Rede:
ID1306845100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 44
    1. und: 2
    2. Sie: 2
    3. es: 2
    4. dem: 2
    5. so: 2
    6. das: 2
    7. Meine: 1
    8. verehrten: 1
    9. Kolleginnen: 1
    10. Kollegen,: 1
    11. sollten: 1
    12. jeweiligen: 1
    13. Redner: 1
    14. nicht: 1
    15. schwer: 1
    16. machen.: 1
    17. Erstens: 1
    18. könnte: 1
    19. beim: 1
    20. nächsten: 1
    21. Mal: 1
    22. selbst: 1
    23. treffen.: 1
    24. Zweitens: 1
    25. riskieren: 1
    26. Sie,: 1
    27. daß: 1
    28. die: 1
    29. Debatte: 1
    30. verlängert: 1
    31. wird,: 1
    32. lustig: 1
    33. ist: 1
    34. nun: 1
    35. auch: 1
    36. wieder: 1
    37. nicht.Nun: 1
    38. erteile: 1
    39. ich: 1
    40. Wort: 1
    41. Kollegen: 1
    42. Dr.: 1
    43. Winfried: 1
    44. Wolf.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Horst Friedrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Nein.
    Was hätte es denn für Konsequenzen, wenn wir der Bahn heute den doppelten investiven Haushalt zur Verfügung stellen würden? Wäre dann tatsäch-

    Horst Friedrich

    (A) lieh eine einzige Strecke mehr und schneller fertig gebaut? Nein.

    Eines ist auch klar. Die ganze Debatte über die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene, die teilweise sehr scheinheilig geführt wird, ist, wenn man die Potentiale und die tatsächliche Verteilung der Verkehre betrachtet, doch mehr oder weniger fürs Papier. Dreiviertel aller Verkehre, die in Deutschland stattfinden, sind Verkehre unterhalb der Nahverkehrsgrenze. Das ist auch nach eigener Einsicht der Bahn ein Verkehr, der nicht auf die Schiene verlagert werden kann. Ich kann der Bahn nicht par ordre du mufti oder durch andere Regularien Verkehre aufdrängen, die sie nicht bewältigt, sondern das Betriebsergebnis und das wirtschaftliche Ergebnis noch schlechter machen.
    Die Bahnreform war und ist ein richtiger Schritt. Sie ist noch lange nicht am Ende. Sie muß im Zweifel 1996 nach Einführung der Regionalisierung und nach entsprechender Betrachtung noch einmal auf den Prüfstand. Es wird mit Sicherheit noch einiges zu ändern sein, ob das nun die Fahrweg AG, das Netzmonopol oder die technische Ausstattung insgesamt betrifft.
    Eine Frage, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, muß die Bahn selbst beantworten. Wenn Herr Dürr erklärt - was aus meiner Sicht begrüßenswert ist - daß er bis 1998 25 Milliarden DM in Schienenfahrzeuge investieren will, dann ist das ein hehres Ziel. Aber das bedeutet auch, daß er pro Jahr rund 8 Milliarden DM ausgeben will.

    (B) Wenn er sie nicht durch Neuverschuldung oder anderswo herbekommen will, muß er sie aus dem Cash-flow verdienen. Im Vergleich dazu hat die Lufthansa für die nächsten zehn Jahre ein Investitionsprogramm von 27 Milliarden DM, was einen Cashflow von 2,7 Milliarden DM pro Jahr bedeutet. Jürgen Weber denkt darüber nach, daß er den vielleicht nicht verdienen kann. Angesichts dieser Tatsache und bei einem Vergleich der Bilanz der Lufthansa mit der ersten Bilanz der Bahn stellt sich angesichts bestimmter Aussagen der Bahnleitung und des Managements die Frage, wo das Geld denn herkommt.

    Die F.D.P. wird dem vorgelegten Verkehrshaushalt mit den von ihr maßgeblich mit beeinflußten Änderungen zustimmen.

    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, Sie sollten es dem jeweiligen Redner nicht so schwer machen. Erstens könnte es beim nächsten Mal Sie selbst treffen. Zweitens riskieren Sie, daß die Debatte verlängert wird, und so lustig ist das nun auch wieder nicht.
Nun erteile ich das Wort dem Kollegen Dr. Winfried Wolf.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Winfried Wolf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (PDS)

    Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die Oppositionsparteien, darunter die PDS, haben spätestens (C) nach dem Eingeständnis der neuen 20-MilliardenDeckungslücke vor drei Wochen erklärt, daß der Etat
    von Herrn Waigel nicht seriös sei. Das läßt sich Einzeletat für Einzeletat und im folgenden für den Verkehrsetat auf drei Ebenen dokumentieren.
    Ganz obenauf, Herr Wissmann, haben Sie die Parole gestellt: Vorrang Schiene. Das hat natürlich, wie meine Kollegin Dagmar Enkelmann in der ersten Lesung schon gesagt hat, bereits bei dem ursprünglichen Verkehrsetat nicht gestimmt, weil konsequent Äpfel mit Birnen verglichen wurden. Jetzt verantworten Sie in der zweiten und dritten Lesung einen erneut erheblich umgebauten Verkehrsetat. Es erfolgten Kürzungen in einem Ausmaß, daß der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, laut „Handelsblatt" von einem „Federstrich im Bereich der Verkehrsinfrastruktur" sprach, mit dem „rund 40 000 Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt" würden.
    Die „Deutsche Verkehrszeitung" bilanzierte am 31. Oktober, daß die gesamten Kürzungen im Verkehrsetat „von 2 Milliarden DM weniger als 1995 .. . bei der Bahn an Investitionsmitteln aus Bonn ... eingespart werden" sollen. Gleichzeitig stünden - so ebenfalls dieses Blatt - „für den Fernstraßenbau insgesamt 400 Millionen DM mehr, als im ursprünglichen Plan für 1996 vorgesehen, zur Verfügung".

    (Zuruf von der CDU/CSU: Gott sei Dank!)


    (D)

    Unsere Kollegin Elke Ferner hat den Griffel gespitzt und kommt zu dem Ergebnis: „Nur noch 4 Milliarden DM stehen für Neuinvestitionen in die Verbesserung der Schieneninfrastruktur zur Verfügung, für den Ausbau des Bundesfernstraßennetzes gibt es dagegen 8 Milliarden DM." Also: 1 : 2 „Vorrang Straße" bei den Investitionen und 1:0 „Vorrang Schiene" bei den Kürzungen. Mehr Investitionen in die Schiene soll es nur dann geben, wenn es noch mehr soziale Missetaten in diesem Bereich gibt, mehr Privatisierungen von Bahnwohnungen, noch mehr Belegschaftsabbau bei der Bahn und damit am Ende mehr Erwerbslose und steigende Mieten.
    Eine solche Politik, Herr Wissmann, schlägt sich in der realen Verkehrsentwicklung nieder. In diesem Bundestag postulierte einmal ein Verkehrsminister: „Immer mehr Güter rollen über die attraktiv gewordene Schiene." Das war Georg Leber 1968.
    Wie verlief die reale Entwicklung? Wir haben heute, im Jahre 1995, im vereinigten Deutschland ein Güterschienenverkehrsaufkommen von 59 Milliarden Tonnenkilometern, das sind 20 Prozent weniger als die Tonnenkilometerleistung im Jahr 1970 im wesentlich kleineren Westdeutschland. Auf der Straße erlebten wir jedoch im gleichen Zeitraum allein im Güterfernverkehr eine Verdreifachung der Transportleistung. Diese ständig zugunsten der Straße veränderte Verkehrsaufteilung wird auch mit dem 1996er Etat betrieben.

    Dr. Winfried Wolf

    (A) Zur zweiten Ebene. Mit Ihrem Einzeletat, Herr Wissmann, werden gezielt Projekte finanziert, die sich nicht rechnen und die sich zum Teil als Investitionsruinen erweisen werden. Stichwort: Magnetbahn - dazu hat die Kollegin Kristin Heyne genug gesagt. Stichwort: Berlins Lehrter Zentralbahnhof - dazu wird hier noch viel zu sagen sein.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zentralfriedhof!)

    Stichwort: die 13,7 Milliarden DM teure Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-Erfurt-Leipzig, mit der die weit preiswertere Alternative des Einsatzes von Neigetechnik und des Ausbaues bestehender Strecken gemieden, der Thüringer Wald zerschnitten und nebenbei, wie uns eben bestätigt wurde, mehrere Nebenstrecken in eben diesem Bereich ausgetrocknet und stillgelegt zu werden drohen, so Ilmenau-Großbreitenbach, Suhl-Schleusingen und Orlamünde-Pößneck.
    Doch greifen wir uns hier das neueste Lieblingsprojekt von Verkehrsminister Wissmann heraus: „Stuttgart 21". Stuttgarts Hauptbahnhof soll ein „Tuning" bekommen und für 5 Milliarden DM wie ein Opel Manta tiefergelegt werden, genau 12 Meter unter Normalnull. Begründet wird das unter anderem mit „Kapazitätsengpässen im jetzigen Kopfbahnhof" und mit „Zeitersparnissen". Damit, Herr Wissmann, verdummen Sie unseren gemeinsamen Volksstamm der Schwäbinnen und Schwaben.

