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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/117 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 117. Sitzung Bonn, Freitag, den 28. Juni 1996 Inhalt: Begrüßung des Parlamentspräsidenten der Republik Ghana, Daniel Francis Annan . 10588 C Abweichung von den Richtlinien für die Fragestunde, für die Aktuelle Stunde sowie der Vereinbarung über die Befragung der Bundesregierung in der Sitzungswoche ab 9. September 1996 10549A Erweiterung der Tagesordnung 10549B Tagesordnungspunkt 16: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung in den Bereichen der Rentenversicherung und Arbeitsförderung (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksachen 13/4610, 13/5088, 13/5108, 13/5094, 13/5112) 10549 B Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze (Drucksachen 13/4814, 13/4987, 13/ 5088, 13/5108, 13/5094, 13/5112) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Andrea Fischer (Berlin), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zukunftsfähigkeit durch sozialstaatliche Innovationen gewinnen zu dem Antrag der Gruppe der PDS: Rentenmoratorium 1996 (Drucksachen 13/4674, 13/3737, 13/5088, 13/5108) 10549C b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetzes (Wachstums- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz) (Drucksachen 13/4611, 13/5089, 13/5108, 13/5095) . 10549D c) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines arbeitsrechtlichen Gesetzes zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung (Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksachen 13/4612, 13/5107) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Annelie Buntenbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Arbeitsrechtliche Reformen als Baustein zur Neugestaltung der Arbeit (Drucksachen 13/4672, 13/5107) . . . 10550A d) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit (Drucksachen 13/4613, 13/5074) 10550B e) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von § 22 des Bundessozialhilfegesetzes (Drucksachen 13/4614, 13/5072) 10550 C f) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entlastung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (Beitragsentlastungsgesetz) (Drucksachen 13/4615, 13/5099) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Monika Knoche, Marina Steindor, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das solidarische Gesundheitswesen für die Zukunft sichern (Drucksachen 13/4675, 13/5099) 10550 C g) Antrag der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aachen), Brigitte Adler sowie weiterer Abgeordneter: Rechtliche Rahmenbedingungen der Altersversorgung und Erwerbstätigkeit von Frauen (Drucksache 13/4986) 10550 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Gruppe der PDS: Das Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes und der arbeits- und sozialrechtliche Teil des Programms der Bundesregierung für mehr Wachstum und Beschäftigung (Drucksache 13/5086) 10551A Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 10551 B Oskar Lafontaine, Ministerpräsident (Saarland) 10556 A Dr. Peter Struck SPD (zur GO) . 10561D, 10614B Horst Seehofer, Bundesminister BMG . 10562 A Günter Verheugen SPD 10565 C Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10566 A Dr. Hermann Otto Sohns F.D.P. . 10568 D, 10573 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10570B Dr. Barbara Hendricks SPD 10572 D Dr. Gregor Gysi PDS 10573 B, 10580 C Michael Glos CDU/CSU . . . 10575 D, 10580 B Dr. Barbara Höll PDS 10579 C Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10580 A, 10597 D Rudolf Dreßler SPD 10581 A Dr. Gisela Babel F.D.P 10585 B, 10590 D Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10588 D Jörg Tauss SPD 10590 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 10591 B Dr. Heiner Geißler CDU/CSU . 10592 C, 10598 A Margot von Renesse SPD 10597 A Petra Bläss PDS 10597 C, 10609 D Ulrike Mascher SPD 10599 C, 10603 B Christel Hanewinckel SPD 10602 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 10603A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10603 D Dr. Ruth Fuchs PDS 10605 B Herbert Lattmann CDU/CSU 10605 D Ottmar Schreiner SPD 10607 C Joachim Hörster CDU/CSU (zur GO) . 10614 A Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) 10614 C Jörg van Essen F.D.P. (zur GO) 10614 D Dr. Dagmar Enkelmann PDS (zur GO) . 10615 A Namentliche Abstimmungen . . 10611 A, 10616 A, 10619C, D Ergebnisse . . . 10611 B, 10617 A, 10620 A, 10623 A Präsidentin Dr. Rita Süssmuth 10564 B Vizepräsident Hans-Ulrich Klose . . . 10579 D Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer . . 10603 C Zusatztagesordnungspunkt 8: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a) bis f) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 114, 130, 131, 132, 133 und 134 zu Petitionen (Drucksachen 13/5101, 13/5102, 13/5103, 13/5104, 13/5105, 13/5106) 10625 C Zusatztagesordnungspunkt 9: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der ehemaligen US-Wohnsiedlung Hügelstraße in Frankfurt am Main (Drucksachen 13/4711, 13/5113) 10626 B b) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der ehemaligen US-Edwards-Wohnsiedlung in Frankfurt am Main (Drucksachen 13/4751, 13/5114) 10626 C c) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der ehemaligen US-Wohnsiedlung Platenstraße in Frankfurt am Main (Drucksachen 13/4752, 13/5115) 10626 C Nächste Sitzung 10627 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 10629* A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Hans Berger, Arne Börnsen (Ritterhude), Tilo Braune, Alfred Hartenbach, Gerd Höfer, Erwin Horn, Barbara Imhof, Hans-Ulrich Klose, Werner Labsch, Dr. Christine