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ID1312001600

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    Plenarprotokoll 13/120 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeordneten Hansjürgen Doss 10701 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1997 (Haushaltsgesetz 1997) (Drucksache 13/5201) 10701 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 10701 B Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 10701 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 10711 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 10719 C Hans-Peter Repnik CDU/CSU 10720 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10725 B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . 10729 A Dr. Barbara Höll PDS 10735 B Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU 10737 B Detlev von Larcher SPD 10741 C Dankward Buwitt CDU/CSU 10744 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 10746 B Wilfried Seibel CDU/CSU 10747 B Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 10748 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 10751 C Arnulf Kriedner CDU/CSU 10753 B Ingrid Matthäus-Maier SPD . 10753 D, 10766 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10755 B Birgit Homburger F.D.P. 10756 C Eva Bulling-Schröter PDS 10758 B Eckart Kuhlwein SPD 10759 A Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 10761 B Horst Kubatschka SPD 10763 B Hans Georg Wagner SPD 10763 D Bartholomäus Kalb CDU/CSU 10766 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10767 A Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10769 B Matthias Wissmann CDU/CSU 10770 A, 10776 A Horst Friedrich F.D.P. 10771 B Dr. Winfried Wolf PDS 10772 D Elke Ferner SPD 10773 D Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 10776 D Achim Großmann SPD 10779 C Gert Willner CDU/CSU 10781 C Norbert Formanski SPD 10782 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10784 C Jürgen Koppelin F.D.P 10786 B Otto Reschke SPD 10787 D Klaus-Jürgen Warnick PDS 10788 C Dieter Maaß (Herne) SPD 10789 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 10790 D Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 10791 C Hans Martin Bury SPD 10793 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 10795 A Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10797 B Dr. Max Stadler F.D.P. 10798 C Gerhard Jüttemann PDS 10800 A Eike Hovermann SPD 10801 A Nächste Sitzung 10803 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10805* 120. Sitzung Bonn, Dienstag, den 10. September 1996 Beginn: 11.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 10. 9. 96 Augustin, Anneliese CDU/CSU 10. 9. 96 Beck (Bremen), BÜNDNIS 10. 9. 96 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 10. 9. 96 * Berninger, Matthias BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Borchert, Jochen CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 10. 9. 96 Herta Duve, Freimut SPD 10. 9. 96 Gansel, Norbert SPD 10. 9. 96 Glos, Michael CDU/CSU 10. 9. 96 Dr. Glotz, Peter SPD 10. 9. 96 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kanther, Manfred CDU/CSU 10. 9. 96 Kurzhals, Christine SPD 10. 9. 96 Dr. Lucyga, Christine SPD 10. 9. 96 * Matschie, Christoph SPD 10. 9. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 10. 9. 96 Dr. Rappe (Hildesheim), SPD 10. 9. 96 Hermann Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 10. 9. 96 90/DIE GRÜNEN Verheugen, Günter SPD 10. 9. 96 Voigt (Frankfurt), SPD 10. 9. 96 Karsten D. Wallow, Hans SPD 10. 9. 96 Dr. Zöpel, Christoph SPD 10. 9. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Oswald Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Theo Waigel hat heute in seiner Rede das Wort „Haushalt der Verantwortung" meines Erachtens zu Recht gemieden, das Sie, Herr Repnik, gerade ebendiesem Bundeshaushalt attestiert haben. Denn wie sollte er auch von einem Haushalt der Verantwortung reden, wenn selbst die Haushälter der Koalition, die Kollegen Weng und Roth, gestern der Presse gegenüber erklärt haben, wo die Risiken des Jahres 1997 liegen und daß praktisch Nachbesserungen im Sparkonzept erforderlich sind, wenn die Nullstellung der Überweisungen an die Bundesanstalt für Arbeit überhaupt durchgesetzt werden kann? Welch ein Armutszeugnis zu Beginn einer Haushaltsdebatte, wenn die eigene Koalition ihrem Finanzminister schon signalisiert, daß seine finanzpolitischen Rahmenbedingungen im Prinzip unseriös sind.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Schauen wir uns einmal an, vor welchem Problem diese Regierung steht: Sie hat 1996 - heute von dem Finanzminister auch im Parlament erstmalig eingeräumt - ein zusätzliches Defizit von 10 Milliarden DM eingefahren. Sie wird dieses Jahr, genauso wie letztes Jahr, das Defizitkriterium von Maastricht um einen halben Prozentpunkt verfehlen, und sie wird im Referenzjahr 1997 alles tun, um ihre Politik dieser Zielsetzung unterzuordnen. Vor dem Hintergrund ist jegliche Argumentation des Finanzministers, die darauf hinausläuft zu sagen, die Opposition blockiert im Bundesrat nötige Konsolidierungserfolge, ein Stück Lug und Trug.
    Er hat das Wort von der originären Arbeitslosenhilfe verwandt und gesagt, ihre Einführung sei im Bundesrat gescheitert. Was, bitte schön, korrigiert die originäre Arbeitslosenhilfe, gesamtstaatlich gesehen, am Defizit? Wenn sie wegfällt - das sind 600 Millionen DM im Jahr -, dann zahlen doch die kommunalen Sozialhilfeträger diese Aufwendungen. Die höheren Ausgaben für Sozialhilfe vergrößern die kommunalen Defizite, was wieder in die gesamtstaatliche Defizitbilanz einfließt. Das ist doch die Wahrheit; das muß man seriöserweise auch so formulieren.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Der Finanzminister erträgt anscheinend die Aufzählung dieser Fakten nicht.

    (Eckart Kuhlwein [SPD]: Er hat sich verdünnisiert!)

    - Ich korrigiere mich; ich habe das Signal nicht gesehen. Auch ein Finanzminister muß einmal.

    (Karl Diller [SPD]: Er hat auch Staatssekretäre! Vier! Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wo sind die Staatssekretäre?)

    Wenn wir die fiskalpolitische Verantwortung anmahnen und sehen, daß diese Regierung auch für das nächste Jahr ein Wirtschaftswachstum unterstellt, das nach menschlichem Ermessen nicht eintreten wird, und wenn ich daran erinnere, daß im September des letzten Jahres während der ersten Lesung des Haushalts 1996 dieser Finanzminister noch von Wachstum geredet hat - was dann bereits zwei Monate später vor der dritten Lesung mit dem Waigel-Wisch korrigiert werden mußte -, so kann ich im gesamtstaatlichen Interesse, zu dem sich auch eine Opposition bekennen muß, nur hoffen, daß hier das Prinzip Hoffnung nicht wieder wie im letzten Jahr auf Sand gebaut ist.
    Dieser Haushalt hat keine Knautschzone mehr. Dies war eine Leitaussage der Grünen in der Haushaltsdebatte im Jahr 1995. Es ist in der Tat so: Jede konjunkturelle Delle, jede sogenannte Wachstumspause führt dazu, daß wir gesamtstaatlich gesehen unter einen Konsolidierungsdruck geraten, der jetzt wiederum dazu führt, daß die Regierung und die rechte Seite des Hauses versuchen, ihr Sparkonzept diese Woche durchzuziehen. Ein Sparkonzept, von dem man sagen muß: Ausgabenkonsolidierung gehört vom Grundprinzip her auch in die Zeit der knappen Kassen, aus denen allein in diesem Jahr jede vierte Steuermark zur Begleichung der Schuldenlast dieser Regierung aufgewendet wird.

