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ID1312003200

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    Plenarprotokoll 13/120 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Hansjürgen Doss 10701 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5201) 10701 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 10701 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10701 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 10711 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 10719 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 10720 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10725 B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . 10729 A Dr. Barbara Höll PDS 10735 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10737 B Detlev von Larcher SPD 10741 C Dankward Buwitt CDU/CSU 10744 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 10746 B Wilfried Seibel CDU/CSU 10747 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 10748 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10751 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 10753 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10753 D, 10766 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10755 B Birgit Homburger F.D.P. 10756 C Eva Bulling-Schröter PDS 10758 B Eckart Kuhlwein SPD 10759 A Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 10761 B Horst Kubatschka SPD 10763 B Hans Georg Wagner SPD 10763 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10766 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10767 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10769 B Matthias Wissmann CDU/CSU 10770 A, 10776 A Horst Friedrich F.D.P. 10771 B Dr. Winfried Wolf PDS 10772 D Elke Ferner SPD 10773 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 10776 D Achim Großmann SPD 10779 C Gert Willner CDU/CSU 10781 C Norbert Formanski SPD 10782 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10784 C Jürgen Koppelin F.D.P 10786 B Otto Reschke SPD 10787 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 10788 C Dieter Maaß (Herne) SPD 10789 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 10790 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 10791 C Hans Martin Bury SPD 10793 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 10795 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10797 B Dr. Max Stadler F.D.P. 10798 C Gerhard Jüttemann PDS 10800 A Eike Hovermann SPD 10801 A Nächste Sitzung 10803 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10. 9. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 10. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 10. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 96 * Berninger, Matthias BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 10. 9. 96 Herta Duve, Freimut SPD 10. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 10. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Glotz, Peter SPD 10. 9. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kanther, Manfred CDU/CSU 10. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 10. 9. 96 Dr. Lucyga, Christine SPD 10. 9. 96 * Matschie, Christoph SPD 10. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10. 9. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 10. 9. 96 Hermann Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Verheugen, Günter SPD 10. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 10. 9. 96 Karsten D. Wallow, Hans SPD 10. 9. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 10. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