Lucyga, Rudolf Purps, Hermann Rappe (Hildesheim), Reinhold Robbe, Gerhard Rübenkönig, Dr. Emil Schnell und Peter Zumkley (alle SPD) zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Allgemeinen Magnetschwebebahngesetzes 10629* B Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 16 a bis g (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz, Zweites Gesetz zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch, Wachstums- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz, Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz u. a.) Waltraud Lehn SPD 10629* C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Renate Diemers (CDU/CSU) zur Abstimmung über die Gesetze im Rahmen des Programms „Für mehr Wachstum und Beschäftigung" (Tagesordnungspunkt 16) 10630* D Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Otto Regenspurger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit (Tagesordnungspunkt 16d) 10631 * A Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Werner Dörflinger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Entlastung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (Tagesordnungspunkt 16f) 10631* B Anlage 7 Amtliche Mitteilungen 10631* C 117. Sitzung Bonn, Freitag, den 28. Juni 1996 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt his einschließlich Antretter, Robert SPD 28.6. 96 * Behrendt, Wolfgang SPD 28. 6. 96 * Blunck, Lilo SPD 28. 6. 96 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 28. 6. 96 * Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 28. 6. 96 Gysi, Andrea PDS 28. 6. 96 Dr. Jacob, Willibald PDS 28. 6. 96 Jelpke, Ulla PDS 28. 6. 96 Dr. Kinkel, Klaus F.D.P. 28. 6. 96 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 28. 6. 96 Dr. Kolb, Heinrich L. F.D.P. 28. 6. 96 Dr. Maleuda, Günther PDS 28.6. 96 Michels, Meinolf CDU/CSU 28. 6. 96 Dr. Rexrodt, Günter F.D.P. 28. 6. 96 Scharping, Rudolf SPD 28. 6. 96 Dr. Scheer, Hermann SPD 28. 6. 96 * Dr. Schwaetzer, F.D.P. 28. 6. 96 Irmgard Terborg, Margitta SPD 28. 6. 96 * Vosen, Josef SPD 28. 6. 96 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 28. 6. 96 Zierer, Benno CDU/CSU 28. 6. 96 * für die Teilnahme an Sitzungen der parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Hans Berger, Arne Börnsen (Ritterhude), Tilo Braune, Alfred Hartenbach, Gerd Höfer, Erwin Horn, Barbara Imhof, Hans-Ulrich Klose, Werner Labsch, Dr. Christine Lucyga, Rudolf Purps, Hermann Rappe (Hildesheim), Reinhold Robbe, Gerhard Rübenkönig, Dr. Emil Schnell und Peter Zumkley (alle SPD) zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Allgemeinen Magnetschwebebahngesetzes - Drucksachen 13/3104 und 13/4527 Nr. 2 - am 9. Mai 1996e): Wir erklären, daß wir dem Gesetzentwurf zugestimmt haben. *) Vergleiche Plenarprotokoll 13/104, Seite 9116B, C. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zu Tagesordnungspunkt 16a bis g (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz, Zweites Gesetz zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch, Wachstum- und Beschäftigungsförderungs-Ergänzungsgesetz, Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz u. a.) Waltraud Lehn (SPD): Was uns ausgerechnet der für Gesundheit zuständige Minister hier vorlegt, läßt sich auch so beschreiben: „G" wie „Gnadenlose Klientelpolitik", „I" wie „Ignoranz der Proteste Hunderttausender", „F" wie „Folgenschwere Flickschusterei" , „T" wie „Tiefschlag gegen soziale Gerechtigkeit", mit einem Wort: Gift! Dieses Gift stammt aus der Küche des Herrn Kohl. Die Zutaten wurden von der F.D.P. geliefert, zusammengeführt haben sie die Giftköche Blüm und Seehofer, und heute entscheidet sich, wer das Gift unters Volk bringen wird. Eines ist allerdings sicher: Die SPD wird es nicht sein! Der Hartnäckigkeit der SPD ist es bereits zu verdanken, daß den Sozialhilfeempfängern die Giftpille, die die Bundesregierung für sie vorgesehen hatte, erspart bleibt. Zwar ist aus ihr auch keine wohlschmeckende Medizin geworden, aber ihre toxische Wirkung konnte wenigstens neutralisiert werden. Die unsozialen und ungerechten Vorstellungen der Bundesregierung zur Sozialhilfe konnten sich im Vermittlungsausschuß nicht durchsetzen. Es ist der SPD gelungen, zwar nicht ihre gesamten Vorstellungen durchzusetzen, aber gravierende Verbesserungen gegenüber dem Gesetzentwurf der Regierungskoalition konnten erreicht werden. Mit der Verhinderung der von der Bundesregierung für 1997 vorgesehenen Nullrunde und der Verhinderung eines fünfzehnprozentigen Abstandgebotes zwischen Sozialhilfe und Nettolöhnen konnten wir einen weiteren Stein aus dem unsozialen Kürzungsmosaik der Bundesregierung herausbrechen. Heute beraten wir das zwölfte Sparpaket in der Regierungszeit Kohl. Die Verfallszeiten der Kabinettsbeschlüsse werden immer kürzer. Die Arbeitsweise wird immer hektischer, die Ergebnisse immer mangelhafter, und die Verläßlichkeit und Berechenbarkeit dieser Bundesregierung nimmt immer weiter ab. Nach einer völlig überzogenen Mißbrauchsdebatte - also nach der Phase des Giftschleuderns - kommt jetzt der Angriff auf den Sozialstaat im Kern. Einen Hauptbestandteil zum Giftpaket der Bundesregierung hat Bundesgesundheitsminister Seehofer mit dem Beitragsentlastungsgesetz geliefert. Sein Gesetzentwurf ist ein reines Leistungskürzungsgesetz. Mit seiner unsozialen Belastung des einzelnen Kranken fügt er sich aber nahtlos in das Gesamtwerk dieser Bundesregierung ein. Sie verfolgt unter dem Deckmantel des Sparens nur ein Ziel wirklich ernsthaft: den Sozialabbau. Dafür kündigt sie den überparteilichen Sozialstaat-Konsens einseitig auf. Krankheit soll nicht mehr als ein Lebensrisiko von der Solidargemeinschaft abgesichert werden. Nein, zukünftig soll es