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ID1310016600

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    Plenarprotokoll 13/100 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 100. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. April 1996 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1: Fragestunde - Drucksache 13/4403 vom 19. April 1996 - Rückgang des deutschen Bedarfs an Bestrahlungskapazitäten am Hochflußreaktor (HFR) in Petten/Niederlande in den letzten Jahren MdlAnfr 4 Horst Kubatschka SPD Antw PStSekr Bernd Neumann BMBF 8867 B ZusFr Horst Kubatschka SPD 8867 C Übermittlung des Rechtshilfe-Ersuchens des Berliner Kammergerichts zur Zeugenvernehmung des iranischen Geheimdienstministers Fallahian nach Teheran; Vorliegen von Erkenntnissen über seitens der iranischen Regierung verantwortete Terroranschläge, z. B. im Fall Mykonos MdlAnfr 7 Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw PStSekr Rainer Funke BMJ . . . 8868 B ZusFr Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8869 A ZusFr Norbert Gansel SPD 8869 C ZusFr Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8869 D Finanzierung und Fertigstellung des ICE-Streckenteils ,,Weddeler Schleife" bis 1998 und Erhaltung des ICE-Haltepunkts Braunschweig MdlAnfr 10, 11 Bodo Seidenthal SPD Antw PStSekr Johannes Nitsch BMV . . 8870A, B Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten deutscher Seehäfen durch die geplante Anbindung Rotterdams an das deutsche Schienennetz bei Emmerich MdlAnfr 12, 13 Lisa Peters F.D.P. Antw PStSekr Johannes Nitsch BMV 8870C, 8871 B ZusFr Lisa Peters F.D.P. 8870D, 8871C, 8872 B ZusFr Konrad Kunick SPD 8872 A ZusFr Dr. Barbara Hendricks SPD . . . 8872A, D Durchreisevisa von Österreich und Kroatien für rückkehrwillige Bosnienflüchtlinge MdlAnfr 14 Jörg Tauss SPD Antw StMin Dr. Werner Hoyer AA . . 8873 A ZusFr Jörg Tauss SPD 8873 B ZusFr Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8873 D Zurückweisung der auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Jakarta Schutz suchenden osttimoresischen Flüchtlinge durch das dort eingesetzte einheimische Wachpersonal; Verhinderung einer Verfolgung dieser Personen MdlAnfr 15, 16 Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw StMin Dr. Werner Hoyer AA . . . 8874 A, B ZusFr Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8874 C Zurückweisung der auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Jakarta Schutz suchenden osttimoresischen Flüchtlinge durch das dort eingesetzte einheimische Wachpersonal; Verhinderung einer Verfolgung dieser Personen MdlAnfr 17, 18 Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Antw StMin Dr. Werner Hoyer AA . . 8875A, B ZusFr Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 8875 C ZusFr Amke Dietert-Scheuer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8875 C Vorschriften zur Reglementierung von Kryptographie MdlAnfr 22 Jörg Tauss SPD Antw PStSekr Eduard Lintner BMI . . 8876A ZusFr Jörg Tauss SPD 8876 A Gesamtausgaben sowie Einnahmeausfälle des Bundes aufgrund der Förderungsmaßnahmen für Unternehmen in den neuen Bundesländern, insbesondere Investitionshilfen und Sonderabschreibungen, seit 1993; neu geschaffene Arbeitsplätze; Anteil westdeutscher Firmen MdlAnfr 29, 30 Hans Büttner (Ingolstadt) SPD Antw PStSekr Dr. Norbert Lammert BMWi 8877A, C ZusFr Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . 8877A, D ZusFr Peter Dreßen SPD 8878 C Umfang des von der Bundesrepublik Deutschland zu tragenden Ausfallrisikos für den in diesem Jahr von deutschen Banken an Rußland vergebenen Kredit in Höhe von 4 Mrd. DM MdlAnfr 31, 32 Otto Schily SPD Antw PStSekr Dr. Norbert Lammert BMWi 8878D, 8879C ZusFr Otto Schily SPD 8878D, 8879 D ZusFr Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8879B, 8880 D ZusFr Dr. Barbara Hendricks SPD . . . 8880 C ZusFr Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8881A Tagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde betr. bundespolitische Konsequenzen auf Grund der Freisetzung von Dioxinen anläßlich des Brandes von PVC, PCB und anderen Stoffen auf dem Düsseldorfer Flughafen Dr. Jürgen Rochlitz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8881 B Wolfgang Schulhoff CDU/CSU 8882 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 8883 B Dr. Klaus Röhl F.D.P 8884 B Eva Bulling-Schröter PDS 8885 B Norbert Königshofen CDU/CSU . . . 