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ID1306722500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 13/67 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 67. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 8. November 1995 Inhalt: Erweiterung und Abwicklung der Tagesordnung 5727 A Absetzung des Punktes III j von der Tagesordnung 5727 B Nachträgliche Ausschußüberweisung . 5727 B Begrüßung des Außenministers von Costa Rica, Herrn Dr. Fernando Naranjo, und einer Delegation 5796 D Tagesordnungspunkt I: Fortsetzung der zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1996 (Haushaltsgesetz 1996) (Drucksachen 13/2000, 13/2593) 5727 C Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 13/2604, 13/2626) . . . 5727 C in Verbindung mit Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 13/2605, 13/2626) 5727 D in Verbindung mit Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 13/2614, 13/2626) . . . 5727 D Günter Verheugen SPD 5728A, 5751 B Rudolf Seiters CDU/CSU 5732 D Gerd Poppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5736 A Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P 5737 B Hans Büttner (Ingolstadt) SPD . . . 5739 B Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister AA . 5741 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . 5743 D Eckart Kuhlwein SPD 5744 B, 5751 C Dr. Erich Riedl (München) CDU/CSU . . 5746 D, 5751B, 5751 D Eckart Kuhlwein SPD 5747 B Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F.D.P. 5749 D Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5752B, 5757 B Dr. Otto Graf Lambsdorff F.D.P. . . . . 5756 D Dr. Helmut Haussmann F.D.P 5758 B Gerhard Zwerenz PDS 5759 D Dr. Helmut Kohl, Bundeskanzler . . . 5761 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5769 D Rudolf Scharping SPD 5770 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 5778B Günter Verheugen SPD 5779 B Ingrid Matthäus-Maier SPD 5781 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5784 A Ina Albowitz F.D.P. 5785 A Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5785 C Dr. Gregor Gysi PDS 5786 D Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 5790B Ernst Kastning SPD 5792A, 5799 B Paul Breuer CDU/CSU 5792 D Jürgen Koppelin F.D.P 5793 C Dr.-Ing. Paul Krüger CDU/CSU 5796 D Jürgen Augustinowitz CDU/CSU . . . 5798D Stephan Hilsberg SPD 5799 C Eckart Kuhlwein (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5800C Dr. Peter Struck (Erklärung nach § 31 GO) 5801 A Namentliche Abstimmungen . . 5800B, 5801 C Ergebnisse 5802A, 5807 A Tagesordnungspunkt III: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Errichtung eines Umweltbundesamtes (Drucksache 13/2687) . . . 5804 B b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Autobahnzusammenschluß sowie über den Bau und den Umbau einer Grenzbrücke im Raum Forst und Erlenholz (Olszyna) (Drucksache 13/2688) 5804 B c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Erhaltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landesstraßen an der deutsch-polnischen Grenze (Drucksache 13/2689) 5804 C d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über den Zusammenschluß der deutschen Bundesstraße B 97 und der polnischen Landesstraße 274 sowie über den Bau einer Grenzbrücke im Raum Guben und Gubinek (Drucksache 13/2690) . . . . . . . . . . . 5804 C e) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des AGB-Gesetzes (Drucksache 13/2713) . . . 5804 D f) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlagerung des Sitzes des Bundesverwaltungsgerichts von Berlin nach Leipzig (Drucksache 13/2714) 5804 D g) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Fleischhygienegesetzes (Drucksache 13/2904) 5804 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung zur Veräußerung der von den britischen Streitkräften freigegebenen bundeseigenen Wohnsiedlung in Werl (Drucksache 13/2650) 5805 A i) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Einwilligung gemäß § 64 Abs. 2 der Bundeshaushaltsordnung in die Veräußerung der bundeseigenen Liegenschaft in Leipzig, Essener Straße 1-3, an den Freistaat Sachsen (Drucksache 13/2678) . . . . . . . . 5805 A Zusatztagesordnungspunkt i: Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes des Verwaltungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes und des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes (Drucksache 13/2838) 5805A b) Antrag der Gruppe der PDS: Grundrechte für die in der Europäischen Union lebenden Menschen (Drucksache 13/2457) 5805B Tagesordnungspunkt IV: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundeswasserstraßengesetzes (Drucksachen 13/192, 13/1583) 5805C b) Zweite Beratung und Schlußabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Kaffee-Übereinkommen von 1994 (Drucksachen 13/1667, 13/2648) 5805 C e) Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Filmförderungsgesetz (Drucksachen 13/1666, 13/1899 Nr. 2, 13/2647) . . . 