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    Rede von Wilfried Seibel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Bund nimmt 400 Milliarden DM aus Steuern und Abgaben ein. Im Jahr 1995 wurden ziemlich genau 10 Prozent, unserer Staatseinnahmen, nämlich 41 Milliarden DM, an die Europäische Union nach Brüssel abgeführt. Die aktuelle Lage der Staatsfinanzen auf allen Ebenen ist durch massive Konsolidierungsanstrengungen geprägt, anders ausgedrückt: Bund, Länder und Gemeinden sind gezwungen, jede Mark zweimal umzudrehen, bevor sie ausgegeben wird. Vor diesem Hintergrund sind 10 Prozent der Staatseinnahmen eine Größenordnung, über die intensiver nachzudenken sich lohnt.
    Die Länder der Europäischen Union bereiten sich auf den Eintritt in die dritte Stufe der Währungsunion vor. Am Jahresende 1997 soll festgelegt werden, wer die Aufnahmekriterien dafür erfüllt und Mitglied des neuen Währungsklubs werden kann. Die aktuelle Phase der staatlichen Politiken in den Mitgliedsländern der EU ist von den Anstrengungen gekennzeichnet, das hochgesteckte Stabilitätsziel zu erreichen.
    Die Länder sehen sich auf diesem Wege jedoch drei Gefahren ausgesetzt. Es ist dies erstens die Gefahr der konjunkturellen Versuchung. Das stark gedrosselte Wachstumstempo und die hohe Arbeitslosigkeit treiben die Staatsdefizite nach oben, und es nimmt der Druck auf die Regierungen zu, Beschäftigungsprogramme einzuleiten. Das zu tun, wozu sich viele Regierungen in der Europäischen Union und auch die Bundesregierung entschlossen haben, nämlich einen rigorosen Konsolidierungskurs einzuschlagen und einzuhalten, erscheint deshalb äußerst schwer.
    Die zweite Gefahr liegt in der kleinen Zahl. Sicherlich wird es nicht einfach sein, mit einer eventuell nur kleinen Zahl von Teilnehmern an der Währungsunion 1999 zu starten und damit die gesamteuropäischen Beziehungen zu belasten. Die notwendige Festlegung der Währungsparitäten zwischen den „Ins" und den „Outs" bedarf sicherlich eines erheblichen europapolitischen Kraftaktes.
    Die dritte Gefahr ist die der späten Stunde. Die rigiden Bedingungen für den Beitritt in die Europäische Währungsunion sind nur Aufnahmekriterien und keine Dauerverpflichtungen. Das birgt die Gefahr in sich, daß man zur Aufnahmeprüfung die Anforderungen erfüllt und nach der Prüfung den Gürtel bis ins letzte Loch weiterstellt. Eine Zusatzvereinbarung für eine dauerhafte Stabilitätspolitik der Teilnehmer ist deshalb unerläßlich.
    In den einzelnen Mitgliedsländern der Europäischen Union werden erhebliche Anstrengungen zur Erreichung dieser Ziele unternommen. Ich denke, wir sind verpflichtet, auch mit dem anstehenden Haushalt 1997 ein deutliches Zeichen nach Europa zu geben, daß wir in Deutschland nicht nachlassen werden und daß wir darauf setzen, daß auch andere Länder in Europa diesen Kurs halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bei uns setzt sich die Erkenntnis nur schwer durch, daß die Politik der öffentlichen Haushalte den Wechselkurs der D-Mark direkt beeinflußt und daß der Kurs der D-Mark die Wirtschaft in der EU und mehr noch in den benachbarten Volkswirtschaften stark beeinflußt. Vor dem Hintergrund der erheblichen Anstrengungen der einzelnen Länder ist es natürlich erstaunlich, daß sich die Europäische Kommission für ihr Haushaltsgebaren diesen Anstrengungen überhaupt nicht unterwerfen wollte. Die geplanten Zuwachsraten für den europäischen Haushalt lagen eher in der Größenordnung von 5 Prozent als bei null.

