungen. Unser verehrter Herr Bundespräsident hat das System, das wir seit Jahren haben, mit dem Hinweis gebrandmarkt: Der Ernstfall wird immer weiter hinausgeschoben. Wer in der Grundschule keine Noten geben will, versündigt sich an der Zukunftsfähigkeit der Kinder.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wer in Deutschland darüber diskutiert, ob man unbedingt 13 Jahre bis zum Abitur braucht, der verschiebt den Berufseintritt in den Wettbewerb der Volkswirtschaften für die deutsche nachwachsende Generation um ein Jahr.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Kompetenz entsteht nicht dadurch, daß man möglichst lange ausbildet. Kompetenz kann auch dadurch entstehen, daß man sich im Beruf weiterentwickelt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wir haben im beruflichen Bildungssystem die Notwendigkeit, das ungeheuer gute Wettbewerbsmodell Deutschlands neu zu stabilisieren. Der schulische Teil im berufsbildenden Schulwesen in den Ländern ist zu überprüfen. Es ist wahr, daß ein Lehrling heute dem Betrieb zu lange - ich kann diesen Ausdruck ohne Scheu nennen - entzogen wird, wo doch die Kompetenz des dualen Systems in gleichgewichtigen Anteilen von Schule und Betrieb entsteht. Ein Lehrling muß in der Lebenswirklichkeit des Betriebes Kompetenz gewinnen und nicht nur durch den Unterricht in der Schule.
    Wir Deutschen besitzen ein Denken, das durch Verkrustungen, die Herr Fischer auch noch trägt, gekennzeichnet ist. Er hat sich noch nicht von der Vorstellung verabschiedet, Leistung sei eine Kategorie der Ellenbogengesellschaft. Leistung ist ein Stück Lebenserfüllung von Menschen, die Freude gibt.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Es ist ein völlig falscher Weg - wie ihn SPD und Grüne in den Ländern gehen -, eine Integration Behinderter ins öffentliche Schulwesen auf Teufel komm raus zu machen. Kinder brauchen Lernerfolge. Wenn ein behindertes Kind in der Sonderschule Lernerfolge hat, ist das besser, als im allgemeinen Schulwesen durch Mißerfolge frustriert zu werden.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ha! Ha!)

    Dieses falsche Denken hindert uns daran, Talente wirklich auszuschöpfen. Wir vergeuden Talente in unseren Ausbildungsstrukturen; wir haben zu lange Ausbildungszeiten und verpassen dadurch viele Chancen.
    Die Steuerreform, die wir durchführen wollen, ist keine Steuerreform für nur einen Teil der Gesellschaft. Sie ist notwendig, damit in Zukunft Arbeit in Deutschland wieder besser möglich wird. Dafür wird diese Steuerreform gemacht.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dr. Wolfgang Gerhardt
    Ich wiederhole es zum Mitschreiben: Unsere Vorschläge zur Steuerreform, die wir in der Koalition nach Vorlage der Reformkommission gemeinsam beraten und entscheiden werden, sind nicht erarbeitet worden, um irgend jemandem die Taschen zu füllen. Sie werden mit aller Konsequenz umgesetzt, um mehr Beschäftigung in Deutschland zu erzeugen. Das ist unser Ziel.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nein! Nein!)

    Wir wollen eine Tarifentlastung für jeden Normalverdiener in Deutschland. Wir möchten die Substanzbesteuerung abschaffen, die mittelständische Betriebe heute daran hindert, Eigenkapital zu bilden. Wenn man sich wie Herr Scharping an die junge Generation wendet und an den Bundeskanzler appelliert, er sollte sich um die Lehrstellen kümmern - das tut er; das tun wir alle -, dann muß man aber auch die Gewerbekapitalsteuer abschaffen. Sie ist ein Hindernis für die Beschäftigung in vielen kleinen und mittleren Betrieben.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Ich sage ganz klar: Je früher eine Steuerreform in Kraft gesetzt werden kann, desto besser ist es für die ökonomische Entwicklung. Dieser Streit wird nicht mit Fingerhakeleien ausgetragen. Wir werden uns darüber vielmehr nach Abschluß der Vorlage der Reformkommission in der Koalition unterhalten. Ich sage Ihnen eine Lösung voraus, die die Koalition freuen und die Opposition erzürnen wird. Diese Lösung werden wir gemeinsam durchsetzen - mit dieser Koalition und mit keiner anderen. So haben wir es vor.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dein Name sei Moses!)