8886A Ursula Burchardt SPD 8886 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 8887 D Dr. Peter Paziorek CDU/CSU 8888 D Dr. Barbara Hendricks SPD 8890A Hans-Wilhelm Pesch CDU/CSU . . . 8890 D Marion Caspers-Merk SPD 8891 D Josef Hollerith CDU/CSU 8892 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 8893 B Nächste Sitzung 8895 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . 8897* A Anlage 2 Anzahl der in Klein- und Mittelbetrieben beschäftigten Arbeitnehmer MdlAnfr 1, 2 - Drs 13/4403 -Dr. Gerald Thalheim SPD SchrAntw PStSekr Rudolf Kraus BMA . . 8897* D Anlage 3 Ansiedlung der Führungsebene des BMVg in Berlin trotz anderslautenden Beschlußlage; Kopfstellen-Modelle in anderen BonnRessorts MdlAnfr 3 - Drs 13/4403 - Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Joachim Günther BMBau 8898* B Anlage 4 Auswirkungen der israelischen Absperrungsmaßnahmen auf die Entwicklungszusammenarbeit mit den palästinensischen Gebieten MdlAnfr 6 - Drs 13/4403 - Hans Wallow SPD SchrAntw PStSekr Klaus-Jürgen Hedrich BMZ 8898* D Anlage 5 Vordringliche Berücksichtigung der RheinNeckar-Region beim Vorhaben der Deutschen Bahn AG zum Ausbau des Kombinierten Verkehrs MdlAnfr 8, 9 - Drs 13/4403 - Klaus Dieter Reichardt (Mannheim) CDU/ CSU SchrAntw PStSekr Johannes Nitsch BMV 8899* A Anlage 6 Anerkennung von durch sowjetische Militärtribunale Verurteilten als politische Häftlinge gem. Häftlingshilfegesetz MdlAnfr 21- Drs 13/4403 - Rolf Schwanitz SPD SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 8899* C Anlage 7 Zivilschutztaktische Gutachten über die Mit-Nutzung der in Berlin geplanten Tunnel als Bunker; Sicherheitsbedenken hinsichtlich terroristischer Gefährdungen; Subventionen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz MdlAnfr 23 - Drs 13/4403 - Manfred Such BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN SchrAntw PStSekr Eduard Lintner BMI . 8899* D Anlage 8 Höhe der nach Bayern und ins Saarland geflossenen Bruttotransfers seit 1995 MdlAnfr 25, 26 - Drs 13/4403 - Manfred Kolbe CDU/CSU SchrAntw PStSekr Hansgeorg Hauser BMF 8900* A Anlage 9 Nachteile deutscher Werften durch Lieferbeschränkungen für Marineschiffe gegenüber Staaten der Asien-Pazifik-Region MdlAnfr 27, 28 - Drs 13/4403 - Michael Teiser CDU/CSU SchrAntw PStSekr Dr. Heinrich L. Kolb BMWi 8900* C Deutscher Bundestag — 13. Wahlperiode — 100. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 24. April 1996 8867 100. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 24. April 1996 Beginn: 13.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Antretter, Robert SPD 24.4. 96 * Barnett, Doris SPD 24.4. 96 Beer, Angelika BÜNDNIS 24. 4. 96 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 24.4. 96 * Belle, Meinrad CDU/CSU 24. 4. 96 Bindig, Rudolf SPD 24. 4. 96 * Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 24.4. 96 * Erler, Gernot SPD 24.4. 96 Dr. Feldmann, Olaf F.D.P. 24. 4. 96 * Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 24. 4. 96 * Gleicke, Iris SPD 24.4. 96 Haack (Extertal), SPD 24. 4. 96 * Karl Hermann Dr. Hausmann, Helmut F.D.P. 24. 4. 96 Horn, Erwin SPD 24. 4. 96 * Hornung, Siegfried CDU/CSU 24.4. 96 * Jelpke, Ulla PDS 24. 4. 96 Junghanns, Ulrich CDU/CSU 24. 4. 96 * Kauder, Volker CDU/CSU 24.4. 96 Kriedner, Arnulf CDU/CSU 24.4. 96 * Kuhlwein, Eckart SPD 24. 4. 96 Labsch, Werner SPD 24. 4. 96 Dr. Graf Lambsdorff, F.D.P. 24.4. 96 Otto Lederer, Andrea PDS 24. 4. 96 Lummer, Heinrich CDU/CSU 24. 4. 96 * Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 24.4. 96 Erich Marten, Günter CDU/CSU 24. 4. 96 * Mehl, Ulrike SPD 24.4. 96 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 24. 4. 96 Nelle, Engelbert CDU/CSU 24. 4. 96 Poß, Joachim SPD 24.4. 96 Dr. Probst, Albert CDU/CSU 24. 4. 96 * Rixe, Günter SPD 24. 4. 96 Dr. Scheer, Hermann SPD 24.4. 96 * Schloten, Dieter SPD 24. 4. 96 * Schluckebier, Günther SPD 24. 4. 96 * Schmidt (Aachen), Ulla SPD 24.4. 96 von Schmude, Michael CDU/CSU 24. 4. 96 * Schumann, Ilse SPD 24. 4. 96 Seuster, Lisa SPD 24. 4. 96 Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Steenblock, Rainder BÜNDNIS 24.4. 96 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 24. 4. 96 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 24. 4. 96* Tröger, Gottfried CDU/CSU 24. 4. 96 Vosen, Josef SPD 24.4. 96 Wallow, Hans SPD 24.4. 