    Wilfried Seibel
    Dieses Verhalten der Europäischen Kommission ist nicht hinzunehmen. Finanzminister Waigel ist dafür zu danken, daß er sich in Brüssel in der Weise durchgesetzt hat, daß die Steigerungsraten des europäischen Haushalts deutlich geringer als geplant ausgefallen sind. Wir hoffen nun, daß sich das Europäische Parlament in seinen Beratungen diesen Einsichten beugen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Bis 1999 sind wir an das derzeitige Regime der Eigenmittel gebunden. Ich denke, daß sich alle Parteien dieses Hauses einig darüber sind oder recht bald werden können, daß das Eigenmittelregime der EU geändert werden muß und daß sich unsere Position nicht mit der gleichen Dynamik weiterentwikkeln kann, wie es dies in den letzten Jahren getan hat und bis 1999 noch tun wird.
    Sie alle wissen, daß wir 1995 26 Milliarden DM netto geleistet haben, und daß die Schätzungen nicht unrealistisch sind, daß sich dieser Betrag bis 1999 verdoppeln wird und damit erheblich mehr als die eingangs von mir erwähnten 10 Prozent des eigenen Steueraufkommens ausmachen werden.
    Die realen Kürzungen im Bundeshaushalt für das Jahr 1997 treffen auch die Länder. Die Kürzungen treffen dort auf knappe oder leere Kassen. Über den Bundesrat formiert sich deshalb ein breiter Widerstand der Länder gegen die Ziele des Bundeshaushalts für das Jahr 1997 und die zur Konsolidierung notwendige Gesetzgebung.
    Trotz allen Schlachtenlärms dieser Woche wissen wir, daß die Diskussion mit einem Kompromiß beendet wird, der die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern neu strukturieren wird. Dieses Verhältnis ist durch einen Länderfinanzausgleich zu korrigieren. Das geschieht; es gibt dabei Geber- und Nehmerländer.
    Ich denke nun, es ist ein Gebot der Ehrlichkeit im Umgang miteinander, daß wir die Rückflüsse aus der EU, die nahezu vollständig direkt an die Bundesländer gehen, in die Berechnungen des Länderfinanzausgleichs einbeziehen. Dies rechtfertigt sich auch aus der europapolitischen Praxis der deutschen Bundesländer.
    Das Finanzvolumen, das im Länderfinanzausgleich verteilt wird, beträgt 11 Milliarden DM; die Rückflüsse aus der EU im Jahr 1995 betrugen 15 Milliarden DM. Diese Zahlungen aus Brüssel, auf die Ausgleichszahlungen angerechnet, ergeben erhebliche und beachtenswerte Größenordnungen. Ich denke, das sollte in der Diskussion um die Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern nicht länger totgeschwiegen werden, wie es jetzt Praxis ist.
    Ich hoffe, Ihnen die Wirkung an einigen Zahlen plastisch deutlich machen zu können, wobei ich nur die Rückflüsse für die drei Fonds in einer Größenordnung von knapp 5 Milliarden DM in diese Berechnungen einbeziehe. Den Löwenanteil von rund 10 Milliarden DM für die Landwirtschaft lasse ich zunächst außerhalb dieser Betrachtung.
    So erhalten alle neuen Bundesländer im Rahmen des Finanzausgleichs rund 5,5 Milliarden DM an Zuweisungen, hinzu kommen knapp 2 Milliarden DM von der EU, oder, anders ausgedrückt, die Zuflüsse von der EU an die neuen Bundesländer erhöhen die Zahlungen aus dem Finanzausgleich um rund 34 Prozent.
    In den alten Bundesländern macht dies nur knapp 10 Prozent aus. Das Bild bei den alten Bundesländern ist logischerweise sehr unterschiedlich. Für fünf Länder macht der Zufluß aus der EU eine Erhöhung des Finanzausgleichs bzw. eine Minderung der Zahlpflicht im Finanzausgleich in der Größenordnung zwischen 2 und 10 Prozent aus. Aber für immerhin sechs Länder sind es zweistellige Prozentzahlen. Durch die Rückflüsse der EU erhöht sich die Zuweisung aus dem Finanzausgleich bei Schleswig-Holstein um 43 Prozent, beim Saarland um 38 Prozent, bei Rheinland-Pfalz um 30 Prozent und bei Niedersachsen um 28 Prozent.
    Ich will die unglückselige Debatte aus dem Vorjahr nicht wiederbeleben, als für Aufschiebung und Veränderung der Kriterien für die Währungsunion in Europa plädiert wurde. Vor dem Hintergrund dieser jetzt hier genannten Zahlen ist es natürlich kein Zufall, daß die Ministerpräsidenten Lafontaine und Schröder am lautesten die Stimme erhoben haben. Zu Hause schimpfen und in Brüssel kassieren ist zwar eine trickreiche Variante in der Politik, aber sie dient nicht der politischen Kultur in einem vereinten Europa.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Da die Rückflüsse aus Europa den Länderfinanzausgleich in so deutlichen Prozentzahlen beeinflussen, wie ich es hier auszugsweise aufgeführt habe, halte ich es für geboten, die Bundesregierung nötigenfalls mit einem Entschließungsantrag des Deutschen Bundestages aufzufordern, in den Verhandlungen zwischen Bund und Ländern dieses Herbstes Rückflüsse aus der EU für die Zahlungen im Länderfinanzausgleich in Anrechnung zu bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Weitere Wortmeldungen zu diesem Themenbereich liegen nicht vor.
Wir setzen die Haushaltsberatungen fort und kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Das Wort hat zunächst die Bundesministerin Angela Merkel.