ein individuelles Schicksal sein, mit dem der einzelne nach seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten selbst fertigwerden muß. Leistungskürzungen, -ausgrenzungen und Zuzahlungen belasten schon heute vor allem schwer oder chronisch Kranke und sind sozial völlig unausgewogen. Die von Bundesgesundheitsminister Seehofer jetzt geplanten weiteren Belastungen für die Versicherten werden jeden Arbeitnehmer/jede Arbeitnehmerin teuer zu stehen kommen, übrigens die durchschnittlich verdienenden am teuersten. Was soll denn nun eigentlich passieren? Die Erhöhung der Zuzahlung bei Arzneimitteln um jeweils 1 DM schafft einen giftigen Vorgeschmack für den, der Medikamente selten braucht. Speiübel wird dem, der viele Medikamente einnehmen muß. Die lange Wirkungszeit von Gift zeigt sich im Wegfall der Zuschüsse für ein Brillengestell: Was mit Zuzahlung beginnt, endet bei dieser Bundesregierung mit Leistungsausgrenzung. In diese Kategorie fällt auch die Streichung des Zuschusses für Versicherte unter 19 Jahren für Zahnersatz - und zwar sein Leben lang. Lapidar verweisen die Gesundheitspolitiker der Koalition auf die Prophylaxe, die schließlich in der Verantwortung eines jeden selbst liege. Aber welche Verantwortung trägt eigentlich ein Kind für die Vernachlässigung der Zahngesundheit durch seine Eltern? Und wie soll man einem heute 17jährigen erklären, daß er zwar lebenslang für den 19jährigen über die solidarische Krankenversicherung zahlen soll, selber aber aus diesem Leistungsbereich niemals etwas in Anspruch nehmen kann? Das Ziel der F.D.P. und ihres Erfüllungsgehilfen Seehofer ist klar, hier geht es nicht so sehr um eine Einsparung im Gesundheitswesen, sondern dies ist der erste Schritt, den Zahnersatz langfristig ganz aus dem Leistungskatalog der GKV zu streichen. Daß dies für viele Menschen eine zahnlose Zukunft bedeutet, scheint ihn nicht zu stören. Eine besonders hohe Dosis schnellwirkender Giftbestandteile ist die vorgesehene Absenkung des Krankengeldes um 10 Prozent, die ein Einsparvolumen von jährlich zirka 2 Milliarden DM bringen soll. Hier wird der unsoziale Charakter der Streichungsorgie dieser Bundesregierung besonders deutlich. Zum einen werden ausschließlich schwerkranke Versicherte betroffen. Zum anderen wird der Leistungsanspruch willkürlich bei einer Leistung abgesenkt, bei der Mißbrauch ausgeschlossen ist - und bei der die Höhe des Anspruches erworben wurde durch die geleisteten Beitragszahlungen. Die Kürzungsvorschläge bei Kuren finden nach der Rasenmähermethode statt. Das heißt: Giftversprengen und mal sehen, wen es trifft. Bei Vorliegen einer medizinischen Indikation macht es keinen Sinn, die Kurdauer zu verkürzen, den Wiederholungsintervall zu verlängern, die Zuzahlung zu erhöhen oder eine Urlaubsanrechnung vorzunehmen. Bei der Streichliste der Gesundheitsförderung hat die Regierung inzwischen selbst den Rückzug angetreten. Trotzdem ist die Gesundheitsfürsorge damit noch nicht gerettet. Wichtige prophylaktische und begleitende Arbeit leisten nicht nur die Selbsthilfegruppen, sondern auch die betriebliche Gesundheitsförderung und die vielen Kooperationspartner der Krankenkassen, angefangen von den Sportvereinen bis zu den Volkshochschulen. Gerade die Sportvereine erfüllen - von vielen unbeachtet - in hervorragender Weise die Aufgabe der Gesundheitsförderung durch Sport. Im Jahr 1995 gab es zum Beispiel allein 4 000 ambulante Trainingsgruppen für Herzgeschädigte, in denen Patienten, die früher sechs Wochen untätig im Bett lagen, durch Sport erfolgreich rehabilitiert wurden. Wer aber die Eigenverantwortung propagiert, der darf die Voraussetzungen und die Unterstützung nicht einstellen. Bundesgesundheitsminister Seehofer beklagt finanzielle Defizite, wird nicht müde, Beitragsstabilität anzumahnen und begründet damit seine geplanten Leistungskürzungen für die Versicherten. Gleichzeitig beschließt die Bundesregierung aber rückwirkend zum 1. Januar 1995 ein Gesetz, das die ärztlichen Honorare um 840 Millionen DM anhebt. Aber damit nicht genug: Auch bei den Arzneimitteln gibt es Klientelpolitik der F.D.P. den Ton an. Auf der einen Seite wird von den Patienten eine höhere Zuzahlung für Arzneimittel verlangt, auf der anderen Seite wird die Positivliste für Arzneimittel gestrichen und zusätzlich noch die Festbetragsregelung in den Stufen I und II faktisch ausgehebelt. All das läuft auf eine Schwächung des Solidarpaktes hinaus. Dabei wäre es möglich und vor allem auch besser, Solidarität zu stärken, anstatt sie immer weiter abzubauen. Im Gegensatz dazu steht das Produkt aus der Kohl-schen Küche, das nur eine Bezeichnung verdient: Gift! „G" wie „gegen die Frauen", „gegen die Jugend", „gegen die Kranken", „gegen die Alten" und „gegen eine Zukunft der sozialen Sicherheit und des sozialen Friedens" , „I" wie „irreführend für die 6 Millionen Arbeitssuchenden, die ernsthaft auf Arbeitsplätze hoffen", „F" wie „folgenschwer für alle, die ernsthaft erkranken" , „T" wie „total versagend für eine zukünftige Weiterentwicklung des Gesundheitswesens". Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Renate Diemers (CDU/CSU) zur Abstimmung über die Gesetze im Rahmen des Programms „Für mehr Wachstum und Beschäftigung" (Tagesordnungspunkt 16) Ich stimme den Gesetzentwürfen zu, da ich die Intention und Wichtigkeit, Arbeitsplätze zu schaffen und Eigenverantwortlichkeit zu stärken, ausdrücklich unterstütze. Meine Vorbehalte gegen Teile dieser Entwürfe, die verstärkt Frauen und Familien besonders nachteilig betreffen können, halte ich jedoch aufrecht. