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    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Jacoby


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich möchte darauf hinweisen, daß sich alle daran Beteiligten, einschließlich der SPD und der Bundesländer, zu der jetzt beschlossenen Regelung positiv bekannt haben. Deshalb hat es doch keinen Sinn, ein Vierteljahr später hinzugehen und dies herabzuwürdigen. Umgekehrt ist doch die Betrachtungsweise richtig: Stellen Sie doch bitte in Rechnung, welche finanzpolitischen Argumente gerade aus den sozialdemokratisch geführten Bundesländern gekommen sind,

    (Zuruf von der CDU/CSU: Jawohl! Schröder!)

    die die finanzpolitischen Rahmenbedingungen zur Kenntnis zu nehmen hatten und haben, wie das auch auf unserer Seite der Fall ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Insofern sage ich noch einmal: Wir stehen zu dieser Schwerpunktsetzung.
    Zum Abschluß möchte ich noch auf eines hinweisen, das in dieser Diskussion unehrlich ist. Sie diskutieren hier in einseitiger Schuldzuweisung gegenüber der Bundesregierung und erwecken den Eindruck, als ginge es lediglich darum, alles, was sozialpolitisch wünschenswert ist, hier zur Darstellung zu bringen.
    Schauen Sie sich bitte die Haushaltsplanberatung im Lande Niedersachsen an: Niedersachsen läßt viele soziale Leistungen ersatzlos wegfallen. - Oder schauen Sie sich die Haushaltsplanberatungen in Hessen an: Finanzminister in Hessen kündigt Einschnitte an. Auch Leistungsgesetze sind nicht ausgespart. - In dem Land, aus dem ich komme, im Saarland, protestieren insbesondere die Jugendverbände gegen eine fünfprozentige Minderung im Etatansatz, die durch die Landesregierung zu verantworten ist.
    Da ist es schon eine große Leistung, daß wir in finanzpolitisch schwieriger Zeit eines auf jeden Fall verhindert haben - und das war das Ansinnen der Verbände, wie es uns gegenüber vorgebracht worden ist -: Wir haben Abstand genommen von dem Gedanken, eine globale Minderausgabe zu beschließen und vorzunehmen, denn die hätte dann in der Tat Probleme mit sich gebracht, die bis in den institutionellen Teil gereicht hätten. Das haben wir nicht gemacht.
    Das wird auch anerkannt von denen, auf deren Engagement gerade in der ehrenamtlichen Ausprägung wir auch in der Zukunft Wert legen wollen, weil wir uns immer und immer wieder vergegenwärtigen sollten: Wir bieten hier die Initialzündung. Diese Initialzündung wird durch viele Initiativen in der freien Verantwortung multipliziert. Dafür sagen wir Dank. Wir sichern zu, daß dies auch in der Zukunft in Deutschland gut geschehen kann.
    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich erteile der Abgeordneten Rita Grießhaber das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rita Grießhaber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Diese Haushaltsdebatte steht im Prinzip unter dem Motto: Kürzen, sparen, Löcher stopfen und kaschieren.
    Nun ist dieser Haushalt für Familien, Senioren, Frauen und die Jugend wahrhaftig nicht üppig. - Den Rest vom Kabinett interessiert das offenbar auch nicht besonders. - Aber gleichzeitig ist es doch so, daß die betroffenen Gruppen unterstützender Hilfe immer notwendiger bedürfen. Denn dieses „Haus der Generationen", Frau Nolte, gerät doch zunehmend aus den Fugen. Warum? Das Fundament gerät ins Wanken, weil die bezahlte Erwerbsarbeit immer weniger wird. Das heißt, die daraus abgeleiteten sozialen Absicherungen geraten ins Wanken. Die Frauen wollen auch nicht mehr nahezu unbezahlt die gesamte Erziehungs- und Pflegearbeit alleine schultern. Sie können es auch nicht mehr, wenn nicht dieses soziale Netz, das Hilfsnetz, ausgebaut wird. Zum anderen müssen doch diese Arbeiten, die sie tun, Perspektiven eröffnen und dürfen nicht länger in Sackgassen und Einbahnstraßen enden. Wenn da nichts geändert wird, wird die soziale Bereitschaft für diese Arbeit immer mehr abnehmen.
    Was tun angesichts der Schuldenberge? Ich denke, in diesen Zeiten knapper Kassen haben wir, Frau Ministerin, mit dem Frauenministerium einen kleinen Vorteil: Wir Frauen sind an Mangel gewöhnt und müssen alles andere als überzogene Ansprüche abspecken. Das kann man hier einmal feststellen. Aber daß Sie ausgerechnet bei den Mitteln für Maßnahmen zur Gleichberechtigung, die sowieso nur einen ganz verschwindend kleinen Teil Ihres Haushalts ausmachen, noch einmal über eine Million DM kürzen, grenzt an Provokation.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der PDS)