5806 C f) Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Erfahrungen mit der befristeten umsatzsteuer- lichen Übergangsregelung und den Auswirkungen auf den innergemeinschaftlichen Warenverkehr sowie über den Stand der Bemühungen, zu einer endgültigen Umsatzsteuer-Regelung im europäischen Binnenmarkt zu kommen zu dem Bericht der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament: Funktionieren der MwSt-Übergangsregelung für den innergemeinschaftlichen Handelsverkehr (Drucksachen 12/8221, 13/725 Nr. 62, 13/1097, 13/ 1096 Nr. 2.1, 13/2673) 5806C g) Beschlußempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 11 13 Titel 646 11 - Erstattung des Sozialzuschlags für Rentenempfänger in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Drucksachen 13/2096, 13/2275 Nr. 1.6, 13/2762) . . 5806 C h) bis i) Beschlußempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 73 und 74 zu Petitionen (Drucksachen 13/2765, 13/2766) 5806D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 13/2620, 13/2626) . . . 5809B Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . 5809 C Michael von Schmude CDU/CSU . 5812A, 5817B Dr. R. Werner Schuster SPD 5814 B Wolfgang Schmitt (Langenfeld) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5814 D Armin Laschet CDU/CSU 5816 C Roland Kohn F.D.P. 5817D Dr. Willibald Jacob PDS 5819C Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . 5820B Carl-Dieter Spranger, Bundesminister BMZ 5820D Dr. R. Werner Schuster SPD 5822 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 13/2606, 13/2626) 5823D in Verbindung mit Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 13/2624, 13/ 2626) 5823 D Uta Titze-Stecher SPD 5824 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . 5826 D Dr. Klaus-Dieter Uelhoff CDU/CSU . . 5828 B Uta Titze-Stecher SPD 5831 A, 5831 C Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) F D.P. . 5832A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5832 B Dr. Burkhard Hirsch F D P. 5834 B Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5836 C Dieter Wiefelspütz SPD 5836 D Ulla Jelpke PDS 5837 C Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU 5839A Günter Graf (Friesoythe) SPD 5839 D Erwin Marschewski CDU/CSU 5842 B Manfred Kanther, Bundesminister BMI 5843 B Peter Dreßen SPD 5845 A Günter Graf (Friesoythe) SPD . . . 5845 D Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 13/2617, 13/2626) 5846 C Siegrun Klemmer SPD 5846 D Peter Jacoby CDU/CSU 5850 D Margot von Renesse SPD 5852 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5853 A Heinz Lanfermann F.D.P. . . . . 5854B, 5857 B Heidemarie Lüth PDS 5855 D Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 5856 D Maria Eichhorn CDU/CSU 5858 A Claudia Nolte, Bundesministerin BMFSFJ 5859A Nächste Sitzung 5861 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 5862* A 67. Sitzung Bonn, Mittwoch den 8. November 1995 Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), BÜNDNIS 08. 11. 95 Marieluise 90/DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 08. 11. 95 * Dr. Dobberthien, SPD 08. 11.95 Marliese Fischer (Unna), Leni CDU/CSU 08. 11. 95 * Hafner, Gerald BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Dr. Hauchler, Ingomar SPD 08. 11. 95 Hörsken, Heinz-Adolf CDU/CSU 08. 11. 95 Meißner, Herbert SPD 08. 11. 95 Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 08. 11.95 Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Nickels, Christa BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Odendahl, Doris SPD 08. 11.95 Dr. Scheer, Hermann SPD 08. 11.95 Schoppe, Waltraud BÜNDNIS 08. 11.95 90/DIE GRÜNEN Steindor, Marina BÜNDNIS 08. 11. 95 90/DIE GRÜNEN Terborg, Margitta SPD 08. 11.95 Vogt (Düren), Wolfgang CDU/CSU 08. 11. 95 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gertrud Dempwolf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Der vorgelegte Haushaltsentwurf ermöglicht es, - so sagte sie in diesem Haus am 7. September -
    die bewährten Instrumente unserer Politik für Familien, Senioren, Frauen und Jugend fortzuführen. Er gewährleistet Kontinuität und gibt Raum auch für die Verwirklichung neuer Ansätze.

