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    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
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    Rede von Dr. Rolf Niese


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich bin gerne bereit, weitere Zwischenfragen zuzulassen. Aber lassen Sie mich einmal eine Bemerkung zu unserer Arbeitsbelastung machen. Wir haben anschließend noch weitere Einzelpläne zu diskutieren. Wir haben bereits jetzt eine Verzögerung von fast drei Stunden. Wir müssen auch einmal an die Kolleginnen und Kollegen denken, die noch in den nachfolgenden Debatten ihre Beiträge leisten.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD Zuruf von der SPD: Und an die Stenographen!)

    Aus diesem Grunde bitte ich darum, jetzt auf Zwischenfragen zu verzichten.
    Dem Ziel, preisgünstige Wohnungen zu errichten und ein von vielen Seiten gefordertes kostengünstiges Bauen zu ermöglichen, läuft diese steuerliche Praxis diametral entgegen. Erfahrungen machen hinlänglich deutlich - ich komme jetzt zum preiswerten Bauen -, daß dieses in allen Sektoren, ob im Mietwohnungsbau, im frei finanzierten Wohnungsbau oder im Eigentumswohnungsbau, möglich ist.
    Man weiß viel über das kostengünstige Bauen, und zwar mehr, als umgesetzt wird. Die Zusammenarbeit von Architekten, Genehmigungsbehörden, Bauträgern und Ausführenden kann unter den geltenden Rahmenbedingungen verbessert werden. Für industriell gefertigte Bauteile gibt es doch kein Verbot. Daß Bauzeiten reduziert werden können, zeigen uns unsere holländischen Nachbarn. Das Wissen ist vorhanden, aber ich glaube, am Willen der Beteiligten - ich muß sagen, aller Beteiligten - scheint es zu hapern.
    Doch angesichts der Baukostenexplosion ist und bleibt die Kostenreduzierung ein Gebot der Stunde.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie käme vielen Beteiligten entgegen, den Mieterinnen und Mietern, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind, den Eigentümern, wenn es sich um Eigentumsmaßnahmen handelt, nämlich den Eigentümern im mittleren Einkommensbereich, und auch der öffentlichen Hand. Hier gilt es umzudenken. Die steuerliche Förderung muß zielgenauer für die
    Errichtung preiswerter Wohnungen eingesetzt werden.
    Meine Damen und Herren, wir brauchen die Wohneigentumsförderung. Von nahezu allen Sachverständigen und Verbänden wurde daher ausdrücklich begrüßt, daß die bisherige progressionsabhängige Wohneigentumsförderung nach § 10e des Einkommensteuergesetzes durch die vom Bundestag beschlossene Neuregelung in einen für alle Bürger gleich hohen Förderbetrag umgewandelt werden soll; der Bundesrat wird ja wohl zustimmen.
    Dies ist nicht nur gerechter, es ist auch wohnungspolitisch vernünftig, weil dadurch gerade bei Familien mit mittleren Einkommen der Förderbetrag steigt und so der Eigenheimbau oder der Erwerb von Wohneigentum erleichtert bzw. überhaupt erst möglich gemacht wird.
    Wenigstens in dieser Frage hat sich die Regierungskoalition nach vielen Jahren endlich auf die Forderung der SPD-Fraktion zubewegt. Dieser Schritt ist zu begrüßen. Besonders erfreulich ist die einheitliche Neubauförderung von 5 000 DM und die Bestandsförderung von 2 500 DM für die Dauer von acht Jahren.

    (Karl Diller [SPD]: Pro Jahr!) - Pro Jahr für acht Jahre.

    Das Baukindergeld ist zu begrüßen, und auch die beiden Öko-Komponenten, die eingebaut worden sind, sind zu begrüßen. Das ist ein großer Schritt zur Förderung privaten Wohneigentums mittlerer Einkommensschichten.
    Herr Minister Töpfer, ich möchte auf meine Aufforderung an Sie zurückkommen, nicht immer nur Anläufe zu nehmen, sondern auch zu springen.