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Otto Regenspurger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit (Tagesordnungspunkt 16d) Ich werde nach sorgfältiger Prüfung dem Gesetzentwurf nicht zustimmen und mich der Stimme enthalten. Ich kann dem Gesetzentwurf deshalb nicht zustimmen, weil die Einschränkung der Bezügefortzahlung nach meiner Auffassung den tragenden und verfassungsfesten Grundsätzen des Berufsbeamtentums widerspricht. Das Alimentations- und das Lebenszeitprinzip bedeuten zwingend, daß Leistung und Gegenleistung sich nicht nach Zeitabschnitten sondern als Gesamtleistung gegenüberstehen. Es ist verfassungsrechtlich und politisch unzulässig, an den Bindungen des Beamten festzuhalten, die Rechtsstellung aber für frei disponibel zu erklären. Auch verstößt dieser Gesetzentwurf nach meiner Meinung gegen Artikel 3 GG. Ich werde den Gesetzentwurf allerdings auch nicht ablehnen, weil ich erst recht keine Bestrebungen unterstützen kann, die - entsprechend langfristiger Planungen von SPD und von Bündnis 90/Die Grünen - letztlich darauf hinauslaufen, das Beamtenverhältnis endgültig zu einem Arbeitnehmerverhältnis mit anderem Namen umzugestalten. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Werner Dörflinger (CDU/CSU) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Entlastung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (Tagesordnungspunkt 16f) Die beiden Gesetze enthalten u. a. Vorschriften, die durch spürbare Einschnitte im Kurwesen zu einer Rückführung der Beiträge in der Rentenversicherung und in der Krankenversicherung beitragen sollen. Während ich die mit den Gesetzen angestrebten Einsparziele grundsätzlich für notwendig halte und von daher auch gesetzgeberischen Handlungsbedarf akzeptiere, befürchte ich vor dem Hintergrund der herausragenden Bedeutung des Kurwesens in meinem Wahlkreis negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, insbesondere deswegen, weil alle vorgesehenen Maßnahmen zum gleichen Zeitpunkt greifen. Ich habe mich deswegen dafür eingesetzt, grundsätzlich an den Einsparmaßnahmen festzuhalten, sie aber vom Inkrafttreten her zeitlich so zu entzerren, daß den betroffenen Betrieben und Kurorten genügend Zeit bleibt, sich auf die neue Situation einzustellen und die beschäftigungspolitischen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, besonders im Reha-Bereich, wo zu den Einzelmaßnahmen die Budgetierung auf dem Stand des Jahres 1993 hinzukommt. Auch wenn ich mich mit diesen Vorschlägen nicht durchsetzen konnte, stimme ich den Gesetzen insgesamt zu, weil ich sie als Bestandteil der Umsetzung des Programms für mehr Wachstum und Beschäftigung für unverzichtbar halte. Anlage 7 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuß - Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur strukturellen Weiterentwicklung des öffentlichen Dienstrechts - Drucksachen 11/3129, 13/725 Nr. 10 - Ausschuß für Wirtschaft - Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 1995/96 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung - Drucksache 13/3016 - Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/3668 Nr. 1.12 Innenausschuß Drucksache 13/4514 Nr. 1.6 Drucksache 13/4514 Nr. 2.5 Rechtsausschuß Drucksache 13/218 Nr. 9 Drucksache 13/725 Nr. 50 Drucksache 13/1614 Nr. 1.3 Drucksache 13/3286 Nr. 2.1 Drucksache 13/4466 Nr. 1.1 Finanzausschuß Drucksache 13/4678 Nr. 2.49 Haushaltsausschuß Drucksache 13/4514 Nr. 2.27 Drucksache 13/4514 Nr. 2.43 Drucksache 13/4514 Nr. 2.45 Ausschuß für Wirtschaft Drucksache 13/3938 Nr. 2.33 Drucksache 13/4137 Nr. 2.29 Drucksache 13/4137 Nr. 2.50 Drucksache 13/4466 Nr. 2.9 Drucksache 13/4466 Nr. 2.11 Drucksache 13/4466 Nr. 2.13 Drucksache 13/4466 Nr. 2.14 Drucksache 13/4466 Nr. 2.15 Drucksache 13/4466 Nr. 2.16 Drucksache 13/4466 Nr. 2.17 Drucksache 13/4466 Nr. 2.19 Drucksache 13/4466 Nr. 2.23 Drucksache 13/4466 Nr. 2.25 Drucksache 13/4466 Nr. 2.27 Drucksache 13/4466 Nr. 2.34 Drucksache 13/4466 Nr. 2.35 Drucksache 13/4466 Nr. 2.41 Drucksache 13/4466 Nr. 2.43 Drucksache 13/4466 Nr. 2.62 Drucksache 13/4514 Nr. 2.48 Drucksache 13/4636 Nr. 3.2 Drucksache 13/4678 Nr. 2.24 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Drucksache 13/3286 Nr. 2.21 Drucksache 13/3668 Nr. 2.17 Drucksache 13/3938 Nr. 1.1 Drucksache 13/3938 Nr. 2.3 Drucksache 13/3938 Nr. 2.8 Drucksache 13/3938 Nr. 2.10 Drucksache 13/4137 Nr. 2.21 Drucksache 13/4137 Nr. 2.26 Drucksache 13/4137 Nr. 2.31 Drucksache 13/4137 Nr. 2.34 Drucksache 13/4137 Nr. 2.41 Drucksache 13/4137 Nr. 2.42 Drucksache 13/4137 Nr. 2.53 Drucksache 13/4137 Nr. 2.64 Drucksache 13/4137 Nr. 2.68 Drucksache 13/4466 Nr. 2.30 Drucksache 13/4466 Nr. 2.39 Drucksache 13/4466 Nr. 2.47 Drucksache 13/4466 Nr. 2.60 Drucksache 13/4514 Nr. 2.3 Drucksache 13/4514 Nr. 2.9 Drucksache 13/4514 Nr. 2.38 Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 13/4514 Nr. 2.15 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/4466 Nr. 2.7 Drucksache 13/4466 Nr. 2.38 Drucksache 13/4466 Nr. 2.46 Drucksache 13/4466 Nr. 2.56 Drucksache 13/4466 Nr. 2.58 Drucksache 13/4636 Nr. 2.4 Drucksache 13/4678 Nr. 2.46 Drucksache 13/4921 Nr. 2.22 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 13/2988 Nr. 1.25 Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 13/614 Nr. 1.1 Drucksache 13/1442 Nr. 1.6 Drucksache 13/4137 Nr. 1.2 Drucksache 13/4466 Nr. 2.1 Drucksache 13/4466 Nr. 3.1
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    Rede von Andrea Lederer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Bundesminister Blüm, Sie haben davon gesprochen, daß hier eine Veränderung der Fahrtrichtung beschlossen werden soll. Das sehe ich auch so. Aber die Richtung soll plötzlich nach rückwärts gehen. Und das halten wir einfach für den falschen Weg. Man kann die Bundesrepublik
    Deutschland auch nach vorne verändern, wenn man will.