    (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.] Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: So ist es!)

    Es mag ihr Geheimnis bleiben, wo sie diese Spielräume bei einem Rückgang der freien Mittel erkennen kann. Um über 11 Millionen DM sollen die allgemeinen Bewilligungen sinken. Gerade noch knappe 870 Millionen DM - das sind magere 6 Prozent dieses Etats - stehen damit für die Förderung von Maßnahmen zur Verfügung. Der Rest nämlich wird durch gesetzliche Leistungen sowie durch Personal- und Sachhaushalte gebunden.
    Da liegt es auf der Hand, daß dieser Rückgang jeglichen Gestaltungsspielraum zunichte macht und die vielbeschworenen neuen Ansätze Makulatur werden läßt. Wenn die Zuwendungen an die Träger der Maßnahmen nicht einmal mehr die Inflationsverluste des Vorjahres ausgleichen, muß dies zu einem realen Weniger bei Maßnahmen und Projekten führen. In vielen Gesprächen haben mir die Betroffenen ihre desolate Situation geschildert. Für nicht wenige steht tatsächlich die Fortsetzung ihrer Arbeit in Frage.
    Damit ist auch eine ordnungspolitische Frage aufgeworfen. Das Subsidiaritätsprinzip war jahrzehntelang eine Säule der bundesdeutschen Sozialordnung. Fällt die Bezuschussung freier Träger für deren Beitrag zur Sozialstaatlichkeit dem Haushalt zum Opfer, werden dort, wo Staat und Markt versagen, Versorgungslücken bei öffentlichen Aufgaben unweigerlich entstehen.
    Lassen Sie mich, Frau Ministerin, weil es von Ihrem Hause in bekannter Regelmäßigkeit als Aushängeschild benutzt wird, noch ein Wort zum Familienleistungsausgleich sagen. Es ist richtig: Mit der Neuregelung sind Verbesserungen für Familien erreicht worden. Mit Beharrlichkeit aber verschweigen Sie, welch großen Anteil wir Sozialdemokraten an dem erreichten Kompromiß tragen.

    (Beifall bei der SPD)

    Auf jeden Fall ist dieser Fortschritt völlig ungeeignet, die finanzielle Misere des hier zu beratenden Einzelplans zu kaschieren oder gar zu legitimieren.
    Ich komme zu einigen ausgewählten Politikbereichen und beginne mit der Familienpolitik.
    Daß für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in diesem Haushalt deutlich höhere Ansätze veranschlagt sind als bisher, bestätigt die Argumente, mit denen wir diese Aufstockung immer gefordert haben. Experten haben mehrfach darauf hingewiesen, daß der Finanzbedarf bei jährlich 20 Millionen DM liegt. Wenn die Aufgaben, die der Bundeszentrale auch durch höchstrichterliche Rechtsprechung im Präventionsbereich zugeschrieben werden, erfüllt werden sollen, muß natürlich in den nächsten Jahren noch einmal kräftig nachgebessert werden. Wir sehen den jetzigen Ansatz als ersten Schritt.

    Siegrun Klemmer
    So erfreulich sich diese finanzielle Ausstattung gestaltet, so bedenklich muß die Entwicklung erscheinen, daß die BZgA inhaltlich immer stärker in das ideologische Korsett der Bundesregierung gezwängt wird. Wenn Herr Minister Seehofer auf Betreiben einer katholisch-konservativen Allianz die Aufklärungsbroschüre „Starke Mädchen" aus dem Verkehr zieht, dann steht dies symptomatisch für den neuen Wind, der all denen ins Gesicht weht, die jungen Menschen eine selbstbestimmte und lustvolle Sexualität zugestehen und sie ihnen auch zielgruppengerecht vermitteln möchten. Es ist nicht gerade ein Ruhmesblatt, Frau Ministerin, wenn Sie diesem Vorgang kommentar- und tatenlos zusehen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Mit einiger Überraschung habe ich der Bereinigungsvorlage zu diesem Haushalt entnommen, daß beim Erziehungsgeld für 1996 in letzter Minute eine Kürzung um 850 Millionen DM veranschlagt worden ist. Aus der Vorlage ist zu ersehen, daß es sich dabei um eine Anpassung „auf Grund aktueller Entwicklung" handelt. Gemeint ist damit gleichwohl nicht das riesige Milliardenloch des Finanzministers, sondern die Tatsache, daß die seit Jahren unveränderten Einkommensgrenzen mittlerweile so absurd niedrig sind, daß ein rasant steigender Teil der Familien leer ausgeht. Wenn Sie, Frau Ministerin, erst untätig zusehen, daß Ihr familienpolitisches Paradeinstrument zahnlos wird, und dann mit gespieltem Erstaunen Herrn Waigel eine Minderausgabe in den Schoß legen, dann ist das an Zynismus kaum noch zu überbieten.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zur Seniorenpolitik und beginne mit einer Weisheit aus der Politik, die da lautet: Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. Für die Seniorenpolitik kann man sagen: Oder man erteilt einen Forschungsauftrag.

    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Bei der SPD heißt es „ Querschnittsgruppe " !)