96 Weis (Stendal), Reinhard SPD 24. 4. 96 Wiefelspütz, Dieter SPD 24. 4. 96 Wonneberger, Michael CDU/CSU 24. 4. 96 ** Zierer, Bruno CDU/CSU 24.4. 96* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rudolf Kraus auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Gerald Thalheim (SPD) (Drucksache 13/4403 Fragen 1 und 2): Wie viele Arbeitnehmer waren in der Bundesrepublik Deutschland in den zwei zuletzt verfügbaren Erhebungszeiträumen in Betrieben mit bis zu fünf, zwischen sechs und 15, zwischen 15 und 50 und in Betrieben mit über 50 Beschäftigten beschäftigt? Wie werden sich die Zahlen der Arbeitnehmer in den jeweiligen Betriebsgrößenklassen (wie Frage 1) nach Einschätzung der Bundesregierung in den nächsten Jahren entwickeln? Zu Frage 1: Es liegt keine vollständige Statistik über die Verteilung aller Arbeitnehmer auf Betriebsgrößenklassen vor, sondern lediglich die Statistik über die Verteilung der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer auf Betriebsgrößenklassen. Diese Statistik wird nicht mit den von Ihnen erbetenen Größenklassen geführt, sondern mit anderen Größenklassen. Die neuesten verfügbaren Ergebnisse dieser Statistik für die Jahre 1993 bis 1995 füge ich bei. Im März 1995 waren 10,5 % aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Betrieben mit bis zu 5 Beschäftigten beschäftigt, 6,5 % in Betrieben mit 5 bis 9 Beschäftigten, 9,8 % in Betrieben mit 10 bis 19 Beschäftigten, 13,7 % in Betrieben mit 20 bis 49 Beschäftigten und 59,5 % in Betrieben mit 50 und mehr Beschäftigten. Anlage Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Betriebsgrößenklassen beschäftigt in Bundesgebiet West Bundesgebiet Ost Deutschland Betrieben mit . . . März 1993 März 1994 März 1995 März 1994 März 1995 März 1994 März 1995 1 bis 5 Beschäftigte 2 343 312 2 376 305 2 390 429 533 076 558 964 2 909 381 2 949 393 6 bis 9 Beschäftigte 1 435 365 1 458 317 1 462 675 330 866 355 300 1 789 183 1 817 975 10 bis 19 Beschäftigte . . 2 111 862 2 137 755 2 155 930 541 523 586 706 2 679 278 2 742 636 20 bis 49 Beschäftigte . . 2 920 549 2 938 432 2 945 228 822 868 897 726 3 761 300 3 842 954 50 bis 99 Beschäftigte 2 400 666 2 395 321 2 426 616 640 450 682 328 3 035 771 3 109 144 100 bis 499 Beschäftigte 5 608 149 5 485 727 5 486 012 1 339 099 1 315 663 6 824 826 6 801 675 500 und mehr Beschäftigte 6 342 098 5 930 244 5 689 357 1 197 918 1 109 343 7 128 162 6 798 700 Insgesamt 23 162 001 22 722 101 22 556 447 5 405 800 5 506 030 28 127 901 28 062 477 beschäftigt in Bundesgebiet West Bundesgebiet Ost Deutschland Betrieben mit . . März 1993 März 1994 März 1995 März 1994 März 1995 März 1994 März 1995 1 bis 5 Beschäftigte 10,12% 10,46% 10,60% 9,86% 10,15 % 10,34 % 10,51% 6 bis 9 Beschäftigte 6,20 % 6,42 % 6,48 % 6,12 % 6,45 % 6,36 % 6,48 % 10 bis 19 Beschäftigte . . 9,12 % 9,41 % 9,56 % 10,02 % 10,66 % 9,53 % 9,77 % 20 bis 49 Beschäftigte . . 12,61 % 12,93 % 13,06 % 15,22 % 16,30 % 13,37 % 13,69 % 50 bis 99 Beschäftigte . 10,36 % 10,54 % 10,76 % 11,85 % 12,39 % 10,79 % 11,08 % 100 bis 499 Beschäftigte 24,21 % 24,14 % 24,32 % 24,77 % 23,89 % 24,26 % 24,24 % 500 und mehr Beschäftigte 27,38 % 26,10 % 25,22 % 22,16% 20,15 % 25,34 % 24,23 % Insgesamt 100,00% 100,00% 100,00% 100,00 % 100,00% 100,00 % 100,00% Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit Zu Frage 2: Es liegt keine definitive Prognose vor. Die Bundesregierung geht aber davon aus, daß der Anteil der Arbeitnehmer in kleineren und mittleren Betrieben in den nächsten Jahren weiter ansteigen wird. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Joachim Günther auf die Frage des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 13/4403 Frage 3): Wie ist die Ansiedlung der Führungsebene des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin mit der gültigen Beschlußlage vom Deutschen Bundestag und der Bundesregierung zu vereinbaren, wonach grundsätzlich bei einem in Bonn verbleibenden Ressort die Leitung nur zeitweise in Berlin präsent sein soll, und welche anderen Bonn-Ressorts planen ähnliche Kopfstellen-Modelle? Die von der Bundesregierung am 3. Juni 1992 beschlossene Gesamtkonzeption enthält hinsichtlich der Ausgestaltung der zweiten Dienstsitze der in Bonn verbleibenden Bundesministerien entsprechende Festlegungen. Die Entscheidung über die Ausgestaltung im einzelnen obliegt nach der verfassungsrechtlichen Kompetenzverteilung der jeweiligen Ressortverantwortung. Die Bundesregierung geht davon aus, daß die in Bonn verbleibenden Ressorts ihre Festlegungen im Rahmen der Beschlußlage vom 3. Juni 1992 vornehmen. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Klaus-Jürgen Hedrich auf die Frage des Abgeordneten Hans Wallow (SPD) (Drucksache 13/4403 Frage 6): Sind der Bundesregierung die konkreten Auswirkungen der israelischen Absperrungsmaßnahmen um die Gebiete der palästinensischen Selbstverwaltung auf die Projekte der Entwicklungszusammenarbeit mit den palästinensischen Gebieten bekannt? Die israelischen Absperrungsmaßnahmen führen zu Behinderungen hinsichtlich der Mobilität von Personen und Gütern und damit zu Verzögerungen und Erschwernissen bei der Durchführung von fast allen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit. Besonders betroffen ist das Polytechnikum in Hebron, das von der israelischen Regierung sogar geschlossen wurde. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Johannes Nitsch auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Dieter Reichardt (Mannheim) (CDU/CSU) (Drucksache 13/4403 Fragen 8 und 9): Welche Maßnahmen wurden nach Kenntnis der Bundesregierung ergriffen, um die Rhein-Neckar-Region bei den Vorhaben der Deutschen Bahn AG zum Ausbau des Kombinierten Verkehrs als Ballungszentrum mit der siebtgrößten Einwohnerzahl in der Bundesrepublik Deutschland mit entsprechender Priorität zu berücksichtigen? Wie ist der derzeitige Stand der Beschaffung von Flächen durch Erwerb, und in welchem Zeitraum sind weitere Investitionen (Angabe der Höhe) vorgesehen? Zu Frage 8: Grundlage für den Aus- bzw. Neubau der Umschlagbahnhöfe des Kombinierten Verkehrs in der Rhein-Neckar-Region ist das „Kombinierte VerkehrStandort-Entwicklungskonzept Schiene-Straße 2010 für Terminalverkehre" der Deutschen Bahn AG. Im Rahmen des Entwicklungskonzepts ist für den Zeithorizont 2010 die Schaffung zusätzlicher Umschlagkapazitäten im Standortraum Mannheim/Ludwigshafen mit einem Investitionsvolumen von rund 150 Millionen DM vorgesehen. Weitere Umschlagkapazitäten werden mit einer neuen Umschlaganlage in Kornwestheim geschaffen, mit deren Bau noch in diesem Jahr begonnen werden soll. Für das Neubauvorhaben Umschlagbahnhof Kornwestheim stellt der Bund Investitionsmittel in Höhe von 87,4 Millionen DM zur Verfügung. Generell erfolgt die Finanzierung der Terminals des Kombinierten Verkehrs durch die Bundesregierung auf Antrag der Deutschen Bahn AG, die über die Reihenfolge der Anträge und damit über die Priorität der Standorte entscheidet. Sie berücksichtigt dabei Prioritäten der sogenannten „Rollierenden Planungsrunde", in der das Verkehrsgewerbe (KombiVerkehr KG) und der Bereich Güterverkehr der Deutschen Bahn AG vertreten sind. Die Bundesregierung hat auf die Prioritätensetzungen keinen Einfluß. Weitere Überlegungen der Deutschen Bahn AG und der „Rollierenden Planungsrunde" zur RheinNeckar-Region sind der Bundesregierung im einzelnen nicht bekannt. Zu Frage 9: Über die in der Antwort zu Frage Nr. 8 enthaltenen Informationen hinausgehende Erkenntnisse liegen der Bundesregierung nicht vor. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Rolf Schwanitz (SPD) (Drucksache 13/4403 Frage 21): Wie viele Internierte in den Speziallagern der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands sowie Verurteilte durch ein Sowjetisches Militärtribunal wurden insbesondere wegen des Ausschließungsgrundes in § 2 Abs. 1 Nr. 1 des Häftlingshilfegesetzes (HHG) gemäß § 10 Abs. 4 dieses Gesetzes nicht als ehemalige politische Häftlinge anerkannt, und in welchem Verhältnis steht diese Ablehnungszahl zu den insgesamt erteilten Bescheinigungen nach § 10 Abs. 4 HHG? Über die Gründe der Ablehnungen von Anträgen auf Erteilung der Bescheinigung nach § 10 Abs. 4 des Häftlingshilfegesetzes (HHG) gibt es keine statistischen Angaben. Generell beträgt die Zahl der Ablehnungen in Relation zu den insgesamt ausgestellten Bescheinigungen ca. 12 Prozent. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Eduard Lintner auf die Frage des Abgeordneten Manfred Such (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 13/4403 Frage 23): Hinsichtlich welcher der im Zentrum, Reichstagsbereich und Regierungsviertel von Berlin geplanten Tunnel sind zur Mitnutzung als Bunker zivilschutztaktische Gutachten erstellt worden und Subventionen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz vorgesehen, und welche Sicherheitsbedenken hinsichtlich terroristischer Gefährdungen hat das Bundeskriminalamt zu den einzelnen Tunnels jeweils vorgetragen? Die Bundesregierung beabsichtigt nicht, das im Zusammenhang mit den Regierungsneubauten in Berlin geplante Tunnelsystem zur gleichzeitigen Errichtung von Schutzräumen zu nutzen, so daß sich die Erstellung von zivilschutztaktischen Gutachten als entbehrlich erwies. Soweit es sich bei den einzelnen Tunnelbauvorhaben um öffentliche Verkehrsbauten handelt (U-Bahn-Linie 5 und Bundesstraße 96) liegt die Baulast beim Land Berlin und ist von diesem im Rahmen der Vorschrift des § 6 Abs. 2 des Gemeindeverkehrs- finanzierungsgesetzes zu fördern, ergänzt um Mittel des Bundes gemäß dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Berlin vom 30. Juni 1994. Soweit einzelne Tunnelbauvorhaben lediglich dem Verkehr zwischen Liegenschaften des Parlaments und Oberster Bundesbehörden untereinander dienen, also keinen öffentlichen Verkehr aufnehmen, stellt sich die Frage nach einem Subventionsbedarf nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz nicht. Das Bundeskriminalamt (BKA) ist bei den konkret geplanten Tunneln im einzelnen nicht beteiligt worden. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Hansgeorg Hauser auf die Fragen des Abgeordneten Manfred Kolbe (CDU/ CSU) (Drucksache 13/4403 Fragen 25 und 26): In welcher Höhe sind nach den derzeitigen Berechnungskriterien des Bundesministeriums der Finanzen für sog. „Bruttotransfers nach Ostdeutschland" seit 1995 derartige „Bruttotransfers" nach Bayern geflossen? In welcher Höhe sind nach den derzeitigen Berechnungskriterien des Bundesministeriums der Finanzen für sog. „Bruttotransfers nach Ostdeutschland" seit 1995 derartige „Bruttotransfers" in das Saarland geflossen? Für die neuen Bundesländer werden zwar die Transferleistungen des Bundes - zum Teil durch Schätzungen - ermittelt und veröffentlicht. Bei der Einmaligkeit des Vorgangs der Vereinigung Deutschlands und der Höhe der daraus entstandenen Belastungen für den Bundeshaushalt ist dies auch angebracht. Die Bundesausgaben werden nicht nach regionalen Gesichtspunkten auf die Länder verteilt. Vielfältige Forderungen nach vermeintlich notwendigem Ausgleich von ungleichgewichtigen Finanzierungen wären nicht zu verhindern. Hierfür haben wir aber in der Bundesrepublik das System des horizontalen und vertikalen Finanzausgleichs, in den die neuen Bundesländer nunmehr auch vollständig eingebunden sind. Angaben über die Bundesleistungen an Bayern und Saarland in der von Ihnen gewünschten Abgrenzung sind mir daher nicht möglich. In diesem Zusammenhang erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, daß das Saarland folgende besondere zusätzliche Zuwendungen aus dem Bundeshaushalt erhält, die u. a. dem Land Bayern nicht zustehen: Das Saarland erhält 153 Millionen DM für überdurchschnittliche Kosten der politischen Führung und der zentralen Verwaltung. Außerdem leistet der Bund Zahlungen an das Land in Höhe von 1,6 Milliarden DM zu Zwecken der Haushaltssanierung, die zur Schuldentilgung einzusetzen sind. Die Fehlbetragsergänzungszuweisungen belaufen sich auf rd. 210 Millionen DM. Zudem erhält das Saarland Übergangsergänzungszuweisungen in Höhe von 72 Millionen DM als Ausgleich für überproportionale Belastungen durch die Neuregelung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Heinrich L. Kolb auf die Fragen des Abgeordneten Michael Teiser (CDU/ CSU) (Drucksache 13/4403 Fragen 27 und 28): Aus welchen Staaten der Asien-Pazifik-Region neben der Republik Taiwan dürfen zur Zeit von deutschen Werften aus politischen Gründen keine Fregatten bzw. U-Boote in Auftrag genommen werden, und welche Gründe sprechen im Einzelfall für die jeweilige Beschränkung? Welche Wettbewerbsnachteile und Umsatzverluste entstehen den deutschen Werftstandorten durch politisch begründete Lieferbeschränkungen im Marineschiffbau, und welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, entsprechende Nachteile für deutsche Weilten zu kompensieren? Zu Frage 27: Die Prüfung der einzelnen Genehmigungs- bzw. Versagungskriterien findet jeweils für den konkreten Einzelfall unter Berücksichtigung der zum Zeitpunkt der Antragstellung bestehenden Sachlage statt. Ich bitte daher um