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ID1306818500

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    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kristin Heyne


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sparsame Haushaltsführung ist das Gebot der Stunde. Damit sind sehr interessante Dinge verbunden, zum Beispiel die Frage: Wo ist in diesem Einzelplan das Sparschwein?
    Beim Einzelplan 16 sind es die Investitionen zur Verminderung von Umweltbelastungen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden sie um 38 Prozent gekürzt. Verglichen mit dem Haushalt 1994 wurde dieser einzelne Posten sogar um 53 Prozent gekürzt. Im Berichterstattergespräch haben wir die Auskunft bekommen, daß das bedeutet, daß überhaupt kein neues Projekt in diesem Bereich begonnen werden kann. Das bedeutet vor allem, daß es keine Projekte zum Bereich des integrierten Umweltschutzes geben wird.
    Gekürzt wird also gerade bei einem dringend notwendigen Schritt der Umweltpolitik: weg vom Ende des Schornsteins, hin zu einer Produktionsweise, die die Belastung der Umwelt schon in der Produktion so gering wie möglich hält oder ganz zu vermeiden sucht. Ich denke, das ist ein bemerkenswertes Signal hinsichtlich der Innovationskraft dieses Haushaltes.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Interessant ist natürlich ein Vergleich. Wenn man sich einmal die Verhältnisse in vergleichsweise dinosauriermäßigen Bereichen und Technologien anschaut, zum Beispiel im Bereich Atomkraft, dann findet man unter dem Titel „Sicherheit der kerntechnischen Einrichtungen und Strahlenschutz" mit verläßlicher Stetigkeit wachsende Titelansätze. Die Investitionen für Umweltbelastungen sind mit dem Haushalt 1996 zum erstenmal von den Ausgaben für Reaktorsicherheit und Strahlenschutz überflügelt worden. Ich denke, der Schwerpunkt dieses Ministeriums ist damit wieder einmal eindrucksvoll deutlich gemacht worden.
    Der größte Ausgabenbereich im Einzelplan 16 ist der für die Endlagersuche. Der Kollege Kriedner hat es angesprochen, und die Kollegin Hustedt hat darauf schon reagiert. Wir sind allerdings der Meinung, daß dies Fehlausgaben sind, weil seit über 30 Jahren weltweit versucht wird, sichere Endlagerstätten zu finden. Sie werden nicht gefunden. Ihre Suche ist ein

    Kristin Heyne
    reines Alibi für den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken. Dieses Alibi wollen wir nicht stützen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Wir sind erst bereit, auf Endlagersuche zu gehen, wenn wir ein klares, kurzfristiges Ausstiegsszenario haben. Dann müssen wir die Restmenge berechnen und schauen, wo wir sie lassen. Das wird mit Sicherheit eine schlechte Endlagerung werden. Sie kennen das Bild: Die Atomkraft ist wie ein Flugzeug, das ohne Landebahn gestartet ist. Eine glatte Landebahn wird es für die Atomkraft nicht geben. Es wird eine Bruchlandung auf dem Acker sein. Diese wollen wir so sanft wie möglich ausfallen lassen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Eckart Kuhlwein [SPD])