    Schaut man sich die Dimension und die Ausrichtung der Projekte an, mit denen Ihr Haus, Frau Ministerin, Seniorenforschung betreibt, muß die Ratlosigkeit groß sein. - Herr Kollege Kalb, hören Sie mal gut zu. Sie sind zwar noch ein bißchen jünger, aber auch Sie werden älter.
    Völlig unstreitig ist die Notwendigkeit, den demographischen Wandel wissenschaftlich aufzuarbeiten. Die fehlende Koordination jedoch, mit der zwei Altersforschungsinstitute institutionell und ein zusätzlicher globaler Forschungstitel aus dem Einzelplan 17 gefördert werden, erweist der Sache wahrhaftig einen Bärendienst.

    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man den Forschungsaufwand in Relation stellt zum Bundesaltenplan, erkennt man ein krasses Mißverhältnis zuungunsten der Förderung konkreter Maßnahmen.
    Die einseitig funktionalistische Betrachtung älterer Menschen, nach der das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben einen automatischen Statusverlust nach sich zieht, muß endlich der Vergangenheit angehören.

    (Beifall bei der SPD)

    Staatliche Fürsorge für Senioren beinhaltet mehr, als dafür zu sorgen, daß sie für die letzten Jahre einigermaßen geordnet über die Runden kommen.
    Eine Gesellschaft, die auf die Beiträge und Erfahrungen alter Menschen verzichtet, tut sich keinen Gefallen. Das alte Bild des Älterwerdens bezieht sich vor allem auf Defizite, auf Verlust von Kraft und Kompetenzen. Eine genaue Sichtweise hingegen erkennt, daß auch Alter voll von Tatkraft und Kreativität sein kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
    Um diese Erkenntnisse entsprechend umzusetzen, bedarf es selektiver Instrumente innerhalb einer schlüssigen Gesamtkonzeption. Diese fehlen. Die mageren Mittel lustlos zu verteilen, Frau Ministerin, kann nicht Ihr letztes Wort sein.

    (Beifall bei der SPD)

    Ich komme zur Frauenpolitik. Ich will mir das Zitat aus Zeitgründen ersparen, das Sie, Frau Ministerin, während der Gleichberechtigungskonferenz vorige Woche in Berlin gesagt haben. Wir alle kennen dieses Zitat. Leider sieht die Praxis immer anders aus.
    Der jüngste CDU-Parteitag hat zum Entsetzen des Kanzlers offengelegt, daß die Gleichstellung von Frau und Mann in der CDU noch immer ein nachgeordneter Politikbereich ist. Die Parteitagsregie hätte diesen Eindruck gerne vermieden. So aber erscheint dieser Haushalt nur als Fortsetzung der alten Politik mit alten Mitteln. Das ist zwar nicht mehr fortschrittlich, aber wenigstens ehrlich.
    Noch immer ist der Frauentitel im Einzelplan 17 mit 24 Millionen DM mehr als kläglich ausgestattet. Noch immer sammelt sich darunter eine Vielzahl von Projekten, deren Zusammenstellung sich weder mit einem bundespolitischen Erkenntnisinteresse noch mit einem inhaltlichen Konzept erklären läßt. Vielmehr hat unter den Trägern längst ein fruchtloser, schädlicher Wettbewerb Einzug gehalten; denn Neuankömmlinge müssen sich mit abstrusen Mitteln gegenseitig an Originalität überbieten, um überhaupt eine Chance zu haben, in die Förderung aufgenommen zu werden.
    Ich sage Ihnen, Frau Ministerin: Hauen und Stechen können nicht die Mechanismen einer problembewußten Frauenpolitik sein.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Der Titel muß erhöht werden. Zudem muß ein Konzept her für die Förderung von Frauen in Bundeszuständigkeit. Das steht bei Ihren Hausaufgaben an erster Stelle.
    Was noch immer fehlt, ist Ihre ideologiefreie Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen. Sie bleiben noch immer fest im Dickicht Ihrer Vorbehalte stecken. Wir haben auch dieses Jahr zum wiederholten Male gefordert, daß Sie einen Schwer-

    Siegrun Klemmer
    punkt „lesbenpolitische Maßnahmen" in den Frauentitel aufnehmen. Zumindest wäre dieses Zugeständnis an die Realität längst überfällig gewesen.
    Frau Ministerin Nolte, es kann nicht genügen, wenn Sie nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Frauenförderung ein Lippenbekenntnis ablegen. Alles sei halb so schlimm, sagten Sie hier anläßlich der Bundestagsaussprache, auch biete das Urteil endlich Rechtsklarheit, und zudem werde sich die Bundesregierung dadurch nicht von ihrem Weg der Frauenförderung abbringen lassen. Na prima! Warum, so frage ich Sie, blockiert dann die Bundesregierung als einzige von 15 Regierungen der Europäischen Union das 4. Aktionsprogramm zur Frauenförderung?