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    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Rahmenbedingungen für die Politik insgesamt und so auch für die Umweltpolitik haben sich in den letzten Jahren entscheidend geändert. Die Globalisierung der Märkte und auch der schärfer werdende Wettbewerb stellen uns vor besondere Aufgaben. Wir müssen uns die Frage stellen: Was bedeutet dies auch für die Umweltpolitik?

    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    Erstens ist Deutschland auf Grund seiner wirtschaftlichen und technologischen Möglichkeiten durch eine besondere Verantwortung für die weltweite nachhaltige Entwicklung gekennzeichnet.
    Zweitens wendet sich das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung nicht nur an den Staat, sondern es wendet sich genauso an die nichtstaatlichen Akteure in den jeweiligen Verantwortungsbereichen. Es ist ein Leitbild, das Herausforderungen für alle gesellschaftlichen Gruppen mit sich bringt. Gerade in diesem Bereich müssen die Verantwortlichkeiten in den nächsten Jahren sehr viel deutlicher erkennbar werden.
    Drittens. Umweltpolitik muß auch den enger werdenden Verteilungsspielraum beachten. Nach einer Phase scheinbar unbegrenzter Ressourcen können wir heute nicht die Augen davor verschließen, daß unter Berücksichtigung anderer politischer und gesellschaftlicher Bereiche Prioritäten und Ziele genauer definiert werden müssen, als dies bislang geschehen ist.