    Ich will zum Thema Steuerreform noch folgendes sagen. Es war seit dem vergangenen Sommer ein absurdes Schauspiel, daß wir zunächst gebeten wurden - mit dem Signal aus der SPD, man sei gegebenenfalls zu Gesprächen bereit und brauche noch etwas Zeit, um das Bewußtsein in den eigenen Reihen zu verbreitern, daß die Gewerbekapitalsteuer eine Substanzsteuer sei -, bei dem Thema Gewerbekapitalsteuer noch etwas zuzuwarten. Wir haben dann etwas zugewartet und jetzt versteift sich die ganze Situation wieder, Frau Matthäus-Maier.

    (Widerspruch bei der SPD Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Nennen Sie Roß und Reiter!)

    Die Gewerbekapitalsteuer muß von jemandem bezahlt werden, der überhaupt noch keinen Gewinn erzielt hat und der sich einen Kredit bei der Sparkasse holt, um eine betriebliche Investition zu tätigen. Das ist die absurdeste Steuer, die ich überhaupt kenne. Die muß weg! Morgen!

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Wenn wir, Herr Kollege Fischer, schon über Ref ormen reden, wenn wir dieses Land modernisieren wollen, dann reden Sie bitte einmal auch in Ihren Reihen über die absurdeste Veranstaltung, die die
    Arbeitsmärkte zum Erliegen und zum Erstarren bringt: die Flächentarife in der heutigen Form. Wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht in der Lage sind, das System der Flächentarife zu reformieren,

    (Widerspruch des Abg. Detlev von Larcher [SPD])

    dann werden mittelständische Betriebe größere wirtschaftliche Schwierigkeiten bekommen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Helmut Kohl ist für den Flächentarifvertrag!)

    Es ist absurd, daß man den Betrieben nicht mehr eigene Dispositionsmöglichkeiten bei Arbeitszeit und Löhnen gibt.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da halte ich es lieber mit dem Bundeskanzler!)

    Es ist wahr, daß Daimler-Benz Löhne bezahlen kann, die der mittelständische Betrieb im Erzgebirge nicht zahlen kann. Es ist wahr, daß saisonale Auftragslagen bei dem einen Betrieb im Frühjahr und bei dem anderen im Herbst auftreten. Trotzdem werden sie daran gehindert, dieser Tatsache bei den betrieblichen Dispositionen Rechnung zu tragen.

    (Widerspruch des Abg. Peter Dreßen [SPD])

    Wenn Sie nicht Optionen für mittelständische Betriebe möglich machen, dann macht uns das Tarifkartell von Arbeitgebern und Gewerkschaften die Flexibilisierungsmöglichkeiten zunichte. Kein Land ist im Bereich des Arbeitsmarktes so erstarrt wie Deutschland.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Das merkt man an den Zwischenrufen, an welchen Tabus man hier rührt. Wir haben in Deutschland bei manchen Systemen Religionswächter, die ein Verbot aussprechen, darüber überhaupt zu diskutieren.
    Aber nicht der Bundeskanzler und diese Koalition haben allein Verantwortung für Arbeit in Deutschland, sondern auch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände haben Verantwortung und müssen diese wahrnehmen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    In Deutschland ist weitestgehend das öffentliche Denken verbreitet, der Staat solle alles lösen und die Regierung sei für alles zuständig und an allem schuld, obwohl wir ein verfassungsrechtliches Geflecht haben, in dem es viele Verantwortlichkeiten gibt. Diese Leute treten jedoch immer beiseite, wenn es ernst wird, zeigen auf den Bundeskanzler und sagen, die Regierung solle es richten,

    (Detlev von Larcher [SPD]: Der arme Bundeskanzler!)

    und drücken sich im Freundes- und Bekanntenkreis vor klarer Auskunft.
    Wenn die Flächentarifverträge, wie wir sie in Deutschland haben, von den beiden Tarifvertrags-

    Dr. Wolfgang Gerhardt
    parteien nicht reformiert werden, ist das ein Hindernis für Beschäftigung in Deutschland.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Deshalb ist die Aussage von hier an viele, die politische Mitverantwortung haben: Wenn wir jetzt nicht die Kraft aufbringen, erstarrte Systeme zu verändern, dann wird uns ein Veränderungsdruck überrollen, der viel dramatischere gesellschaftliche Zustände in unserem Land herbeiführt, als wir sie nur erahnen können.