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    Diese Frage haben Sie der Kollegin Schmidt in der Debatte nicht beantwortet. Vielleicht sagen Sie heute etwas dazu.
    Zur Jugendpolitik. Heerscharen von Jugendforschern, darunter das Deutsche Jugendinstitut, stehen seit einigen Jahren einem Phänomen gegenüber, das nur mit dem Begriff der Entfremdung treffend zu benennen ist. Voll resignativer Skepsis wenden sich große Teile der jungen Generation ab oder blenden sich aus. Die alten Lebensentwürfe sind vom Tempo einer sich rasant verändernden Gesellschaft überrollt; neue Orientierungen und Perspektiven aber sind für viele nicht zu sehen.
    So werden Teile der jungen Generation zur Szene. Sie sind zersplittert in Trends, teilweise in mystische Kulte; sie finden sich in den Erwachsenen völlig verschlossenen Cliquen zusammen. Das konnten Sie gerade gestern in einem erschütternden Bericht über zwei junge Selbstmörderinnen aus München im „Spiegel" lesen.
    Die Chancenlosen unter ihnen greifen zum Brandsatz. Selbst die, die einfach nur normal sein wollen, kommen in verschärfter Konkurrenz um Bildung und Arbeit zunehmend aus der Bahn. Die neue deutsche Armut, so meldet die „Berliner Zeitung", ist vor allem jung. In Berlin sind mittlerweile 42 Prozent der Sozialhilfeempfänger jünger als 25 Jahre. Was machen Sie? Die Regierung kürzt im gleichen Augenblick die Arbeitslosenhilfe.
    Welche Ängste und Reaktionen dies freisetzt, hat der Neunte Jugendbericht der Bundesregierung für Ostdeutschland eindrucksvoll belegt. Fast 700 Seiten hat die Sachverständigenkommission Ihnen ins Stammbuch graviert. Die Botschaft allerdings ist bei Ihnen offenbar noch nicht angekommen: Der Kinder- und Jugendplan ist zu einem Steinbruch geworden.
    Verbände der Jugendhilfe und die Jugendverbände müssen seit Jahren eine nominale Stagnation hinnehmen. Diese ermöglicht es ihnen mit Müh und Not, auf dem Level zu bleiben, den sie vor fünf Jahren hatten; denn durch die Preissteigerungen wird ihnen all das, was dazugekommen ist, wieder weggenommen.
    Der Deutsche Bundesjugendring und seine Mitgliedsorganisationen bieten den Rahmen für die Artikulation und Selbstorganisation junger Menschen nach demokratischen Prinzipien und müssen deshalb auch als politische Sozialisationsinstanz anerkannt werden. Auch das Ehrenamt als die Säule von Jugendarbeit muß von Ihnen endlich wieder gestärkt werden.

    (Beifall bei der SPD)

    Wer dann, wie die Berichterstatter der Koalition, den Regierungsansatz für den Kinder- und Jugendplan noch einmal auf glatte 205 Millionen DM abrundet, entlarvt das ganze Ausmaß seiner Ignoranz. Junge Menschen sind keine Verfügungsmasse für Haushaltssanierung.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Zu unterschiedlichen Bereichen der Jugendpolitik haben die Sozialdemokraten Anträge gestellt: zu Jugendbildungsstätten, zu Betreuungstiteln für junge Aussiedler und Flüchtlinge. Sie haben alle unsere Anträge abgelehnt. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsfraktionen, Sie müssen sich daher vorhalten lassen, die Zukunftschancen der jungen Generation auf dem Altar unseriöser Haushaltspolitik und inhaltlicher Trägheit zu opfern.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Zum Schluß möchte ich einige Anmerkungen zum Zivildienst machen. Die Äußerung der Wehrbeauftragten Frau Marienfeld, Zivildienstleistende als Egoisten abzuurteilen,

    (Zuruf von der SPD: Unglaublich!)

    ist Gott sei Dank auch in ihren eigenen Reihen kopfschüttelnd als Fehlstart aufgenommen worden.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Leider nicht überall! — Karl Diller [SPD]: Viel zu milde!)