    (Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Das Leitbild der Nachhaltigkeit hat neben einer ökologischen Komponente genauso eine soziale und ökonomische Komponente. Ich glaube, wir tun deshalb gut daran, den Ordnungsrahmen der ökologischen und sozialen Marktwirtschaft als Motor für eine zukunftsfähige Entwicklung in unserem Lande zu nutzen und schrittweise besser auszufüllen.
    Eine neue Studie von verschiedenen Wirtschaftsinstituten kommt zu dem Ergebnis, daß 1994 in Deutschland rund 956 000 Beschäftigte für den und in dem Bereich des Umweltschutzes tätig waren. Dies sind immerhin 2,7 Prozent aller Erwerbstätigen. Das entspricht in etwa der Beschäftigtenzahl im Straßenfahrzeugbau.
    Die Studie weist sehr konkret nach, daß 35 000 neue Arbeitsplätze zwischen 1990 und 1994 im Umweltschutz entstanden sind. Das heißt, Umweltschutz schafft und sichert auch zukunftsfähige Arbeitsplätze,
    Nun ist der Weltmarkt für Umwelttechnologien längst von führenden Industriestaaten als ein Wachstumsmarkt erkannt worden. Amerikanische Berechnungen sagen, es gebe hier eine Wachstumsrate von jährlich rund 7,5 Prozent. Das japanische MITI rechnet bis zum Jahre 2010 sogar mit 8 Prozent.
    Ich muß sagen: Die Chancen für den Umweltschutz werden von deutschen Unternehmen noch nicht immer ausreichend erkannt. Unser Welthandelsanteil ist leider auf den zweiten Platz zurückgefallen. Allerdings sind wir als Bundesrepublik Deutschland mit 18,4 Prozent am Weltmarkt immer noch recht gut hinter den USA mit Umweltschutzgütern beteiligt.
    Genau aus diesem Grunde haben wir im vergangenen Jahr das sogenannte ITUT, das Internationale Transferzentrum für Umwelttechnik, gegründet, um gerade mittelständischen Unternehmen Hilfen bei der Erkundung und Eroberung dieser Märkte zu geben. Die Gründung des ITUT ist ein beispielhaftes Unterfangen, weil hier Mittel sowohl aus der deutschen Bundesstiftung Umwelt, aus dem Bundesumweltministerium als auch aus dem Wirtschaftsministerium gemeinsam eingesetzt werden, um dem Begriff der Nachhaltigkeit ein Stück weiter entgegenzukommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine Damen und Herren, wir befinden uns jetzt in der Halbzeit dieser Legislaturperiode. Ich glaube, wir können sagen, daß eine ganze Reihe von Aufgaben ein gutes Stück weiter gediehen ist. Wir haben die Novelle zum Bundesnaturschutzgesetz als einen wichtigen Baustein unserer Konzeption zum Schutz der biologischen Vielfalt vor kurzem im Kabinett behandelt. Das Plenum wird darüber bald debattieren können. Ich glaube, mit diesem Gesetzentwurf ist es uns gelungen, einen wesentlichen Schritt bei der Sicherung der biologischen Vielfalt und vor allem bei der Schaffung eines modernen Verständnisses des Naturschutzes vorwärtszukommen. Dieses moderne Naturschutzverständnis sagt uns heute, daß es nicht nur darum geht, einzelne bestimmte Arten von Tieren und Pflanzen zu schützen, sondern auch darum, die vernetzten Lebensräume in der Bundesrepublik Deutschland wie auch auf internationalem Gebiet zu erhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es ist für die Akzeptanz des Naturschutzes von außerordentlicher Bedeutung, daß wir vernünftige Kompromisse finden und für die, die die Natur nutzen und Flächen im Rahmen der Land- und Forstwirtschaft bearbeiten - betroffen sind immerhin 80 Prozent unserer Landesfläche -, einen Naturschutz schaffen, der nicht gegen sie geht. Das heißt natürlich nicht, daß es ohne Streit abgeht.
    Deshalb glaube ich, daß die im Bundesnaturschutzgesetz vorgeschlagene Regelung, eine Ausgleichszahlung dann vorzusehen, wenn Land- und Forstwirte über die Sozialpflichtigkeit des Eigentums hinaus Auflagen im Sinne des Naturschutzes erhalten, für die Akzeptanz des Naturschutzes in Zukunft von außerordentlicher Bedeutung sein wird. Ansonsten erleben wir einen Rückschlag im Bereich des Naturschutzes.
    Wir werden uns als Bund - das wird auch in den Haushaltsberatungen und aus dem Bundeshaushalt schon jetzt deutlich - im Bereich der Naturschutzgroßprojekte weiter engagieren. Hier wird der Bund - genau dies und nur dies ist seine Aufgabe - seiner Verantwortung gerecht, wenn es um die gesamtstaatlich repräsentativen Schutzgebiete geht. Wir werden hier mit 40 Millionen DM trotz insgesamt sinkender Ausgabenspielräume einen sehr wesentlichen Schwerpunkt setzen, Wenn man sich vor Ort die verschiedenen Naturschutzgroßprojekte anschaut, so sieht man auch, wie es gelingt, die unterschiedlichen Nutzer- und Schutzinteressen zusammenzubringen. Hier gibt es gute und weniger gute Beispiele. Ich denke, gerade an diesen Beispielen

    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    können wir lernen, wie man Naturschutz mit den Interessen der Nutzer vernünftig verbinden kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Das ist eine gute Sache!)