    (Beifall bei der PDS)


    (Vorsitz : Vizepräsident Hans-Ulrich Klose)

    Und eines muß ich zu Ihrer Rede auch sagen: Wissen Sie, es gibt viele sozial Betroffene in dieser Gesellschaft, die jetzt vor den Fernsehern sitzen und erleben, was mit ihnen geschieht. Und Sie halten hier von Anfang bis Ende eine Büttenrede, in der Sie die sozial Schwachen in dieser Gesellschaft auch noch verspotten. Das haben die nicht verdient!

    (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Sie verunglimpfen natürlich auch die Demonstrantinnen und Demonstranten und die Proteste der Gewerkschaften. Es gibt aber zum Glück viele, die an ihrer Seite stehen. Sie sagen immer, Sie beugten sich nicht dem „Druck der Straße", es imponierten Ihnen weder Streikaktionen noch Demonstrationen. Aber wenn die Arbeitgeberpräsidenten einmal eine kleine Pressekonferenz geben, dann zucken Sie sofort zurück und machen alles, was sie Ihnen auftragen. Das ist die Realität der Politik dieser Koalition.

    (Beifall bei der PDS)

    Ihr Programm, das einen völlig falschen Namen trägt, ist in Wirklichkeit verfassungswidrig, arbeitnehmerinnen- und arbeitnehmerfeindlich, frauenfeindlich, kinder- und familienunfreundlich, gegen den Osten Deutschlands gerichtet, sozial grob ungerecht und in höchstem Maße unchristlich.

    (Beifall bei der PDS Dr. Guido Westerwelle [F.D.P.]: Ozonschädlich ist es bestimmt auch!)

    Ich will einmal etwas zur Verfassungswidrigkeit Ihres Programms sagen: Mit Ihren Beschlüssen, die Sie hier zur Abstimmung stellen, untergraben Sie weiter Art. 20 Abs. 1 des Grundgesetzes und damit den Konsens bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, den Sozialstaatskompromiß, den Sie gerade nach der deutschen Einheit Schritt für Schritt beseitigen wollen, weil Sie glauben, ihn im Rahmen einer Systemauseinandersetzung nicht mehr nötig zu haben. Dagegen müssen sich die Gewerkschaften wehren, wenn sie ihrer Funktion gerecht werden wollen.

    (Beifall bei der PDS)

    Sie verletzen aber auch Art. 3 des Grundgesetzes, nämlich den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz. Erklären Sie doch einmal Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in einem Unternehmen mit 10 Beschäftigten, weshalb sie eine völlig andere Rechtsstellung haben sollen als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem Unternehmen mit vielleicht 12, 13 oder 15 Beschäftigten. Das verstößt gegen Art. 3 des Grundgesetzes. Auch den Unternehmerinnen und Unternehmern können Sie nicht erklären, weshalb sie bei 10 Beschäftigten ganz andere Pflichten haben als bei 11 Beschäftigten. Nicht ein-

    Dr. Gregor Gysi
    mal diese einfachen Verfassungsregeln können Sie mit Ihren gesetzlichen Vorschlägen einhalten.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS - Widerspruch bei der CDU/CSU)

    Sie verletzen auch die Chancengleichheit für Frauen; denn gerade diese Maßnahmen werden in erster Linie Frauen betreffen, weil sie in Unternehmen mit wenig Beschäftigten tätig sind. Damit verletzen Sie erneut Art. 3 des Grundgesetzes. Sie verletzen auch Art. 9 des Grundgesetzes, der die Tarifautonomie sichert, und Sie verletzen das Gebot zur Angleichung der Lebensverhältnisse; denn mit Ihren Maßnahmen entscheiden Sie, 140 000 Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Osten Deutschlands zu streichen. Das sind immerhin Hilfsarbeitsplätze, die dort geschaffen worden sind. Damit verarmen Sie diese Region und werden Ihren entsprechenden Pflichten aus dem Grundgesetz nicht gerecht.

    (Beifall bei der PDS)

    Das, was Sie an Arbeitnehmerfeindlichkeit zum Ausdruck bringen, ist in jeder Hinsicht ein starkes Stück. Da argumentieren Sie bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in einer Art und Weise, als ob die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Deutschlands permanent krankfeiern würden. Seit wann richtet man geltendes Recht an einem möglichen Mißbrauch aus? Geltendes Recht muß an den Interessen der wirklich Bedürftigen ausgerichtet sein. Sie aber nehmen allen Kranken 20 Prozent von ihrem Lohn.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Gerade die, die besonders lange erkrankt sind, die besonders schwer erkrankt sind, werden das zu spüren bekommen. Meine Kollegin Müller hat schon darauf hingewiesen.
    Ihr ganzes Gebabbel zum Schutz des ungeborenen Lebens können Sie ab heute vergessen. Wer einer Schwangeren nicht einmal 100 Prozent Lohnfortzahlung bei Krankheit gewährt und wer darüber hinaus noch eine weitere Einschränkung vornimmt, die ich Ihnen gleich sagen werde und die Ihre Frauenfeindlichkeit besonders unterstreicht, sollte hier nie wieder mit diesem Argument kommen.
    Sie haben geregelt, daß Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Unternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten wenigstens für drei Jahre Vertrauensschutz haben, wenn sie jetzt schon Arbeitsverträge in der Hand haben. Das verstößt übrigens auch wieder gegen Art. 3 des Grundgesetzes, weil Sie dann in den gleichen Unternehmen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit unterschiedlichen Rechten bekommen, je nachdem wann sie den Arbeitsvertrag abgeschlossen haben. Davon aber ganz abgesehen, Sie waren nicht einmal bereit, eine Ausnahme zu konzedieren: bei der Erziehungszeit. Wenn jetzt eine Frau ein Kind zur Welt bringt und danach drei Jahre Erziehungsurlaub in Anspruch nimmt, dann hat sie den Vertrauensschutz verwirkt. Sie kommt zurück und kann sofort gefeuert werden. Das ist die frauenfeindliche Politik, die Sie hier betreiben.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Zu Ihren abenteuerlichen Regelungen zum Zahnersatz und zum Brillengestell - ich habe Ihnen das schon einmal gesagt -: Die nächste Generation bekommt von den gesetzlichen Krankenkassen bei Zahnersatz keine einzige Mark Zuschuß mehr. Sie wissen, daß Leistungen auf diesem Gebiet immer teurer werden, aber Sie regulieren die Preise auf diesem Gebiet nicht. Das heißt, Sie machen Armut wieder sichtbar über Zahnlosigkeit. Und offensichtlich vertreten Sie auch noch die Meinung, daß die Ärmeren in dieser Gesellschaft nicht zu lesen brauchen.