    Diese Entgleisung hat nicht nur im Umfeld des Zivildienstes gewaltigen Flurschaden angerichtet; sie legt auch in seltener Deutlichkeit offen, welchen Stellenwert der Zivildienst in Ihren Reihen tatsächlich immer noch hat. Hinter Ihren freundlichen Kulissen, meine Damen und Herren Kollegen von der Koalition, wird die Kriegsdienstverweigerung nämlich immer noch als spleenige Idee der Verfassungsväter gehandelt.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Die häßlichen Attribute von den Drückebergern, denen, so Frau Marienfeld in einem Interview vom 5. August, bei ihrer Arbeit keine besonderen Leistungen abverlangt würden, sprechen eine deutliche Sprache.

    (Zuruf von der SPD: Ungeheuerlich!)

    Wer im Pflegedienst oder im Umweltschutz wertvolle
    Arbeit leistet, muß sich für seine Motive weder von

    Siegrun Klemmer
    Ihnen diffamieren lassen noch die ständige Litanei ertragen,

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)

    wie sehr viel staatsdienlicher und normaler doch der Wehrdienst ist.

    (Zuruf von der SPD: Frau Marienfeld muß sich entschuldigen!)

    So bleibt der Zivildienst wehr- und beschäftigungspolitischen Opportunitäten ausgeliefert. In Zeiten, in denen die Bundeswehr aus allen Nähten platzt, werden Verweigerer im Eilverfahren anerkannt und als mobile Eingreiftruppe gegen Pflegenotstand und soziale Unterversorgung eingesetzt. Das kennen wir. Kaum sieht die Hardthöhe die Sollstärke wanken, wird die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer sozusagen zum hoheitlichen Gnadenakt.

    (Beifall bei der SPD)

    Zunächst werden formale, schließlich werden inhaltliche Anerkennungskriterien verschärft. Die 118 000 jungen Männer, die 1996 Zivildienst leisten werden, treffen diese Entscheidung allerdings unabhängig von der Ausgestaltung des Zivildienstes. Für sie stehen Fragen der Attraktivität und der Sinnhaftigkeit des Dienstes bei der Bundeswehr im Vordergrund.
    Der hier zu beratende Einzelplan 17 ist ein Dokument der Randstellung des Zivildienstes. Die Zivildienstschulen hinken mit ihren Kapazitäten dem Bedarf hinterher. Die Quote der Zivildienstleistenden, die überhaupt in den Genuß eines Einführungslehrganges kommen, ist so mittlerweile auf 36 Prozent zurückgefallen.

    (Zurufe von der SPD: Unsäglich! Schlimm! )

    Diejenigen Verbände, die den fachlichen Teil der Einführung in eigener Regie übernehmen, mußten eine siebenjährige Stagnation bei den Zuschüssen hinnehmen.

    (Zuruf von der SPD: Das ist ein Skandal!)

    Als diese Zuschüsse Mitte dieses Jahres endlich angehoben wurden, geschah dies nur im Gegenzug zu einer Verschlechterung der Abrechnungsmodalitäten.
    Ein ganz eklatanter sozialpolitischer Skandal ist der Wegfall der Aufwandszuschüsse an die Träger von Dienststellen im Bereich der sogenannten individuellen Schwerstbehindertenbetreuung ab dem 1. Januar 1996.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)

    Zahlreiche Verbände haben angekündigt - die haben sich auch bei den Kolleginnen und Kollegen von der Koalition gemeldet -, diese Zivildienststellen abzubauen. Die Pflegeversicherung wird, wie es momentan aussieht, nur den Kernbereich der Pflegeleistungen abdecken, so daß mit der Rund-um-die-UhrBetreuung und den „weichen" pflegerischen Tätigkeiten die Grundlage für die ambulante Versorgung von Schwerstbehinderten im eigenen Hausstand wegfällt. Drohende Heimeinweisungen werden die Folge sein, und die ausdrückliche gegenteilige Absicht, die das bei Einführung der Pflegeversicherung verhindern sollte, wird ad absurdum geführt.

    (Zustimmung bei der SPD)

    Ich komme zum Schluß. Dieser Haushalt, Frau Ministerin, verwüstet leider das „Haus der Generationen" . Es ist nicht in Ordnung. Zentrale Politikbereiche werden gerupft, andere dämmern unter den Nachwirkungen der letzten Sparhaushalte konturlos dahin, aber Bekenntnisse und Broschüren ersetzen keine politischen Schwerpunkte.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Leider sind Sie zu stark verstrickt in eine Gemengelage aus rückwärtsgewandter Ideologie und sich addierenden Effekten politischer Fehlentscheidungen, und - das ist im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen am schlimmsten - Sie, Frau Ministerin, fügen sich dem finanzpolitischen Crash-kurs Ihres Kollegen Waigel. Dabei bleiben die Chancen wesentlicher Teile unserer Gesellschaft auf der Strecke. Sie werden diese Folgen zu verantworten haben.
    Wenn Sie, Frau Ministerin, unsere Vorschläge berücksichtigen, dann können Sie sich der Unterstützung der Sozialdemokraten im Haushaltsausschuß bei den Auseinandersetzungen mit dem Finanzminister sicher sein. So aber bedingen dieser Haushalt und Ihre kleinlaute Beschränkung auf symbolische Politik folgerichtig unsere Ablehnung des Einzelplans 17.