Verständnis, daß die Nennung einzelner Länder, für die Genehmigungen nicht erteilt würden, aufgrund abstrakter Angaben, daneben auch aus außenpolitischen Gründen, nicht möglich ist. Entscheidungen über Genehmigungen des Exports von Kriegswaffen werden nach den Politischen Grundsätzen der Bundesregierung von 1982 getroffen. Danach sind Lieferungen in NATO und NATO- gleichgestellte Staaten, wozu die ASEAN-Länder zählen, unter Beachtung des Grundsatzes der Einzelfallprüfung grundsätzlich nicht zu beschränken. Der Export von Kriegswaffen in Nicht-NATO-Länder wird nach den Politischen Grundsätzen nicht genehmigt, es sei denn, daß aufgrund besonderer politischer Erwägungen Ausnahmen allgemeiner Art festgelegt werden oder im Einzelfall vitale Interessen der Bundesrepublik Deutschland für eine ausnahmsweise Genehmigung sprechen. Zusätzlich darf solchen Lieferungen die innere Lage des Empfangslandes nicht entgegenstehen, sie dürfen nicht zu einer Erhöhung bestehender Spannungen beitragen. Zu Frage 28: Der Bundesregierung liegen keine Informationen darüber vor, in welchem Umfang der deutschen Werftindustrie Umsatzverluste entstanden sind, die auf politisch begründete Lieferbeschränkungen, d. h. Nichterteilung der vorgeschriebenen Ausfuhrgenehmigungen, zurückzuführen sind. Die deutsche Werftindustrie hat ihrerseits den Wert möglicher Aufträge für Taiwan mit 16 Milliarden DM beziffert; diese Aufträge seien ihr durch die restriktive Genehmigungspolitik der Bundesregierung verlorengegangen. Diese Angaben sind jedoch nicht überprüfbar. Bei Betrachtung der wirtschaftlichen Lage der deutschen Werftindustrie ist im übrigen zu berücksichtigen, daß der Marineschiffsbedarf der Bundeswehr wesentlich durch deutsche Unternehmen gedeckt wird.
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    Rede von Dr. Klaus Röhl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn auch seit dem schrecklichen Unglück in Düsseldorf schon zwei Wochen vergangen sind, ist es unserer Fraktion und mir persönlich ein Bedürfnis, unsere Trauer über die Opfer der Brandkatastrophe zum Ausdruck zu bringen. Wir möchten die Angehörigen unseres tiefen Mitgefühls versichern und den Verletzten sowie allen anderen Betroffenen unsere besten Wünsche für das Überwinden der körperlichen und seelischen Folgen dieses furchtbaren Erlebnisses übermitteln.
    Gerade weil dieses Ereignis so schwerwiegend und schrecklich war, haben wir nicht das geringste Verständnis dafür, daß diese Katastrophe zum politischen Betreiben jahrelang gehegter Lieblingsthemen einer einzelnen Fraktion mißbraucht wird.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir wenden uns deshalb, soweit dies jetzt schon möglich ist, einer Analyse der Ursachen mit dem Ziel zu, in Zukunft solche furchtbaren Geschehnisse unmöglich zu machen. Dabei wollen wir nicht den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft vorgreifen, sondern wir wollen versuchen, Handlungsrahmen und Wege zu finden, um eine Wiederholung solcher Katastrophen zu verhindern.
    Bei der Lösung dieser Aufgabe ergeben sich zwei zu verfolgende Hauptlinien.
    Die erste erstreckt sich von der Auftragsvergabe für Schweißarbeiten mit der Fixierung aller zu beachtenden Umstände, von der erforderlichen Belehrung der Ausführenden, dem Festlegen der Überwachungsweise der Arbeiten und der Dauer der Überwachung über die Auftragsvergabe für die Überwachung bis zu einer Kontrolle der ordnungsgemäßen Durchführung der Überwachung am Ende der Arbeiten und am Ende der festgelegten Überwachungsperiode, die sich bei Schweißarbeiten nicht nur über Stunden, sondern auch über einen ganzen Tag erstrecken kann.
    Die zweite Linie umfaßt die erforderlichen vorbeugenden Maßnahmen, die sich sowohl auf die Materialverwendung in Bauten als auch auf ein Havarie- und Katastrophentraining sowie auf bauliche Einrichtungen von Fluchtwegen und auf Evakuierungsszenarien erstrecken sollen.
    An dieser Stelle muß festgehalten werden, daß alle diese Maßnahmen, von der Festlegung von Brandschutz- und Arbeitsschutzbestimmungen über die baulichen Bestimmungen bis hin zu den Sicherheits- und Katastrophenmaßnahmen und deren Kontrolle, originäre Aufgaben des jeweiligen Landes sind. - Im vorliegenden Fall handelt es sich um das Land Nordrhein-Westfalen, in dem sowohl SPD als auch Bündnis 90/Die Grünen in der Regierungsverantwortung stehen. -