    Oswald Metzger
    Wenn man aber an die gesamtstaatliche Solidarität appelliert und ein solches finanzpolitisches Programm zur Debatte stellt, dann kann es doch nicht angehen, daß man die eigenen Sparziele diskreditiert, indem man die gesellschaftliche Lastenverteilung einseitig orientiert. Ich richte hier deutlich an die Adresse der Regierung folgenden Vorwurf: Es ist ein strategischer Fehlgriff sondergleichen, daß Sie den kleinen Leuten und den Familien dieser Republik die Lasten aufbürden, aber die Vermögensteuer abschaffen wollen. Er wird Ihnen die Unterstützung der Bevölkerung vermasseln, die dieses Programm mittragen muß, wenn es tatsächlich greifen soll.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Gesamtgesellschaftliche Konsolidierung heißt natürlich auch, daß alle staatlichen Ebenen ihre Aufgaben erfüllen müssen. Aber wie können Sie erwarten, daß angesichts des Ritus „Regierung macht einen Vorschlag; Opposition reagiert wie Pawlows Hund" eine seriöse Diskussion möglich wird, wenn alle Vorschläge darauf abzielen, den Bundesländern in ihrer strategischen Finanzplanung weh zu tun? Wie können Sie von einem Partner Verhandlungsbereitschaft erwarten, den Sie mit Ihren Konzepten buchstäblich an die Wand zu drücken versuchen? Dann können Sie doch nicht von Blockade reden. Sie könnten von Blockade nur dann reden, wenn Ihre Konzepte tatsächlich auch einen gesamtstaatlichen Ansatz hätten und Sie die Kostenbelastungen der Kommunen und der Bundesländer einbeziehen würden.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Ich nenne nur ein Stichwort: Versorgungsbericht.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Größtes Staatsgeheimnis!)

    Minister Kanther ist seit gut zwei Jahren im Verzug, dem Parlamentsauftrag zu folgen und diesen Versorgungsbericht vorzulegen. Er hat noch im Juni per Telefonat persönlich allen Berichterstattern seines Ressorts, des Innenministeriums - ich gehöre dazu -, gesagt: Vor der ersten Lesung des Bundeshaushalts 1997 wird dieser Bericht öffentlich vorliegen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo ist Herr Kanther? Wo ist der Bericht?)

    Der Bericht liegt nicht vor.
    Wenn er vorläge, würde man aus diesem Bericht den lawinenartigen Anstieg der Kostenbelastung im Versorgungsbereich ersehen. Dieser Versorgungsbericht wäre aber auch ein Beispiel dafür, daß sich bei den Bundesländern - entgegen des Finanzministers Argumentation - die Schere zwischen Einnahmenentwicklung und zusätzlichen Kostenbelastungen im Bereich der Versorgung, beispielsweise bei den Beamtenpensionen für Polizeidienst, Lehrer und Justizapparat, immer weiter öffnet, und zwar in einem Ausmaß, das weit über dem des Bundes liegt.
    Auch das ist eine Wahrheit. Diese Wahrheit könnte man hier im Parlament durchaus ansprechen, weil alle Parlamentsfraktionen in Landesregierungen in Regierungsverantwortung stehen. Diesen Zusammenhang erwähnt hier niemand. Vor diesem Zusammenhang muß dieses Parlament, muß die Politik in dieser Republik aber durchaus bestehen und dafür Konzepte entwickeln.
    Da sagen wir als grüne Fraktion zum Beispiel, die auch im Bereich der Beamten durchaus nicht unerhebliche Wählerschichten hat: Wir müssen in der Beamtenversorgung konsolidieren. Hinsichtlich der Ministerialzulage besteht wohl Konsens. Aber was ist mit der 13. Monatspension? Ist es gerechtfertigt, daß die Gruppe der Versorgungsempfänger 13 Monatspensionen bekommt, während die Arbeiter und Angestellten, die ihre Rentenansprüche mit eigenen Beiträgen erarbeitet haben, nur 12 Monatsrenten bekommen?
    Diese Konsolidierungsmaßnahme würde - nur, um einmal ein gesamtstaatliches Volumen zu beziffern - auf allen staatlichen Ebenen 4,5 Milliarden DM ausmachen und allein dem Bund 1997 1,3 Milliarden DM Entlastung bringen. Das ist ein konkretes Wort. Ich sage das so deutlich, damit von der Regierungsseite nicht reflektorisch die Aussage kommt: Ihr Grünen gebt nur ständig mehr Geld aus, von euch kommen keine Konsolidierungsvorschläge.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Oder wer thematisiert denn das Thema Lohnnebenkosten? Eigentlich alle. Aber von der Regierung sehe ich nur folgendes: Der Finanzminister hat eine meines Erachtens richtige Philosophie entwickelt, nämlich symmetrische Finanzpolitik, das heißt Ausgabenreduktion und gleichzeitig Senkung der Steuer- und Abgabenquote. Dieses Ziel wird zwar ständig betont, aber in der Praxis doch jedesmal weitgehend verfehlt. Der Anstieg der Lohnnebenkosten ist in keinster Weise gebremst. Wir hatten dieses Jahr einen Anstieg der Rentenversicherungsbeiträge, und wir haben jetzt die Pflegeversicherung. Wir werden auch nächstes Jahr einen Anstieg der Rentenversicherungsbeiträge haben. Damit steigen die Lohnnebenkosten, die den Faktor Arbeit belasten und Arbeitsplätze kosten. Aber wir haben gleichzeitig nicht Schuldenabbau betrieben, sondern häufen dieses Jahr mindestens 70 Milliarden DM, vielleicht auch 75 Milliarden DM und nach Plan des Finanzministers im nächsten Jahr wiederum 57 Milliarden DM zusätzliche Schulden an, wobei man annehmen kann, daß auch diese Zahl nicht eingehalten werden kann.
    Was nützt mir also eine richtig erkannte Philosophie, wenn sie in der praktischen Politik nicht umgesetzt wird? Gar nichts. Mich regt ein Stück weit auf, daß diese Redlichkeit, die angesichts der Problemstellung in dieser Gesellschaft nötig wäre, hier kaputtgeredet wird.

    Oswald Metzger
    Kollege Repnik - ich sehe ihn gerade nicht - hat vorhin davon gesprochen, daß es ein feines Sensorium in der Bevölkerung, und zwar quer durch die sozialen Schichten, dafür gibt, daß es in dieser Gesellschaft so nicht weitergeht und daß ein Stück weit eine Veränderung angesagt ist. Aber dieses Sensorium der Bevölkerung, tatsächlich an den Veränderungen des Systems mitzuwirken, auch im Bereich der Alterssicherung oder bei der Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme insgesamt - was nicht nur Umbau heißt, sondern in Teilbereichen manchmal auch Abbau -, geht doch verloren, wenn es eine soziale Schieflage gibt, wenn nicht von solidarischem Sparen die Rede ist, sondern eine Lastenverteilung zuungunsten der Klientelen stattfindet, von denen die Regierung annimmt, daß sie als Wähler eher auf der Oppositionsseite als auf der Regierungsseite angesiedelt sind.
    Wenn Sie das anders sähen, müßten Sie eine viel offensivere Rentendebatte führen. Die CDU/CSU kann sich aber ganz stark auf die Wählerklientel der Rentnerinnen und Rentner stützen. Darum werden die jetzigen Rentenbezieher ein Stück weit geschont. Aber die Generation, die beispielsweise in unserer Wählerschaft sehr stark vertreten ist und heute mit ihren Beiträgen die Lasten der jetzigen Rentenversorgung trägt, weiß genau, daß ihr Versorgungssystem im Alter mit Sicherheit nicht mehr auf diesem Level liegt. Diese Generation, die eine hohe Steuerbelastung hat, wird dabei schlichtweg vergessen. Das ist Klientelpolitik eines Parlaments im schlechtesten Sinn.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    An die Adresse der F.D.P. möchte ich in dem Zusammenhang sagen: Nicht jeder Stein, den Ihr Generalsekretär nach dem von Waigel gestern im „Focus" -Interview aufgestellten Motto „Westerwelle macht Wind" ins Wasser wirft, löst Ringe aus, die tatsächlich reele Auswirkungen zeigen. Wenn die F.D.P. sich als Steuersenkungspartei verkaufen und den Solidaritätszuschlag abschaffen will - und die Koalition folgt ja dem Druck des kleineren Koalitionspartners -, dann möchte ich wissen, wie man einem vernünftigen Menschen in dieser Republik klarmachen kann, daß man auf die im Rahmen des noch geltenden mittelfristigen Finanzplans bis 1999 eingestellten rund 40 Milliarden DM Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag verzichten will und gleichzeitig für die Gutsituierten eine durch Mehrwertsteuererhöhung gegenfinanzierte Einkommensteuersenkung finanzieren will. Das geht doch nicht auf. Da werden Löcher in den Haushalt gerissen, die die angebotsorientierteste Politik, die dann auf Wachstum und Beschäftigung setzt - Sie unterstellen ja, daß dieser Zusammenhang besteht -, nie und nimmer durch Steuermehreinnahmen wettmachen kann. Das ist Unglaubwürdigkeit in Potenz; das ist unseriös; das sind Sprechblasen. Ich glaube, daß Ihnen das mittelfristig auch niemand abnehmen wird.