    (Bundesminister Dr. Klaus Töpfer: Das haben wir doch gerade gemacht!)

    - Hören Sie zu! Bei der eben angesprochenen Neuregelung zur Wohneigentumsförderung ist Ihnen das gelungen, aber nur, weil Sie sozialdemokratische Positionen als Sprungbrett benutzt haben!

    (Beifall bei der SPD)

    Hieran sollten Sie bei Ihren weiteren Anläufen und Sprungversuchen denken.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist anmaßend!)

    Es gibt allerdings keine Bereitschaft der Bundesregierung, die lange zugesagte Wohngeldverbesserung auch im Haushalt finanziell abzusichern. Unser Antrag im Bauausschuß, der eine Novelle zum 1. September 1996 ermöglichen sollte, wurde abgelehnt. Dies grenzt an Wortbruch, hatte die Bundesregierung doch zugesichert, daß die Wohngeldnovelle, wenn nicht ganz, so doch in Teilen bereits 1996 wirksam werden soll. Mit der abermaligen Verschiebung der Wohngeldnovelle auf das übernächste Jahr stellt sich die Bundesregierung ein Armutszeugnis aus.

    (Beifall bei der SPD)


    Dr. Rolf Niese
    Angesichts der näherrückenden Weihnachtszeit könnte man sagen, der Gabensack vom Nikolaus Töpfer ist leer.
    Die Mieterinnen und Mieter wissen, was diese weitere Verschiebung für sie bedeutet. Das Wohngeld deckt einen immer geringeren Teil der gestiegenen Miete ab. Die Einkommen halten mit der Mietenentwicklung nicht Schritt, so daß die Mietbelastungsquote kontinuierlich steigt. Allen Fachleuten ist diese Entwicklung bekannt. Der Deutsche Mieterbund und auch die Wohnungswirtschaft fordern deshalb seit Jahren eine Anpassung des Wohngeldes und der Miethöchstbeträge an diese Entwicklung.
    Noch beim Beschluß zum Mietenüberleitungsgesetz hatte daher der Bundestag gefordert, daß eine Novelle bereits 1996 wirksam werden soll, aber das ist für die Koalition heute schon Schnee von gestern. Der Bundesbauminister sollte endlich wieder dafür sorgen, daß das Wohngeld seinem sozialen Zweck gerecht wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Wann dies der Fall sein wird, ist völlig offen. Die ständige Verschiebung der Wohngeldnovelle durch die Bundesregierung weckt vielmehr die Befürchtung, daß nach dem Motto gehandelt wird: Aufgeschoben ist aufgehoben.

    (Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)

    Die Entdeckung des 20-Milliarden-DM-Steuerlochs durch die Koalitionäre soll unter anderem dazu führen, daß neben nebulösen Luftbuchungen und sozialen Kahlschlägen durch Schuldenminister Waigel die Bundesregierung auch ihr Familiensilber verscherbeln will. Konkret bedeutet dies den Verkauf der Beteiligungen des Bundes an der Frankfurter Siedlungsgesellschaft und der Gemeinnützigen Deutschen Wohnungsbaugesellschaft. Betroffen sind 49 000 Wohnungen. Wegen dieser Verkäufe wurde im Haushaltsausschuß die entsprechende Einnahmeposition - über den Daumen gepeilt - zwar kräftig erhöht, aber beim Titel „Gewinne aus Beteiligungen an wohnungswirtschaftlichen Unternehmen" wurden nicht die entsprechenden fortfallenden Einnahmen berücksichtigt.