    (Beifall bei der PDS)

    Das wird gerade Familien in hohem Maße betreffen.
    Im übrigen: Ihre Maßnahmen zur Kostensenkung bei Kuren und ähnlichem treffen in besonderem Maße den Osten Deutschlands. Die meisten neuen Bundesländer leben heute zu einem großen Teil von Kuren und Touristik. Indem Sie dort die Mittel kürzen, bauen Sie direkt Arbeitsplätze ab und nehmen den neuen Bundesländern entsprechende Chancen. Auch das ist eine Wahrheit, zu der Sie sich bekennen sollten.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Das Ganze ist sozial grob ungerecht. Sie tun so, als ob diese Bundesrepublik Deutschland nur noch von den Lohnabhängigen und Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhifeempfänger zu bezahlen wäre. Sie tasten nie die Besitzstände der Vermögenden, der Besserverdienenden und der Reichen an. Solange Sie das nicht tun, bleiben Sie in höchstem Maße unglaubwürdig.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Die Bundesrepublik Deutschland hat nicht zuwenig Geld, es wird nur von den Falschen nicht geholt und höchst ungerecht verteilt. Das ist das Problem.

    (Zuruf des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.])

    - Ach wissen Sie, Prinz Sohns, eines muß ich Ihnen sagen: Adel verpflichtet, zumindest zum Edelmut. Davon war in Ihrer Rede nicht im geringsten etwas zu spüren.

    (Lachen und Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Die Vermögen in Deutschland vermehren sich explosionsartig. Das private Geldvermögen hat sich seit 1980 auf 3 500 Milliarden DM verdreifacht. Die Hälfte des Vermögens teilt sich eine dünne Schicht von 10 Prozent der Bevölkerung. 50 Prozent der Bevölkerung müssen sich 2,5 Prozent des Vermögens teilen. Die Zahl der Vermögensmillionäre hat sich seit 1980 knapp vervierfacht. 5 Prozent der westdeutschen Haushalte besitzen über 30 Prozent des Geld-

    Dr. Gregor Gysi
    vermögens. 25 Prozent verfügen über kein Vermögen, mehr als 2,3 Millionen Arbeitslose, Rentnerinnen und Rentner und Heiminsassen müssen ständig von Sozialhilfe leben.
    Ich sage Ihnen: Greifen Sie Besitzstände an, gehen Sie zu den 10 Prozent in der Bevölkerung, die über das meiste Vermögen verfügen! An diese Besitzstände hat sich diese Regierung noch nie - und sei es wegen einer einzigen Mark - herangetraut.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Seit 15 Jahren steigen auch die Gewinne der großen Unternehmen. Sie stiegen um 115 Prozent, während die Löhne real so gut wie überhaupt nicht gestiegen sind. Auch das ist eine Tatsache. Ich rede hier nicht vom Mittelstand, von dem Sie immer sprechen, den Sie aber in Wirklichkeit gar nicht fördern. Der zahlt ehrlich seine Steuern.

    (Beifall bei Abgeordneten der PDS)

    Aber die Banken verdoppeln ihre Gewinne und zahlen weniger Steuern. Die Großkonzerne zahlen ihre Steuern woanders. Wann machen Sie etwas dagegen? Sie reden vom Sozialmißbrauch der Sozialhilfeempfänger und lassen sich Milliarden bei den Banken und Großkonzernen durch die Lappen gehen, ohne irgend etwas dagegen zu unternehmen.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Natürlich sind Maßnahmen erforderlich, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen und vorhandene zu erhalten. Welche Maßnahmen könnten das sein? - Ein ganz anderes Reformprogramm! Darin würde es um Arbeitszeitverkürzung gehen, es würde darum gehen, Lohnnebenkosten nicht länger nach der Zahl der Beschäftigten und der Bruttolohnsumme zu berechnen, sondern nach Umsatz und Gewinn.
    Es würde darum gehen, Finanz- und Spekulationsgeschäfte hoch zu besteuern, Produktion geringer. Die kleinen und mittleren Unternehmen könnten unterstützt werden. Es ginge endlich wieder darum, den Binnenmarkt, die Nachfrage zu stärken. Dafür müßten Sie die Kaufkraft erhöhen. Wenn Sie die Kaufkraft wieder um Milliarden reduzieren, heißt das: Produktions- und Dienstleistungsrückgang und weiterer Arbeitsplatzabbau.

    (Beifall bei der PDS)

    Ihr Programm ist ein Programm gegen Beschäftigung.
    Sie müssen den Mut haben, an die über 700 Milliarden DM frei vagabundierendes Kapital heranzugehen. Hier fehlt Ihnen jede Courage, das zu tun. Sie müßten Möglichkeiten zu einer gerechten Besteuerung von Unternehmen finden. Sie müßten zu einer Vermögensteuer kommen, die man auch wirklich so nennen kann, doch Sie schaffen sie ab. Sie müßten zu einer gerechten Erbschaftsteuer kommen und eine Quellensteuer gegen Steuer- und Kapitalflucht einführen. All das wäre möglich, wenn Sie wollten.
    Natürlich kann man auch einsparen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Sie könnten endlich bei der Rüstung und der Bürokratie einsparen ebenso beim Transrapid. Sie könnten auch bei Protzbauten in Berlin einsparen.