    (Dr. Helmut Haussmann [F.D.P.]: Nur kein Neid!)

    - Dieses Prinzip, Kollege Haussmann, können Sie nur durchhalten, wenn Sie darauf bestehen, als Steuersenkungspartei in den Wahlkampf 1998 zu gehen.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Machen Sie sich mal keine Sorgen um unseren Wahlkampf!)

    Die Wähler, die ein kurzes Gedächtnis haben, werden dann erst im Nachgang bemerken, daß Ihre Rechnung nicht aufgeht, aber Sie haben vielleicht 1 oder 2 Prozent der Wähler für dumm verkauft oder diese als bewußte Wähler, die wissen, daß Sie an die Klientel der Gutsituierten denken, in die Scheune gefahren. Gesamtstaatliche Verantwortung ist so etwas aber nicht. Gesamtstaatliche Verantwortung heißt, den Leuten auch zu sagen, daß die Richtung nicht stimmt.
    Ich habe vorhin die Lohnnebenkosten angesprochen. Es diskutiert in diesem Parlament niemand mehr, außer den Grünen und heute der Kollegin Matthäus-Maier, über eine ökologische Steuerreform, weil jeder Mensch zur Zeit bei Steuern automatisch auf Grund der Erfahrungen mit dem Gemeinwesen an Erhöhungen denkt. Ich sage Ihnen aber: Wenn Sie das Verhältnis von indirekten zu direkten Steuern auch strategisch ausbalancieren wollen, denken Sie dabei immer automatisch an die Mehrwertsteuer, die als Konsumsteuer unterdurchschnittliche Einkommen auf jeden Fall stärker belastet. Wenn Sie die Mehrwertsteuererhöhung zur Refinanzierung - der Kanzler hat es ja selber im Sommer in einem Anfall von politischer Dummheit gesagt - einsetzen, führt das dazu, daß Sie den kleinen Einkommen Steuerentlastungen zugunsten Gutsituierter als Gegenfinanzierung wegnehmen und keine Lenkungswirkung für die Wirtschaftspolitik haben. Mit einer Ökosteuer, die Ressourcenverbrauch besteuert und vom steuertechnischen Prinzip her ebenfalls eine Verbrauchsteuer ist, hätten Sie die Möglichkeit, das Aufkommen für die Senkung der Lohnnebenkosten einzusetzen.
    Es wäre doch ein Wort, wenn man, wie die Kollegin Matthäus-Maier mit ihrem Beispiel einer Frau, die 5 300 DM brutto verdient, sagen könnte: Du bekommst angesichts 19,2 Prozent Rentenversicherungsbeitrag - nächstes Jahr schätzungsweise 19,9 Prozent, wenn nicht über 20 Prozent - und 6,5 Prozent Arbeitslosenversicherungsbeitrag 2 bis 3 Prozent von deinem Bruttoeinkommen weniger abgezogen. - Das wäre ein Wort. Gleichzeitig hätten wir damit eine Lenkungswirkung, indem tatsächlich die Kosten, die durch unökologisches Verhalten in dieser Gesellschaft entstehen, in Vorsorgemaßnahmen investiert werden könnten. Das würde Produktivkräfte freisetzen, die nötig wären. Das würde den Faktor Arbeit mehr entlasten als eine schmalbrüstige Senkung der Vermögensteuer um 8 Milliarden DM.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Noch ein anderes Stichwort zum Thema Verantwortung dieser Regierung: Verteidigung. Ich möchte jetzt nicht Beschaffungsvorhaben wie den Eurofighter ansprechen - Sie lachen ja im Reflex auch, wenn Kollegin Matthäus-Maier ihren Running Gag der

    Oswald Metzger
    letzten Jahre, den Jäger 90, immer wieder verwendet. Aber in der Sache verhält es sich eindeutig so, daß diese Regierung, auch der Verteidigungsminister, sich weigert, eine Debatte über die Personalstruktur zu führen. Sie, selbst die Verteidigungspolitiker unter Ihnen, werden angesichts der Defizite der öffentlichen Haushalte bei einem 340 000 Mann starken Heer und den entsprechenden Zivilbeschäftigten nie Ihre Beschaffungsvorhaben finanzieren können. Sie müssen eine Debatte über die Wehrpflicht in dieser Gesellschaft führen. Wenn Sie dies nicht wollen, müssen Sie zumindest über eine Absenkung der Personalstärke - 40 000 oder 50 000 Mann weniger - reden. Denn sonst kommen Sie mit dem abgesenkten Plafonds des Verteidigungshaushalts nicht hin. Diese Debatte aber führt in der Regierung niemand.
    Ich habe jetzt bewußt ein Beispiel gewählt, das für die Grünen nicht typisch ist, um auf dieser Ebene einen Zugang zu erreichen. Verantwortung heißt, die Risiken der Zukunft zu benennen und darauf zu reagieren.
    Insofern, Herr Minister Rüttgers, der Sie als Zukunftsminister einst mit Vorschußlorbeeren gestartet sind, ist die Absenkung des Volumens Ihres Ressorts - wenn man sich bemüht, die Einsparungen nach Titeln zu untersuchen, machen Sie daraus eine Erhöhung der Zukunftstitel; andere machen das nicht - ein Beispiel für die Verantwortungslosigkeit dieser Regierung an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend. Sie kürzen die Vorsorgeaufwendungen des Bundeshaushalts für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie oder stellen die Weichen für Technologien, die keine Beschäftigungs- und Zukunftsperspektiven eröffnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Noch eine Aussage zum Thema Steuerreform. Ein Stück weit habe ich als Haushaltspolitiker die Sorge, daß vor lauter Diskussion um die notwendige Steuerreform mit Tarifabsenkung und Verbreiterung der Bemessungsgrundlage - für mich ist es übrigens ein Treppenwitz, daß ausgerechnet der Finanzminister, der das Bareis-Gutachten vor zwei Jahren in den Papierkorb geworfen hat, jetzt Vorsitzender einer Kommission der Regierung ist, die genau diese Vorschläge aufgreifen muß, weil sonst das Modell der Absenkung der Tarife nicht finanzierbar ist - vergessen wird, daß wir dadurch nicht alle Haushaltsprobleme lösen können. Im Gegenteil, diese Steuerreform wird, vor allem durch die Intention, die beispielsweise die F.D.P. hat, aber auch Herr Uldall in der Union, natürlich weitere Haushaltslöcher verursachen, die man dann entweder, wie es der Kanzler angedeutet hat, durch eine Mehrwertsteuererhöhung schließt oder die zu weiteren Defiziten im Haushalt führen.
    Wer mir weismachen will, daß Wirtschaftswachstum im klassischen Sinne - durch mehr Steuereinnahmen - diese Defizite beseitigt, der täuscht sich gewaltig. Das Problem der gegenwärtigen wirtschafts- und finanzpolitischen Diskussion ist, daß wir alle uns nicht dessen bewußt sind, daß wir alle Karten spielen müssen. Wir dürfen nicht nur für ein gerechtes und unbürokratisches Steuerrecht plädieren, sondern müssen der Bevölkerung gleichzeitig sagen: Mit großen nominalen Steuersenkungen wird es nichts.