    Wir werden in Kürze im Kabinett das Bodenschutzgesetz, ein ebenso wichtiges Vorhaben, beraten; denn eine internationale Konferenz, die ISCO-Konferenz, hat in den vergangenen Wochen gezeigt, daß der Schutz des Bodens international gesehen noch weit dem Schutz der Luft und des Wassers hinterherhinkt. Die Regenerierbarkeit der Ressource Boden ist in vielen Fällen sehr viel schwieriger als die von Luft und Wasser. Deshalb besteht hier dringender Handlungsbedarf.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Ich sage deutlich: Wenn die Bundesrepublik Deutschland ein Bodenschutzgesetz hat, dann ist sie international führend. Dies ist mitnichten der Standard - nicht einmal in anderen europäischen Ländern.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Stammhaushalt des Bundesumweltministeriums, also der Haushalt ohne den refinanzierten Endlagerbereich, beträgt 1997 746,2 Millionen DM. Das ist eine gewisse Absenkung. Aber angesichts der Gesamtlage des Haushalts sind dies Mittel, die sinnvoll für den Umweltschutz eingesetzt werden können. Ich betone, daß die Umweltschutzausgaben des Bundes insgesamt weit höher sind. Der Bundeshaushalt weist für 1997 Umweltschutzausgaben in Höhe von mehr als 9,5 Milliarden DM aus. Dies reicht von der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien bis hin zur Sanierung des Altlastenbereichs der Wismut AG und des Braunkohlebergbaus.
    Was die Braunkohlesanierung anbelangt, handelt es sich hier um das größte zusammenhängende Umweltprojekt, das wir in Deutschland haben. Es ist außerordentlich wichtig, daß wir diese Arbeiten kontinuierlich fortsetzen, auch über die Jahrtausendwende hinweg. Wer sich einmal vor Ort umschaut und erkennt, was hier schon erreicht wurde, der muß sagen: Hier handelt es sich um ein beispielhaftes Projekt. Gerade im Hinblick auf die Expo 2000 werden wir dies international vorzeigen können.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Der Bund vergibt darüber hinaus in erheblichem Umfang zinsgünstige Umweltschutzkredite, die im Bundeshaushalt naturgemäß nicht erfaßt sind, die man aber keineswegs weglassen kann. Allein die Umweltschutzkredite aus dem ERP-Sondervermögen betragen 1997 rund 2,9 Milliarden DM. Auch die Banken des Bundes, die Deutsche Ausgleichsbank und die Kreditanstalt für Wiederaufbau, vergeben Umweltschutzkredite; sie werden sich 1997 auf rund 12 Milliarden DM belaufen. Gerade diese Mittel werden schwerpunktmäßig in den neuen Bundesländern eingesetzt, was der Angleichung der Lebensverhältnisse natürlich erheblich zugute kommt.

    (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Jetzt loben Sie noch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt!)

    Last not least möchte ich - richtig, Herr Abgeordneter - die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hier loben.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Was hat denn Herr Weng damit zu tun?)

    - Herr Weng ist ein interessierter Abgeordneter, der sich mit den Belangen der Umwelt befaßt, wie ich das von jedem Abgeordneten erwarte. Schade, daß Sie nicht die Rede darauf gebracht haben. Dieses Zwischenrufs hätte es nicht bedurft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Gut gekontert!)

    Diese Bundesstiftung ist in der Tat lobenswert, denn sie hat in diesem Sommer ihr fünfjähriges Bestehen unter dem Motto „Unternehmer für die Umwelt - Innovative Umwelttechnik aus dem Mittelstand" gefeiert. Seit der Errichtung der Stiftung im Jahre 1990 stehen Jahr für Jahr 140 Millionen DM als zusätzliche Fördermittel für den Umweltschutz bereit. Davon sind seit 1990 62 Prozent in die neuen Bundesländer geflossen. Aber ich möchte betonen: Gerade was technische Innovationen anbelangt, ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt heute ein ganz unverzichtbares Instrument der Förderung von Umweltschutzinvestitionen geworden.
    Staatlicher Umweltschutz ist nur eine Sache. Der staatliche Umweltschutz setzt die Rahmenbedingungen für das Handeln von Unternehmen und privaten Haushalten. Aber es hat sich immer wieder auch gezeigt, daß es vor allen Dingen auf das Handeln der Unternehmen ankommt. Ebenso hat sich gezeigt, daß staatliche Auflagen in einer Vielzahl von Fällen zu spürbaren Kostenentlastungen im Bereich der Wirtschaft geführt haben. Ich habe neulich etwas scherzhaft gesagt: Hierfür kommen keine Dankesschreiben bei mir an. Aber bei näherer Nachfrage zeigt es sich in vielen Fällen, daß sowohl die Luftreinhaltepolitik als auch die Gewässerpolitik in den Unternehmen eine ganz neue Form des kreativen Nachdenkens mit sich gebracht haben.