    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schäbig! Schäbige Rede!)

    Dies soll uns aber hier als Mitglieder des Bundestages und auch die Bundesregierung nicht daran hindern, hilfreich zur Seite zu stehen, sinnvolle Vorschläge vorzubringen und deren Aufnahme in die Landesbestimmungen zu fördern.

    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sie haben doch eben gesagt: Da soll man nicht parteipolitisch polemisieren!)

    Nach Vorliegen eines Berichtes über die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen können und werden wir uns eingehend mit dem Problem der zu verwendenden Materialien beschäftigen.
    Nach den bisher vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und Untersuchungen von ähnlich gelagerten Brandfällen hat sich ergeben, daß nicht das PVC und seine Zersetzungsprodukte, beispielsweise Dioxine, die Ursache für die Todesfälle sind, sondern daß das im Rauchgas enthaltene CO die dominierende Ursache für die schrecklichen Todesfälle ist. Wir sollten uns deshalb mit überstürzten, voreiligen oder aus Voreingenommenheit gegenüber bestimmten Materialien gezogenen Schlüssen völlig zurückhalten. Zuerst müssen die Ergebnisse der brandtechnischen, der kriminalistischen, der gerichtsmedizinischen und der staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen abgewartet werden.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer hat Ihnen denn die Rede geschrieben?)

    Dann erst, auf der Grundlage dieser Ergebnisse, können wir sachlich und seriös über Ursachen und Maß-

    Dr. Klaus Röhl
    nahmen zur Verhinderung weiterer solcher Ereignisse diskutieren.

    (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist der Arbeitskreis PVC! Oder wer?)

    Hektik, Hysterie und chaotisches Überstürzen nutzen nicht. Im Gegenteil: Das schadet nur in erheblichem Maße. Das sollten wir im Interesse der Sache unbedingt vermeiden. Wir sind es den Toten, den Hinterbliebenen und den Verletzten schuldig, daß hier mit fundierten Kenntnissen gearbeitet und gewissenhaft nach Lösungen gesucht wird.

    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unerträglich!)

    Jedes gleisnerische politische Hickhack zum Befördern von Lieblingsthemen einzelner Parteien muß unbedingt vermieden werden. Die Bedeutung der Sache erfordert das.
    Ich danke für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Achtung, Achtung, hier spricht der Arbeitskreis PVC! Lisa Peters [F.D.P.]: Sie sollten lieber zuhören!)



Rede von Hans-Ulrich Klose
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat die Kollegin Bulling-Schröter, PDS.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Baustoff PVC wird in der Öffentlichkeit schon seit vielen Jahren immer wieder kritisiert.

    (Lisa Peters [F.D.P.]: Zuhören, Herr Fischer! Dr. Klaus Röhl [F.D.P.]: Zuhören ist nicht seine Stärke, sondern große Schwäche!)