    (Beifall des Abg. Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Theo Waigel selber hat, beispielsweise heute, zu Recht gesagt, die deutsche Vereinigung belaste zu einem Drittel die Zinsausgaben des Bundes. Wie will man aber in einer solchen Situation den Leuten sagen: Wir schaffen den Solidaritätszuschlag ab, lieber gestern als heute? Das ist doch nicht schlüssig.
    Oder: Angesichts des globalen Wettbewerbsdrucks, den wir nicht wegdiskutieren können, ist die Produktivität in Deutschland relativ hoch, weswegen zu Recht behauptet wird - das Ifo-Institut hat dies klargelegt -, daß die Lohnstückkosten in Deutschland relativ niedrig sind. Aber: Die Lohnstückkosten orientieren sich immer nur an den Leuten, die beschäftigt sind. Die Arbeitslosen, die Ausgemusterten werden nicht mitgerechnet. Die Produktivität steigt natürlich in dem Ausmaße, wie Leute in die Beschäftigungslosigkeit abgedrängt werden. Vor diesem Hintergrund braucht die öffentliche Hand Geld.
    Wie können wir vor dem Hintergrund dieser Herkulesaufgabe auf ein kleinkariertes Parteiengezänk ausweichen, angesichts dessen die Leute sich angewidert abwenden? Dies haben übrigens heute auch viele Kommentatoren getan. Sie haben gesagt: Der Bundestag beginnt am heutigen Dienstag seine rituelle Handlung; die Opposition sagt dies, die Regierung jenes.
    Dieses Spiel wollen wir Grünen nicht mitmachen. Wir tun uns aber nicht leicht damit, weil wir über den Weg, durch eine Umverteilung im Steuerrecht soziale Gerechtigkeit zu erreichen, genauso streiten wie Sie in anderen Fraktionen. Wir wollen diesen Diskurs aber öffentlich organisieren. Ich muß allen, die die Hoffnung haben, daß durch eine höhere Belastung der oberen Einkommen gigantische Volumina bewegt werden, sagen: Diese Rechnung wird nicht aufgehen. Es ist einfach ein Faktum, daß bei 31 Millionen Steuerpflichtigen in Deutschland 1 Million Steuerpflichtige 38 Prozent des gesamten Steueraufkommens, 6 Millionen Steuerpflichtige ungefähr 34 Prozent und fast 50 Prozent der Steuerpflichtigen weniger als 8 Prozent des gesamten Steueraufkommens zahlen. Das muß man deutlich sagen, damit diese Diskussion reeller wird und wir hier nicht künstliche Feindbilder aufbauen.
    Wenn die Zahlen auf dem Tisch liegen und auch gesagt wird, wo in der Gegenfinanzierung Subventionen im Steuerrecht abgeschafft werden, dann werden Sie merken: Diese Reform wird viele Gewinner und Verlierer haben, und zwar quer durch alle Einkommensgruppen. Es ist nun einmal so, daß zum Beispiel jemand, der sich in einer niedrigen Einkommensgruppe befindet und eine weite Entfernung zum Arbeitsplatz hat, von der Steuerermäßigung in Höhe von 70 Pfennig pro Entfernungskilometer für die Nutzung des Pkw überdurchschnittlich profitiert. Wenn Sie diese abschaffen und in eine ver-

    Oswald Metzger
    kehrsmittelunabhängige Entfernungspauschale von 20 Pfennig pro Kilometer umwandeln, dann hätte der Staat zwar 3,2 Milliarden DM mehr Steuereinnahmen, die Verteilungswirkung aber wäre außerordentlich undurchschaubar, weil man Gewinner und Verlierer nicht genau zuordnen kann. Deshalb müssen wir bei dieser steuerpolitischen Debatte aufpassen, daß wir der Bevölkerung nicht etwas vorgaukeln.
    Ich wünsche der Debatte in dieser Woche, daß man bei der ersten Lesung des Haushalts - das betrifft auch die Fachpolitiker - ein Stück über die klassische Verteilung von rechts und links hinausgeht und versucht, angesichts der Probleme dieser Gesellschaft einen konstruktiven Dialog zu erreichen.
    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich erteile dem Abgeordneten Wolfgang Weng das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Weng


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mir ist es während der Vorrede nicht gelungen, irgendwelche grünen oder allgemeinen Konzepte zu entdecken. Es war vielleicht unterhaltsam. Wenn man aber weiß, daß Kollege Metzger auch in den eigenen Reihen für das, was er vor der Sommerpause angekündigt hat, überhaupt keine Unterstützung gefunden hat, braucht man sich nicht darüber zu wundern, daß er auch heute nicht mit konkreten Vorschlägen seiner Fraktion angetreten ist.
    Die Beratung des Bundeshaushalts ist die Stunde des Parlaments.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Man sieht es!)

    Sie sollte eigentlich auch Stunde der Opposition sein. Die Opposition hat dies seit vielen Jahren nicht geleistet. Sie wird es auch heute nicht leisten, wie man an den seitherigen Reden feststellen kann.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Herr Weng, das können Sie doch gar nicht beurteilen! - Karl Diller [SPD]: Wieso liest du das denn ab? Hast du das vorher schon aufgeschrieben?)

    Am Ende der Woche wird es zusätzlich darum gehen, daß die Koalition mit ihrer hier im Deutschen Bundestag leider knappen Mehrheit wesentliche Weichen für eine notwendige Zukunftspolitik stellt.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Warum verdrehen Sie dabei so die Augen?)

    - Die F.D.P.-Fraktion, Herr Kollege Fischer, ist sich hier ihrer Verantwortung bewußt. Sie wird dieser Verantwortung gerecht werden.

    (Beifall bei der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Bei solchen Plattheiten klatschen die!)

    Die SPD hat einen Antrag bezüglich einer Vertagung der Beratungen des Haushaltes vorgelegt und heute angesprochen, aber eigentlich nicht zur Diskussion gestellt. Wenn sie es mit diesem Antrag ernst meinen würde, hätten sie ihn hier eigentlich ernsthaft diskutieren müssen. Ihn am Freitag zu diskutieren, wenn die erste Lesung abgeschlossen ist, ist unsinnig.
    Der Antrag ist aber auch sonst unnötig, weil wir ja im laufenden Haushaltsverfahren in der Lage sein werden, veränderten Rahmenbedingungen, die sich seit Erstellung des Regierungsentwurfs ergeben haben, Rechnung zu tragen. Deswegen reicht es aus, wenn wir das im Haushaltsverfahren tun. Wir werden diesen Antrag am kommenden Freitag ablehnen.
    Meine Damen und Herren, die Bedeutung der Haushaltsdebatte wird durch eine gegenüber dem Zeitpunkt des Kabinettsbeschlusses veränderte Situation vergrößert. Sie wissen, daß sich die Wirtschafts- und Arbeitsmarktprognosen anders darstellen, als das vor der Sommerpause zu sehen war.
    Die Arbeit des Parlaments wird durch ein gesamtpolitisches Verhalten der Sozialdemokraten erschwert, das auf Obstruktion ausgelegt ist. Mit dieser Meinung sind wir als F.D.P. nicht allein. Sie ist von anderen Rednern angesprochen worden. Wir werden die SPD und auch die Grünen aus dieser Verantwortung nicht entlassen. Wir werden sie mit dieser Verantwortung und Obstruktion konfrontieren, weil unsere Bürger das wissen müssen. Sie müssen es wissen, damit hier nicht wohlfeil mit der Verhaltensweise, die wir bei der Opposition erleben, ein Erfolg erzielt wird.
    Anfang September hat das „Handelsblatt" unter der Schlagzeile „Obstruktionspolitik" geschrieben: Der SPD-Hinweis, Waigel habe bei den Sparvorschlägen eine Bringschuld, sei nur noch als grotesk zu bezeichnen. Die SPD beklage Etatlöcher, die sie selbst im laufenden Jahr ebenso wie mit Blick auf 1997 mit ihrer eigenen Blockadepolitik verursacht. - Gleichzeitig ist sie, wie wir wissen, bei weiteren Einsparungen nicht zur Mitwirkung bereit. Sie fordert wie immer Steuererhöhungen und Mehrausgaben. Ich bin sicher, das Papier, das Frau Matthäus-Maier dem Finanzminister überreicht hat, wird bei kurzer Prüfung zeigen, daß überhaupt nichts Neues, überhaupt nichts anderes drinsteht, daß es noch nicht einmal für die Ablage geeignet ist.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Nicht einmal ein schönes Rot!)