    (Beifall des Abg. Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/CSU])

    Beispielhaft hierfür wird das neue Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz sein, das am 7. Oktober in Kraft tritt. Ich bin sehr froh, daß es uns am 15. August gelungen ist, das untergesetzliche Regelwerk zeitgerecht fertigzustellen, so daß in der Wirtschaft Sicherheit hinsichtlich dessen, was auf sie zukommt, besteht.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ebenso werden wir die Verpackungsordnung novellieren und Regelungen im Bereich der Altautos und des Elektronikschrotts in Kürze fertig haben, so daß dann auch die Produktverantwortung, die als

    Bundesministerin Dr. Angela Merkel
    wesentliches Element in dem Kreislaufwirtschaftsgesetz verankert ist, in den bestimmten Produktbereichen zum Tragen kommt.
    Internationale Umweltpolitik ist von herausragender Bedeutung. Die Bundesregierung hat mit anspruchsvollen Zielsetzungen gerade auch die internationalen Verhandlungen immer wieder vorangebracht. Wir werden im Jahre 1997 eine entscheidende Konferenz im Bereich des Klimaschutzes haben: die 3. Vertragsstaatenkonferenz in Japan, in Kyoto, wo ein zusätzliches Protokoll für die Zeit nach 2000 und die internationalen Verpflichtungen verabschiedet werden.
    Ich rufe uns alle auf - national natürlich -, alle Anstrengungen umzusetzen und auch zu erweitern, die notwendig sind, damit wir unser Ziel erreichen werden. Ich füge gleich vorsorglich hinzu: Die 25 Prozent CO2-Reduktion bis zum Jahre 2005, gemessen am Niveau von 1990 - man muß das immer ganz genau sagen -, sind weiterhin das Ziel der Bundesregierung. Pessimismus wird uns hier überhaupt nicht voranhelfen. Es geht darum, Szenarien für die Umsetzung zu erarbeiten. Wir werden im Mai nächsten Jahres einen Bericht der interministeriellen Arbeitsgruppe der Bundesregierung vorlegen und dann die weiteren Schritte besprechen.
    Meine Damen und Herren, wir haben wesentliche Ergebnisse im Zusammenhang mit dem Umweltauditgesetz erzielt. Lassen Sie mich dieses als letzten Punkt einer Umweltschutzpolitik erwähnen, die nicht nur auf staatliches Handeln aus ist, sondern die vor allen Dingen auch an das Engagement und die Kreativität der Unternehmer appelliert. Wir haben eine Verordnung in Vorbereitung, die auch im Dienstleistungsbereich dieses Umweltaudit einführen will, und eine Tagung mit den Finanzdienstleistungsunternehmen im Sommer dieses Jahres hat mich durchaus ermutigt, in dieser Richtung weiterzuarbeiten.
    Ich habe Ihnen an verschiedenen Beispielen zu zeigen versucht - was natürlich nicht umfassend sein kann -, daß der Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung nicht nur eine Aufgabe der Umweltpolitik ist; ich denke aber, daß die Umweltpolitik der Motor dieser Entwicklung sein muß und daß dieser Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung inzwischen weit über den staatlichen Handlungsrahmen hinausgeht. Die Aufgabe von uns Politikern ist aus meiner Sicht vor allen Dingen, sämtliche gesellschaftlichen Kräfte, Unternehmen, Verbände, aber auch Privathaushalte, zu motivieren, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen, allerdings gesteuert, begleitet und vor allen Dingen auch vorangetrieben durch staatliches Handeln. Dafür bietet dieser Bundeshaushalt eine gute Voraussetzung.
    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Vom letzten Satz sind Sie selber nicht überzeugt!)