    (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von Dr. Burkhard Hirsch
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich erteile das Wort dem Abgeordneten Peter Jacoby.

(Zuruf von der SPD: Der hat es jetzt schwer! Gegenruf von der CDU/CSU: Nein, der hat es leicht!)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Jacoby


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muß zunächst einmal sagen, daß es mir in der Tat schwerfällt, nach einem sachlichen Berichterstattergespräch und nach einer einigermaßen sachlichen Diskussion im Ausschuß jetzt zu dieser Stunde im Plenum des Deutschen Bundestages unvermittelt auf Polemik umzuschalten, und das in der Form, wie wir es eben gehört haben. Ich muß sagen, das fällt mir einigermaßen schwer.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich möchte deshalb gleich zu Beginn folgendes sagen.

    Peter Jacoby
    Erstens. Was hat das Stimmverhalten von Frau Minister Nolte in der Angelegenheit der Neuregelung des § 218 mit dem Haushalt des Jahres 1996 zu tun?

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ihre Bemerkung zu diesem Thema möchte ich zum Anlaß nehmen, zu sagen: Wer selbst in einer solchen Frage nicht den Respekt vor der persönlichen Gewissensentscheidung eines Abgeordnetenkollegen oder einer Ministerin oder eines Ministers zum Ausdruck bringt,

    (Zustimmung bei der CDU/CSU)

    der geht mit Maßgaben und Vorgaben an die Haushaltsdiskussion heran, die nicht zu dem Ziel führen können, um das es uns geht, nämlich die unterschiedlichen Gruppen, die unter die Zuständigkeit dieses Ministeriums fallen,

    (Zuruf von der SPD: Eben! Zum Beispiel die Frauen, Herr Kollege!)

    die Jugendlichen, die Frauen, die Familien, die Senioren, zusammenzuführen und eben nicht auszugrenzen und auseinanderzudividieren. Das ist für meine Begriffe ein entscheidender Unterschied.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)

    Eine zweite Vorbemerkung möchte ich auch noch machen. Sprache kann schon verräterisch sein.

    (Zuruf von der SPD: Eben!)

    Es gibt, Frau Kollegin, in der Tat Hilferufe junger Menschen. Aber von dieser Stelle aus davon zu sprechen, es gebe gewalttätige Hilferufe junger Menschen, das, finde ich, geht ebenfalls zu weit, und das geht über das Maß des Verständnisses hinaus, das wir von einer Stelle wie dem Rednerpult des Deutschen Bundestages zum Ausdruck bringen sollten. Jawohl, wir kümmern uns um Randgruppen, und wir kümmern uns um Probleme. Wir kümmern uns darum, wenn Hilferufe zu uns gelangen. Aber Verständnis für Gewalttätigkeit haben wir in keiner Weise und in keinem Zusammenhang. Auch das, glaube ich, muß gesagt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. - Zurufe von der SPD)

    Eine dritte Vorbemerkung zu den Ausführungen von Frau Kollegin Klemmer. Sie haben in der Tat recht: Der Haushalt des Ministeriums in der Größenordnung von rund 12,5 Milliarden DM enthält zu etwa 93 Prozent gesetzliche Leistungen.

    (Zuruf von der SPD: So ist es!)

    Lediglich 7 Prozent sind freiwillige Ausgaben. Nur, was soll es, sich hierherzustellen und diese beiden Bereiche gegeneinander auszuspielen, wenn wir auf der anderen Seite immer wieder von Planungssicherheit und Verläßlichkeit reden und wenn wir darauf drängen, daß sozialpolitische Anliegen in Gesetze umgegossen werden, diese also unsere Antworten auf soziale Herausforderungen in unserem Land sind? Insofern ist es völliger Unsinn, darüber zu reflektieren, wieviel freiwillige und wieviel gesetzliche Leistungen es in diesem Haushalt gibt. Es gibt jedenfalls eine Steigerung auch in diesem Etat gegenüber dem Vorjahr. Das ist der entscheidende Punkt. Das hängt mit unserer Prioritätensetzung zusammen.