    - Nicht einmal ein schönes Rot. Ein bißchen Gelb war drin. Das könnte man farblich positiv bewerten, aber inhaltlich wird es nicht so sein. Die Sozialisten denken einfach, wenn die Kuh keine Milch mehr gibt, muß man stärker am Euter zerren. Wir wollen der Kuh Futter geben.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Selbst die „Süddeutsche Zeitung" erklärt, daß die Risiken, die die SPD präsentiert, zwar nicht völlig aus

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    der Luft gegriffen seien, daß aber hierbei erneut die innere Zerrissenheit der Sozialdemokraten widergespiegelt werde. So ist also im Sinne eigener klarer Vorstellungen zur Lösung der Probleme von seiten der Opposition auch bei dieser Etatberatung leider nichts zu erwarten. Die Stunde der Opposition findet erneut nicht statt.
    Ich sage das auch mit Blick auf die Grünen. Oswald Metzger hat massive Sparvorschläge seiner Fraktion angekündigt. Er wird in seiner Fraktion schon mit dem Beinamen „Oswald Graf Lambsdorff" bezeichnet. Aber von diesen Vorschlägen ist überhaupt nichts erschienen. Nach einigen unflätigen Bemerkungen aus den eigenen Reihen ist er abgetaucht und liegt wie der Hase mit angezogenen Ohren in der Furche.
    Bei der Auseinandersetzung um die dritte politische Kraft in Deutschland erklärt der Sprecher der Grünen, Joseph Fischer, es werde beinhart zugehen. Seine Partei ist überhaupt keine politische Kraft. Seine Partei ist in wesentlichen inhaltlichen Punkten total gespalten. Die Grünen leben davon, daß ihre unterschiedlichen Positionen von einem Teil ihrer Wähler noch nicht erkannt werden. Dieses werden wir aber in der politischen Auseinandersetzung der nächsten Monate und Jahre weiter verdeutlichen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, es kann natürlich nicht überraschen, daß die Mehrheit der Koalition im Deutschen Bundestag keine Unterstützung durch die Oppositionsfraktionen findet. Daß aber gegen die Interessen der Bundesrepublik Deutschland und auch gegen die Interessen ihrer eigenen Bürger SPD-Ministerpräsidenten über den Bundesrat diese Blockadepolitik mitmachen, ist bestürzend. Ich wundere mich nicht über ein Land wie das Saarland, das unter einer SPD-Regierung, unter der Führung von Oskar Lafontaine total herabgewirtschaftet und konkursreif ist. Hier gilt das alte Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's gänzlich ungeniert. Was kümmert die dortige SPD die eigene Zahlungsunfähigkeit, wenn letztendlich der Bund nachher eintreten muß und ständig den saarländischen Haushalt finanzieren muß.

    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Länderfinanzausgleich!)

    - Leider geht es nicht nur um den Länderfinanzausgleich, sondern in diesem Falle noch um zusätzliche Sonderzahlungen in erheblicher Höhe. Wahrscheinlich wäre selbst das Gehalt des Ministerpräsidenten des Saarlandes nicht zu bezahlen, wenn nicht der Bund in die Kasse greifen würde.
    Wir nehmen, meine Damen und Herren, die Verhaltensweise der SPD-geführten Länder nicht mehr hin. Die F.D.P.-Fraktion ist entschlossen, mit der Sperrung eines erheblichen Anteils bei den sogenannten Gemeinschaftsaufgaben zu signalisieren, daß wir bei der Fortführung solcher Konfrontationen nicht ohne Waffen dastehen. Wir werden über dieses Instrument dafür sorgen, daß solche Länder erst dann Geld bekommen, wenn sie ihre Obstruktionspolitik gegen den Bund einstellen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Joachim Poß [SPD]: Wenn einer anderer Meinung ist, soll er erpreßt werden! Detlev von Larcher [SPD]: Wen treffen Sie damit?)

    - Ich sage dies auch, Herr Kollege Poß, mit Blick auf den Zeitablauf. Über die Spargesetze, die im Bundesrat oder im Vermittlungsausschuß liegenbleiben, muß entschieden werden. Selbst Ihr Parteikollege Gerhard Schröder hat angekündigt, daß das zustimmungspflichtige Sparpaket und das Jahressteuergesetz in ein großes Paket gepackt werden sollen, darüber also insgesamt entschieden werden soll. Ich fordere die Sozialdemokraten nochmals ausdrücklich dazu auf, dies in einem zeitlich hinnehmbaren Rahmen zu tun. Blockade wird Ihnen nichts nützen; sie schadet vielen Bürgern in unserem Land.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Der Entwurf der Bundesregierung für den Haushalt 1997 hat eine ganze Reihe positiver Aspekte. Diese gehören an den Anfang unserer Haushaltsdebatte. Erneut gehen die öffentlichen Ausgaben beim Bund zurück: 440 Milliarden DM gegenüber dem Ansatz des laufenden Jahres von 451 Milliarden DM. Ein solcher Rückgang im Konzept zeigt, daß wir es mit Sparpolitik auf der Ausgabenseite ernst meinen. Auch der geplante Ausgabenanstieg in der mittelfristigen Finanzplanung ist gemessen am Ausgabenwachstum früherer Jahre akzeptabel.
    Die Frage, ob er so zu halten sein wird, ist natürlich eine Frage politischer Rahmenbedingungen, an denen wir alle mitwirken müssen. Sie ist aber auch eine Frage der wirtschaftlichen Entwicklung. Bei weiterer Stagnation werden wir im Bereich der konsumtiven und der Transferausgaben weiter bremsen müssen, denn die Investitionen können wir nicht weiter zurückfahren. Die Investitionen als Impuls in weiten Bereichen der Wirtschaft bleiben notwendig.
    Der Entwurf zeigt, daß die Anstrengungen der Koalition mit den Gesetzen zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung begründet und notwendig waren. Man darf sich überhaupt nicht vorstellen, wie die Situation aussehen würde, wenn wir die Anstrengungen der vergangenen Monate nicht geleistet hätten und nicht Notwendiges auf den Weg gebracht hätten. Aus heutiger Sicht müßte das Sparvolumen sogar noch größer sein, als es ursprünglich konzipiert war.
    Der Bundesfinanzminister war in Einschätzung dieser Entwicklung gut beraten, bereits im März seine Haushaltssperre einzusetzen. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn er das unterlassen hätte - die heutige Situation wäre noch schwieriger. In diesem Punkt hat Theo Waigel vorausschauend und richtig gehandelt.
    Wir müssen aber mit aller Nüchternheit erkennen, daß wir nach 1990 in der mittelfristigen Vorausschau die Entwicklung zu positiv gesehen und erwartet haben, daß wir die wirtschaftliche Entwicklung