    In diesem Zusammenhang möchte ich kurz Stellung nehmen zu den Anträgen der PDS. Wir haben Anträge gestellt, ebenso die PDS. Zum Teil überschneiden sie sich, zum Teil gehen unsere Anträge weiter, zum Teil haben wir andere Schwerpunkte gesetzt. Ich glaube, jeder von uns hat sein Profil deutlich gemacht. Wir sehen da viel Richtiges. Aber wir halten unsere Anträge natürlich für die besseren. Deswegen werden wir uns bei Ihren Anträgen enthalten.
    Eine klare Schwerpunktsetzung des Ministeriums gibt es auch in einem weiteren Bereich, der heute schon angesprochen wurde, bei den Beratungs- und Investitionshilfen für die MOE-Staaten. Bezeichnenderweise finden sich diese Titel nur im Kapitel 16 04, Reaktorsicherheit und Strahlenschutz. Im Kapitel 16 05, Umweltbundesamt, ist davon nichts zu finden. Im Berichterstattergespräch wurde uns erläutert, daß sich die Bundesrepublik entschieden habe, ihren Beitrag zur Förderung der Energiegewinnung in den MOE-Staaten im Bereich der Atomenergie zu leisten, und andere könnten andere Aufgaben übernehmen. Da muß man sich einmal fragen: Wer denn? England und Frankreich haben schließlich auch eine Atomindustrie, die will auch beschäftigt sein. Wer wird da etwas machen?
    Es ist völlig unbestritten - wir haben das bei einer Berichterstatterreise noch einmal bestätigt bekommen -, daß die Energieeinsparpotentiale in den MOE-Staaten ungeheuer hoch sind. Der Verbrauch an Energie pro Wertschöpfungseinheit liegt bis zum Zehnfachen über dem westlichen Standard. Gemessen am westlichen Status quo gibt es bei der Primärenergie Einsparpotentiale von 50 bis 70 Prozent. Trotzdem beschränken sich die Beratungs- und die Investitionshilfen der Bundesrepublik wie auch der EU fast ausschließlich auf den Bereich der Atomenergie.
    Es kann aus unserer Sicht nicht darum gehen, in oft riskanter und auf alle Fälle immer kostenintensiver Weise an den Atomkraftwerken sowjetischer Bauart in den MOE-Ländern herumzubasteln. Die allererste Hilfe Anfang der 90er Jahre mag in mancher Hinsicht noch Sinn gehabt haben. Was da heute an Nachrüstung versucht wird, ist in der Bundesrepublik, zum Beispiel in Greifswald, nicht gemacht worden, weil man es für zu riskant hielt. In den
    MOE-Staaten wollen Sie das aber machen. Das ist ein Beschäftigungsprogramm für die Atomindustrie.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Kollege Kriedner, Sie beklagen, daß es von uns keine Vorlage gibt. Wir haben dieses Thema im Ausschuß ausführlich beraten. Wenn Sie sich jetzt unsere Anträge ansehen, dann werden Sie feststellen, daß wir keine Streichung des Tschernobyl-Programms und keine Streichung der Gelder für die MOE-Staaten vorsehen. Vielmehr fordern wir, daß über diese Verträge neu verhandelt wird, daß Sie den MOE- Staaten Know-how und auch Investitionshilfe in dem Bereich Energiesparen und in dem Bereich regenerativer und konventioneller Energieerzeugung anbieten. Natürlich ist es so, daß es auch in den MOE- Staaten nach wie vor einige recht großkotzige Herren gibt, die sich auf Großtechnologie im Atombereich verlassen und immer noch auf das Zauberwort Elektrifizierung vertrauen. Aber solange wir eine Situation schaffen, in der die Atomindustrie ständig sagen kann: „Ik bün all dor", werden die Stimmen in den MOE-Staaten, die sich für rationelle Energieerzeugung aussprechen, nicht durchdringen können.
    Die Entscheidungen, die jetzt in den MOE-Staaten für die Zukunft getroffen werden - das sind Entscheidungen, die auch unsere Zukunft betreffen -, sind natürlich auch von dem Angebot abhängig, das der Westen macht. Wir fordern daher, die Mittel für die MOE-Staaten umzuwidmen und beim Umweltbundesamt zu etatisieren und dorthin auch die Federführung für die Beratungs- und Investitionshilfen zu geben.
    Es ist eigentlich eine ziemlich merkwürdige Situation, daß diese Zuordnung für die Umweltministerin nicht selbstverständlich gewesen ist. Die Zuständigkeit der Umweltministerin für die Atomenergie einerseits und die Zuständigkeit des Wirtschaftsministers für die Förderung regenerativer Energien andererseits ist auf den ersten Blick eigentlich eine verkehrte Welt. Umgekehrt würde eher ein Schuh daraus, sollte man meinen. Die Förderung umweltfreundlicher Technologien sollte ein originäres Anliegen der Umweltministerin sein, während der Wirtschaftsminister sicher manchmal auch ein Interesse daran hat, eine umweltpolitisch problematische, aber einträgliche Industrie zu fördern.
    Bei näherem Hinsehen erweist sich diese Vorstellung als zu kurz gedacht. Umweltpolitisch problematische Industrien können von der Umweltministerin viel wirkungsvoller gefördert werden als vom Wirtschaftsminister. Der Segen der Umweltministerin zerstreut Bedenken und Zurückhaltung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Tragödie um die Ozongrenzwerte - ein Beispiel für die Anti-Spielverderber-Rolle der Umweltministerin - hat das deutlich gezeigt. Wir haben ihre Fürsorge für die Autonutzer und die Autohersteller erleben können.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Im diesjährigen Sommerloch wurde eine weitere Aufführung des Spiels geboten, das ich nennen möchte „möglichst lange begutachten und am Ende hinreichend vage Ergebnisse vorstellen". Nach fünf