    (Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Dies ist zwar ein kleines, aber bezeichnendes Beispiel für die chaotische Haushaltspolitik dieser Regierung.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [PDS])

    Ein Großteil der besagten Wohnungen dienten bisher der Wohnungsfürsorge des Bundes. Mit diesem Verkauf stiehlt sich die Bundesregierung aus der sozialen Fürsorgepflicht für die Bediensteten. Die Privatisierung der Wohnungen wird ohne Not zu weiteren Spekulationen, zu Mitnahmeeffekten und damit für die Betroffenen zu weiteren Mietsteigerungen und zu Verunsicherungen wegen drohender Umwandlungen in Eigentumswohnungen führen.
    Schauen Sie sich einmal an, welche Leute in diesen Wohnungen leben. Das sind in der Regel nicht diejenigen, die sich auf einen Schlag - wenn das nur irgendwelche Investoren wünschen - diese als Eigentumswohnungen kaufen können. Das wird zu einer großen Verunsicherung führen. Das geht nicht.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Nun hat Bundesbauminister Töpfer bereits am 5. Juli 1995 dem Bundesfinanzminister - laut Pressemitteilung Ihres Hauses - mitgeteilt, der Bund müsse auf Dauer nicht an Wohnungsbaugesellschaften beteiligt sein. Im Auftrag des Bundes werde, so Töpfer weiter, ein Investmentbanker die Marktsondierung übernehmen. Außerdem werde der Bund mit den Käufern nur unter Bedingungen abschließen, die die Interessen des Bundes - das heißt langfristiges Engagement des Investors, Belegungsbindung - und die Interessen der in den Bundeswohnungen lebenden Mieter wahren. Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Uns auch!)

    Diesem „erstklassigen Bewerber", wie Sie ihn nennen, der die gewünschten Zusagen verbriefen kann, wird man sein Engagement wohl erst noch kräftig vergolden müssen.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Denn den potentiellen Erwerber allein mit dem Verkaufsargument zu locken, daß es sich bei den Bundesbediensteten in der Regel um sehr ruhige Mieter handelt, dürfte wohl nicht ausreichen.

    (Vorsitz : Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

    Wie kann man noch von Wohnungsfürsorge sprechen, wenn der alleinige Maßstab das Stopfen von Haushaltslöchern ist?

    (Beifall bei der SPD)

    Sie setzen damit eine Politik fort, die die Wohnung zur Handelsware macht und alles dem Renditedenken der Wohnungsbesitzer unterwirft.

    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Begreifen Sie endlich - vor allem Sie von der F.D.P. -, daß Wohnungen keine x-beliebige Ware, sondern Grundlage menschenwürdigen Daseins sind!

    (Beifall bei der SPD)

    Ziel muß gesichertes und für die Menschen bezahlbares Wohnen sein.
    Ein Trauerspiel ganz besonderer Art hat inzwischen leider schon fast Tradition. Ich meine den Beitrag des Bundes zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit. Unsere Position dazu ist unverändert: Die Finanzierung eines Programms zu Lasten des öffent-

    Dr. Rolf Niese
    lich geförderten Wohnungsbaus, wie Sie es vorsehen, machen wir nicht mit. Es kann nicht angehen, daß die Wenigverdienenden zugunsten der Ärmsten verzichten sollen, während den Reichen auf Grund der durch die Koalition verantworteten Steuerpolitik noch weiter gegeben wird.

    (Beifall bei der SPD)

    Da wir gerade bei Trauerspielen sind: Seit nunmehr fast zwei Jahren harren wir einer Lösung der Frage, was mit dem vom Weihnachtshochwasser 1993 überfluteten Schürmann-Bau geschehen soll - mehr als 700 Tage, die gekennzeichnet sind von Konzeptionslosigkeit,

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    einem atemberaubenden Verwirrspiel über die Zuständigkeiten, dem unrühmlichen Abgang einer Bauministerin und dem Amtsantritt eines neuen Bauministers, der den Bau vollenden will, aber über das Wollen nicht hinausgekommen ist.

    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Winfried Wolf [PDS] Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das stimmt doch gar nicht!)

    Wo ist denn eigentlich die ehemalige Bauministerin, um sich hier im Bundestag gegenüber der Öffentlichkeit ihrer politischen Verantwortung für diesen Skandal zu stellen?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN )

    Denn es ist ein Skandal, daß die Bundesregierung seit fast zwei Jahren die Ruine weiter vor sich hingammeln läßt.
    Und es ist eine teure Ruine: Es entstehen laufende Stillstandskosten von monatlich 278 000 DM an der Baustelle und Kapitalkosten für die bis zum Schadensereignis ohne jeglichen bisherigen Nutzen investierten 370 Millionen DM.
    Auf Nachfragen der Berichterstatter für den Einzelplan 25 zur Höhe dieser Kapitalkosten antwortete das Bauministerium: Die Kapitalkosten ergeben sich aus den jeweiligen Refinanzierungsbedingungen des Bundes. Woraus denn sonst, Herr Töpfer? Was ist das für eine Informationspolitik? Herr Minister Töpfer, verschleiern Sie nicht weiter die Fakten!