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    Deutschlands überschätzt haben und daß hieraus zum jetzigen Zeitpunkt die Notwendigkeit erwächst, weiterhin sparsam zu agieren.
    Die Wachstumsimpulse, die der Haushalt setzen kann und die benötigt werden, die setzt der Staat, die setzt dieser Haushalt. Aber wir müssen vor allem darauf setzen, daß unser marktwirtschaftliches System eine neue Dynamik bekommt. Genau deshalb haben wir den Kraftakt der Standortgesetze in Angriff genommen, die in dieser Woche dem Deutschen Bundestag in Teilen zur abschließenden Beratung vorliegen.
    Die Globalisierung der Märkte, ein weiterer Schritt verstärkten Wettbewerbs nach der Gründung der Europäischen Wirtschaftsunion, macht eine Verbesserung solcher staatlichen Rahmenbedingungen erforderlich. Wer sich die Investitionszahlen ausländischen Kapitals in der Bundesrepublik ansieht und damit vergleicht, wieviel Geld aus Deutschland in anderen Ländern investiert wird, der sieht, daß eine Umkehr unserer Politik in diesem Bereich dringend erforderlich ist.
    Ich beklage damit ausdrücklich nicht die Investitionen, die aus Deutschland in andere Länder gehen. Viele dieser Investitionen schaffen auch bei uns zusätzliche Arbeitsplätze. Wir haben uns bei unserer Fraktionsklausur ein sehr plausibles Beispiel der Bayerischen Motoren-Werke darstellen lassen. Die Ausweitung des Marktes durch die Investition in Amerika sorgte auch für zusätzliche Arbeitsplätze in der Bundesrepublik Deutschland. Dieses ist natürlich positiv zu bewerten. Aber die Bilanz insgesamt und die Tatsache, daß eine ganze Zahl von Firmen - zunehmend auch mittelständische Firmen - tatsächliche Arbeitsplatzverlagerungen aus Deutschland heraus betreiben, zeigen, daß wir die Rahmenbedingungen verbessern müssen.
    Es ist deswegen lächerlich, wenn Frau MatthäusMaier heute morgen hier erklärt, daß die Einnahmen aus der Gewerbesteuer nicht im gleichen Umfang gewachsen seien wie aus anderen Steuerarten, sei ein Zeichen dafür, daß man in diesem Bereich stärker besteuern müßte. Das ist ein Zeichen dafür, daß die Ertragskraft nicht ausreichend ist

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    und daß wir genau da ansetzen müssen. Aber sie weiß ja wohl, warum sie zu den Sozialdemokraten gegangen ist.
    Die F.D.P.-Fraktion jedenfalls hat die Probleme rechtzeitig erkannt; sie drängt zu dieser richtigen Politik: Es müssen Belastungen gesenkt, es müssen Strukturen verändert werden, wenn wir die Zukunft für unser Land gewinnen wollen.
    Zurück zum Haushalt. Der Ernst der Situation wird durch einen Blick auf den Ablauf des laufenden Haushaltsjahres verdeutlicht. Mit Schreiben vom 6. September - Theo Waigel hat ja heute morgen darauf hingewiesen - erbat das Finanzministerium vom Haushaltsausschuß die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe von 7 Milliarden DM an die
    Bundesanstalt für Arbeit und in eine ebensolche Ausgabe in Höhe von 5,5 Milliarden DM bei der Arbeitslosenhilfe. Dies zeigt, daß trotz leichter wirtschaftlicher Erholung, trotz Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmendaten die Prognosen der Bundesanstalt für Arbeit und des Arbeitsministers aus der ersten Jahreshälfte nicht eintreten und daß die direkten Kosten der Arbeitslosigkeit höher liegen werden, als sie veranschlagt und von uns bei der Verabschiedung zugrunde gelegt worden sind. Leider hilft es nichts, daß der Bundesfinanzminister schon zu Beginn des Jahres gerade diese Zahlen kritisch hinterfragt hat

    (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Das ist wahr!)

    und sie nicht recht glauben wollte. Nach der Genehmigung hat der Deutsche Bundestag auf den Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit, wie Sie wissen, keinen Einfluß mehr. Deswegen muß jetzt entsprechend der Gesetzeslage der Bund dieses Defizit übernehmen. Das macht uns große finanzielle Probleme, weil dadurch der Schuldenberg erhöht wird.
    Für den weiteren Verlauf des Haushaltsjahres 1996 bedeutet das eine schwierige Situation, weil die Verschuldung in einer seither nicht dagewesenen Weise davonzulaufen droht. Eine solche Situation wäre für 1997 nicht tragbar, wenn sich diese Entwicklung fortsetzt. Wir werden im Zuge der Etatberatungen - damit beantworte ich auch die von der Opposition an die F.D.P. gestellten Fragen - im Lichte neuerer Daten, die wir ja vor Abschluß der Beratungen erwarten können, zu entscheiden haben, in welchem Umfang zusätzliche Einsparungen erforderlich sind. Wir werden bereit sein, solche Einsparungen auch zu leisten.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Jeder weiß, daß die hier im Raum stehenden Finanzvolumina nicht in einem normalen Haushaltsverfahren einzusparen oder zu erwirtschaften sind. Die Bundesregierung hat ja entsprechend dem Wunsch der Koalitionsfraktionen in ihrem Haushalt mit der 7-Milliarden-Kürzung im Rahmen des Sparpakets Ernst gemacht. Das muß hier ausdrücklich lobend festgehalten werden. Was im weiteren Verlaufe noch erforderlich werden könnte, sind weitere Veränderungen bei Leistungsgesetzen. Da wird sich die Opposition fragen lassen müssen, ob sie in gesamtstaatlicher Verantwortung mit Blick auf Maastricht und auf Art. 115 Grundgesetz bereit ist, die notwendigen Schritte mit zu vollziehen.
    Zurück zum laufenden Jahr 1996. Als Parlamentarier muß ich auch etwas Kritisches in Richtung Bundesregierung äußern. In der Sondersituation des vergangenen Jahres, an die wir uns erinnern, haben wir - das war von der F.D.P. unter ordnungspolitischen Gesichtspunkten erwünscht - ein aufgetretenes Haushaltsloch, das die Regierung offenlegte und zu dessen Schließung sie uns Vorschläge machte, in Teilen mit einer großvolumigen Privatisierung in einer Größenordnung von rund 9 Milliarden DM, die auf der Einnahmeseite des Bundeshaushalts zu Buche schlugen, geschlossen. Wir hätten diese Einnahme-

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    lücke nicht geschlossen, wenn wir nicht der Versicherung geglaubt hätten, daß eine Privatisierung in dieser Höhe tatsächlich möglich sein würde. Ich sage es unter Haushaltsaspekten ebenso wie unter ordnungspolitischen: Ich bin enttäuscht, daß das in diesem Jahr in einem solch großen Umfang nicht der Fall sein wird. Das sage ich, auch wenn noch keine abschließenden Zahlen festliegen.
    Die Privatisierung bleibt ein wichtiges ordnungspolitisches Anliegen der F.D.P. Wir freuen uns über symbolische Akte, wie zum Beispiel den Fortschritt bei der Privatisierung des Petersbergs. Es ist dort zu sehen, daß die Mühlen, auch wenn sie langsam mahlen, doch ihr Werk tun. Über Rheinhäfen, Herr Kollege Thiele, will ich mich heute nicht verbreiten. Auch darauf hat ja der eine oder andere aus unserer Fraktion ein aufmerksames Auge.
    Ich möchte aber festhalten: Wir bleiben ordnungspolitisch auf dieser Linie. Die Freien Demokraten sind für alle Schritte zu gewinnen; aber realistisch müssen sie sein. Sie müssen stimmen und konsequent vollzogen werden. Die Bundesregierung bleibt aufgefordert, die entsprechenden Zusagen einzuhalten.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Da wir keinen geschönten, sondern einen ehrlichen Haushalt beraten und verabschieden wollen, wollen wir Erlöse, die nicht erzielt worden sind, in künftigen Haushalten auch nicht als Einnahmen verzeichnen. Wir würden uns unglaubwürdig machen, wenn wir Jahr für Jahr die gleichen Einnahmen fortschreiben, die es eigentlich gar nicht gibt. Ich sage das der guten Ordnung halber. In einem Fall ist uns das mal passiert. Da war es auch nicht zu ändern. Inzwischen haben wir darauf aber ein waches Auge.
    Weitere Einsparungen werden aus unserer Sicht auch dadurch erforderlich, daß die Bundesregierung in der Finanzplanung zunächst mal eher buchhalterisch die Nettoneuverschuldung der Folgejahre erhöht hat. Wir wollen, daß hierbei eine Absenkung erfolgt.
    In der besonderen Situation der Jahre 1992/93 haben wir akzeptiert, die geplante Verschuldung zu erhöhen. Damals war in der Wirtschaft eine überhaupt nicht vorhersehbare Situation entstanden. Jetzt aber wissen wir, daß das Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung anders ist als erwartet. Wir können natürlich nicht dauerhaft zwar erwünschte, aber nicht eingehende Steuereinnahmen durch Erhöhung der staatlichen Verschuldung ausgleichen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)