    (Heiterkeit bei der PDS)


    (B)

    Es freut mich, daß das kleine Buch, das unter anderem auch von mir zu „Stuttgart 21" soeben vorgelegt wurde, bereits beim Bahn-Vorstand eifrig diskutiert und studiert wird. Der heutigen Ausgabe der Ulmer „Südwestpresse" können Sie meine Stellungnahme dazu auch in Kurzfassung entnehmen. Sie lautet:
    Die Zeitgewinne, die angeblich mit „Stuttgart 21" verbunden sind, bewegen sich im Bereich von 0 bis 3 Minuten - dann, wenn beim Vergleich nicht der jetzige Zustand, sondern korrekterweise ein optimierter Kopfbahnhof gewählt wird.
    Was die Behauptung in bezug auf die Kapazitätsengpässe anbetrifft, so hat Ihr CDU-Parteifreund, gleichzeitig Mitautor unseres Buchs, Andreas Kleber, belegt: Im Jahre 1963, im ausgehenden Dampfeisenbahnzeitalter, gab es im Stuttgarter Kopfbahnhof noch 663 Zugbewegungen werktäglich. Heute sind es noch gut ein Drittel. Das heißt: Mehr als die Hälfte der Kapazitäten müßte frei sein. Ihr Ministerium hat dies soeben in Beantwortung meiner Kleinen Anfrage bestätigt. Dennoch sollen unter dem Stuttgarter Hauptbahnhof 5 Milliarden DM vergraben und in Beton gegossen werden, darunter Mittel aus dem Fonds des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes.
    Dritte und letzte Ebene: So gut wie alle Verkehrsprojekte im Wissmannschen Etat laufen auf vorgebliche Zeitersparnisse hinaus: Transrapid, Telematik, Hochgeschwindigkeit. Der Aufwand wird aber
    immer disproportionaler. Die „Süddeutsche Zei- (C) tung" konstatierte für die Hochgeschwindigkeitsstrecke München-Nürnberg: „Jede Minute kostet
    1,5 Milliarden". Die Kollegin Kristin Heyne nannte soeben noch krassere Zahlen: mehr Geld für wenige Sekunden Zeitgewinne.
    Nun ist es im realen Leben so, daß die Durchschnittsgeschwindigkeit in vielen Bereichen eher sinkt: Der schnelle Jet wird in Warteschleifen, das High-Tech-Auto im Stau und der Transrapid durch Langsamfahrt vom Stadtrand ins Zentrum entzaubert und entschleunigt. Es verhält sich wie beim Katalysator: Zuerst werden viele Gifte bzw. viel Geschwindigkeit produziert. Dann wird mit viel Aufwand gefiltert bzw. ausgebremst.
    Dabei geht es auch einfacher, vor allem umweltfreundlich und, nebenbei gesagt, preiswerter. Um dies von der passenden Stelle gesagt zu bekommen, sollten Sie, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der Christenpartei und sehr geehrter christlich-sozialer Kollege Kalb, bei Misereor anrufen. Dort liegt druckfrisch die heute bereits in der Umweltdebatte diskutierte Studie „Zukunftsfähiges Deutschland" vor.
    Ein zentraler Aspekt darin ist die Forderung nach einer Entschleunigung der Gesellschaft. Das Prinzip des „immer schneller" wird von Misereor als zerstörerisch und umweltunverträglich kritisiert. Jede weitere Inanspruchnahme von Verkehrsflächen müsse, so die Studie, gestoppt werden. Auch müßten Straßen teilweise zurückgebaut oder in Fahrrad- und Schienenwege umgewidmet werden. (D)

    Doch was dokumentiert statt dessen der Verkehrsetat? Im Haushalt 1996 sind allein im Fernstraßenbereich Neubauvorhaben mit einer Gesamtlänge von, wenn wir richtig gezählt haben, 2 899 Kilometern vorgesehen. Zusammengerechnet mit dem Straßenausbau sind es sogar 4 943 Kilometer, die aus- bzw. neuzubauen sind.
    Werte Kolleginnen! Werte Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident Burkhard Hirsch! Wie einigen von Ihnen aus meiner letzten Rede im Plenarsaal zum Thema Magnetbahn erinnerlich, ist die russische Bezeichnung für diejenigen, welche in Sachen Verkehrsbetonpolitik die Mehrheitsauffassung durchsetzen, mit der Würde dieses Hauses nicht vereinbar. Der entsprechende Ordnungsruf, den ich hier entgegennehmen mußte, soll natürlich unkommentiert bleiben.
    Ich möchte jedoch am Ende meiner Rede den Verkehrsplaner Walter Molt zitieren, der schrieb:
    Der Beton, der sich über die Landschaft ergießt, hat sich längst in den Köpfen der für Verkehr Verantwortlichen festgesetzt.
    Zu ergänzen ist hier nur: Aus einer solchen Betonpolitik besteht das bröselnde Mengengerüst des Verkehrsetats 1996.

    (Beifall bei der PDS)



    (A) Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Das Wort hat nun der Bundesminister für Verkehr, Matthias Wissmann.