Rede:
ID1306800200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Herr: 1
    2. Abgeordneter,: 1
    3. gestatten: 1
    4. Sie: 1
    5. eine: 1
    6. Zwischenfrage: 1
    7. des: 1
    8. Kollegen: 1
    9. Weng?: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/68 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/ 2593) 5863 A Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft (Drucksachen 13/2609, 13/2626) . . 5863 B Manfred Hampel SPD 5863 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5866 C, 5867 A, 5869 A Siegmar Mosdorf SPD 5867 B, 5883 C Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . 5867 D, 5881 D Manfred Hampel SPD 5868 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD 5871 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5872 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . 5874 D, 5879 D Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5876 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5877 A Ernst Schwanhold SPD 5877 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . 5878 A Dr. Christa Luft PDS 5878 C Peter Dreßen SPD 5879A Rolf Kutzmutz PDS 5880 A Dr. Günter Rexrodt, Bundesminister BMWi 5882 A Peter Dreßen SPD 5883 B Ernst Schwanhold SPD 5884 C Friedhelm Ost CDU/CSU 5886 B Anke Fuchs (Köln) SPD 5888 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . 5888 D Ilse Janz SPD 5888 D Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . 5889 C Ernst Hinsken CDU/CSU 5890 A Manfred Hampel SPD (Erklärung nach § 31 GO) 5891 A Manfred Kolbe CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) 5891 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Erklärung nach § 31 GO) 5892 B Namentliche Abstimmung 5892 D Ergebnis 5918 B Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Drucksachen 13/2611, 13/2626) 5893 A Dr. Konstanze Wegner SPD 5893 B Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . 5896 A Uta Titze-Stecher SPD 5896 D, 5897 A Andrea Fischer (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5899 B Ina Albowitz F.D.P. . . . . 5901 D, 5905 C, 5906 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5904 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5904 D Peter Dreßen SPD 5905 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5906 B Dr. Heidi Knake-Werner PDS 5906 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . 5908 B Ottmar Schreiner SPD 5910 B Dr. Norbert Blüm CDU/CSU 5911 C Dr. Norbert Blüm, Bundesminister BMA 5913 D Ingrid Matthäus-Maier SPD 5914 B Ottmar Schreiner SPD . . . . . . . 5915 C Dr. Barbara Höll PDS 5916 B Gerd Andres SPD 5917 C Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 13/2616, 13/2626) 5920 D Eckart Kuhlwein SPD . . . . . . . . 5921 A Arnulf Kriedner CDU/CSU 5923 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5924 D, 5931 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5927 C Birgit Homburger F D P. 5929 C Marion Caspers-Merk SPD . . . 5930 D, 5933 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5932 A Eva Bulling-Schröter PDS 5933 D Dr. Angela Merkel, Bundesministerin BMU 5935 A Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . 5936 A Eckart Kuhlwein SPD 5936 C Wolfgang Behrendt SPD 5937 A Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . 5939 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . 5939 D Dr. Gerhard Friedrich CDU/CSU . . . 5941 D Otto Schily SPD 5942 D Wolfgang Behrendt SPD 5943 D, 5946 A Arnulf Kriedner CDU/CSU . . . . . 5944 B Kurt-Dieter Grill CDU/CSU 5945 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 5946C Marion Caspers-Merk SPD 5946 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 13/2607, 13/2626) 5947 C in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 13/2618 [neu], 13/2626) 5947 C Gunter Weißgerber SPD 5947 C Manfred Kolbe CDU/CSU . . . . . . 5949 A Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5951 D Manfred Kolbe CDU/CSU 5953 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5953 D Horst Eylmann CDU/CSU 5954 B Detlef Kleinert (Hannover) F.D.P. . . . . 