    (Beifall bei der SPD)

    Informieren Sie das Parlament endlich mit einer ausführlichen Vorlage, wie es mit dem Schürmann-Bau weitergehen soll! Legen Sie schlüssig dar, daß die Deutsche Welle zum 1. Juli 1997 umziehen kann! Informieren Sie über die haushaltspolitischen Auswirkungen!
    Bundeskanzler Kohl, Kanzleramtsminister Bohl, Finanzminister Waigel und Bauminister Töpfer tragen die weitere politische Verantwortung für die Beendigung des Schürmann-Bau-Skandals,

    (Otto Reschke [SPD]: Die vier sind die Klabautermänner vom Rhein! Heiterkeit bei der SPD)

    denn diese vier haben in mehreren Spitzengesprächen die Angelegenheit zu ihrem Thema gemacht, aber nicht vorangebracht.
    Ein letzter Satz. Häufig werde ich in meinem Wahlkreis gefragt: Können Sie einmal ganz kurz Ihre Einschätzung zur Politik der Bundesregierung geben? Ich antworte dann den Bürgerinnen und Bürgern: Ganz einfach! Fahren Sie nach Bonn, schauen Sie sich die Baustelle des Schürmann-Baus an, und Sie erhalten ein umfassendes Bild von der Politik der Bundesregierung.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS Zuruf von der SPD: Sehr gut! Richtig so!)

    Meine Damen und Herren - -

    (Zuruf von der CDU/CSU: Der letzte Satz, haben Sie gesagt!)

    - Ja, aber diesen muß ich noch sagen. Die SPD-Bundestagsfraktion lehnt den Einzelplan 25 ab. Ich bitte um Entschuldigung, daß ich jetzt eine Minute überzogen habe.

    (Beifall bei der SPD)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Es spricht jetzt der Abgeordnete Dieter Pützhofen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dieter Pützhofen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Obwohl der Haushalt des Bundesbauministers vom Gesamtvolumen her eigentlich zu den kleinen Haushalten gehört, hat er - anders als manch großer Haushalt - direkten, unmittelbaren Einfluß auf die allgemeinen Lebensbedingungen im Land. Ausreichend und zu verträglichen Bedingungen Wohnraum schaffen steht deshalb nicht ohne Grund hier oder an anderer Stelle im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Das ist auf allen politischen Ebenen so, das ist auch im Haushaltsausschuß so. Das ist gut so.
    Leider sah das in diesem Jahr etwas anders aus. Sie haben auf die Diskussion des Einzelplanes 25 aus bekannten, aber, wie ich meine, unverständlichen Gründen verzichtet, Herr Kollege Niese. Ich bedaure das sehr. Da fehlt einem ja das Salz in der Suppe. Jedenfalls aus meiner Sicht ist es viel schöner, nach dem Streitgespräch mit Ihnen im Haushaltsausschuß eine Mehrheit zu bilden, als das ganz ohne Widerspruch zu tun.
    Vor allen Dingen ist es aber deshalb bedauerlich gewesen, weil wir in diesem Jahr - ich wollte Sie gerne in diese Diskussion einbeziehen und von Ihnen eine Antwort dazu hören -, anders als in den Jahren 1993 und 1994, das Wünschenswerte im Städtebau und in der Wohnungsbaupolitik mit den Zwängen der Haushaltspolitik auf einen Nenner

    Dieter Pützhofen
    bringen mußten. Sie haben ja nicht ohne Grund bei diesen Beratungen gekniffen.

    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das heißt ja, den Spieß umzudrehen!)

