Rede von
Freiherr
Reinhard
von
Schorlemer
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte über diese Aktuelle Stunde die Worte Verantwortungsbewußtsein und Besonnenheit setzen und deshalb zu zwei Vorrednern zwei Bemerkungen machen.
Erstens. Herr Kollege Meckel, ich habe aus Ihren Worten leider den Eindruck gewonnen, daß hier eher eine Art Verleumdungsinszenierung stattfinden sollte, als daß wirklich Zitate aus der Rede unseres Finanzministers angeführt wurden.
Zweitens. Herr Zwerenz, Sie und Ihre politischen Freunde müssen die Frage beantworten: Welche Panzer sind denn 1968 in Prag eingerollt?
Reinhard Freiherr von Schorlemer
Ich empfehle uns allen, die Rede des Finanzministers sorgfältig zu lesen. Ich werde jetzt einige Zitate anführen. Er sagt dort:
Am Ende der 90er Jahre ist eine Reihe von politischen Visionen dieses Jahrhunderts Realität oder zumindest realisierbar geworden: die Vision der deutschen Heimatvertriebenen, die in einer gemeinsamen europäischen Zukunft den einzigen Weg sahen, millionenfaches Unrecht zu überwinden und das Heimatrecht für alle Menschen zu verwirklichen.
Es heißt weiter:
Die Sudetendeutschen haben Brücken nach Osten gebaut.
Er führt weiter aus:
Sie handeln damit gemäß der Selbstverpflichtung in der Charta der Heimatvertriebenen aus dem Jahre 1950. In diesem großartigen und für die Welt beispielgebenden Dokument haben die Vertriebenen, noch unter dem Eindruck der Not, des Elends und der Grausamkeit der Vertreibung, auf Rache und Revanche verzichtet.
Er führt in seiner Rede weiter aus:
Dabei weiß jeder: Kein Tscheche braucht Angst zu haben, dabei Haus und Hof zu verlieren.
Er fügt weiter hinzu:
Die Anerkennung des Rechts auf Heimat beinhaltet etwas anderes: Es geht um den zutiefst im natürlichen Recht eines jeden Menschen wurzelnden Anspruch darauf, dort leben zu können, wohin er eine innere Verbindung hat.
Er verweist dann auf die Erfahrungen des deutschfranzösischen Weges zu dieser gemeinsamen hervorragenden nachbarschaftlichen Beziehung.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hatte Gelegenheit, anläßlich des Parteitages der ODA im März in Prag im Beisein von Herrn Klaus sagen zu dürfen: Diese deutsch-tschechische Vereinbarung muß vor der Geschichte und damit vor den Deutschen, den Tschechen und - das füge ich hinzu - den Sudetendeutschen Bestand haben.
Ich glaube fest daran: Dies wird uns gelingen. Die CDU will eine solche Vereinbarung auch vor den entscheidenden EU-Aufnahmeverhandlungen. Sie will diese Vereinbarung insbesondere, weil wir durch das gegenseitige Vergeben am Ende dieses Jahrhunderts und Jahrtausends ein neues Fundament für ein versöhntes Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen erreichen wollen.
Meine Damen und Herren, zum Abschluß lassen Sie mich folgendes sagen: Ich bin davon überzeugt, daß sich das deutsch-tschechische Verhältnis, das ein gutes Verhältnis ist, weiterentwickeln wird. Denn, so formulierte es - auch in Nürnberg - der bayerische Ministerpräsident Stoiber:
Wir wollen doch gemeinsam eine Erklärung zustande bringen, die nicht wieder vieles offenläßt, sondern die Bestand hat - Bestand vor der Geschichte, Bestand vor den Deutschen, den Sudetendeutschen, den Tschechen, die Bestand hat in Europa. Nicht banale Schlußstricherklärungen haben Bestand, sondern Gesten und Worte, die im Wissen um die Vergangenheit und im Willen, geschlagene Wunden zu heilen, in die Zukunft weisen.