5955 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS 5957 B Dr. Susanne Tiemann CDU/CSU . . . 5958 D Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5960 A, 5974 A, C Heinrich Graf von Einsiedel PDS . . . 5960 C Dr. Uwe-Jens Heuer PDS . . . 5961 A, 5970 D Otto Schily SPD . . . . 5961 C, 5973 A, B Hermann Bachmaier SPD 5962 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . 5962 D, 5969 B Frederick Schulze CDU/CSU 5965 A, D Heinz Lanfermann F.D.P. . . . 5966 D, 5967 A Horst Eylmann CDU/CSU 5968 D Norbert Geis CDU/CSU 5969D Dr. Gregor Gysi PDS 5971 B Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ 5972 A Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . 5972 D Jürgen Koppelin F.D.P. 5973 D Einzelplan 25 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksachen 13/2621, 13/2626) 5975 C Dr. Rolf Niese SPD 5975 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. 5976D, 5991 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/ CSU .. . 5977 A Volkmar Schultz (Köln) SPD 5977 B Dieter Pützhofen CDU/CSU 5980 D Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5983 C, 5985 D Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU . . . 5985 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . 5986 A Klaus-Jürgen Warnick PDS 5987 C Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister BMBau 5988 D, 5993 A Hans Georg Wagner SPD 5989 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5990 B Otto Reschke SPD 5992 B Einzelplan 13 Bundesministerium für Post und Telekommunikation (Drucksachen 13/2613, 13/2626) 5993 D Gerhard Rübenkönig SPD 5994 A Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 5995 C Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5996 B Dr. Max Stadler F D P. 5997 C Gerhard Jüttemann PDS 5998 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . 5999 D Dr. Manuel Kiper BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6000 C, 6002 C Hans Martin Bury SPD 6002 A Dr. Wolfgang Bötsch, Bundesminister BMPT 6004 C Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr (Drucksachen 13/2612, 13/2626) 6006 C Hans Georg Wagner SPD 6006 C Bartholomäus Kalb CDU/CSU 6010 C Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 6013 D Horst Friedrich F.D.P. 6016 A Dr. Winfried Wolf PDS 6018 B Matthias Wissmann, Bundesminister BMV 6020 A Annette Faße SPD 6022 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU 6024 C Nächste Sitzung 6027 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6029 *A 68. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 9. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) (A) Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 09. 11.95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Dr. Dobberthien, SPD 09. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 09. 11.95 * Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 09. 11.95 Marten, Günter CDU/CSU 09. 11.95 * Meißner, Herbert SPD 09. 11.95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 09. 11.95 Nickels, Christa BÜNDNIS 09. 11.95 90/DIE GRÜNEN (B) Anlage zum Stenographischen Bericht (C) Abgeordneter) entschuldigt bis einschließlich Odendahl, Doris SPD 09. 11.95 Poß, Joachim SPD 09. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 09. 11. 95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Schwanitz, Rolf SPD 09. 11.95 Steindor, Marina BÜNDNIS 09. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 09. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 09. 11.95 Vosen, Josef SPD 09. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (D)
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manfred Hampel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich denke, die Besetzung auf der Regierungsbank ist ein Beleg dafür, welche
    Bedeutung die Bundesregierung der Wirtschaftspolitik beimißt.