    Knappe Mittel sind ein Problem, aber sie bedeuten doch nicht zwangsläufig politische Handlungsunfähigkeit. In diesen Zeiten kommt es darauf an, Prioritäten zu setzen, Phantasie zu investieren und die Mittel, wo sie vorhanden sind, nicht zu blockieren. Da sage ich nur noch einmal: viertes mittelfristiges Aktionsprogramm der Europäischen Union zur Verwirklichung der Chancengleichheit für Männer und Frauen - blockieren Sie es nicht länger, sondern stimmen Sie zu!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Nach wie vor gibt es natürlich Dinge, die einfach Geld kosten. Aber da muß man auch wieder fragen, wie man mit bescheidenen Mitteln spätere teure Reparaturen vermeiden kann. Wenn Sie nur an diese bedrückenden Aussagen bei der Anhörung zum Neunten Jugendbericht denken, meine Damen und Herren, Aussagen über die Situation in den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern, dann weiß man doch, wie notwendig Investitionen des Bundes gerade im Jugendbereich sind. Verabschieden Sie sich von dem Ziel, die Sonderprogramme Jugend Ost auf Null zu streichen!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Ich wurde in meiner Schulzeit sehr stark von den Möglichkeiten geprägt, die der deutsch-französische Jugendaustausch geboten hat. Ich denke, auf dieser Basis haben inzwischen Generationen die Idee des westlich geeinten Europas ganz real erfahren. Lassen Sie uns doch diese Idee verstärkt auch mit unseren osteuropäischen Nachbarn fördern! Sie haben ja Ihren Beitrag zum Deutsch-Polnischen Jugendwerk erhöht,

    (Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)

    aber ein Blick auf das deutsch-tschechische Verhältnis zeigt doch, wir sollten in Zukunft auch an die anderen osteuropäischen Nachbarn denken, sie nicht außen vor lassen, und die beiden Präsidenten Havel und Herzog haben hier richtige Zeichen gesetzt und zu Jugendtreffen aufgerufen. Stellen Sie die Mittel dafür bereit!

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Ein weiterer Bereich, in den Sie mehr Geld investieren, in dem aber auch, denke ich, mehr Phantasie gefragt ist, ist dieses traurige Kapitel vom Unterhaltsvorschuß.
    Frau Nolte, Sie haben gesagt, wer Politik für Kinder aus der Sicht von Kindern definiert, darf sie nicht schlechterstellen, nur weil ihre Eltern nicht miteinander verheiratet sind. Das sollte aber auch bei Unterhaltsregelungen gelten. Es paßt doch nicht mehr in unsere Zeit, wenn Kinder Alleinerziehender beim Unterhalt schlechtergestellt sind als eheliche Kinder nach einer Scheidung. Sie haben diesen Haushaltstitel um 70 Millionen DM erhöht, ich weiß, wegen der Anhebung der Altersgrenze und der steigenden Zahl der Fälle. Aber es gilt doch auch mal nachzuforschen, warum denn einerseits die Zahlungsmoral der Väter ständig abnimmt und andererseits Kinder in dieser Gesellschaft für immer mehr Menschen anscheinend unbezahlbar werden. Da muß man mal nachforschen, was die Ursachen sind und welche familienpolitischen Konsequenzen das hat.
    Aber vielleicht müssen Sie ja auch Strukturen ändern; denn die Jugendämter, die das Geld von Bund und Land ausbezahlen, haben überhaupt keinen finanziellen Anreiz, dieses Geld auch wieder einzutreiben. Ob jetzt dabei so drastische Maßnahmen wie in den USA - Führerscheinentzug - hilfreich wären, ist eine andere Diskussion. Aber dieses strukturelle Problem angehen, ich denke, das müssen wir tun.

    (Beifall der Abg. Dr. Gisela Babel [F.D.P.])

    Dann gibt es, was die Strukturen angeht, sehr viele andere Dinge. Bauen Sie doch den sogenannten Erziehungsurlaub zu einem flexibel zu gestaltenden Zeitkonto für die Eltern aus!
    Dann ist auch die Frauenquote ein strukturelles Instrument, wo Sie parteimäßig in die Gänge kommen

    Rita Grießhaber
    müssen, wo man aber auch sagen kann: Die Frauenquote ist ein wichtiger Mosaikstein, doch wenn andere notwendige Bedingungen nicht da sind, wie eine bedarfsgerechte verläßliche Kinderbetreuung, dann läuft sie auch ins Leere. Das muß man hier einmal ganz klar sagen.
    In Ihrem eigenen Hause sollten Sie, denke ich, endlich auch einmal Ihr begrenzt wirkendes Gleichberechtigungsgesetz dadurch stärken, daß Sie endlich die entsprechenden Arbeitszeitregelungen in dem eigenen Ministerium einführen. Die fehlen nämlich auch.
    Zum Schluß möchte ich noch einen Punkt nennen, bei dem es um ideologische Unterstützung geht, was überhaupt kein Geld kostet. Das ist, meine Damen und Herren, die Frage der Vergewaltigung in der Ehe. Menschenrechte sind unteilbar, auch in der Ehe, denn es wäre willkürlich, wenn der Staat die Eheschließung als Grund für eine Relativierung von Persönlichkeitsrechten ansähe.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)

    Widerspruchs- und Versöhnungsklauseln schaffen bewußt eine unklare Rechtslage, die Tat wird vom Verbrechen zum Konflikt. Lehnen Sie diese Klauseln ab!
    Frau Nolte, der soziale Kitt in Ihrem Generationenhaus bröckelt. In Ihren Kassen ist nicht viel Spielraum. Um so nötiger sind strukturelle Änderungen. Sie kosten vor allem Mut. Sie haben auf der fünften Gleichberechtigungskonferenz gesagt: Frauen- und Gleichberechtigungspolitik dürfen kein Luxus sein, den man sich nur in guten Zeiten leistet, sondern sie sind eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir uns jetzt und in Zukunft stellen müssen. Tun Sie es! Wir unterstützen Sie gerne. Aber dem Einzelplan stimmen wir nicht zu.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist aber schade!)

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)