    (Christel Hanewinckel [SPD]: Jetzt bin ich aber neugierig!)

    Würde dieser Einzelplan 17 unsere Regelungen zum Familienleistungsausgleich beinhalten, wie wir sie zum nächsten Jahr beschlossen haben - -

    (Christel Hanewinckel [SPD]: Beinhaltet er aber nicht!)

    - Er beinhaltet das deshalb nicht, weil wir die Familienleistungen von einer Sozialleistung hin zu einer Steuervergünstigung umgestellt haben. Das heißt, dieser Posten erscheint an anderer Stelle des Gesamtetats. Aber das soziale Anliegen, das dahintersteht, hat doch in unsere gesetzliche Regelung Eingang gefunden. Darüber kann doch nicht diskutiert werden.
    Würde dies genauso geregelt wie in den zurückliegenden 20, 25 oder 30 Jahren, dann würde der Etat des Einzelplans 17 gegenüber dem Vorjahr um sage und schreibe 20 Prozent ansteigen - 20 Prozent wegen unserer Prioritätensetzung in der Familienpolitik!

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Widerspruch bei der SPD)

    Deshalb ist es doch unsinnig, die Mathematik so anzuwenden, wie das eben gemacht worden ist. Das wird nicht dem gerecht, was wir sozialpolitisch, familienpolitisch im Blick auf Familien mit Kindern auf den Weg gebracht haben. Es wird auch nicht der gesellschaftspolitischen Wirklichkeit in unserem Land gerecht. - Das, glaube ich, muß zu dem gesagt werden, was eben Diskussionsthema gewesen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich möchte noch einmal auf folgendes hinweisen: Wir haben eine Prioritätenentscheidung, und wir haben nicht zuletzt durch Ihr Mitwirken im Vermittlungsausschuß - deshalb diskreditieren Sie sich jetzt doch selbst - dieser gemeinsamen Prioritätensetzung zum Durchbruch verholfen.
    Das Kennzeichen, das Markenzeichen des Ministeriums und der Schwerpunktsetzungen hier sind die Erhöhung des Kindergeldes, die Anhebung des Freibetrages, das Heraufsetzen der Altersgrenze auf 18 Jahre, die Perspektive der weiteren Anhebung über 1997 hinaus

    (Christel Hanewinckel [SPD]: Das hat doch mit dem Haushalt nichts mehr zu tun!)

    und schließlich die erklärte politische Absicht einer Dynamisierung der familienpolitischen Leistungen über 1998 hinaus.

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Peter Jacoby
    Das sind die Fakten, meine Damen und Herren, zu diesen Fakten bekennen wir uns, und zu diesen Fakten stehen wir.
    Das sind keine isolierten Maßnahmen - auch das muß zu Ihren Überlegungen zu den gesetzlichen Leistungen und den freiwilligen Leistungen gesagt werden -, sondern es bildet sich aus vielen Mosaiksteinen ein Bild gesellschaftspolitischen Engagements dieser Bundesregierung, und das über Jahre hinweg. Denn der Erziehungsurlaub, das Erziehungsgeld und die Anerkennung nicht nur der Erziehungsleistungen, sondern auch der Pflegeleistungen für die Rente sind ebenfalls gesetzlich verbrieft.

    (Christel Hanewinckel [SPD]: Reden Sie doch einmal von Ihrem Haushalt!)

    Sie finden auch ihren Ausdruck in den Ansätzen des Haushaltes. Deshalb sollten wir die Dinge nicht kleinreden, nicht herabwürdigen, sondern wir sollten sie so darstellen, wie sie sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber auch nicht aufblasen!)

    Im übrigen möchte ich sagen, meine Damen und Herren - auch dieser Gedanke ist mir bei Ihrem Hinweis auf das Stimmverhalten von Frau Minister Nolte im Zusammenhang mit der Regelung des § 218 gekommen -: Sie haben im Berichterstattergespräch und im Ausschuß selber begrüßt, daß der Aufwuchs um 3 Millionen auf jetzt 10 Millionen für die Umsetzung des Schwangeren- und Familienhilfegesetzes von uns gemeinsam beantragt worden ist. Das ist letztendlich allerdings alleine durchgesetzt worden. Sie haben das selber begrüßt.
    Ich finde, das ist Konsequenz, auch im Zusammenhang mit der Umsetzung dessen, was vom Bundesverfassungsgericht vorgegeben worden ist. Diese Konsequenz drücken wir auch in den anderen Bereichen aus: in der Jugendpolitik, in der Seniorenpolitik und in anderer Hinsicht.