    (Beifall bei der SPD und der PDS Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das Bundeskanzleramt und der Bundeswirtschaftsminister sind hier!)

    - Ich sprach von der Besetzung der Regierungsbank. Es braucht nicht immer nur einer anwesend zu sein.
    Die Beratungen zum 96er Haushalt sind im Berichterstattergespräch und bei der Beratung des Einzelplanes - -

    (Zuruf des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU])

    - Kollege Rossmanith, ich wollte gerade sagen, daß die Beratungen in einer sachlichen und guten Atmosphäre verlaufen sind. Nun konterkarieren Sie das bitte nicht. Ich meinte das Berichterstattergespräch und auch die Beratungen des Einzelplanes.
    Am Ende haben sie jedoch eine Wende genommen, die es schwermacht, zur Tagesordnung überzugehen und eine „ganz normale" Haushaltsrede zu halten. Was uns für die Bereinigungssitzung vorgelegt wurde, war eine Desavouierung des Parlaments und ein Setzen auf die Zeitschiene nach dem Prinzip Hoffnung. Die Zukunft wird diese Bundesregierung einholen. Um dies zu sagen, muß man kein Prophet sein.
    Die Prognosen des Bundeswirtschaftsministers mußten für 1995 und auch für 1996 deutlich nach unten korrigiert werden. Trotz einer optimistischen Grundannahme im Sommer dieses Jahres hat der Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums bluten müssen. Rechnet man den Ersatz des Kohlepfennigs in Höhe von 8 Milliarden DM aus dem Haushalt heraus - das muß man, wenn der Vergleich mit früheren Jahren realistisch ausfallen soll -, sinkt der Haushalt im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent. Dies geschieht zu einer Zeit, in der gestaltende Wirtschaftspolitik dringend nötig wäre.

    (Beifall bei der SPD und der PDS)

    Der Haushalt 1996 bietet keine ausreichenden Lösungsansätze für die wirtschaftlichen Zukunftsauf-

    Manfred Hampel
    gaben, insbesondere für die Aufgabe des Aufbaus der Entwicklung der Wirtschaft in den neuen Ländern. In einem Bericht verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute an das Bundeswirtschaftsministerium werden gravierende Strukturdefizite der ostdeutschen Wirtschaft aufgezeigt. Nach wie vor nimmt die Zahl der Insolvenzen zu, und die Existenz vieler mittelständischer Unternehmen ist auf Grund von nicht ausreichendem Eigenkapital gefährdet.
    Mit ein paar Beispielen will ich aufzeigen, wie weit wirtschaftliche Notwendigkeiten und wirtschaftspolitisches Handeln dieser Bundesregierung auseinanderfallen.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Erstes Beispiel: Im Jahre 1994 wurden nur knapp 70 Milliarden DM an Waren und Dienstleistungen außerhalb der neuen Bundesländer abgesetzt, davon 30 Milliarden DM in die alten Bundesländer. Dem standen Bezüge von 290 Milliarden DM gegenüber. Mit 220 Milliarden DM ist die Differenz erschreckend groß, bringt die Bundesregierung aber nicht zu der Schlußfolgerung, Absatzförderung in gleicher oder gar erweiterter Höhe zu betreiben. Die Förderung des Absatzes ostdeutscher Produkte wird statt dessen von 60 Millionen DM auf 40 Millionen DM gesenkt. Wie paßt dies zusammen?
    Zweites Beispiel: Eine Schwachstelle des Wachstumsprozesses ist die Situation von Forschung und Entwicklung. Sie ist für den Aufbau der Wirtschaft von großer Bedeutung. Ausgerechnet in diesem Bereich ist der Arbeitsplatzabbau in den neuen Ländern dramatisch gewesen. Von den Anfang 1990 rund 86 000 Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung waren Ende 1994 nur noch knapp 16 000 tätig. Das ist ein Rückgang um 80 Prozent, dem wir nicht tatenlos zusehen sollten.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Die Schaffung der Konkurrenzfähigkeit und die erfolgreiche Behauptung auf den Absatzmärkten verlangt von den Unternehmen, neue bzw. verbesserte Produkte und Verfahren einzuführen. Die Vernachlässigung von Forschung und Entwicklung erschwert dies erheblich.
    Die Förderprogramme der vergangenen Jahre vermochten diesen Problemen trotz vielfältiger positiver Wirkungen nicht ausreichend zu begegnen. Das heißt aber, daß eine Reduzierung oder gar Beendigung der Innovationsförderung jetzt nicht zur Diskussion stehen dürfte. Das Gegenteil muß der Fall sein.
    Wie verhält sich nun die Bundesregierung vor diesem Hintergrund? Die im Etat eingeplanten Mittel für das Sonderprogramm FuE neue Länder werden kurzerhand um 72 Millionen DM gekürzt.

    (Karl Diller [SPD]: Unglaublich!)