    Das Auf-einen-Nenner-Bringen ist schon in der Schule eine Schwierigkeit. Das fällt einigen schon in der Schule schwer.

    (Otto Reschke [SPD]: Sie müssen aber auch ein paar Jahre gefehlt haben!)

    In diesem Zusammenhang Wünschenswertes und die Zwänge der Haushaltspolitik auf einen Nenner zu bringen ist schwierig. Hier hieß das - ich sage das in aller Offenheit - Einschnitte, Einschränkungen bei Förderungen und auch Abwehr von Wünschen. Dazu muß man stark sein. Da kann man nicht ausziehen.
    Daß viele Wünsche existieren - zum Teil zu Recht -, kann ich Ihnen als jemand, der in der Kommunalpolitik ein ordentliches Paket mitzutragen hat, gerne bestätigen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)

    Aber wir sitzen hier nicht als Lobbyisten. Ich sehe meine Aufgabe jedenfalls nicht darin, ohne Abwägung gesamtstaatlicher Belange einseitig Stellung zu nehmen. Die Zeit, in der wir mit einem Füllhorn über die Fluren streiften und Wohltaten ausbreiteten, ist vorbei. Um dieses Thema kommen auch Sie nicht herum. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß der Bürger das begreift. Man muß es ihm nur einmal klar sagen.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht führt kein Weg an der Konsolidierung des Haushalts vorbei. Das ist sogar in diesem Hause relativ unbestritten, und das heißt schon eine ganze Menge. Was aber gesamtwirtschaftlich richtig ist, nämlich Konsolidierung, kann für die Bauwirtschaft dann nicht falsch sein.
    Wir wissen: Es besteht eine hohe Abhängigkeit des Wohnungsbaus von den Bedingungen des Kapitalmarktes.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Wir wissen, daß eine gesamtwirtschaftlich positive Entwicklung und günstige Bedingungen auf dem Kapitalmarkt Investitionen auslösen werden. Das wiederum bedeutet Bautätigkeit. Das bedeutet Belebung der Bauwirtschaft, und das heißt Sicherung der Arbeitsplätze und damit erneute Nachfrage im Wohnungsbau.
    Es ist also im Interesse aller Beteiligten - der Wohnungsuchenden wie der Wohnungschaffenden -, daß aktuelle Einzelerwartungen an den Haushalt hinter gesamtwirtschaftlichen Betrachtungen zurücktreten.
    Anders ausgedrückt, Herr Kollege Niese: Was nützen die ursprünglich von der SPD vorgetragenen Millionenforderungen für die verschiedensten Förderwege oder für den Städtebau, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dadurch anschließend nicht mehr stimmen?
    Natürlich weiß ich wie Sie, daß der Einzelplan 25 nicht die Konsolidierung des Gesamtbudgets bringen kann, aber er kann seinen Beitrag dazu leisten, und er muß es.
    Blickt man insgesamt auf das Ausgabevolumen des Etats des Bauministers im nächsten Jahr, dann stellen wir nur einen geringfügigen Rückgang gegenüber dem diesjährigen Volumen fest. Aber wer den Einzelplan 25 kennt, der weiß, daß die Ansätze im aktuellen Haushalt nur die eine Seite der Medaille sind; die eigentliche Musik, die Dynamik, die Bedeutung steckt in den Verpflichtungsermächtigungen für den sozialen Wohnungsbau und für die Städtebauförderung.

    (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da wird ganz schön abgespeckt!)

    Eine begrenzte Absenkung bei diesen Verpflichtungsermächtigungen im sozialen Wohnungsbau war im Blick auf die geschilderten Gesamtprobleme des Haushalts unvermeidlich, wenn auch schmerzlich.
    Allerdings sind diese Absenkungen vor dem Hintergrund der massiven Steigerungen der Förderung in den letzten fünf Jahren zu werten. Dazu, Herr Kollege, haben Sie natürlich in Ihrem Beitrag nichts sagen wollen.