    (Beifall bei der PDS)

    Sie könnten bei den überflüssigen Geheimdiensten und bei Subventionen einsparen. Ich kann Ihnen noch viele weitere Beispiele nennen. Sie könnten die Ökologie vorantreiben, es gäbe viele Möglichkeiten, die Bundesrepublik Deutschland zu verändern. Aber Sie nutzen diese alle nicht. Tun Sie nicht so, als ob Ihre Politik der Einsparung zu Lasten der Lohnabhängigen und sozial Schwachen alternativlos wäre. Das ist sie nicht.
    Ich sage Ihnen: Wenn wir schon sparen, dann sollten wir uns am besten diese Regierung sparen.

    (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Kollege Michael Glos, CDU/CSU.

(Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich sage nur: China, China, China! Jetzt hören wir etwas über China!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Glos


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Zur Demokratie gehört auch, daß man viel erträgt und sich einen Klassenkämpfer anhören muß, der eigentlich sehr beschämend geredet hat. Die Kommunisten in der ehemaligen DDR haben Armut, Elend und Unfreiheit für alle bewirkt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der PDS)

    Deswegen würde ich mich schämen, Herr Gysi, hier eine so klassenkämpferische Rede zu halten.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber Sie mögen doch neuerdings die Kommunisten! Die in Peking sind doch Ihre besten Freunde geworden!)

    Kommunisten wieder Macht über die deutsche Wirtschaft zu geben wäre genauso töricht, wie ausgerechnet einen Totengräber zum Geburtshelfer zu machen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Sagen Sie doch einmal etwas zu den chinesischen Kommunisten!)

    Von Herrn Gysi bin ich aber überhaupt nicht enttäuscht, ich habe nichts anderes erwartet. Enttäuscht hat mich die Rede von Herrn Ministerpräsidenten Lafontaine. Er hat in der Sache keinerlei Vorschläge geboten. - Ich kann verstehen, verehrter Herr Fraktionsvorsitzender, daß er sich nach der Rede von Herrn Gysi erst einmal kurz erleichtern muß. - Dabei hatte ich doch sehr stark gehofft, daß Herr Lafontaine konkrete Vorschläge macht. Er hat nur Forderungen auf-

    Michael Glos
    gestellt, er hat keinerlei Finanzierungsvorschläge gemacht, er hat nur gefordert, daß wir unsere Sozialsysteme tragfähiger machen müssen. Er redet - selbstverständlich, wer will es ihm verwehren? - wie ein Ministerpräsident, der gewohnt ist, daß sein Haushalt alimentiert wird. Aber es gibt keine finanzielle Macht dieser Erde, die die Bundesrepublik Deutschland auf Dauer finanziell alimentieren könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deswegen müssen wir unsere Volkswirtschaft wieder in Ordnung bringen. Noch gehört die deutsche Volkswirtschaft zu den leistungsfähigsten Volkswirtschaften in der ganzen Welt. Wir haben ein großes Potential an gut ausgebildeten, leistungsbereiten Menschen. Wir haben eine hervorragende Infrastruktur. Wir haben weltweite Handelsbeziehungen. Wir haben freien Zugang zu den Kapitalmärkten, und wir genießen vor allen Dingen noch Vertrauen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Wo ist Herr Lafontaine?)

    Tiefe Sorge macht mir die Tatsache, daß wir mehr als 4 Millionen Menschen in Deutschland haben, die Arbeit suchen und gerne arbeiten würden, denen aber gegenwärtig der Zugang zum Arbeitsmarkt offensichtlich verwehrt ist. Ich weiß, daß es kein Patentrezept zur Lösung dieses Problems gibt. Wir wollen, daß das gewaltige Potential unserer Volkswirtschaft, das zugedeckt ist, wieder freigesetzt wird. Wir müssen Abschied nehmen von einem aufgeblähten sozialen Versorgungssystem, einem zu hohen Staatsanteil und einem zu engmaschigen Gesetzes- und Regelwerk.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn jede dritte Mark des Volkseinkommens in den Sozialbereich fließt und die Sozialversicherungsbeiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern insgesamt auf 40 Prozent angestiegen sind, ist dringend Zeit zum Handeln, und das tun wir im Interesse der deutschen Volkswirtschaft.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein Sozialstaat nimmt sich dann seine wirtschaftliche und finanzielle Grundlage, wenn er die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft gefährdet und Wildwuchs hinnimmt. Wir werden diesen Wildwuchs beschneiden; Horst Seehofer hat vorhin Beispiele gebracht. Das deutsche Volk ist in den letzten vier Jahren nicht um so viel kränker geworden, wie die Zahl der Kuren angestiegen ist. Schlemmeressen und Bauchtanzkurse - und was weiß ich noch - müssen nicht auf Kosten der Krankenkasse finanziert werden.
    Die Sicherung unseres Sozialstaates wird vor allen Dingen dann gelingen - und um diese Sicherung geht es uns -, wenn wir die Ausgaben auf das wirklich Notwendige reduzieren. Dazu brauchen wir wieder ein Gleichgewicht zwischen Solidarität und richtiger Eigenverantwortung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ludwig Erhard, dessen Regeln heute in vielen Reformländern gefragt sind und von dem viele lernen, hat vor 40 Jahren gesagt:
    Soziale Hilfe ist nur auf der Grundlage einer leistungsfähigen Wirtschaft möglich. Deshalb ist es notwendig, daß das Subsidiaritätsprinzip als eines der wichtigsten Ordnungsprinzipien für die soziale Sicherung anerkannt und daß Selbsthilfe und Eigenvorsorge so weit wie möglich Vorrang eingeräumt wird.
    Deswegen gehen die polemischen Angriffe, wie wir sie zum Beispiel gestern vom IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel hören mußten, der gesagt hat, wir wollten Kapitalismus pur verwirklichen,

    (Peter Dreßen [SPD]: Der Mann hat recht!) ins Leere.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die CDU und die CSU werden sich immer den Lehren Ludwig Erhards verpflichtet fühlen, und das bedeutet Soziale Marktwirtschaft.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Wenn es denn so wäre!)