    Zwar hat sich die Koalition letztlich doch noch aufgerafft, den Baransatz um 60 Millionen DM aufzustokken. Trotzdem bleibt eine Absenkung um 12 Millionen DM in einem Bereich, der zu einem Wachstumsmotor entwickelt werden müßte. Meine Damen und Herren, lassen Sie sich sagen: Das ist nun wirklich am falschen Ende gespart.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Drittes Beispiel: Nach mehr als fünf Jahren deutscher Einheit besteht nach wie vor ein grundlegender struktureller Unterschied zwischen Ost und West. Nach allen vorliegenden Erkenntnissen ist der Aufbau einer neuen Wirtschaftsbasis nur in solchen Branchen und Unternehmen gelungen, die für regional begrenzte Märkte produzieren. Im industriellen Sektor ist es bisher nicht gelungen, ausreichend international wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Eine gesunde industrielle Basis ist aber unbedingt notwendig, um auf Dauer die neu entstandenen Dienstleistungsarbeitsplätze zu sichern und letztlich die Transferleistungen aus dem Westen abzubauen.
    Der Weg zu einer stabilen industriellen Beschäftigungsbasis erweist sich trotz gewachsener Investitionen im verarbeitenden Gewerbe als außerordentlich schwierig.
    Die wirtschaftswissenschaftlichen Institute warnen in ihrem Herbstgutachten ausdrücklich vor dem Trugschluß, erstens sei den wirtschaftlichen Aspekten der deutschen Einigung weitgehend Rechnung getragen, zweitens sei der Aufholprozeß in Ostdeutschland damit auf die Schiene gesetzt und demzufolge stünde drittens einem Abbau der öffentlichen Transfers von West nach Ost nichts mehr im Wege.
    Allzuleicht, so heißt es im Gutachten weiter, entstehe der Eindruck, Ostdeutschland sei eine besonders dynamische Region, weil sie die höchsten Wachstumsraten in Europa aufweise. Dieser Eindruck ist jedoch falsch, da man allein aus hohen Wachstumsraten noch nicht zwangsläufig auf eine eigenständige Dynamik schließen kann.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Im Gegenteil, so die Institute: Sollten die Transferleistungen abgebaut werden, werde sich die ostdeutsche Wirtschaft als zu schwach für einen selbsttragenden Aufschwung erweisen.

    (Karl Diller [SPD]: Leider wahr! Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Ein Widerspruch nach dem anderen!)

    Wie reagieren nun die Bundesregierung und die Regierungskoalition auf diese Warnungen? Die Mittel für die Zuweisungen an die neuen Länder im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" wurden im Entwurf von 3,75 Milliarden DM auf 3,25 Milliarden DM zusammengestrichen. Die Koalition legte noch eines drauf, indem in der Bereinigungssitzung die Mittel um weitere 50 Millionen DM gekürzt wurden.

    Manfred Hampel
    Noch schlimmer sieht es in der mittelfristigen Finanzplanung aus. Bis zum Jahr 1999 sollen diese Mittel um rund 2,9 Milliarden DM auf 855 Millionen DM zurückfallen.

    (Karl Diller [SPD]: Waigel der Schreckliche!)

    Dies ist für uns Sozialdemokraten nicht hinnehmbar. Vielmehr ist eine Verstetigung in einer Höhe erforderlich, die den wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Ostdeutschland ausreichend Rechnung trägt.

    (Beifall bei der SPD)

    Angesichts der dramatischen Haushaltslage auch der Länder darf das Bund-Länder-Verhältnis bei der Gemeinschaftsaufgabe „Ost" kein Tabu sein. Durch die hohen Steuerausfälle auf Länderebene werden die Länder künftig ihren Anteil nicht in vollem Umfang kofinanzieren können. Die Folge: Ein Teil der Mittel fließt nicht ab, und dringend notwendige Investitionen unterbleiben. Die Kofinanzierungsquote sollte deshalb alsbald zugunsten der Länder verändert werden.
    Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir an dieser Stelle eine Bemerkung, die nichts direkt mit dem Haushalt zu tun hat; ich habe auch lange überlegt, ob ich sie hier bringen soll. Aber ich denke, sie paßt in das allgemeine Bild und muß gesagt werden. In einem Artikel im „Münchner Merkur" vom 3. November 1995 unter der Überschrift „Keine DM für PDS-Wähler" wird der Landesvorsitzende der Jungen Union in Bayern, Markus Söder, mit den Worten zitiert:
    Wer die PDS wählt, braucht keine D-Mark. Es geht nicht an, ständig über den Westen zu schimpfen und die PDS-Fuzzis zu wählen, aber gleichzeitig den Aufbau vor Ort allein aus dem Westen mit dem Solidaritätszuschlag zu finanzieren.
    Herr Söder fügte dann noch hinzu, nun sei die Schmerzgrenze erreicht.
    Meine Damen und Herren, solche Äußerungen sind ein Skandal.