    (Dr.-Ing. Dietmar Kansy [CDU/CSU]: Es war eine erfolgreiche Wohnungsbaupolitik! Lachen der Abg. Iris Gleicke [SPD])

    - Sehr richtig.
    Der Kollege Braun hat zu Recht die Glaubwürdigkeit der Opposition angesprochen und zu Recht darauf hingewiesen, daß es eine ganze Menge Länder gibt, in denen Sie die Verantwortung tragen und in denen die Mittel für den Wohnungsbau rückläufig sind. Wenn Sie gleichzeitig sagen, das liege an der Bundesregierung, dann müssen Sie im Falle der Länder, wo die Mittel erhöht worden sind, sagen, das liege auch an der Bundesregierung. Offensichtlich ist es doch auf Länderebene möglich, so oder so zu entscheiden.
    In Hessen sind die Mittel von 534 Millionen DM im Jahre 1994 auf 360 Millionen DM im Jahre 1995 zurückgegangen, Herr Kollege Niese. In Niedersachsen sind sie von 562 auf 260 Millionen DM, also auf noch nicht einmal die Hälfte, zurückgegangen.
    Es gibt Länder, in denen das anders aussieht. Das gebe ich gerne zu. Nordrhein-Westfalen ist ein solches Land, Bayern ist eine solches Land, Thüringen ist ein solches Land. Natürlich gibt es solche Länder. Dennoch ist hier die Glaubwürdigkeit der Opposition angesprochen, wenn Sie sagen, hier müsse man mehr Mittel fordern, aber dort, wo Sie Verantwortung tragen, das nicht in gleicher Weise tun.
    Oder nehmen Sie sich einmal die SPD-Forderungen zum Jahressteuergesetz vor. Sie haben mit der Forderung nach Senkung der Abschreibungen

    Dieter Pützhofen
    erreicht, daß wir weniger frei finanzierten Wohnungsbau haben werden. Das ist eine zwangsläufige Folge der Reduzierung der AfA.
    Ich möchte aber auch einmal deutlich machen, daß eine Absenkung der Verpflichtungsermächtigungen nicht zwangsläufig eine geringere Zahl von geförderten Wohnungen zur Folge hat,

    (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sondern?)

    wenn die zur Verfügung stehenden Mittel gezielt eingesetzt werden. Das Stichwort heißt „einkommensorientierte Förderung", die nicht nur gerechter ist, sondern zugleich dafür sorgt, daß je Förderung deutlich weniger öffentliche Mittel eingesetzt werden müssen.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Deshalb liegt der Schwerpunkt der Bundesfinanzhilfen bei den Zuschüssen für die vereinbarte und einkommensorientierte Förderung.
    Wer in diesem Hause beides im Auge hat - einerseits die Wirkung der Förderwege in unseren Städten und Gemeinden, insbesondere des ersten und zweiten Förderweges, und andererseits die Entwicklung der öffentlichen Haushalte auf allen politischen Ebenen -, der weiß doch, daß wir uns auf Dauer keine Fördersysteme mehr leisten können, in denen erstens Riesensummen versacken, mit denen zweitens für Bevölkerungsgruppen gebaut wird, die es möglicherweise in dieser Einkommensform nicht mehr in dem Umfang geben wird wie bisher, und die drittens letzten Endes auch noch kostentreibend wirken.
    Wir sind alle aufgefordert, Regierungskoalition und Opposition, an der grundlegenden Reform des sozialen Wohnungsbaus mitzuarbeiten, die die Bundesregierung zur Zeit vorbereitet - und das nicht nur im Neubaubereich, sondern auch im Bereich des Bestandes.
    Wer Kritik an der Wohnungspolitik dieser Bundesregierung übt, sollte sich tatsächlich noch einmal die Rekordzahlen im Wohnungsbau der vergangenen Jahre und dieses Jahres ansehen. Das sind Zahlen, Herr Kollege Niese, die es in den letzten 20 Jahren nicht mehr gegeben hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. Zuruf von der SPD: Wie bei der Miethöhe! Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieviel davon ist preiswert und bezahlbar? Das ist doch das Problem!)