    Das bedeutet - auch wenn Sie es nicht hören wollen - Eigenverantwortung, eigene Beiträge zur Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes.
    Wenn man einmal für zwei Wochen krankheitsbedingter Fehlzeiten zwei Urlaubstage einbringen muß, dann bedeutet das bei über 30 Urlaubstagen beileibe keinen sozialen Kahlschlag. Das glauben Ihnen die Menschen im Land auch nicht. Neben Luxemburg ist Deutschland heute das einzige Land, in dem krankheitsbedingte Fehlzeiten genauso wie Arbeit bezahlt werden. Angesichts der Tatsache, daß wir in Deutschland ohnedies die kürzesten Arbeitszeiten und den längsten Urlaub haben, ist diese Selbstbeteiligung - um nicht mehr und nicht weniger geht es letzten Endes - durchaus zumutbar.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Fällt Ihnen nichts Neues ein?)

    Unser Bundespräsident Roman Herzog hat in der letzten Woche deutlich gemacht:
    Der Standort Deutschland wird nicht durch die Globalisierung an sich bedroht. Er wäre es nur, wenn sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf den Tempowechsel nicht ausreichend und rasch genug einstellen würden.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir leben nicht auf einer naturgesetzlich garantierten Insel des Wohlstandes, wenn sich weltweit um uns alles verändert.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Ich möchte an dieser Stelle noch einmal Roman Herzog zitieren:
    Der Strukturwandel muß so oder so bewältigt werden. Aber je offener wir uns ihm stellen, desto mehr können wir ihn aktiv gestalten und ihm damit Nutzen für uns abgewinnen.

    Michael Glos
    Genau das wollen wir mit unserem Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wer zu diesem Programm nur nein sagt, wer nur blockiert und Reformen verhindern will, wie es SPD und Grüne tun, der verpaßt die Zukunft. Mit RotGrün wäre Deutschland wie ein Maikäfer auf dem Rücken: hilflos zappelnd und sich nicht mehr fortbewegen könnend.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Herr Lafontaine hat vorhin nach Politik für die Jugend gefragt. Er hat beklagt, in dem Programm stehe nichts für die Jugend. Wenn wir wieder mehr Arbeitsplätze in Deutschland ermöglichen,

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wo kommen die denn bei Ihnen her?)

    dann ist das Politik für die Zukunft und Politik für die Jugend.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Diesem Ziel müssen sich nicht nur die Politiker und die Tarifpartner verpflichtet fühlen, sondern alle gesellschaftlichen Kräfte in unserem Land. Mit der Ankündigung eines heißen Sommers ist keinem einzigen Arbeitslosen geholfen und kein einziger Arbeitsplatz geschaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Krampfhaftes Festhalten am Status quo gefährdet die wirtschaftliche und soziale Zukunft unseres Landes.
    Ich möchte an der Stelle einmal sagen: Ich habe es satt, wenn uns viele hochbezahlte Verbandsfunktionäre in Bonn immer nur Ratschläge geben, wie wir beim kleinen Mann bzw. bei der kleinen Frau noch mehr sparen müssen. Ich erwarte auch, daß andere, denen es leichter fällt, in unserer Gesellschaft endlich mit zupacken. Wenn es hier Verbände gibt, die fünf Tage lang einen Betriebsausflug - sicherlich mit einem kleinen Eigenbeitrag - nach Hawaii oder nach Florida machen, dann ist das nicht richtig.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich vermisse die Gemeinschaftsleistung bei uns im Land. Die Politik ist ein Stück vorangegangen. Es ist nicht allen von uns leichtgefallen - man braucht gar nicht darum herumzureden -, als einzige Gruppe auf Diätenanpassungen zu verzichten. Wir haben es dennoch getan, weil irgendjemand in diesem Lande vorangehen muß. Und hören Sie endlich auf, überall nur Bremsklötze zu setzen!

    (Günter Verheugen [SPD]: Wer soll folgen?)

    - Herr Verheugen, an Ihrer Stelle wäre ich ganz ruhig. Unter Ihrer glorreichen Führung hat die SPD-Fraktion beschlossen, eine neue Neidsteuer einzuführen,

    (Widerspruch bei der SPD)

    die exakt da einsetzt, wo das Einkommen eines Bundestagsabgeordneten aufhört.

    (Erneuter Widerspruch bei der SPD)

    Das ist für Sie der Maßstab aller Dinge. Meine sehr verehrten Damen und Herren, mit einer solchen Einstellung läßt sich hier in unserem Land nichts vorwärtsbringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Günter Verheugen [SPD]: Wer soll denn dem Beispiel folgen?)

    Ich will jetzt gar nicht auf den Bremer Vulkan zu sprechen kommen; das war ein beschämendes Kapitel. Eine einzige große Beschäftigungsgesellschaft

    (Zurufe von der SPD)

    mit einem größenwahnsinnigen Sozialdemokraten an der Spitze. Ich möchte vielmehr reden über die vielen guten Beispiele im Land.
    Die Betriebsräte in vielen deutschen Unternehmungen sind längst weiter als ihre Gewerkschaftszentralen. Sie schließen vor Ort flexible und maßgeschneiderte Vereinbarungen ab. Und diese aus der Betriebs- und Lebenswirklichkeit geborenen vielen kleinen Bündnisse für Arbeit helfen dem Arbeitnehmer mehr als Sprüche auf Großkundgebungen, wie sie auch zur Stunde wieder veranstaltet werden.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir möchten mit unserer Politik unseren Wohlstand und unsere soziale Sicherheit in Deutschland erhalten. Dazu müssen wir aber auch reformbereit sein, und wir haben Verantwortung vor den nachfolgenden Generationen.