    Kristin Heyne
    Jahren gutachterlicher Beschäftigungstherapie im Bereich der Getränkeverpackungen wurde nun endlich eine Studie vorgelegt. Es handelt sich dabei um eine Studie, mit der ein Vergleich der Verpackungssysteme im Milchbereich und im Bierbereich angestellt wird. Beim Bier war die Überlegenheit des Mehrwegsystems gegenüber Dosen und Einwegflaschen eindeutig. Auch bei der Milch erweist sich das Mehrwegsystem ökologisch überlegen gegenüber Giebelverpackungen und gegenüber Blockverpakkungen. Lediglich bei den Schlauchverpackungen wird bei langen Distributionswegen eine Überlegenheit des Schlauches für möglich gehalten. Milch über lange Strecken zu transportieren ist sowieso ökonomischer wie auch ökologischer Unsinn.
    Also sollte man meinen, die Studie hat ein eindeutiges Ergebnis gehabt, und mit der gezielten Förderung von Mehrwegverpackungen auch auf der Bundesebene kann es jetzt endlich losgehen. Weit gefehlt! Was wir vorfinden konnten, war eine merkwürdig verklausulierte Schlußfolgerung der Umweltministerin. Sie heißt: „Förderung von Mehrwegverpackungen ist auch weiterhin vertretbar". Nun muß man sich fragen: Vertretbar gegenüber wem? Gegenüber den Herstellern von Getränkedosen und Blockverpackungen? Wem gegenüber fühlt sich diese Ministerin eigentlich verantwortlich? Fühlt sie sich der Verpackungsindustrie gegenüber verantwortlich oder den Menschen gegenüber, die in diesem Lande leben, den Kindern gegenüber, die zunehmend an Atemwegserkrankungen und Hauterkrankungen leiden?
    Die primäre Frage der Umweltministerin sollte doch wohl sein, ob der hohe und weiter steigende Anteil an Getränkedosen und Blockverpackungen noch länger vertretbar ist. Auf diese Frage gibt die Studie eine eindeutige Antwort. Deshalb ist die Umweltministerin gefordert, eindeutig zu handeln.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Statt dessen spricht sie unter dem Mäntelchen von differenzierter Betrachtung von weiteren Untersuchungen - nach fünf Jahren Untersuchung!
    Die Nachricht, die im Sommerloch sehr breit und effektiv verbreitet wurde, hieß in den Überschriften „Mehrweg ist nicht immer vorteilhaft". So etwas bleibt bei den Leuten hängen: Es gibt einen winzig kleinen Bereich, in dem es möglicherweise nicht vorteilhaft ist, aber einen riesengroßen Bereich, in dem es vorteilhaft ist. Die Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich bisher darum bemüht haben, vernünftige Einkaufswege zu finden, Gemeinschaften zu bilden, um zum Beispiel das Problem des schweren Transports - der Transport ist häufig schwieriger bei Mehrwegverpackungen - zu lösen, werden sich gemütlich zurücklehnen und sagen: Okay, wir brauchen uns nicht weiter darum zu kümmern! Unter dem Strich ist alles nicht so schlimm! Macht weiter wie bisher; Milch in Pappverpackungen, Bier in Dosen, und fertig ist die Sache! Das ist es, was bei dieser differenzierten Betrachtungsweise wirklich rübergekommen ist.
    Herrn Rexrodt hätte das niemand so ohne weiteres geglaubt. Aber wenn die Umweltministerin das sagt - -! Frau Merkel, ich muß zugestehen, daß Sie in der Förderung bestimmter Wirtschaftszweige Erfolge zu verbuchen haben. Nur bleibt für mich natürlich die Frage: Wer kümmert sich dann noch um die Umwelt?

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Die Umweltpolitik dieser Regierung hat zu oft die falschen Vorzeichen. Auch dieser Haushalt hat zu oft die falschen Vorzeichen. Wir werden ihn deswegen ablehnen.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Birgit Homburger.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Birgit Homburger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (F.D.P.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vor wenigen Tagen hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung sein drittes Jahresgutachten vorgelegt, das eindringlich zeigt - -

    (Zurufe von der SPD)