Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zuerst möchte ich mich bei Ihnen vom Bündnis 90/Die Grünen herzlich dafür bedanken, daß Sie der Bundesregierung mit Ihrer Großen Anfrage die Möglichkeit gegeben haben, ihre Aktivitäten im Rahmen von Tropenwaldschutzprogrammen darzustellen. Ich glaube, wir können eine beachtliche Bilanz aufweisen.
Auch mit dem, was Sie, Frau Köster-Loßack, hier vorgetragen haben, und den Forderungen, die Sie erhoben haben, können wir weitgehend übereinstimmen. Ich glaube, daß ich das an dieser Stelle so formulieren darf.
Ich bin auch ziemlich sicher, daß Sie damit einverstanden sind, wenn ich trotz des Tatbestandes, daß Sie sich schwerpunktmäßig auf Brasilien bezogen haben - ich komme darauf gleich zurück -, darauf hinweise, daß die Problematik des Schutzes des Tropenwaldes nicht auf Brasilien beschränkt ist. Diese Frage spielt auch in vielen anderen Teilen der Erde eine Rolle und bereitet uns Sorgen. Dort gibt es Positives und Negatives zu vermelden.
Wenn man zu Tropenholzboykotten aufruft, muß man sich darüber im klaren sein, daß viele Bürger von diesen Hölzern, zum Beispiel deren Export, leben. Auf der anderen Seite muß man wissen, daß dann, wenn keine ökonomische Nutzung möglich ist, das Interesse vieler Menschen verlorengeht, den Wald, von dem und in dem sie leben, wirklich zu schützen.
Häufig ist der Schutz eine Sisyphusarbeit, und manchmal kommen wir zu spät. Aber für viele Wälder dieser Erde ist es noch nicht zu spät. Das gilt auch für Brasilien.
Sie haben einen ganz wichtigen Punkt angesprochen: Es ist entscheidend, daß wir die Bürger vor Ort einbinden. Das gilt nicht zuletzt für die indigenen Völker. Wir beide haben uns ja vor 14 Tagen, in unterschiedlichen Gesprächen, mit den Repräsentanten der indianischen Völker unterhalten. Ich habe ihnen von seiten der Bundesregierung zusagen können, daß wir die Interessen dieser indigenen Völker nachhaltig berücksichtigen und die Berücksichtigung dieser Interessen auch gegenüber der brasilianischen Regierung anmahnen werden.
Wir haben eine weitere gute Gelegenheit zum Gespräch, da eines der jährlich stattfindenden Treffen zur Beratung des Pilotprogramms für Brasilien Anfang September in Bonn stattfinden wird. Dann wird zum Beispiel auch das von Ihnen angesprochene Dekret auf dem Prüfstand stehen, nämlich die Frage, in welcher Weise die Bundesregierung von Brasilien nach wie vor daran festhält, daß die Demarkierung von Indianergebieten fortgesetzt wird.
Wir werden auf jeden Fall darauf achten, daß dieser Mechanismus erhalten bleibt. Ich bedanke mich übrigens ausdrücklich, daß auch Sie hier wiederholt haben, daß wir davon abraten, jetzt die Demarkierungsprozesse zu stoppen, weil wir davon ausgehen, daß bald nach der juristischen Bewertung der Einsprüche die klassischen Demarkierungsarbeiten fortgesetzt werden können.
Eine abschließende Bemerkung: Es ist aus unserer Sicht in der Tat von ganz entscheidender Bedeutung, daß wir Bewußtseinsbildung betreiben - bei uns, aber natürlich auch gerade in den Ländern, wo die politisch Verantwortlichen noch nicht immer das Maß an Bereitschaft zur Zusammenarbeit erreicht haben, das notwendig wäre, um den Tropenwald wirklich zu schützen.
In dem Sitzungsraum unseres Ausschusses hängt ein Bild mit der berühmten Zeile: „Der Tropenwald
Parl. Staatssekretär Klaus-Jürgen Hedrich
ist weit weg, aber nicht mehr lange". Wir wollen dazu beitragen, daß der Tropenwald in Brasilien noch sehr, sehr lange weit weg ist.
Herzlichen Dank.