    Die cirka 660 000 fertiggestellten Wohnungen werden ihre Entspannungswirkungen am Wohnungsmarkt haben. Wir wissen alle, daß solche Rekordzahlen auf Dauer nicht zu halten sind und auf Dauer auch nicht gebraucht werden. Es gibt weiteren Bedarf; das ist richtig. Aber es geht darum, die Wohnungsbauzahlen auf diesen Bedarf hin mit dem notwendigen Volumen zu verstetigen.

    (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die dann leerstehen!)

    Wer das will, der muß über den sozialen Wohnungsbau hinweg die Instrumente der Wohnungspolitik im Auge haben. Als Beispiel nenne ich die erfolgreich zu Ende geführte Reform der Eigentumsbildung im Wohnungsbau. Sie ist nicht nur unter familienpolitischen, vermögenspolitischen oder sozialpolitischen Gesichtspunkten von elementarer Bedeutung; sie ist auch das Feld mit dem größten Nachholbedarf und damit den größten Entwicklungschancen. Die Verstärkung der Wohnungseigentumsbildung ist ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Wohnungsbaupolitik und zur Verstetigung des Baugeschehens.
    Das Schwergewicht der Finanzhilfen liegt, gemessen an dem Bevölkerungsanteil, auch im sozialen Wohnungsbau nach wie vor zu Recht in den neuen Bundesländern.
    Das gilt in noch stärkerem Maße für die Städtebauförderung. Wir haben für die Städtebauförderung im kommenden Jahr rund 600 Millionen DM bereitgestellt. Davon gehen 520 Millionen DM in die neuen Bundesländer. Der dortige Bedarf ist unverändert hoch. Da die Städtebauförderungsmittel in großem Maße private Investitionen auslösen, hat die Städtebauförderung in den neuen Ländern ganz besonders deutliche Erfolge gebracht.
    Dennoch wissen wir, daß die immensen Erneuerungsaufgaben auch in Zukunft der Unterstützung bedürfen. Deshalb werden wir weiter, neben den Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen, den städtebaulichen Denkmalschutz in den neuen Bundesländern

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    und vor allen Dingen die städtebauliche Weiterentwicklung der großen Neubaugebiete fördern.
    Zu meinem Wunschkatalog gehört auch eine Verstärkung der Städtebauförderung in den alten Bundesländern. Das ist überhaupt keine Frage.

    (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Können Sie das nicht durchsetzen?)

    Die Wiederanhebung der Städtebauförderungsmittel über die 80 Millionen DM hinaus, die wir bereitgestellt haben, bleibt deshalb, jedenfalls für mich, auf der Tagesordnung.
    Obwohl das für 1996 aus gesamtwirtschaftlicher Sicht nicht möglich war, haben wir Flexibilität doch insofern geschaffen, als aus dem Verpflichtungsrahmen für das Förderprogramm 1996 bis zu 70 Millionen DM für den sozialen Wohnungsbau in städtebaulichen Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen eingesetzt werden können. Darüber hinaus haben wir mit einem entsprechenden Vermerk - wie im vergangenen Jahr - dafür gesorgt und deutlich gemacht, daß 50 Millionen DM aus dem Verpflichtungsrahmen und an Hilfen des Bundes für die Bekämpfung der Obdachlosigkeit eingesetzt werden sollen.

