Rede von
Karl
Lamers
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich finde, der letzte Beitrag hat in besonders plumper und - ich scheue mich nicht, es zu sagen - widerlicher Weise deutlich gemacht,
daß es hier nur um eines geht: um eine infame Verleumdung des Kollegen Waigel.
Sie haben in Ihrer Rede nichts vorgebracht, was einen einzigen Ihrer Sätze rechtfertigte. -Sie haben Herrn Waigel überhaupt nicht zitiert.
Die Sätze, die von dem Kollegen Weisskirchen endlich einmal zitiert worden sind, rechtfertigen nicht einmal annäherungsweise das, was Sie hier vorgetragen haben.
Die Kollegen kennen mich gut genug, um zu wissen, daß es lange dauert, bis ich solche Sätze sage. Ich verstehe nicht, wie man Sie hat reden lassen kön-
Karl Lamers
nen. Ich muß es wirklich sagen. Es ist mir wirklich unverständlich.
Wenn es uns wirklich um das deutsch-tschechische Verhältnis geht, dann war die ganze Veranstaltung überflüssig, Herr Kollege Verheugen. Es ist ja in der Tat so: Durch das Wahlergebnis in Tschechien sind die Dinge auf der tschechischen Seite etwas schwieriger geworden. Wenn Sie recht haben sollten, ist das nicht der Fall. Um so besser! Aber eine solche Befürchtung gibt es doch. Deshalb sollten wir, die wir uns in der Regel bislang bemüht haben, dieses Thema sehr, sehr behutsam behandeln.
Frau Kollegin Vollmer, ich bin wirklich dankbar, daß ich Sie wieder ansprechen kann. Sie haben etwas Falsches gesagt, aber vor einem richtigen Hintergrund. Sie haben die CSU aufgefordert, endlich ihre Rolle zu spielen. Die CSU spielt ihre Rolle.
- Ja, das weiß jeder. Sie wissen das auch; Sie wissen das sehr gut. Das wissen auch manche Kollegen in der SPD. Jedermann weiß, daß diese Rolle keine ganz leichte ist.
Ich finde, vor diesem Hintergrund hat der Bundesfinanzminister als Vorsitzender der CSU auf dem Sudetendeutschen Tag eine hervorragende Rede gehalten.
Ich habe mir die Zitate, die er gebracht hat, alle angestrichen. Er hat mir die Rede übrigens sofort geschickt,
weil ich am nächsten Tag manche Anfragen hatte - übrigens dieses Mal nur von Journalisten von deutschen Zeitungen. Sie alle habe ich gefragt: Wo gibt es denn die große Aufregung in Prag? Die Aufregung haben Sie hier in Deutschland zu inszenieren versucht. In Prag hat es sie nicht gegeben.
Ich habe aus dem zitiert, was Kollege Waigel gesagt hat. Darauf haben viele Journalisten gemeint: Eigentlich lohnt es sich gar nicht, darüber etwas zu schreiben.
Es stehen wunderbare Sätze in dieser Rede, Sätze von Wärme und Verständnis getragen.
- Diese Kollegin hat die Rede nicht gelesen.
Sonst müßte ich ihr etwas unterstellen, was ich ihr gar nicht unterstellen darf, jedenfalls nicht öffentlich.
Ich muß schon sagen: Das ist nicht in Ordnung. Das, was Sie hier versucht haben, ist wirklich nicht in Ordnung.
Nun lassen Sie uns einen Strich unter die Angelegenheit ziehen! Lassen Sie uns das versuchen, so wie wir das in der Vergangenheit oft getan haben! Ich habe immer anerkannt, daß Sie sich bei Ihren sozialdemokratischen Freunden in Prag sehr darum bemüht haben, daß nicht die nationalistische Karte gezogen wird. Das ist Ihnen auch gelungen. Dafür danke ich Ihnen. Für die heutige Veranstaltung kann ich Ihnen nicht danken. Ich hoffe, daß ich Ihnen bei nächster Gelegenheit dafür danken kann, daß Sie nach diesem Ausrutscher, der völlig überflüssig war, wieder einen konstruktiven Beitrag geleistet haben.
Ich bedanke mich.