    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Ein Spalter ist das! Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Was wollen Sie damit sagen?)

    Ich hätte auf dieses Zitat gern verzichtet, wenn irgendein kleines Licht in der CDU/CSU dies gesagt hätte. Aber es handelt sich immerhin um den Landesvorsitzenden der Jungen Union in Bayern.

    (Karl Diller [SPD]: Ein sehr trübes Licht! Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Unglaublich!)

    Mit ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik und den daraus resultierenden sozialen Unsicherheiten hat diese Bundesregierung der PDS schon viel zuviel Wähler in die Arme getrieben.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Wenn Sie wollen, daß noch mehr Menschen PDS wählen, dann müssen sich nur solche Stimmen mehren.

    (Beifall bei der SPD)

    Aber zurück zum Haushalt und zu meinem vierten Beispiel. Auch am Beispiel der Förderung von Fernwärmeanlagen läßt sich die Dissonanz zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und dem wirtschaftspolitischen Handeln dieser Koalition demonstrieren. Gerade unter den Aspekten der Modernisierung der Energieversorgung und des notwendigen ökologischen Umbaus der Industrie sind die Sanierung und der Ausbau der Fernwärme ein wesentlicher Beitrag.

    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben mit einem Erhöhungsantrag von 100 Millionen DM die notwendige Fortführung des Fernwärmesanierungsprogramms über 1995 hinaus wenigstens teilweise sichern wollen. Dies wurde von der Regierungskoalition natürlich prompt abgelehnt. Meine Damen und Herren von der Koalition, etwas mehr Sensibilität in der Energie- und Umweltpolitik würde auch Ihnen gut anstehen.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich möchte auch ein paar positive Beispiele nennen, die in den Berichterstattergesprächen und den Haushaltsberatungen erzielt werden konnten. Das ist die Erhöhung erstens der Kosten der Beteiligung des Bundes an ausländischen Messen und Ausstellungen im Bereich der gewerblichen Wirtschaft von 60 auf 65 Millionen DM, zweitens der Pflege der Wirtschaftsbeziehungen mit dem Ausland von 55 auf 57 Millionen DM, drittens der Förderung von Lehrgängen der überbetrieblichen und beruflichen Bildung im Handwerk von 67,5 auf 69,5 Millionen DM.
    Letztlich will ich auch die Erhöhung des Sonderprogramms FuE neue Länder um 60 Millionen DM erwähnen, wobei der Wermutstropfen allerdings ist, daß 50 Millionen DM dieser Erhöhung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Ost" geschnitten wurden.
    Positiv will ich auch anmerken, daß die Einrichtung von Umwelt-Area-Managern bei den Außenhandelskammern durch die Bereitstellung von Mitteln ermöglicht wird.
    Ausdrücklich begrüße ich, daß sich die Bundesregierung bei der Durchführung der Weltausstellung Expo 2000 durch Beteiligung an der Betreibergesellschaft und an der Schaffung eines Generalkommissariats finanziell engagiert.

    (Siegfried Hornung [CDU/CSU]: Gestern haben Ihre Kollegen genau das Gegenteil gesagt!)

    Dieses Generalkommissariat ist jedoch trotz der privatrechtlichen Konstruktion Zuwendungsempfänger.
    Nach der Vorlage von sehr globalen Wirtschaftsplänen im Anfangsstadium erwarte ich für 1996 und die nachfolgenden Jahre detaillierte Wirtschaftspläne und Abrechnungen.