    Ich sage dies ausdrücklich auch mit Blick auf den vorhin erwähnten Art. 115, nach dem die Investitionen höher sein müssen als die Nettoneuverschuldung des Bundes. Das ist Verfassungsgebot.
    Ich sage es noch mehr mit Blick auf unsere internationalen Verpflichtungen, auf unseren Wunsch, die Kriterien für die Europäische Währungsunion im
    Laufe des Jahres 1997 zu erfüllen, um ein Mitmachen zu ermöglichen. Dieses ist wichtig. Diese Kriterien nicht zu erreichen wäre katastrophal für die Bundesregierung, für die Bundesrepublik. Es wäre katastrophal für die europäische Entwicklung. Die F.D.P. wird all ihre Kraft einsetzen, um über Verringerung der Schulden, über Sparsamkeit die europäische Währung zu erreichen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Mit unserer Politik beschreiten wir den einzig möglichen Weg zur Besserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt.

    (Lachen des Abg. Detlev von Larcher [SPD])

    Nur um die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze zu ermöglichen, nur um die Rahmenbedingungen zu verbessern, um vorhandene Arbeitsplätze zu sichern, müssen wir vielen Bürgern in Deutschland die Lasten dieser Sparpakete auferlegen.
    Meine Damen und Herren, wenn bei der Opposition gelacht wird, dann zeigt das,

    (Detlev von Larcher [SPD]: Dann kann man das nicht glauben!)

    daß die Opposition die Problematik überhaupt nicht begreift, überhaupt nicht durchblickt

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)

    und noch immer genau an der falschen Stelle ansetzt

    (Detlev von Larcher [SPD]: Nur Sie sind der Schlaue!)

    - der Oberlacher Herr von Larcher insbesondere.

    (Detlev von Larcher [SPD]: 14 Jahre lang lernen Sie nichts! Ina Albowitz [F.D.P.]: Aber Sie!)

    Natürlich werden Sparmaßnahmen von Betroffenen üblicherweise abgelehnt. Naheliegend ist, daß für die Opposition ein Reiz entsteht, aus populistischer Ablehnung politisches Kapital zu schlagen. Wir haben heute morgen wieder solche Beispiele gehört: daß man bestimmte Einnahmen oder bestimmte steuerliche Aspekte einzelnen in der öffentlichen Meinung negativ besetzten Ausgaben zuordnet und damit versucht, Stimmung zu machen. Das kennen wir.
    Frau Matthäus-Maier hat am Schluß ihrer Rede wieder heftig mit dem Jäger 90 zugeschlagen. Meine Damen und Herren, die SPD kann eine Marine ohne Schiffe, eine Luftwaffe ohne Flugzeuge natürlich fordern; aber ein wenig lächerlich macht sie sich dabei schon.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU)

    SPD-Politiker sind es doch auch, die aus den Ländern signalisieren, daß die Entscheidung für die Beschaffung dieses Flugzeugs fallen soll. Zwar hat Herr Spöri die Unterstützung seiner Partei und der Wähler nicht gefunden; aber Herr Schröder ist noch immer im Amt, der mit gleichen Forderungen aufwartet.

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    Ich bin auf das Verhalten insbesondere der Abgeordneten auf Ihrer Seite gespannt, die unter der Hand überall signalisieren, das sei notwendig, und, wenn hier abgestimmt wird, auf der anderen Seite stehen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU - Detlev von Larcher [SPD]: Am Freitag kommt erst mal die Probe aufs Exempel! Da bin ich gespannt!)

    Meine Damen und Herren, um überhaupt den Haushalt des kommenden Jahres abschließend bewerten zu können, brauchen wir auch eine realistische Einschätzung der Einnahmesituation. Dies ist ohne Verabschiedung des Jahressteuergesetzes, der bereits im Bundestag beschlossenen Spargesetze und möglicher weiterer den Haushalt begleitenden Gesetze nicht möglich.
    Wenn der Haushalt 1997 also mit Jahresbeginn in Kraft treten soll, dann müssen Bundesrat und Vermittlungsausschuß in einem geordneten Verfahren daran mitwirken, daß alle wesentlichen Entscheidungen vor Ende des Jahres getroffen oder wenigstens gesichert sind.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Warum haben Sie das denn so spät eingebracht?)

    - Herr Kollege, der Bundeshaushalt wird in diesem Jahr genauso eingebracht wie in all den Jahren, in denen die Koalition hier an der Regierung ist - ordnungsgemäß, zeitlich im richtigen Rahmen -,

    (Detlev von Larcher [SPD]: Das Jahressteuergesetz!)

    und auch in der Weise in Kraft treten, die die Bürger von einer geordneten Koalition, einer geordneten Regierung erwarten können. Sie haben in der Vergangenheit an vielen Stellen versucht zu verzögern. Es wird Ihnen auch hier nicht gelingen.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Das ist eine Frechheit! Ehrlich!)

    Sie sind auf Grund Ihrer Verantwortung in den Bundesländern in der Pflicht. Dem können Sie sich nicht entziehen, auch wenn Sie hier mit Zwischenrufen agieren. Wir werden Sie aus dieser Pflicht nicht entlassen. Wir werden die Bürger über diese Pflicht massiv aufklären.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. HansJoachim Fuchtel [CDU/CSU])

    Jede Scheinheiligkeit der Opposition in diesem Zusammenhang wird von uns gnadenlos entlarvt.

    (Beifall bei der F.D.P.)

    - Ja, ich hatte noch eine kleine Steigerung.
    Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie müssen sich selbst verhandlungsfähig machen. Sie müssen bis zum Oktober Ihre eigenen Kompromißlinien eingebracht haben. Es muß Ihnen klar sein: Die Koalition kann nicht um jeden Preis auf Sie zukommen. Die Entwicklung unseres Landes ist wichtiger als parteipolitische Erfolge der SPD oder der Grünen.
    Herr des Haushaltsverfahrens ist jetzt der Deutsche Bundestag, für ihn der Haushaltsausschuß. Jeder, der das politische Geschäft kennt, weiß, daß notwendige Maßnahmen im weiteren Verfahren, wenn sie gesetzliche Maßnahmen sind, durch den Finanzminister angeregt, in der Koalition beschlossen werden müssen, daß das der Ausschuß alleine nicht schultern kann. Daß hier gegebenenfalls wahrscheinlich die Sozialpolitiker und Norbert Blüm besonders in die Pflicht kommen, notwendige gesetzliche Maßnahmen zu formulieren, will ich heute erwähnen, gerade deshalb, weil Norbert Blüm von diesem Platz vor nicht allzu langer Zeit in einer Debatte geäußert hat, wer zu spät spare, der müsse im weiteren Verlauf um so härtere Maßnahmen ergreifen. Hier hat er - das sage ich ausdrücklich - recht.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie des Abg. Adolf Roth [Gießen] [CDU/CSU])

    Besondere Pflicht entsteht auch für den Bundesinnenminister. Schon viel zu lange läßt der Versorgungsbericht der Regierung auf sich warten.

    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. sowie beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

    Das wissen wir alle aus unserer politischen Tagesarbeit: Mancher Bericht ist schon das Papier derer nicht wert, die die Anforderung des Berichtes geschrieben haben, und dann ist die Antwort häufig entsprechend.