    Dieter Pützhofen
    Ich möchte noch einmal betonen, daß das Thema Obdachlosigkeit nicht nur eine Frage der Wohnungspolitik ist. Es ist schon überhaupt keine Frage, die sich nur auf Bundesebene stellt. Eine Lösung dieser Frage ist nur vor Ort in den Kommunen möglich.
    Der größte Einzelposten im Haushalt des Bundesbauministers bleibt 1996 das Wohngeld mit einem Volumen von 3,1 Milliarden DM. Wir haben in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses die Wohngeldmittel der wahrscheinlichen Entwicklung angepaßt.
    Bedauerlich ist, daß selbst im Haushaltsausschuß zu diesem Thema Fensterreden mittlerweile in der Form Usus werden, daß höhere Haushaltsansätze für Titel gefordert werden, die einer rechtlichen Regel folgen. Auf Wohngeld besteht ein Rechtsanspruch, der nicht durch Anpassungen der Ansätze im Haushalt verändert werden kann. Mehranforderungen ohne Gesetzesänderung gehören also in die Abteilung Showgeschäft.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Neu im Haushalt des Bundesbauministeriums ist 1996 das Förderprogramm zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Das zeigt, daß wir uns trotz der Enge des Haushaltes neuen Aufgaben stellen und sie auch im Etat berücksichtigen.
    Für Berlin werden 1996 erhebliche Mittel bereitgestellt. Hier spiegelt der Einzelplan die konsequente Umsetzung der Parlaments- und Regierungsbeschlüsse zum Umzug und zum Bonn-Ausgleich wider.
    Wenn wir die Mittelbereitstellung für die Wohnungsfürsorge in Berlin - ich erinnere mich: einvernehmlich - noch mit einem Prüfvorbehalt versehen haben, dann nicht, um die Wohnungsfürsorge zu vernachlässigen, zu bremsen oder gar zu blockieren. Der Sperrvermerk soll lediglich sicherstellen, daß Regierung und Parlament bei der Wohnungsfürsorge in gleichem Maße fürsorglich behandelt werden und nicht die eine Seite mehr als die andere.

    (Otto Reschke [SPD]: Aber die Wohnungsbaugesellschaft wird doch jetzt verhökert!)

    - Es ist doch nicht so, als oh Sie heute zum erstenmal etwas von der Privatisierung gehört haben. Wir diskutieren darüber seit Jahren im Haushaltsausschuß. Wenn Ihnen Ihre Kollegen aus dem Haushaltsausschuß das nicht berichtet haben, ist das deren Problem. Wir haben diese Meinung immer wieder vertreten.
    Was die Frage der Belegungsbindung anbetrifft, haben wir beim Verkauf der Aachener Bergmann- und Siedlungsgesellschaft gezeigt, daß wir durchaus eine Belegungsbindung damit verbinden. Das ist also überhaupt keine Frage der Mieter. Die Frage ist, ob öffentlicher Wohnungsbau in der hygienischen Verpackung einer Bundesregierung angeboten werden soll oder ob man das nicht besser Privatleute machen läßt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Bei dieser Frage sehen Sie mich ganz eindeutig auf der Seite der Privaten. Das ist eine sozialdemokratische Denkweise: Alles muß in der hygienischen Verpackung der öffentlichen Verwaltung angeboten werden. Wenn das nicht der Fall ist, funktioniert die ganze Sache nicht.

    (Hildebrecht Braun [Augsburg] [F.D.P.]: Wer sagt denn, daß die so hygienisch ist?)

    Sie werden erleben, daß wir diese Gesellschaft privatisieren, daß wir sie verkaufen, daß wir die Belegungsrechte beibehalten und daß wir anschließend den Mietern damit überhaupt nichts Böses getan haben.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich habe soeben mit meinen Kollegen darüber gesprochen: Natürlich erfüllt der Haushalt 1996 nicht alle wohnungs- und städtebaulichen Wünsche, in unserer Fraktion nicht, schon gar nicht bei Ihnen.

    (Iris Gleicke [SPD]: Das war freundlich formuliert!)

    Es hat ein hartes Ringen um einzelne Positionen bei uns in der Fraktion und in der Regierungskoalition gegeben. Das gebe ich offen zu. Letztlich haben aber gesamtwirtschaftliche Überlegungen und stabilitätspolitische Vorgaben das Ergebnis bestimmt. Ich glaube, daß wir mit diesem Ergebnis vor den Bürger treten können.
    Mit Blick auf die Stabilitätspolitik, lieber Kollege Vorredner, möchte ich Sie bitten, mit der gleichen Verve, wie Sie es im Bundestag tun, auch bei den Ländern und Gemeinden Entsprechendes zu fordern.
    Herr Minister, ich möchte mich bei Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Hilfe bei den Etatberatungen bedanken. Der gleiche Dank geht an die Damen und Herren des Finanzministeriums.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)