    Manfred Hampel
    Meine Damen und Herren, ein Dorn im Auge ist mir auch der Sitz des Büros in Berlin. Das Gegenargument lautet, man könne die organisatorischen Leistungen für die Expo 2000 ebensogut von Berlin aus erbringen. Ich denke aber: Der Sitz des Generalkommissariats hat für die Expo eine gewisse symbolische Bedeutung. Sie findet nun einmal nicht in Berlin, sondern in Hannover statt. Deshalb gehört das Büro dorthin.
    Außerdem könnte ich mir vorstellen, daß die Organisation der Veranstaltung von Hannover aus wesentlich kostengünstiger zu bewältigen ist. Dabei denke ich nur an die Posten „Mieten" und „Reisekosten".
    Meine Damen und Herren, in diesem Jahr sind die Zinszuschüsse für die Schiffswerften als Verpflichtungsermächtigung in die Haushalte 1997 und 1998 eingestellt worden. Die Bundesregierung ist dabei von einer hälftigen Finanzierung durch Bund und Länder ausgegangen. Der Sache nach handelt es sich um eine Reederhilfe, die seit jeher zu 100 Prozent Aufgabe des Bundes war. Unseren diesbezüglichen Antrag hat die Koalition abgelehnt.
    In den letzten Tagen hat es eine Entwicklung gegeben, die es notwendig macht, über das Thema Werftenhilfe erneut zu reden.

    (Anke Fuchs [Köln] [SPD]: Wohl wahr!)

    Das OECD-Abkommen wird wahrscheinlich nicht, wie ursprünglich geplant, Ende dieses Jahres in Kraft treten. Die USA und Japan haben dieses Abkommen nämlich noch nicht ratifiziert. Weiterhin läuft die 7. EU-Schiffsbau-Beihilfe-Richtlinie nicht Ende des Jahres aus, sondern ist um neun Monate verlängert worden.
    Die Bundesregierung muß schnellstens handeln, damit die deutsche Werftindustrie nicht weitere Wettbewerbsnachteile hinnehmen muß.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, in diesem Jahr werden in den Bundeshaushalt erstmals Mittel für den Ersatz des Kohlepfennigs eingestellt. Eine steuerliche Gegenfinanzierung ist am Widerstand der F.D.P. gescheitert. Dies hat zur Folge, daß die Strompreise für die Verbraucher in Westdeutschland niedriger geworden sind. In Ostdeutschland waren die Strompreise durch den riesigen investiven Nachholbedarf der Energieversorgungsunternehmen ohnehin schon höher. Durch den Wegfall des Kohlepfennigs ist die Differenz und damit auch der Wettbewerbsnachteil der ostdeutschen Industrie größer geworden.
    Eine schnelle Lösung ist dringend erforderlich. Da stehen Sie, meine Damen und Herren von der Koalition, in der Verantwortung.

    (Beifall bei der SPD)

    Meine Damen und Herren, ich bin mir durchaus bewußt, daß alle meine Beispiele auf Erhöhungsanträge hinauslaufen, die in der derzeitigen Haushaltssituation und ohne grundlegende strukturelle Änderungen im Bundeshaushalt nicht realisierbar sind.
    Deshalb haben wir auf konkrete Anträge in der zweiten Lesung verzichtet.
    Nur: Wenn es diese kritische Situation nun einmal erfordert, hätte die Bundesregierung, insbesondere aber der Bundesfinanzminister, den Mut zu einer Ergänzungsvorlage haben müssen,

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    bei der es von A wie Absatzförderung ostdeutscher Produkte bis Z wie Zuschüsse für die Steinkohleindustrie keine Tabus geben darf.
    Leider hat Sie der Mut offenkundig verlassen, oder besser: Sie hatten ihn eigentlich noch nie.


Rede von Dr. Rita Süssmuth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Weng?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Hampel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ja.