    (Heiterkeit des Abg. Oswald Metzger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] Dr. Erich Riedl [München] [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Dies ist aber kein Bericht wie jeder andere. Deswegen kann man nicht auf ihn verzichten. Er wird die Notwendigkeit von Reformen verdeutlichen, weil er auch künftige Haushaltsbelastungen und künftige Haushaltsrisiken aufzeigen wird, weil er mit hoher Wahrscheinlichkeit zwingenden Reformbedarf aufzeigen wird. Auch hier gilt: Je später die erforderliche Änderung erfolgen würde, um so schwieriger, um so härter würden die notwendigen Maßnahmen ausfallen. Deswegen ist der Innenminister in der Pflicht. Die F.D.P.-Fraktion - ich bin sicher, auch die Unionsfraktion - ist hier zum notwendigen Handeln bereit.

    (Ina Albowitz [F.D.P.]: Genau!)

    Ich will eine Reihe haushaltsmäßiger Einzelfragen ansprechen, zu der ich die Positionen der Freien Demokraten verdeutlichen will, weil hier im Haushaltsverfahren noch Änderungen und Ergänzungen, möglichst auch eine Verbesserung der Haushaltssituation angestrebt werden.
    Ich beginne mit dem Subventionsbereich, hier mit einer gewissen Entwarnung: Wir sind weiterhin der festen Überzeugung, daß die Unterstützung des Aufbaus in den neuen Bundesländern notwendig ist und notwendig bleibt. Hier gibt es beim Infrastruktur- und Wirtschaftsaufbau keine Einschränkung der Notwendigkeiten, keine Einschränkung der Erkenntnis, daß der Bund hier in der Pflicht bleibt.

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    Meine Damen und Herren, ich sage dies auch mit Blick auf die Europäische Union. Sie kennen die Auseinandersetzung in der Frage der Subventionierung des VW-Werkes in Sachsen. Wenn die Bundesrepublik Deutschland aus guten Gründen ihr tatsächliches Recht beansprucht, die Folgen der Teilung durch Unterstützung des Wirtschaftsaufbaus in Ostdeutschland zu mildern, dann ist die Europäische Union auch in der Pflicht, den guten Partner Deutschland hierbei nicht unnötig einzuschränken. Bei allem Verständnis für die Sorgen der europäischen Freunde sage ich, sie mögen sich die heutige Situation, sie mögen sich die Entwicklung nach 1990 vor Augen führen, und sie mögen mehr Verständnis für uns aufbringen.
    Das begründet keine Gewaltakte, das begründet schon gar nicht einen Rechtsbruch. Aber, meine Damen und Herren, wer sagt, nach sieben Jahren dürfe man nicht mehr von teilungsbedingten Problemen reden, wie es von manchen Europäern zu hören war, der hat tatsächlich keine Ahnung.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Für die F.D.P.-Fraktion bleibt die verfassungsmäßig vorgeschriebene, aber auch von uns politisch gewünschte Anpassung der Lebensverhältnisse in Ostdeutschland ganz vorn im politischen Forderungskatalog.

    (Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU])

    Daß bei dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt, bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, vom Bund Schritte erforderlich sind, die die Störungen des ersten Arbeitsmarkts so weit wie möglich beseitigen, steht außer Frage. Dies gilt zunehmend natürlich auch im Sinne einer Normalisierung für die neuen Bundesländer. In diesem Bereich muß auch mit Blick auf die Situation im Westen Zug um Zug Normalisierung angestrebt werden. Das heißt vor allem, daß die dauerhafte Einrichtung von ABM-finanzierten Betrieben, die die tatsächliche Entwicklung der Wirtschaft, vor allem der mittelständischen Wirtschaft, nachhaltig behindert, unmöglich gemacht werden muß. Das muß ein Ende haben.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Beim Stichwort Subventionen fällt der Blick immer gern auf die westdeutsche Steinkohle. Die jahrzehntelang geschulten Lobbyisten der deutschen Steinkohle haben ganz schnell nach der Wiedervereinigung ihre Schäfchen ins Trockene gebracht. Aber auch wegen des Wegfalls des Kohlepfennigs, wegen der notwendigen Haushaltsfinanzierung steigt der Druck. Die auf Dauer angelegte Förderung der deutschen Steinkohle zum dreifachen Weltmarktpreis ist nicht tragbar.
    Wer davon träumt, wie es die Grünen und Teile der SPD machen, die Energie in Deutschland so teuer zu machen, daß sich die Förderung der deutschen Steinkohle im seitherigen Umfang wieder lohnt, begeht volkswirtschaftlichen Schwachsinn ohne Grenzen.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir wollen Signale zum weiteren Abbau auch dieser Subventionen im Haushalt setzen. Daß der energiepolitische Sprecher der SPD in einem Namensartikel im Juli in einem Magazin mitgeteilt hat, die verabredeten Kohlehilfen sollten uneingeschränkt bis zum Jahr 2000 bezahlt werden, zeigt die Wirklichkeitsferne der SPD. Er führte weiter aus, daß dann eine leichte Degression ermöglicht werden soll. Wenn man jedoch weiß, wie die Kohlelobbyisten in Wirklichkeit verfahren, dann ahnt man, daß die SPD andere Pläne hat. Ferner macht dies das engstirnige Klienteldenken der Sozialdemokraten deutlich, die höchste Subventionen fortführen wollen.

    (Detlev von Larcher [SPD]: Der wirft uns Klienteldenken vor!)

    Auch die Grünen verfolgen bei der Steinkohle eine Politik der Vergangenheit und des Rückschritts. Es ist interessant, wie still bestimmte Politiker der Grünen zu diesem Thema sind, seit man in NordrheinWestfalen mit in der Regierung ist.

    (Beifall bei der F.D.P. Detlev von Larcher [SPD]: Der Weng ist eine Realsatire!)

    Die preiswerte Braunkohle will man nicht, die überteuerte Steinkohle, deren Subventionierung der Bund bezahlt, will man. Das kennzeichnet, daß die Grünen keine politischen Strategien haben, die ernst zu nehmen und akzeptabel wären.

    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Unsere Fraktion, Herr Kollege Metzger, setzt auf zukunftsgerichtete Produktion, nicht auf überkommene.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nach solchen Schlägen sind wir am Boden zerstört!)

    Wir setzen auf moderne Arbeitsplätze, wir setzen auf hohe Wertschöpfung.

    (Zuruf von der SPD)

    - Leider kann ich Ihnen den „Vulkan" nicht vorhalten, weil die Redezeit davonläuft.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Rübezahl!)

    - Herr Kollege Fischer, von Rübezahlen mögen Sie in Ihrer Truppe mehr verstehen. Bei uns werden sie solche vergeblich suchen.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nennen Sie sich einen gut frisierten Zausel!)

    Bei allem Sparzwang möchte ich noch ein Wort zur Verteidigung verlieren. Die Frage, wie es mit der Finanzierung bestimmter Vorhaben wird, interessiert natürlich den Haushaltsausschuß. Hier muß die Bundesregierung noch einiges aufzeigen. Wir hören

    Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen)

    zwar mit Freude, daß der Verteidigungsminister dem Finanzminister erklärt habe, daß die noch notwendigen Maßnahmen aus seinem Etat zu finanzieren seien, Aber dies wollen wir erst sehen. Wir wollen nicht Beschaffungsmaßnahmen, die nachher die gesamte übrige Beschaffung nachhaltig einschränken. Wir wollen - das sage ich ganz ausdrücklich - nach den langen Jahren der Umstrukturierung, der riesigen Umwälzungen bei der Bundeswehr in der Zukunft eine ausgewogene Struktur, in der für die Menschen, für die Soldaten in gleicher Weise etwas getan wird wie für die Beschaffungsseite. Deswegen werden wir hier erst entscheiden können, wenn wir die notwendigen Vorlagen haben. Unsere Verteidigungspolitiker arbeiten an der Planung einer ausgewogenen Finanzierung von Menschen und Material engagiert mit.
    Ich will, meine Damen und Herren, in diesem Zusammenhang den Angehörigen der Bundeswehr, ganz besonders natürlich denjenigen, die in fernen Ländern für den Frieden Dienst tun, ausdrücklich und herzlich für diesen Dienst danken.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)