    - Hören Sie bitte auch zu! - Dabei geht es zum einen um den folgenschweren Prozeß der Herstellung und Verwertung von PVC und die Entsorgung des Baustoffes selber, zum anderen um die Auswirkungen der unsachgemäßen Verbrennung von PVC für Mensch und Umwelt. Die Brandkatastrophe im Düsseldorfer Flughafen hat wieder einmal vor Augen geführt, welche Gefahren von diesem Stoff ausgehen und wie leicht aus einer Brandkatastrophe auch noch ein Chemieunglück mit unabsehbaren Folgen für die Opfer werden kann.
    Herr Dr. Röhl, Sie unterstellen Politikerinnen und Politikern, politisches Kapital aus der Katastrophe zu schlagen. Ich denke, wir müssen über Konsequenzen reden; Konsequenzen wären auch das Verbot von PVC und der Ausstieg aus der Chlorchemie. Diese Konsequenzen sind wir den Opfern und denjenigen, die jetzt trauernd vor den Gräbern stehen, schuldig.

    (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Die Geschichte der Chlorchemie ist die eines mächtigen Produktionszweiges in der Bundesrepublik und auch weltweit. Heute arbeiten über 60 000 Menschen in diesem Produktionsbereich. Das ist zu
    Zeiten einer hohen Arbeitslosigkeit - darüber wird heute sicher noch gesprochen - ein mächtiges Argument in den Händen der Produzenten.
    Dabei ist die PVC-Produktion aus der Not heraus entstanden, nämlich durch die Notwendigkeit, den bei der Produktion von Natronlauge anfallenden Abfallstoff Chlorgas in irgendeiner Form vorläufig loszuwerden bzw. unschädlich zu machen. Die Verwertung von Chlor bei der Produktion von Kunststoffen macht zirka 25 Prozent des jährlichen Chlorgasabfallvolumens der Bundesrepublik von insgesamt über 3 Millionen Tonnen aus.
    Die Vorläufersubstanz des Polymers PVC, das hochgradig krebserregende Vinylchlorid, wird bei der PVC-Produktion kontinuierlich und geduldetermaßen freigesetzt. Weitere vermarktbare Produkte der Chlorchemie sind Lösemittel, Kühlmittel wie FCKW und Pestizide. Zusätzlich entstehen in der organischen Chemie chlorhaltige Verbindungen wie PCBs und CKWs als Prozeßnebenprodukte.
    Diese Substanzen sind extrem schwer abbaubare Stoffe mit hohem ökotoxischen Potential, die inzwischen in unserer Umwelt allgegenwärtig sind. Dabei ist die Anzahl der freigesetzten Verbindungen noch nicht in vollem Umfange bekannt; dies sei hier nur am Rande erwähnt.
    PVC wird als Baustoff und Isoliermaterial in der Regel mit einigen Zusatzstoffen versehen. Insbesondere im Bereich der Kabel- und Leitungsisolierungen, wo eine Ummantelung stabil und geschmeidig sein muß, wird dem Chlorkohlenstoffgemisch zur Verbesserung der Materialeigenschaften noch Weichmacher zugefügt. Dieser allerdings erhöht die Entflammbarkeit. Also werden Flammschutzmittel dazugegeben. Zur Stabilisierung der zersetzenden Umwelteinflüsse wie Licht und Temperaturschwankungen werden außerdem noch Stabilisatoren in die Mischung eingebracht. Fertig ist der Cocktail. Bei unbotmäßigen Temperaturveränderungen, zum Beispiel als Folge von Kurzschlüssen oder sonstigen Fehlfunktionen im Stromnetz, führen diese zu Verätzungen, Dioxinfreisetzungen und hochgiftiger Rauchentwicklung.
    Aber auch bei richtiger Lagerung werden die Weichmacher herausdiffundieren. Auch hier gibt es Gefahren. Bei einem Brand von PVC-haltigen Stoffen werden dann zusätzlich saure Dämpfe, chlorierte Kohlenwasserstoffe und Schwermetallverbindungen freigesetzt.
    Doch damit nicht genug: Bereits bei niedrigen Brandtemperaturen entstehen hochgiftige Dioxine und Furane. Aufgenommene Mengen von 60 bis 70 Picogramm pro Person werden für einen erwachsenen Menschen als Richtwerte angenommen. Bei einem Brand kann pro Kubikmeter Luft gut und gerne das Tausendfache dieser Menge vorliegen. Bei einem normalen Lungenvolumen bleiben damit bereits mit einem Atemzug Konzentrationen in der Lunge, die einen über diese Richtwerte hinwegkatapultieren und ins Reich der medizinischen Statistik entlassen.

    Eva Bulling-Schröter
    All dies ist kaum zu glauben angesichts der Tatsache, daß Alternativen bekannt sind. Diese Alternativen sollten dann auch genutzt werden. Es gibt Ersatzstoffe für PVC, die unschädlicher und mindestens vergleichbar gut geeignet sind. Darum meine ich, PVC in Kabeln, ja PVC überhaupt muß verboten werden. Aus dem Düsseldorfer Unglück sollten endlich die Konsequenzen gezogen werden.

    (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)